Das sollte kein Drängeln sein
Ich habe deine Erlebnisse als Lupercus gelesen
Das sollte kein Drängeln sein
Ich habe deine Erlebnisse als Lupercus gelesen
Salve,
Ich bräuchte bitte einmal den Ianitor der Domus Iulia , der Tiberios
hier seine milde Gabe für Eireann abnimmt.
Danke im Voraus
Salve,
das hier https://www.imperiumromanum.ne…did=363&hilight=Lex+Serva
oder wurde das nie geltendes Recht ?
Anscheinend nicht. Also folgt das IR der realen römischen Gesetzgebung ?
Vale
Weil das Handelshaus Furii mit Datteln handelte, war in der Casa Furia immer ein Vorrat frischer, süßer Datteln von bester Qualität vorrätig ,und selbst die Sklaven bekamen ihren Anteil zugeteilt.
Tiberios beschloss, seinen Zuteilung nicht selbst zu essen, sondern sie seiner Freundin Eireann
zukommen zu lassen, die ihm zuvor in der Taverne Zum Blinden Esel so selbstlos zur Seite gestanden hatte.
Da der Brief des Archias unschädlich gemacht worden war, fühlte sich Tiberios zunächst einmal in Sicherheit, dass das Ganze kein Nachspiel mehr haben würde.
Langsam fand Tiberios die Angelegenheit mit der Taverne "Der Blinde Esel " durchaus komisch : Er schwitzend und fluchend hinter dem Ausschank. Eireann dagegen hatte sich anmutig bewegt wie immer, als könne ihr Gedrängel und dreckiges Geschirr nichts anhaben .
.
Er schrieb auf ein Wachstäfelchen:
Für Livia , von Tiberios , mit Zuneigung und Dank ,
denn er hatte sich gemerkt, dass die Iulier sie so nannten ,und er wollte, dass seine kleine Gabe die Empfängerin sicher erreichte.
Tiberios füllte seine große Portion Datteln in ein Stoffsäckchen, band die Wachstafel dazu und sich das Ganze um den Gürtel, und meldete sich bei Bas, dem Verwalter, bis nach dem Frühstück ab.
Vom Quirinal zum Esquilin führte ihn sein Weg durch die Subura, wenn er die Steigung vermeiden wollte - da es noch früh war, die Sonne schob sich gerade über den Horizont, waren viele Tavernen noch geschlossen, aber man konnte sich schon Frühstück kaufen und die Bäcker öffneten ihre Auslagen .
Tiberios kaufte aber nichts , er hatte es eilig.
Er kannte den Weg gut, denn kürzlich hatte er Eireann bis zur ihrer Haustür begleitet. Sie hatte den Eingang für die Diener benutzt - er jedoch wollte nur etwas abgeben .
Als er die Domus Iulia erreichte , klopfte er an und wartete auf den Ianitor.
Salve
ich hätte ein ige Fragen zu der rechtlichen Stellung von Sklaven:
Ist die lex serva noch gültig ? Ich habe zwar die Abstimmungsberichte im Senat gelesen, doch im Tabularium taucht sie nicht auf - ist das richtig ? oder habe ich nicht richtig hingesehen.
Und wie sieht es hier im IR mit speziellen Schutzrechten für die servi
- Schutz vor Tötung,
- Befehlen, die Leib und Leben gefährden können
- Folter bei Verhören
- allgemein :grober Willkür aus?
Danke .
“Ich soll vor den Römern den Kopf einziehen?“", hörte Tiberios Eireanns Stimme , und er sagte : "Hast du den Fehler meiner Mutter nicht begriffen ? Sie hatte einen Sohn , und ihr Herr hatte sie gern, und die kyria Alexandra platzte vor Neid und Eifersucht, weil Caenis ihren Stolz und ihre Freude offen zeigte.. Lange Jahre konnte sie nichts gegen uns ausrichten, weil der Herr uns beschützte. Aber als sie die Gelegenheit zur Rache bekam , hat sie mich in die Fremde verkauft. Sie saß die ganze Zeit am längeren Hebel.
Wenn du dich weiter mit den Römern anlegst, wird dich dein dominus genauso verkaufen. Vielleicht an eine andere Familie, vielleicht an einen Ort wie die schmierige Spelunke oder an ein Lupanar, du hast da nichts mitzureden."
Dann lächelte Tiberios plötzlich :
" Aber meine Geschichte endet nicht traurig. Denn die Göttinnen Athena und Fortuna hielten ihre Hand über mich. Ein edler Römer , Gnaeus Furius Philus hat mich gekauft , und ich habe eine Vertrauensstellung in seinem Haus. Ich habe Freunde gefunden, und Menschen , die mich mögen. Daher bin ich dankbar . Diejenigen, die mir Böses wollten, haben nicht gesiegt."
Er sah zu den Bäumen hin , die Sonne stand schon tief und schickte ihre letzten Sonnenstrahlen über den Hain :
"Ich muss nach Hause, vale bene, liebe Eireann ! Ich hoffe, dass wir uns bald wieder sehen.
Und du solltest Veilchen tragen, sie stehen dir gut."
Er hob die Hand und streichelte Eireanns Wange: "Bitte , pass auf auf dich ."
Dann drehte er sich um und trat den Weg zum Quirinal an. In letzter Minute drehte er sich noch einmal um.
Eireann stand im Grünen wie eine Göttin des Frühlings und der Liebe, ihr dunkles Haar wehte im Wind .
Für Tiberios würde die Göttin Anna Perenna , die karthagische Prinzessin, die zur Nymphe wurde,
immer ein wenig so aussehen wie Eireann.
Tiberios lächelte über Eireanns Eifer, sein Volk zu loben :
"Nein, wir Griechen haben Roma nicht erbaut. Das haben die Römer selbst getan. Aber die Grundlagen ihrer Kultur, Mathematik und alle Wissenschaften, wurden von gelehrten Männern aus meinem Volk erdacht. Die Römer waren aber immer gelehrige Schüler, nahmen Kenntnisse auf und haben sie verbessert. Die wundrbaren Kuppeln , die du siehst , die sind römisch ."
Tiberios beschrieb einen Halbkreis um sie her.
"“Wie aber soll ich mein kleines Lebensflämmchen höher prasseln lassen?“", fragte Eireann ,und der junge Sklave antwortete : "In dem du nichts tust , was es zum Verlöschen bringt. Hör mir zu."
Tberios setzte sich neben sie, beugte sich vor und beendete seine Geschichte:
" An dem Tag, als Caenis ihr Missgeschick passierte ,und sie sich herausredete, war ich Vier - oder Fünfjähriger mit im Schminkzimmer dabei.
Ich war mit offenem Mund stehen geblieben und starrte meine Herrin an, bis sie meinen Blick bemerkte.
„Was schaust du so, Kind ?“, fragte Alexandra, und ich betrachtete die grünblaue Seidenstola und sagte : „ Du bist so wunderschön, Herrin.“
Alexandra lächelte, winkte mich zu ihr und steckte mir eine Dattel in den Mund:
„Ist das nicht dein Kind, Caenis ?“, fragte sie, und meine Mutter antwortete mit hocherhobenem Kopf und stolzem Lächeln :
„Ja, das ist mein Sohn Tiberios.“
Und hier denke ich , machte sonst so schlaue Mutter einen Fehler, denn die Kyria Alexandra hatte bisher keinen eigenen Sohn, obwohl sie sich das so wünschte.
Aber Alexandra bestrafte Caenis nicht sofort. Sie schob mich beiseite und sagte mit ihrer süßesten Stimme :
:„Deine Nereiden- Frisur hat mich gerade auf eine ausgezeichnete Idee gebracht : Ich werde bald zu einem Meeresfest einladen.
Wir werden uns alle als Nereiden verkleiden und die kleinen Sklavenmädchen und dein Tiberios werden mit kleinen silbernen Dreizacken und nur mit einigen Fischschuppen beklebt zwischen den Gästen herumlaufen, so als lebende Dekoration.
Meinst du nicht , das wird entzückend aussehen, Caenis ?“
„Zweifellos wird es das, kyria“, sagte Caenis und senkte den Kopf.
Ich verstand ihre Niedergeschlagenheit nicht – ich war begeistert von der Vorstellung, mit den anderen Kindern durch die Räume zu toben, sie mit meinem kleinen Dreizack zu jagen und Süssigkeiten abzustauben.
Aber kyria Alexandra hatte uns gezeigt, wo unser Platz war : Ich war nur ein Gegenstand , dien sie benutzen konnte, wie sie wollte und es sei es, um ihre Räume zu dekorieren.
Es war der Hochmut meiner Mutter gewesen, der sie herausgefordert hatte und der im Endeffekt dazu führte, dass man mich verkaufte.
Verstehst du nun, warum ich sage, Stolz ist bei einem Sklaven keine Tugend ? "
Er sah Eireann durchdringend an. Die domini herauszufordern war unklug und gefährlich.
Er hoffte sehr, sie hatte aus seiner Geschichte etwas gelernt.
Kaum wurde Eireann kleinlaut, verflog Tiberios‘ Zorn , wie er gekommen war : „
Ich bin kein großer Bauherr, ich bin die Marionette der Römer. Hast du das schon vergessen?“ sagte er , aber seine Stimme wurde sanfter :
„Das mit der unwissenden Barbarin hätte ich nicht sagen dürfen, dieser Vorwurf war ungerecht. Entschuldige bitte.“
Er sah sie freundlich an :
„ Ich glaube wirklich daran, dass unsere Leben nur kleine Kerzenflämmchen im Dunkel sind. Ein Windstoß ….und alles ist vorbei. In dir ist so viel Bitterkeit, Eireann, sie könnte deine kleine Flamme vor ihrer Zeit ersticken. "
Tiberios hob die Hand und las eines der Veilchen aus Eireanns Haar :
"Möchtest du das Ende der Geschichte von meiner Mutter Caenis hören ? Was nachdem sie ihrer Herrin Alexandra die Haare grün färbte, geschehen ist ? Dann verstehst du besser, warum mich dein Stolz zornig macht. "
„ Unsere Lebensspanne ist kurz, nur ein kleines Licht in einer langen dunklen Nacht . „, erwiderte Tiberios:
„Und du hälst mich für eine Marionette der Römer , ja ich danke für die hohe Meinung, die du von mir hast. Es gibt sogar Könige in dieser Welt , die sind nicht weniger Marionetten als ich eine bin.
Mein Volk ist so alt und ehrwürdig: Wir bauten bereits große Städte mit Bibliotheken und schufen ein Imperium, das bis nach Indien reichte, als Roma ein Bauerndorf am Tiber war und deine Leute im Wald hausten wie wilde Tiere.
Wir wurden unterworfen und versklavt, aber zu all der Pracht , die du um dich siehst, hat mein Volk den Grundstein gelegt. Und ich weiß , dass du keine Königin bist, doch wie die Boudicca hälst du dich für eine große Rebellin gegen Roma.“
“Willst du mich jetzt wirklich so stehen lassen? Als wäre ich deiner nicht würdig?“ fragte Eireann, als sich Tiberios zum Gehen wandte.
„ Du bist es doch, die glaubt, dass ich keine Würde besitze, weil ich unfrei geboren bin !“, entgegnete Tiberios .
Vielleicht hätte er das Folgende nicht gesagt, wäre er nicht verletzt gewesen. Doch nun wollte er auch verletzen:
„Aber was erkläre ich dir diese Dinge, du verstehst sie ohnehin nicht ! Du bist nur eine unwissende Barbarin !“
„Es ist nicht falsch, die kurze Lebensspanne zu genießen, die wir haben..“, sagte Tiberios, aber als das Beispiel mit dem Ertränken kam, runzelte er die Stirn und seine grauen Augen verdunkelten sich : . Eireann sprach genau wie Hairan !
„ Mein dominus ist ein rationaler Mensch , und ich habe ihn 750 Sesterzen gekostet , warum sollte er mir befehlen, mich zu ertränken ? Man meint gerade, du hättest es nur mit Herren zu tun , die Freude an sinnloser Grausamkeit haben ? Solche mag es geben, aber auch sie werden durch römische Gesetze gemäßigt. Mein früherer Herr war Palmyrener, und die Stämme kennen keinerlei Gesetze , was die Behandlung ihrer Sklaven angeht. Sie werden auch niemals freigelassen. Würdest du in Palmyra dienen, müsstest du knien oder dich zu Boden werfen, sobald dein kyrios den Raum betritt ….“
Beinahe hätte er sich abgewandt und gegangen, da blickte die junge Frau ihm tief in die Augen :
‚“ Ich möchte die Zeit mit dir verbringen.“ hauchte sie .
Tiberios verstand Eireann nicht.
Verachtete sie ihn oder mochte sie ihn ?
„Dann werde dir bitte erstmal klar darüber , was du von mir hälst !“ , sagte er , und setzte so spöttisch wie sie zuvor hinzu :
„ Du hälst dich ja für eine Königin Boudicca ! Das war doch auch eine Keltin , oder ?! Sie hat nicht nur sich, sondern auch diejenigen, die ihr gefolgt sind , ins Unglück gestürzt. Ach, werd erwachsen !“
Tiberios drehte sich um und wollte gehen, so aufgebracht war er. Er hatte Eireanns Entschuldigung gar nicht gehört.
Tiberios strahlte vor Freude, als Scato ihm wie einem freien Mann die Hand gab, um ihm aus dem Becken zu ziehen.. Sklaven wurden durchaus wegen ihrer Geschicklichkeit gelobt , aber dies hier war eine freundschaftliche Geste.
Einen Moment lang erwiderte er den kräftigen Händedruck des Urbaners , dann sprang er mit seiner Hilfe auf den Beckenrand..
Er nahm so etwas wie Haltung an :
„Vale bene, dominus Sisenna Iunius Scato“, sagte er : „Ich werde alles dafür tun, dein in mich gesetztes Vertrauen niemals zu enttäuschen.“
Tiberios prägte sich den Namen der Einheit von Scato ein. . Man wußte nie, für was es gut war. Vielleicht würde er eines Tages jemanden brauchen , der ihn beschützte.
Auch der junge Sklave war spät dran. Er fand sein Bündel wieder, packte sein Handtuch und die geliehenen Holzsandalen ein und machte sich in Richtung Quirinal auf den Heimweg , Er war noch so erhitzt, dass er draußen nicht fror, obwohl ihm sein Atem wie eine Wolke vor dem Mund stand.
Salve Gaius Iulius Caesoninus,
erledigt .
Nun musste Tiberios lachen, obwohl er nicht spotten wollte:
" Bei uns Griechen heiraten die Männer auch Frauen und gründen Familien - sonst wären wir schon ausgestorben. Aber die Freuden der Venus kann man durchaus mit allen teilen. ", sagte er immer noch lachend,
doch als Eireann die Römer erwähnte, wurde er ernst. Dieser kleine Feuerkopf ! Den Götter sei Dank hörte ihnen niemand zu , auch wenn sie ab und zu Blicke der Feiernden trafen.
" Wir sind Menschen mit einem eigenen Willen ? Da liegt schon dein Denkfehler, Eireann. Wir sind Sachen, und die Römer mit ihrer Vorliebe für klare Definitionen haben auch genau in ihre Gesetze geschrieben WAS für Sachen wir sind : Bewegliche Güter mit Stimme. Dein eigener Wille ist nirgends vorgesehen."
Er schüttelte den Kopf, aber als Eireann sich so anmutig bewegte, tanzte er mit ihr, und dann zog er sie an sich .Wie bei allem, was er tat, ließ er sich Zeit und streifte mit seinen Lippen ihr Haar.
Eireann schien das zu gefallen, zumindest machte sie keine Anstalten, sich zu lösen.
"Möge dieser Augenblick bis in alle Ewigkeit andauern.“", hörte er sie sagen.
Tiberios dachte, dass er es trotz allem gut getroffen hatte. Es war Frühling , er hatte Freizeit und hielt sein liebes Mädchen im Arm , sie waren beide jung und gesund. Sie lebten in der erstaunlichsten Stadt der Welt ( außer Alexandria, diese kleine Spitze musste sein ) , auch wenn Eireann das nicht so sah. Ob Hairan doch recht gehabt hatte ? War er einfach ein kriecherischer, im Käfig geborener Mensch ?
Oder war Eireann jemand, der die Realität nicht akzeptierte und mit dem Kopf zuerst gegen Wände anrannte?
Er küsste sie nochmal und fragte dann : "Nun , meine sanfte Keltin mit eigenem Willen, was möchtest du heute noch gerne tun ?"
Deshalb heißt dieses lupanar wohl auch Magnum Momentum, dachte Tiberios, unterließ aber den Witz über kurze Augenblicke, der ihm in den Sinn kam., denn Scato war sehr ernst und der Sklave war sich nicht sicher, ob ihm dessen Leichtfertigkeit gefallen würde.
Er sah den Römer freundlich an und wählte die Worte mit Bedacht :
„Dominus Scato, deine Lust ist gut und deine Wünsche sind es auch. Lass dir von niemandem etwas anderes einreden – am wenigsten von dir selbst.
Das Motiv, auf dem Wandgemälde, welches du beschreibst, habe ich schon in verschiedenen cubicula gesehen. Es zeugt von Kultiviertheit und Eleganz. .Wir nennen den Mann in der Mitte einen kinaidos , und er hat die Freude von Frau und Mann zugleich.“
Tiberios hätte beinahe die Hand ausgestreckt, um den Urbaner zu berühren, doch er hielt sich zurück. Als Unfreier standen ihm freundschaftliche Gesten nicht zu .
Die Hitze trieb ihm die Röte ins Gesicht und der alexandrinische Sklave merkte, wie sich seine Muskeln entspannten. Er war in diesem Moment glücklich - er hatte Schönheit um sich her und konnte sich im Wasser treiben lassen.
Tiberios dachte an seine eigene Jugend. Die halbwüchsigen Sklaven im Hause des Athenodoros schliefen meistens aneinander geschmiegt wie ein Rudel junger Hunde dort , wo Platz war – es gab keine Unterkünfte wie in der Casa Furia , und als sie das richtige Alter erreicht hatten, hatten er und die drei Mädchen Freude aneinander gefunden.
Sein ehemaliger Herr stand nicht auf Männer , seine Vorliebe waren sehr üppige Frauen , aber manche Gäste hatten den jungen Griechen ziemlich schnell bemerkt.
Hatte Tiberios jemals darüber nachgedacht ? Wenn er ehrlich war, nicht viel.
Er hoffte, Scato weiterhelfen zu können .
Auch hier überraschten ihn die Römer , beziehungsweise diese eine Römer. . Sie waren doch die Herren der bewohnten Welt, die sich einfach nahmen, was sie begehrten.
Wenn sie eine erotische Phantasie hatten, konnten sie ihren Haussklaven befehlen, sie auszuführen.
Aber Scato war unsicher , wünschte sich einfach Zeit und Freundlichkeit und jemanden, der ihn würdigte.
Tiberios blickte die Frau, die inmitten der abgerissenen Kinderschar stand, an.
In Alexandria hatte er einige gebildete Juden gekannt, und es war immer interessant gewesen , mit ihnen ihre Spitzfindigkeiten zu diskutieren .
Diese respektablen Juden hielten freilich nichts von den Christen, obwohl diese doch eine jüdische Sekte sein sollten.
Das belustigte Zucken um die Mundwinkel der Frau war dem jungen Sklaven nicht entgangen.
Doch weit entfernt sich beleidigt zu fühlen, lächelte er nun : „ Ich bin Tiberios, Scriba des edlen Gnaeus Furius Philus ,und wie du zweifellos gemerkt hast , stamme ich aus Alexandria. Jede neuartige Philosophie interessiert mich. Leider halten die christiani ihre Lehre so geheim , dass nur Gerüchte und Andeutungen zu finden sind. . Ich dachte daher, auf jemanden zu treffen, der meine Fragen zu ihrer Lehre beantworten kann.“
Als aber die Jüdin davon sprach , die ancilla mit nach Hause zu nehmen, schüttelte er missbilligend den Kopf.
Eine fremde kranke Sklavin mitten in der Nacht in ihre domus zu bringen ?
Das klang ziemlich irre.
Eireann war genauso wenig überzeugt wie er. Was würden die Iulier dazu sagen ?
„Kyria“, sprach Tiberios höflich : „ Dieses Mädchen ist eine Sklavin aus jener schmierigen Spelunke, wo wir sie aufgegabelt haben.
Sie mitzunehmen, wäre Diebstahl und man würde dich gewiss dafür bestrafen.
Du kannst ihr nicht helfen.
Thanatos, der Gott des friedlichen Todes , ist in ihrer Nähe . Lass ihn sein Werk tun ! “
Tiberios‘ Worte klangen hart , härter als er beabsichtigte:
Aber es gab so viele Mädchen wie die Kleine .Meist als Neugeborenes an einem zentralen Platz ausgesetzt, konnte jeder so ein Kind mitnehmen und versklaven. Sie waren es nicht einmal wert, einen Namen zu bekommen. Sie lebten und starben unbemerkt.
Sulamiths' Bestreben , diese ancilla umbedingt retten zu wollen, war etwas, was sein Verstand nicht erfassen konnte.
Tiberios begann, sich unbehaglich zu fühlen.
Tiberios schlang sein Handtuch um seine Hüfte und fragte den Badesklaven, der Scatos Handtuch zusammengelegt hatte, nach dem Weg .
„Durch das Atrium durch, der südlichste Raum mit den Glasfenster ist das Caldarium, meine Herren. „, sagte der Bursche höflich : „Und wenn ihr noch eine Rückenmassage möchtet, dann fragt bitte nach mir, Quintus".
Der Sklave war eindeutig auf der Suche nach Trinkgeldern.
Tiberius bedankte sich für die Auskunft und machte Scato ein Handzeichen, wohin sie gehen mussten, , denn der Lärmpegel war auf Grund des Widerhalls ziemlich hoch.
Ihr Weg führte durch ein Atrium , in dem Grüppchen von Männern standen, die gerade Kühlung suchten.
.Der Boden unter ihren Füßen wurde warm und wärmer.
Das Calidarium war der südlichste Raum ; seine hohen Glasfenster waren nach Südwesten ausgerichtet , was ihn, wenn die Sonne schien , kräftig aufheizte.. Die Fenster hatten Oberllichter um im Hochsommer Wärme nach draußen abzuleiten, doch jetzt am kühlen Abend waren sie geschlossen.
Allein das Glas war ein Vermögen wert, ganz zu schweigen von den Gemälden und dem kostbaren Wandschmuck.
Vor ihnen waberte der Dampf des heißen Wassers.. Tiberios streifte seine Badesandalen ab und verbrannte sich fast die Fußsohlen. Schnell faltete er sein Handtuch zusammen, setzte sich auf den Beckenrand und ließ sich in das Becken gleiten. Die Wärme umgab ihn wie einen Mantel.
Er scnaubte vor Wohlbehagen, und dachte dann darüber nach, was er Scato raten konnte.
Schließlich sagte er:
„ Da du mich darum gebeten hast, dominus, werde ich sagen, was ich denke, auch wenn ich jünger als du und nur ein Diener bin :
Etwas das erste Mal zu tun ist kein Grund für Scham.
Wenn diese Velia dir Erleichterung verschaffen konnte, hat sie ihre Arbeit gut gemacht. Vielleicht hast du von mal zu mal mehr Freude daran.
Wenn du mich fragst, was ich getan hätte : ich hätte es mit den Alexandrinerinnen gehalten, mich bekränzen lassen, Wein getrunken und Zärtlichkeiten ausgetauscht. Ich mag, es wenn alles ein Spiel ist, leicht und voller Gelächter und Schönheit. “
Er sah Scato konzentriert an :
„ Aber du erwähntest eine Wandmalerei, die dich angesprochen hat., dominus Scato. Was hat sie dargestellt ?“
„ Die Gaben der Venus , die wir Aphrodite nennen, kömmen mit jedem geteilt werden. Das ist doch ganz gleich, ob Mann oder Frau.“, sagte Tiberios : . Und ja, ich bitte dich , pass auf , vor wem du etwas gegen die Römer sagst.
Stolz ist keine Tugend bei einer Dienerin, sondern stürzt sie nur ins Unglück . „
Er sah Eireann mit seinen grauen Augen durchdringend an :
„Das sage ich nicht , um dich zu ärgern, sondern weil ich nicht will, dass dir etwas passiert. Stell dir vor , man verkauft dich zur Strafe , und ich werde niemals wissen, wohin man dich gebracht hat .“
Als Eireann sich erhob und sagte : „ “Dann sollten wir fröhlich sein. Wir sollten singen und tanzen.““, sprang Tiberios auf die Füße und ergriff ihre ausgestreckte Hand.
„Auch der Tanz ist ein Geschenk der Götter. „, sagte er . Er verschlang Eireann mit den Augen, bewunderte ihre Anmut . Die leichte Brise bewegte ihr dunkles Haar ,und es regnete Veilchen.
Tiberios bekam Lust, ihren Nacken zu streicheln, sie zu küssen und zu fühlen, wie sie sich an ihm schmiegte.
„Die Großen Hallen“ , flüstetrte er ihr ins Ohr : „Wo sind die ?“
Jetzt hielt er es nicht mehr aus und streifte mit den Lippen ihr Haar :
" Soles occidere et redire possunt:
nobis cum semel occidit breuis lux,
nox est perpetua una dormienda.
Die Sonnen können untergehen und zurückkehren:
wenn einmal das kurze Licht erlischt,
muss eine einzige ewigdauernde Nacht von uns durchschlafen werden.
Das ist schön, oder ? Ein römischer Dichter hat es geschrieben, Catullus.
Ich glaube an die ewigdauerrnde Nacht , Eireann. Und gerade deshalb : Tanzen wir und freuen wir uns an dem, was wir haben !“
"Womit haben wir es denn diesmal geschafft, dich zu überraschen?", fragte Scato schließlich. "Meinst du die Architektur der Thermae? Wobei sich Alexandria da nicht verstecken braucht, sagt man. Es soll eine der schönsten Provinzen sein. Ich war allerdings noch nie dort. Vermisst du deine alte Heimat manchmal?"
„ Mein Erstaunen gilt der Menschenfreundlichkeit des großen Agrippa, obwohl die Architektur wirklich umwerfend ist.“, antwortete Tiberios : „ Anstatt sich ein Denkmal oder ein Mausoleum zu bauen wie der große Alexander , denkt ein edler Römer daran, seinen Mitbürgern Freude und Entspannung zu schenken und seine Vaterstadt zu verschönern.
Um deine zweite Frage zu beantworten, dominus Scato: Alexandria ist sehr schön , doch ich vermisse meine Geburtstadt immer weniger. Allmählich wird Roma zu meiner neuen Heimat. “
Tiberios schloss einen Moment die Augen. Scato schien seine Erklärung, warum er nicht in das Magnum Momentum nachgekommen war, nicht anzuzweifeln.
Aber die nächsten Worte des Soldaten überraschten auch ihn:
„Ob die Zeit im Magnum Momentum gut war, bin ich noch am überlegen. Sie war merkwürdig. Kannst du dir vorstellen, dass Lurco sich einen dicken haarigen alten Mann bestellt hat? Ganz nüchtern war ich da nicht mehr und habe das Eine oder Andere vergessen. Aber das nicht, wie er mit dem Kerl die Treppe hochstapfte! Angeblich ein Grieche, sah aber aus wie ein Germane. Ich bin aus allen Wolken gefallen. Damit hatte Lurco mich auf dem linken Fuß erwischt. Irgendwie hatte ich auf einen Dreier mit einer von den Damen da gehofft. Oder auf einen Vierer, falls du noch nachgekommen wärst. Stattdessen ließ er mich da wie den letzten Idioten unten im Empfang zurück und verzog sich mit seinem Barbarenverschnitt. Was sagst du dazu?"“
Tiberios legte seinen Kopf schräg und sah Scato an. Wenn er kein Sklave und Scato kein freier Römer gewesen wäre, hätte er ihn freundschaftlich an der Schulter berührt:
„Nun du fragst mich, ich bin Grieche und finde Männer und Frauen gleichermaßen anziehend, und in Alexandria selbst gab es nichts, was es nicht gibt.
War denn der dominus Manius Purgitius Lurco nach seiner Begegnung erschöpft und zufrieden ? Dann wurde er von der Göttin Venus gesegnet.
Wenn die Göttin nicht will, dass er bei diesen Männern Glück empfindet, würde sie ihm doch gar keine Lust schenken., oder ?
Warum freilich der eine Knaben mag, der andere üppige Frauen und der dritte haarige Barbaren, das sind Geheimnisse der göttlichen Venus.
Ich weiß nicht , warum manches die Lust erweckt und anderes nicht – die Philosophen schreiben nichts darüber. Manchmal vermute ich, es sind Gewohnheiten oder das erste Begehren im Leben eines Menschen., die tief in unser Wesen dringen .“
Tiberios lächelte und fröstelte etwas : „Langsam wird es mir in diesem lauen Wssser kalt.
Würdest du mich in eines der Caldarien begleiten, dominus ?
Ich bedaure es übrigens sehr , nicht im Magnum Momentum gewesen zu sein, da du meine Gesellschaft gewünscht hättest.“
Er zog sich den Beckenrand hoch, saß auf den Fliesen und schüttelte sich wie ein junger Hund, so dass die Wassertropfen aus seinem durch die Feuchtigkeit krausen Haar flogen :
„Ich hätte dir Mädchen aus Alexandria empfohlen, Herr. Dann hätten wir nicht nur etwas für die Lenden, sondern auch etwas zum Lachen gehabt. Aber sag : Welches Vergnügen hattest du dann letztendlich für dich gewählt – wenn ich diese Frage stellen darf.“
„Ob du mir als Junge auch gefallen würdest ? Natürlich ja, was erwartest du , ich bin ein Grieche !“; lachte Tiberios.
Aber als er merkte, dass Eireann ernst wurde, wurde er auch ernster :
„ Oh ja, Neid und Missgunst . Und der Stolz einer Sklavin , die bei all ihrer Schlauheit , einen einzigen Moment lang dumm war. Vielleicht kann dich ihr Schicksal etwas lehren.
Aber es ist eine nicht ganz so schöne Geschichte, und sie soll ein anderes Mal erzählt werden, heute nicht , heute möchte ich mit dir fröhlich sein."
Er hörte ihr zu , als sie über die Feste der Silurer sprach . Sie hat einmal einen Mann ihres Volkes geliebt, dachte Tiberios: Vielleicht einen wilden Krieger, vielleicht aber auch einen sanften Musiker oder einen Heiler.
Aber die Vergangenheit, so schmerzlich sie auch war, ist Vergangenheit . Alles andere macht uns nur unglücklich .
Und er fragte die junge Frau:
„ Du hast gesagt: Denke immer daran Tiberios. Eines Tages werden wir uns alle wiedersehen . Wie genau meinst du das, teure Eireann ?“
"Sonst bade ich in den Thermen der Castra. Aber da ich neu in der Stadt bin, dachte ich, darf ein Besuch der Sehenswürdigkeiten nicht ausbleiben. Ja, schön ist es hier. Die Wände, der Boden, das Gebäude! Der Apoxymenos ist witzig, ob du seine Geschichte kennst, brauche ich wohl nicht zu fragen. Nur ist es hier in den Thermae Agrippae auch ziemlich groß und voll. In Mantua war alles kleiner und beschaulicher. An diese beeindruckenden Dimensionen muss ich mich erst noch gewöhnen."
Tiberios stellte sich an Scatos Seite und nahm die gleiche Position wie ein. Sehr bequem . Außerdem vermied er so Avancen irgendwelcher Badegäste. Niemand würde dem durchtrainieren Urbaner mit Respektlosigkeit begegnen.
Der junge Sklave war erleichtert, dass der Römer seinen Zorn vergessen zu haben schien , - falls er sich nicht verstellte. .
Versteckte nicht Helvetius Archias unter der Maske des väterlichen Kneipenwirtes die Boshaftigkeit einer Viper ?
Aber Scato war nach Tiberios' Gefühl ein gradliniger Mensch . Ein unbarmherziger Feind nur gegen Romas Feinde, dachte er.
„ In Alexandria ist der edle Feldherr Agrippa natürlich sehr bekannt , weil er bei Actium unsere letzte Königin besiegt hat. Jedoch sein Vermächtnis hier , jedem Mann und sogar Sklaven zu ermöglichen, ohne Eintritt diese großartigen Thermen besuchen zu dürfen, das ist etwas Besonderes.“, sagte Tiberios anerkennend .
Er lächelte jetzt:
„Offen gesprochen, dominus, überrascht ihr Römer mich immer wieder.“
Er warf Scato einen schnellen Blick zu , ob seine Worte vielleicht zu frei waren. Wenn ja, hätte er um Verzeihung gebeten.
Im gleichen Moment sprach Scato auch schon die Nacht im Blinden Esel an : "Im Magnum Momentum hatten wir auf dich gewartet. Was war los?"
Der furische Sklave konnte nicht verhindern, dass ihm das Blut in den Kopf schoss . Dieses Thema wollte er unbedingt vermeiden. Es war ihm peinlich, dass er die Luperci eingeladen und dann die Rechnung nicht hatte bezahlen können – er schämte sich seiner Dummheit . Oder wie Archias geschrieben hatte : Großspurigkeit.
Dabei hätte Tiberios sich zu gerne Scato anvertraut . Doch die Unterschlagung des Briefes des Tavernenwirtes an Furius Philus würde der Römer vermutlich nie und nimmer gutheißen, auch wenn es ja wirklich Tiberios‘Aufgabe war, unwichtige Schreiben im Namen seines Herren zu erledigen..
„Och, ich wollte schon nachkommen , dominus.“, erwiderte der junge Grieche und wählte seine Worte mit Bedacht, vermied jedoch Scatos Blick :
„Aber ich habe die Zeit vergessen. Der Wirt Helvetius Archias hat solch ein einnehmendes Wesen, und wollte uns kaum wieder fortlassen. Und dann war es schon sehr spät. Mein Dienst beginnt
vor Morgengrauen, falls etwas vor dem Frühstück aufgeschrieben werden soll, das der Nachwelt erhalten werden muss.“
Tiberios begann ein wenig Wasser zu treten , um in der Schwebe zu bleiben :
„Hatten denn die domini im Magnum Momentum denn eine gute Zeit und wurden ihre Ansprüche erfüllt ?“, fragte er.