Beiträge von Narrator

    [Blockierte Grafik: http://img524.imageshack.us/img524/3310/krieger3lc5.jpg] | Kashtarith, Sardar der Kataphraktoi


    Mit mörderischer Wucht waren die Panzerreiter in die feindlichen Reihen der Ersten Legion und der Prätorianer gebrochen. Kashtarith war mittendrin. Erbittert focht er in dem blutigen Nahkampf der nun entbrannte, und es stachelte den Mut seiner Leute an, spornte sie dazu an wirklich alles zu geben, als sie ihren General so an ihrer Seite und an vorderster Front kämpfen sahen.
    Nur ein Gedanke beherrschte ihn - der Adler! Der Adler war nicht mehr weit. Nur wenige Reihen vor sich, sah er ihn über den Köpfen der Kämpfenden schweben, die Schwingen ausgebreitet, in der Sonne hellauf blitzend, trutzig und anmaßend, so wie die Männer, die unter diesem Götzenbild in die Schlacht gezogen waren.
    Seine Lanze war geborsten, als er sie beim Aufeinandertreffen in einen Römer versenkt hatte, und gerade hieb er mit dem Schwert, einer langen und geschwungenen Klinge, von oben einen feindlichen Soldaten nieder, der, noch benommen vom Aufprall und aus der Formation gerissen, leichte Beute war.
    "Den Adler!" , brüllte der General zu den Reitern, die ihn umgaben, reckte das blutige Schwert und deutete aneifernd auf das Feldzeichen.
    "Den Adler für Osroëne!"
    Stoisch trampelten die Pferde über tote Körper hinweg, über Freund und Feind gleichermassen, als die Panzerreiter im Gefecht weiter vordrängten, in die noch erhaltenen Reihen hinein, die sie von ihrem Ziel trennten. Womöglich war dies hier der entscheidende Moment der Schlacht.


    Am wirklich allerhärtesten traf es die Centurien ganz in der Mitte - die erste und die zweite - als sich die Clibanarii ohne Rücksicht auf Verluste vorwärts kämpften, auf ihrem Weg zum Adler, vom Rücken ihrer gepanzerten Ungetüme auf die Legionäre einhieben und stachen, sie niederritten oder von den Hufen zerstampfen ließen. Zwar waren die Clibanarii nur schwer zu verwunden, doch bei dieser wilden Attacke wurde natürlich auch von ihnen so mancher aus dem Sattel gerissen und verlor sein Leben unter den Gladii der kampfstarken römischen Legionäre. Andere drängten nach. Im ihrem Rücken schließlich folgten axtschwingend die breitschultrigen Baktrier, viele an der Zahl, gar mehrere Tausend rückten an, machten die nieder, die den Reitern entgangen waren, und spalteten mit ihren Streitäxten die Schädel der verwundeten Römer, so gleichmütig als würden sie Holz hacken.


    Den Adler! Das Blut jagte durch die Adern des Generals, alles um ihn herum schien ihm von extremer Klarheit und Schärfe zu sein. Gut sah's im Moment für seine Leute aus. Nur die zahlreichen Reserven, die die Römer noch nicht in die Schlacht geworfen hatten, die machten Kashtarith allerdings Bedenken.
    Mit dem Schild wehrte er einen Stich gegen sein Bein ab, hieb dem Römer den metallenen Rand ins Gesicht, dass er zurücktaumelte und unter die Hufe des Reiters neben ihm kam. Ein Pfeil sauste über ihn hinweg, rauschte durch die wogende Helmzier hindurch, und er duckte sich instinktiv. Das war knapp.
    Dann drang ein Triumphschrei an sein Ohr. Seine Leute waren durchgebrochen. (Und zwar genau zwischen der ersten und der zweiten Centurie.)
    Er spornte seinen Grauen und bahnte sich den Weg. Mit einer Gruppe von zwölf Panzerreitern - weitere machten schon Anstalten nachzusetzen - erreichte er den Bereich hinter der ersten Centurie.
    Ohne zu säumen stürmten die Parther auf den Aquilifer und auf die Männer, die sich um ihn herum gescharrt hatten, los. Mutig vertrat ein Legionär Kashtarith den Weg, führte einen Stich gegen die Beine seines Pferdes - da stieg der Graue, seine Hufe mit den Eisenspitzen wirbelten durch die Luft, und als der Römer sich zur Seite duckte traf ihn das Schwert des Generals in den Hals, dass es beinahe den Kopf vom Rumpf trennte. Kashtarith trieb das lahmende Pferd weiter auf den Aquilifer zu, setzte über einen zu Boden gegangenen Reiter hinweg, und ging zum Angriff über. Blitzschnell sauste seine Klinge auf den nächsten herab, der sich zwischen ihn und den Adler stellte, und ein anderer Reiter streckte schon die Hand nach der wertvollen Beute aus. Der Sieg schien zum Greifen nah....


    ~ ~ ~


    Während dort der Kampf um den Adler tobte, bissen auf dem großen Schlachtfeld die römischen Auxilliaren die Parther empfindlich in die Flanke. Speere dezimierten die vorrückenden Fußtruppen, die sich mit dicken Lederschilden zu schützen versuchten, und dann mit Erleichterung sahen wie die parthische leichte Reiterei, die sich zuvor an den Flanken postiert hatte, anrückte. Wieder zückten die Männer die Bögen, und bestrichen vom Pferderücken aus die Reiter der Hilfstruppen mit ihren Pfeilsalven...

    Wie ein Getöse, wie eine Naturgewalt, so kam die Welle, eigentlich der Keil, der parthischen Reiterei auf die Römer zu. Es war wie ein Sog, das alles mitriss, auch und sogar das Denken der parthischen Clibanarii und Kataphraktoi. Diejenigen unter ihnen, die das Aufeinanderprallen der zwei Seiten eigentlich scheuten und viel lieber in Ruhe weiter ihr Leben weiterleben wollten und am liebsten umkehren würden, selbst die hatten keine Chance. Eine Umkehr war schon physisch unmöglich, und selbst wenn es möglich gewesen wäre, derjenige hätte nicht lange weitergelebt und wäre mit der ausgesuchtesten Folter versehen qualvoll unter den Augen des Satrapen gestorben. Da ließ man lieber ehrenhaft auf dem Schlachtfeld sein Leben. Die anderen, die sich tapfer wähnten, weil sie ihre Angst erfolgreich verdrängen konnten, diese anderen spürten keine Zweifel, keine Angst vor den Römern, keine Furcht vor dem Tode. In diesem Moment war das einzige, was sie fühlen konnten, der Rausch der Geschwindigkeit, das rennende Pferd unter ihren Körpern und die Lanze in der Rechten. Und den Blutdurst, der gestillt werden wollte.


    Der Anblick, der sich beim Aufprall beider Seiten bot, den kann man nicht in einem Satz beschreiben. Die pilae der Römer versenkten sich zum Teil in die Reiter, zum Teil in die Rösser, zum Teil aber zerbrachen sie, so als ob sie lediglich Zahnstocher wären. Die allerwenigsten der Reiter inklusive Pferde konnten aber durch die pilae vollends gestoppt werden, die Keilformation der Parther teilte die erste, zweite und dritte Linie ohne viel Mühe in zwei ungleiche Hälften, erst bei der vierten und fünften verloren die Reiter merklich an Schwung, konnten sie aufgehalten werden. Der Kampf entbrannte innerhalb von Augenblicken. Welch ein Lärm, als die Schilde der Römer mit den Rüstungen der Pferde zusammenprallten, welch Geschrei, als viele Männer in diesen und folgenden Augenblicken ihr Leben verloren, aufgespießt von einer Lanze, erschlagen von einer Axt, erstochen durch ein Schwert, oder unter der Masse eines Pferdes erdrückt. Angefeuert durch die Trommeln, dem Blutrausch und dem Wunsch, soviele Feinde wie möglich mit sich in den Tod zu reißen, entbrannte ein Morden, welches an diesem Feld noch nicht gesehen wurde. (Allerdings fand hier auch noch nie eine Schlacht statt.)

    Der Satrap und sein Stab


    [Blockierte Grafik: http://img516.imageshack.us/img516/5176/satrap1iw7.jpg] | Narseh Abgar, Satrap von Osroëne
    In der Gluthitze des Mittags wütete die Schlacht. Narseh Abgar runzelte die Stirn, als er sah, wie rasant das den Römern vorgeworfene Fußvolk dahinschmolz. Ihm war heiß in seinem Prunkharnisch, der zudem im Laufe der Jahre am Bauch unangenehm eng geworden war, und unleidig starrte er zu den römischen Legionen hinüber, die ganz im Gegensatz zu den Stämmen von Turan dem Pfeilhagel diszipliniert getrotzt hatten, und mit geradezu unverschämter Beharrlichkeit weiterkämpften.
    Er winkte nach einen Trunk, und sogleich reichte einer der zahlreichen Eunuchen-Diener - die ihn natürlich auch hier begleiteten - ihm einen juwelenbesetzten Kelch gefüllt mit verdünntem Shiraz. In doppelwandigen Steingutkrügen hatte man den Wein aufbewahrt, um ihn der Hitze zu entziehen, doch er war trotzdem lauwarm geworden, und kaum etwas fand der Satrap abscheulicher als lauwarmen Shiraz. Angewidert kippte er den Kelch, und ließ den dunkelroten Wein auf den Boden rinnen.
    Als wäre es das Blut des Satrapen, dachte erschrocken der junge Eunuch, der den Trunk gereicht hatte, als er den roten Fleck im Boden versickern sah. Doch er hatte wenig Zeit, diesem Gedanken nachzuhängen, denn der immer schlechter gelaunte Satrap befahl, ihn zur Strafe für das unentschuldbare Vergehen mit dem Wein zwischen die Mühlsteine zu werfen und zu zermalmen. Starr vor Angst wurde der junge Mann davongezerrt.


    Dem Satrapen ging das alles zu lange. Aus seiner Leibgarde befahl er Aryatirén zu sich, einen meisterhaften Bogenschützen mit wahren Adleraugen, und ließ sich von diesem die Aufstellung der Römer, wie sich sich gerade darstellte, genau beschreiben. Er sinnierte ein wenig, dann erhellte sich sein verwittertes Gesicht. Denn ein kühner Gedanke war ihm gekommen!
    Ja, er, Narseh der Abgaride gehörte noch lange nicht zu alten Eisen. Er stammte schließlich in direkter Linie von Nimrod, dem Heros der Urzeit, dem größten Heerführer den die Welt je gesehen hatte ab! Osroes, dieser arrogante, aufgeblasene junge Schnösel von Großkönig würde Augen machen, wenn er erfuhr, dass der alte Narseh die Römer im Alleingang geschlagen hatte. Nein, er brauchte nicht solche Küken wie den Surenas um seine Schlachten zu schlagen! Er würde bald seine Sommerresidenz nach Antiochia verlagern, seine Füße im Mittelmeer baden (was dem hartnäckig entzündeten Zehgelenk sicher sehr gut tun würde) und seine Urenkel würden in Assur auf dem Trohn des Shah-in-Shah sitzen.
    "Kashtarith! Höre..."



    [Blockierte Grafik: http://img524.imageshack.us/img524/3310/krieger3lc5.jpg] | Kashtarith, Sardar der Kataphraktoi
    Keine Regung zeigte sich auf dem Gesicht das Sardar, als die Männer, denen er eben noch was von Sieg und Ruhm erzählt hatte, einer nach dem anderen unter den römischen Gladii fielen. Doch der Anblick quälte ihn, auch wenn sie für Osroëne starben, auch wenn er lediglich seine Pflicht getan hatte. Es wäre ihm lieber gewesen, nicht er hätte sie ihren Familien entreißen, nicht er hätte sie in den Tod schicken müssen. Die unangebrachten Gewissensbisse für den Moment verbannend - sie würden später ohnehin zurückkehren - wandte sich der General seinem Dienstherren zu.
    "Ja, Erhabener?"


    Der Satrap streckte die Hand aus und wies majestätisch auf das Zentrum der römischen Formation, wo, seinen Informationen nach, die Erste Legion, die Lieblingslegion des römischen Kaisers, kämpfte.
    "Bring mir den Adler!", befahl er herrisch.
    "Den Adler der Ersten Legion. Diese Barbaren hängen geradezu abgöttisch an ihren Feldzeichen. Sie verehren sie als ihre Götzen. Tja, es sind eben Primitive, zu denen das Licht der wahren Lehre noch nicht gedrungen ist. Los jetzt mit den Panzerreitern! Bring mir den Adler, Kashtarith, das wird den Kampfesmut des Feindes lähmen, das wird ein tiefer Stich ins Herz ihres Führers sein, das wird ihre alberne Phalanx im Nu zerschmettern! - Und die Feldzeichen der Prätorianer will ich auch. Man erzählt ja wahren Wunderdinge über diese angeblichen "Elitekrieger". Da, rechts von dem Block im Zentrum. Lass es Dir von Aryatirén zeigen."


    "Erhabener Satrap..." - Kashtarith zermarterte sich das Hirn, wie er seinen König von diesem spontanen Umwerfen der Strategie abbringen könnte, "...wäre es nicht ratsam, erlauchter Sohn des Himmelsgestirns, zuerst den Beschuss ganz auszureizen, die feindliche Reiterei anzugehen, und -"


    "Ach. Führt man so HEUTZUTAGE die Kriege? Sardar. Klügelnd und wägend?"
    Der Satrap sprach sanft, täuschend sanft, wie stets wenn er kurz vor der Explosion stand.
    "Hat Dich gar der Mut verlassen? Soll ich die Reiter selber anführen?"
    Er hob den Arm, reckte kühn das Kinn und verkündete laut:
    "Einhunderttausend Drachmen für den, der mir die Standarte der Kaisergarde bringt. Ebensoviel für den Adler der Ersten Legion - und die Felsenfestung von Andane dazu!"


    Sogar jetzt verlor der Satrap nicht seine Schatzkammer aus dem Blick, stellte Kashtarith fest. Die Festung von Andane war zwar prestigeträchtig, doch als unheilvoll verrufen, nachdem ihre letzen Besitzer allesamt seltsame Tode erlitten hatten. Außerdem würde es ein Heidengeld kosten, ihre verfallenen Mauern wiederaufzubauen.
    Wie auch immer, er schuldete dem Abgariden absoluten Gehorsam.
    "Zu Befehl, mein Satrap."
    In Ehrerbietung neigte Kashtarith das Haupt. Und gehorchte.


    ~ ~ ~


    Die Panzerreiter


    Allsbald formierte sich oben auf der Anhöhe eine massive Front schwergepanzerter Reiter. Dies war die Elite der parthischen Armee. Riesengroß und massig waren ihre Schlachtrösser - Hengste aus nisaianischer Zucht - starkknochig wie Stiere, und rundherum mit schweren Rossharnischen gepanzert. Auf ihren Stirnen waren stählerne, scharfgeschliffenen Hörner befestigt, um die Hufe trugen sie mit spitzen Stacheln bewehrte Eisen. Mähne und Schweif waren geschoren, und der Kopfschutz begrenzte seitlich ihr Blickfeld. Wenn sie sich bewegten, rieben die Platten der Rüstung knirschend übereinander.
    Wie urtümliche Ungetüme wirkten diese Tiere, die auf blinden Gehorsam gezüchtet und trainiert waren. Ohne Zögern stürzten sie sich ins Getümmel der Schlacht, oder in eine Mauer feindlicher Schilde, und gegen jeden natürlichen Instinkt zertraten und zerstampften sie die Menschen, die unter ihre Hufe gerieten.


    Ihre Reiter, allesamt adelige Krieger, trugen stählerne, kunstvoll gearbeitete Rüstungen. In der Mitte der Formation befanden sich die Clibanarii, die am ganzen Körper nahezu unverwundbar gepanzert waren, weiter außen die etwas leichter gerüsteten Kataphraktoi. Sie trugen Schilde am Arm, Schwerter an der Seite, und extrem lange Lanzen, die senkrecht gen Himmel zeigten. Ein jeder dieser Reiter war ein imposanter Anblick, ein jeder von ihnen war das, was man in späteren Zeiten als "Killermaschine" bezeichnet hätte, und sie waren zweitausend an der Zahl.
    Drei Reihen tief standen sie oben auf dem Hügel. An den Flanken schloss sich ihnen die leichte Reiterei an, und hinter den Reitern ließ Kashtarith weitere Fußtruppen aufziehen - diesmal richtige Soldaten, keine Bauern.
    Im Zentrum, hinter den Clibanarii stand eine Einheit baktrischer Söldner. Krieggewohnte, breitschultrige Männer aus den Bergen ganz im Osten des parthischen Reiches waren das, auf ihren Schilden führten sie das Zeichen der doppelköpfigen Echse, und bei der Aussicht auf die vielen Drachmen funkelten ihre Augen kampfeslustig. Mit sehnigen Armen schwangen sie lange Streitäxte, begierig damit Schilde und Schädel zu spalten.


    Kashtarith reihte sich in der Mitte der Formation ein. Sein graues Schlachtross scharrte ungeduldig mit den Hufen. Mit schmalen Augen blickte der General hinüber zum Feind. Zahlreich waren die Römer noch immer. Die wilde Horde, die er ihm entgegen geworfen hatte, war schon so gut wie aufgerieben. Von ihm aus links, da wo das Schlachtfeld in die Ausläufer der Hügel überging, wandte sich ein verbliebener Rest gerade zur Flucht, versuchte sich in die Hügel zu schlagen und zu entkommen.
    Zeit für die nächste Welle. Kashtarith setzte sich den Helm auf. An der wogenden, rotgoldenen Helmzier und an seinem prunkvoll verzierten Harnisch war er noch immer gut zu erkennen. Hoch hob er die Lanze gen Himmel, und rief mit siegesgewisser Stimme zum Angriff.


    Schmetternd gaben die Hörner den Befehl weiter. Pferde wieherten, Trommeln und Hufe dröhnten. Zuerst fielen die Reiter nur in einen leichten Trab. Das Fußvolk strömte hinterdrein. Ein Wald von Lanzen war es, der sich da den Abhang hinab auf die Römer zu bewegte. Es war ein prachtvoller Anblick. Die Farben der Satrapie, blutrot und gold, flatterten von den Lanzenspitzen wie Herbstblätter.
    Auf ein Signal hin spornten die Panzerreiter ihre Pferde, und die Linie zog sich zu einem breiten Keil zusammen, dessen Spitze genau auf das Zentrum der römischen Schlachtordung zielte.
    Wieder erbebte der Boden, als tausende von Reitern in geschlossener Formation und im gestreckten Galopp auf die Reihen der Legionäre zustürmten. Die langen Lanzen senkten sich, ihre Spitzen rasten auf die Männer in den vorderen Reihen zu. Diesmal würde es kein Abdrehen im letzten Moment geben. Mit aller Wucht würden die Panzerreiter in die römischen Reihen brechen, und es zeichnete sich ab, dass es die erste Kohorte der ersten Legion sein würde, die als allererstes die verheerende Kraft dieses gewaltigen Sturmangriffes zu spüren bekommen würde.

    Im Pfeilhagel
    Unter unablässigem, dichtem Beschuss rückten die Legionen vor. Jeder Schritt näher an den Feind heran kostete seinen Blutzoll. Die parthischen Reiter wahrten weiterhin die Distanz, galoppierten knapp außerhalb der effektiven Pilumreichweite an der Front der Römer entlang und bestrichen diese - Infanterie wie auch Reiterei - von ihrer erhöhten Position aus mit dem tödlichen Hagel ihrer Pfeile. Wer da keine Deckung suchte und nicht wie Achilles durch ein Bad im Styx die Unverwundbarkeit erhalten hatte, der wurde niedergestreckt und um den war es geschehen.


    Die ersten Pilumsalven der Römer konnten den Parthern auf die Entfernung hin eher wenig anhaben, der Gegenbeschuss durch die römischen Bogenschützen und die Feldgeschütze jedoch riss viele Reiter zu Boden. Pferde strauchelten und stürzten, Hufe wirbelten durch die Luft und das schrille Aufwiehern verendender Tiere mischte sich mit dem Höllenlärm der Hufe und Caligae, den Schreien der Verwundeten, dem Klirren von Waffen und Rüstungen und dem unterirdischen Grollen der parthischen Kriegstrommeln zu einer schwindelerregenden und besinnungsraubenden Symphonie des Krieges.
    Da wo die britannischen Lanzenträger vorgestürmt waren, war der erste Nahkampf mit den Reitern entbrannt, von außen gesehen ein wildes Knäuel von Menschen und sterbenden Pferden, geschwungenen Waffen und aufstiebendem Staub.


    ~ ~ ~


    Die parthischen Linien


    [Blockierte Grafik: http://img524.imageshack.us/img524/3310/krieger3lc5.jpg] | Kashtarith, Sardar der Kataphraktoi
    Oben auf der Anhöhe, noch weit von der vorrückenden Front der Römer entfernt, verhielt Kashtarith sein stiernackiges Schlachtross und blickte hinab auf das staubverhangene Schlachtgetümmel. Wie ein breiter Strom flossen die Reiter an der Linie des Feindes entlang, schwenkten wohlkoordiniert herum, bildeten eine Art Kreislauf auf der leicht ansteigenden Ebene zwischen den Feindeslinien, was den pausenlosen Beschuss ermöglichte und dem Ersten General der Satrapie - der nicht zum Überschwang neigte - ein zufriedenes Nicken abnötigte.
    Auf seinen Befehl hin setzten sich die ersten Reiter in Bewegung, die die Schützen mit einem Nachschub an Pfeilen versorgen würden. Große Körbe hingen zu beiden Seiten ihrer Sättel, darin befanden sich mit Kriegspfeilen gefüllte Köcher, die ihre Kollegen im Vorrüberreiten würden an sich nehmen können.


    Sodann gebot er den Trommlern Einhalt, die auf den gewaltigen, mit hyrkanischer Leopardenhaut bespannten Bronzebecken die infernale, alles übertönende Schlachtenmusik erzeugten. Sie dämpften das Geräusch, bis nur ein dumpfes Grollen blieb, das seine Worte untermalte, als er sich nun an die Fußtruppen wandte, die, mehr oder weniger in Reih und Glied vor ihm aufgestellt, auf ihren Einsatz warteten.
    Dies waren einfache Landleute, unfreie Bauern waren darunter, Hirten oder Jäger - Truppen, die er hastig hatte ausheben lassen, als die Römer schon nahten. Panzer aus gehärtetem Leder hatte man ihnen gegeben oder aus in vielen Schichten hart verleimtem Leinen, hatte ihnen lange Spieße und Schilde in die Hand gedrückt; dazu führten sie ganz unterschiedliche, oft eigene Waffen: Beile, Wolfseisen, Schlachtermesser, Schmiedehämmer, Dreschflegel... oder auch Schwerter.
    Kashtarith rechnete nicht damit, dass dieser wilde Mob gegenüber der schweren und disziplinierten römischen Infanterie sehr lange bestehen würde. Doch sie würden ihren Zweck erfüllen und den Feind schwächen.
    "Parther! Soldaten! Männer von Osroëne! Tiefe Wunde haben unsere Pfeile dem Feind geschlagen! Jetzt ist es an euch! Da hinunter werdet ihr gehen, und diesen räudigen Hunden den Rest geben!"
    Aufpeitschend mischte sich der schneller werdende Rhytmus der Kriegstrommeln in seine markigen, kraftvoll und mit dem Anschein felsenfester Überzeugung gerufenen Worte.
    "Ahura Mazda ist mit uns! Niedermachen werden wir die feigen Bastarde, sie tilgen vom Antlitz der Erde!
    Doch wer von uns heute hier fällt, den werden die himmlischen Jungfrauen über die Richterbrücke hinübergeleiten, und direkt wird er eingehen in das unsterbliche Reich der Gerechten, schmausen vom Baum des Lebens in der strahlenden Stätte der Seelen!
    Für unseren Satrapen Narseh Abgar! Für Parthia! Für Ahura Mazda!"



    Die zweite Welle
    Die Trommeln dröhnten. Die parthischen Soldaten brüllten Tod, Sieg und Ahura Mazda und schlugen auf ihre Schilde. Dann rollte die zweite Welle den Berg hinab. Die, die von den flammendem Worten ihres Generals nicht so überzeugt waren, und noch zauderten, trieb man mit Peitschen in die Schlacht.
    Signale schallten. Der Strom der Reiter teilte sich in kleine Einheiten, die sich ein Stück zurückzogen und die Fußtruppen an sich vorüberziehen ließen. Ein Teil von ihnen lenkte seine Pferde dann zu den Seiten und deckte die Flanken; links, am Rande des Trockenwaldes, entbrannte ein Gefecht zwischen parthischen Reitern und vorstürmenden Auxiliareinheiten.
    Die hinter den Fußtruppen verbliebenen berittenen Schützen dagegen zückten erneut die Bögen und bestrichen, im hohem Bogen über ihre eigene Leute hinweg, die Reihen der Legionäre mit ihren dichten Pfeilsalven.
    Auf breiter Linie, viele Reihen tief, stürmte die aufgepeitschte, wilde Horde der Fußsoldaten gegen die Römer, brüllend und die Waffen zum Himmel gereckt. Im Zentrum der Schlachtformation, bei der Legio I, würden die Heere zuerst aufeinander treffen.


    "Ahura Mazda!"


    Pilumwürfe rissen Lücken.
    Die feindlichen Linien kamen aufeinander zu.
    Und krachten ineinander, verkeilten sich in einem gewaltigen Blutbad...

    Zitat

    Original von Lucius Artorius Avitus
    "Na kommt schon... kommt schon"
    flüsterte er...


    Sie kamen. Immer näher. Die Geschosse der Feldgeschütze rissen zwar einige Lücken, aber noch immer preschte die breite Front der Reiter rasend schnell auf die Speer-starrende Schildwand der römischen Soldaten zu.
    Doch der Aufprall, die erwartete vernichtende Kollision blieb aus.
    Im Einklang rissen die Parther ihre Pferde zur Seite, gerade bevor sie in effektive Pilum-Reichweite gerieten, und wie ein einziger Körper schwenkten die Reiter nach rechts herum. Durch die Schleier des Staubes war zu erkennen, dass diese Angreifer zwar stählerne Harnische und blitzende Helme trugen, von denen dunkel die Helmzier wehte, dass sie grosse, langbeinige Rösser ritten, die die Pferde der römischen Kavallerie um ein gutes Stück überragten - doch dies waren noch nicht die gefürchteten schweren Panzerreiter.


    Kaum waren die Reiter zur Seite abgeschwenkt, hielten sie schon ihre großen Kriegsbögen in der Hand, ließen die Pfeile von den Sehnen schnellen - und über die zur Reiterabwehr formierten Schilde der Römer hinweg, mitten hinein in die dichtgedrängten Reihen der Legionäre, raste von oben eine schwarze Masse von Kriegspfeilen, so dicht, dass man einen Augenblick lang tatsächlich hätte meinen können, eine Wolke habe sich vor die Sonne geschoben...
    Erbarmungslos drangen diese - nur ungefähr gezielten, doch mit ungeheurer Kraft von den starken Bögen gesandten - Pfeile durch das Metall der Rüstungen, bohrten sich tief in das Fleisch der Getroffenen. Viele blutige Opfer forderte diese erste und unvorhergesehene Salve auf römischer Seite.
    In einer eindrücklichen Demonstration ihrer Reitkunst jagten die Parther weiter an der römischen Front entlang, schienen mit ihren Pferden, die sie zügellos lenkten wie verwachsen, und sandten beständig Pfeil um Pfeil in die Reihen ihrer Feinde hinein, bestrichen die Legionäre mit einem unablässigen, zermürbenden Hagel von Geschossen.

    Der Satrap und sein Stab


    [Blockierte Grafik: http://img516.imageshack.us/img516/5176/satrap1iw7.jpg] | Narseh Abgar, Satrap von Osroëne
    Auf der Kuppe der Anhöhe, auf der seine Armee Stellung bezogen hatte, saß Narseh Abgar auf dem Rücken seines strahlendweißen Steitrosses. Seine Prunkrüstung blitzte, und die Juwelen seiner Tiara funkelten gleißend in der grellen Sonne. Gespannt blickte der alte König auf die Flanke zu seiner Linken.
    Als der Staub, den das Manöver dort aufgewirbelt hatte, sich legte, er den Erfolg mit eigenen Augen sah und den Jubel seines Heeres hörte, lachte er sich ins Fäustchen.
    "Darauf", schwadronierte er gut gelaunt, "darauf sind die Römer doch noch jedesmal reingefallen. Diese verlausten Barbaren können eben weder reiten noch sich in den Feind hineinversetzen. Und wie man sieht kreisen ja schon die Geier am Himmel über ihnen."


    [Blockierte Grafik: http://img524.imageshack.us/img524/3310/krieger3lc5.jpg] | Kashtarith, Sardar der Kataphraktoi
    Sein General, der wieder den Platz zur Rechten des Satrapen eingenommen hatte, blickte skeptisch in den blendendhellen Himmel über den römischen Heer, das sich von ihm aus gesehen, wie eine Ansammlung dunkler, rechteckige Flecken auf der ausgedörrten Ebene darstellte. Der Vogel am Himmel sah seiner Meinung nach eher wie ein Adler aus. Doch wer war er, seinem Satrapen zu widersprechen.


    Von seinem Triumph belebt, erzählte Narseh Abgar seinem Stab gerade gutgelaunt von den Tagen seiner Jugend.
    "Das ist das allerwichtigste - sich in den Feind hineinzuversetzen und vorauszuahnen, was er tun wird. Auf diese Weise habe ich so manche Schlacht gewonnen, damals, als es gegen die Stämme von Turan ging. Das waren rauhe Gesellen, allesamt mindestens sieben Fuß lang und stark wie die Bären. Dagegen sind diese Römer da unten nur kleine Jungs mit Zahnstochern. Damals gab es einige Tage, wo ich nicht damit rechnete, den Abend noch zu erleben, wo es wahrhaft auf Messer Schneide stand, doch im Vertrauen auf den Allerhöchsten und Wahrhaftigen und auf dieses gewitzte kleine Manöver, haben wir die Barbaren doch noch jedesmal aufgerieben. Da gab es zum Beispiel eine Situation, damals, da standen wir also auf einer Hochebene nahe des Oxus, Auge in Auge mit dem Feind, und... -"


    "Erhabener Satrap...", versuchte Kashtarith sich respektvoll Gehör zu verschaffen. Er hätte gerne jetzt die nächsten Schritte eingeleitet, während der gerade errungene Erfolg seine Männer noch beflügelte, und die Römer, hoffentlich, verunsicherte.
    "...erlaubst Du, erlauchter Sohn des Himmelsgestirns, gnädigst, dass wir nun...-"
    Doch der Satrap winkte ungnädig ab, fuhr fort von vor langer Zeit errungenen Siegen zu erzählen, und die Männer seines Stabes lauschten ihm mit der würdevollen Ehrerbietung, die sich gegenüber ihrem Herrscher geziemte. Kashtarith machte seinen Kataphraktoi ein Zeichen Geduld, und spähte hinab zu dem Reiter, der den Römern die Schmähbotschaft überbrachte...



    ~ ~ ~



    [Blockierte Grafik: http://img134.imageshack.us/img134/7966/oromedonre0.jpg%20] | Oromedon, ein Reiter zwischen den Fronten
    Mit kräftiger Stimme hatte Oromedon die tödlichen Beleidigungen laut zu den Römern hinübergebrüllt - um genau zu sein, zu denen, die im Zentrum der römischen Schlachtformation postiert standen. Er hoffte, dass sich in dieser Barbarenhorde doch der ein oder andere verbarg, der des Griechischen mächtig war, und seine Schmeicheleien zu schätzen wüsste. Selbstsicher grinsend sah er zu den Römern, ließ mit aufreizender Gelassenheit sein Pferd tänzeln. Außer Reichweite ihrer Speere wähnte er sich ja in Sicherheit.
    Leider schien keiner von ihnen sich auf einen Wettstreit der Beleidigungen einlassen zu wollen. Überhaupt wirkten sie sehr ruhig, womöglich etwas unentschlossen. Wahrscheinlich vertrugen sie die Hitze nicht, dachte Oromedon hämisch, und machte noch eine ausladende obszöne Geste zum Feind herüber. Gerade griff er erneut die Zügel, um nun doch sein Pferd zu wenden und zu seinen Leuten zurückzukehren, als ein lautes Knallen hinter den römischen Reihen ertönte... Mit geweiteten Augen starrte er auf die gewaltigen Ballistengeschosse, die brausend die hitzeflirrende Luft zerschnitten als sie auf einmal auf ihn zuschossen, so schnell und tödlich wie der geschuppte Kopf einer Sandrasselotter. Bei Ahrimans bronzenem Bolzen! Er war geliefert!
    Doch noch war es nicht soweit. Ganz knapp sausten die balkenstarken Pfeile an ihm vorbei, schlugen ein Stück hinter ihm in den trockenen Boden ein. Einer jedoch streifte die Kruppe seines Pferdes und riss eine blutende Spur in das Fell hinein. Das war auch für dieses nervenstarke, guttrainierte Tier zuviel. Wiehernd sprang es zur Seite, bäumte sich in blinder Panik abrupt auf, so dass es drohte hintenüberzukippen. Oromedon fiel. Zwar rollte er sich geübt ab, doch es war ein harter Sturz. Benommen kam er auf die Füße, und lief dann notgedrungen seinem Pferd hinterher. Das hatte nämlich schon alleine den Rückzug angetreten. Fluchend und staubig kehrte auch Oromedon schleunigst zu den eigenen Reihen zurück.



    ~ ~ ~



    Der Vormarsch der Römer
    Langsam rückten die Schlachtreihen der Römer vor. Der heiße Wind trieb Wortfetzen zu ihnen, abgerissene, rauhe Bruchstücke der Befehle, die nun auf parthischer Seite ertönten. Die Sonne stand mittlerweile im Zenit, brannte brütendheiß auf die schwergerüsteten Soldaten herunter, und beschien mit einer Helligkeit, die in den Augen schmerzte, das sich entwickelnde Schlachtgeschehen.
    Schritt für Schritt näherte sich die eisenklirrende römische Streitmacht dem Feind. Ausgedörrt war der Boden unter ihren Füßen, von der Sonne festgebacken, an manchen Stellen felsig, und von einem Netz kleiner Risse durchzogen. Staub legte sich auf die verschwitzten Gesichter und brannte in den Augen der Soldaten. Die weite Ebene vor ihnen neigte sich und stieg an, bis hin zu der langgestreckten Anhöhe auf der das parthische Heer seine Stellung bezogen hatte. Zur Rechten der Römer lagen flache Ausläufer der Hügel, und auf der linken Seite erstreckte sich ein trockener Wald, eine schier undurchdringliche Front von dürrem Gestrüpp, dornigen Schirmakazien und Kakteen.
    Noch waren die feindlichen Heere weit voneinander entfernt, und nur verschwommen war zu erkennen, dass in die parthischen Reihen ebenfalls Bewegung eintrat. Hufe schlugen auf Stein, Waffen klirrten, und Kriegsrufe erklangen rauh und fremd. Dann schälte sich aus dem Wabern und Flimmern der Luft eine breite Front von Reitern. Es waren Tausende, die sich da auf der Anhöhe vor den Römern abzeichneten.


    Zugleich erhob sich ein neues Geräusch - ein tiefer, düsterer Klang drang da an die Ohren der Milites, ein unheimliches Dröhnen, so dunkel als würde es aus den Tiefen der Erde kommen. Langsam schwoll es an, wurde immer lauter und lauter, war wie das Grollen des Donners oder das Brüllen einer Myriade wilder Bestien; ein unirdischer Hall, der in den Ohren dröhnte, Schauer über den Rücken jagen und Furcht in die Herzen der Tapferen tragen wollte.*


    Zu diesem Klang spornten die Parther nun ihre Pferde, jagten den Hang hinab und auf die römischen Linien zu. Hoch stob der Staub. Der Boden erbebte unter den unzähligen Hufen, die da auf die Erde schlugen, und ihr Donnern vermischte sich mit dem Klang der bronzenen Kriegstrommeln zu einem wahren Höllenlärm, als die Reiter in breiter Front auf die Legionen des Kaisers zugeprescht kamen.....



    * Es war dieser Klang der großen parthischen Kriegstrommeln und die Wirkung, die er einst in der Schlacht von Carrhae auf die römischen Soldaten ausgeübt hatte, die den griechischen Schriftsteller Plutarch dazu bewogen, in den "Vitae parallelae" zu bemerken:
    "Die Parther wussten wohl, dass von allen Sinnen das Hören am tauglichsten ist, um die Seele in Verwirrung zu stürzen, das Gemüt in Aufruhr zu versetzen und das Urteilsvermögen zu entmachten."

    Das gesamte parthische Heer verharrte ruhig auf seiner Position. Nur die Reiter hatten sich gelöst und flüchteten nun vor den Römern. Es schien so als hätten sie plötzlich Angst vor ihren Feinden und ihrer eigenen Courage bekommen. Nun ja, zumindest sah es so aus. Als würde es um ihr leben gehen, na ja, das tat es ja auch, ritten sie zur Seite weg und die Römer ihnen hinterher. Die Pferde wirbelten Staub auf, der sich mehr und mehr zu einer dichten Staubwolke verband. Entschlossen setzten die Römer ihnen nach. Sie wollten die parthischen Hunde endlich zur Strecke bringen. Niemand kam auf den Gedanken, dass es genau das war, was die Parther wollten. Sie hatten diese Schlacht mit einem sehr geschickten Schachzug begonnen. Nachdem sie außerhalb der direkten Reichweite des römischen Heeres waren, aber noch in Sichtweite, wanden sich die parthischen Reiter auf ihren Sätteln um. In aller Ruhe spannten sie die Bögen und feuerten unzählige Pfeile auf die Verfolger ab. Ungeschützt und ohne schnelle Unterstützung durch das Heer, mussten die Legionäre sich nun den Parthern und ihren Pfeilen erwehren. Ein schier unmögliches Unterfangen. Die starken Pfeile abgeschossen von noch stärkeren Bögen suchten ihren Weg durch die Luft und fanden ihr Ziel in den Römern, den Pferden und dem Boden hinter ihnen. Ein lautes Flirren kündigte ihr Kommen an und dann die Geräusche der einschlagenden Pfeile, die ihr Ziel trafen. Rüstungen durchschlugen sie mühelos und völlig unbeindruckt. Nichts schien die Römer vor dem Angriff zu schützen und so musste das restliche Heer mit ansehen wie ihre Mitstreiter chancenlos fielen und keiner von ihnen diesen versteckten Angriff überlebte. Langsam legten sich auch die letzten Staubwolken nachdem die parthischen Reiter den Ort des Geschehens verlassen hatten und zu ihrem Heer zurückgekehrt waren.



    Nicht viel später löste sich einer der Reiter aus der Reihe der Parther und ritt auf die Römer zu. In Hörweite blieb er stehen und rief den Römern etwas entgegen.


    Bild


    Ob das eine Beleidigung war?



    Sim-Off:

    Wer Fehler findet, darf sie behalten. ;)

    Auch an diesem schönen Morgen eröffnete der Consul die heutige Sitzung wie von ihm gewohnt: Opfer, Nachrichten aus aller Welt und vor allem aus dem Osten, sogar ein kleiner Plausch fand seinen Platz, bevor die Tagesordnung verlesen wurde.


    "Ich gebe außerdem bekannt, dass der ehrenwerte Stand der Senatoren um ein neues Mitglied reicher ist und begrüße hiermit Manius Flavius Gracchus in unseren Reihen. Mögen die Götter ihn bei seinem Weg als Senator begleiten."

    [Blockierte Grafik: http://img524.imageshack.us/img524/3310/krieger3lc5.jpg] | Kashtarith, Erster der Kataphraktoi


    "Bei Ahura Mazda, diese Römer sind ja langsamer als meine rheumakranke Großmutter. Wie konnten diese Schnecken überhaupt bis hierher kommen? Wann fingen die mit dem Marschieren an, etwa als sie noch in den Windeln lagen?" Schallendes Gelächter ertönte aus den Kehlen vieler parthischer Soldaten, als einer der Kommandanten diese Sätze sehr laut aussprach. Der Satrap schmunzelte, erhob dann aber gleich seine Hand und entließ seinen obersten General Kashtarith, damit dieser seine Rede sprechen sollte. Hoch zu Ross ritt er zu den Soldaten hin, in blank gescheuerter Rüstung, Entschlossenheit sprach aus seinen Augen und seiner Stimme.


    "Parther! Soldaten! Freie Männer! Seht! Dort unten stehen sie, die Römer, die Aggressoren, die, die unser glorreiches Land angreifen! Was wollen sie hier? Ich sage euch, was sie wollen: Sie wollen unser Land, unsere Städte, unsere Gehöfte, unsere Frauen und Kinder, um zu morden, zu brandschatzen, zu schänden und zu versklaven! Ahriman selber hat diese verlausten Hunde in unser Land geführt und bei Ahura Mazdas zornigen Augen, wir werden sie von hier vertreiben!"


    Die Soldaten johlten auf und applaudierten, indem sie mit den Schwertern auf ihre Schilder schlugen. Kashtarith ließ sie kurz gewähren, dann hob er die Hand zum Zeichen für Ruhe.


    "Hört mich an! Viel hängt von uns, von euch ab. Ich weiß, dass viele von uns heute sterben werden und ich weiß, dass ihr alle das eure tun werdet, damit auch die Römer ihr eigenes Blut schmecken, doch ich will keine unnötigen Toten und wenn es schon unvermeidlich ist, dann geht zum Sterben nach hinten, damit die Männer hinter euch nicht durch euch behindert werden."


    Eine kleine Pause entstand.


    "Wenn wir jetzt auf diesem Feld unserem Feind gegenüberstehen, denkt daran, sie werden euch keine Gnade geben, also gebt ihnen auch keine Gnade. Wir wollen keine gefangene, wir wollen tote Römer! Verjagt sie vom Schlachtfeld und Ahura Mazda wird auf unserer Seite stehen! Unsere Pfeile werden die Sonne verdunkeln und ihnen Angst und Schrecken einjagen, so dass sie sich wünschen, sie wären nie hierher gekommen! Für unseren Satrapen Narseh Abgar! Für Parthia! Für Ahura Mazda!"


    Die Soldaten johlten erneut auf und schlugen wieder auf ihre Schilder mit ihren Schwertern. Kashtarith wendete sein Pferd und ritt zurück zum Satrap, der ihm zunickte und ihm damit den Befehl zum Angriff gab. Kashtarith, der treue Soldat, nickte zum Zeichen des Verständnis zurück und gab seinerseits dem Kommandanten der Panzerreiter ein Zeichen. Der Zeitpunkt war nun unwiderruflich gekommen.


    Etwa 500 der schweren und 1000 der leichten Reiter setzten sich in Bewegung mit dem Auftrag, die rechte Flanke der Römer anzugreifen. In wildem Galopp rasten die Reiter zu den Römern und man befürchtete schon einen wilden Zusammenstoß, den nur wenige überleben würden, nein überleben konnten. Doch auf einmal verlangsamten sie ruckartig ihre Pferde, es schien, als hätte sie der Mut verlassen. Und in der Tat, sie standen vor der römischen Schlachtlinie, weit genug entfernt um vor den Speeren der Römer geschützt zu sein, doch innerhalb der Pfeilreichweite der verhassten Römer. Unschlüssig standen sie, darauf wartend, dass etwas passieren möge, doch währte dieses Warten nur wenige Momente, schon drehten sie sich um und stoben davon, als ob sie Angst vor den Römern hätten.

    Die kühle Brise, die die römischen Soldaten in den frühen Morgenstunden genießen konnten, verflog ziemlich schnell, denn der wolkenlose Himmel bot keinen Schutz vor der Sonne, die langsam, aber stetig die Temperatur steigen ließ. Ein parthischer Reiter beobachtete aus sicherer Entfernung das weitläufige römische Lager.


    "Bei Ahura Mazda, die Römer brauchen länger zum Schlachtfeld als meine Frau vom Einkauf zurück." knurrte der Parther, kratzte sich seinen weichen Bart und robbte dann zurück, bis er von den feindlichen Wachen nicht mehr gesehen werden konnte. Er stand auf, klopfte sich den Staub von seiner Kleidung und nahm dann einen Schluck aus seinem Wasserschlauch. Ob er den heutigen Tag überleben würde? Eine Frage, die er sich immer wieder kurz vor der Schlacht stellte. Doch diesmal war er besorgter als sonst, die Unterstützung des Satrapen Surenas hätte ihn weit mehr beruhigt. Lang durfte er diesen Gedanken nicht nachhängen, denn er hatte Bericht zu erstatten und ein Blick auf den Sonnenstand verriet ihm, dass er zurück musste. Der Parther ließ einen Schwall Wasser auf sein Gesicht und seine Haare fließen, verstaute dann seinen Wasserschlauch und stieg auf sein Pferd.



    [Blockierte Grafik: http://img516.imageshack.us/img516/5176/satrap1iw7.jpg] | Narseh Abgar, Satrap von Osroëne


    Kein anderer Kundschafter konnte etwas anderes berichten. Die Römer ließen sich enorm viel Zeit. Diese Respektlosigkeit erzürnte den Satrap Narseh Abgar bis auf die Knochen. "Was erlauben sie sich eigentlich, diese lahmen Hunde? Glauben sie etwa, dass das hier ein Spaziergang für sie wäre?" Unruhig saß der Satrap auf seinem Sattel, während er auf der Anhöhe, auf der das Heer stand, die Ebene vor sich überblickte. "Und solch eine unzivilisierte Bande konnte bis hierher kommen, sie müssen mit Ahriman im Bunde sein, diese verlotterten Söhne einer räudigen Hündin. Na gut, dann warten wir, wir haben ja Zeit."

    Schritt für Schritt arbeitete sich das Heer vorwärts, ihren Feinden, die sie um alles in der Welt vernichten wollte, entgegen. Ihr Mut war frisch und sie strotzten vor Kraft und Zuversicht. Aufkommende Zweifel wurden durch die Erinnerung an die Worte des Sieges vertrieben. Ja, sie würden ruhmreich und vor allem siegreich aus dieser Schlacht hervorgehen, sie würden dieses Land, ihr Land, mit dem Blut ihrer ihrer Gegner tränken. All diese Gedanken begleiteten die Männer, die sich bald einem Heer gegenüber sehen würden, das um einiges größer war als ihres.


    Die Sonne hatte ihren höchsten Stand an diesem Tag erreicht. Während die Römer es bisher mit der Ebene zu tun hatten, mussten die Parther durch die Hügel ihres Reiches ziehen. Das Land vor ihnen brach ab und endete in eben jener Ebene auf der die Römer marschierten. Steil ging es dort hinter. Loses Geröll hatte sich durch die marschierenden Parther gelöst und rollte nun diesen Hang hinunter und hinterließ eine Wolke aus Staub und ein rasselndes Geräusch. Sie hatten es geschafft und waren am Ziel angekommen. Hier wollten sie ihren Gegnern gegenübertreten. Narseh Abgar ließ seine Männer halten. Kundschafter ritten bis zum Bruch um zu sehen wo das feindliche Heer sich befand. Die Sonne tränkte die Erde mit ihrer Hitze bis der Boden diese nicht mehr halten konnte und sie wieder abgab. Er konnte sie nicht mehr halten. Das ganze Land wirkte dadurch verzehrt, flimmerte und konnte den Menschen Bilder vortäuschen, die es nicht wirklich gab. Doch die Späher waren darin geübt, hatten geschulte Augen, die sich nicht in die Irre führen ließen und wussten welche Bilder wahr waren und welche es nicht waren.


    Es dauerte eine ganze Weile bis sie das erste ferne Blinken sahen, nur wenig später das nächste. Die Aufklärung hatte gute Arbeit geleistet. Inzwischen waren ihnen die Marschgeschwindigkeiten der Römer bekannt und konnten somit sehr gut einschätzen wann sie hier ankommen würden und sie lagen richtig. Sie, die Herren über dieses Land, die Parther, hatten die Möglichkeit das Schlachtfeld zu bestimmen.


    Der Ort würde über alles entscheiden und es wirkte fast so als wusste die Natur um ihr Schicksal. Der Boden war kahl. Nur selten wagte es eine kleine Pflanze ihren Kopf aus der Erde ragen zu lassen. Zur Linken der Parther langen die letzten Ausläufer der Hügel und auf der rechten Seite ein Wald, der durch die Flora dieser dieser Gegend typisch bestimmt war. Dornenbüsche, Schirmarkazien und Kakteen bildeten eine dichte Front, wirkten undurchdringlich und gefährlich. Felsen und Steine zierten den Rest. Nun kamen die beiden Heere hinzu.


    Hier würden sie endlich aufeinander treffen und hier würden sie ihre Kräfte messen und hier würde sich herausstellen wer der stärkere war.

    Vor nicht allzu langer Zeit
    Widrigkeiten, Unwetter und andere Dinge hatten den Boten aufgehalten. Die Nachricht war schon vor mehr als zwei Wochen verfasst und über die Straßen von Italia nach Rom verschickt worden. Nun endlich erreichte die Nachricht den Hausherrn der Villa Flavia zu Rom.



    Ad
    Manius Flavius Gracchus
    villa Flavia Felix
    Roma




    Ich entbiete Dir meinen aufrichtigen Gruß, Flavius Gracchus,


    schlimm ist die Kunde, warum ich zu der Feder greifen muss. Tragisch die Nachricht, die ich an Dich nach Roma zu schreiben gezwungen bin. Strafen uns doch in letzter Zeit oftmals die Götter mit Schicksalsschlägen, rauben uns die Lieben aus unserer Mitte und werfen uns zurück in die ewige Einsamkeit eines Hinterbliebenen, dem es nicht vergönnt ist, in die elysischen Felder zu folgen. Abermals muß die Familie der Flavier trauern und auch ich bin erneut vom Gram um ein junges Mädchen aus meiner Familie gebeugt. Deine Nichte und meine Enkelin, Flavia Arrecina, ist vor Stunden von uns gegangen. Ein unseliger Unglücksfall entriss dieses Mädchen dem blühenden und jungen Leben. Ihre Wangen schimmern jetzt noch rosig und ich wage es immer noch nicht zu glauben, daß dieses liebreizende Geschöpf nicht mehr unter uns weilen wird.


    Sodann wird es meinen Sohn sehr hart treffen, daß seine einzige Tochter von uns gegangen ist. Gleichwohl er es eines Tages erfahren wird, so bin ich mir sicher, daß die Kunde zum jetzigen Zeitpunkt nicht erträglich für sein Gemüt wäre. Die Gefahr des Krieges verlangt seine volle Gedankenkraft und sein ganzes Herz, um selber dem harten Los der Schicksalsweberinnen zu entgehen, für die nächsten Jahre zumindestens. Darum möchte ich Dich bitten, werter Gracchus, sorge dafür, daß niemand in der villa Flavia in Rom meinem Sohn von dem Tod Arrecinas berichten wird. Auch Du schreibe ihm bitte in keiner Zeile davon. Du kennst sicherlich die Psyche und die Verbundenheit meines Sohnes, mit der er an seinen Kindern hängt. Und wenn wir wollen, daß er lebend aus dem Krieg zurück kehrt, müßen wir ihm diese schmerzliche Wahrheit noch vorenthalten.


    Bald werden wir die irdische Hülle meiner Enkelin wandeln, um ihr den Frieden und die Ruhe zu schenken. So Du es einzurichten vermagst, wäre ich über Dein Kommen erleichtert. Sicherlich wäre auch Marcus von Deiner Anwesenheit bei der Bestattung seiner Enkelin delektiert, weiß er dann doch einen Mann aus unserer Gens bei diesem bedeutenden Ereignis, dem das Schicksal seiner Familie das Wichtigste im Leben ist.


    In Hoffnung, daß die Götter ihren Segen wieder über die Familie ausstrahlen und uns vor weiteren schlimmen Prüfungen und Heimsuchungen bewahren, verbleibe ich mit hochachtenden Wünschen Dir gegenüber.
    [Blockierte Grafik: http://img339.imageshack.us/img339/802/unt2yh4.gif]



    Ebenfalls einige Wochen zuvor


    Das Wellen brandeten gegen die Felsen der hohen Klippen. Stolz und majestätisch erhob sich die villa vor der azurblauen Kulisse. Leuchtend war der Himmel, strahlend das weite Meer. Am Himmel zeichneten sich weiße Schäfchenwolken ab und im Meer vereinzelt die Flecken weißer Segel. Salzig ist der Geruch in der Luft, frisch dabei und emsig bereits dar Treiben vieler Sklaven. Aber auch eine kleine Traube von Sklaven hatte sich hinter dem Haus versammelt. Sie spähten durch einige Büsche hindurch auf die breite Terrasse, die zum Meer hinaus ging. Gespannt verfolgten sie dort das Gespräch der Herrschaften.


    In blauer Seide gehüllt und auf einer dunkelblauen Kline ruhend, lauschte Flavia Agrippina den Worten des regionarius, Arrius Afer. Mit jedem Wort, das der bärtige Mann sprach, wurde Agrippinas Mienenspiel eisiger und verschlossener. Der regionarius, der vor Agrippina stand, wurde immer nervöser. Natürlich war Agrippina nur eine Frau, nicht mal die Reichste in Baiae -selbst wenn ihr Enkelsohn wohl anderes glaubte- aber sie war keine unbekannte Stadtgröße und jemand vor dem er sich ganz gewiß in Acht nehmen würde. Wenn er seinen Posten noch länger behalten wollte. Nach einigen Minuten an Bericht fing Afer an zu stottern und langsam versiegten sein Redefluß, seine Versicherungen und Erklärungen. Afer holte tief Luft und sah fragend, zweifelnd und zerknirscht zu Agrippina. Doch Agrippina schwieg. Lange Zeit. Was den regionarius umso nervöser und kopfloser machte. Einige Herzschläge später wandte Agrippina ihren Blick wieder dem Mann zu, der bereits seit über einer Dekade hier regionarius war.


    „Niemand wird von den Vorfällen erfahren. Meine Enkelin ist an einem Unfall gestorben. Wer weiß noch davon?“


    Der Mund von Afer stand offen. Erstaunt stierte er auf die Flavia hinab, deren Ebenholz-schwarze Haare in einem feinen Netz aus Perlen und Goldfäden hoch geflochten war und die stets die Haltung bewahrte. Selbst im Angesicht des Todes ihrer Enkelin. Nervös schluckte Afer. Doch nach einem kurzen Zögern nickte er. Was hätte er auch anderes tun sollen?


    „Niemand. Nur ich.“


    Es erstaunte Afer mit was für eine Leichtigkeit er die Flavia anlog. Skeptisch wurde er beäugt. Schwitzend ließ Afer die Prüfung über sich ergehen und rang hinter dem Rücken mit seinen Händen. Nach einer scheinbar endlosen Zeit sah er ein Zeichen der Zustimmung.


    „Dann hoffe ich für Dich, daß niemand von den wahren Umständen erfährt. Mein Sklave wird Dir einen genauen Bericht der Ereignisse zuschicken. So und nicht anders hat es sich zugetragen. Natürlich wird Dein Aufwand entlohnt. Wir verstehen uns?“


    Die Aussicht auf eine gute Summe an Geld vermochte Afer gewiss aufzumuntern. Er hatte schon oft gelogen und betrogen, Geld eingesackt, wo er es nicht durfte, und die Obrigkeit beschummelt. Was würde es da für einen Unterschied machen, wenn er es nun auch in diesem Fall und sogar auf Anraten der Verwandtschaft tat? Afer neigte ergeben sein Haupt. Mehr gab es nicht zu sagen und er wußte, was er zu tun hatte. Eilends verließ er die villa Herkulanea. Zurück blieb eine nachdenkliche Flavia Agrippina. Ihr reifes und dennoch noch schönes Gesicht sah niedergeschlagen auf das Meer hinaus. Einen Moment schien man ihr tatsächlich die etwas mehr als 50 Sommer anzusehen. Etwas, was sich sonst nie auf ihrem Gesicht offenbarte. Ein Schatten fiel auf ihr Fußende. Agrippina mußte nicht aufsehen, um zu ahnen, wer dort stand. Stumm und schweigend wartete der ältere Sklave, der schon seit über dreißig Jahren in den Diensten von Agrippina stand. Dem Einzigen, dem sie in der Villa vertraute.


    „Hole mir Feder und Papyrus. Ich muss nach Rom schreiben. Und sorge dafür, daß sich die Sklaven um sie kümmern. Aber suche Dir nur zwei von ihnen aus. Sonst darf keiner meine Enkelin sehen. Nimm zwei nutzlose Frauen. Du weißt, was Du dann tun musst?“


    Demütig und mit tiefer Zuneigung zu seiner Herrin neigte Hasdrubal den Kopf. Keine weiteren Anweisungen waren notwendig. Er kannte seine Herrin wie sonst niemand auf der Welt. Selbst ihr eigener Sohn kannte die Flavia nicht derart, verklärte er sie doch stets und dessen Sohn - der junge Serenus - war noch zu jung, um alles von seiner Großmutter erfassen zu können. Der Sklave schritt davon und Agrippina blieb zurück. Schweigend und ernst.


    Aufgeregt tuschelten die Sklaven leise und stoben auseinander, um nicht entdeckt zu werden. Doch schon Stunden später sprach sich die Kunde im Ort von Baiae herum, daß die junge Flavia Arrecina verstoben sei. Gerüchte brandeten auf und wollten nicht mehr verstummen. Doch niemand vermochte genau zu sagen, was passiert war. Womöglich ist das jedoch ein Geheimnis, was zu einem späteren Zeitpunkt gelüftet werden würde.

    Einige Wochen zuvor im Süden von Italia


    Perlmut bis rosé erstrahlte der morgendliche Himmel. Im Kuß mit Aurora leuchtete er mild und mit pastell-farbener Tönung über dem Mittelmeer, der Küste von Italia und der Badestadt Baiae, dem Wohnort von so manch einem reichen Römer, vornehmen Patrizier, aber auch einigen Fischern, Sklaven und dem üblichen Gesindel, was sich in einer Stadt nieder gelassen hatte. Eine Schar von Tauben zog ihre Kreise über den roten Dächern der Stadt, überquerte luxeriöse Gärten, große Plätze, einige insulae und den breiten Steg zu den Schiffen der reichen Römer, die sie zu ihrem Vergnügen hielten. Eine einzige grau-blaue Taube flog hinab zu einem Haus am Rande der Stadt. Der Wind zupfte an ihrem Gefieder. Elegant glitt sie über die roten Ziegel hinweg. Mit einem sirrenden Geräusch landete die Taube auf dem Dachsims und plusterte ihr Gefieder mit dem weißen Taubenhalsband auf. Doch nicht lange war ihr der friedliche Moment dort oben gegönnt. Ein gellender Schrei durchbrach die Idylle des Morgens und verscheuchte die Taube vom Dach. Eine Tonschale fiel auf steinernen Boden und zerbrach in viele Scherben.


    Die junge Sklavin, Agathe, starrte entsetzt auf das Meer aus rotem Lebensodem, was auf den weißem Mosaikboden vergossen war. Ihre grünen Augen waren starr geweitet und ein Laut des Entsetzens drang aus ihrer Kehle. Der Geruch des Todes stieg in ihre Nase. Und einem Vorboten gleichend wußte sie um ihr eigenes Schicksal. Doch sie war keine kluge Frau, ein einfaches Mädchen, was nur für die einfache Arbeit getaugt hatte. Abrupt wirbelte sie herum.


    „Hilfe! Hilfe!“


    , schrie sie laut. Ihre Stimme echote im Hinterhof. Ihre Sandalen traten über einen Blutfleck hinweg und sie merkte nicht, wie sie einen Blutabdruck am Boden hinterließ. Dann war der Hof wieder verlassen. Doch die Taube war nicht mehr zu sehen.


    Eine halbe hora später ertönte das kräftige und rhythmische Klacken von genagelten Sandalen. Drei Soldaten betraten den Hof, der eine einzigartige Aussicht über die Klippen von Baiae ermöglichte und einen herrlichen Ausblick auf die Morgensonne. Der Älteste von den Dreien- der regionarius dieser Gegend, ging voran und blieb stehen. Sein Mund öffnete sich stumm und es war einer seiner Männer, der das ausdrückte, was er nicht zu sagen vermochte.


    „Bei den Göttern!“


    Arrius Afer, ein Mann in den gemütlichen Jahren, hatte eigentlich nicht mit derartigen Komplikationen in seinem Amt gerechnet. Der bärtige Mann kratzte sich am Kinn und starrte betroffen auf das Bild, was sich ihm bot. Nach einigen Herzschlägen holte er tief Luft. Der regionarius hatte viel gesehen, aber derartiges war ihm noch nie in seinem Leben untergekommen. Nachdem er seinen Schrecken und die erstarrende Lähmung abgeschüttelt hatte, drehte er sich um. Grimmig war sein Gesichtsausdruck und entschlossen. Er würde nicht ruhen, ehe dieses Verbrechen aufgeklärt sein würde. Nein, er nicht. Selbst wenn ihm das niemand mehr zutrauen wollte.


    „Haltet die Sklaven fest, wenn sie noch nicht geflohen sind. Und sperrt hier alles ab. Niemand darf das sehen. Verstanden?“


    Die beiden Männer, Sklaven unter seiner Aufsicht, nickten erschrocken. Schnell kamen sie seinen Befehlen nach. Und wie es so war: Schaulustige kamen herbei gerannt, doch weitere Sklaven des regionarius drängten sie zurück. Gerüchte flammten auf und schon einige Stunden später war überall in der Stadt zu hören, daß in dem Hof wohl etwas Schlimmes passiert sei.

    Ennius Oppus war, obwohl erst in den Dreißigern, bereits ein ergrauter Mann. Nach mehreren Wochen des Zusammentragens, des Recherchierens, des Datensammelns und des vermindertem Schlafaufkommens, hatte man sich in den zwei vorausgegangenen Tagen in seinem Hause versammelt und die Listen zusammengefügt, vervollständigt und schließlich einige Male sauber abschreiben lassen. Eine der getätigten Abschriften ging an die acta diurna, welche die Liste in der kommenden Ausgabe veröffentlichen sollte. Jeder decemvir erhielt ebenfalls eine Abschrift, um auf diese Weise sofort bei eventuell aufkommenden Fragen kompetent zur Verfügung stehen zu können. Eine weitere Abschrift trug Ennius Oppus nun in die Basilica Ulpia.


    Mit bedächtigen Schritten näherte er sich der Wand, an welcher die amtlichen Bekanntmachungen angeschlagen wurden. Die Liste der letzten Amtszeit war noch angeschlagen, auch wenn das Papier bereits etwas vergilbt schien und eine der unteren Ecken samt Reißnagel abgerissen worden waren. Mitten auf der Liste prangte eine unsittliche Zeichnung eines ziemlich großen... Nun ja. Ennius schüttelte amüsiert den Kopf, nahm die alte Liste herunter und schlug sorgfältig die neue Liste an. Als sie zu seiner Zufriedenheit befestigt war, trat er einen Schritt zurück und betrachtete sein Werk. Nun fehlten nur noch die Instruktionen für diejenigen, welche ihren Namen hier finden würden. Im Idealfall waren dies natürlich die Erbberechtigten und nicht jene, welche als Verstorben markiert waren. Erheitert glucksend schlug Ennius Oppus auch das kleine Pergament mit den Instruktionen an, besah sich nochmals die getätigten Aushänge und marschierte alsdann fröhlich pfeifend den Gang hinunter.



    Amtliche Bekanntmachung der decemviri litibius iucandes des Imperium Romanum:


    Nachfolgendend findet sich eine Auflistung sämtlicher kürzlich behandelter Erbfälle samt der erbberechtigten Bürger. Alle erbberechtigten Personen werden gebeten, den amtierenden decemviri litibus iucandes mitzuteilen, ob sie Willens sind, das ihnen nach den Sitten und Gesetzen Roms zustehende Erbe anzunehmen. Ein solches Dokument ist vor den Iden des October im Jahre DCCCLVII A.U.C. (15.10.2007/104 n.Chr.) vor Ort in der Basilica Ulpia einzureichen und wird nur anerkannt, wenn es durch den Erbberechtigten persönlich gesiegelt wurde und die Angabe des Erbfalles, sowie die vollständigen Namen des Verstorbenen und des Erbberechtigten enthält. Bei mehrfacher Berechtigung zur Erbannahme genügt ein Schriftstück mit Auflistung aller Erbfälle.


    Jeder Erbberechtigte hat nach geltendem römischen Gesetz das Recht, sein Erbe auszuschlagen. Eine Annahme eines Erbes zieht indes keinerlei Verpflichtungen nach sich. Das Versäumen einer Rückmeldung bis zur angegebenen Frist kommt dem Ausschlagen des Erbes gleich. Der nicht angenommene Erbteil wird sodann der Ganzheit des zu verteilenden Erbes des Verstorbenen hinzugefügt, ebenso wie sich der rechtsmäßige Erbanteil durch den Verzicht eines Erbberechtigten für eventuell weitere Erbberechtigte erhöhen kann. Schlagen alle Erbberechtigten das Erbe aus, so geht die Erbmasse an den Staat über.


    Sim-Off:

    Ihr kennt das ja schon: Sämtliche Rückmeldungen bitte in diesen Thread, falls Fragen bestehen, kommt bitte in der villa Aurelia vorbei. Danke.

    Es war wie eine Lawine, die sich von der Stadt aus landeinwärts ergoss. Das große Heer des Satraps hatte sich nach dem Opfer in Bewegung gesetzt. Allen voran ritt Narseh, umgeben von seiner Leibwache bildete er den Kopf des Zuges. Dahinter ritten die Kommandanten Kashtarith und TirdAd. Danach folgten die Standarten und Banner. Ein buntes Schwirren von Stoffen und Bändern. Anschließend zeigte sich der Stolz der Armee: die Panzerreiter in ihren blitzenden Rüstungen. Die leichte Reiterei und die Bogenschützen schlossen sich daran an, als letztes fand man die Fußtruppen. Zwölftausend Männer, die bereit waren für ihre Stadt, für ihr Land und zum Schutz ihrer Familien zu sterben. Das Opfer hatte sie alle zuversichtlich gestimmt. Sie würden die Römer besiegen und ihnen so viel Schaden zufügen, dass sie gehen würden oder gar kapitulieren. Trotzdem wussten sie, dass nicht alle das Schlachtfeld lebend verlassen würden.



    Wie eine Schlange über den heißen Wüstensand kroch, sah man ein großes Heer durch das Hügelland ziehen. Einen halben Tag waren sie nun schon unterwegs. Die Sonne stand hoch am Himmel und die Luft über der Erde flirrte, verzerrte das Bild der Landschaft. Schritt für Schritt liefen sie über den steinigen Boden, Dornenbüsche und Staub. Kleine Wolken des leichten Sandes erhoben sich und fielen wenig später wieder zu Boden. Das Heer hinterließ seine Spuren. Doch sie kannten dies alles und waren bestens vorbereitet. Ihre Vorräte waren frisch und das Wasser ausreichend. Sie konnten fast ausgeruht in diese Schlacht gehen. Ihr weg war zwei Tage lang. Die Römer hingegen hatten Wochen bis zu dem Ort gebraucht an dem sie ihre Kraft messen würden. Zügigen Schrittes zogen sie ihren Feinden entgegen. Am nächsten Tag würde sie sich endlich gegenüberstehen. Vorbei die Zeit der kleinen Scharmützel, vorbei die Zeit der Überraschungsangriffe. Dann zählte Taktik und die Überlegenheit. Wer dies alles ausspielen konnte, würde als Sieger hervorgehen.



    Langsam versank die Sonne hinter den Bergspitzen. Rot färbte sich der Himmel und rötlich schimmerte auch der Sand. Sie hatten ihren Rastplatz erreicht und das Lager für diese Nacht errichtet. Feuer loderten an vielen Stellen und sollten die Männer wärmen. Obwohl der Tag sehr heiß wurde, kühlte es nachts doch ab. Hier und dort knisterte es und die Funken stoben in den immer dunkler werdenden Himmel. Die Feuchtigkeit, die hin und wieder in dem Holz steckte, suchte sich geräuschvoll ihren Weg. Die Männer wärmten sich aber nicht nur. Sie hatten jetzt auch ausreichend Zeit um zu essen. Wachen sorgten für die Sicherheit des Lagers. Das Heer ruhte sich aus und sammelte neue Kräfte für die nächsten Tage. Die Sterne begannen zu am Himmel zu Funkeln. Erst war nur einer zu sehen, je weiter die Sonne ihren Weg fortsetzte und hinter den Hügeln verschwand, desto mehr kamen zum Vorschein. Bald konnte man ein helles Band erkennen. Die Nacht hatte Einzug gehalten und es wurde ruhig im Lager: Schlafenszeit.



    Noch ehe der Morgen dämmerte, wurde das Lager abgebrochen und die letzte Etappe vorbereitet. Wo vor Kurzem noch alles ruhig war, herrschte auf einmal geschäftiges Treiben. Die abgelegten Rüstungen mussten wieder umgeschnallt werden, die Waffen angelegt und alles wichtige mitgenommen werden. Bald sah man wieder die gigantische Schlange von Menschen durch das Land ziehen. Die bunten Bänder, die blitzenden Rüstungen strahlten und ließen den Wurm irreal erscheinen. Das Treffen mit den Römern rückte nun in greifbare Nähe. Die Männer wurden unruhiger. Ein jeder hatte das Ziel so viele wie möglich von ihnen ins Jenseits zu schicken und selbst so lange zu Leben bis er ausreichend dazu beigetragen hatte.


    Das Licht des Tages wurde immer heller und die Sonne stieg immer weiter am Himmel empor. Jeder Schritt brachte sie näher an ihr Schicksal und das ihrer Stadt...

    [Blockierte Grafik: http://i74.photobucket.com/albums/i280/Kaetzchen1980/Avatars/33.jpg | Tirdad, Kommandant der Bogenschützen



    Lange hatte man die Römer relatibv unbehelligt durch ihr Land ziehen lassen. Die kleinen Überfälle waren nichts im Vergleich zu dem was nun kommen würde. Die geballte Streitmacht würde nun auf die Eindringlinge treffen und er betete, flehte förmlich um Beistand. Er kann die Zahlenverhältnisse und sie waren nicht günstig. DIes wäre nicht sein erster Kampf in Unterzahl und die hatten sie auch gewonnen.


    Die Schützen hatten Aufstellung hinter ihm genommen. Gemeinsam beobachteten sie die Zeremonien und achtete genau auf die Zeichen und die Worte, die sie hören würden. Welch Last fiel von ihnen ab als ihnen gesagt wurde, dass sie siegreich sein würden und den Parthern einen neuerlichen Sieg bescheren würden.


    Alle waren unruhig. Endlich wollten sie sich dem Feind gegenüberstellen und den Römern mehr von sich zeigen als nur diese kleinen Überfälle oder den Angriff in der Nacht. Ein guter Zug wie er fand. Die Römer schienen wirklich Angst bekommen zu haben. Sie wussten nun, dass man die Parther besser nicht unterschätzen sollte. Natürlich waren seine Männer auch an den Überfällen für den Nachschub beteiligt.


    Nun galt es den Blick nach vorn zu richten. Sie mussten sich einem Feind stellen, den sie selbst nicht unterschätzen durften und dem sie bald gegenüberstehen würden...

    [Blockierte Grafik: http://img408.imageshack.us/img408/1605/hirtenmdchenda6.jpg%20| Zainab


    Dass ein Reiter mehr zu sagen hatte, als einer der zu Fuß gehen musste, wusste Zainab natürlich. Sie verstand nicht worum es ging, doch dass der Reiter ihr nichts gutes wollte, war ganz klar. Argwöhnisch sah sie zum ihm hoch, und war froh, als der freundliche Soldat sie von dem lauten Mann weg trug. Seine Rüstung drückte zwar ein bisschen, und eigentlich war sie, fand Zainab, auch schon ein großes Mädchen, dass sich nicht so herumtragen lassen sollte, aber in diesem Moment fühlte es sich sehr gut und sehr sicher an, da auf dem Arm des großen römischen Kriegers. Es ging an ganz langen Reihen von Männern vorbei, und trotz ihrer Erschöpfung machte Zainab große Augen und staunte, wie viele das waren, und mit wieviel Metall sie sich umhüllt hatten. Das musste ja ganz furchtbar schwer zu tragen sein.
    Als sie schon dachte, die Reihen würden kein Ende nehmen, kamen dann Wägen, und Menschen die nicht so kriegerisch aussahen. Auch an denen trug ihr Beschützer sie vorbei, und setzte sie schließlich auf dem Boden ab. Ernst und fragend sah Zainab ihn an, er war ja, so am Boden hockend, genau auf ihrer Augenhöhe.


    Er wollte dass sie ging? Zainab wäre lieber bei ihm geblieben. Sie zeigte ihm ihre rauhen, schwieligen Handflächen, damit er sehen konnte, dass sie harte Arbeit gewöhnt war, und hoffte, dass er vielleicht jemanden brauchen könnte, der für ihn Wäsche wusch, oder Essen kochte, oder Ställe ausmistete.
    Aber das schien leider nicht der Fall zu sein. Wahrscheinlich war es auch zu gefährlich unter den Römern für sie, dachte sich Zainab, manche waren wohl doch so wie man sagte. Wie gut, dass sie an den hier geraten war. Er gab ihr noch einen Pfirsich. Den ersten hatte sie gierig verschlungen, aber den nun nahm sie langsam und bedankte sich wie es sich gehörte. Ein Lächeln erstrahlte in ihrem schmutzigen Gesicht, und Zainab wusste dass sie diesen großen freundlichen Krieger nie vergessen würde.


    Das Mädchen sah ihm nach, als er wieder davon ging, wartete noch ein bisschen und folgte dann vorsichtig, immer in einiger Entfernung, den letzten Ausläufern des Heeres. Denn dass die Strasse hier in das reiche wunderbare Edessa führte, das wusste sie, wenn sie auch noch nie da gewesen war. Aber da gab es bestimmt Wasser, und die Gelegenheit sein Glück zu machen.
    Im Gehen nahm Zainab sich einen Stock mit, zur Sicherheit. Als eine Frau, die halbverdurstet am Wegesrand kauerte, versuchte, ihr den Pfirsich wegzunehmen, schlug Zainab sie fest mit dem Stock, als wäre die Frau ein Schakal der eine Ziege reissen wollte, und verteidigte sich so gegen diese Räuberin.
    Zainab sparte sich die Frucht auf, aß immer nur einen kleinen Bissen wenn sie gar nicht mehr konnte. Sie sagte sich, dass sie bis zur Nacht durchhalten musste, da konnte sie dann versuchen sich etwas Wasser zu klauen.
    Und tatsächlich überstand die kleine Zainab so den Marsch, und konnte sich erst einmal durchschlagen. Was aber später aus ihr wurde, ist eine andere Geschichte und soll ein anderes Mal erzählt werden.

    [Blockierte Grafik: http://img524.imageshack.us/img524/3310/krieger3lc5.jpg] | Kashtarith, Kommandant der Kataphraktoi


    Vom Rücken seines grauen Schlachtrosses aus übersah der Erste der Panzerreiter die Truppen, die sich auf der Ebene vor der Stadt versammelt hatten. Es war früh am Morgen. Von der Stadtmauer bis zum Ufer des schnellströmenden Scirtos reichte das Heer von Osroëne. Dicht an dicht drängten sich die Reiter. Es stampften die Rosse, es blitzten die Lanzen, Speere und Rüstungen, es wehten Helmzier, Feldzeichen und die Wimpel im Rot und Gold der Satrapie. Fußsoldaten waren natürlich auch dabei, doch denen schenkte Kashtarith kaum Beachtung - es waren die Reiter, denen sein Stolz galt. Zumal die schweren Panzerreiter, die auf dem Schlachtfeld eine Zerstörungskraft entfalteten, die ihresgleichen nicht kannte. Er legte die Hand auf den Hals seines gewaltigen Rosses, und spürte das Muskelspiel unter dem glattgestriegelten Fell. Sein Grauer war ein herrliches Tier, ein Hengst vom Cyrus, aus edelster Zucht, stark und furchtlos. Er stampfte mit dem Hufen und schnaubte, unruhig vom Stillstehen.


    Doch Kashtarith musste ihn zügeln, denn noch waren die Zeremonien nicht beendet, mit denen die Athravan, die Priester das Ahura Mazda, den Segen des Allweisen und Allgütigen für das versammelte Heer erflehten. Vielstimmig und rein tönte ihr Gesang zu Ehren des Himmelsherren, als ihre Prozession vorüberzog. In ihrer Mitte trugen sie den silbernen Altar, auf dem das heilige Feuer aus dem Tempel des Ahura Mazda brannte. Die Schleppen ihrer langen Gewänder glitten hinter ihnen her, ihr Kopfbedeckungen ragten hoch auf. Verhüllt waren die Gesicher derer, die das Feuer trugen, um die Heiligkeit der Flamme nicht durch den Hauch ihres Atem zu beleidigen.
    Ehrfürchtig verneigten sich die Soldaten vor den Vorüberziehenden, und auch Kashtarith beugte sein Haupt tief, erfüllt von Achtung und Liebe für die Reinheit des Ewigen Feuers und die Wahrhaftigkeit dessen der Anfang und Ende zugleich ist. Der Rauch des Feuers stieg hoch in die klare Morgenluft, kräuselte sich, und löste sich schließlich auf.


    Kashtarith wusste: Den Segen des Ahura Mazda würden sie brauchen, für den Sieg in der Schlacht die ihnen bevorstand. Nach dem Zerwürfnis des Satrapen Narseh Abgar mit dem Feldherren Surenas, war dieser kurzerhand wieder abgezogen. Und das mitsamt der Armee des Großkönigs. Es war natürlich eine Frage der Ehre gewesen, und Kashtarith missbilligte keineswegs das Handeln des Satrapen, als dieser ihn den Surenas hinauswerfen hieß. Er hätte jedes Recht gehabt dem anmassenden Kerl den Kopf abzuschlagen, ob dieses Anschlages auf die Tugend der Prinzessin, die natürlich über jeden Verdacht erhaben war.


    Nichtsdestotrotz - die Satrapie Osroëne war nun wieder auf sich alleine, und auf die eigenen Truppen gestellt. Lediglich ein paar Einheiten baktrischer Söldner hatte er dem Surenas abspenstig machen können.
    Anhand der Berichte seiner Späher und Spione wusste Kashtarith, dass die Römer ihnen nun an der Zahl überlegen waren. Dafür hielt Osroëne andere Trümpfe in der Hand - ihre Truppen waren frisch und ausgeruht, sie waren mit dem Gelände vertraut, und dann war da natürlich die Reiterei. Seine Reiterei. Kashtarith wusste, dass sie bis zum letzten Mann tapfer kämpfen würden. Sie zogen in den Krieg um ihr Land zu verteidigen, ihre Heimat, ihre Familien.
    Heute ganz früh hatte er Abschied von seiner genommen. Seine Hauptfrau war sehr tapfer, aber seine beiden Konkubinen hatten bitterlich geweint. Und sein kleiner Sohn verstand noch nicht den Sinn dieses Abschiedes und spielte verzückt mit der prachtvollen Helmzier die sein Vater trug. Ein leises Lächeln stahl sich auf Kashtariths strenges Gesicht, doch dann schob er diese Gedanken weit weg. Er hatte sich auf anderes zu konzentrieren. Seine Familie war sicher in Edessa. Die Stadt hatte starke Mauern, viele Vorräte, sie würde einer Belagerung lange standhalten, und zudem würde es gar nicht erst zu einer Belagerung kommen.


    Die Athravan hoben die Hände gen Himmel, ihr Gesang schwoll an, gipfelte in einem erhabenen Crescendo, und verstummte. Mit Wohlgefallen blicke Ahura Mazda auf seine tapferen Streiter, wurde verkündet, ein glorreicher Sieg erwarte sie. Jubel brandete auf, brauste über die Menschenmenge hinweg, Heilsrufe aus vielen tausenden von Kehlen. Osroëne, ein Meer von Stahl und Zuversicht.
    Fragend sah Kashtarith zu seinem König. Der alte Satrap schien an diesem Morgen zwanzig Jahre jünger zu sein. Auf seinem schneeweißen Ross, in Prunkrüstung und Purpurmantel, die edelsteinfunkelnde Tiara auf dem Kopf, war er jeder Zoll ein Herrscher, strahlte Majestät und Entschlossenheit aus. Tief atmete er ein, schien den Jubel des Heeres zu trinken. Sein Auge blitzte kühn und seine greise Gestalt straffte sich würdevoll. Es war ein schöner Anblick.
    "Es sei."
    sprach der Satrap Narseh Abgar, und spornte sein Pferd.
    Kashtarith gab die Befehle zum Aufbruch. Die Hörner schallten, die Trommeln dröhnten. Das Heer setzte sich in Bewegung. Osroëne zog ins Feld, um sich dem Feind zu stellen, der es bedrohte. An der Spitze seiner Truppen ritt der alte König noch einmal in die Schlacht.

    Zitat

    Original von Quintus Tiberius Vitamalacus
    "Noch mehr Angriffe geben wird ? Wieviele ihr seit ?" fragte Abdul den Parther, während er seelenruhig einen Hammer vom Tisch nahm, währen auf sein Zeiche hin die andere Hand des Parthers auf einem Stein fixieren liess.


    Sehr skeptisch verfolgte Ardaván das Tun des Folterknechts. In der Tat schmerzte seine Hand danach nicht mehr so, an bloße Menschlichkeit glaubte er aber nicht. Vermutlich hatte man darin ein Kontaktgift versteckt, das nun langsam aber sicher seinen ganzen Körper verrecken ließ. Diese Bastarde von Römer machten immer solche heimtückischen Dinge, das wußte jedes Kind. Wie er wohl sterben würde? Vermutlich würden sie ihm die Eingeweide rausnehmen, während er noch bei Bewußtsein ist. Oder sie stecken ihn bis zum Kopf in Sand. Oder sie hängen ihn einfach auf. Ein angenehmer Tod würde es wohl sicher nicht werden, Ahura Mazda hatte wohl kein Mitleid mit ihm.


    Viel konnte er nicht dagegen machen, als seine andere Hand auf den Stein fixiert wurde. Noch weniger konnte er tun, als er sah, wie sein Folterknecht den Hammer nahm. Er ahnte, was ihm bevorstand und der kalte Angstschweiß brach in ihm aus. "Bei Ahrimans faltigem Arsch..." stöhnte er auf, wobei nicht einmal er sagen konnte, weswegen genau. Denn die Fragen konnte er nicht beantworten. "Ich weiß es nicht." sagte er, wohlwissend, dass ihm sein Nichtwissen nichts helfen würde. Welche Ironie. Dass auch noch andere Leute hier waren, andere Gefangene, andere Römer, war vollkommen in den Hintergrund getreten.