Scato war erleichtert, dass er nun nicht für zusätzlichen Zwist zwischen Tiberios und Eireann gesorgt hatte, denn das Gegenteil wünschte er sich. Er wollte, dass sie vernünftig miteinander sprachen, anstatt die zermürbenden Spielchen zu spielen, denen er selbst ausgesetzt gewesen war. Er musste aber zugeben, dass Tiberios, was die Frauen betraf, zum Teil recht hatte. Wie sollten sie einem Mann klar und deutlich ihre Meinung sagen, wenn ihnen genau das nicht gestattet war? Hm, vielleicht, indem er es ihnen befahl? Aber genau in einem festgelegten Moment über den eigenen Schatten zu springen war sicher auch nicht so einfach.
"Ich muss dir auch danken. Im Prinzip habe ich mir wohl gewünscht, dass Tucca und die anderen sich wie meine jetzigen Kameraden verhalten. Dass ich sie damit vielleicht überfordere, war mir nicht in den Sinn gekommen. Ja, das wird es sein, ich habe mir so was wie eine Kameradin erhofft und stattdessen ... so was bekommen.
Auf der anderen Seite muss man auch bedenken, dass Tucca an meiner Seite ein gutes Leben gehabt hätte. Ich hätte für ihren Unterhalt gesorgt und für ihre Sicherheit. Sie wäre für den Hausstand verantwortlich gewesen und für die Kinder, ohne den Stress und die Gefahren, die überall da lauern, wo es Menschen gibt. All dem wäre nur ich ausgesetzt gewesen. Die übrige Zeit hätte sie sich ihrer Freizeit widmen und mit ihren Freundinnen in die Thermen oder auf den Markt gehen oder sonst was machen können. Ganz so schlecht haben unsere Frauen es auch nicht getroffen. Sie mit Sklaven zu vergleichen, finde ich etwas drastisch, Kinder sind ja auch nicht die Sklaven ihrer Eltern, nur weil sie unmündig sind. Das hat eher was mit Schutz zu tun. Aber der Grundgedanke ist eine Überlegung wert. Trotzdem weiß ich auch mit diesem Wissen nicht, ob ich mir das Theater nochmal antun will. Wobei, doch, ich weiß es. Die Antwort lautet Nein."
Er grinste Tiberios ein wenig zu. "Danke für dein offenes Ohr und deine aufrechten Worte. Bist ein kluges Kerlchen und offenbar nicht nur, was dein Wissen um Sprachen betrifft. Komm, wir gehen mal schauen, ob Lurco schon aufgegessen hat, damit wir loskönnen." Damit bahnte er ihnen beiden einen Weg zurück.
"LURCO", krähte er in der üblichen Raubeinmanier, damit niemand auf die Idee kam, dass das Gespräch dermaßen persönlich gewesen sein könnte, wie es gewesen war. "Wie steht`s?" Er grinste anzüglich bei dem Wortwitz. "Können wir?" Ihm war ein wenig schwindlig vom Schädelbrecher und die Konturen wirkten verwaschen. Der schien zu der Sorte zu gehören, dessen Wirkung nach und nach einsetzte. Nicht gut. Scato wünschte, er hätte doch nur Posca getrunken. Vermutlich würde er sich morgen zu Tode schämen für das Gespräch mit Tiberios.