Als alles seine Richtigkeit hatte und an seinem festen Platz war, trat ich auf das errichtete Podest.
Genug Zeit war vergangen seit dem Vorfall am Tor, dass die Männer alle wussten, dass ich kein Feigling war und daher wurde es sehr, sehr schnell ruhig, als ich meine Hand hob.
Männer, es ist ein trauriger Tag heute! An solchen Tagen wünscht man sich, nicht die Macht zu haben, nicht in einer Position zu sein, von welcher aus man Entscheidungen treffen muss. Doch ich BIN in einer solchen Position und ich kann mich daraus nicht entfernen, ohne am heutigen Tage einen schweren Verrat an Rom zu begehen.
Ohne Umschweife, Soldaten der Classis: Der Kaiser, unser geliebter Lucius Ulpius Iulianus, wurde in Parthia verletzt und erlag seiner Verletzung.
Ein Gemurmel erhob sich. Einzelne Ausrufe waren zu hören, doch bevor es ausarten konnte, hob ich erneut meinen Arm.
Die ist nicht der Tag für lange Reden! In seiner Weisheit hat unser gottgleicher Kaiser den Caesar, Gaius Ulpius Aelianus Valerianus, als seinen Nachfolger benannt. Selbst wenn er dies nicht getan hätte, wäre seine Macht auf den Caesar übergegangen, doch so wissen wir alle, dass es sein letzter Wunsch war, die Grösse Roms in sicheren Händen zu wissen.
Wieder eine kleine Pause, diesmal jedoch, um Luft zu holen und den Namen des neuen Imperators sinken zu lassen.
Wir werden nun alle zusammen für den Verstorbenen und unseren Kaiser opfern und beten.
Nun traten die von mir angestellten und aus der Stadt hergeholten ministri (Begleiter, Weihrauchträger, Musikanten und Handlanger), popae und victimarii (Opferdiener), und cultrarii (Opferstecher), sowie die tibicines (Flötenspieler) herbei.
Ein einfacher Befehl: Helme ab! sorgte dafür, dass auch die versammelte Truppe bereit war:
Die Rituelle Reinigung, welche absolut notwendig war, wurde für alle Männer vollzogen, indem mit aus Pferdehaar gearbeiteten Wedeln aus Schalen Wasser über die versammelten Flottensoldaten gesprengt wurde. Als dies beendet war, begann ich das Opfer, indem ich mir das Haupt mit einem Zipfel meiner Toga bedeckte und mit den uralten Worten das Gebet und das Opfer begann:
Favete Linguis!
Nun setzten die Flötenspieler ein und sorgten erstens dafür, dass allfälliger Lärm übertönt wurde, und zweitens, dass alle sich auf die Handlung konzentrierten.
Nun wurden den vorher aufgestellten Götterstatuen Speisen und Getränke "serviert", das heisst, diese Opfergaben wurden von den Opferdienern, während die ganze Flotte ihr persönliches Gebet murmelte, bei den Statuen deponiert.
Als dieses Gebet vollendet war, in welchem ich die Götter um weitern Schutz für uns, das Imperium und den neuen Kaiser gebeten hatte, sowie Pluto persönlich und eindringlich darum gebeten hatte, dem Verstorbenen den richtigen Weg zu zeigen und ihm gnädig zu sein, wurden die Opfertiere von ihren Orten losgebunden und der Truppe vorgeführt.
Ein weisses Rind für Iuppiter und die Göttertrias. Ein wahrer Prachtskerl, welcher ein grösseres Vermögen gekostet hatte. Dazu ein kleineres schwarzes Rind für Pluto und ein weisser Stier für die Genien des neuen Kaisers.
Gleichzeitig wurden die 3 Tiere vorbereitet, meine Hände gewaschen und getrocknet und die 3 Tiere ihres Schmuckes entledigt sowie mit Mola Salsa und Wein den Göttern geweiht. Dann wurde mir ein Opfermesser übergeben, mit welchem ich den Tieren vom Kopf bis zum Schwanz strich und sie so rituell "auszog". Dann traten die Opferstecher herbei und die Tiere wurden mit einem Schlag auf den Kopf betäubt.
Die cultrarii hoben ihre Messer und der vorher bestimmte Leiter, der dem grossen Rind zugeteilt war, stellte die wichtigste Frage: "Agone?" Einen kurzen Moment zögerte ich, suchte den Hauch, die Spur eines Gottes, doch fühlte ich nichts. "AGE!" befahl ich und die 3 Messer stachen zu.
Nun war es in der Hand der Götter, zu urteilen, ob sie dieses grosse und ungewöhnliche Opfer annehmen wollten oder nicht.