„Sechzehnte Stunde, das wären fast noch zwei Stunden bis zur prima vigilia, der ersten Nachtwache, bis dahin darf ich der Casa Furia fern bleiben.“, sagte Tiberios:
“Ich vertraue Nubius; er hat mich heute schon einmal gerettet. Nachher erzähle ich dir die ganze Geschichte.“
Als Charilaus ihm durch die Haare fuhr, lächelte er erfreut und streichelte Charilaus‘ Unterarm, um zu sehen, ob der das mochte:
„Und ich würde gerne erfahren, wo du schon überall gewesen bist mit deinem dominus. Treffen wir uns nacher also vor der Taverna Apicia, dann verfehlen wir uns nicht.“
Jetzt grinste der Alexandriner:
„Ich habe allerdings körperlich auf deine göttliche Massage reagiert, ich fürchte, ich muss noch etwas liegen bleiben.“
Er schüttelte über sich selbst den Kopf. Aber die Aufregung der letzten Stunden und dann die Muskelentspannung durch die Charilaus‘ kundigen Hände und der reizende Charilaus selbst hatten zweifelsohne zu dieser Reaktion beigetragen.
Hyazinthus stand inzwischen, beide Hände mit den Sesterzen darin an die Brust gepresst, vor den Kabinen und staunte den Laden an.
So etwas Schönes wie die Geschäftsräume des Duften Viri hatte er noch nie gesehen. Es gab Glasphiolen zart wie Erotenflügel, Vitrinen mit Schmuck und kostbaren Stoffen, Farbpulver und geheimnisvolle Gerätschaften, die der junge Sklave noch nie zuvor gesehen hatte.
Überall roch es nach orientalischen Essenzen und frischen Blüten.
Und die Sklaven des Viridomarus schienen Hyazinthus und seine Geschichte bereits zu kennen, denn anstatt den jungen Mann, der nur mit einem subligaculum bekleidet war, zu verscheuchen, lächelten sie ihm freundlich zu.
Ein Mädchen, Göttin an Schönheit, sagte sogar: „Chari kommt gleich.“
„Oh bist du eine der Unsterblichen, sprich“, sagte Hyazinthus:
„Denn das ist das Elysium, oder ?Oder zumindest ein Ort, der ihm sehr ähnlich sieht.“
Dann erblickte Hyazinthus Tiberios, der bester Laune und mit frisch geflickten Gewändern, den Vorhang beiseite schob.
„Leonis!“, rief der ehemalige Sklave der Reinigungskolonne, denn immer noch dachte er, dass der Name der Casa Leonis der Name des furischen Sklaven sei.
„Hyazinthus!“, freute sich Tiberios:
„Ich will mich bei dir noch bedanken.“ Er fasste zu seinem Geldbeutel, aber da schüttelte Hyazinthus den Kopf:
„Kommt nicht in Frage!“, sagte er entschieden:
„Du hast mir Glück gebracht, Leonis. Ich hoffe, ich bringe dir auch Glück.“
Tiberios warf einen liebevollen Blick in Charilaus' Richrung: „Ich denke, du hast mir schon Glück gebracht.“, sagte er.
Hyazinthus lächelte nun treuherzig Charilaus, der sich um ihn kümmern sollte, an:
„Salve!“, sagte er:
„Bitte nimmst du mir das Geld ab. Ich traue mich kaum zu atmen, wenn ich so viel in der Hand halte, so dass ich noch ersticke wie Odysseus im Bauch des Trojanischen Pferdes.“*
Tiberios jedoch begab sich zu dem Eigentümer der Taberna "Zum duften Viri".
„Salve dominus Viridomarus“, grüßte er und verbeugte sich:
„Ich danke dir für die vielen Wohltaten, die du mir erwiesen hast. Ich möchte fragen, ob die Düfte für die Casa Furia schon fertig gemischt wurden und was ich dir dafür schuldig bin.“
Der junge Grieche hoffte auf einen besonderen Preis, wie ihm der Thraker das in der Casa Leonis versprochen hatte:
„Des weiteren möchte ich fragen, ob es möglich und kein Umstand ist, dass Nubius mich in der hora duodecima, der Stunde vor Sonnenuntergang, von der Taberna Apicia abholen und mich nach Hause bringen kann. Ich wollte Charilaus noch so gerne auf eine Posca einladen."
Die letzte Frage stellte Tiberios sehr scheu, denn eigentlich hatte ein Sklave fremde domini um nichts zu bitten, das wußte er selbstverständlich.