Nein, bei den Göttern, der Nauta wird wohl kaum die Bestellung des Weines vorgenommen haben, oder? Nein, ich will den Mann, der diesen minderwertigen Mist gekauft hat!
Wütend sprang ich mit einer einzigen Bewegung aus dem Sattel, wie ich es damals schon bei der Ala täglich tat. Das Training der letzten Wochen und Monate machte sich endlich bemerkbar!
Ich begab mich ob der Hitze in eine am Rand gelegene Taverna. Dort war schon fast alles besetzt, doch fand ich noch einen Platz, der frei schien.
Darf ich mich hier setzen? fragte ich, als ich meinen Wein erstanden hatte.
Verdammt! Wer ist dafür zuständig? Wer hat dies nicht gemeldet?!
Das waren beides weniger Fragen, als Forderungen.
Da nun wirklich beide Soldaten vor mir standen, erhob ich mich und schritt vorsichtig vor ihnen hin und her.
Wie ihr wisst, bin ich nun schon sehr lange Praefectus. Sicher 12 Amtsperioden sind in Rom vergangen, seit ich in Germania das erste Mal als Praefectus einer Flotte diente. 2 Kaisern habe ich gedient, mit Haut und Haar, habe mich im Krieg als einfacher Soldat und als Anführer auf dem Schlachtfeld geschlagen und überlebt.
Langsam werde ich alt. Es geht darum zu klären, wer hier in Zukunft meine Arbeit weiterführen wird.
Ihr 2 habt miterlebt, wie ich hier gewisse Dinge geändert habe. Ihr wisst, wie ich die Arbeit gemacht haben will, wie das Zusammenspiel der 3 komplett verschiedenen Abteilung dieser Flotte am besten funktioniert. Ich könnte mir keinen besseren Nachfolger vorstellen als einen von euch. Doch dazu seid ihr noch zu wenige lange im Dienst.
Gerne. Ich liess mich nicht bedienen, sondern schenkte mir selbst ein. Doch noch vor dem ersten Schluck spuckte ich alles wieder aus und goss den Becher weg.
Was ist denn das für ein Gesöff? Das trinken die Soldaten?
In dieser kurzen Zeit war der Plan immer deutlicher geworden. Langsam fing ich selbst an daran zu glauben, dass er funktionieren könnte. Nur der Kaiser konnte eigentlich etwas dagegen haben ... oder einer der 2 Soldaten.
Über diese Bemerkung ging ich hinweg, denn es war sicherlich nicht die Schuld der Soldaten und es war ja nun da.
Äusserst schade! Kannst du mir einen Gefallen tun und Labeo herbeiholen? Ich denke, es wird notwendig, dies mit euch beiden zu besprechen!
Ich schätze dich ein als einen Soldaten der es in der Armee weit bringen kann. Du bist ein zielorientierter Mensch mit Engagement und vielen Möglichkeiten.
Eine Idee reifte in mir heran.
Du möchtest als Ritter die tres militiae bestreiten oder dich aus dem Militär raushalten?
Ich legte meine Stirn in Falten.
Den Ritterstand streben viele Männer an, auch viele gute Männer, Decimus. Was du vorallem dafür benötigst, sind Taten, welche deinen Namen bekannt machen, Taten, welche nicht jeder andere gute Mann vollbringen kann.
Natürlich, was gibt es denn, Decimus?
"Bassianus Caracalla" von Otto Lukas Hänzi (SPES Verlag)
Warum? Wurde daran gezweifelt?
Sehr gut.
In der Zwischenzeit waren wir bei der Tribüne angelangt, welche ich nun detailliert inspizierte. Plötzlich rauschte es über meinem Kopf und die Sonnensegel wurden gesetzt. Eine nette Überraschung, zumal sich die dafür notwendigen Soldaten so gut versteckt hatten, dass ich sie bei meiner Ankunft nicht gesehen hatte.
Ja, ich möchte, dass keine Mühen gescheut werden und dieser Anlass hier aus allen Nähten platzt!
Salve Magister Iuris, Decimus Mattiacus! grüsste ich den Mann zurück, der mich von der Seite her ansprach, kurz nachdem ich selbst erst eingetreten war.
Mein Name ist Lucius Annaeus Florus, Praefectus Classis von Misenum und Magister Historiae an dieser ehrwürdigen Institutio.
Ich musterte dabei den Mann. Seine Toga war noch makellos, doch das würde sich im Laufe des Abends sicherlich ändern. Schon alleine deswegen hatte ich heute neben der natürlich für diesen Anlass obligatorischen weissen Tunika mit den Clavi meines Ordo ein blaues Pallium gewählt und auf die Toga verzichtet.
Das liegt auch in den Händen der Soldaten und Bürger, also macht kräftig Werbung!
Im Auftrag des Praefectus Classis wird Folgendes mitgeteilt:
Auf dieser Tabula werden die eintreffenden Gespanne festgehalten, damit alle Soldaten und Bürger die Chance haben, sich ein gutes Bild der Rennen zu machen. Sobald die Serien eingeteilt wurden, sind sie ebenfalls hier zu finden.
Teilnehmer:
- Russata: Halil Torkebal und Didius Metellus
- Albata: Felix und Fortunatus
Ausserdem wird hiermit mitgeteilt, dass unter der freundlichen Mithilfe des Königreiches Tylus ein Wettbüro eingerichtet wurde!
Wetteinsätze werden mit dem entsprechenden Vermerk auf das Konto 1029 "tylusischer Geldwechsler" einbezahlt. Die Gewinne werden ebenfalls über dieses Konto ausgezahlt. Die Quoten werden so gewählt werden, dass das Wetten sich für die Bürger lohnt, wurde dem Veranstalter von tylusischer Seite her versichert.
Nun, dass man für die Pferde Ställe errichten sollte, das war ja noch irgendwie nachvollziehbar, selbst für die Flotte! spottete ich von meinem doch recht hochgewachsenen Pferd herab, nur um gleich anzumerken: Sedes für die Tribüne sind eine sehr gute Idee! Da werden die Herren Senatoren sicher erfreut sein.
Einige Zeit musste ich suchen, bis ich endlich die Stallungen und die Gebäude der Albata wieder erkannte. Viel hatte sich in Rom verändert, gerade in diesem Stadtgebiet, welches ich lange nicht besucht hatte.
Dazu kam, dass die Stallungen und Trainingsgelände der Factio nicht riesig waren.
Ich trat ein und wurde sofort empfangen. Meine Erkundigungen ergaben, dass die Lenker und Wagen beide gerade in Italia seien. Manchmal hier in Rom, manchmal in Mantua, dem Hauptsitz, da dort die besseren Trainingsmöglichkeiten vorhanden waren.
Ich beliess es dabei, denn ich hatte ja bereits nach Mantua geschrieben und war mir sicher, dass Andreia die Lenker nicht vergessen würde, falls sie dort waren.
Ich hinterliess also die Anweisung, dass beide Lenker sich mit dem gesamten Material so schnell als möglich in Misenum zu melden hatten und verliess das Gebäude danach wieder.
