Beiträge von Narrator

    Das kam nicht vom Lager her - es drang aus dem Hügeln zu ihm. Vorsichtig richtete er sich ein Stück auf, atmete die Nachtluft, versuchte den Eindruck zu bestätigen. Schwer zu sagen. Er musste dem nachgehen. Rocus spuckte das Süßholz in den Staub und zog seinen Dolch. Halbgeduckt schlich er sich ein Stück in die Richtung, aus der Wind kam, von Schatten zu Schatten, nahezu lautlos.
    Da war ein dumpfes Geräusch, ein leises Schnauben - und dann schälten sich Gestalten vor ihm aus der Nacht: Reiter, sich bewegende Flecken von tieferer Schwärze in der sie umgebenden Dunkelheit. Parther. Viele von ihnen.


    Waren sie also endlich aus ihren Löchern gekrochen, in denen sie sich bisher versteckt hatten, dachte der Späher grimmig und verharrte vollkommen reglos, zusammengekauert, das Gesicht verborgen unter der Kapuze seines Mantels. Eines der Pferde kam direkt auf ihn zu. Nur leise war das Geräusch der Hufe zu hören - sie mussten sie umwunden haben mit Stoff oder Stroh. Rocus hielt den Atem an, und schickte ein Stoßgebet zu Fortuna, dass sie ihn vor dem Blick des Feindes bewahren möge. Und tatsächlich - der Reiter kam ganz nahe an ihm vorbei, schien ihn aber nicht zu bemerken. Dann drang ein leise gezischter Befehl an Rocus' Ohr. Die Männer saßen ab, und schienen sich aufzuteilen. Ein großer Trupp verschwand leise in der Nacht, wurde von der Dunkelheit verschluckt.


    Auch für ihn war es Zeit sich zurückzuziehen. Er musste schleunigst zum Lager, berichten, dass der Feind sich hier zusammen rottete. Vorsichtig tastete er auf dem Boden, setzte ganz behutsam Füße und Hände auf, versuchte dabei nicht an Giftschlangen zu denken. Er wandte sich um, wollte erst auf allen Vieren ein Stück zurück kriechen, um dann, wenn er Abstand gewonnen hatte, zum Lager zu eilen. Doch da - ein Geräusch! Das feine Klingen von Stahl der die Scheide verläßt.
    Just in diesem Moment rissen die Wolken auf, offenbahrten im bleichen Licht des Mondes eine schwarz verhüllte Gestalt. Er hatte sie nicht kommen hören. Und geschwärzt war auch die Klinge, die in einem eleganten Halbkreis die Nacht durchschnitt, als sie auf ihn zu wirbelte, viel zu schnell, viel zu nahe...


    Gnaeus Gavius Rocus tat zwei Dinge. Er stieß sein Pugio nach vorne und er holte Luft um einen Alarmschrei auszustoßen - zu spät. Der Halbkreis endete in seiner Kehle, Stahl schnitt durch Fleisch, und eine Schwall warmen Blutes quoll hervor. Kein Schrei, nur ein nasses Röcheln drang mit dem Blut aus seiner Kehle. Er fiel in den Staub, die Hand um den Dolch gekrampft. Und während das Blut aus der klaffenden Wund pulste, während das Leben aus ihm floh, und die Schwärze ihn verschlang, stand noch immer ein Ausdruck von Überraschung in seinen glasig werdenden Augen, die niemals wieder das lichte Grün der cottischen Wälder sehen würden.

    Es war eine kalte Nacht. Gegen Abend hatte sich ein leichter Wind erhoben, der Staub mit sich brachte, und die Asche verbrannter Felder. Mitternacht war schon vorüber. Wolkentürme trieben über den Himmel und verdeckten die schmale Sichel des Mondes, deren bleiches Licht ihren zerklüfteten Rändern einen geisterhaften Schimmer verlieh.


    [Blockierte Grafik: http://img164.imageshack.us/img164/8564/spherretqt0.png] | Gnaeus Gavius Rocus


    In seinen Mantel gehüllt kauerte Gnaeus Gavius Rocus, Kundschafter bei der Legio I, auf seinem Posten. Der lag am Hang eines der lang geschwungenen Hügel, die sich um das Feldlager der Legionen herum erhoben, auf der dem Lager abgewandten Seite. Dort verharrte er, wie es ihm schien schon seit einer Ewigkeit, verborgen hinter einem Gesträuch mit fleischigen Blättern und langen Dornen, und behielt die Umgebung im Auge. Vom Lager war hier, auf der anderen Seite des Hügels nichts zu hören und nichts zu sehen. Finsternis war um ihn, und er hätte der einzige Mensch auf Erden sein können.
    Geduldig und besonnen lauschte er in die Dunkelheit, kaute dabei, wie es seine Gewohnheit war, auf einem längst faserig gewordenen Stück Süßholz herum. Seine scharfen Sinne nahmen die Geräusche und Gerüche um ihn herum auf, filterten sie, ordneten sie zu. Das Rascheln da zu seiner Linken war nur ein Windhauch im trockenen Gras. Weiter vorne, das schabende Geräusch, könnte das Kriechen einer Schlange sein. Vorsorglich umfasste er den Griff seines Gladius. Es sollte hier ganz giftige Biester geben, mit denen wollte er keine Bekanntschaft machen.


    Rocus hatte sein halbes Leben unter dem Adler verbracht, er hatte iberische Aufständische in ihren Sierras belauert und in den undurchdringlichen Urwäldern jenseits des Limes kampfestrunkene Barbaren auskundschaftet. Er war beileibe kein Neuling. Doch das Land, in dem er sich nun befand, die endlosen trockenen Hügel, die sengende Sonne, die trostlosen Aschegründe, hatten etwas an sich, das an seinen Nerven zerrte. Es war, als würde alles ihnen entgegenrufen: "Geht! Ihr habt hier nichts zu suchen."
    Rocus dachte zurück an die lichten Wälder, die klaren, kühlen Bergbäche seiner Heimat in den cottischen Alpen - weit weg, irgendwo am anderen Ende der Welt. Auch die Gerüche waren fremd hier, trockener und schärfer. Die dicken Blätter des Busches vor ihm sonderten einen leicht stechenden Geruch ab, er roch die Flechten auf dem Stein neben ihm, und im Wind lag die Bitterkeit von Asche und Ruß und... - Pferd?

    "Von wegen.", entgegnete die Prinzessin schnippisch.
    "Du sagst doch du siegst auf jeden Fall. Darum, Surenas, mein zudringlicher Kriegsfürst, mein brünstiger Held, merk dir: wenn du die Römer vernichtet hast, ja, dann werde ich dein sein, mich dir hingeben mit Haut und Haar und meiner ganzen Seele - aber vorher kannst du das vergessen!"
    Sie zog ein hauchzartes, golddurchwirktes Schleiertüchlein aus ihrem Dekolleté hervor, und drückte ihn ihm spöttisch in die Hand.
    "Begnüge dich einstweilen hiermit. Falls dir das nichts sagt - es ist ein Liebespfand. Gallante Männer tragen sowas manchmal bei sich, und -"


    Sie brach ab, als auf einmal das laute Brechen von Zweigen ertönte, und das schreckensbleiche Gesicht von Mawia im Eingang erschien.
    "Herrin, ein Lauscher!", flüsterte die Dienerin, und wies hektisch in die Dunkelheit des Gartens.

    "Nein, mein Held", gurrte die Prinzessin, die dahinschmelzend in den Armen des Feldherren lag, "davon gehe ich sowieso aus..."
    Einen Moment lang schloss sie die Augen, und erlaubte es sich, ganz in dem Gefühl seiner Nähe aufzugehen, ihn zu spüren, zu riechen, in ihm zu schwelgen. Doch dann entzog sie sich seinem ungestümen Vorstoß, und steckte die Spange wieder fest.
    "Aber schreiben hättest du mir ruhig mal können. Hör mir zu, ich muss ernsthaft mit dir sprechen - dich warnen. Du weißt, dass den Frauen meiner Familie die Gabe prophetischen Träumens zu eigen ist? Düstere Zeichen haben mich ereilt in den letzten Nächten. Wenn unser gemeinsames Ziel wahr werden soll, so müssen wir uns vorsehen."


    Leicht lehnte sie sich an ihn, und beschwor mit leiser Stimme ihre beängstigenden Traumbilder herauf.
    "Ich sah Adler mit stählernen Schwingen, die voll der Gier vom Himmel herabstießen. Ihre Schnäbel waren weit aufgerissen, ihr Kreischen ließ Berge zerspringen wie Glas, und unter ihren Fittichen kroch die Dunkelheit heran, uns alle zu verschlingen. Doch ein Sonnenkrieger stellte sich ihnen entgegen - auf einem Berg von Knochen erwartete er sie - mürbes uraltes Gebein lange schon toter Adler. In einem Feuersturm umkreisten ihn die stählernen Vögel, doch er hielt stand, und tötete sie mit dem Schwert, einer nach dem anderen fielen sie von Himmel. Immer höher wuchs der Berg der toten Vögel - doch dann..."
    Sie schauderte und barg den Kopf an seiner Brust.
    "Aus den Kadavern krochen giftige Nattern und Skorpione. Wie eine schwarze Flut, immer mehr, und sie stürzten sich auf den Sonnenkrieger, überdeckten ihn ganz. Da fiel er, und mit ihm das Licht... Ich habe Angst um Dich, Surenas."

    Die ersten Strahlen der Sonne erreichten die Stadt Artaxata. Es war ein typischer Morgen wie er hier Tag für Tag ablief. Die Menschen standen auf und begannen ihren geschäften nachzugehen ehe die große Hitze über Mittag das Leben lahm legte und am Nachmittag es wieder neu begann. Im Grunde gar nicht so anders als in Roma. Auch hier war es in den heißen Sommermonaten so. Eine von wenigen Gemeinsamkeiten die die beiden Städte verband.


    Doch eine Sache war heute anders als sonst. In der Stadt wimmelte es von vielen Menschen, Männern hauptsächlich, die dem Ruf ihres Heerführers gefolgt waren und sich heute hier sammelten. Am Vormittag wollte man losziehen und sich den Römern entgegenstellen. Auch hier
    war man sich ähnlich. Nur verteidigten die Parther ihr Reich gegen die Invasoren aus Roma.


    Ein jeder Mann, der kriegsfähig war, war dem Ruf gefolgt und noch damit beschäftigt letzte Hand an seine Ausrüstung zu legen. Es wurde alles kontrolliert und kleinere Reperaturen vorgenommen. Zur vereinbarten Zeit war ein jeder bereit den Worten ihres Satraps zu lauschen und ihm dann in den Kampf zu folgen...

    [Blockierte Grafik: http://img401.imageshack.us/img401/4120/prinzessin2ep2.jpg| Prinzessin Shirin


    Die Nacht war hereingebrochen, und lag wie schwarzer Samt über dem verschwenderischen Prunk des Palastgartens. Es war sehr schwül. Die Pfauen, die tagsüber hier herum stolzierten, schliefen, den Kopf unter den Flügel gesteckt. Ein betörender, üppiger Duft lag in der Luft. Das waren die Purpurlilien, die die Prinzessin so liebte, dass sie hier überall wachsen mussten. Weit in der Ferne, über den Gipfeln des Taurus-Gebirges, zuckte ein Wetterleuchten. Doch hier regte sich kein Lufthauch.


    In einer verschwiegenen Laube, die über und über von von Rosen und Jasmin überrankt war, und in einem stillen Winkel des Gartens lag, erwartete Prinzessin Shirin den Feldherrn Surenas.
    "Es ist heiß...", flüsterte sie, und ihre Finger spielten abwesend mit dem herrlichen Geschmeide, das sie um ihren Hals trug - eine goldene Schlange mit Diamantaugen und smaragdenem Schuppenkleid war es, die sich selbst in den Schwanz biss, das Prunkstück des Gastgeschenkes, das der Satrap Narseh heute erhalten hatte. Natürlich hatte die Prinzessin es sofort für sich beansprucht, in dem Wissen, dass es ihrem Großvater kaum jemals gelang, ihr etwas abzuschlagen. So auch diesmal.
    "Der Duft - er lastet schwer heute. Man meint, er möchte einem den Atem nehmen." Und in einem seltenen Impuls von Zweifel wandte Shirin sich zu ihrer Vertrauten Mawia, die schweigend mit ihr ausharrte.
    "Was wenn Er nicht kommt?"
    "Er wird kommen, oh Herrin. So gewiss wie sich auch Morgen das Sonnengestirn über den Horizont heben wird - Lob und Preis sei dem allherrschenden Mithra immerdar - so gewiss wird er kommen. Er ist Euch verfallen."
    "Ja", flüsterte Shirin, "so muss es sein... Jedoch sind meine Träume so düster in den letzten Nächten...-"


    Ein leises Knirschen auf dem Malachitbelag des Weges vor der Laube, ließ die Prinzessin verstummen. Mit klopfendem Herzen zog sie sich in den Schatten an der Rückwand zurück, ebenso ihre Dienerin. Schritte näherten sich. Vom Schein des Wetterleuchtens umspielt, trat die große Gestalt eines Mannes in das Innere der Laube.

    Zur Abstimmung wurde folgende Fassung vorgelegt:


    lex Flavia de frumentationibus


    Dieses Gesetz regelt die Getreidespenden und die annona urbis der Stadt Rom.


    § 1 de abolitione legis Matiniae
    Mit Inkrafttreten der lex Flavia de frumentationibus wird die lex Matinia frumentaria außer Kraft gesetzt.


    § 2 de frumentationibus
    1) Eine Getreidespende besteht aus zehn Einheiten Brot und wird wöchentlich entrichtet.
    2) Die Getreidespenden sind für den Eigenverbrauch bestimmt und dürfen weder veräußert noch getauscht werden.
    3) Wird die Getreidespende veräußert oder getauscht, zieht das eine sofortige Einstellung der Getreidespenden mit sich.


    § 3 de plebe frumentaria
    1) Jeder Freigeborene mit römischem Bürgerrecht hat ein Anrecht auf eine Getreidespende pro Woche.
    2) Angehörige der Ordines Decurionum, Equester und Senatorius haben keinen Anspruch auf Getreidespenden.
    3) Empfangsberechtigte, die vor oder nach dem Bezug der Getreidespenden strafrechtlich in Erscheinung treten, verwirken ihr Anrecht auf eine Getreidespende pro Woche auf Lebenszeit.


    § 4 de comparatione frumentationum
    1) Der Anspruch jedes Empfangsberechtigten wird nur geltend gemacht, wenn dieser sich in die Liste für Empfangsberechtigte eintragen lässt und seine Getreidemarke, die tessera frumentaria, erhalten hat.
    2) Die Liste der Empfangsberechtigten wird an der Basilica Iulia und an den Märkten Roms öffentlich ausgehängt und jeden Monat erneuert.
    3) Die Getreidemarke darf weder veräußert noch getauscht werden, dies zieht eine sofortige Einstellung der Getreidespenden auf Lebenszeit mit sich. Die Getreidemarke darf jedoch innerhalb der Familie vererbt werden.
    4) Die Verpflichtung zur Aktualisierung der Listen trägt die Cura Annona.


    § 5 de pane
    1) Das Getreide wird von der Cura Annona zu dem marktüblichen Preis beschafft und anschließend in staatlichen oder von der Cura Annona mit der Produktion betrauten Bäckereien zu Brot verarbeitet.
    2) Das Brot wird nach der Lieferung bis zur Verteilung an den Endverbraucher in speziell dafür errichteten Getreidespeichern, den horrea, aufbewahrt.
    3) Für die Qualität des Getreides und Brotes ist die Cura Annona verantwortlich und zur Einhaltung der Qualitätsnorm verpflichtet.


    § 6 de fisco
    1) Die Kosten für die Beschaffung von Getreidespenden werden durch das Konto der Cura Annona, dem fiscus frumentarius, beglichen.
    2) Der fiscus frumentarius wird durch den fiscus Caesaris mit Zuschüssen in Höhe der Kosten finanziert.
    3) Die Höhe der erforderlichen Zuschüsse wird durch den praefectus annonae ermittelt und der kaiserlichen Finanzabteilung durch eben diesen mitgeteilt.


    § 7 de Cura Annona
    1) Die Beschaffung, Lagerung und Verteilung der Getreidespenden obliegt der Cura Annona.
    2) Die Verantwortung über die Cura Annona hat der praefectus annonae zu tragen.
    3) Im Falle einer Nichtbesetzung des Amtes des praefectus annonae obliegt die Verantwortung über die Cura Annona dem praefectus urbi.



    Auf der Liste der stimmberechtigten Senatoren fanden sich unter anderem folgende Herren:


    Secundus Flavius Felix
    Marcus Vinicius Hungaricus
    Gaius Octavius Victor
    Spurius Purgitius Macer
    Marcus Octavius Maximus
    Manius Tiberius Durus
    Maximus Decimus Meridius
    Publius Matinius Agrippa
    Medicus Germanicus Avarus
    Lucius Aurelius Commodus

    Von dieser ihr nachgesagten Ungeduldigkeit hatte ie aber nichts gemerkt und war nun etwas verwundert, dass dieser Mann das bei ihr gesehen haben wollte. Allerdings war sie wirklich etwas neugierig was dieser Mann nun für Aufgaben von ihr erfüllt haben wollte. Viel blieb ja eigentlich nicht mehr übrig. Mit mulmigem Gefühl sah sie dem Sklaven hinterher und wartete was nun geschehen würde. Auf diesen vielen Kissen sitzend hatte sie nun nach langer Zeit die Möglichkeit über vieles nachzudenken. Bisher war so viel um sie herum passiert, dass sie daran keinen Gedanken verschwenden konnte...


    "Was wäre denn meine Aufgabe,"


    fragte sie noch einmal leise und vorschtig. Sie wollte das schon langsam wissen...

    [Blockierte Grafik: http://img524.imageshack.us/img524/3310/krieger3lc5.jpg| Kashtarith, Erster der Kataphraktoi


    Angenehm kühl war es in dem runden Raum im Herzen der Zitadelle, hinter den dicken Mauern durch die kein Wort des Gesagten nach draußen dringen konnte. An einem Tisch auf dem viele Karten, Listen und Skizzen ausgebreitet waren, saß der Kommandant der Panzerreiter mit dem Feldherren des Shah in Shah, und setzte ihn über den militärischen Stand der Dinge in Osroëne in Kenntnis.
    Kashtarith war erleichtert seit der Ankunft Surenas'. Er selbst kannte seine Fähigkeiten, wußte, dass er ein guter und inspirierender Anführer war - jedoch konnte sein strategisches Geschick sich wohl kaum mit dem eines Surenas messen. Der Ruf eines Genies eilte dem Arsakiden voraus, und seine gewonnenen Schlachten sprachen für sich. Was Kashtariths gute Meinung zudem bestärkte, war das nüchterne Auftreten seines Gegenüber, dessen klare Worte, und der Umstand dass er sich dem Festmahl zu seinen Ehren sobald als möglich entzogen hatte, um sich den wichtigen Dingen zu widmen - der Strategie gegen den Feind.


    Da der Satrap Narseh sich nicht für die Details des Krieges interessierte, blieb es Kashtarith überlassen, diese dem Gast zu erläutern, und das tat er jetzt schon seit einer Weile, bereitwillig, und mit größtmöglicher Offenheit. Natürlich behielt er ein paar Geheimnisse für sich, denn schließlich musste man immer darauf gefasst sein, dass der Verbündete, nach dem Sieg über den gemeinsamen Feind, entschied sich gegen einen selbst zu richten. Und auch Kashtarith wusste um die Begehrlichkeiten des Großkönigs was das reiche Edessa anging.
    "Hier, hier, und hier versammeln sich also meine Reitertrupps in den Hügeln", erklärte er soeben, und fuhr mit dem Finger über die Karte hinweg, "nachdem sie den Landstrich, der auf dem Weg des Feindes liegt, verwüstet haben. Als nächstes werden sie sich auf die Nachschublinien konzentrieren. Das Land selbst soll es sein, das die Römer zuerst in die Knie zwingt, und es erwartet sie so einiges, was ihnen den Weg vergällen und verzögern wird. Zudem setzte ich ein paar...Spezialisten auf die herausragenden Ziele an."


    Unbehaglich strich er sich den geölten Bart bei diesen Worten. Es schmeckte ihm nicht, zu solchen Mitteln gezwungen zu sein. Der offene Kampf war sein Element, nicht die verborgenen Schachzüge und Messer im Dunkeln. Doch in der Miene des Surenas vermochte er weder Zustimmung noch Missbilligung zu diesen getroffenen Massnahmen zu lesen, und so fuhr er fort.


    "Das Heer meines Königs habt Ihr vor der Stadt, zu Linken des Scirtos bereits sehen können. Namhafte Verstärkung aus Nisibis ist uns angekündigt, wurde bisher aber noch nicht gesichtet. Zur Zeit treffen wir außerdem Vorbereitungen für den Fall einer Belagerung, glücklicherweise sind die Mauern der Stadt in sehr gutem Zustand, und von beherzten Verteidigern bemannt."

    Ja, die Ungeduld der Jugend...
    "Aber selbstverständlich.", heuchelte der Satrap, der in Wirklichkeit höchst ungern von seinem minutiös durchgeplanten Zeremoniell abwich. "Mit Freude sehe ich, wie feurig es dich zu Taten drängt. So begeben wir uns doch in den Palast, es ist wahr, viel gilt es zu besprechen. Im Übrigen, werter Surenas, darf ich dir noch meine Enkelin vorstellen, Kronprinzessin Shirin."
    Mit großväterlichem Stolz präsentierte er sie dem Feldherren. Die Prinzessin schlug sittsam die Augen nieder, und mit einem Anflug der Verwunderung bemerkte der alte Satrap wie sie, die sonst nicht um Worte verlegen war, nur züchtige Höflichkeitsfloskeln an den Feldherren richtete. Surenas erwiderte diese förmlich, dann wandte man sich zum Gehen.


    Der Zeremonienmeister vollbrachte ein wahres - jedoch ungewürdigtes - Kunststück, als er bei dieser abrupten Abkürzung der Begrüßungsfeierlichkeit blitzschnell umdisponierte. Ohne dass ein Bruch im Ablauf zu bemerken gewesen wäre, ging der Aufbruch vonstatten. Unter Jubel und Musik begab man sich also hinauf zur Zitadelle, die beiden Satrapen hoch zu Ross, die Prinzessin in ihrer Sänfte, das Gefolge hinterdrein. Lange Reihen von Panzerreitern bildeten den Abschluss des Zuges.
    Die Leute von Edessa standen noch lange draußen auf den Straßen, inmitten zertretener Blumen und weggeworfener Palmwedel, und besprachen das Ereignis, dessen sie Zeuge geworden waren. Alles in allem war man sich einig, dass der berühmte Surenas in der Tat eine gute Figur machte, und hoffte dass er schnell die Römer vernichten möge, damit die Geschäfte wieder in Schwung kamen und es - was Ahura-Mazda verhüten möge! - nicht zu einer Belagerung kam.

    Die ausgesuchte Höflichkeit des Feldherren war Labsal für den angekratzten Stolz des Königs, und auch das noble Gastgeschenk tat das seinige. Denn wenn der Abgaride auch über wohlgefüllte Schatzkammern gebot, so war ihm das Gleißen des Goldes doch stets aufs neue eine Freude, und ganz besonders wenn es ihm gehörte.
    "Sei meines unerschöpflichen Dankes und meiner Huld versichert, edler Gast.", antwortete er gemessen, und nahm das Geschenk mit eigener Hand entgegen, wobei er die Schwere der Schatulle wohlwollend bemerkte. Er gab sie weiter an einen Lakaien neben sich. Die schwarzen Mandelaugen der Prinzessin, die bisher mit einem Ausdruck ruhiger Aufmerksamkeit auf den Feldherren gerichtet gewesen waren, folgten mit einem Aufblitzen der Verzückung dem köstlichen Geschmeide.


    Im Gegenzuge trat nun ein anderer Diener vor, der auf einem Kissen von blutroter Seide ein glänzendes Krummschwert trug, dessen goldverzierte Parierstange auf altertümliche Weise mit Pferde- und Reitermotiven geschmückt war.
    "So erlaube mir, Dir diese Waffe zu überreichen", sprach Narseh, und tat ebendies.
    "Sie stammt aus der Zeit unserer Ahnen, aus der Zeit da sie als Beutereiter kühn die Steppe durchstreiften. Eine alte und schlichte Klinge, die viel Blut getrunken, im Laufe der Zeit, viel Römerblut darunter. Ich selbst führte sie einst in den Kriegen gegen die Stämme von Turan... vor einem halben Jahrhundert."
    Kurz schweifte der Blick des alten Mannes in die Ferne, dann war er wieder in der Gegenwart.
    "Noch immer ist sie scharf, und erneut dürstete es sie nach Römerblut. So nimm Du sie, mein Sohn, und führe sie wohl in kommenden Schlachten."

    [Blockierte Grafik: http://img516.imageshack.us/img516/5176/satrap1iw7.jpg] | Narseh Abgar, Satrap von Osroëne


    Im höchsten Masse unzufrieden - nach außen hin jedoch ein Bild majestatischer Gelassenheit - stand der greise Satrap auf dem geschmückten Podium am Fuße des Burgberges, wo er den uneingeladenen Gast zu begrüßen gedacht.
    Die massive Tiara lastete heute schwer auf seinem ergrauten Haupt, der goldverbrämte Königsmantel schwer auf seinen Schultern. Die Wimpel des Baldachins über ihm flatterten leicht im heißen Wind. Seine furchterregenden Leibgardisten flankierten ihn stoisch und geduldig. Neben ihm wartete seine liebreizende Enkelin, Prinzessin Shirin, umwogt von einem silbrigen Schleiergewand, wie man es in seiner Jugend ganz gewiss nicht in der Öffentlichkeit hätte tragen dürfen. Immer mal wieder winkte sie huldvoll zu dem Volk, das sich, in gebührendem Abstand, um das Podium drängte, und erntete dafür begeisterten Jubel. Ja, die Leute von Edessa liebten ihre Prinzessin. Den Satrapen - obwohl er regelmäßig ein mal die Woche Goldstücke unters Volk werfen ließ - weniger.


    "Na wo bleibt er denn...", murmelte der alte Abgaride in seinen Bart. Die Einladung, die er dem Feldherren des Shah-in-Shah hatte überbringen lassen, war doch unmissverständlich gewesen, und ebenso der Hinweis auf das einzuhaltende Zeremoniell. Sogar hinaus aus seinem Palast hatte er sich begeben, um diesem Kerl die Ehre einer Begrüssung vor aller Augen zu gewähren.
    Doch da, endlich näherte sich ein Zug entlang der großen Prachtstraße. Eine Welle von Jubel brandete auf, die Menschen warfen Blumen und winkten mit Palmzweigen, als der berühmte Feldherr und seine Begleiter in die Allee einbogen, die auf beiden Seiten von Kataphraktoi in schimmernden Rüstungen gesäumt wurde. Von ihren Lanzen flatterten rot und golden die Farben der Satrapie, und wie durch einen Herbstwald sah man nun den Surenas an der Spitze seines Gefolges auf das Podium zu reiten.
    Immerhin, seine Armee war, wie ausbedungen, vor den Toren der Stadt geblieben. Und da, so grollte der Satrap innerlich, da sollte sie auch bleiben!
    Er gab mit dem kleinen Finger seinem Zeremonienmeister einen Wink, der tuschelte "Musik!", und sofort begannen die Musikanten zu spielen, weihevoll und pompös, um diesen freudigen Anlass gebührend zu untermalen.


    Mit dem jovialen Lächeln eines gütigen Landesvaters sah der Abgaride dem Surenas entgegen, aus der Höhe des Podestes, von wo aus er - und das war kein Zufall - einen Reiter gerade ein wenig überragte. Mit noch immer volltönender Stimme sprach er, als die Musik dann wieder abflaute, die geflügelten Worte:
    "Welch Tag der Freude für Osroëne! Welch glänzende Heldengestalt in unserer Mitte. Weihevollen Gruß entbiete ich Dir, Surenas aus dem Hause der Arsakiden. Sei hochwillkommen in meiner Satrapie und fühle Dich als geehrter Gast in meinem Palaste."

    Was wieder für Gerüchte in der Welt herrschten und man konnte nichts gegen tun.


    "Nein, nicht immer Schnee. Wir haben auch Sommer und dann alles grün. Die Bäume und Blumen. Große grüne Wälder, blaue Flüsse und grüne Wiesen. Ist sehr schön im Sommer und auch warm. Im Winter dann fallen Schnee. Aber Winter ist nicht immer."


    Allerdings fragte sie sich nun doch ein wenig was sie sonst tun sollte wenn nicht im Haus und Garten arbeiten. Die Menschen hier wo die Sonne immer schien, hatten wohl irgendwann mal zu viel Sonne abbekommen und ihren Geist dabei verloren. Ein kleines Grinsen huschte bei diesen Gedanken über ihr Gesicht.

    Scheinbar mochte er die Römer auch nicht so schnell wie er mit diesem THema fertig war.


    "Mein Name ist Sontje."


    Dann machte sie wieder eine Pause in der sie nachdachte.


    "Kann im Haus arbeiten und Garten. Das ich haben zu Hause gemacht."

    Kurz überlegte wie sie ihm das sagen konnte, dass er sie dann auch verstand.


    "Ich vom Norden durch Reich Roms nach hier gekommen.""


    Als dieser neue Mann auf die Kissen klopfte, trat sie langsam auf ihn zu und nahm mit gutem Abstand auf diesen Kissen Platz.


    "Na ja. Römer meinen ins Land kommen zu können und dann gehört es ihnen. Wenn man sie versucht wegzujagen dann wundern sie sich. Sehr komische Leute."


    Das war noch untertrieben. Ihre ehrliche Meinung hätte sie ihm aber nur in germanisch um die Ohren hauen können.

    "Auf Straße...Menschen...ich habe gehört..."


    Die Sklavin sprach halt nur sehr gebrochen weswegen man die Worte mit einem deutlichen germanischn Akzent vernahm. Warum der Mann nun allerdings nicht mehr über den bösen Schmetterling lachte, verstand sie auch nicht. Eben wars noch lustig, ein wenig später nicht mehr.


    "Du noch komischer als Römer."


    Sie sprach halt aus was sie dachte und die Gedanken kamen ihr gerade ein.

    Da stand sie nun und bewegte sich nicht. Sie hatte eine lange Reise hinter sich und musste nun wieder erneut diese taxierenden Blicke über sich ergehen lassen. Eigentlich war dies so viel für die stolze Germanin. aber sie hatte gelernt still zu sein wenn mehrere um sie herumstanden. Doch jetzt gerade... Sie wand sicha uf die Frage des Mannes um. Ihr Haar wehte ein wenig durch den vom Schwung erzeugten Wind.


    "Parthia böse. Schmetterling böse...."


    Freundlich lächtelte sie. Wusste sie ja auch nicht was sie da sagte. Sie hatte es auf ihrem Weg aus dem Norden hierher aufgeschnappt und wenn es eine Sache war, die sie lieber nicht hätte sagen sollen so wars jetzt eh zu spät.

    "Natürlich mein Prinz. Sollte ich wieder Ware aus dem Norden oder den Ländern Roms. Ich danke dir."


    Er nahm das Geld entgegen, verneigte sich noch einmal vor dem Prinzen und verschwand dann mit seiner restlichen Ware, sich und seinem Wagen und ward von dann nicht mehr hier gesehen. Seine Gedanken hatte er wahr gemacht...

    Völlig geknickt stand der Händler nun vor dem Prinzen und nickte.


    "Natürlich mein Prinz, gern mein Prinz. Die Sklaven für 210."


    Er würde das Geld nehmen und einfach fortgehen. Nach Hause konnte er eh nicht mehr und überall anders wäre es besser als dort. Es war nicht sein Tag gewesen und wusste es schon gestern beim Aufstehen, dass sich einiges ändern würde und nun auch tat...

    "Aber Herr, mein Prinz. 500 für die Germanin und 400 für die anderen Sklaven. Ich muss doch auch leben."


    Er hoffte, dass der Prinz vielleicht doch noch etwas wie ein Herz hatte. Außerdem wusste er nciht wie grausam seine Frau sein konnte. So grausam konnte kein anderer sein. Vielleicht sollte er seine Frau das nächste Mal zum verhandeln schicken. Im besten Fall wäre er sie dann los. Im schlimmsten würde sie wiederkommen und er müsste eine neue Identität annehmen...