Die Victrixtruppe war am Ziel. Auch sie würden, ähnlich der Classisgruppe vorgehen: wild brennende Pfeile ins Lager schießen. Nur war die Frage, wie viel Zeit ihnen blieb. Keiner von ihnen rechnete mit der Rückkehr, außer der eine, der berichten würde. Sie bezogen Aufstellung
Die Vexilationsgruppe wartete noch. Zweimal waren sie beinahe von Patrouillen entdeckt worden. Beim ersten Mal hatten die Germanen die Patrouille durchgehen lassen. Das zweite Mal hatte man sie sich geschnappt und lautlos die Kehlen durchschnitten. Das war vor ein paar Minuten gewesen. Noch wartete man, aber Degenhart wurde langsam ungeduldig. Er wollte gerade Athare zu sich rufen, als das vereinbarte Zeichen kam. Ein hoher, schriller Schrei aus der Stadt und Sekunden später sah man ein Leuchten am nächtlichen Himmel.
„AUFSTELLUNG!“
Degenhart brüllte den Befehl und sofort sprangen alle auf. Nicht wenige der Männer hatten gedient oder waren von Männern ausgebildet worden, die gedient hatten. Nicht wenige Germanen waren im Dienste des Imperiums gewesen oder noch.
Nachdem die handvoll Männer in der Stadt für Aufregung in dem Lager innerhalb der Stadt gesorgt hatten, war es nun die Aufgabe eines Teils der Männer sie rauszulocken. Auch sie hatten Pfeil und Bogen dabei, aber jeder würde nur einen Schuss abgeben. Das würde reichen, die Truppen rauszulocken, besonders, wenn von innen die entsetzen Schreie einiger Bürger sie dahin treiben würden.
„ANLEGEN!“
Die Männer legten an, die anderen begaben sich in Stellung, bereit die Legionäre in den Hinterhalt zu locken. Alles war ein gefährliches Unterfangen. Die Chancen, dass es wirklich klappen würde waren nicht übermäßig, aber die Vorzeichen waren auf ihrer Seite.
„FEUER!“
Die Pfeile flogen über die Mauer. Wild, ziellos, nicht wirklich wichtig wohin sie trafen, nur wichtig, dass sie lockten.
„BEREIT MACHEN!“
Schrille Schreie waren zu hören, wildes Gebrüll und Befehle. Und dann kamen sie raus. Es war wie ein Wunder, die Römer kamen raus.
Degenhart war für einen Moment verwirrt. Wieso gingen sie nicht auf die Mauer? Würde das wirklich klappen? War so was möglich? Ihr Götter, dachte er, ihr müsst den kommandierenden Centurio mit Blindheit geschlagen haben!
Sie machten sich für den Kampf bereit. Dann prallte die ausrückende Centurie auf die Angreifer. Zu spät sah sie, dass sie in eine Falle liefen. Und zu spät die Germanen, die von hinten kamen, dass sie wiederum in die Falle liefen. Der Centurio war nicht völlig blind gewesen und hatte Männer auf die Mauern geschickt. Pila und Pfeile flogen durch die Luft, die Pfeile nun von beiden Seiten, von den Mauern runter und auf die Mauern rauf. Die Trefferquote war auf beiden Seiten bescheiden. Dafür war die Schlagquote mit den Gladien höher und doch erlitten die Römer große Verluste.
Irgendwann kam ein germanischer Befehl über das Feld gebrüllt und die überlebenden Germanen zogen sich zurück. Rannten was sie konnten zum Rhenus und sprangen in die Fluten. Die Legionäre hinterher, bis die Befehle sie zurückriefen. Es galt immer noch Feuer in der Stadt zu löschen.
Die Vexilationsgruppe kam bei Sonnenaufgang wieder an ihrem Sammelplatz jenseits des Limes an. Die Verluste waren nicht gering gewesen, die Informationen unbezahlbar und die Verheerung, die sie angerichtet hatten nicht wenig.
Jetzt galt es auf die beiden letzten Gruppen zu warten, die binnen der nächsten zwei Stunden kommen mussten.