Beiträge von Manius Purgitius Lurco

    Lurco genoss die liebevolle Begrüßung und drückte Scato an sich. Und schon redete sein Stöckchen los. Lurco lauschte gespannt, sie hatten Besuch von einem weiteren Verwandten von Scato und zwar seinem älteren Bruder. Lurco freute sich riesig darüber, er hatte leider keine Brüder. Er hatte überhaupt keine Familie mehr, was er schade fand. Als Junge hatte er sich immer Brüder gewünscht, einen größeren der ihm alles beigebracht hätte und einen kleineren dem er alles weitergegeben hätte. Aber es hatte nicht sollen sein.


    "Dein Bruder ist zu Besuch? Das freut mich Stöckchen. Natürlich bin ich lieb zu ihm, wo denkst Du hin? Ich habe leider keine Brüder wie Du weißt. Mit dem Tod meiner Eltern habe ich überhaupt niemanden mehr. Aber ich habe Dich und als weitere Verwandte unsere Barackenbrüder. Und Deine Brüder sehe ich als Familie an Scato. Dein Bruder kann hier so lange wohnen wie er möchte. Zimmer sind ausreichend vorhanden und Terpander kümmert sich um alles. Ach und ich muss ihm sagen, dass er den lallenden Löwen einen Weile allein führen muss. Charislaus ist auf einer Mission für unseren Praefectus Urbi. Kaum zu glauben oder? Der gute Terp sollte die Sklaven aus der Casa Prugitia zu uns holen, damit er sie zur Arbeit einteilen kann.


    Was gibt es denn Leckeres heute zu essen? Dienstschluss ist gut, ich bin verwirrt und fühle mich als renne ich die ganze Zeit und stecke trotzdem fest. War Pullus bei Dir wegen den Pflanzen von Anis von Alexandria? Oder hat er es vergessen?


    Also wie gesagt, Dein Bruder ist willkommen. Jeder aus Deiner Familie, den Du gerne hast Scato. Dass weißt Du doch", antwortete Lurco liebevoll.

    Lurco hörte seinem Praefectus aufmerksam zu und nickte zustimmend. Niemand konnte wissen, was Cerretanus Rom erreichen würde, oder ob er überhaupt Rom erreichen würde. Der Weg war weit und wer wusste, ob Cerretanus nicht etwas roch und sich lieber aus dem Staub machte. Sollte er tatsächlich schuldig sein, dafür sprach fast alles, dann war dem Mann durchaus bewusst, weshalb er zurück nach Rom beordert wurde. Oder er konnte es sich zumindest denken.


    Die Fakten mussten vorliegen, bevor Cerretanus hier aufschlug, dass stand fest. Nur fragte sich Lurco ehrlich, wo er anfangen sollte. Prioritäten setzten. Aber hing nicht alles gleichmäßig zusammen? Natürlich nicht der Püppchenmord. Dennoch musste auch diesem nachgegangen werden. Möglich war sogar, dass sich mehrere Fälle am Ende zu einem vereinten, wie man bei den Krähen gesehen hatte. Und genau um die Krähen, den Anschlag auf die Statio und den Mord an Caesoninus ging es.


    Nur wer lieferte den entscheidenden Fakten und wie wurde kam man an die Personen die verschwunden waren?

    Wie man jemanden suchte, dass war kein Problem. Das Finden schon eher. Sie alle konnten sich sonstwohin abgesetzt haben. Sogar die Spur von Anis dem Wahrsager verlief sich hinter seiner Haustür. In der Subura sprach niemand mit den Urbanern. Denn die Bewohner lebten stets dort, Urbaner kommen und gingen. Sie hatten also damit zu leben und ihre Aussage auszubaden, sollte man sie dabei erwischen. Daran würde hoffentlich die neue Statio etwas ändern, dass auch die redlichen Bewohner der Subura zu den Cohortes Urbanae Vertrauen fassten.


    Lurco dachte über die Worte des Praefectus nach.


    "Praefectus, Kyriakos war jener Mann der in den Magen geschlagen wurde. Das ist richtig. Allerdings war er nicht nur das. Kyriakos war jener Mann, dessen Lupanar von der Sklavin Eireann angezündet wurde. Jener Sklavin die damals Optio Furius gehörte. Jener Sklavin die eine Krähe war. Der Zusammenhang zwischen Kyriakos und dem Brandanschlag auf sein Lupanar und Optio Furius ist größer als der Magenhieb.


    Tiberios war ebenfalls Sklave der Furia zur Zeiten als es Eireann gewesen ist. Er hat diese Sklavin mehrfach verteidigt und einmal vor unserer Castra randaliert. Auf seine Aussage könnten wir verzichten. Vorrangig, er könnte ebenso involviert sein, tauchte aber nicht im Zusammenhang mit den Krähen auf. Vielleicht war er nur ein liebeskranker Tropf.


    Gens Furia, da fehlt mir schlicht der Ansprechpartner. Wer aus der Gens könnte sachdienliche Hinweise haben, außer der Tatverdächtige selbst? Und wer der Gens würde gegen das eigene Familienmitglied aussagen? Bestenfalls wissen sie von nichts, schlimmstenfalls decken sie ihren Verwandten. Wen soll ich aus der Gens befragen Praefectus? Ein Gensmitglied auf gut Glück oder alle? Sprich hier bin ich am überlegen und weiß nicht, an wen ich mich dort wenden soll", antwortete Lurco nachdenklich und teilte Menecrates damit seine Gedanken mit.


    Nicht das sein Boss noch meinte, er hätte sich die ganze Zeit vor der Arbeit gedrückt oder heimlich auf den Latrinen versteckt, so war es ja nicht. Wobei dass wäre jedem aufgefallen, Lurco kannte sich, er hätte die Latrine säubern müssen. Selbst wenn er sich scheinbar vor der Arbeit verstecken wollte, hätte er gearbeitet, stellte er fest.

    Lurco kehrte nach Hause zurück und schaute sich um. Irgendwie war es still in der Casa Leonis, jeder hing vermutlich seinen eigenen Gedanken in seinen Räumen nach. Lurco betrat den Garten und machte es sich dort vor ihrer Feuerschale gemütlich. Er musste noch die geerbten Sklaven in die Casa Leonis verbringen lassen, am besten würde er Terpander damit beauftragen. Und dann hatte er noch die Götter und die Welt zu verhören. Er wusste nicht wo er anfangen sollte, wo er die passenden Leute finden sollte und wie er sie aufspüren sollte. Ein toller Urbaner war er, er konnte nicht mal ermitteln, wie man ermittelte.


    Gefühlt rannte er den ganzen Tag durch Rom und sein Leben und trat dennoch auf der Stelle.

    Lurco nahm mit dankbarem Nicken Platz.


    "Praefectus, da gibt es leider noch nicht viel zu berichten. Tiberios Aufenthalt muss ich noch ermitteln, Kyriakos Aufenhalt muss ich noch ermitteln und Cerretanus ist leider auch nicht vor Ort. Das klingt alles leider nicht sehr vielversprechend, aber ich arbeite daran. Bezüglich der Gens Furia und dem Mord an Caesoninus sind ebenfalls noch keine Befragungen erfolgt. Auch steht die Kreuzwegbruderschaft noch aus. Das leider kann ich noch keine neuen Informationen liefern, werde mich aber umgehend darum kümmern.


    Bezüglich der Krähen und den Zusammenhängen mit Anis haben wir weiter ermittelt, aber noch keine sachdienlichen Hinweise herausgefunden. Hierzu benötigen wir eine Expertenmeinung bezüglich einiger Funde. Es ist durchaus möglich, dass wir hier belastendes oder entlastendes Material vorfinden, oder leider nichts.


    Leider habe ich für Dich keine neuen Hinweise Praefectus. Möchtest Du etwas bestimmtes wissen? Dann kümmere ich mich um diese Angelegenheit vorrangig", antwortete Lurco freundlich.

    Lurco betrachtete das Geschehen und drehte sich dann langsam zu Frugi um. Dabei legte er leicht den Kopf schief und schmunzelte schräg.


    "Du hast aber eine merkwürdige Schuldauffassung Frugi. Wegen Dir stehen wir wie Deppen dar? Dir? Wohl kaum, Du hast den Kerl nicht eingestellt und nur weil er uns jetzt entwischt ist, heißt das nicht dass es so bleibt. Bedenke eines, er ist ein Mann auf der Flucht. Wir sind viele. Irgendwann wird er müde, irgendwann wird er unaufmerksam. Wir hingegen sind überall, einer von uns wird ihn sehen und dann haben wir ihn. Und je länger wir warten und suchen, je unangenehmer wird es für ihn. Er hat alles zu verlieren, wir nichts. Also Kopf hoch, Selbstvorwürfe sind hier nicht angebracht. Komm", sagte Lurco ruhig und warf noch einen Blick über die Menge.


    Oh ja, so leicht wurde man sie nicht los. Niemand wurde das, dafür würde er schon sorgen. Da hatte der Kerl die falschen bestohlen und versucht lächerlich zu machen. Aber wer zuletzt lachte, lachte bekanntlich am besten. Und der Kerl würde zuletzt das Lächeln eines Löwen sehen... entweder auf zwei oder vier Beinen. Es würde sich erweisen.

    Lurco schwieg weiterhin, alles was er offenhielt waren Augen und vor allem die Ohren. Scheinbar geschahen in Rom weitaus mehr Dinge, als sie für möglich gehalten hatten. Ein Klient ihres Praecetus war spurlos verschwunden? Neben Morden nun auch noch das. Was warf das für ein Licht auf die Cohortes Urbanae, wenn sie nicht in der Lage waren, einen Klienten des höchsten Mannes der Urbaner aufzuspüren und falls nötig, aus der Gewalt von Geiselnehmern zu befreien?


    Oder hatte der Mann sich aus anderen Gründen abgesetzt? Auch dies galt es in Erfahrung zu bringen, denn im schlimmsten Fall konnte ein Fehlverhalten auf ihren Praefectus zurückfallen. Den entsprechenden Befehl darüber zu erteilen oblag allerdings ihrem Praefectus. Praefectus Claudius hatte die Suche erst vor kurzem angestrengt wie er selbst äußerte. Lurco war von einer derartigen Suche nichts bekannt, eine Vermisstenmeldung mit Suchvermerk lag nicht vor. Oder ließ der Praefectus privat nach seinem Klienten suchen, anstatt mit der Staatsmacht durch die Cohortes Urbanae?


    War dem Praefectus klar, dass es sich möglicherweise um einen Anschlag auf ihn und seinen Ruf handeln konnte?

    Zuerst fällte man seine Statio in der Subura und sabotierte damit sein Vorhaben, was diesen Bezirk anging.

    Dann tötete man Caesonius, der Mann der mögilcherweise zuviel wusste, ohne es selbst zu wissen.

    Und nun war ein Klient des Praefectus verschwunden.

    Das waren eindeutig zu viele Zufälle die in Richtung ihres Praefectus wiesen.


    Aber Lurco blieb im Moment nichts anderes übrig als zu schweigen und dies tat er auch, noch... wenn auch nicht gerne.

    Bis jetzt sah alles gut aus und genauso hörte es sich auch an. Leider konnte Lurco seinen Praefectus nicht verbal unterstützen, aber sein Beistand war derweil mentaler Natur, denn der drückte seinem Praefectus für das Vorhaben die Daumen und damit zeitgleich der gesamten Cohortes Urbanae und den Vigiles. Das Grundstück war wirklich gut gewählt und sollten sie zudem in die Höhe bauen, wie sie es vorgehabt hatten und damit das höchste Gebäude in der Umgebung darstellen, wäre dies ein zusätzlicher Sicherheitspunkt und Vorteil. Lurco hörte weiter gespannt zu und freute sich.

    Lurco reihte sich wieder in die Truppe ein, es ging zurück zur Castra. Ihren Job hatten sie erledigt und er war sehr zufrieden mit dem, wie es gelaufen war. Die Tauben musste er sich gedanklich vermerken, damit er alles Notwendige schnellstmöglich in Erfahrung bringen konnte. Nun hieß es aber erst einmal, zurück in die Baracke und die Füße für eine Weile bei einem kalten Getränk hochlegen. Aber davor stand der Marsch zurück.

    Lurco setzte sich auf und hörte dabei Charislaus Ausführungen aufmerksam zu.


    "Gegen eine Reise spricht soweit nichts Charislaus. Du weißt, dass ich Dir vertraue und Du arbeitest gut im lallenden Löwen. Du bist fleißig und freundlich, es gibt keinen Grund für Beschwerden. Die Frage ist, woher weißt Du, dass Linos tatsächlich der Sklave von Herius Claudius Menecrates ist? Auch wenn er nach mir gefragt hat? Ich hoffe da auf Deinen Verstand, ich werde meinen Vorgesetzten beizeiten nach Linos fragen. Vorab vertraue ich Deinem Urteil, um es nicht komplizierter zu machen als es ist. Das heißt ja, Du darfst die Reise antreten.


    Sollten wir damit Praefectus Urbi Herius Claudius Menecrates einen Dienst erweisen, freut mich dies. Persönlich gönne ich Dir die Reise, aber sei vorsichtig da draußen, die Welt ist wie sie ist Charislaus. Halte Dich mit Linos in der Helligkeit, Du verstehst was ich meine. Die dunklen Gassen haben schon ganz andere Männer verschluckt als Dich.

    Bringt mir einen Stift und Papier, damit ich Dir die Erlaubnis schreiben kann", verlangte Lurco.


    Purgitius wartete bis Charislaus ihm Papier und Stift gebracht hatte. Damit setzte er sich an den kleinen Tisch und fertige die Reiseerlaubnis.





    Reiseerlaubnis


    Hiermit gewähre ich, Manius Purgitius Lurco - OPTIO - AC ACTIS der Cohortes Urbanae,

    meinem Sklaven


    Charislaus


    die Reise von Rom nach Cappadocia,Themiskyra.

    Bei seiner Reisebegleitung handelt es sich um Linos, Sklave des Praefectus Urbi der Cohortes Urbanae

    Herius Claudius Menecrates.


    Die Dauer der Reise ist auf unbestimmte Zeit festgelegt.



    Manius Purgitius Lurco

    Rom, ANTE DIEM VIII KAL OCT DCCCLXXI A.U.C. (24.9.2021/118 n.Chr.)




    Lurco überflog kurz die Erlaubnis und händigte sie danach Charislaus aus.

    "Pass auf Dich auf Charislaus, ich möchte das Du wohlbehalten zurückkehrst", sagte Lurco freundlich.

    Lurco hatte in der Casa Leonis nach dem Rechten gesehen, als er Charislaus durch das Haus laufen hörte. Sein Sklave rief nach ihm, scheinbar schien ihn der Bursche zu suchen. Wer wusste was los war, oder warum Chrislaus so lief. Eigentlich war er ein ruhiger, freundlicher und stiller Geselle, solange man nicht Opfer seines Redeschwalls wurde. Aber dass kannte Lurco selbst ebenso.


    "Im Schlafzimmer", rief Lurco zurück. Er hatte es sich gerade auf dem Bett gemütlich gemacht und genoss die Wärme der Feuerschale. Zudem seit wann kam der Knochen zum Hund? Lurco wälzte sich auf die Seite und wartete ab, was Charislaus von ihm wollte. Möglicherweise wollte er ihm auch etwas berichten, Terpander hatte vielleicht wieder etwas angestellt, jedenfalls wenn es nach Charislaus ging.

    Lurco hörte jetzt nicht nur aufmerksam, sondern gebannt und zum Teil auch schockiert zu. Eine Vestalin war ermordet worden. Bei den Göttern! Dann wandte der Kaiser seine Aufmerksamkeit direkt wieder den Kohorten zu. Lurco schob auch den Mord der Vestalin zur Seite, um sich voll und ganz auf die Aufstockung der Kohorten konzentrieren zu können. Der Kaiser war gut, dass musste er ihm lassen. Er wollte alles Eventualitäten abwägen, auch die finanziellen. Lurco hoffte das sein Praefectus Urbi häufig auf dem Markt einkaufen ging, denn der Kaiser wusste zu feilschen. Augustus der Sparfuchs dachte Lurco gut gelaunt, aber das behielt er gepflegt für sich. Er mochte es wenn nichts verschwendet wurde und Geld hatten sie stets für das wichtigste, nämlich das Militär bitter nötig.

    "Danke für Deinen Rat und Deine Warnung Tribun. Du hast Recht, wer die Wahrheit finden möchte, der darf sich nicht von Annahmen oder Mutmaßungen ablenken lassen. Sonst sucht er nur die Bestätigung seiner Mutmaßungen und nicht mehr die Wahrheit selbst. Keine weiteren Fragen Tribun, ich werde mich sofort an die Arbeit machen", antwortete Lurco, grüßte entsprechend zum Abschied und machte sich sofort auf den Weg.


    Wie Tribun Petronius schon gesagt hatte, sie benötigten handfeste Beweise, Fakten die hieb und stichfest waren und Lurco würde sie auftreiben.

    Lurco hörte aufmerksam zu, die Fragen des Kaisers interessierten ihn und natürlich allen voran wie der mächtigste Mann der Welt dachte. Die letzte Frage mochte Lurco besonders, denn dazu hatten sich sein Praefectus Urbi und er schon sehr viele Gedanken gemacht und diese waren alle in die Suche des passenden Bauplatzes eingeflossen. Das war eine wunderbare Gelegenheit für ihren Praefectus, den Kaiser von seiner um- und weitsichtigen Planung zu überzeugen. Hätte Lurco seinen höchsten Vorgesetzten anfeuern können, so hätte er es getan. So hielt er sich nur bis in die Haarspitzen bereit, passende Unterlagen oder mündliche Informationen zu liefern.


    Das der Kaiser bereits über das Ergebnis der Befragung der Hühner und des Gottesurteils im Bilde war, war für Lurco selbstverständlich. Einem Mann wie dem Kaiser waren die Götter selbst wohlgesonnen, vermutlich hatte sogar Iupiter selbst ihm das Ergebnis verraten. Lurco waren die heiligen Hühner und der Augur ebenso Recht gewesen, es war ein ganz besonderes Erlebnis. Erneut dachte er daran sich selbst einige dieser wunderbaren Tiere anzuschaffen. Aber eines nach dem anderen.


    Die Doppelstatio musste gebaut werden und sie hatten nur diese eine Chance. Purgitius blickte seinen Praefectus an, er war auf die Argumente gespannt.

    Lurco schenkte Scato ein breites Grinsen und knuffte ihn gut gelaunt als Antwort auf den Rempler. Mehr war nicht möglich, sie waren hier in der Öffentlichkeit, also tippte er ihm kurz auf die Anhänger, die Scato um den Hals trug. Scato wusste die Geste zu deuten. Einen Augenblick später öffnete bereits Frugi die Tür und bat Scato als ersten hinein.


    "Salve Frugi, kein Problem. Nach Dir Sacto. Bis später", sagte er Lurco freundlich und schob Scato sanft vor sich.

    Gemeinsam mit seinem Urbi wartete Lurco auf das Erscheinen des Kaisers. Irgendwie war es ein Gefühl, als würden sie auf das Erscheinen von Mars persönlich warten. Statt Opfergaben hatten sie Berichte und Informationen mitgebracht. Wobei die Opfer waren an anderer Stelle erbracht worden und sie waren hier, um zukünftig derartige kriminelle Auswüchse zu verhindern.


    Optio Purgitius, wenn du nachher den Kaiser begrüßt, dann kannst du in der Anrede nach Belieben wählen zwischen Augustus, Kaiser oder Imperator. Nichts davon wäre falsch, aber bitte nicht Severus sagen. Das wäre fatal....erklärte ihm sein Preafectus gerade und Lurco schenkte ihm kurz ein dankbares wie entschuldigendes Lächeln. Bei den Göttern, nein das würde ihn nicht noch einmal geschehen und dann auch noch bei dem Kaiser. Alle Arbeit, Mühen und Anstrengungen von so vielen guten Männern wären umsonst gewesen.


    Als der Kaiser das Officium betrat und direkt seinen Praefectus Urbi grüßte, grüßte Lurco direkt den mächtigsten Mann der Welt. Er schlug sich die Faust auf das Herz und riss den Arm zur Seite weg. Einen verbalen Gruß sprach er nicht aus, denn der Kaiser und Praefectus Urbi Claudius waren sofort in einem Gespräch vertieft. Das hieß, er hätte mit seinem Gruß gestört und unnötig dazwischen gesprochen. Lurco sprach nicht unaufgefordert, sondern nur wenn er von seinem Praefectus oder dem Kaiser persönlich dazu aufgefordert wurde. Ansonsten war er für die Handreichungen zuständig und hatte seinem obersten Vorgesetzten sofort die Berichte zu reichen, die er benötigte. Es war alles vorbereitet und sortiert, Praefectus Claudius musste keine Sorge haben.


    Es standen viele Themen auf der Tagesordung, verkündete der Kaiser. Sie begannen direkt mit dem Thema der Subura. Luro hörte aufmerksam zu.

    Lurco folgte seinem Praefectus Urbi und war froh um jedes Wort, dass dieser sprach. Ob er sich die Wandmalereien anschaute? Ja das tat er. Lurco wusste gar nicht, wohin er zuerst schauen sollte. Vielleicht war dies sein einziger Besuch im Palast, allein dieser Besuch war schon eine Besonderheit. Wie viele Römer hatten jemals den Palast betreten oder den Kaiser persönlich gesehen?


    Wohl die wenigstens, es blieb einigen Auserwählten vorbehalten, den mächtigsten Mann der Welt aus nächster Nähe betrachten zu dürfen. Mehr noch mit jene Dinge zu besprechen, die Rom selbst betrafen. Heute zählte er dazu. Scato wäre sicher stolz auf ihn und sein Vater wäre es ebenso gewesen. Auch die Barackenbrüder würden ihren Anteil an Information abbekommen, sobald alles in trockenen Tüchern war.


    Praefectus Urbi schritt so sicher durch die Gänge, wie es nur ein Mann konnte der wusste wer er war und welche Rolle er im Leben einnahm. Lurco musste seinen angestammten Platz noch finden. Im Moment war er an der Seite von Praefectus Menecrates und dort fühlte er sich sehr wohl. Auch wenn ihn die Nervosität zu schaffen machte, versuchte er sich nichts anmerken zu lassen. Hier ging es um mehr, hier ging es um alles für die Urbaner. Er repräsentierte sie alle. Purgitius stand hier stellvertretend für jeden einzelnen Untergebenen von ihrem Praefectus. Demzufolge musste er den besten Eindruck hinterlassen.


    "Ja Praefectus Urbi, es ist mein erster Palastbesuch. Was immer man sich vorstellt, es bereitet einen doch nicht auf das vor was man sieht. Es ist wunderschön", antwortete Lurco respektvoll.


    Lurco erhielt zwei Papyri, sowie Notizen zur Verwahrung. Ordentlich nahm er sie zu den anderen Unterlagen und hütete sie, bis sein Vorgesetzter genau danach verlangen würde. Man wies ihnen ein Officium zu und Lurco trat nach Menecrates ein. Wie von ihm gewünscht, stellte er sich neben ihn und wartete auf dass was nun geschehen würde.

    Ferox betrat die Baracke und rief nach ihm. Lurco erhob sich von seinem Bett, wo er seine Wachstafeln sortiert hatte und ging seinem Kameraden gut gelaunt entgegen.


    "Salve Ferox", grüßte Lurco und hörte dann aufmerksam zu, was sich zugetragen hatte. Das Ferox ihm extra für seine persönlichen Unterlagen zur Subura-Kriminalität eine Ausfertigung seiner Vernehmung im Mordfall Manius Octavius Gracchus gefertigt hatte, rühte Lurco. Die Arbeit die dahintersteckte und die Mitplanung für einen Kameraden, nämlich ihn, sagten sehr viel über Ferox aus. Er war nicht nur ein guter Kamerad, er war auch ein sehr guter Urbaner.


    "Vielen Dank Ferox, das weiß ich sehr zu schätzen. Im Moment haben wir es scheinbar überall mit Mordfällen zu tun, wir werden an allen Ecken und Enden Roms benötigt. Und ich muss sagen, unsere Truppe hat nie besser zusammengearbeitet als jetzt. Wir sind eine sehr gute Truppe. Lass mich Deine Vernehmung lesen", bat Lurco und tat genau dies. Er las in Ruhe das Vernehmungsprotokoll durch und nickte.


    "Sehr gute Arbeit Ferox und Danke nochmals für die Ausfertigung. Nach der Zeugenvernehmung wurde die Zeugin in die Obhut ihres bei den Cohortes Urbanae dienenden Verwandten Titus Octavius Frugi übergeben? Da ist sie in guten Händen. Welchen Ruf die Urbaner auch immer einst gehabt haben Ferox, wir arbeiten daran uns den Respekt zu verschaffen, den wir verdienen. Und mit solcher Arbeit sind wir auf bestem Weg dahin.


    Kann ich Dir sonst irgendwie helfen?", fragte Lurco und freute sich über die gute Zusammenarbeit.