Beiträge von Tiberios

    Tiberios warf einen anzüglichen Blick auf Eireanns weibliche Formen :
    " Du als Junge auf die Welt kommen ? Das wäre ein Jammer gewesen ", frotzelte er und beantwortete ihre Frage :
    ."Ja, ich liebe Caenis sehr . Ich weiß nicht, ob sie auch verkauft wurde und ob wir uns in diesem Leben jemals wiedersehen.
    Nicht, dass ich mir Sorgen um sie mache.
    Sie ist eine tüchtige, liebenswerte, unterhaltsame Sklavin ,und jede domina wird sie mögen. In unserem Fall mochte sie der dominus nur zu sehr, und so verlor sie die Gunst ihrer Herrin. "

    Tiberios sprach leichthin , nur mit leichter Bitterkeit am Ende des Satzes.
    Dann lachte er :
    " Die Veilchen stehen uns beiden, und während wir reden, hätte Caenis schon zwei Kränze geflochten und sie in Alexandria zur Mode für die kommende Saison erklärt. Seltsam, dass wir beide Kinder von Geschichtenerzählerinnen sind. Erzähl mir eine der Geschichten deiner Mutter, gute Geschichten höre ich immer gerne. "

    Tiberios , der sich hatte treiben lassen, öffnete die Augen, als er angesprochen wurde:
    ""Na, auch hier?"!
    Er war überrascht , denn er kannte nicht all zu viele Leute in Roma. Er öffnete die Augen und stellte sich auf die Füße .
    Vor sich sah er die Gestalt des ehrenwerten Urbaners und Lupercus Sisenna Iunius Scato und dessen muskulösen Körper, der durchaus als Vorbild für eine Athletenstatue hätte dienen können ( Als gebildeter Grieche hatte der junge Sklave ein Auge für so was).


    Tiberios freute sich aufrichtig ., den Römer zu sehen.
    Er hatte nie vergessen, dass dieser Mann vor dem Blinden Esel mit ihm wie mit einem gleichwertigen Menschen gesprochen hatte, ja fast wie mit einem jüngeren Bruder.


    Ein rangniedriger Bürger hätte den ranghöheren zuerst begrüßen müssen, aber für Sklaven galt das nicht , sie hielten sich zurück, bis ihre Existenz gewünscht wurde:
    Scato wünschte also, dass Tiberios mit ihm sprach.


    " Ave, dominus Sisenna Iunius Scato ", sagte Tiberios, in dem er den ganzen Namen nannte, wollte er seinen Respekt zeigen :
    "Es ist großartig, nicht ? Kommst du öfter hierher ?"


    Er gab dem Gespräch absichtlich erst einmal eine unverfängliche Richtung. Er wußte nicht wirklich, ob der Urbaner ihm noch grollte, obwohl seine Stimme ruhig und freundlich geklungen hatte.


    Die Tage waren jetzt schon heller und eine tiefstehende rote Sonne schickte ihre wärmenden Strahlen über die Dächer und ließ den Tiber glitzern.
    Tiberios fand den Weg, wie ihn der Verwalter beschrieben hatte, ohne Schwierigkeiten – die imposanten Thermen ließen sich schwer verfehlen.
    Draußen standen schon Männer in einer Schlange, um auf den Einlass zu warten , und der furische Sklave stellte sich, sein Bündel mit dem Handtuch und seinem Strigil in der Hand, mit an.
    Am Eingang bewunderte Tiberios die Kunstfertigkeit des Bildhauers Lysippos und dessen Apoxyomenos , einen jungen Athleten, der sich das Ölsandgemisch mit seinem Strigil vom Körper schabte.


    Mit den anderen Badegästen gelangte Tiberios in das apodyterium . Er entkleidete sich, schlang sein Handtuch um seine Hüften ,und schlüpfte in Bas‘ abgetragene Holzsandalen. Sein Bündel ließ er in einer Nische, wertvoll waren seine Sachen nicht , daher machte er sich keine Sorgen darum.
    Es gab aber durchaus wohlhabende Römer, die Sklaven als Aufpasser mitgebracht hatten, die jungen Männer blieben auf den Bänken vor den Nischen sitzen.
    Tiberios wußte, dass es verschiedene der Reihenfolge des Badens gab. Während manche auf „ kalt – lau – warm“ schworen, fanden andere „ lau – warm – kalt“ der Gesundheit zuträglicher. .


    Aber er war erstmal neugierig. Es gab ja auch viel zu sehen. Schon allein die Gemälde und die anderen Kunstwerke. Man ging auf glasierten Terracottafliesen.
    Die Thermen waren wie eine Stadt für sich, mit Gärten, Sportanlagen., Essensständen und sogar einer Bibliothek und Vortragsräumen.
    Tiberios verkniff sich die Bibliothek. Die konnte er ein anderers mal aufsuchen. Heute wollte er das Bad
    kennen lernen.


    Auf der palaestra spielten junge und ältere Männer Ball.
    .Tiberios bekam Lust, mitzumachen.
    In Alexandria hatte er mit seinem kleinen Herren oft Aporrhaxis gespielt , und er hätte gerne gewusst , ob er es noch beherrschte , denn seit seiner Ankunft in Roma hatte er keinen Ball mehr geworfen.


    Aber nun ins Becken , sehr viel Zeit hatte Tiberios nicht mitgebracht. Er beschloss, mit dem
    Tepidarium anzufangen. Er legte sein Handtuch zur Seite und glitt in das angenehm temperierte Wasser .
    Das laue Nass umplätscherte seinen schmalen, hellen Leib , und plötzlich fühlte sich der junge Sklave
    leicht und entspannt. Er schloss die Augen. Wie gut das tat.

    Der ältere Sklave sprach sonst wenig mit Tiberios , aber an diesem Morgen im März sagte er:
    Du da, weil du so neugierig bist, graeculus. Wenn du etwas sehen möchtest, was einzigartig in der bewohnten Welt ist , dann besuche eine der großen Thermen. Und wenn du die meiner Ansicht nach schönste und ehrwürdigste Anlage aufsuchen möchtest, dann sind das die Thermae Agrippae.. Wenn ich heute abend Zeit habe, gehe ich mit dir hin. Sie lassen auch uns Sklaven hinein und der Eintritt kostet nichts.“
    Leider hatte der ältere Sklave dann keine Zeit oder es war auch so, dass ihm irgendein körperliches Problem zu schaffen machte, auf jeden Fall schüttelte er den Kopf, als Tiberios nochmal nachfragte :
    „Ich bin heute beschäftigt. Aber verfehlen kannst du die Thermen nicht, du hälst dich so auf dem Weg, , damit du den Tiber zu deiner Rechten hast, es sind ungefähr zweieinhalb römische Meilen. Du kannst auch fragen , genug reden tust du ja. Ich leih dir meine Holzsandalen , alles andere wirst du selbst haben . Und nun hau schon ab !“
    Tiberios ließ sich das nicht zwei Mal sagen, und machte sich auf den Weg zu den Thermae Agrippae.

    "Aber Kränze werden auch von Männern getragen, von Priestern und Feldherren und bei Gastmählern . ",
    sagte Tiberios und eine weitere Hand Blümchen regneten über Eireann :
    "Hat dir die Geschichte über meine Mutter gefallen ? Sie hat oft solche Sachen gemacht . Als mein Herr echt römisch Saturnalien feiern wollte - du weißt, dieses Fest, an dem die Welt verkehrt wird und die Herren die Sklaven bedienen, ist sie als ägyptische Königin Kleopatra aufgetreten - die kyria Alexandra hat ihr dazu ein Seidengewand geliehen. Sie war so überzeugend, dass am Ende des Gastmahls die Hälfte der Dienerschaft dachte, sie stamme tatsächlich von den Ptolemaiern ab . "
    Tiberios lachte in sich hinein , als er daran dachte und schüttelte den Kopf : " Während ich durch die Villa lief, was verboten war, bist du durch die Wälder gerannt ? Deshalb kannst du so schnell rennen ?
    Was für Beeren hast du gepflückt ? Und welche Tiere habt ihr aufgezogen ? Wer waren deine Eltern und hast du Geschwister ?! Ich bin neugierig, ich weiß . "

    Er nahm ein wenig Wein in die Hand und goss ihn ins Gras: " Für dich, o Göttin Anna Perenna ,der letzte Tropfen. "
    Er reichte Eireann den Weinschlauch : " Ein kleines bißchen ist noch da. "

    Diese Antwort des Helvetius Archias war nicht so eindeutig, wie sich Tiberios das gewünscht hätte, aber sie wurde in sachlichem Ton vorgetragen und wurde sogar zum Schluss hin so etwas wie freundlich.
    Tiberios sah auch ein , dass er diesmal Strafe verdient hatte.
    Doch insgeheim fand er , dass er mit der schweißtreibenden Arbeit der letzten zwei Stunden genug bestraft worden war .
    Er verbeugte sich also und sagte : "Ich danke dir, dominus, für deine Freundlichkeit . Mein Vergehen ist nicht in böser Absicht geschehen und soll nicht wieder vorkommen. Vale bene , möge Mercurius dein Geschäft segnen. ", denn er wusste, wie man sich als Sklave aus einem guten Haushalt zu benehmen hatte.


    Tiberios machte Eireann , die hinter ihm stand, ein Zeichen zur Beruhigung. Sie waren fertig hier.



    Als er zu ihr trat, musste er fast schon über die Situation lachen : " Die julische Haussklavin und der
    Scriba des Furius Philus hier als ein Schankmädchen und ein Schankbursche ....",
    sagte er zu ihr :
    "Ich hoffe wirklich, dass das niemand erfährt ! Komm, Eireann, ich bringe dich nach Hause , es ist sehr spät geworden. Furius Philus ist es zwar gleich, zu welcher Uhrzeit ich an einem freien Tag nach Hause komme, aber noch vor Morgengrauen muss ich auf meinem Posten sein wie alle anderen auch. "

    Tiberios ging ein Stück mit Eireann, bis er ein schönes unberührtes Fleckchen erblickte, zog Eireann zu Boden ins grüne Gras und drapierte ihre Tunika um sie herum.
    Er sezte sich zu ihr, nahm eine Hand der kleinen lilablauen Blümchen, die um sie umher blühten und ließ sie über Eireanns Kopf regnen :
    " Vilolae ....wie hübsch sie sind, leider verstehe ich mich nicht aufs Kränzeflechten, sonst würde ich einen für dich machen. "
    sagte er :
    " Eireann, um auf vorhin zurückzukommen: ich verstehe dichgut. Sich für Sklaverei auch noch zu bedanken - das ist wirklich viel verlangt ", sagte er : "Vielleicht hättest du den Beiden sagen sollen, dass es gar nicht römisches Militär sondern Banditen gewesen sind , die dein Dorf überfallen habern. Als Vertreter des Gesetzes hätten sie das nie und nimmer gutgeheißen. Aber nun gut, sie sind gegangen.
    Wie wäre es ,wenn wir den Wein zu Ende trinken ,die Sonnenstrahlen genießen und wir uns fröhliche Geschichten aus unserer Jugend erzählen. Erzähl mir etwas Heiteres, als du ein Kind warst ? Hattest du Haustiere? Vielleicht einen dieser weißfelligen Bären, von denen ich gelesen habe.....?"

    - Tiberios hatte wirklich wenig Ahnung von den nördlichen Ländern :
    " Dann fange ich mit einer fröhlichen Geschichte an, als ich noch ein Kind war:-



    Meine Mutter Caenis, die eine ornatrix, eine Haarkünstlerin war, kannte viele Schönheitsgeheimnisse , mischte Pulver und Tinturen und schaffte es immer wieder, unserer Herrin Alexandra spektakuläre Frisuren zu zaubern. Viele von Alexandras Freundinnen hätten sie ihr gerne abgekauft.
    Ich besorgte meiner Mutter später zwar oft die benötigten Zutaten, leider aber weihte sie mich nicht in ihre Künste ein .
    Ich war noch ziemlich klein , vier oder fünf , da sollte meine Mutter der kyria Alexandra das Haar blond färben, aber sie irrte sich und es wurde grün wie Gras.
    Das war eine Katastrophe, und jede andere ornatrix wäre für dieses Vergehen mit Haarnadeln blutig gestochen worden.
    Meine Mutter aber behielt die Nerven :
    Sie tat so, als hätte sie den Handspiegel, in dem sich die Herrin anschauen wollte, verlegt ; mischte eine Gesichtspaste mit Bleiweiß und zerstoßenem Perlmutt und schminkte der Herrin die Augen schwarz, dann kämmte sie das grüne Haar ganz entgegen die Mode glatt den Rücken hinunter und flocht ein Perlennetz ein und bestreute es mit Silber.
    Am Ende brachte sie Alexandra deren grünblaue Stola und drapierte sie um ihre Schultern, und ließ sie dann erst in den Spiegel schauen.
    „Kyria, du siehst aus wie eine Nereide , eine Meeresgöttin !“, sagte meine Mutter.
    Alexandra betrachtete sich im Spiegel, Das hellhäutige, schimmernde Gesicht , die schwarzen Augen, das lange Haar , das sie viel jünger aussehen ließ, gefielen ihr ungemein und sie lächelte ihrem Spiegelbild zu :
    „Ach , das ist sehr schön, doch ein wenig extravagant“, sagte sie aber dann schließlich : „ Hol besser die Lockenperücke aus feinstem germanischen Haar und frisiere sie mir für heute abend .“
    So war meine Mutter Caenis, weißt du ,, Sehr schlau, voller Ideen , und sie schaffte es oft wieder, aus verfahrenen Situationen herauszukommen.
    Wir Sklaven haben bei dieser Erzählung sehr gelacht. "

    Tiberios kam mit dem Tablett mit der Post von der
    porta um es auf dem Schreibtisch auszuleeren und die Briefe zu ordnen.
    Da er das täglich tat, achtete die Sklavin , die gerade auf Knien mit einemn weichen Tuch die Mosaiken auf dem Boden polierte, nicht auf ihn.
    Es blieb nicht aus, dass er das Schreiben von Helvetius Archiais in die Finger bekam.
    Er hatte wenige Skrupel das Siegel zu brechen und es zu lesen, schließlich war es seine Aufgabe, Unwichtiges von Furius Philus fernzuhalten. Und Tiberios hatte soeben entschieden, dass das Schreiben unwichtig war.
    Er las :

    Ad
    Gnaeus Furius Philus
    Casa Furia
    Roma


    Salve, hochgeschätzter Furius Philus!


    Mein Name ist Nero Helvetius Archias, ich bin der Wirt der Taverne "Zum blinden Esel" gegenüber der neuen Urbanerstation am Rande der Subura.


    Ich möchte dir auf diesem Wege mitteilen, dass dein Sklave Tiberios in meinem Lokal großspurig mehrere Leute eingeladen und seine Rechnung danach nicht bezahlen hatte können. Ich denke eine kleine Disziplinierung deinerseits dürfte solche Vorfälle in Zukunft unterbinden, wo derlei Aktionen ja auch das öffentliche Ansehen der Gens Furia beschädigen.


    Vale bene


    N. Helvetius Archias


    Der junge Sklave knirschte mit den Zähnen. Diese widerwärtige aufgeblasene Kröte, möge er an seiner Bosheit ersticken. Mögen ihn die Erinnyen, die fürchterlichen Rachegöttinnen an den tiefsten Punkt des Tartaros jagen und ihn in seinem eigenen muslum ertränken.....
    Es machte ihn wütend , dass er die Schulden abgearbeitet hatte, und dass Helvetius Archias ihn dennoch anschwärzte.
    Ein Privatsekretär musste untadelig und vertrauenswürdig sein. Auch wenn er nicht gleich verkauft oder geschlagen wurde - er konnte seine Stellung verlieren und zu einem ganz gewöhnlichen Hausdiener gemacht werden. Er war zu kurz in Furius Philus' Besitz , um dessen Reaktion wirklich einschätzen zu können, aber der Römer war streng und duldete keine Nachlässigkeiten.
    Sein früherer Herr in Alexandria hätte die ganze Angelegenheit vielleicht sogar lustig gefunden, aber sein Haushalt war auch wesentlich weniger organisiert gewesen als der furische.


    Wie dumm dieser Archias ist „, murmelte Tiberios : „Er müsste wissen, dass ich als Sekretär die Post immer zuerst sehe. Ich weiß nicht, wann sich die Gelegenheit ergibt, aber eines Tages werde ich ihm auch schaden !“


    Am liebsten hätte er zurückgeschrieben – in Furius‘Handschrift, die er mittlerweile nachmachen konnte ,und er klappte eines der Wachstäfelchen auf, die für Notizen auf dem Schreibtisch lagen, und schrieb mit seinem Griffel:


    Ad
    N. Helvetius Archias
    Taverne der Blinde Esel
    Subura
    Gegenüber der neuen Urbanerstation
    Roma


    Salve Helvetius Archias
    Wenn mein Privatsekretär dir Geld schuldet, gib die Summe an, damit die Casa Furia dir den Betrag anweisen kann.
    Und sag mir nicht, wie ich meine Sklaven zu behandeln habe .


    Vale bene
    Gn. Frurius Philus


    Der letzte Satz war zu dick aufgetragen, den löschte Tiberios mit der dicken Seite des Griffels wieder aus :
    Und sag mir nicht, wie ich meine Sklaven zu behandeln habe .


    Über so etwas sollte man eine Nacht schlafen. Vernünftiger war es ohnehin , den Brief gar nicht zu beantworten . Auch wenn es zu schön gewesen wäre, im Namen von Furius Philus diesem hinterlistigen Wirt seine Verachtung zu zeigen.


    Tiberios nahm die Schriftrolle des Helvetius Archias in seine Hände. Auch dessen Schrift würde er hinbekommen, wenn er übte. Vielleicht sollte er das Schreiben etwas ändern. Vielleicht eine Beleidigung an die gens Furia anfügen , die Furius Philus‘ Zorn erwecken würde.
    Tiberios brach seine Überlegungen ab, er hatte noch zu tun .


    Aber das Schreiben des Wirtes leistete ihm zunächst mal gute Dienste, wenn er sich dessen Schrift aneignen wollte.


    Er nahm die Schriftrolle und die Wachstafel mit zu seinen Sachen.

    Tiberios nahm das silberne Tablett mit den eingravierten erotischen Szenen vom Schreibtisch des Tablinums und ging zur porta, um die Post für die für seinen Herren zu holen.
    Er nahm das Tablett mit in das tablinium, um es auszuleeren und die Briefe in der richtigen Reihenfolge zu ordnen.
    Er sortierte die Briefe vor – waren es Bittbriefe von Klienten, schrieb er ihnen selbstständig zurück, sie sollten ihr Anliegen besser persönlich bei der salutatio vortragen ., waren es persönliche Briefe von Freunden ode Familie, legte er sie gewöhnlich obenauf , kam etwas aus der Kaiserlichen Kanzlei hatte dieser Brief oberste Priorität.

    Die Getränke- und Speisepreise im Jahr 115 n. Chr.:


    - 1 Liter Olivenöl - 3 Sesterzen
    - 1 Liter einfacher Wein - 1 Sesterz
    - 1 Liter guter Wein - 2 Sesterzen
    - 1 Liter Falernerwein - 3 Sesterzen
    - 1 Kilo Brot - 1/2 Sesterz
    - 1 Kilo Weizen - 1/2 Sesterz
    - 1 Teller Gemüsesuppe - 1/4 Sesterz



    1 Sesterz = 4 Asse, 4 Sesterzen = 1 Denar, 100 Sesterzen = 1 Aureus





    Quelle : Alberto Angela : Ein Tag im Alten Rom, 2007
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    Eierrennen, Tiberios 'Augen funkelten vergnügt, als der ältere Mann, er hieß Planta, Eireanns keltischen Namen so verhunzte. Beinahe hätte er gelacht . Aber er ließ es besser sein..
    Mittlerweile war der Ansturm der Gäste abgeflaut . Tiberios fing an, den Schank sauber zu machen, die Becher zu spülen, aufzuräumen und ab und zu eine Bestellung zu erledigen. Das jetzige Tempo war entschieden machbarer. Als er angefangen hatte , war gerade am meisten losgewesen.
    Helvetius Archias unterhielt sich nun mit dem älteren Mann und machte wieder den Eindruck eines wohlmeinenden , väterlichen Wirtes. Aber Tiberios kannte ihn nun besser, die Augen gesenkt, trocknete er Becher ab.
    Auch Eireann hatte weniger zu tun und lächelte öfter zu ihm hinüber. . Tiberios wußte nicht, wie spät es war, aber bestimmt mitten in der Nacht. Wann waren die zwei Stunden um? Er war schweißgebadet und seine hellbraunen Locken kringelten sich vor Feuchtigkeit.
    "Ja hat er...aber ich habe Freunde, die werde ich fragen, ob sie mir Arbeit geben werden. Babilus hatte stets einen Sesterz für mich übrig. ", sagte der ältere Planta gerade und nippte an seinem Wein.


    Babilus. Tiberios überlegte. Der Name klang ihm vertraut. Babilus. Eine unangenehme Erinnerung - jemand , der ihn vom Platz aus beobachtete; ein grobschlächtiger Kerl, der Eireann belästigte und den er ablenken konnte, doch der, der in der Ecke saß, den hatten sie Babilus genannt. Eine Art Banditen - Hauptmann.
    Und dieser freundliche ältere Gast aus dem Blinden Esel kannte einen Banditen aus der schmierigen Spelunke, und Helvetius Archias nickte dazu ....merkwürdig.. Was konnten sie mit diesem Abschaum aus der Subura zu schaffen haben ?


    Mittlerweile hatten die beiden Männer ausgetrunken , und Helvetius Archias wollte nach hinten in einen Lagerraum. Im Vorbeigehen stellte er Tiberios seinen schmutzigen Becher hin.
    Tiberios warf ihm einen kurzen Blick zu , spülte den Becher wortlos und stellte ihn zu den anderen.
    Dann folgte er dem Wirt :
    "Dominus", sagte er betont höflich: " Die zwei Stunden werden vorrüber sein. Wir haben so fleißig gearbeitet, wie wir konnten, und somit stehe ich nicht mehr in deiner Schuld, so war es vereinbart.
    Ich bitte dich, mir zu sagen : Ist es immer noch dein Wunsch, Furius Philus von meinem Missgeschick zu unterrichten?"

    Tiberios hätte gerne noch mehr gesagt .
    Aber sein Rang hielt ihn davon ab, wie er ihn sein ganzes Leben abgehalten hatte, völlig offen zu sein. . Er war in die Sklaverei geboren worden . Dass er der Sohn seines Herren gewesen war, wen interessierte das, wenn seine Mutter eine Sklavin war. Vor dem römischen Gesetz folgten Kinder dem Rang der Mutter. Er war bisher zufrieden mit seinem Leben, und sein dominus bot ihm ein bessere Existenz , als es viele Menschen in der Subura hatten. Und er liebte seine Arbeit als Scriba.
    Für ihn waren die Römer ein wenig wie das Wetter. Man konnte sich über sie beklagen oder sie loben - sie waren einfach DA und beherrschten das Leben der Völker. Als Grieche fühlte sich Tiberios ohnehin nicht wie ein Barbar.
    Eireann war jedoch wirklich ein Feuerkopf. Doch er hielt sie nicht für berechnend. Sie folgte nur manchmal ihrem wilden, freien Herzen. Ein Fehler für eine Sklavin . Ein Fehler, soviel Stolz zu haben....


    Er dachte daran, dass der Stolz seiner eigenen Sklavenmutter beinahe ihrer beider Untergang gewesen wäre. Vielleicht eine Geschichte, die Eireann zur Warnung dienen könnte.


    Tiberios verbeugte sich und sagte : " Ich wünsche euch auch einen guten Tag, domini. ", sagte er.


    Dabei bewunderte er die Urbaner sehr. Aber er ertrug keinen Streit in seiner Umgebung.

    Tiberios wollte und konnte Scato und Lurco nicht sagen , dass es der Wirt des Blinden Esels und nicht etwa Eireann gewesen war, die verhindert hatte , dass er sie begleitete. Denn dann hätte er zugeben müssen,
    dass der Denar für die Ausgaben nicht gereicht hatte - und das war nicht gut, wenn man der Einladende war.
    Im Gegenteil, Eireann hatte hart für Helvetius Archias gearbeitet, um die Schulden zu bezahlen.
    Er empfand die Reaktion der Römer als hart , aber sie so waren sie wohl, die Soldaten.
    " Domini - ", sagte er schließlich : " Wäre ich ein freier Mann , müsste ich mich wohl jetzt prügeln, um die Ehre meiner Freundin zu verteidigen, denn ihr habt sie sehr beleidigt. Aber als Sklave habe ich nicht einmal das Recht, euch böse anzusehen. Ich bitte euch um Verzeihung, denn es war mein Irrtum : Es kann wohl keine Freundschaft zwischen zwei unterschiedlichen Ständen geben."
    Dem jungen Sklaven standen Tränen in den Augen, aber seine Stimme blieb fest .
    "Komm , Eireann", sagte er und nahm sie bei der Hand: "Bitte sag nichts. Wenn jedes falsche Wort dich in den Kerker bringen kann, kann es weder Offenheit noch Vettrauen geben. "

    Zitat

    Original von Nero Helvetius Archias


    | Sextus Gabinius Planta


    Planta trank aus seinem Krug. Der arme Junge machte einen sehr zerknirschten Eindruck auf ihn. "Ja ja, das Leben hier ist schwer. Da muss man nehmen was man kriegen kann. Was ich schon alles gemacht habe, um meiner Familie einen Laib Brot mitnachhause bringen zu können...das glaubst du gar nicht." Planta bemerkte ein Haar auf seiner Schaumkrone und griff mit der schmutzigen Hand in seinen Becher, um es herauszufischen. Dann nahm er wieder einen Zug. "Aber du wirst schon sehen, mit Fleiß und Offenheit kommt man immer irgendwie im Leben voran...es muss ja..."


    "Da hast du Recht, Herr. ", sagte Tiberios höflich. Da er von Natur aus ein offenes Gemüt hatte, hätte er normalerweise mit dem Gast länger gesprochen , aber unter den Augen von Helvetius Archias wagte er es nicht.
    Auch wenn er antwortete, waren seine Hände in Bewegung.
    Eireann kam und lächelte Tiberios kurz an; Tiberios zwinkerte ihr zu , als wäre alles in bester Ordnung.
    Dann schüttete Eireann dem älteren Gast Muslum über die Hose und entschuldigte sich mit roten Wangen.
    Tiberios sah auf, schon auf dem Sprung, sollte der Eireann ob ihres Ungeschicks schlagen wollen.
    Aber der ältere Mann war so gutmütig, wie seine Worte vermuten ließen..
    "Ach, ist doch nichts passiert. Die Götter lieben es eben uns mit Kleinigkeiten an Ungutem zu quälen." sagte er: "Naja ich denke ich nehme noch zwei Krüge wenn es recht ist. Scheint so als hätte ich heute sowieso nichts anderes mehr vor..."
    "Sofort, Herr!", sagte Tiberrios , als ihm Helvetius Archias auch schon befahl, zwei Krüge Bier zu servieren.
    Ein kleiner Wortwechsel - nun , der ältere Mann schien den Wirt ja gut zu kennen. Zumindest gut ,um anschreiben zu lassen.
    Dann richtete der ältere Gast den Blick auf Eireann : " Dich kenne ich auch nicht."


    Der Blick, mit dem der alte Mann die junge Silurerin streifte, die seine Tochter hätte sein können, hatte entschieden nichts Väterliches.


    "Ist die Cervisia gekühlt genug , dominus ?", fragte Tiberios und lächelte verbindlich , kam hinter der Schenke vor und stellte sich so hin , dass er die Aussicht auf Eireann verdeckte :
    "Ich kann sie nochmals ins Eis packen, wenn du das wünschst. "
    .

    Zitat

    Original von Nero Helvetius Archias


    | Sextus Gabinius Planta


    An der Schank währendessen saß einer von Archias' Stammgästen, Planta, bei seiner Cervisia und beobachtete das Treiben des Jungen. Zuerst hatte er beim nachfüllen von Plantas Krug einiges verschüttet und später war ihm auch noch ein ganzer Becher voll des Gesöffs zu Boden gefallen. Nach einem tiefen Zug aus seinem Getränk stellte er es wieder ab und fragte ihn: "Du scheinst das nicht oft zu machen, was?"


    Tiberios war bereits so abgekämpft , dass er sagte : "Dominus, ja....was wünschst du ? ....", bevor er überhaupt richtig hinhörte. Die Frage hatte nicht unfreundlich geklungen , aber der junge Sklave war misstrauisch geworden, was die Freundlichkeit im Blinden Esel anging.
    Er erwiderte mit gesenktem Blick, weil er weiter ausschenkte - wie viel muslum geht in einen Becher ? - : "Nein, Herr. Ich bin das erste Mal hier und habe zuvor noch nie in einer Taverne gearbeitet. "
    Wieder kam ein Schwung gebrauchter Becher, und Tiberios legte sie in die Waschschüssel, das tat er zu vorsichtig, und die Zeit lief ihm davon.

    Tiberios freute sich, dass der Gruppe sein Vortrag gefallen hatte. Er legte den Arm um Eireann - das Leben war schön !
    und verbeugte sich nochmals.
    Aber was die Urbaner in harten Worten über das blonde Mädchen berichteten - das war weniger schön. Diebstähle - da waren die Ansprüche ja eher zivil- als strafrechtlicher Natur. Sie hätte die Sachen zurückgegeben und wäre vielleicht mit Prügel davon gekommen.
    Doch Blasphemie ! Dazu noch an einem Fest der Göttin. Das war ein weit schlimmerer Delikt ,und natürlich hatten Lurco und Scato Recht, das musste streng bestraft werden.
    Tiberios drückte Eireanns Arm. Den Götter sei Dank war sein kleiner Feuerkopf klüger und würde ihre Schimpftiraden nicht vor Römern loslassen.
    "iIh selbst habe nicht gesehen, dass die Frau mich bestohlen hat.", sagte Tiberios schnell : " Ich dachte nur, vielleicht war sie es, weil ihr sie festgenommen habt. Aber Blasphemie....das ist ein furchtbares Verbrechen . "
    Er konnte so etwas auch nicht verstehen. Er war dazu erzogen worden, alle Götter zu respektieren., und das war unabhängig von seinem persönlichen Glauben . Es gab Götter, die er mehr verehrte - bei ihm die Minerva, die Fortuna und jetzt den Faunus, der ihm Liebesglück geschenkt hatte , und Götter, bei denen er es nicht tat. Aber Respekt stand ihnen allen zu.


    Tiberios schauderte es, als er Scato von Kreuztigung sprechen hörte. Das war wieder das andere Gesicht Romas, mitleidlos wie eine Sturmflut.
    Er hielt es eher mit Cicero, der geschrieben hatte, er freue sich niemals über den Tod eines Mitbürgers, selbst wenn er es verdiene.


    Tiberios rollte seine Schriftrolle zusammen . Das Thema war düster geworden, und er wollte nicht weiter darüber nachdenken, dann hörte er Scato:
    " Empfindet eigentlich irgendwer auch für mich Mitleid....." und sogar die Sklaven mussten lächeln .


    Tiberios erhob sich mit dem Weinschlauch : " Mitleid nur, wenn du nicht genug Becher Wein trinkst,
    dominus. Denn....

    Er fuhr mit seinem Finger über den letzten Abschnitt seines Pergamentes: " Hier steht auch noch, dass jeder getrunkene Becher Wein bei den Feriae Annae Perennae ein dazugewonnenes Lebensjahr verheißt. Und ich hoffe, dass wir alle hundert Jahre alt werden.....
    Und..."


    Tiberios las weiter : " Ein Bestandteil gerade früherer Zeiten waren die Aischrologia , das erlaubte Singen obzöner Lieder von Frauen oder die Schmähungen der Herren durch ihre Sklaven, was nicht bestraft wurde. "


    Er richtete seine grauen Augen auf die Urbaner :
    " Wäre es denn möglich , domini , dass dieser blonden Barbarin , die nun im Kerker sitzt und der Blasphemie angeklagt werden soll, einfach nur ihre Aischrologia daneben gegangen ist ?"



    Sim-Off:

    Aischrologie (von griechisch „schmutzige Rede“ bzw. „Schande, Schmach“), auch Tothasmos („Spott“, „Neckerei“) bezeichnet im engeren Sinn Schmähreden im kultischen Kontext der Antike, wenn beispielsweise bei Festen der Artemis, der Demeter oder des Dionysos Frauen in der Öffentlichkeit obszöne Reden führten oder Sklaven ungestraft ihre Herren schmähtenDiese Aischrologien, das Singen obszöner Lieder beim Fest, gehe auf einen Streich zurück, den die eben vergöttlichte Anna dem Gott Mars gespielt habe: Quelle wikipedia

    Tiberios verzog sich hinter die Theke , füllte dem Gast seine Cervisia auf ( es ging einiges daneben ), räumte die Becher , die Helvetius Archias ihm hinstellte , in die Waschschüssel und wusch die Becher ab . dann sah er , dass auf einem Tisch eine Pfütze vergossenen Weines war , sprang los, um die Pfütze aufzuwischen , während ihm die Bestellungen um die Ohren flogen. Er wußte selbst - er war zu langsam .
    Er ärgerte sich, wie er gegen die Zeit verlor, aber Eireann hatte natürlich Recht gehabt : Er hatte noch nie auf diese Weise arbeiten müssen.
    Ein voller Becher fiel zu Boden , Tiberios bückte sich danach - hoffentlich hatte das Helvetius Archias nicht gesehen.
    Je länger er arbeitete, desto wütender wurde er über seine Situation.
    Er machte sich Gedanken über den Wirt .
    Kein dominus, der wirtschaftlich dachte, hätte einen Scriba auf diese Weise eingesetzt, wie es Helvetius Archias mit ihm tat.
    Was hatte der Mann davon?
    Tiberios fiel ein , was ihm Lurco oder Scato gesagt hatten, dass es weder von Stärke noch Ehre zeugte, einen Standesschwächeren schlecht zu behandeln.
    Also ging es nicht um Stärke oder Ehre. Tiberios versuchte, strikt deduktiv zu denken und auszuschließen.
    Vielleicht war Helvetius Archias bösartig wie Hairan. Aber während Hairan für ihn nicht wirklich gefährlich gewesen war, weil ihn sein früherer Herr Athenodoros aus dem Haus gelworfen hatte, war der Wirt gefährlich wie eine Viper.


    Den Urbanern gegenüber spielte er den einfachen, alten, väterlichen Mann.
    Tiberios gegenüber hatte er jedoch so etwas wie eine andere Facette seiner Persönlichkeit gezeigt.
    Da brauchte er ja auch keinerlei Rücksicht zu nehmen.


    Und die Fragen an Eireann ...Tiberios war davon ausgegangen, dass ein Tavernenbesitzer glücklich über die neue Urbanerstation auf der anderen Seite sein würde, weil ihm das viel neue Kundschaft garantierte..


    Aber die Frage : " "Iulia? Etwa aus der Gens Iulia in der auch dieser eine Typ in der Baukommission bei der Station gegenüber tätig ist?"" hatte nicht gerade so geklungen, als sei Helvetius Archias ein Freund der Stadtwachen.
    Der letzte gedachte Satz fand ein Echo in Tiberios'Verstand. Aber was sollte er damit anfangen ?
    Vielleicht hatte er sich auch geirrt ? Es ergab auch keinen Sinn. Nichts ergab gerade einen Sinn.


    E s blieb ihm nichts anderes übrig, als mit zusammengebissenen
    Zähnen weiter zu arbeiten.

    Tiberios sah dann auch Eireann, die schön und geschmückt war wie eine Frühlingsgöttin. Er war der älteren Sklavin nicht böse, die sich einen Schluck stibitzte, auch heute war wieder ein Freudenfest ,
    und er fühlte sich ohnehinvon der Göttin Fortuna begünstigt :
    - Seine Eireann mit bunten Bändern im Haar und einer grünen Tunika, die das Blau ihrer Augen strahlen ließ, kam an seine Seite.:
    " Chaire, kyria !", flüsterte er ihr zu :"Sei gegrüßt, Herrin !"
    - Die freundlichen Urbaner Scato und Lurco waren anwesend und hatten ihn gegrüßt , als sei er nicht nur ein Sklave.
    - Und als wäre das nicht genug : Seine Gefährten wollte von ihm die Geschichte der Anna Perenna hören !


    Die Gruppe fand ein schattiges Plätzchen , unter einem Baum. Die leichte Brise bewegte seine Zweige, ab und zu fielen kleine Blüten herab. Das Gras, in dass sie sich lagerten, war weich und hellgrün..
    Sie aßen Brot und Käse und tranken von dem Wein.


    Tiberios entrollte sein Pergament und begann mit den Worten Ovids:


    " Idibus est Annae festum geniale Perennae......Anna Perennas heiteres Fest ist am Tage der Iden,
    Siehe, da wallt die Menge heran, und im Rasen gelagert
    Zecht man, zerstreut ringsum, Pärchen an Pärchen gereiht......"


    So las er vor, wie Aeneas , der Held aus dem brennenden Troja die karthagische Königin Dido liebte, bis die Götter ihm befahlen, weiter nach Italia zu fahren , und dass Dido sich aus enttäuschter Liebe auf einem Scheiterhaufen verbrannte.
    Er las vor, dass die Numider die führungslose Stadt erobern , und dass Anna, die Schwester der Königin , vertrieben wurde, dass sie von Land zu Land irrtte und von Aeneas freundlich aufgenommen wurde.


    Dann endete er damit, wie Aeneas Ehefrau die karthagische Prinzessin hasste, und sie weiter fliehen musste, bis die Götter sie aus Erbarmen unter die Unsterblichen aufnahmen und Anna die Worte spricht :
    'placidi sum nympha Numici:
    amne perenne latens Anna Perenna vocor.'


    Ich bin die Nymphe des sanften Flusses Numicus, immer verborgen, Anna Perenna bin ich . "


    Tiberios verbeugte sich ein wenig wie ein Schauspieler , er war rot geworden und hoffte, es hatte sich keiner der Gruppe gelangweilt.
    Der Weinschlauch war rundumgegangen und entschieden schlaffer als am Morgen. Tiberios nahm
    einen tiefen Schluck :
    " Und deshalb feiern die Römer heute und hier ein fröhliches Frühlingsfest. ", sagte er,
    dann erinnerte er sich wieder an die blonde Frau, und wie rigoros die beiden Urbaner sie verhaftet hatten.


    Irgendwie tat sie ihm Leid. Auch wenn sie auf frischer Tat erwischt worden war, an einem solchen Frühlingstag sollte man im Grünen sitzen und nicht in einem Kerker.


    "Ich wollte euch eine Frage stellen, aber nur wenn ihr es erlaubt. ", sagte er zu Scato und Lurco :
    "Es geht um die blonde Frau, die ihr vorhin abgeführt habt Ich frage nicht nur aus Neugier, sondern weil mir während der Lupercalia mein Geldbeutel aufgeschnitten wurde und auch an jenem Tag war diese Frau in der Nähe . Hat sie versucht, euch zu bestehlen ?"

    Tiberios war ziemlich blass geworden.
    Gnaeus Furius Philus war nach Tiberius' Eindruck weder grausam noch ungerecht , aber Tiberios kannte ihn noch nicht gut genug, um seine Reaktion einschätzen zu können. Er war ja noch nicht lange in Roma - ein neuer Sklave jedoch, der das Talent hatte, sich unentwegt in Schwierigkeiten zu bringen, der konnte in der Tat rascher wieder auf dem Sklavenmarkt landen, als ihm lieb war.
    Helvetius Archias konnte nicht wissen, dass Tiberios von Furius Philus mit den Worten "

    Zitat

    „Diene mir gut und ich werde dich gut behandeln. Diene mir schlecht und ich werde dich in ein Bergwerk verkaufen.. Also mach Dir und mir keine Schande."

    in die familia aufgenommen worden war. Und der Wirt brauchte nun ganz ähnliche Worte:
    " Gnaeus Furius Philus, soso. Was er wohl sagen wird, wenn er hiervon erfährt? Ich will ihm doch nicht die Freude nehmen euch beide selbst zu bestrafen über diese öffentliche Schmach hin, die ihr seiner Familie mit dieser Blamage angetan habt."
    Also biss Tiberios sich auf die Lippen : "Mein dominus darf auf keinen Fall davon erfahren !" , sagte er ,
    und als der Wirt den Vorschlag machte , zwei Stunden für ihn zu arbeiten , nickte der junge Sklave sofort.


    Da drang Eireanns Stimme an sein Ohr , klar und deutlich und mit einer gewissen Selbstsicherheit :
    "“Du kannst solche Arbeit doch gar nicht Tiberios.“
    Er hatte solche Arbeit wirklich noch nie getan, doch im Moment wäre er auch bereit gewesen, Latrinen zu putzen.:
    “Mein Name ist Eireann und ich bin Sklavin in der Domus Iulia.“
    “Ich werde für uns beide die zwei Sesterzen wieder herein arbeiten.“

    Dabei reckte sie ihren Kopf in die Höhe und warf Tiberios aus dem Augenwinkel einen beruhigenden Blick entgegen.
    “Ich musste bei meinem ehemaligen Dominus in dessen Caupona mitarbeiten. Ich weiß wie das Geschäft hier funktioniert.“


    Tiberios musste sich eingestehen, dass Eireanns Vorschlag vernünftig klang. Aber er mochte nicht zulassen , dass sie die alleinige Last der Buße trug - er war es doch gewesen, der die Luperci umbedingt hatte einladen wollen.:
    Zumindest würde Helvetius Archaias nicht schnurstracks zu Furius Philus gehen, soviel erhoffte er.
    Den romantischen Abend hatte er sich etwas anders vorgestellt ..... Tiberios dachte mit leisem Bedauern an das Magnum Momentum. Scato und Lurco waren bestimmt schon dort. ...


    ""Auch ich werde jede Arbeit verrichten, die du mir gibst, dominus ", sagte er : "Vielleicht kannst du gerade einen Scriba brauchen ? Was es auch ist, ich werde es tun.