Beiträge von Manius Purgitius Lurco

    Lurco hielt das Tablett mit den Leckereien Tarpa hin, so dass sich dieser bedienen konnte. Danach stellt er es ab und machte es sich auf der Kline wieder gemütlich. Er streckte sich lang aus und wälzte sich auf die Seite, so dass er Tarpa anschauen konnte.


    "Was empfindest Du für Asinia und was bist Du bereit für diese Frau zu tun oder zu unterlassen? Stell Dir vor, sie würde Dich lieben und hätte Interesse an Dir, was wäre dann Dein Wunsch? Danach stell Dir bitte das Gegenteil vor. Sie hat Dich nur als Zuchthengst benutzt um an ihr Wunschkind zu kommen. Wie stehst Du der Sache gegenüber?


    Falls sie Dich liebt, möchtest Du mit ihr zusammen sein? Falls ja offiziell oder weiter unter der Hand? Falls sie nichts für Dich empfindet, fühlst Du Dich in Deiner Ehre gekränkt, siehst Du die Sache als einmalige Freude und das Kind ist ihres und nicht Deine Sorge, oder siehst Du es möglicherweise sogar als Kompliment?


    Das müsste ich wissen um eine Antwort zu finden. Aber noch wichtiger ist es für Dich und uns zu erfahren, was die Frau für Dich empfindet. Sonst nützt uns die beste Lösung nichts Tarpa.


    Also was empfindest Du, außer dass Du gerade verwirrt und enttäuscht bist?", fragte Lurco mitfühlend.

    Lurco nahm die Schüssel mit Puls dankend entgegen. Er setzte sich so nah an den Tisch, dass er Scato mit dem Fuß darunter berühren konnte und tippte ihn leicht an. Während sie alle aßen, dachte er darüber nach, wie man am besten dem Topf auf die Spur kam.


    "Also ich würde vorschlagen, wir fangen ganz am Anfang an. Wo hast Du den Topf gekauft? Dort könnten wir nachfragen, woher er den Topf hatte oder woher er seine Waren bezieht.


    Um Gold auf seine Echtheit zu überprüfen benötigen wir ein unglasiertes Keramiksstück. Man reibt das Goldstück über dessen Oberfläche. Echtes Gold müsste einen gelblichen Streifen hinterlassen. Denn echtes Gold ist ein sehr weiches Metall und das ist ein sehr einfacher Haustest.


    Es gibt noch einige andere Test, aber dazu würden wir die gleiche Menge Gold benötigen von gleicher Qualität. Das haben wir aber nicht.


    Allerdings könnten wir einen zweiten Topf gleicher Größe der garantiert aus Messing ist, mit unserem Topf auf einer Waage vergleichen. Dann wissen wir ob unser Topf auch aus Messing ist oder aus etwas anderem. Gold müsste auf alle Fälle schwerer sein.


    Ich schlage vor, wir testen unseren Topf erstmal an einer Keramikscheibe. Dann wären da noch einige Fragen offen. Ist der Topf aus Gold, woher stammt er und wer hat sein Gold in Topfform gesichert? Das er auf Wanderschaft ging, war sicher nicht beabsichtigt. Wir müssen uns also vorsichtig umhören, beiläufig, mal hier und mal dort.


    Die Ermittlungen bei dem Verkäufer müssen wir nicht erläutern, wir könnten vorgeben dass unser Topf von minderer Qualität war. Gold lockt Gesindel an, wie ein Stück Scheiße Fliegen. Und wir wollen ja nicht die alten Besitzer auf den Plan rufen. Wer weiß um was für zwielichtige Gestalten es sich dabei handelt? Eines ist sicher, jemand mit ehrlich verdientem Gold hat es nicht nötig, es derart zu verstecken. Er hat Gold, dann hat er auch einen Tresor.


    Gleich was geschieht, dass hier bleibt unter uns", mahnte Lurco seine Barackenbrüder.

    Die Woche war turbulent gewesen. Die Rettung vor dem verseuchten Garum durch Scato, wo es dieser nur gut meinte und versuchte alle davon zu überzeugen kein Garum mehr zu verwenden. Würmerbefall war der Grund, denn diese lebten in der altbekannten Würzsoße und verseuchten all jene, die die Soße benutzten. Lurco hatte keinen Wurm gesehen, jedenfalls nicht im Garum.


    Das hatte er auch Scato gesagt. Hätte er nur den Mund gehalten! Denn Scato in seiner Aufklärungswut hatte das Grauen im Glas angeschleppt, einen Bandwurm von gewaltiger Größe. Lurco hatte zuvor noch nie so ein Wesen gesehen. Und er wünschte sich, es wäre auch dabei geblieben. Er hatte nur einen kurzen Blick auf die abscheuliche Kreatur geworfen und ihm war speiübel geworden.


    Und so führte eines zum anderen. Er war geflohen und zwar, richtig in die Therme. Wo sonst konnte man so gut vor dem Unheil entfliehen?


    Ramnus hatte ihn gerettet und sie hatten eine Tour durch die Nacht gestartet. Das Ende vom Lied war, Tarpa musste ihn vor Rammy und dem Lupanarbesuch retten, zeitgleich hatten sie erfahren dass die Bratwurstfrau Asinia Tapras Freundin war und von ihm schwanger war. Eine Lösung musste her, nur welche? Vorab galt es zu ermitteln, wie Asinia zu Tarpa stand. Alles andere war eine Überreaktion, wie Lysander korrekt aufgezeigt hatte.


    Und dann war da noch die Sache mit dem Parfüm, die gewaltig zu stinken angefangen hatte. Der Tag begann herrlich, das Wetter war schön und er hatte beste Laune als er mit Scato zum duftenden Viri ging. Und eine Behandung und von ihm zig unüberlegte Worte später, hätten fast seine Ehe mit Scato ruiniert. Sein Partner war so aufgebracht und wütend, wobei nein. Scato war eigentlich verzweifelt, die Wut hatte der Verzweiflung nur Ausdruck verliehen. Lurco war froh, dass sie sich ausgesöhnt hatten und es tat ihm in der Seele weh, Scato so verletzt zu haben.


    Er dachte daran, wie sie gemeinsam ihr Haus eingeweiht hatten und musste schmunzeln. Er musste sich eine wundervolle Wiedergutmachung einfallen lassen, das war er Scato schuldig.


    Aus diesem Grund war er in die Therme gegangen, um sich all die Sorgen von der Seele zu waschen und sich zu entspannen. Lurco ließ sich ins Wasser gleiten und machte es sich gemütlich. So konnte der Abend ausklingen.

    Lurco erwiderte den Blick des Subjekts bar jeder Gefühlsregung. Er rollte die mehrschwänzige Peitsche aus und schlug mit aller Kraft zu. Die Peitschschnüre frassen sich durch die schmutzige Tunika und die ebenso dreckige Sklavenhaut. Da das Subjekt ansonsten gegen Peitschenhiebe immun war, wie man auf dem Sklavenmarkt gesehen hatte, bekam es zur geistigen Erbauung von Lurco 10 Hiebe mit der mehrschwänzige Peitsche verpasst, in die er seine ganze Kraft legte.


    Was einen gestandenen Mann von den Füssen holte, würde sicher auch irgendwann vom Rücken im Kopf der Sklavin ankommen. Falls nicht, gab es noch andere Mittel, sollten sich ihre Wege erneut auf dieser Art kreuzen. Einen Angriff und Aufstand erstickte man besser im Keim. Zudem durfte jeder Passant sehen was jenen blühte, die sich einen Angriff auf einen Urbaner erlaubten. Die Botschaft war klar, die Bürger wurden nicht von krallenlosen Löwen verteidigt.


    Lurco rollte nach getaner Arbeit die Peitsche nicht wieder zusammen, da er diese noch reinigen musste. Er schaute von Scato zu Cerretanus und warf auch Kyriakos einen Blick zu. Alle sahen unverletzt aus, den Göttern sei Dank. Sichernd bezog er neben seinen Kameraden Stellung. Die Peitschschnüren baumelten lose an seiner Seite und zeichneten rote Streifen in den Staub.

    Lurco lehnte sich gegen die Küchenwand und dachte über Terpanders Worte nach.


    "Keiner von uns hat etwas davon Ly. Weder Du, Scato, ich, vielleicht nicht einmal Tapra. Wir wissen nicht, wie Asinia zu Tarpa steht. Bevor wir irgendwie handeln, sollten wir das herausfinden. Denn am Ende ist es genauso gut möglich, dass sie ihren Mann schätzt, achtet oder sogar liebt. Wir wissen es nicht.


    Und ich sollte nicht in solchen Bahnen denken. Möglicherweise gibt es eine einfache Lösung, bei der keiner Schaden nehmen muss. Das schrecklichste Verbrechen ist wohl, wenn man merkt das geheuchelte Liebe keine war. Aber das ist bei Scato und mir nicht der Fall.


    Falls hier einer wen verlässt, dann wird es Scato sein der geht. Ich habe nicht die Angewohntheit meine Liebe sitzen zu lassen, sondern vor die Tür gesetzt zu werden. Oder mich ab und an ziemlich dusslig anzustellen, aber das sind zwei andere Themen. Vergiss was ich sagte, ich bin bei Tapra bis später und Danke fürs Gedanken gerade rücken Ly", antwortete Lurco. Er schnappte sich das Tablett mit den Leckerein und verließ die Küche um zu Tarpa zurückzukehren.

    Lurco musste ebenfalls lachen, vor allem wegen dem Wort Loch.


    "Optio gerade beim Ausnüchtern schwitzte ich alles aus, glaub mir. Aber ich verzichte heute gerne drauf, wenn Du dafür den Feierabend einläutest. Scato hat Recht, der blinde Esel ist eine gute Taberna. Wir waren schon dort und waren zufrieden. Es ist nicht weit, die Preise sind gering und die Getränke sind kalt. Einen Happen zu Essen können wir uns auch gönnen. Bist Du dabei?", fragte Lurco und betrachtete ebenfalls ihr Werk.


    Die Arbeit in der Tretmühle hatte sich gelohnt. Lurco freute sich auf die neue Urbanerstation. Alles war nagelneu, die neue Station lag in der Subura gegenüber dem Blinden Esel. Einem Ort der dringend mehr Präsenz der Urbaner gebrauchen konnte. Und der Inhaber des Esels war sicher auch froh, die Gesetzeshüter direkt gegenüber zu haben. Wo konnte man sicherer ein Geschäft führen als im schützenden Schatten der Urbaner?


    "Also der Esel?", fragte Lurco gut gelaunt.

    Lurco schenkte Terpander ein breites Lächeln und schüttelte ganz langsam den Kopf.


    "Nein Ly, dass geht nicht. Wir Urbaner repräsentieren die Gerechtigkeit, die Staatsgewalt Roms. Zudem denk mal Rasiermesserscharf nach. Der Mann wird von den Urbanern verhaftet, in deren Einheit genau jener Mann dient, der der Geliebte seiner Ehefrau ist? Das stinkt schlimmer als ein Fischstand auf dem Markt zur Mittagshitze.


    Nein mein Freund, wir müssen hier einfach auf das "Schicksal" vertrauen. Ich spüre tief im Inneren, dass der Eheman von Asinia das Haus verlassen wird - vermutlich unter einem Vorwand - und er kehrt nie wieder zu ihr zurück. Vermutlich hat er sich abgesetzt, wer weiß das schon? Jedenfalls wurde er ab diesem Tag nie wieder gesehen. Du weißt ja wie manche Männer sind nicht wahr Ly? Tapra wird sich dann um Asinia und das Kind kümmern, Ehrensache", lächelte Lurco Terpander an.

    Lurco neigte leicht den Kopf, als Zeichen der Zustimmung.


    "Du hast Recht, wie so oft. Man soll nicht über die Probleme anderer vor Dritten reden. Tratsch gehört sich nicht, aber da Du von Vertrauen gesprochen hast, tue ich es auch. Du weißt mehr von mir als die meisten Ly. Also ich benötige Deinen Rat im Vertrauen für Tarpa. Tarpa ist ein anständiger Kerl, er liebt eine Frau von ganzem Herzen. Nun das Problem, diese Frau ist verheiratet und hat ein Kind. Nächstes Problem, sie bekam mit ihrem Mann keine Kinder. Von wem das Kind ist, ist damit klar - Tarpa.


    Hat sie ihn nur als Zuchthengst genutzt, steht er vor einem Gefühlsscherbenhaufen. Liebt sie ihn ebenso, dann steht er vor einer Fehde, wenn er sich öffentlich zu ihr und dem Kind bekennt. Was die Frau und das Kind dann erwartet, wer weiß?


    Er hat überlegt für sie den Dienst zu quittieren, um sich um sie und sein Kind kümmern zu können. Aber jede Lösung führt für ihn in den Abgrund. Bis auf eine einzige, aber die kann man keinem ehrlichen, redlichen Mann vorschlagen. Weißt Du einen Rat? ", fragte Lurco und lud auf ein Tablett zusätzliche mit Honig versetzte Leckereien.


    "Bin sofort bei Dir", rief Lurco Tarpa aus der Küche zu.

    Auf die Frage hin, ob die Bratwurstfrau Tarpas Freundin ist, nickte Lurco bestätigend. Das Tarpa für sie und das Kind dasein wollte, war ehrenhaft. Nur was war, wenn Asinia alles mit ganz anderen Augen sah und Tarpa ihr Stier gewesen war? Der Fall ins Bodenlose war vorprogrammiert. Fast noch schlimmer konnte es enden, falls die Bratwurstfrau Tarpa auch von Herzen liebte, denn dann stand eine Fehde im Raum. Gleich welche Entscheidung Tarpa traf, er war der Verlierer. Es sei denn ihnen fiel eine andere Lösung ein.


    Scato schenkte ihm einen liebevollen Blick, den Lurco erwiderte. Einen Moment später ließ Stöckchen die Barackenbrüder wieder hinein, die sich direkt auf den Puls stürzten. Lurco betrachtete den goldenen Topf und stupste Scato an.


    "Wir haben da noch was zu ermitteln", grinste er gut gelaunt.

    "Wie ich Dir schon einmal sagte, Tiberios ist für mich in Ordnung. Du empfindest etwas für ihn und er für Dich. Liebe wird nicht weniger wenn man sie teilt und ich gönne Dir Deinen Spaß mit ihm. Nur wie gesagt, da gilt das Gleiche für Dich, ich bin Dein Mann und das bin ich sehr gerne.


    Spaß zu zweit ist mir Recht, genauso mit Tiberios. Das Veto des anderen muss für uns gelten Stöckchen. Zudem wirst Du mir nicht langweilig, wir können doch über alles reden und wir sollten das auch.


    Keine Frauen, versprochen und geschworen. Es gibt keine Frauen in meinem Leben Scato. Sie müssen Dir keine Angst machen, ich halte mich fern", sagte Lurco liebevoll und tippte auf die Anhänger um Scatos Hals.


    "Tarpa will die Urbaner verlassen? Wir müssen mal in Ruhe mit ihm reden. Du kennst den Hintergrund nicht. Das Kind von Asinia also der Bratwurstfrau ist von Tarpa. Dass sie seine Freundin ist, habe ich per Zufall erfahren, als Rammy mich vor Dir und dem Bandwurm rettete und mitten in der Nacht Bratwurst organisierte. Dabei wurde mir klar, wer Asinia den Segen und damit das Kind verpasst hatte. Ihr Ehemann war es nicht. Tarpa liebt die Frau, aber wie steht es mit ihr? Dass ist die Frage. Wir müssen uns da mal in Ruhe Gedanken drum machen", grübelte Lurco und knuddelte Scato, ehe er ihn freigab.

    "Wenn es nur der Speck ist auf den ich verzichten muss, tue ich das gerne. Falls Du Lupas behalten möchtest, können wir es darauf beschränken dass wir es nur noch gemeinsam tun. Sprich gemeinsamer Spaß ist zweisamer Spaß mit Bonus. Das wäre für mich in Ordnung. Möchtest Du eine reine Zweierbeziehung bin ich genauso dabei, also was wünscht Du Dir?", fragte Lurco Retour.

    Lurco genoss den Kuss und die Worte von Scato, sie waren Balsam für seine Seele. Er ließ sich gerne auf die Füße ziehen und umarmte seinen Schatz dann fest und innig.


    "Narcissus ist ein schöner Name für einen schönen Vogel. Danke Stöckchen, ja wir halten zusammen. Wir könnten es uns auch offiziell versprechen, nur Du und ich. Terpander könnte uns den Schwur abnehmen, was sagst Du dazu?


    Ja lass uns die Schicht tauschen und uns ein paar Stunden Auszeit gönnen. In unserem Haus, nur wir beide. Wir kaufen uns etwas Leckeres zu essen unterwegs und machen uns eine schöne Zeit. Brot, Wein, Käse und kleine Naschereien", flüsterte Lurco Scato ins Ohr.

    "Lass mal gut sein, den Freischuss schenkte ich Dir. Am Ende lande ich wie Tarpa im Krankenhaus, sollte Rammy das je herausfinden. Der Pfau ist ein Sinnbild für Leidenschaft, die Seele und vor allem die Liebe. Du hast nur einen Hahn, keine Henne. Warum wohl? Seine Botschaft ist, dass ich Dich liebe und dass er Dir Glück bringen soll.


    Nein ich vergesse nie dass Du mich liebst Scato, ich hoffe Du ebensowenig. Gleich wie dusslig ich mich manchmal anstelle. Unsere Taberna ist unsere Altersabsicherung, damit wir später noch ein Auskommen haben und zwar gemeinsam.


    Ich glaube wir müssen die anderen gleich wieder reinlassen, sonst machen die sich noch Gedanken. Wir könnten ja eine Runde gehen und einen Abstecher ins Haus machen, wenn Du magst", bot Lurco an.

    Lurco strich Scato über den Kopf und zog ihn auf seinen Schoß.


    "Für uns habe ich das getan Scato, weder für Dich noch für mich alleine. Wie gesagt, es tut mir aufrichtig leid und es ärgert mich, dass ich dort so gedankenlos gewesen bin. Ich weiß was Du mir bezüglich Frauen gesagt hast. Nur dort in dem Moment habe ich daran nicht gedacht, ich habe gar nicht nachgedacht. Und das Letzte was ich je gewollt hätte, ist mich von Dir zu trennen. Wäre das so, dann hätte ich Dir das offen und ehrlich in aller Ruhe gesagt und nicht dadurch indem ich Dich verletzte.


    Was Tiberios für Dich ist, hast Du mir selbst gesagt, Du hast Dich ein bisschen in ihn verguckt. Du brauchst Dich nicht rausreden, denn ich habe es nur aufgezählt und Dir nicht vorgehalten.


    Versöhnen wir uns wieder in Ordnung?", bat Lurco und küsste Scato fest auf den Mund.

    Lurco ließ den Kopf hängen und schaute dann Scato erneut an.


    "Scato ich halte Dich nicht für blöd. Ich verstehe, weil ich der Frau Komplimente gemacht habe, bist Du stinksauer auf mich. Oder sogar weit darüber hinaus. Stimmt, Du hattest es mir zu Anfang gesagt. Und ich verstehe, dass eine Frau als Konkurrenz nicht beizukommen wäre, da sie eben eine Frau und kein Mann ist.


    Ich kann Dir nur sagen, dass ich Dich weder verletzten, kränken noch vor den Kopf stoßen wollte. Ich habe mir dabei nichts Böses gedacht Stöckchen, ehrlich gesagt habe ich überhaupt nicht nachgedacht.


    Wenn Du Menschen an ihren Taten misst, dann wiege meine Taten gegen meine dussligen Worte auf.


    Wir sind ein Paar, jedenfalls waren wir das.
    Wir haben ein gemeinsames Haus.
    Wir haben eine gemeinsame Taberna.
    In unserem Haus lebt Dein Sklave.
    Ich habe Dir zwei Anhänger geschenkt, beide haben eine Botschaft.
    Ich habe Dir einen Pfau geschenkt, auch er ist eine Botschaft.
    Ich habe Dir einen Kräutergarten einrichten lassen, auch eine Botschaft.
    Wir haben einen gemeinsamen Glauben.
    Du hattest Dein erstes Mal mit mir, auch wenn dort vor Ort mit einer Frau.
    Dein erstes richtiges Mal hattest Du mit mir.
    Du hast Dich mir anvertraut.
    Ich hab mich Dir anvertraut.
    Ich habe es abgenickt, dass Du Tiberios liebst - körperlich wie geistig.


    Wir sind bis jetzt jeden Weg seit unserem Treffen vor der Cohortes zusammen gegangen. Weshalb sollte ich das alles zerstören wollen? Es tut mir von Herzen leid, dass ich Dich verletzt habe. Aber leider kann ich es nicht ungeschehen machen. Ich würde, wenn ich es könnte. Zudem bist Du alles andere als ein Idiot und ich würde Dich auch nie so bezeichnen. An meinen Gefühlen für Dich hat sich nichts geändert, ich war der Idiot", antwortete Lurco ehrlich.

    Lurco schaute dem Schauspiel zu, Asper musste sogar die Baracke verlassen und er wusste immer noch nicht was los war. Endlich setzte sich Scato ihm gegenüber, allerdings so, als wäre er der meterlange Bandwurm. Und dann schlug ihm Scato einen Grund um die Ohren, mit dem er nie gerechnet hätte. Gut, er selbst kannte seine Gefühls- und Gedankenwelt. Scato konnte sich nur auf das verlassen, was er hörte und gezeigt bekam. Normalerweise hätte Lurco über so eine Anschuldigung gelacht, aber Scato war nicht nach Lachen zumute, er meinte es ernst. Gewaltig ernst, so wie er dort grimmig saß. Lurco breitete die Hände aus, als Zeichen des Friedens.


    "Karten auf den Tisch? In Ordnung Scato. Die junge Dame war Viris Kundin, sie war erstklassig geschminkt, sie sah gut aus, sie roch gut und all das war Viris Werk. Sie suchte Bestätigung und ich gab sie ihr. Warum? Sie war freundlich, sie war Viris Kundin und ich tat ihm und ihr einen Gefallen. Und ich hätte damit auch Dir einen Gefallen erwiesen, denn für Werbung lässt Viri was springen. Von Extrabehandlung bis zum Preisnachlass beim Parfüm.


    Falls Du mich fragst, ob ich die junge Frau anziehend fand, lautet die Antwort NEIN.
    Keine Frau ist mein Beuteschema, ich stehe auf Männer. Mein Ex Viri hat optisch auch nichts mit ihr gemein.


    Zudem sagte ich auch, trotz aller Komplimente, dass ich mit meinem Beruf verheiratet bin. Ich kann ja schlecht herausrufen, dass mir Kerle lieber sind und mein Ehemaliger steht sogar hinter dem Verkaufstresen.


    Du bist mein Kerl und sollte ich jemanden benennen bei dem ich in Versuchung geraten könnte, wäre das Ramnus. Trotzdem gleich wie er aussieht, ich liebe Dich und wir sind ein Paar. Falls wir das noch sind und Du mir glaubst", antwortete Lurco ernsthaft.

    "Salve Ihr beiden", grüßte Lurco freundlich, ehe er sich an Scato wandte.
    "Was war vorhin los mit Dir? Du bist einfach abgerauscht und keiner wusste weshalb. Also was war los?", hakte Lurco nach.

    Einige Stunden später nachdem Lurco das Geschäft zum duften Viri und die Märkte verlassen und seine Runde gedreht hatte, kam auch er in die Baracke VII zurück. Niemand war anwesend, allen voran nicht Scato. Dann musste die Klärung bis zum Abend warten. Lurco machte sich am Herd etwas zu essen und setzte sich danach mit einer großen Portion Puls, Brot und Käse an den Tisch um es sich schmecken zu lassen. Dabei setzte er sich so, dass er ihr Wandgemälde betrachten konnte. Es war noch nicht ganz fertig, sah aber schon sehr gut aus.


    Nachdem er gegessen hatte, würfelte Lurco aus Langeweile einige Runden gegen sich selbst. Das so der Gewinner von vornherein feststand war klar. Es ging nur um den Zeitvertreib und den Rechenspass. Nachdem ihm auch das zu langweilig geworden war widmete er sich der Pflege seiner Waffen und sonstigen Ausrüstung.

    Lurco klopfte, aber da niemand antwortete betrat er vorsichtig das Officium seines Optio. Cerretanus hielt sein Officium offen, so dass man ihn jederzeit eine Nachricht hinterlassen konnte. Lurco legte die Wachstafel auf dessen Schreibtisch.


    Salve Cerretanus, nur zur Information - der Sklave Eures Hauses Tiberios befindet sich zur Vernehmung bei unserem Centurio Maro. Nicht dass er in Eurem Hause vermisst wird. Er wurde vorgeladen. Vale Lurco.


    Nachdem er die Wachstafel abgelegt hatte, machte sich Lurco auf den Weg in die Stadt, um sich etwas zu Essen zu kaufen und dann einen Wachgang zu schieben.