Beiträge von Narrator

    Vom Hafen aus einmal quer durch die Stadt und die steilen Stufen zum Forum hinauf, dann standen die Boten am Eingang der Regia des Statthalters von Hispania. Sie waren sich bewusst, dass sie eine senatorisch verwaltete Provinz betreten hatten, aber die Nachricht war trotz allem dringend.


    "Wir müssen umgehend zum Proconsul vorgelassen werden. Der Kaiser ist im Parthiafeldzug gefallen!"

    Die Boten ließen sich ins Tablinum begleiten und salutierten vor dem Statthalter.


    Salve, Legatus Augusti pro Praetore. Wir bringen Nachrichten aus Parthia. Der Imperator Caesar Augustus ist im Feldlager vor den Toren Edessas verstorben und zu den Göttern aufgestiegen. In den Stunden vor seinem Tod dachte er an alle, die ihm treu zur Seite standen und dabei auch an dich. Sein Sohn Gaius Ulpius Aelianus Valerianus soll seine Nachfolge antreten und der Kaiser äußerte vor seinem Tod den Wunsch, dass alle seine Legaten seinem Sohn ebenso treu zur Seite stehen würden, wie sie es ihm gegenüber getan haben."

    Die allgemeine Nachrichtenübermittlung war damit abgeschlossen. Mehr gab es auch nicht zu sagen, hatten die Boten das Lager der Legion doch bereits kurz nach dem Tod des Kaisers verlassen und waren über weitere Entwicklungen daher nicht informiert.


    "Zur Sicherheit ist dieselbe Nachricht noch einmal auf dem Landweg hierher. Bestätige den Boten, dass wir bereits hier waren. Unser Auftrag ist beendet und wir reisen zurück nach Parthia. Sollen wir Nachrichten mitnehmen?"


    Wem der Statthalter möglicherweise schreiben wollte, müsste er schon selber wissen.

    Regelmäßige Pferdewechsel machten eine schnelle Beförderung von nachrichten möglich, auch über weite Distanzen. Und die Boten aus Parthia hatten die Pferde wahrlich nicht geschont, bis sie endlich Mogontiacum erreichten und vor der Regio des Statthalters halten konnten.


    "Schnell, wir bringen wichtige Nachrichten für den Statthalter! Der Kaiser ist tot!"

    Ein gewaltiger Schwall von Flüchen prasselte auf den Boten ein, der dem Statthalter Appius Sulpicius Cornutus die Nachricht vom Tod des Kaisers überbrachte. Cornutus war nie ein Mann leiser Worte gewesen und genau deshalb hatten ihn der Kaiser schließlich auch in Dacia eingesetzt, einer Provinz, die erst vor wenigen Jahren vor das Reich erworben worden war und die einen klare Linie und deutliche Hand brauchte. "Verdammte Prätorianer. Nicht mal vor einem billigen Pfeil können sie den Imperator schützen. Verfluchtes Ärztepack. Nicht mal eine Blutvergiftung können sie aufhalten. Wofür hat man diese Leute eigentlich? Dass mir bloss keine solche Lumpen jemals unter die Augen kommen."


    Mit lauter Stimme verlangte er nach mehreren Dienern. "Du bereitest ein Opfer vor. In zwei Stunden, am Hauptaltar in der Stadt. Wegtreten!
    Du schreibst einen Brief an den Caesar. Diktat: Mit großer Bestürzung habe ich vom Tod deines Vaters erfahren. Unsere Gedanken sind sowohl bei ihm als auch bei dir und allen Schutzgeistern deiner Familie. Sehnlichst erwarten wir Nachricht, dass du das Erbe deines Vaters antrittst. Diktat Ende. Die üblichen Floskeln drumherum. Wegtreten!
    Du sorgst dafür, dass niemand irgendwelche Kaiserbildnisse austauscht, Donativa auszahlt oder Eide leistet, bevor wir nicht wissen, ob das mit der Nachfolge klappt wie geplant. Wegtreten!
    Du informierst die Legion und bereitest meine Reise dorthin vor. Wegtreten!"

    "Waaaaaas?" Die donnernde Stimme der Gattin des Statthalters schallte durch den ganzen Palast. Wie immer hatte Ovia Dentata die allfälligen Nachrichten entgegen genommen, während ihr Mann Gaius Granius Silvanus sich um die wirklich wichtigen Dinge des Lebens kümmerte. "Schaaatz! Der Kaiser ist tot! Hörst du? Der Kaiser ist tot! Dagegen muss man doch etwas unternehmen können! Jetzt schau' nicht so dumm aus der Tunika! Der Kaiser ist tot! Du bist doch sein Statthalter, du musst doch jetzt irgendetwas tun! Ich hab's! Das Orakel! Das Orakel von Delphi! Das ist die Lösung! Wir reisen sofort ab! Was stehtst du denn immernoch da herum? Los, wir müssen zum Orakel! Der Kaiser ist tot!"


    Bei ihrer Lautstärke wusste es inzwischen auch der Rest der Stadt.

    Das Volk hatte jedoch entgegen der Hoffnung des Praefecten der Praetorianer kein kollektives Bedürfnis, nach Hause zu gehen. Zu groß war die Unruhe, zu aufgewühlt die Emotionen. Während die einen das Forum verließen, strömten andere herbei. Während die einen sich gerade Klarheit verschafften, stellen die anderen neue Fragen. Einige fanden, das die Consuln mehr hätten sagen können, andere waren froh, dass sie überhaupt etwas gesagt hatten. Wer einen Senator erblickte, bestürmte ihn mit Fragen und alle anderen fragten sich gegenseitig, ob sie einen Senator gesehen hätten.

    Die Tatsache, dass der Brief von einer hochrangigen Person kam, erlaubte es, dass er recht bald gelesen wurde. Ansonsten nämlich befand sich der Princeps Senatus seit Eintreffen der Todesnachricht quasi im Belagerungszustand.


    "Die Sachlage ist diese: der Senat tritt morgen wieder zusammen um über den Wunsch des verstorbenen Imperator Caesar Augustus zu befinden, seinen Sohn Gaius Ulpius Aelianus Valerianus mit der Machtfülle seines Vaters auszustatten. Bis dahin kann ich nichts weiter sagen. Die Auszahlung eines Donativums liegt weder bezüglich des Todes noch der Anerkennung des Nachfolgers in meinem Zuständigkeitsbereich."


    Zumindest nicht, solange er keine Notwendigkeit sah, die Zustimmung der Flotte käuflich zu erwerben. Immerhin, der Brief eröffnete ihm durchaus die Möglichkeit dazu.

    "So ist es, Praefectus. Der Imperator hat vor seinem Tod noch einmal explizit verfügt, dass sein Sohn ihm nachfolgen soll. Daher erging nicht nur an den Senat die Bitte, den Caesar als neuen Kaiser anzuerkennen, sondern ebenso ergeht damit an dich die Bitte, die dir unterstellten Legionen auf den Namen des Caesar zu vereidigen."


    Womit auch dieser Wunsch des Kaisers überbracht war. Er hatte nicht mehr allen seinen Statthaltern schreiben können, aber eben jene Wünsche zur mündlichen Weitergabe hinterlassen.

    Der Consul war mit dem Stand der Debatte jedoch noch nicht zufrieden.


    "Quirites, so kommen wir nicht weiter. Es ist schon unerlässlich, genau zu benennen, was gestrichen werden könnte. Reden wir hier von dem gesamten mit der Ziffer 3 markierten Satz oder nur von dem tatsächlich allerletzten Satz zur Vertretung durch den Praefectus Urbi?"

    Endlich waren sie offenbar vor dem Mann angekommen, zu dem sie wollten. Angeblich war er früher selber einmal Speculator gewesen, also quasi ein ehemaliger Kollege. Die Männer salutierten. Den anderen Mann im Raum taxierten sie kurz, mit geübtem Blick.


    "Praefectus, wir kommen aus Parthia, aus dem Feldlager vor der Stadt Dura Europos. Wir haben die traurige Pflicht die Nachricht zu überbringen, dass der Imperator Caesar Augustus in eben jenem Feldlager seinen Verletzungen aus der Schlacht am Chaboras Tribut zollen musste und die Reise über den Styx angetreten hat."

    Es musste wohl als glücklicher Umstand bezeichnet werden, dass das Schiff mit der Nachricht vom Tod des Kaisers eine Beschädigung aufwies. Hätte es diese nicht gehabt, wäre es auf geradem Weg nach Leptis Magna gefahren und hätten dort den Statthalter nicht angetroffen, der sich gerade auf dem Weg nach Ptolemais befand. Aber eben genau dort ging das Schiff außerplanmäßig an Land.


    "Der Kaiser ist tot? Das glaube ich nicht! Ich warte auf Bestätigung? Auf dem Landweg soll die kommen? Aus Aegyptus? Ja, natürlich, da könnte ja jeder kommen. Dies hier ist, wie der Name schon sagt, eine proconsularische Provinz! Ich erhalte meine Bestätigungen aus Rom! Vom Senat der Stadt Rom und von niemandem sonst. Und der Senat wird entscheiden, wer als Nachfolger des verstorbenen Kaisers anerkannt wird."


    Nun hing in Africa Proconsularis wirklich nicht viel davon ab, ob der Statthalter noch ein paar Tage auf seine Bestätigung bestand. Neu zu vereidigende Truppen hatte er ohnehin nicht unter seinem Kommando und fernab der Hauptstadt konnte er auch nicht viel unternehmen. Trotz allem Stolz auf die senatorische Verwaltung der Provinz war jedoch dennoch ein weitsichtiger Mann und ließ schon einmal Trauerfeiern vorbereiten für den Fall, dass die Nachricht tatsächlich bestätigt wurde.

    Wenn Manius Genucius Aventinensis etwas hasste, dann waren es Störungen beim Essen. Vor allem, wenn es Fleisch gab. Und da er als Statthalter den Speiseplan bestimmen konnte, gab es jeden Tag Fleisch. Fleisch, übergossen mit der Sauce von anderem Fleisch. Und da Thracia alles in allem eine sehr langweilige Provinz war, nahm er auch nicht an, dass jemals wichtige Nachrichten dort eintreffen würden, die es rechtfertigen, beim Essen gestört zu werden. Selbst für die Boten mit der Nachricht vom Tod des Kaisers gab es daher kein Durchkommen und sie mussten sich tatsächlich gedulden, bis der Mann sein Abendessen beendet hatte. Was bei der Menge der aufgetischten Speisen ein wenig dauerte.


    Schließlich war das Mahl aber doch beendet und der Statthalter empfing die Meldung. "Ungünstig. Sehr ungünstig. Sein Sohn wird sein Nachfolger? Gut. Schickt ihm einen Brief, ich warte auf Anweisungen. Schickt einen Brief nach Rom, dass ich auf Anweisungen warte. Schickt einen Brief nach Parthia, dass die Nachricht angekommen ist. An wen schicken wir noch? Virginius Tricostus bekommt noch einen Brief. Aber den schreibe ich selber." Immerhin war Virginius Tricostus nicht nur Statthalter in Mauretania, sondern auch ein alter Freund von Genucius Aventinensis.

    Die Männer hatten gelost. Wer die beiden Boten zum Caesar führen sollte, die ihm die Nachricht vom Tod seines Adoptivvaters überbringen sollten. Die Boten hatten darauf bestanden, die Nachricht ausschließlich persönlich zu überbringen. Nicht umsonst hatte man sie den ganzen Weg geschickt und die Nachricht nirgendwo an andere Boten übergeben.


    Die beiden treten vor den Caesar und salutieren. Sie sind über die schlechte Gesundheit des Caesars informiert, aber der Anblick lässt sie doch stocken. Der verwundete Kaiser kurz vor seinem Tod sah kaum schlimmer aus.


    "Caesar, wir bringen Nachricht von deinem Vater. Er hat uns persönlich beauftragt, nur mit dir zu sprechen. Er tat dies in der Gewissheit, in dir den richtigen Mann als seinen Sohn angenommen zu haben. Und er tat dies im Angesicht seines bevorstehenden Todes. Caesar, dein Vater ist vor den Mauern der Stadt Dura Europos zu den Göttern emporgestiegen. Er legt das Schicksal Roms in deine Hände."


    Einen langen, persönlichen Brief haben die beiden Boten dabei, den sie aus ihrer Ledertasche holen und dem Caesar entgegen halten.

    Wachen vor dem Senat konnten zweierlei bedeuten. Entweder waren es Praetorianer, dann gab es gerade eine größere Staatskrise oder es waren Liktoren, dann bekam man ziemlich treffsichere Auskunft, wo sich welcher Magistrat gerade aufhielt. Zum Glück für den Boten und für Rom waren es diesmal nur Liktoren und einer von ihnen begleitete den Boten bis zum Haus des Princeps Senatus.

    Das Forum füllte sich immer weiter mit Menschen und Lärm, auch in den Straßen rund um das Zentrum der Hauptstadt wurde es eng und enger. Die Prätorianer waren nicht die einzige, die sich einen Weg durch die Menge bahnten. Zahlreiche Liktoren machten rigoros von ihren Rutenbündeln Gebrauch, um den beiden Consuln einen Weg zur Rostra zu bahnen.


    "Volk von Rom! Ihr habt die schrecklichen Nachrichten vernommen und sie sind wahr! Unser geliebter Imperator Caesar Augustus Censor Pontifex Maximus Lucius Ulpius Iulianus ist zu den Göttern empor gestiegen. Wir, die gewählten Consuln und Vertreter des Senates fordern euch auf, diesem großen Herrscher in besonnener Trauer zu gedenken und ihn durch aufrichtige Anteilnahme zu ehren!"


    Mehr konnten sie erst einmal nicht sagen, ohne für alle weiteren Handlungen den Willen der Götter befragt zu haben.

    Die beiden Consuln zu finden war dem zuständigen Boten nicht schwer gefallen, tagte in der Curia Iulia doch gerade der Senat unter dem Vorsitz eben jener beiden Herren. Eilig durchquerte der Mann den Raum, wurde schließlich zum Vorsitzenden vorgelassen und legte diesem eine Nachricht und einen Brief vor.


    Ex officio imperatoris
    castra aestiva ad Dura Europos


    Der Imperator Caesar Augustus grüßt zum letzten Mal die Curia der Stadt Rom!


    Ja, du hast es richtig gelesen, dies ist der letzte Brief, den ich dem Kreis der Senatoren überbringen lassen kann. Dass du diesen Brief in Händen hältst ist ein sicheres Zeichen dafür, dass sich die bösen Omen aus Rom erfüllt haben und die Götter mich in elysische Gefilde befohlen haben.


    Ich schreibe dem Senat diesen Brief im Angesicht der Mauern von Dura Europos. Bis hierher hat uns unser Weg geführt und an diesen Mauern wird sich das Schicksal des Feldzuges entscheiden. Mein Schicksal ist entschieden seit jenem Tag am Chaboras, an dem ein parthischer Pfeil sein Ziel nicht verfehlte. Die Ärzte haben ihr Bestes getan, doch jede Kunst findet eines Tages ihr Ende im Willen der Götter. Mein Weg endet hier, ohne ins Ziel zu bringen, was ich gestartet habe. Dies wird mein Sohn für mich tun müssen, in dessen Hände ich das Schicksal Roms lege. Ich bitte den Senat der Stadt Rom, ihn mit allen Rechten und Pflichten auszustatten, mit denen auch ich ausgestattet wurde und ihn als legitimen und einzigen Nachfolger meiner Person als Imperator Caesar Augustus anzuerkennen und in Rom Willkommen zu heißen. Er wird euren Rat genauso zu schätzen wissen wie ich es getan habe, eure Kompetenz zu nutzen wissen und eure Rechte bewahren. Tragt weiter die Verantwortung zum Wohl Roms, die euch anvertraut wurde. Die Statthalter der vom Senat verwalteten Provinzen werde ich ebenso informieren lassen wie ich es mit allen anderen Statthaltern tun werde.


    Die anstehenden Wahlen sind ohne Verzögerung durchzuführen, sofern mein Sohn und Nachfolger nicht anders entscheidet. Gedenkt bei allem was ihr tut dem Wohl meiner Familie und dem Wohl Roms. Lebt wohl.



    Noch während der Consul ungläubig die Zeilen überflog, drangen vom Forum her die Rufe der aufgescheuchten Menge bis in den Senat. Schließlich erhob sich der Consul, räusperte sich und sprach mit belegter Stimme.


    "Quirites. Die Sitzung ist beendet. Rom befindet sich in Trauer. Der Imperator Caesar Augustus Pontifex Maximus Censor Lucius Ulpius Iulianus ist in Parthia an seinen Verletzungen gestorben. Sein Wunsch ist es, dass der Senat seinen Sohn Gaius Ulpius Aelianus Valerianus als seinen Nachfolger und neuen Imperator Caesar Augustus anerkennt. Wir treffen uns morgen hier zur dritten Stunde des Tages. Geht und trauert."

    Der Bote klopfte nur einmal, bevor er das Büro seines Vorgesetzten betrat und salutierte. "Praefectus, Nachrichten aus Parthia. Der Kaiser ist tot." Mit steinerner Miene zieht der Bote den Brief aus der Tasche, den der Kaiser vor seinem Ableben hat diktieren lassen.


    Ex officio imperatoris
    castra aestiva ad Dura Europos


    Der Imperator Caesar Augustus grüßt zum letzten Mal die Offiziere der Garde in Rom!


    Ja, du hast es richtig gelesen, dies ist der letzte Brief, den ich dir überbringen lassen kann. Dass du diesen Brief in Händen hältst ist ein sicheres Zeichen dafür, dass sich die bösen Omen aus Rom erfüllt haben und die Götter mich in elysische Gefilde befohlen haben.


    Ich schreibe dir diesen Brief im Angesicht der Mauern von Dura Europos. Bis hierher hat uns unser Weg geführt und an diesen Mauern wird sich das Schicksal des Feldzuges entscheiden. Mein Schicksal ist entschieden seit jenem Tag am Chaboras, an dem ein parthischer Pfeil sein Ziel nicht verfehlte. Die Ärzte haben ihr Bestes getan, doch jede Kunst findet eines Tages ihr Ende im Willen der Götter. Mein Weg endet hier, ohne ins Ziel zu bringen, was ich gestartet habe. Dies wird mein Sohn für mich tun müssen, in dessen Hände ich das Schicksal Roms lege. Ihr habt mir Treue geschworen und ich habe euch mein Leben anvertraut, welches die Götter nun für lang genug befunden haben. Eure Treue möge meiner Familie ewig weiter gelten, so dass ich euch auffordere, euren Eid auf den Namen meines Sohnes zu erneuern. Ich habe Boten zu ihm schicken lassen. Bestätigt ihm den Erhalt dieses Briefes und bereitet alles für seinen Einzug in Rom vor.


    Es wird außer diesem Brief und jenen, die zeitgleich in Rom eintreffen, keine weiteren Anweisungen von mir oder in meinem Namen geben. Prüft alles, was in meinem Namen veröffentlicht wird oder im Namen meines Sohnes, bevor dieser euch andere Anweisungen erteilt, besonders sorgsam auf seinen Wahrheitsgehalt und zögert nicht mit der Verfolgung jener, die die Zeit bis zum Eintreffen meines Sohnes in Rom zu ihren Gusten nutzen wollen.


    Lebt wohl.


    Es gibt Branchen, in denen wird der Stellvertreter des Chefs automatisch selber Chef, wenn jener ausscheidet. Die Staatsspitze Roms ist keine Branche mit einer derartigen Zwangsläufigkeit und so steht der Bote auch weiterhin dem Stellvertreter des Kaisers in Rom gegenüber, als er jenem die Nachricht überbringt, dass der zu vertretenden Kaiser diese Welt verlassen hat und zuvor noch einen letzten Brief diktierte:


    Ex officio imperatoris
    castra aestiva ad Dura Europos


    Der Imperator Caesar Augustus grüßt zum letzten Mal seinen treuen Stellvertreter in Rom!


    Ja, du hast es richtig gelesen, dies ist der letzte Brief, den ich dir überbringen lassen kann. Dass du diesen Brief in Händen hältst ist ein sicheres Zeichen dafür, dass sich die bösen Omen aus Rom erfüllt haben und die Götter mich in elysische Gefilde befohlen haben.


    Ich schreibe dir diesen Brief im Angesicht der Mauern von Dura Europos. Bis hierher hat uns unser Weg geführt und an diesen Mauern wird sich das Schicksal des Feldzuges entscheiden. Mein Schicksal ist entschieden seit jenem Tag am Chaboras, an dem ein parthischer Pfeil sein Ziel nicht verfehlte. Die Ärzte haben ihr Bestes getan, doch jede Kunst findet eines Tages ihr Ende im Willen der Götter. Mein Weg endet hier, ohne ins Ziel zu bringen, was ich gestartet habe. Dies wird mein Sohn für mich tun müssen, in dessen Hände ich das Schicksal Roms lege. Hüte Rom noch sorgfätiger als bisher bis zu einem Eintreffen in der Hauptstadt. Der Palast und die Garde sind über meinen Entschluss informiert und werden für sein Willkommen sorgen. Beruhige die trauernde Bevölkerung Roms, auf das die Stadt nicht erstarre, sondern ihre ganze Kraft zeige im Abschied wie auch im Blick nach vorne.


    Lasse die Soldaten und Offiziere der Cohortes Urbanae antreten und ihren Eid auf den Namen meines Sohnes schwören, wie ich auch von dir erwarte, dass du ihm Gefolgschaft leisten wirst, so wir du es mit getan hast. Ich danke dir für deine Treue und Verlässlichkeit. Lebe wohl.