Beiträge von Narrator

    [Blockierte Grafik: http://img836.imageshack.us/img836/1037/kil1.jpg] | Araxes


    Diesmal saß der Skythe ganz schön in der Patsche. Dabei konnte er sich kaum an den vergangenen Abend erinnern. Nur an den blonden Riesen konnte er sich noch entsinnen, den er wegen eines neuen Auftrages getroffen hatte. Was war nur in ihn gefahren, sich vor Fremden so gehen zu lassen? Seit dieser Sache im Hain war er vom Pech verfolgt gewesen. Außerdem hatte seine Tat einen Mords Wirbel entfacht. Die Stadt war wie elektrisiert und reagierte auf alles sehr empfindlich, was auch nur in entferntester Weise mit dem Frevel im Hain zu tun hatte. Aus genau diesem Grund saß er nun hier und wurde gefoltert.
    Dennoch, die Folterknechte wollten schnell zum Zug kommen, da sie erbarmungslos vorgingen. Wenn dies erst der Anfang war, womit würden sie ihr grausames Handwerk fortsetzen? Dass Araxes Leben verwirkt war, gleich welche Methoden zur Folterung man noch bei ihm anwenden sollte, war ihm längst klar.
    Und so züngelte sich das Feuer immer bedrohlicher an Araxes Fingerkuppen heran. Die Schmerzen steigerten sich um ein vielfaches und der sich allmählich entwickelnde Geruch von verbranntem Fleisch, der ihm in die Nase stieg, ging von seinen Fingern aus. Der Skythe schrie, bis er fast besinnungslos wurde, nicht fähig auch nur ein vernünftiges Wort zu artikulieren.
    Wie ein schwarzer Schatten begann bereits unaufhörlich der Wahnsinn sich Araxes´ Geist zu bemächtigen. Ab einem gewissen Punkt würde er alles gestehen, selbst Verbrechen, die er niemals begangen hatte.

    Der ehemalige Consul Purgitius Macer hatte es seinem Nachfolger überlassen, den kurz vor Ende seiner Amtszeit auf der Tagesordnung des Senates aufgetauchten Änderungsvorschlag zum Gesetz der Acta Diurna zur Abstimmung zu bringen. So legte der neue Consul in einer seiner ersten Sitzungen den bis dahin erarbeiteten Vorschlag zur Abstimmung vor.


    Der Senat der Stadt Rom beschließt eine Änderung des Codex Universalis, Pars Prima, § 7.2 Acta Diurna, Absatz 2 in Form folgender Neufassung:


    (2) Die Acta Diurna wird von einem Auctor geleitet, der die Verfügungsmacht laut Absatz 1 kommissarisch wahrnimmt und dem Senat einen jährlichen schriftlichen Finanzbericht vorlegt. Der Auctor wird per Decretum Senatus gewählt. Seine Amtszeit endet mit seinem Rücktritt oder durch Abberufung per Decretum Senatus.


    Anwesende stimmberechtigte Senatoren


    Spurius Purgitius Macer
    Titus Helvetius Geminus
    Lucius Aelius Quarto
    Potitus Vescularius Salinator
    Quintus Germanicus Sedulus
    Marcus Vinicius Lucianus
    Manius Flavius Gracchus
    Publius Matinius Agrippa
    Lucius Annaeus Florus
    Gaius Octavius Victor
    Faustus Octavius Macer
    Marcus Vinicius Hungaricus
    Aulus Flavius Piso
    Tiberius Aurelius Avianus
    Lucius Iulius Centho


    Abwesende stimmberechtigte Senatoren


    Medicus Germanicus Avarus
    Titus Aurelius Ursus
    Marcus Decimus Livianus
    Kaeso Annaeus Modestus
    Manius Tiberius Durus
    Herius Claudius Menecrates


    15 von 21 Vollsenatoren sind anwesend.
    Damit ist der Senat beschlussfähig.


    Sim-Off:

    Die Abstimmung läuft bis einschließlich dem 10.03.

    Mit einem lässigen Wink forderte der Consul zum Sprechen auf. "Immer raus mit der Sprache. Was man heute sagen kann, braucht nicht bis morgen zu warten."

    Der amtierende Consul spielte etwas geistesabwesend mit einem Stylus und blickte den Aedil fragend an. "Sollen wir das Thema dann vertagen, bis du einen neuen Entwurf vorlegst? Oder nimmst du noch weitere Kommentarte entgegen?", erkundigte er sich.

    An den Imperator Caesar Augustus
    Lucius Ulpius Aelianus Valerianus Imperio Proconsulare
    Palatium Augusti, Roma


    Mein Kaiser!


    Mit großer Freude habe ich von Deinem Beschluss erfahren, die Provinzen zu verkleinern. Trotz der Verstärkung, die Du mir vor wenigen Jahren zugesagt hast, scheint es mir nämlich dringend geraten, die dicht besiedelte Provinz in mehrere aufzuteilen.


    Da Asia allerdings von so unterschiedlichen Völkern wie den Armeniern in Armenia Minor und den Griechen an der Westküste, die große Städte erbaut haben und viele römische Bürger beherbergen, möchte ich sogar eine stärkere Unterteilung unterbreiten: Nach dem Studium in meinen Archiven konnte ich feststellen, dass augenscheinlich vor der Reform des Divus Iulianus so viele Regiones wie Provinzen existierten. Da zu dieser Zeit offensichtlich weitaus weniger Probleme in der Verwaltung entstanden, möchte ich daher vorschlagen, die Provinz entsprechend der Regiones durch sieben zu teilen. Ob dabei Cyprus besser wieder Africa zugestanden wird, weiß ich nicht zu beurteilen, jedoch scheint es nicht nötig, die Insel als eigenständige Provinz herzustellen, wo es doch früher auch mit einem anderen Territorium zusammen funktionierte.


    Ich hoffe allerdings, dass Du mir auch nach der Neuordnung der Provinzen weiterhin Dein Vertrauen schenkst und mich, wenn ich eine bescheidene Bitte formulieren darf, zum Proconsul von Asia einsetzt. Gerade diese Provinz erscheint mir nämlich als recht friedlich und reif, in die Obhut des Senates zurückgegeben zu werden. Gleiches gilt im Übrigen für Bythinia et Pontus, wo es auch wenig Schwierigkeiten mit den Einheimischen gab, die weitgehend Griechen sind.



    Mögen alle Götter mit Dir sein!


    [Blockierte Grafik: http://img836.imageshack.us/img836/1037/kil1.jpg] | Araxes


    Araxes hatte keine Minute daran gezweifelt, dass die Drohungen des Prätorianers nur leere Worte gewesen waren. Schon nahm einer der Folterknechte sich seiner an.
    Es waren bestialische Schmerzen, die man ihm zufügte. Anfangs hatte sein angespannter Körper noch versucht, die Schmerzensschreie zu unterdrücken. Doch mit jedem Schlag, der die Holzspieße weiter unter seine Fingernägel trieb, verlor er diese Körperbeherrschung. Schließlich schrie er die unerträglichen Schmerzen heraus. Allerdings kannte die Kreativität der Folterknechte keine Grenzen. Als die Hölzchen bis zu einem bestimmten Grad unter die Fingernägel des Skythen getrieben worden waren, wurden dieselben mittels einer Fackel entzündet. Araxes musste zusehen, wie sich die Flammen erbarmungslos voran zu seinen Fingern züngelten. Er spürte bereits die nahende Hitze, die nur ein kleiner Vorgeschmack dessen war, was noch kommen sollte.
    "Nein! Nein! Kein Feuer!", schrie er voller Panik. Feuer hatte ihm von jeher Angst bereitet. So auch jetzt. Er war nah an dem Punkt angekommen, an dem er fast alles getan hätte. Sogar ein Geständnis ablegen über den Mord an dem Thraker im heiligen Hain. Vielleicht gab er sogar die Namen der Drahtzieher preis.

    [Blockierte Grafik: http://img836.imageshack.us/img836/1037/kil1.jpg] | Araxes


    Die beiden Kerle, die ihn aus seiner Zelle geholt hatten, zwangen ihn nun, sich auf einen Stuhl zu setzen, auf den sie ihn mit lederneren Riemen festschnallten. Dann kam dieser Kerl auf ihn zu, den er von irgendwoher zu kennen glaubte. Verdammt noch eins, woher nur kannte er den Kerl?
    "Woher soll ich wissen, warum ihr mich hier festhaltet! Ich bin mir keiner Schuld bewusst!", krächzte er mit seiner rauen Stimme. Araxes Augen verfolgten die Hand dieses Mannes, der auf das glühende Kohlebecken und die anderen Folterinstrumente wies. Damit konnte er ihn nicht erweichen. Dazu gehörte mehr. Doch dann wandte er sich wieder an den Prätorianer, der wieder zu sprechen anfing
    "Wie, was? Was soll ich erzählt haben? Ich habe nichts erzählt in der Taverna. Ich habe mich dort nur mit einem potentiellen Geschäftspartner getroffen und wir haben einen über den Durst getrunken. Na und? Du musst mich mit einem anderen verwechseln!" Jetzt plötzlich erinnerte er sich wieder. Er hatte den Kerl am Abend zuvor in der Taverna gesehen und sich darüber geärgert, dass er ständig zu ihm herüber gesehen hatte. Verdammt!
    Aber ganz egal, wie es jetzt kam, der Skythe hatte vor, seinen Prinzipien treu zu bleiben. Er würde kein Wort über seinen Auftrag oder denjenigen, der ihm den Auftrag erteilt hatte, zu verlieren. Komme, was da wolle!
    "Von mir erfährst du kein Wort!" Er presste die Lippen zusammen, als der Prätorianer zu einer der Zangen griff und damit spielte.

    In diesem dunklen Loch konnte Araxes so viel schreien, wie er wollte. Niemand hörte ihn. Und falls doch, machte sich niemand etwas aus dem Schreien des Skythen. So schrie er bis zur Erschöpfung, bis ihm die Stimme versagte und er ermattet niedersank. Seine Hand- und Fußgelenke waren an den Eisen blutig gescheuert und angeschwollen. Langsam dem Wahnsinn verfallend, dämmerte er dahin, bis ihn schließlich das Klimpern von Schlüsseln, die sich im Türschloss bewegten, wieder aufmerksam werden ließen. Zwei Männer traten ein und zerrten ihn mit sich.
    Er kniff die Augen zu, als man ihn in einen Raum brachte, der durch einige Fackeln an der Wand erhellt wurde. Es dauerte einige Minuten, bis sich seine Augen an das Licht gewöhnt hatten. Jetzt erkannte er auch, dass die beiden Männer Uniformen trugen. Aber sein Blick fing noch mehr ein. Eisenketten hingen von der Decke herab, an die ihn die Männer nun ketteten. Etwas abseits von ihm wurde ein Kohlebecken aufgestellt und verschiedene eiserne Folterwerkzeuge herbeigetragen, sowie ein Kessel, indem Öl zum sieden gebracht wurde.
    Der Skythe begann sich zu sträuben. Er ahnte bereits, was ihm nun blühte. Aber aller Wiederstand war zwecklos. Als dann auch noch ein weiterer Uniformierter, gefolgt von einem Togaträger erschien, spannten sich seine Muskeln an. Irrte er sich, oder hatte er den Kerl in der Uniform schon einmal gesehen? Nein, wahrscheinlich nicht. Das musste an seinem Allerweltsgesicht liegen. Er schob diesen Gedanken schnell wieder beiseite.

    Ein tiefer, fester Schlaf hatte den Skythen umgeben. Man hätte meinen können, er habe alles das nach geholt, was er in den letzten Nächten versäumt hatte. So bekam er rein gar nichts davon mit, was außerhalb der Taverne mit ihm geschehen war.
    Erst am Morgen war er noch ganz schläfrig erwacht, ohne zu merken, dass er doch sehr in seiner Bewegungsfreiheit eingeschränkt war. Es hatte etwas gedauert, bis er gänzlich zu sich kam, das feste Eisen um Handgelenke und an den Füßen, sowie die klimpernden Ketten bemerkte. Hektisch hatte er begonnen, sich umzusehen. Er war eingesperrt!
    Nun zerrte Araxes vergebens an seinen Ketten, bis die Eisen sich an seiner Haut wundgerieben hatten, er Schrie, wie ein wildes Tier. Nein! Nein, das musste ein Alptraum sein! Die Götter, die ihm einerlei waren, spielten mit ihm! Das war ihre Rache.

    Was der Skythe aber nicht bedacht hatte, war wohl die Tatsache, dass seine Geschichte, die er zum besten gab, auch noch andere Ohren erreichten, die für alles was empfänglich waren, was in irgendeiner Weise Geld einbringen konnte. Selbstverständlich gaben sich jene, die Ohrenzeugen* von Araxes Geständnis geworden waren, nicht zu erkennen. Sie hielten sich solange im Hintergrund, bis ihr Verschwinden aus der Taverne kein Aufsehen bei dem Skythen mehr erregte. Wobei Araxes schon weit über dem verträglichen hinaus war, was sein Körper an Alkohol vertrug. Am Ende lallte er nur noch. Und als dann urplötzlich sein Schädel auf die Tischplatte knallte und er in einen tiefen, traumlosen Schlaf fiel, rief das auch kein Interesse mehr hervor.
    Sein Gesprächspartner, der bis zu diesem Zeitpunkt neben ihm ausgeharrt hatte und nun auch sein Geheimnis kannte, kramte den Geldbeutel des Skythen hervor, nahm einige der Münzen heraus und bezahlte damit die Zeche. Dann verschwand er und überließ den Skythen sich selbst.


    Als der Wirt die Taverne am späten Abend schließen wollte, saß Araxes noch immer an seinem Platz und schlief tief und fest. Zwei seiner Helfer packten den Skythen und setzten ihn vor die Tür, wo er seinen Rausch ausschlafen konnte. Vielleicht war das die letzte friedvolle Nacht, die der Skythe auf Erden noch erleben durfte. Vielleicht würde jemand, der Araxes Gerede mit angehört hatte, sich morgen mit den wertvollen Informationen einen Batzen Geld verdienen. Vielleicht würde man ihn dann jagen. Vielleicht morgen schon. Vielleicht…


    Sim-Off:

    * Wer Ohrenzeuge sein mag, darf gerne versuchen, sich damit eine goldene Nase zu verdienen! :D

    [Blockierte Grafik: http://img836.imageshack.us/img836/1037/kil1.jpg] | Araxes


    Der hadernde Skythe hatte sich an einen der Tische niedergelassen, der noch frei war. Dann begann er einen Becher nach dem anderen zu leeren. Dabei brummte er leise wüste Flüche vor sich her. Seine Wut loderte in ihm und je mehr er trank, umso eher drohte sie vollends auszubrechen.
    Bisher hatte sich kaum einer der Gäste an dem Skythen gestört. Aber im Verlauf des Abends füllte sich die Taverne zusehends. Ein Mief aus Schweiß, Wein und dem Öl der Lampen herrschte in der Schankstube. Das laute Gekicher leichter Mädchen, die sich an den einen oder anderen der Gäste heranmachten ließen den Skythen kurz aufblicken, doch schnell gab er sich seinem Wein wieder hin. Dafür hatte er heute kein Interesse. Eines der Mädchen kam zu ihm herüber und setzte sich neben ihn auf seine Bank.
    "Na, Süßer, bist du einsam?" Araxes sah noch einmal auf zu dem Mädchen und zog eine Grimasse. "Verschwinde, du elende Schlampe!" zischte er und schupste sie von der Bank, so dass sie strauchelte. "Hee, was soll das! Bist du bescheuert?" Keifend rappelte sie sich wieder auf.
    "Verschwinde und lass den Mann in Ruhe!" Ein dunkelblonder Hüne trat aus der Menge hervor an den Tisch des Skythen und setzte sich. Das Mädchen verstummte augenblicklich und machte sich schnell davon. "Ich darf mich doch setzen?" Bevor Araxes etwas gegenteiliges sagen konnte, rief er bereits die Schankmaid herbei. "Bring meinem Freund hier und mir noch mehr Wein!"
    Mit kritischem Blick beäugte Araxes den Fremden, der sich nun, kurz nachdem der Wein gebracht wurde, an ihn wandte. "Bist du der, den sie den Skythen nennen?"
    "Wer will das wissen?", entgegnete Araxes, griff abermals zu seinem Becher, der frisch gefüllt war und leerte diesen in einem Zug.
    "Namen tun nichts zur Sache. Ich hörte, du bist ein Mann fürs Grobe." Der Hüne grinste vielsagend und goss sich nun auch ein.
    "Kann schon sein. Worum geht´s?" entgegnete der Skythe. Ein neuer Auftrag war immer gut. Wenn er gut bezahlt wurde, milderte das etwas seinen erlittenen Schaden und stimmte ihn wieder etwas friedlicher.
    "Schön," grinste der Hüne und nahm einen Schluck. "Du sollst einem unserer Geschäftspartner auf endgültige Weise zeigen, was es heißt, seine Schulden nicht zu begleichen. Du verstehst, was ich meine." Der Hüne wischte sich den Wein mit dem Handrücken von seinen Lippen und machte dann eine unmissverständliche Geste, indem er mit dem Daumen quer über seine Kehle strich. Die Augen des Skythen blitzen auf. Die Wut stieg erneut in ihm auf. Mit Freuden würde er diesem "Geschäftspartner" den Garaus machen und wäre es nur um des Mordens willen. Zustimmend nickte er. Doch bevor er den Handel einging, gab es noch einiges zu klären.
    "Einer, der seine Schulden nicht beglichen hat? Von denen gibt es viele. Was ist euch die Sache wert?" Der Hüne kam aus dem Grinsen nicht mehr heraus. Genüsslich nippte er an seinem Wein. "Sagen wir dreihundert für deine Unkosten und fünfhundert, wenn der Kerl mit dem Kopf nach unten im Tiber schwimmt."
    Araxes strich sich mit den Fingern übers Kinn. "Also achthundert? Das ist zu wenig! Ich habe in letzter Zeit etwas Pech gehabt. Für tausend würde ich es machen! Fünfhundert im Voraus und den Rest, nach getaner Arbeit."
    Ob achthundert oder tausend waren dem Hünen letztlich egal. Nur diese klitzekleine Bemerkung am Rande ließ ihn hellhörig werden. Sein Grinsen war mit einem Mal aus seinem Gesicht gewichen. "Gut! Dann tausend. Du hattest Pech? Inwiefern?"
    Araxes war mittlerweile an einem Punkt angelangt, an dem der Alkohol seine Sinne zu benebeln begann. Der Wein trieb ihn zu unüberlegtem handeln und machte seine Zunge locker, was für einen wie ihn gefährlich werden konnte, erreichte zufällig sein Gerede die falschen Ohren.
    "Mein letzter Auftraggeber hat sich einfach aus dem Staub gemacht und schuldet mir noch die Hälfte der vereinbarten Summe! Dieser Dreckskerl! Dabei hatte ich nur Scherereien damit! Wenn ich den in die Finger kriege!" Vor Wut kippte er noch einen Becher Wein hinterher.
    "Ach ja? Worum ging´s denn dabei?" , fragte er scheinbar ganz belanglos, jedoch begann er sich brennend dafür zu interessieren, nichtsahnend, wie brisant seine Frage war.
    "Ach, nur um so ein Weibsbild von irgendeinem Geldsack, die ihrem Alten untreu war und es mit ihrem Sklaven trieb."
    "Untreu war? Das heißt, du hast sie…?" fragte er lachend und stellte sich dabei vor, was man alles mit einer Frau machen konnte, bevor man sie ins Elysio schickte.
    "Nein, sie nicht. Nur den verdammten Sklaven. Die Frau sollte ich nicht anrühren. Ich hab sie verfolgt, bis in die Albaner Berge zu diesem See, wohin kinderlose Weiber, Sklaven und anderes Gesocks hin pilgern. Dort haben sie´s getrieben, wie die Karnickel…"
    Araxes war längst schon jenseits der Hemmschwelle, die ihn bisher davor bewahrt hatte, über sie Sache im heiligen Hain zu sprechen. Und dennoch, es war nicht nur dem Wein zuzuschreiben, auch seiner Frustration, die den Skythen nun nach und nach sein ganzes Geheimnis preisgeben ließ, ohne darüber mehr nachzudenken.

    Der Consular erhob sich gewichtig und da er in der ersten Reihe saß, konnte er einige Schritte nach vorne machen, bevor er sich den Senatoren zuwandte und zu sprechen begann.


    "Ihr werdet euch noch erinnern, dass es zu Beginn der Amtszeit dieses jungen Mannes einige Diskussionen hier in der Curia gab, die den Auftrag des Quaestors betrafen. Ihr verlangtet Rechenschaft von mir, warum ihm dieser Auftrag erteilt wurde. Ich habe diesen Auftrag damals verteidigt und ich tue es heute noch immer. Ferner bin ich der Ansicht, dass das eben vorgetragene Ergebnis uns Recht gibt, diesen Auftrag zu erteilen. Von uns hätte nämlich niemand nach Aegyptus fahren können, um dort nach der Lage zu schauen."


    Er machte eine kurze Pause, bevor er zum komplizierteren Teil der Rede kam.


    "Ihr werdet euch aber auch erinnern, dass vor kurzem wenig erbauliches über den Verlauf des Auftrags in der Acta Diurna zu erfahren war. Jener Acta Diurna, deren Auctor vom Senat eingesetzt wird. Dass diese Acta Diurna über Dinge berichtet, über die wir als Senat noch nicht informiert wurden, ist schon eine Ungeheuerlichkeit, aber das nur nebenbei. Das was sie berichtete, ist eine noch größere Ungeheuerlichkeit. Nun habe ich mein Amt als Consul erst vor weniger Tagen niedergelegt, aber Iulius Centho weilt schon etwas länger wieder in der Stadt. Ich habe ihn also noch im Rahmen meiner Amtszeit zu den Vorgängen befragt. Was ich dabei erfuhr, macht die Sache nicht weniger ungeheuerlich."


    Der Consular begann sich langsam in Rage zu reden, war aber eigentlich auch schon kurz vor dem Ende seiner Ausführungen.


    "Iulius Centho, schildere uns doch bitte noch einmal, welche Gespräche du in Aegyptus mit dem Praefectus Aegypti geführt hast."

    "Na also, geht doch", brummte der Consul, als er nun doch eine ausführliche Zusammenfassung des Gesprächs zu hören bekam. "Ich fasse zusammen: Erstens war dem Praefectus ein sprechender Quaestor nicht genug, sondern er hätte gerne einen zusätzlichen Boten mit einem Brief gehabt, in dem das drin steht, was ihm der Quaestor erzählt. Zweitens habt ihr euch bei dem Gespräch zweimal im Kreis gedreht und er Dinge angeboten die du nicht haben wolltest und Dinge verweigert, nach denen du gar nicht gefragt hast. Drittens war er beleidigt wegen einer Frage nach einem Augur, die nur teilweise etwas mit deinem Auftrag zu tun hat. Sehe ich das richtig?" Er wischte eine mögliche Antwort auf diese rhetorische Frage mit einer großen Geste weg. "Dann bleibt es dabei, dass hier der Senat gefragt ist. Der Senat hat dir ein Mandat erteilt und dieses wurde angezweifelt. Darüber wird zu befinden sein. Ich werde mir etwas einfallen lassen. Genieße einfach die letzten Tage deiner Amtszeit hier in Rom. Wir sehen uns dann im Senat."

    Dem Consul war das vorgeschlagene Vorgehen allerdings viel zu umständlich. Außerdem erschien es ihm unangemssen. "Rufe keine Zeugen auf, bevor du dich nicht selber verteidigt hast! Entweder du weißt selber, was du gesagt hast und was man dir antwortete, oder das Gespräch war nicht wichtig genug. Zeugen kannst du vor Gericht aufrufen." Er knetete eine Weile seine Unterlippe, während er nachdachte. "Lassen wir den Senat darüber entscheiden. Ich würde dich gerne weiter ermitteln lassen, aber unter diesen Umständen wird das kaum möglich sein. Der Praefectus der Flotte in Ravenna wird ebenso die Acta Diurna gelesen haben wie auch der Praefectus Annonae. Betrachten wir die Mission an dieser Stelle also als beendet. Das ist kein schönes Ende, aber wenn einem Gesandten des Senates die Kompetenz abgesprochen wird, in dieser Sache ermitteln zu dürfen, dann muss erst einmal darüber entschieden werden." Der Consul schien mit der ganzen Situation unzufrieden zu sein aber noch niemanden gefunden zu haben, dem er dafür die Schuld geben konnte.

    "Der Praefectus Aegypti hat dich beschimpft und die Rechtmäßigkeit deines Auftrags angezweifelt?" versicherte sich der Consul, denn das war das komplette Gegenteil von dem, was die Acta Diurna gemeldet hätte und wäre nun auch ein genauso ungeheuerlicher Vorgang wie ein Quaestor, der sich nicht zu benehmen weiß. "Was genau hat er gesagt und was hast du ihm gesagt?" hakte er daher erneut nach. "Ich kann es weder akzeptieren, dass sich ein vom Senat beauftragter Quaestor so benimmt, dass die Acta Diurna zu derartigen Berichten kommt, noch kann ich es akzeptieren, dass ein vom Senat beauftragter Quaestor beschimpft und an seiner Arbeit gehindert wird. Eigentlich kann ich die ganze Situation, die wir jetzt offenbar erreicht haben, nicht akzeptieren!" begann sich der Consul langsam in die Sache hinein zu steigern.

    "Was die Acta Diurna über dein Wirken hier in Rom schreibt ist die eine Sache. Auch ich komme dabei nicht gut weg, obwohl ich ja nun mal dabei war und weiß, was ich mir gedacht habe und was nicht" kommentierte der Consul die Äußerungen. "Mich interessiert allerdings auch die andere Sache, nämlich dein Verhalten in Aegyptus. Dort war ich nicht dabei. Du warst dort im Auftrag des Senates unterwegs. Was ist dran den den Berichten über dein Gespräch mit dem Praefectus Aegypti?" bohrte er nach, denn dazu hatte sich der Quaestor noch nicht geäußert.

    Anstatt direkt zu antworten, ließ sich der Consul eine Abschrift des entsprechenden Artikels der Acta Diurna reichen und gab diese an den Quaestor weiter. "Lies selbst", forderte er ihn auf.


    AEGYPTUS - iulischer Icarus verbrennt sich an aegyptischer Sonne


    Erinnert sich jemand an unseren letzten kurzen Bericht über die Machenschaften des sehr ambitionierten Lucius Iulius Centho, der es sich offen auf die Fahnen geschrieben hat, seiner Gens zu alter und neuer Glorie zu verhelfen? Nach der Ernennung zum Quaestor verbrachte der Iulier bekanntermaßen ganze Wochen seiner Amtszeit damit, sich über sein Amt zu beklagen, eine Quengelei, der ein väterlich-scheltender Consul Aemilius nur damit Einhalt gebieten konnte, in dem er dem Iulier ein paar Boote der Classis zum Spielen gab und ihn damit nach Aegyptus schickte. Weit weg von Rom. Ein Schelm, wer dabei Böses denkt. Nun hatte der Quaestor Iulius zur Beschäftigung nicht nur ein paar nette Boote der Classis mitbekommen, sondern auch einen fatalen Auftrag: die Engpässe in der Versorgung der Ewigen Stadt mit aegyptischem Getreide aufzuklären. Der Consul Aemilius dürfte sich darüber gefreut haben, den Querulanten losgeworden zu sein; der Statthalter unseres geliebten Kaisers in Aegyptus, Appius Terentius Cyprianus, war allerdings weniger über den unangemeldeten Besuch erbaut. Weniger noch: der Iulier bewies mal wieder sein feines Gespür für Fettnäpfchen. Vollkommen erbaut über sein tolles Amt, seine Spielzeuge und sich selbst hatte er nichts besseres zu tun als dem Praefectus Aegypti mal so richtig in die Kandare zu fahren.
    Wenn man das Gespräch, das in der gehobeneren Gesellschaft Aegyptus' zur Zeit das Thema Nr. 1 ist, einigermaßen genau wieder geben will, so dürfen da die Worte "Amtsanmaßung", "Beleidigung", "Frechheit" und "maßlose Selbstüberschätzung" nicht fehlen.
    Man wird dem Iulier in der Sache wohl blinden Eifer unterstellen dürfen, dass er vergessen zu haben scheint, dass man VOR der offenen Zurschaustellung von Standesdünkeln sich diese überhaupt erst erarbeiten muss. Und da ist der Hund begraben, der Iulier scheint in den Etappen seines Cursus Honorum mit jedem zweiten Schritt kräftig daneben zu treten: seine Arbeit als Vigintivir soll mit "schlampig" noch schön geredet sein, seine Arbeit als Tribun der Stadtkohorten sind ausgezeichnet worden, und als Quaestor wird er Aegyptus wohl keinen Deut schlauer verlassen haben. Dafür mit jeder Menge Ärger. Kein Zeichen der Reife, um in die Curia Iulia berufen zu werden.

    "Das ist erfreulich. Du hast also mit eigenen Augen gesehen, dass dort kein Mangel herrscht? Das ist ein wichtiger Punkt und eine gute Erkenntis!" fasste er lobend zusammen. "Das schränkt den Raum für weitere Ermittlungen ein und spart vor allem weitere teure Reisen in diese Gegend." Dann jedoch wurde er wieder kritischer. "Ja, von dem Gespräch mit dem Praefectus Aegypti hörte man bereits in Rom. Leider nichts gutes. Dir ist bekannt, was die Acta Diurna darüber zu berichten hatte?"

    Der Consul nahm die Schmeicheleien wohlwollend, aber undgerührt zur Kenntnis und kam gleich zum Inhaltlichen. "Nun, dann berichte mir aus Aegyptus. Dort ist also alles in bester Ordnung und keine Ursache für einen Mangel zu finden? Die Verantwortlichen dort waren kooperativ?"

    Der Quaestor wurde ohne Umweg gleich zum Consul vorgelassen. "Salve, Quaestor. Schön, dass du mir direkt Bericht erstatten möchtest. Ich hatte deinen Brief erhalten und mich schon gefragt, wie ich wohl Kontakt mit dir aufnehmen könnte. Du bist nur auf der Durchreise, oder hast du deine Pläne geändert?"