[Blockierte Grafik: http://img135.imageshack.us/img135/1431/krieger1sg7.jpg] | Ninsun
Keiner stellte sich ihm. Die Römer ließen sich nicht reizen, blieben kalt, diszipliniert, effizient. Alle gleichzeitig holten sie mit ihren Speeren aus, Deckung gab es hier keine und Ninsun erkannte: Das wars dann wohl. Aber wenn er doch wenigstens einen noch mitnehmen könnte! Mit einem lauten, hasserfüllten Kampfschrei, das Krummschwert hoch erhoben stürzte er auf die Römer los. Durch die Verletzung seines Fußes seltsam hinkend, versuchte er, die Distanz zu überwinden.
Es war natürlich zu weit. Auf halber Strecke traf ihn der erste Speer in den Brustkorb, durchbohrte ihn förmlich, beinahe gleichzeitig noch ein zweiter, ein dritter traf seinen Unterleib... Ninsun brach in die Knie, das Krummschwert entglitt seinen Händen und fiel klirrend auf den Fels. Ein röchelnder Atemzug kam über seine Lippen, ein ersticktes qualvolles Keuchen, dann ein Schwall von Blut. Er kippte zur Seite weg, sah schon nicht mehr die Legionäre vor sich, nur noch Dunkelheit, spürte nicht mehr den Schmerz, und ihm war als trüge ein schnelles Pferd ihn davon, mit weichen, raumgreifenden Sprüngen über eine endlose Steppe hinweg... Als sein Körper auf dem Boden aufschlug, zu Füßen des Marcus Iulius Sparsus, war der Parther bereits tot. Das Blut strömte aus seinen Wunden, bildete eine dunkle Lache, versickerte dann schnell in den Ritzen des Felsens.
Tiefer, da wo noch immer das Gefecht tobte, wichen die parthischen Krieger Stück für Stück weiter zurück. Herbe Verluste hatten sie schon erlitten, doch noch immer fochten sie erbittert. Im Zentrum der römischen Formation, da wo der Primus Pilus die Phalanx erfolgreich aufrechterhielt, waren die Verluste der Römer im Vergleich recht gering, doch an den Flanken, wo das Gelände so hinderlich war, dass die Schlachtreihe oft nicht gehalten werden konnte, verloren einige Legionäre in dieser Nacht ihr Leben. Und besonders ein Teil der zweiten Centurie fand sich an einem rutschigen Abhang wieder, wo es im Gedränge des Gefechtes zu so manchem Fehltritt und zu gefährlichen Stürzen kam.
Einer der Parther, ein drahtiger kleiner Mann, dessen gekräuselte Locken wild um sein hageres Gesicht flogen, zögerte nicht, sofort in die Lücke vorzudringen, die der Sturz des Marcus Flavius Aristides für einen Moment hinterließ. Mit dem kleinen Schild an seinem Arm blockte er den Hieb eines Gladius, duckte sich wie ein Irrwisch unter einem andern hindurch und hatte schon einem Legionär die Klinge von unten in den Leib gestoßen, einem anderen die Sehnen in der Kniekehle zerhauen, bevor er zwischen den Schilden der Nachrückenden förmlich zermalmt wurde...
Erneut dröhnte da das Hornsignal durch die Hügel, dreimal, drängend. Zwischen den Hängen des Tales hallte hohl das Echo wider. Da begann eine allgemeine Flucht. Die Parther, die noch dazu in der Lage waren, entzogen sich dem Gefecht, wichen hastig zurück, und stürzten in die Dunkelheit hinein. Wer konnte, der floh, die Zurückgeblieben verkauften ihr Leben so teuer wie möglich.
Kaum war der Lärm etwas abgeebbt, da ertönte Hufschlag. Auf dem Kamm über dem Steilhang an der linken Seite des schmalen, tiefeingeschnittenen Flusstales zeichneten sich Reiter ab, säumten ihn dicht an dicht, als sie rasch herantrabten. Schwarze Silhouetten waren sie gegen die bleich angestrahlten Wolken, und von einem Moment auf den anderen war die Luft erfüllt von ihren Wurfspeeren. In schnellen Salven schleuderten sie die schlanken Geschosse auf die Männer am Grunde des Tales herab, die an der Spitze der Ersten Kohorte standen, und somit am weitesten in das unwegsame Gelände vorgedrungen waren. Zugleich trug der Wind, der durch das Tal strich, den Männern kalt ins Gesicht wehte, den Hall eines schmetternden Wieherns mit sich, irgendwo aus der Richtung vor ihnen. Es schien noch ein ganzes Stück entfernt zu sein, jedoch ebenfalls vom Grunde des Tales zu kommen.
/edit: der Narrator hofft, daß jetzt einiges leichter verständlich sein möge.