Beiträge von Narrator

    In seinem Innersten verwünschte Arsakes seinen Satrapen, der den genialsten aller Feldherren, Surenas, der Stadt verwiesen hatte. Wäre Surenas mit seinen Mannen hiergewesen, dieser aufgeblasene Römer hätte sein Maul nie so weit aufgerissen. Er fragte sich, wie die Römer so zur Politik fähig waren, wenn alle so agierten wie dieser Tölpel von einem Kaiser. Doch selbstverständlich ließ er niemals seine Gedanken durch seine Miene schimmern wie eine Kerze durch ein ölgetränktes Stück Papyrus, solch ein für Diplomaten unverzeihliches Verhalten würde zudem seiner Satrapie auch nicht weiterhelfen.


    "Imperator, der du von deinen Männern so angebetet wirst, nichts läge mir ferner, deinen Worten zu widersprechen. Mein Volk wurde von deiner Armee in der Schlacht besiegt und noch viele Generationen von Liedermachern werden diesen für mein Volk so traurigen Tag besingen und gleichzeitig den Heldenmut deiner Soldaten preisen." Arsakes vollführte eine komplizierte Geste, um seine Worte zu unterstreichen. "Und doch lebt mein Volk in Angst. Sie sind an unseren erlauchten Satrapen Narseh Abgar gewöhnt, der die Geschicke unseres Landes schon seit so vielen Sommern lenkt, so dass sie der neuen politischen Situation mit Furcht begegnen." Arsakes machte eine kleine künstlerische Pause, um seinen Worten Nachdruck zu verleihen und nicht zuletzt auch Luft holen zu können. "Auch wenn du, erhabener, gottgleicher Imperator, von uns zu Recht verlangst, dass sich Volk und Land deinem ruhmvollen Reiche anschließen solle, so fürchten wir die Rache und den Zorn unserer Brüder, die uns Verräter und Feiglinge nennen werden."


    Mit ausladender Geste wies er auf das offene Tor hinter sich. "Dennoch hat unser Herr, der würdigste unter den Satrapen, sofort nach Beendigung der Schlacht all sein Volk angewiesen, das wenige, das wir an Essen zur Verfügung haben, mit dem ruhmreichen Sieger, dir, o Imperator, und deinen Männern zu teilen." Abpressen würde es eher treffen. Viele Familien würden in diesem Winter an Hunger und Seuchen sterben, und er, Arsakes, würde enorme Summen für seine eigene Verpflegung ausgeben müssen, sofern er diesen Winter überhaupt noch überlebte, was auch nicht gesichert war.

    Wäre Arsakes der IV., Sohn des Vonones, Enkel des erhabenen Phraakes nicht so gut in der Beherrschung seiner Gesichtsmuskeln gewesen und durch die vielen Verhandlungen, die er schon geführt hatte, geübt, ihm wäre vermutlich das Kinn hinunter geklappt. Die Römer waren ja nicht nur langsam, sie waren auch noch ziemlich dumm. Innerlich fragte er sich wie so etwas so ein großes Reich regieren konnte. Doch es sollte nicht sein Problem sein wie er zu dem Reich gekommen war, seine Herausforderung bestand nun darin mit diesem scheinbar etwas unterbelichteten Herren zu verhandeln. Er hatte ein wirklich schweres Los gezogen. Ehe er zu sprechen begann lächelte er freundlich und versöhnlich und versuchte sich dann zu erklären.


    „Imperator, Kaiser, Der Satrap Narseh Abgar hat mich geschickt, da ich mich im Führen von Verhandlungen besser auskenne als er und er mir voll vertraut. Ich danke dir in seinem Namen für deine Erkundigung nach seinem Wohlbefinden und kann dir versichern, dass er sich bester Gesundheit erfreut. Unsere Absicht war es nicht dir Edessa zum Kauf anzubieten. Denkst du nicht auch, dass ein Handelsminister ein sehr guter Verhandlungspartner sein könnte, da er sich auch bestens in den Gepflogenheiten anderer Kulturen auskennt?“


    Er wollte gern noch fragen ob er dies nicht auch tun würde, aber das würde der Mann sicher falsch verstehen. Wieso war er nur nicht geflohen wie andere auch und hatte in Edessa ausgeharrt?

    Der Bote des römischen Heeres hatte den Ort des Treffens recht gut beschrieben. Die von Sklaven gezogenen Wagen holperten über den unebenen Boden der Steinwüste hinweg, die an die hohen Stadtmauern von Edessa grenzte. Ein schwacher Wind verschaffte den armen Männern vor den Wagen etwas Kühlung. Selbst für parthische Verhältnisse war es heute recht warm. Doch die Brise änderte auch nichts daran, dass die Gesandtschaft nur sehr langsam voran kam. Sie hatten aber auch alle Zeit der Welt und es auch nicht wirklich eilig. Sollten die Römer nur warten, ihnen war es gleich.


    Bei den Legionen schließlich doch noch angekommen, wurde ihnen der Weg zum Imperator gewiesen. So holperten die Wagen noch ein Stück weiter bis sie am endgültigen Ziel angekommen waren. Aus dem ersten Gefährt stieg ein Mann aus, der sich deutlich von der Erscheinung der anderen abhob. Das Tuch, das zu einer Kopfbedeckung verknotet worden war, war mit Goldfäden durchwoben und spiegelte das Licht der Sonne. Auch seine Gewänder glitzerten durch den prachtvollen Schmuck mit denen es reichlich bestickt war. Unübersehbar stand hier der Verhandlungspartner der Römer. Als er sich einige Schritte noch in Richtung des Kaisers bewegte, konnte man sogar die in den Bart eingeflochtenen Goldfäden erkennen. Dann blieb er stehen und ein Sklave, der ihm bis eben noch gefolgt war, trat vor. Der Eunuch würde wohl zu erst sprechen:



    „Arsakes der IV., Sohn des Vonones, Enkel des erhabenen Phraakes, Handelsminister des erlauchten Satrapen von Edessa Narseh Abgar von Osroene, Sohn des Meherdates, Enkel des Arthas, Nachfahre von Mithra, der in seiner Weisheit und Güte die Geschicke der Satrapie Edessas unzählige Sonnenjahre ruhmreich leitet, an Wissen unübertroffen und beschützt durch Mahura Mazda persönlich, Verteidiger des Glaubens und ruhmreicher Feldherr.


    Im Namen unseres edelmütigen, geliebten und mit langer Lebenszeit gesegneten Satrapen Narseh Abgar entbietet Arsakes der IV., Sohn des Vonones, Enkel des erhabenen Praakes dem Feldherren und Kaiser der römischen Provinzen Lucius Ulpius Iulianus, Imperator Caesar Augustus, Pontifex Maximus, Censer ond Princeps Senatus des Römischen Reiches Seine Grüße.


    Arsakes der IV., Sohn des Vonones, Enkel des erhabenen Praakes ist dazu ermächtigt die Verhandlungen zu führen.“


    Dann zog sich der Eunuch zurück und vor dem Kaiser stand wieder der Mann dessen Namen er sicher nicht vergessen würde da er ihn ja schon dreimal gehört hatte und wartete geduldig mit ausdrucksloser Miene ab Er war auf lange Wartezeiten vorbereitet worden als man ihm beschrieb, wie langsam die Legionen aufmarschiert waren.

    Die Parther mussten eine schwere Niederlage hinnehmen und die Truppen, die noch flüchten konnten, waren zurück zur Stadt gekommen und warteten ab was nun passieren würde. Sie leckten sich die schweren Wunden, die ihnen zugefügt wurden. Verletzte wurden versorgt, einige Heerführer von der Wut eines alten Mannes getötet, der mit ansehen musste wie sein Krieg, seine Schlacht aufgerieben wurde und die Angriffe verpufften. Drei Tage hatte man Zeit sich ein wenig zu erholen zumindest so weit man es in dieser kurzen Frist konnte. Als die Römer schließlich vor der Stadt halt gemacht hatten, entsandte man eine parthische Abordnung, die ermächtigt war mit den Invasoren zu verhandeln.


    Nachdem die römischen Truppen samt Anhang einige Zeit gewartet hatte, zeigte sich am Tor Bewegung. Menschen kamen heraus. Es waren so an die 300. Vor dem Tor sammelte sich die Gesandtschaft. Sieben Wagen nebeneinander, denen wiederum je sechs Wagen folgten machten sich in die Richtung auf in der die Römer warteten. Sieben mal Sieben war eine heilige Zahl für die Parther, die als Zaroastrier nach den sieben Pfeilen aus Zarathustras Lehren strebten. Sie sollte ihnen Glück bringen und die Verhandlungen geschickt zu ihren Gunsten enden lassen. Die Wagen wurden von Sklaven gezogen, die wie Zugtiere vor sie gespannt waren. Dahinter folgten weitere Sklaven und Träger. Die Sklaven waren große muskulöse Männer ohne ein Fehl oder Makel. Wohlgestaltet und gleich groß, in weiße einfache Gewänder gehüllt, waren sie die ersten Schemen, die sich den Römern zeigten. In den Wagen saßen die reichen Männer der Stadt. Wie es sich gehörte waren sie gut gekleidet. Seidenstoffe, feine Baumwollgewebe umhüllten die Körper der Männer. Parfümiert und gut zurecht gemacht hatten sich die Männer, ohne jedoch zu übertreiben. Für die Verhältnisse Edessas waren sie sogar noch recht normal gewandet.


    Keiner von ihnen war bewaffnet, lediglich ein Schmuckdolch zierte die Gürtel der Männer. Golden glänzten Griffe und Schneiden. Mit Juwelen waren die Griffe verziert. Im Licht der Sonne schimmerten und erstrahlten sie dabei in unendlich vielen Farben. Edessa zeigte seinen Stolz sehr eindrucksvoll.



    [SIZE=4]/edit: Die liebe Rechtschreibung[/SIZE]

    Zitat

    Original von Marcus Caecilius Decius


    Krachend hackte sich die Streiaxt des hünenhaften Baktriers durch das Scutum des Caecilius Decius. Splitter flogen in alle Richtungen, und mit einem lauten 'Klong' traf das Axtblatt auf den Helm des Optios. Dessen Stoß aber glitt an dem stählernen Schurz ab, der die edlen Teile des Söldnerführers beschirmte.
    Wieder kreiste die Axt, da verstummte auf einmal das Grollen der Kriegstrommeln, und es hallten die Signale zum Rückzug. Wütend die Zähne fletschend stierte der Baktrier auf das Signum, das ihn hätte steinreich machen können, und auf den Römer der sich so hartnäckig geweigert hatte seiner Axt zum Opfer zu fallen, ihm gar eine schmähliche Verletzung beigebracht hatte. Ungern zog er sich zurück, doch er tat es, und trompetete dabei laut Befehle, um seine Horde geschlossen zu halten, und das ganze nicht zu einer wilden Flucht ausarten zu lassen. Einen mordlustigen Blick warf der Söldnerhauptmann noch auf seinen Widersacher. Römer sahen für ihn zwar alle ziemlich gleich aus, aber diesen Kerl da, dessen Gesicht würde er nicht so schnell vergessen.
    Zurückweichend löste sich nicht nur diese Einheit sondern auch die anderen Baktrier und Parther von den Prätorianern, zogen soweit möglich auch ihre Verwundeten mit sich, und schlossen sich, durch die Bogenschützen ganz gut gedeckt, geordnet dem allgemeinen Rückzug an.


    Zügig leerte sich das Schlachtfeld auf parthischer Seite. Bis auf die tausenden Toten und Sterbenden natürlich, die zurückblieben. Blutgetränkt war der Boden. Die ersten Aasgeier stürzten sich schon vom Himmel, und auch menschliche Leichenfledderer waren unterwegs. In der Nacht würden dann die Schakale kommen und die Leoparden, und einen großen Festschmaus halten.

    Der Kampf um den Adler


    [Blockierte Grafik: http://img524.imageshack.us/img524/3310/krieger3lc5.jpg] | Kashtarith, Sardar der Kataphraktoi


    Besiegt, zu Boden getreten und den Tod vor Augen, vermochte der schwerverletzte General die makabere Ironie der Situation nicht so recht zu schätzen. 'Den Adler oder den Tod' hatte er befohlen, und nun würde der Adler sein Tod sein. Er biss die Zähne zusammen, als der Miles die Standarte hob, um sie ihm in den Leib zu rammen, und blickte starr in den Himmel hinauf.
    Sein Gesicht war reglos. Der Feind sollte nicht die Genugtuung haben, ihn wanken zu sehen. So endete es also. Er hatte gekämpft bis zum letzten, er war seinem Herrscher treu gewesen, er hatte im großen und ganzen ein gottesfürchtiges Leben geführt, und gleich würde er erfahren, ob das, was er den gepressten Bauern von der Richterbrücke und der Stätte der Seelen erzählt hatte, wirklich so war. Tapfer erwartete er den tödlichen Stoß. Doch der blieb aus. Die Standarte bohrte sich wenig neben ihm in den Boden.


    Nein... - Erschrocken erkannte er, dass man ihn scheinbar gefangennehmen wollte. Kein sauberer Tod, statt dessen harrten seiner, falls er nicht von alleine starb, wohl Verhöre und Folter. Es graute ihm bei der Vorstellung, dass die Römer womöglich was aus ihm rausbekommen könnten, über die Verteidigung der Stadt, oder gar darüber wie man unbemerkt reinkam - seine Familie war dort, und wenn die Schlacht verloren sein sollte, dann schützten nur die Mauern von Edessa sie noch vor den für ihre Greueltaten berüchtigten Invasoren.
    Verbissen klammerte er die Finger um den Griff seines Schwertes. Sie waren eiskalt, und die Waffe so schwer geworden. Ständig wollte sie ihm entgleiten, als er mühsam versuchte, sie anzuheben, und die Spitze gegen seine Kehle zu richten, festentschlossen, sich selbst ein Ende zu bereiten.
    Doch ein verschwommener Schemen beugte sich über ihn, und eine kräftige Hand entriss ihm das Schwert.


    "Schönes Stück", murmelte der Capsarius, der auf den Befehl hin herbeigeeilt war, und warf kurz einen begehrlichen Blick auf die feinziselierte Klinge mit dem Opal im Knauf. Dann machte er sich ans Werk, und versuchte die Blutung des Gefangenen zu stillen, fuhrwerkte unsanft am Hals des Parthers herum, der darüber wachsbleich wurde und das Bewusstsein verlor. Mit einer Nadel umstach der Capsarius an Ort und Stelle die blutenden Gefäße, sah, dass keines der großen verletzt war, und tatsächlich brachte er die Blutung erfolgreich zum Stillstand. Für die Mühe, die er mit dem Feind gehabt hatte, erlaubte der Capsarius es sich noch, verstohlen einen schweren goldenen Ring vom Finger des Parthers abzustreifen und mitgehen zu lassen. Dann wischte er sich das Blut von den Händen und wandte sich wieder den Kameraden zu. Da gab es wahrlich genug, die seiner Hilfe bedurften.


    ~ ~ ~


    Das "letzte Gefecht" um den Adler herum, wandelte nun schlagartig sein Gesicht, als die bedrängten Centurien von so vielen Seiten Unterstützung bekamen. Die Übermacht der Römer drängte die Parther Stück für Stück zurück. Die baktrischen Sölder begannen schon sich langsam zurückzuziehen, die Panzerreiter dagegen fochten weiter tapfer und beharrlich, suchten Rache zu nehmen für den Fall ihres Generals, und erwiesen sich auch gegenüber der angreifenden Legionsreiterei noch immer als furchterregender Gegner.


    ~ ~ ~


    Rückzug der Parther


    [Blockierte Grafik: http://img516.imageshack.us/img516/5176/satrap1iw7.jpg] | Narseh Abgar, Satrap von Osroëne


    Es gab Momente im Leben, da musste man umdenken. Da musste man erkennen, dass es Zeit war zu gehen. So ein Moment war für den Satrapen Narseh Abgar gekommen, als er aus den eintreffenden Meldungen ersehen konnte, dass die Attacke auf den Adler fehlgeschlagen war, dass die Römer einfach zu viele waren, dass ihre Flanken seine Armee zu umgreifen versuchten, und dass er diese Schlacht verlieren würde. Müde sanken seine Schultern herab, als die Last seiner Jahre doppelt schwer zurückkehrte.
    "Gortazes!"
    Der angesprochene - ein junger Nachwuchs-Heerführer von edlem Geblüt - neigte höflich sein Haupt. Mit klammheimlicher Freude hatte er die Niederlage des Kashtarith gesehen, denn er hatte bisher stets in dessen Schatten gestanden. Nur den kleinen nächtlichen Überfall hatte er anführen dürfen, und er brannte vor Tatendrang. Allerdings erwartete ihn eine undankbare Aufgabe.
    "Gortazes - lass zum allgemeinen Rückzug blasen. Die Schützen sollen unsere Leute soweit möglich decken. Du hast das Kommado. Enttäusche mich nicht, mein Sohn. Wir sehen uns in Edessa."


    Einen tristen Blick warf der Satrap noch auf das blutige Feld seiner Niederlage, und bekümmert schüttelte er den Kopf. Dann wendete er sein Pferd, und begab sich, umgeben von seiner Leibgarde und einer starken Abteilung Reiterei, auf den Heimweg. So wie er auf den Weg zum Schlachtfeld stolz vorneweg geritten war, so flink führte er jetzt den Rückzug an. In solchen Fragen war der alte Abgaride ganz pragmatisch.


    Alsbald verstummte das Grollen der Kriegstrommeln, und laut hallten die Signale und leiteten den allgemeinen Rückzug ein. An den Flanken ließ Gortazes die leichten Reiter zur Entlastung noch einige schnelle Angriffe reiten, um das "Umfassungs-Manöver" der Römer zu vereiteln. Im Großen und Ganzen ging der Rückzug geordnet vonstatten.

    "UUUAAHHH!" Das Nasenbein des Sölderführers kollidierte mit dem Griff des Gladius des Caecilius Decius und brach mit einem nassen Knacken. Blut schoss dem Baktrier aus der Nase und er knirschte heftig mit den Zähnen. Wie ein Stier, der eine Bremse loswerden will, schüttelte er sich einen Moment lang benommen, wollte dann den mehr als lästigen Prätorianer von sich stoßen, und zerhackstücken, doch der setzte flink nach, stieß das Gladius gefährlich Richtung Nierengegend. Eilig wich der Hühne mit einer halben Drehung dem gröbsten aus, so ging der Stoß nicht senkrecht auf ihn zu, und glitt zuerst an den dicken Schuppen der Rüstung ab. Die Klinge rutschte schräg darüber, erreichte den Rand des Panzerhemdes, wo sie sich dann durch Wattierung und Leder hindurchbiss, und ihm doch noch einen ordentlichen Schlenz versetzte - und zwar am Hintern.
    Knallrot vor Zorn und unflätig fluchend, zog der Baktrier den Stiel seiner Axt hoch, seine gewaltigen Fäuste hielten ihn waagrecht und rammten ihn mit Urgewalt in Richtung des empfindlichen Winkels zwischen Hals und Kinn des Prätorianers, um dem die Kehle zu zerschmettern, ihn zurückzuwerfen und endlich loszuwerden!
    Ganz kurz schielte der Baktrier zu seiner blutenden Hinterseite, dann holte er wieder aus. Hoch schwang die Axt, und sausend fuhr sie auf den Caecilier hernieder wie ein Fallbeil. Die blutunterlaufenen Augen des Baktriers funkelten böse. Den Römer, der ihm da den Allerwertesten aufgerissen hatte, den würde er jetzt glatt in zwei Hälften teilen!

    [Blockierte Grafik: http://img524.imageshack.us/img524/3310/krieger3lc5.jpg] | Kashtarith, Sardar der Kataphraktoi


    Der Lärm des Schlachtfeldes, das grelle Blenden der Sonne, der Tumult des chaotischen Gefechtes um ihn herum - all das wich ein Stück zurück. Nur den dumpfen Rhythmus der Kriegstrommeln, den spürte der Sardar noch tief in sich, aufputschend und vorwärtstreibend... sonst schien die Welt sich zusammengezogen zu haben auf zwei Männer - ihn und seinen Gegner Artorius Avitus. Den Hüter des Adlers töten und den Götzen erringen, das verschmolz für Kashtarith zu einem.
    Seine Finte war geglückt. Er blinzelte, als ein Schweißtropfen ihm ins Auge rann, fixierte seinen zurückweichenden Gegner, und seine Augen verschmälerten sich unmerklich bei dessen Spott. Den er sehr wohl verstand. Und hatte der ihn nicht eben einen Feigling genannt? Elende Invasoren. Blut strömte aus der Bauchwunde über die Finger des Römers. Er schien schwer getroffen und seine Lippen bewegten sich, als würde er zu seinen Göttern um Beistand flehen.
    "Ich töte Dich jetzt.", sprach der Parther auf Griechisch, stellte es kühl fest, wie ein unumstößliches Faktum.
    "Dann nehme ich mir euren Götzen."
    Er machte einen Schritt auf den Artorier zu, einen Fuß nachziehend, sprungbereit und das Krummschwert schräg vor sich haltend, dass es beinahe das Gladius berührte.
    "Reiße ihm die Flügel aus."
    Herausfordernd schlug seine Klinge gegen die Spitze des Gladius, mit hellem Klang. Er tat einen weiteren Schritt.
    "Und schmelze ihn ein, zu einem Fußschemel für meinen Satrapen. Versteht es endlich, ihr Barbaren, auf euch wartet in diesem Land nur der Tod...-"
    Die Veränderung im Gesicht des Römers entging ihm nicht, doch die Schnelligkeit, mit der der verwundete Centurio seine kurze, wendige Klinge vorstieß, kam wie ein Blitz aus heiterem Himmel. Aus den Augenwinkeln sah Kashtarith außerdem, wie im gleichen Moment aus dem Schlachtgetümmel heraus ein weiterer Centurio - Flavius Aristides - herbeitrat, und mit dem Schild auszuholen schien...


    Hastig einen Schritt zurückweichend, zog der Sardar sein Schwert hoch, den Griff mit beiden Händen fassend, um den Stich des Artoriers mit einer hohen Parade zur Seite zu schlagen - doch sein Fuß, sein verstauchter Fuß, trat auf etwas weiches, das nachgab. Es war der Körper eines Verwundeten. Er rutschte ab, Schmerz durchzuckte sein Bein und Kashtarith geriet aus dem Gleichgewicht.
    Zu spät traf seine Klinge auf die des Römers. Kreischend schabte Metall über Metall, dann durchstach der kalte Stahl seitlich die Halsberge seiner Rüstung, zerfetzte Halsmuskeln, brachte ihm eine fatale Wunde bei. Ein Schrei, ein gepeinigtes Aufheulen kam von Kashtariths Lippen, seine Augen weiteten sich, starrten den Römer vor ihm mit wildem Zorn und Ingrimm an, und zugleich blitzte darin eine Art von Respekt auf, vor diesem Feind, der zwar sehr anders, doch standhaft und tapfer kämpfte.
    Mit einem letzten Aufbäumen aller Kräfte riss Kashtarith das Krummschwert hoch, den Griff mit beiden Händen fest umkrallt, und ließ es von schräg oben mit tödlicher Wucht auf den Primus Pilus niederfahren...


    Dann knickten ihm die Beine weg. Er brach in die Knie, die Welt verschwamm vor seinen Augen. Kaum konnte er noch seine Gegner erkennen, und das Schwert in seinen Händen war ungeheuer schwer geworden... Eiskalt war seine Hand, die sich verzweifelt um den Griff ballte, die andere grub sich in den zertrampelten Boden. Aufstehen musste er, kämpfen für Osroëne, den Adler erringen...! Verbissen versuchte er sich wieder aufzurichten, doch das Blut quoll in stetem Strom aus seiner Wunde und eine dumpfe Taubheit begann Einzug in seine Glieder zu halten.
    Hoch über ihm war ein Blitzen vor dem strahlendblauen Himmel. Der Adler. Er schwankte - fiel er? War es doch nicht umsonst gewesen?


    ~ ~ ~


    Römische Klingen bohrten sich in die Flanke des Streitrosses, und in das Bein Darbans, des Clibanarius, der die Stange, die den Adler trug, gepackt hatte. Einer erdrückenden Übermacht sah er sich entgegen, als die Legionäre unter Artorius Imperiosus ihn bedrängten. Sein Kamerad ging zu Boden, wurde niedergestochen von Iulius Licinius, und auch sein Sardar - sein Sardar, der für Darban immer eine Art unbesiegbarer Kriegsgott gewesen war - brach blutend in die Knie.
    "Nein!", rief der parthische Reiter ungläubig, trotzig angesichts von Tod und Niederlage. Eisern kämpfte er weiter um den Adler, und mit einem Ruck gelang es ihm, dem bedrängten Aquilifer die Stange zu entreissen!
    Schon brach sein Pferd unter ihm zusammen, schon sah er die Klingen der Legionäre auf sich zukommen, die ihn zerfleischen wollten, da stieß und schleuderte Darban das Feldzeichen von sich, in die Richtung wo er gerade die nächsten Verbündeten kämpfen sah - ein Trupp Baktrier, die noch immer hartnäckig den Kreis bedrängten, da wo die Männer der Zweiten Centurie ihn verstärkt hatten.
    Der Adler neigte sich, und fiel in das Gewirr der Kämpfenden. Doch was weiter geschah konnte Darban nicht mehr sehen, denn die Schwerter der Legionäre drangen durch seine Rüstung und setzten seinem Leben ein Ende.

    Wie ein Raubtier fletschte der riesige Söldnerführer die Zähne, als seine Axt den Schild des Prätorianers vor ihm durchschlug, und die Kante der Waffe kreischend eine Furche durch das Metall von dessen Brustpanzer zog. Der Römer fuhr zurück, und der gewaltige Baktrier drehte sich in der selben Bewegung zu seinem zweiten Gegner - Caecilius Decius. Mit lautem Krachen prallte der Schild des Optios gegen seine Seite, der Hüne stieß einen kehligen Fluch aus, geriet jedoch kaum aus dem Tritt. Für seine Masse erstaunlich gewandt wich er knapp - den Bauch einziehend - dem vorgestoßenen Gladius aus, und stieß von oben, über den Schild des Caeciliers hinweg, den Stiel der Axt, an dem sich ein spitzer metallischer Dorn (ein sogenannter "Sackreißer") befand, mit Schmackes gegen das Gesicht des Römers...
    Mit einem markerschütterndem Kampfschrei schwang er dann wieder die Streitaxt gegen den anderen Prätorianer, und bevor der mit dem Gladius an den Baktrier herankommen konnte, fuhr das Axtblatt ihm durch den Rest-Schild in den Oberschenkel hinein, ließ den Knochen bersten und trennte die Gliedmasse vom Körper.
    Den Schwung der Axt ausnutzend führte der Baktrier sie erneut gegen Caecilius Decius, und es war unschwer zu erkennen, dass er wild entschlossen war, den Optio dahin zu schicken, wohin es soeben auch seinen Centurio verschlagen hatte.
    Von Wüten ihres Anführers aufgestachelt, gewannen die Baktrier an Boden, drängten in die Schneise hinter ihm und kamen dem Signum ein Stück näher.

    [Blockierte Grafik: http://img524.imageshack.us/img524/3310/krieger3lc5.jpg] | Kashtarith, Sardar der Kataphraktoi


    Nach dem Centurio, der den Adler hütete, hatte Kashtarith ausgeholt, doch seine Klinge traf - und enthauptete - den falschen. Und kein Gnadenbrot würde es für sein graues Schlachtross geben. Schrill aufwiehernd ging das Tier zu Boden, als die Gladii ihm die Flanke aufschlitzten, die Schilde es umstiessen. In alle Richtungen keilte das Pferd aus, in seinem Todeskampf, doch gerade noch rechtzeitig gelang es dem Sardar sich aus dem Sattel zu schwingen, und außer Reichweite der wirbelnden Hufe zu springen.
    Mit aufs neuem wild entbrannter Wut stürmten seine Leute los, als sie ihren Anführer so fallen sahen, kamen an seine Seite und flankierten ihn, hieben auf die Römer ein und fingen deren Hiebe von ihm ab - ein heilloses Gemetzel für beide Seiten.


    Einen kurzen Moment lang abgeschirmt durch zwei Panzerreiter atmete Kashtarith tief durch, trat auf und verzog das Gesicht. Sein Fuß... er hatte sich den Fuß vertreten beim Abspringen.
    Verärgert, dass so eine dumme Kleinigkeit ihm jetzt hinderlich sein sollte, fuhr er sich mit der Hand unter den halboffenen Helm und wischte sich Schweiß und Blutspritzer aus dem Gesicht. Sein Grauer regte sich nicht mehr. Dieses Tier hatte er selbst aufgezogen, eingeritten und ausgebildet, dieses Tier hatte ihn lange Jahre treu getragen, und war ihm wichtiger und wertvoller gewesen als der gesamte Inhalt seines (kleinen) Harems. Es jetzt so dahingeschlachtet zu sehen, erfüllte den General mit kalter Wut.
    Mit schmalen Augen blickte er über den Kadaver des Pferdes zum Adler der Legion, der noch immer majestätisch über den Köpfen der Kämpfenden schwebte. Er sah wie weitere Verteidiger ankamen und den an manchen Stellen geborstenen Kreis verstärkten, er hörte die Signale des Feindes, als die Reserve anrückte. Kurz gesagt - er sah seine Felle davonschwimmen. Und ganz kurz wünschte er sich, der Satrap hätte den Surenas mit der Armee des Großkönigs nach der Sache mit der Prinzessin nicht von dannen gejagt. Denn dann wäre der Sieg bestimmt gewiss gewesen! Doch noch konnten sie den Römergötzen erringen, noch konnte Osroëne siegreich sein!
    "Den Adler oder den Tod!" , brüllte der Sardar mit kratziger Kehle.
    "Auf sie...!!!"
    Und hinkend warf er sich an der Seite seiner Leute in das chaotische Knäuel von Kämpfenden, schlug ein Schwert zur Seite, zog seine Klinge einem Römer über die Kehle... parierte wieder - und fand sich erneut dem Centurio gegenüber, der wie ein Daeva schon wieder zwischen ihm und dem Adler stand.


    "Du hast mein Pferd getötet", grollte Kashtarith und senkte die Spitze seines Krummschwertes, so dass sie genau in Richtung des Artorius Avitus wies. Ein dicker roter Tropfen floss die Blutrinne entlang, blieb kurz an der Spitze der geschwungenen Waffe hängen wie eine rote Perle, löste sich dann und fiel...
    Dunkel und hart waren die Augen des Parthers, als sie sich in die des Römers bohrten. Schwarze Linien waren darum gezogen (wie alle Edlen von Osroëne ließ sich auch der General täglich die Augen schminken und den Bart kräuseln), halbverwischt umgaben sie seine Augen wie Schatten.
    Er taxierte den Römer, der ihm den Weg verwehrte, versuchte zu erahnen welche Bewegung dieser als nächstes vollführen würde... - und für den Bruchteil eines Wimpernschlages zuckten Kashtariths Augen zur Seite, hefteten sich ganz kurz auf die rechte Schulter des Artoriers, so als ob er dort an der Achsel sein nächstes Ziel anvisieren würde.
    Als der Blutstropfen auf dem schon rot getränkten Boden aufkam, stieß das Krummschwert vor, zielte auf eben jene Schulter, doch es war nur eine Finte und im Zustoßen wandte der Parther das Schwert. Blitzschnell ließ er es zur Seite gleiten, suchte es dem Römer in den Unterleib zu stoßen, und ihm unterhalb der Rüstung den Bauch aufzuschlitzen wie einem Vieh...


    ~ ~ ~


    Zur gleichen Zeit - die anrückende Verstärkung nahm schon die Last von der "Rückseite" des bedrängten Kreises der Verteidiger - gelang es doch noch zwei Clibanarii mit brutaler Wucht bis zum Aquilifer vorzudringen. Einer stieß die Lanze nach dem Träger des Feldzeichens, der andere packte die kostbare Beute. Eine parthische, gepanzerte Faust schloss sich um die Stange, die das Zeichen und die Seele der Ersten Legion trug. Der Adler wankte... sank ein Stück herab... dann noch tiefer... Der Parther gab seinem Pferd die Sporen, hatte den Adler seinem Träger schon beinahe entrissen, wollte mit ihm davon jagen!

    Der Satrap und sein Stab


    [Blockierte Grafik: http://img516.imageshack.us/img516/5176/satrap1iw7.jpg] | Narseh Abgar, Satrap von Osroëne


    "Sag mir - was siehst Du?", fragte der Satrap seinen Adjutanten mit den Adleraugen, den Argbadh Aryatirén. Denn Narsehs Augen waren nicht mehr die besten, sie schmerzten von der Helligkeit, und überhaupt war das Schlachtgeschehen ihm inzwischen nicht mehr ganz ersichtlich. So viel Staub, so viel Chaos, wie sollte man da noch den Überblick behalten.
    "Was ist da zur Linken los, da der Tumult?"


    Aryatiren spähte zu der gewiesenen Stelle und sah, wie die Fünfte Kohorte der Ersten Legion unter Terentius Cyprianus gegen die baktrischen Fußtruppen stürmte, die den schweren Reitern folgten, wie Pila flogen und das Gefecht entbrannte.
    "Erlauchter Satrap, da hat eine feindliche Einheit die Initiative ergriffen und stürmt gegen die Baktrier."
    "Und, wie machen sich die Axtschwinger aus den Bergen?", wollte Narseh wissen. Sind sie ihr Geld wert?"
    Unleidig dachte der Satrap an die gewaltigen Summen, um die diese gierigen Söldner seine Schatzkammer erleichtert hatten. Allerdings - je mehr von ihnen jetzt starben, desto weniger musste er nachher noch bezahlen....
    Aryatirén versuchte Einzelheiten zu erkennen, und sah zu seinem Bedauern, wie die Fünfte Kohorte gerade Verstärkung bekam und die geschlossenen Formation sich nun - langsam zwar, und unter Verlusten, aber doch unübersehbar - Stück für Stück in die Reihen der Söldner hineinzufressen vermochte.


    "Nun - die Römer werfen soeben ihre Reserven in den Kampf. Die Baktrier verlieren an jener Stelle, oh Erhabener, gerade ein wenig an Boden..."
    Beklommen war es dem Argbadh zumute. Denn der Satrap neigte bisweilen (je nach Tageslaune) dazu, die Überbringer schlechter Nachrichten hinrichten zu lassen.
    "Söldnerpack.", stellte Narseh nur verächtlich fest. "Und da rechts, bei der Kaisergarde, was passiert da?"
    "Der Kampf wogt hin und her.", berichtete Aryatirén. "Noch sind ihnen die Feldzeichen nicht entrissen. Allerdings sehe ich da gerade einen Vorstoß..."


    ~ ~ ~


    Der Kampf der Prätorianer


    In der Tat. Eine Hundertschaft waghalsiger und vom Gedanken an die unzähligen Drachmen berauschter Baktrier hatte sich um ihren Hauptmann geschart. Der war ein gigantischer Hüne mit kahlem Kopf und einer Brust wie ein Fass, ein wahrer Bergriese, dessen Doppelkopfaxt durch die Reihen der Feinde ging wie die Sense durch das Kornfeld. Seine Leute waren hartgesottene Kämpen, die langschaftige Äxte trugen, geschuppte Panzerhemden und Schilde mit dem Zeichen der doppelköpfigen Echse darauf.
    Dass sie den Preis nicht den Kataphrakten, diesen hochfahrenden Schnöseln, überlassen würden, war ihnen ganz klar, und als die Reiter, aufgehalten von den streitbaren Praetorianern, nicht gleich bis zum Signum vordrangen, da sahen sie ihre Stunde gekommen.
    Mit Todesverachtung und einem gutturalen Kampfschrei stürmten sie los, durch den vor ihnen bereits tobenden Kampf hindurch, überrannten dabei Feinde und Verbündete, die ihnen im Weg standen. Geschlossen, und gut aufeinander abgestimmt, kämpfte diese baktrische Horde, die nun auf die festgefügten Reihen einer der Prätorianercenturien traf. Gleich zu Beginn gelang es dem Baktrierhauptmann, den feindlichen Centurio zu fällen - ein Hieb zertrümmerte dessen Scutum, beim nächsten sank der Römer mit klaffender Brust zu Boden. Unter Triumphgeheul machte Kasirs Horde sich dran, sich den Weg zu Ruhm und Reichtum freizuhacken...


    ~ ~ ~


    Der Satrap und sein Stab


    "Ein Vorstoß... schön schön.", wiederholte der Satrap etwas abwesend. "Doch sag, Kashtarith, was ist mit dem Nachschub an Pfeilen - merk dir, man darf nie vergessen, für genügend Nachschub bei den Pfeilen zu sorgen - reichen sie noch?"
    "Erlauchter Satrap", nur zögerlich wagte Aryatirén es, seinen Herrscher zu verbessern, "ich bin Aryatirén..."
    "Jaja, das weiss ich doch!" Natürlich, der Satrap erinnerte sich. Er hatte Kashtarith ja nach dem Adler ausgeschickt. Eine kühne, glänzende Idee, die die Römer in die Knie zwingen würde.
    "Hat er den Adler schon?"
    "Die Clibanarii sind durchgebrochen durch die feindlichen Reihen. Die letzten Verteidiger werden aufgerieben. Ich sehe den Helmbusch des Sardar direkt neben dem Adler. Gleich muss er ihn haben!"
    "Gut, gut. Auf ihn ist doch Verlass. Er ist vielleicht ein wenig phantasielos in der Strategie - aber verlässlich. Wenn ich sage 'Kashtarith bring mir den Adler', dann geht er los und bringt mir den Adler. Guter Mann, das, guter Mann."


    Eine Weile lang war nur der Kampfeslärm zu hören. Aryatirén hielt Ausschau. Dann meldete er sich kleinlaut zu Wort.
    "Erhabener Satrap..."
    "Hmm?"
    Der Argbadh wand sich. Aber einer musste es ja sagen. Bloß warum ausgerechnet er?
    "Erlauchter Satrap - der Sardar Kashtarith scheint... zu Boden gegangen zu sein. Ich kann ihn nicht mehr sehen. Zugleich bekommen die Verteidiger des Adlers gerade massivst Verstärkung. Und die Flanken ebenfalls. Oh gottgleicher Sohn von Sonne und Mond, verzeih es mir unwürdigem Wurm dass ich es wage mein Antlitz zu Dir zu erheben, dass meine nichtswürdige Stimme schimpflich Dein Ohr besudelt, jedoch... ich fürchte das Blatt wendet sich."

    [Blockierte Grafik: http://img524.imageshack.us/img524/3310/krieger3lc5.jpg] | Kashtarith, Sardar der Kataphraktoi


    Von allen Seiten stürmten Parther und Baktrier auf die Männer der Ersten Centurie ein, brandeten gegen den Kreis, in einem wilden Hauen und Stechen. Ohne Unterlass wurden die Legionäre, die sich um ihren Adler gescharrt hatten, aufs heftigste bedrängt, und immer weiter aufgerieben. Doch immer noch blieben sie standhaft, und Kashtarith konnte nicht umhin, diesen tapferen Feinden einen widerwilligen Respekt zu zollen, während er sich mit gewaltigen Schwerthieben weiter den Weg bahnte, lautstark den Namen Ahura-Mazdas brüllte, seine Leute vorwärts trieb und anfeuerte. Allerdings wurde so langsam auch seine tiefe und schlachtfelderprobte Stimme ziemlich heiser.


    Dem ersten Parther, der tollkühn in den Kreis der Legionäre gesprengt war, war kein Glück beschieden. Schon streckte er die Hand aus, um dem Aquilifer den Adler zu entreissen, geblendet vom Glanz der Beute und der verheißenen Belohnung, als einer der Verteidiger - Iulius Licinius - brüllend das Schwert gegen seinen Arm stieß. Mit einem schrillen, metallischen Kreischen fuhrt die Klinge über die stählerne Armschiene hinweg, biss durch das Panzergeflecht, dass die Finger schützte. Laut heulte der Reiter auf, als ein Teil seiner Hand einfach abgehackt wurde, als blutiges Fleisch zu Boden fiel, und in einem Rausch von Schmerz und Wut führte er mit der anderen Hand, in der er noch immer das Krummschwert hielt, selbst einen kräftigen Hieb gegen den Schwertarm des Iuliers...
    Als er aber zum zweiten Mal ausholen wollte, traf ein Wurfspeer, von der Hand des Tiberius Vitamalacus, den Oberkörper des Clibanarius, und brachte ihn zu Fall. Klirrend rutschte der schwere Reiter vom Pferd. Im Kampfesrausch riss er sich den Wurfspeer, der durch den schweren Harnisch nicht weit eingedrungen war, aus der Brust und stürzte sich, taumelnd und aus vielen Wunden blutend, auf den Aquilifer....


    Schnell musste es jetzt gehen, erkannte Kashtarith, schon setzten sich weitere Kohorten in Bewegung, und auch die Nachbarzenturie, obschon selbst schwer bedrängt, kam zur Hilfe.
    Für Osroëne... - In einem halsbrecherischen Satz trieb er sein Streitross zwischen die Verteidiger, ließ das gut dressierte Tier steigen, und zugleich eine halbe Drehung vollführen, um sich Platz zu schaffen. Die Hufe wirbelten durch die Luft, trafen einen der Römer vor die Brust und rissen ihn zu Boden, und Kashtariths Schwert stieß rasch und gewandt von oben hinter das Schlüsselbein eines Verteidigers, der röchelnd starb. Rote Tropfen sprühten von der Klinge, als sie beim Herausziehen einen Halbkreis beschrieb. Zerschrammt und blutig war die prunkvoll mit Goldintarsien versehene Rüstung des Generals. Seine scharlach- und goldfarbene Helmzier wogte, und machte ihn weithin erkennbar.
    Krachend zerbrach der Brustkorb eines zu Boden gegangenen Feindes als die Vorderhufe des Grauen wieder auf den Boden donnerten. Seine Leute drängten hinterher. Ganz kurz blitzte im Hinterkopf des Generals die Sorge um sein treues Pferd auf - denn es lahmte mittlerweile schwer- und er gelobte sich, ihm das Gnadenbrot auf den Hochweiden seiner Heimat am brausenden Karasu zu gewähren. Sofern es überlebte. Und er.
    Durch den Kreis, die letzte Bastion gebrochen, sah Kashtarith den Adler direkt vor sich. Noch direkter vor ihm war jedoch der Centurio, unter dessen Führung die Männer hier so wacker standhielten. Mit dem Namen seines Gottes als schallendem Kriegsruf auf den Lippen, trieb Kashtarith sein Streitross gegen Artorius Avitus, der da noch zwischen ihm und dem Adler stand. Und mit scharfem Zischen zerteilte sein Krummschwert die Luft, sauste auf den Primus Pilus herab, in einem geschmeidigen Bogen, dazu bestimmt dem Artorier glatt den Kopf von den Schultern zu trennen....