Beiträge von Narrator

    Na also, ging doch! Und wenig später stand der Bürger auch schon vor dem passenden Tribunus Plebis, der sich noch einmal nach seinem Anliegen erkundigte.


    "Du hast also Probleme mit einem Vigintivir? Wie kann er sich weigern, dir Auskunft zu erteilen, wenn du erst beabsichtigst, ihn aufzusuchen? Oder warst du schon bei ihm?"

    "Das ist eine eindeutige Mehrheit für die Ernennung zum Quaestor Urbanus. Damit ist diese Angelegenheit auch entschieden."


    Der Consul lässt den Schreiber entsprechende Notizen machen.


    "In welche Provinz entsenden wir Germanicus Sedulus und die anderen Quaestores der Provinzen?"

    Nach Thracia dauerte es auch nicht mehr lange, bis auch Dacia die ersten persönlichen Worte des Caesaren zugesandt bekam. Appius Sulpicius Cornutus las sie mit dem Respekt und der Würde eines Statthalters, der die ihm zugedachten Aufgaben am liebsten völlig selbständig und ohne Einmischung erledigte. "Keine besonderen Anweisungen dabei. Scheint ein vernünftiger Mann zu sein", kommentierte er und ließ wieder einige Schreiber seines Stabres antreten.


    "Die Truppen werden neu vereidigt. Bei der Legion mache ich das selber. Antreten zur sechsten Stunde des Tages. Wegtreten.
    Alle anderen Einheiten bekommen das als Befehl, zusammen mit der Anweisung zur Auszahlung eines Donativums. Wegtreten.
    Besorgt ein Bildnis des Caesars und lasst Kopien anfertigen. In Marmor, zehn Stück. Wegtreten."

    "Wir haben die Bestätigung!"


    Der Kommentar war trocken und präzise, alles andere war auch überflüssig. Die vorbereiteten Maßnahmen konnten in Kraft treten, denn ein Brief des Senates setzte den Statthalter darüber in Kenntnis, dass der Caesar der neue Kaiser sein sollte, zumindest nach dem Willen des Senates.


    "Lasst die Bildnisse entsprechend austauschen und feierlich ehren. Die geplanten Feierlichkeiten werden schnellstmöglich umgesetzt und abgehalten. Rom hat einen neuen Kaiser."

    "Das müsste ich schon etwas genauer haben, zumindest wenn du gleich an den richtigen Tribunen geraten willst", gab der Schreiber zurück. Die Herren hatten sich nämlich angewöhnt, nicht jeder alles zu machen.

    Der Consul gedachte nicht, die laufende Abstimmung durch Wortmeldungen stören zu lassen oder gar zum Abbruch zu bringen. Dem Senat wurde oft genug Trägheit und mangelnde Entscheidungsfreudigkeit vorgeworfen. Jetzt mussten es eben ausnahmsweise einmal etwas schneller gehen.

    Schon kurz nach dem Ende der Sitzung hielt der Senator tatsächlich die erwartete schriftliche Ausfertigung in Händen, gesiegelt mit den Siegeln beider Consuln und einiger Consulare, wie es sich für Vollmachten gehörte.

    In der Zeit zwischen dem Ende der Amtszeit für die einen und der neuen Amtszeit für die anderen war es erstmal nur ein Schreiber, den der Mann vorfinden konnte. "Salve. Wie lautet dein Anliegen?"

    Der Consul ist ein wenig verwundert, aber durchaus erfreut.


    "Keine weiteren Vorschläge? Das geht ja erstaunlich schnell. Wir haben also eine Abstimmung. Die Senatoren mögen durch Handzeichen anzeigen, ob Aurelius Corvinus zum Quaestor Urbanus oder zum Quaestor Provincialis ernannt werden soll.


    Die Verteilung der Provinzen regeln wir später per Zuruf und ohne formale Abstimmung, sofern es nicht zu Meinungsverschiedenheiten kommt."


    Wenn es wieder so flott ging, brauchten die anderen, unstrittigen Magistrate umso weniger zu warten.

    Der Consul schmunzelte ein wenig.


    "Wer sagt, dass interessante Neuigkeiten aus dem tiefsten Parthia kommen müssen? Ein Bote mit der Nachricht von einem Lebenszeichen von Decimus Livianus könnte soeben schon auf dem Weg sein und morgen eintreffen. Es wäre mehr als ärgerlich, wenn Nachrichten noch einmal so dermaßen aneinander vorbei laufen."


    Das Lächeln auf dem Gesicht des Consuls verschwindet wieder. Eine weitere Abstimmung steht an.


    "Senator Matinius Agrippa und Senator Octavius Victor stellen sich also als Spitze der Delegation zur Verfügung. Die Senatoren mögen per Handzeichen abstimmen, ob sie das Mandat an diese beiden Kollegen übertragen wollen."

    Der Consul machte eine abwägende Handbewegung bevor er antwortete.


    "Wenn die Suche es erfordert, sei es dir gestattet, zu jedem Ort im Imperium zu reisen, der für die Suche dienlich ist, auch wenn du dadurch nicht an den Sitzungen des Senates teilnehmen kannst. Von Amtsträgern kannst du im Namen der Consuln Auskunft verlangen und sie sind dir damit ebenso verpflichtet, wie sie es den Consuln gegenüber direkt wären. Ob das den jeweiligen Männern reichtz, vermag ich freilich nicht vorherzusagen."

    Bei seinem Frühstückspuls las sich der Consul die neueste Ausgabe der Acta Diurna durch und arbeitete sich dann durch die neueste Post."Und wenn sich der Praetor Urbanus auf den Kopf stellt, ich bin dafür nicht zuständig und werde mich da nicht einmischen. Soll sich der Praefectus Urbi darum kümmern, der ist immerhin der Stellvertreter des Kaisers in dessen Abwesenheit. Bestellt das dem Herrn in der Basilica." Dann sah er sich den nächsten Punkt an. "Ach, schon wieder eine Lex Mercatus-Geschichte. Wie langweilig. Na gut, Einspruch zur Kenntnis genommen, sollen sie sich vor Gericht melden."

    Ein Bote auf der Durchreise aus Britannia war fast schon alles nennenswerte gewesen, was dem Statthalter von Gallien seit der Todesnachricht des Kaisers über den Weg gelaufen war. Freunde aus Rom hatten ihm noch einmal einen Brief mit der Nachricht geschickt, abgesendet offenbar noch an dem Tag, als sie in Rom eintraf. Aus den Nachbarprovinzen kam nichts. "Kann das denn sein?", fragte Titus Curtius Philo nun fast jeden Tag. "Wir sind die zentrale Provinz im Westen. Von Britannia nach Rom und von Germania nach Hispania müssen alle durch unsere Städte. Warum hören wir nichts?"


    Entweder waren alle unglaublich ruhig und unaufgeregt oder die Grenzen des Römische Reiches waren schon überrannt worden und es war niemand mehr da, der etwas senden konnte. Titus Curtius Philo ließ weitere Kisten packen, man wusste ja nie. Immerhin hatte er ein nicht unerhebliches Privatvermögen hier liegen.

    Die Anweisungen, um die Genucius Aventinensis vom Nachfolger des Kaisers gebeten hatte, ließen ein wenig auf sich warten, aber immerhin lag Thracia so nah am Illyricum, dass die Provinz in den Genuss kam, als erste überhaupt etwas vom neuen Kaiser zu hören beziehungsweise zu lesen. Viel war es nicht, was angewiesen wurde. Die drei Legionen der Provinz, die moesische Flotte und alle Hilfstruppen sollten auf den Namen des Gaius Ulpius Aelianus Valerianus vereidigt werden und alle Meldungen, die bisher schon nach Rom geschickt wurden, auch weiterhin nach Rom erfolgen. Alles was direkt an den Caesar ging, sollte nun auch nach Rom geschickt werden. Und ansonsten sollte der Dienst weiter gehen wie bisher.


    Der Statthalter zögerte nicht lange, mit diesen Anweisungen umzugehen. "Da vorne hinlegen und warten. Die Nachricht vom Caesar ist nur die eine Hälfte. Erst wenn aus Rom die andere Hälfte kommt sind wir komplett. Immernoch keien Post aus Africa? Ungünstig. Nun, wir müssen warten. Was gibt es heute zu Essen?"

    Plötzlich schienen einige Senatoren einen Eifer an den Tag zu legen, den man sonst nur selten von ihnen kannte, als konnten sie es gar nicht erwarten, dem neuen Kaiser so früh wie möglich entgegen zu treten.


    "Senator Meridius, wolltest du dich nicht mit vollem Einsatz der Suche nach deinem vermissten Cousin im Osten widmen? Ich denke, eine vorherige Reise ins Illyricum lässt wertvolle Zeit verstreichen."


    Selbst dann, wenn die Nachforschungen nur per Boten von Rom aus gemacht würden, würde jede unbestimmte Abwesenheit die Sache kaum erleichtern, glaubte der Consul anmerken zu müssen.

    Der Consul blickt in die Runde und beschließt, auf eine formelle Abstimmung dazu zu verzichten.


    "Ich vernehme keine Gegenstimmen aus dem Saal, die gegen eine Nachforschung nach dem Verbleib des Senators sprechen. Der Senat erteilt dir daher hiermit offiziell den Auftrag, bezüglich des Verbleibs von Senator Decimus Livianus während des Feldzugs gegen die Parther Nachforschungen anzustellen."

    Nur wenige Tage, nachdem sich Virginius Tricostus daran hatte erinnern lassen, einen Brief zu schreiben, traf schon ein Brief des Adressaten ein. Natürlich konnte dies keine Antwort sein, dazu war der Weg bis nach Thracia einfach zu weit. "Der gute Aventinensis hat natürlich sofort an mich gedacht!" freute sich Tricostus und vertiefte sich in das Schreiben, welches schon unterwegs war, als man in Mauretania noch gar nichts vom Tod des Kaisers mitbekommen hatte. "Oh, große Pläne hat er. Er ist ein so weitsichtiger Mann!"

    Vermutlich eine deutliche Anzahl von Tagen später war es, als sich ein Mann in einfacher Reisekleidung auf das Forum schob. Eine lange Reise aus Britannia hatte er hinter sich, um im Auftrag des dortigen Statthalters vor Ort Informationen darüber einzuholen, was sich in Rom bezüglich der Nachfolge des Kaisers tat. Schnell hatte er die nötigen Aushänge gefunden, sowohl die Edikte des Senates als auch die Schriften der Acta Diurna. Innerhalb kürzester Zeit konnte er sich so ein umfassendes Bild machen. Rom war eben doch etwas anderes als die verregnete britische Insel.


    Zufrieden mit seinen ersten Ergebnissen suchte er sich eine Taberna mit Unterkunftsmöglichkeit, denn er würde sicher noch einige Tage in Rom bleiben und weitere Informationen sammeln, bevor er zurück nach Britannia reisen würde.

    Ein Liktor betritt die Stube.


    "Dieses Dekret des Senates muss in alle Provinzen verteilt werden. Auf Kosten des Senates."


    DECRETUM SENATUS
    PRIDIE KAL MAR DCCCLVIII A.U.C. (29.2.2008/105 n.Chr.)


    Betreffend
    Codex Universalis, Pars Secunda (Insbesondere Nachfolgeregelung des verstorbenen Imperator Caesar Augustus)


    Der Senat der Stadt Rom hat beschlossen, gemäß §19, Absatz 2 des Codex Universalis, Pars Secunda, dem Caesar Gaius Ulpius Aelianus Valerianus die Würde des Imperator Caesar Augustus anzutragen.


    §26 ist damit bis zur Annahme der Kaiserwürde durch den Caesar Gaius Ulpius Aelianus Valerianus außer Kraft gesetzt und danach entsprechend zu ersetzen.

    Einmal in der langen Zeit, die er nun schon dem Senat angehörte, hätte sich der Consul gewünscht, dass alle Senatoren ihre Stimme abgaben. Wann, wenn nicht jetzt, wäre dazu Gelegenheit gewesen? Eifrige Denunzianten würden sicher jeden notieren, der sich hier nicht für den Caesar aussprach. Und andere eifrige Denunzianten würden eben jene notieren, die ihm ihre Stimme gaben.


    "Die Abstimmung ist beendet. Der Senat hat beschlossen, Gaius Ulpius Aelianus Valerianus die Würde des Imperator Caesar Augustus des römischen Reiches anzutragen."


    Er schweigt einen Moment, um der Bedeutung dieses Augenblick Ausdruck zu verliehen.


    "Consular Matinius Agrippa stellt sich zur Verfügung, dem Caesar diesen Beschluß mitzuteilen. Stellen sich weitere Anwesende zur Verfügung?"