Lurco nickte zustimmend, als sein Praefectus davon sprach, dass sie aufgrund er persönlichen Beziehungen anders vorgehen mussten. Sein oberster Boss hatte da ein besseres Händchen für, als er selbst. Eine gute Beziehung war durch eine unbedachte Äußerung oder Handlung sehr schnell zerstört, dies wollte Lurco auf keinen Fall bei seinen Patron riskieren. Er schätzte den Mann sehr und hatte ihn tatkräftig beim Wahlkampf unterstützt. Zum Glück hatte Praefectus Claudius noch vor jeder Amtshandlung das mögliche Fettnäpfchen erkannt. War die Handlung auch rechtmäßig, sie hinterließ trotzdem einen üblen Beigeschmack. So konnten sie das Problem möglicherweise auf andere Weise lösen.
"Du hast völlig Recht Praefectus, eine unbedachte Handlung den Iuliern gegenüber könnte ich meinem Patron gegenüber nicht rechtfertigen. Mag die Amtshandlung auch rechtens sein, er würde zu Recht fragen, weshalb ich mich nicht hilfesuchend an ihn gewandt habe. Eine einvernehmliche Lösung, die niemanden in Misskredit bringt, sollte zumindest versucht werden. Ich werde schnellstmöglich bei ihm vorsprechen, Danke für Deine Umsicht.
Bezüglich des Officium haben wir hoffentlich Glück, dass auch Caesoninus seinen Schriftverkehr von Zuhause aus erledigte und dort alles notwendige aufbewahrte. Dies wäre ein immenser Vorteil. Falls dem nicht so ist, weiß möglicherweise eines der Familienmitglieder bescheid oder sogar mein Patron. Ich werde ihn danach fragen. Mehr als dass er auch nichts weiß bezogen auf das Officium kann dabei nicht geschehen", antwortete Lurco freundlich.
"Der Mangel an Wertschätzung offenbarte sich am Anfang in Ausübung unserer täglichen Arbeit. Ich spreche offen Praefectus, kein Urbaner hat je Dankbarkeit verlangt, dafür dass wir so manchem Römer seinen Hintern gerettet haben. Allein durch unser Auftauchen, unsere Anwesenheit oder durch konkretes Eingreifen. Aber was sich zu meinem Dienstanfang auf den Straßen zugetragen hat, war purer Hohn. Sklaven pöbelten uns an, spielten sich auf und versteckten sich dann hinter den schützenden Namen ihrer Herren. Die selbst nicht gewillt waren, einzuschreiten. Bürger Roms waren nicht besser. Gefühlt waren wir die Adresse für jeden frustrierten Unmut, von dem irgendein Römer geplagt wurde.
Natürlich war dies nicht bei jedem so. Aber wenn wir in Erscheinung treten Praefectus, dann tritt der Staat höchstpersönlich in Erscheinung, wir sind die Verkörperung von Roms Sicherheit. Wir erwarten keinen Dank, wir erwarten den uns gebührenden Respekt. Wer sich von Sklavinnen oder frustierten anderweitigen Subjekten beleidigen lässt, bringt uns alle in Verruf. Es heißt währet den Anfängen. Solch ein Verhalten muss rigoros geahndet werden, wir unterstehen ausschließlich dem Militärrecht. Wer uns beleidigt, persönlich oder durch seinen Sklaven beleidigten lässt, muss die Konsequenzen tragen.
Leider sehen einige Kollegen genau dass sehr lasch. Auch hier muss ich auf einen Spruch zurückgreifen Praefectus. Wo das Versagen des Einzelnen den Tod aller bedeuten kann, darf es keine Gnade geben. Heute noch winkt der Kollege ab, weil eine Sklavin ihn ankeifte. Morgen steht sie mit einem ganzen Mob vor unserer Castra und zündet sie an. Hätte der Kollege richtig reagiert und ihr das Wort Staatsgewalt verdeutlicht, hätte diese Sklavin eine Lektion gelernt. Eine sehr wichtige sogar und diese Lektion hätte sich herumgesprochen.
So hatte sich etwas ganz anderes herumgesprochen Praefectus. Urbaner sind Fallobst, mit denen kann man es ja machen. Mit denen kann man herumdiskutieren. Dass dem nicht so ist, dass haben meine Barackenbrüder und ich auf die Straßen Roms getragen. Ab dato wehte wie man so schön sagt ein anderer Wind. Für mich ist das nur eine Brise, aber ich würde gerne dafür sorgen, dass es ein Orkan wird.
Dazu gehört ebenso, dass wir unseren Ruf auf andere Weise verteidigen und zwar mit Leistung.
Weisen wir einen Erfolg vor, oder einen Erfolg nach dem anderen, dann wird sich dies ebenso in Rom herumsprechen Praefectus. Diese Männer verschaffen sich Respekt und er gebührt ihnen. Wer sich wie ein entschuldige "Kackschwamm" verhält, sich an der Nase herumführen lässt und sich dann in der Castra versteckt und seine Dienstzeit absitzt, der darf nicht erwarten, dass man ihn mit Respekt behandelt. Er selbst hat ja keinen vor sich.
Genau das ist uns sauer aufgestoßen. Und aus jenem Grund möchte ich einen ersten Erfolg für uns abliefern. Einen Erfolg von dem wir sagen können, wir haben diesen Mord aufgeklärt. Etwas worauf wir mit Stolz verweisen können. Das ist mir wichtig und dahin möchte ich uns bringen", versuchte Lurco seine Gedanken in die richtigen Worte zu fassen. Scato war darin wesentlich besser als er, aber Scato war nicht hier um seinen Gedanken Ausdruck zu verleihen.
Die Ausführungen seines Praefectus ließen Lurco einen Moment lang nachgrübeln.
"Mit allem gebührenden Respekt Praefectus, aber sollten wir uns nicht diese Aufgabe zu eigen machen? Sollten wir nicht auf allen Ebenen für die Sicherheit Roms sorgen? Ob durch Abschreckung durch Präsenz, durch Prävention und durch aktives Handeln? Mir persönlich gefällt der Gedanke nicht, dass die Schwarzröcke einen derartigen Ruf haben. Wäre er gerechtfertigt - bitteschön. Aber was haben sie geleistet, für ihren Ruf?
Sie fischen in unseren Gewässern Praefectus. Sie sind mit der Bewachung des Palastes betraut. Sie sind die Palastgarde. Wir sind mit der Bewachung und dem Schutze Roms betraut. Nun dass sie diesen Vorsprung benötigt scheint mir auch so, aber anstatt sich unserer Arbeit zu widmen und sich mit fremden Lorbeeren zu schmücken, sollten sie da nicht ihrer tatsächlichen Aufgabe nachkommen und den Palast bewachen? Vielleicht denke ich da auch in flaschen Bahnen, aber sie sind Palastgarde und nicht Romgarde nicht wahr", schmunzelte Lurco gut gelaunt.
Das er die Schwarzröcke für überbewertete und überbezahlte Türsteher hielt, verschwieg Lurco lieber. Das wusste nur einer und zwar Scato.