Beiträge von Manius Purgitius Lurco

    Lurco blieb neben Scato stehen und bewunderte die beiden Rösser. Als Scato ihn aufforderte, sich eines der Pferde auszusuchen, hätte Lurco sein Stöckchen am liebsten umarmt. So beschränkte er sich auf ein Knuffen, als er zu dem Braunen trat und dem Pferd in einer liebevollen Geste die Mähne aus dem Gesicht strich. Sanft streichelte er das Tier und schwang sich mit einem kleinen Sprung in den Sattel.


    "Das ist die beste Überraschung, die ich je bekommen habe. Mit allem hätte ich gerechnet, aber nicht mit einem Ausflug zu Pferd. Wohin reiten wir?", fragte Lurco aufgekratzt und tätschelte seinem Pferd den Hals, als müsste er sich vergewissern, ob es wirklich real war.

    Lurco nickte seinen Kameraden zum Abschied zu.
    "Ihr habt Scato gehört, wir sehen uns. Macht uns keine Schande", lachte er gut gelaunt und folgte seinem Kumpel hinaus nach draußen und hinein in den Urlaub.

    Lurco löffelte gut gelaunt den süßen Frühstückspuls, als Scato verkündete sie mussten früh los und ihm zwei Wachstafel herüber schob. Neugierig öffnete Lurco die Tafeln und las. Urlaub! Ein breites Grinsen teilte sein Gesicht.


    "Genial Scato, hast Du Dir schon was überlegt? Wobei natürlich hast Du das, Du hast ja auch das hier geplant", freute sich Lurco und wedelte mit den Wachstafeln.
    "Was steht den dort Geheimes drin?", wollte Pullis direkt wissen.


    "Tja wenn ich es jedem sage, ist es nicht mehr geheim", lachte Luro und Pullus zog gespielt eine Flunsch.
    "Du hast kein Vertrauen zu mir Luro", klagte Pullus seinen Barackenbruder an.
    "Das kommt Dir nur so vor", gab Lurco unbekümmert zurück und musterte die Sonnenuhr um Scatos Hals.


    Zweifellos hatte sie ihm schon am Verkaufsstand gefallen aber so schön wie jetzt hatte Lurco sie nicht in Erinnerung. Vermutlich da sie jetzt um Scatos Hals hing, hatte sie eine ganz andere Wirkung. Er hatte das Versöhnungsgeschenk angenommen. Lurco schaute lieber etwas tiefer in den Puls und aß den Rest geschwind auf, um sich dann anzuziehen. Tunika, Sandalen und Bewaffnung. Die durften sie schließlich immer tragen. Danach kämmte er sich und packte gut gelaunt zwei Verpflegungsnetze für unterwegs.


    Die Urlaubstafeln steckte er zu ihrem Proviant und hockte sich abmarschbereit zurück an den Tisch.


    "Wann immer Du soweit bist Scato", sagte Lurco und wartete auf seinen Kumpel, bis dieser sein Frühstück verdrückt hatte. Dabei saß er wie auf glühenden Kohlen vor Neugier und Freude.

    Der Duft von frischgekochtem, süßen Puls kitzelte seine Nase und weckte Lurco auf äußerst angenehme Weise. Wohlig streckte er sich wie eine Katze, gähnte und rollte sich langsam aus dem Bett. Mit den Händen fuhr sich Lurco durch die Haare und betrachtete gut gelaunt den gedeckten Tisch.


    Scato hatte für sie gekocht und legte gerade den letzten Löffel hin, als er ihnen einen guten Morgen wünschte. Lurco trabte zum Tisch und hockte sich vor seine Schale frischen, dampfenden Puls. Bevor er sich setzte, tippte er auf Scatos Anhänger.


    "Dir auch einen guten Morgen Scato. Danke für den süßen Puls", freute sich Lurco und genoss den ersten Löffel mit blendender Laune.

    Lurco war in Reih und Glied den anderen gefolgt, so wie es sich gehörte. Auf dem Exerzierplatz angekommen, stellte ihr Optio klar, dass es sich um eine Übung handelte. Lurco atmete erleichtert auf. Die Übung nahm er ernst, vor allem da sie mitten in der Nacht stattfand und man kaum etwas sah. Dennoch war er froh, dass nicht mitten in der Nacht irgendeine Katastrophe losgebrochen war. Und falls doch, hätte er auch nichts daran ändern können. Die Übung von Cerretanus würde sie auf eine solche Situation vorbereiten.


    Lurco unterdrückte den Drang zu Gähnen und versuchte angestrengt etwas in der Dunkelheit zu erkennen. Die verteilten Fackeln warfen nur ein spärliches Licht. Besser als nichts, denn wer sich in Rom auskannte wusste, dass die Straßen und besonders die schmalen Gassen nachts in tiefster Finsternis lagen. Dagegen war diese Beleuchtung gerade zu Luxus.


    Als der Optio geradezu bedrohlich fragte, ob sie etwas anderes vorhatten, sagte keiner ein Wort außer Scato.


    "Bereit", pflichtete auch Lurco und rief sich die Erklärung von Cerretanus ins Gedächtnis.


    Ihr Optio hatte Recht, sie mussten jederzeit Einsatzbereit und konzentriert sein. Heute war der erste Schritt auf dem Weg dorthin. Lurco wappnete sich innerlich und machte sich bereit.

    "Stimmt unser Wolfsbruder war hier, aber wo er abgeblieben ist, weiß ich leider auch nicht. Wir werden uns schon allein zu vergnügen wissen Scato, auf gehts. Einige Cervisia könnte ich auch vertragen und einen Happen zu essen. Wir müssen zusehen, dass unsere Taberna eröffnet wird. Aber bis dahin tut es auch der Esel", antwortete Lurco, packte Scato von hinten an den Schultern und schob ihn in Richtung des blinden Esels.

    Lurco gesellte sich zu seinem Kumpel und folgte dessem Blick.
    "Nach wem oder was hältst Du Ausschau Scato?", fragte Lurco neugierig um seinen Freund bei der Suche zu unterstützen. Dabei stand er so dicht neben Scato, dass dieser seine Körperwärme spürte und umgekehrt.

    Gerade noch hielt Gnaeus Nasidius Verax ihr aller Anführer eine flammende Rede was seinen Nachfolger betraf. Jenen den das Schicksal nun auserwählen würde, wäre der nächste Anführer der Luperci. Er wäre der weltliche Vertreter ihres Gottes, zeitgleich Oberhaupt ihres Rudels und dies war keine kleine Aufgabe. Götter und Menschen musste er zusammenhalten. Aber ihr alter Anführer gemahnte sich auch alle, sich wie ein Rudel zu verhalten. Sie waren die Wölfe und nur in der Gemeinschaft waren sie stark.


    Auch wenn Lurco dem Löwen vor allen anderen Tieren den Vorzug gab, so liebte er dennoch den Wolf und auch die zahme Variante den Hund. Denn auch der Löwe, der die Gerechtigkeit selbst in der Arena repräsentierte war in der Natur im Rudel unterwegs. Auch er wusste, dass man durch Zusammenhalt wesentlich mehr erreichen konnte, als im Alleingang.


    Und hatte Rom nicht selbst so über jeden Barbaren triumpfiert? Die Einigkeit und die außergewöhnlichen Fähigkeiten ihrer Armee waren es, die Rom zur Weltmacht erhoben hatten. Und dies unter einem denkenden und lenkenden Geist, dem des Kaisers.


    Hier bei den Luperci war die Wahl nicht ganz so dimensional, aber es ging um das Gleiche, die Führung ihres religiösen Ordens. Lurco war hin und her gerissen zwischen dem was vor ihnen lag. Was würde geschehen, falls das Los auf ihn fiel? Nun dann würde er die Aufgabe annehmen und sich der Herausforderung stellen, so gut er konnte. Nur war seine Erfahrung in dem Bereich verschwindend gering.


    Und dann von Gaius Iulius Caesoninus der Ausruf!


    Caesoninus hatte das Los gezogen! Wenn es einer verdient hatte, dann er. Er hatte sie damals bei den Luperci aufgenommen, war ein freundlicher und umgänglicher Bursche und er hatte einiges auf dem Kasten. Die Götter wussten schon, weshalb sie ihn erwählt hatten. Lurco freute sich aufrichtig für ihn.


    "Meinen Glückwunsch Bruder Caesoninus, zum Amt unseres neuen Leitwolfs", beglückwünschte er ihren neuen Anführer herzlich.

    Die Nacht war lau, das Gespräch am Abend war gut verlaufen und bald würden sie die Spur des Topfes aufnehmen. Lurco hatte sich wie alle anderen hingelegt und es sich gemütlich gemacht. Einer nach dem anderen waren sie eingeschlafen und Lurco lauschte auf den ruhigen Atem der Kameraden, so dass er ebenfalls ins Reich der Träume glitt.


    Gefühlt keinen Atemzug später wurde es laut, wie im Reflex wollte er aufspringen, als jemand an seinem Bein zerrte und ihn zu Boden beförderte. Gerade wollte er Pullus für seine dämlichen Scherze zur Schnecke machen, als er ihren Optio erkannte. Lurco rieb sich die Augen, irgendwas musste los sein und das mitten in der Nacht!


    Abmarschbereit in 10 Minuten? Das mussten sie schaffen. Was war nur los? Brannte es? Falls ja, Lurco dämmerte es gerade, welcher Laden vermutlich jetzt in Flammen stand. Der des Magus in der Subura. Lurco drängelte sich an den Kollegen und dem Optio so vorsichtig es ging vorbei, um sich schnellstmöglich in seine Ausrüstung zu werfen.


    Dem Wandbild schenkte Cerretanus keine Beachtung, sehr gut, sonst wären ihm da einigen Ähnlichkeiten aufgefallen. Aber bei dem Ernst der Lage spielte soetwas eh keine Rolle und falls doch, konnte man das schließlich auch als Kompliment werten.


    Ob er tatsächlich 10 Minuten benötigt hatte, wusste Lurco nicht, aber gut gerüstet und mit wirren Haar stand er vor der Baracke und war einsatzbereit. Vor der Baracke wartete schon Cerretanus mit den Händen auf dem Rücken. Lurco fragte sich, wie der Mann nur so schnell sein konnte und das um die Zeit.

    Lurco lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und beobachtete die Gruppe, während er kurz abwartete, bevor er Scato antwortete.


    "Genau dass kann ich Dir nicht sagen Scato. Das was ich getestet habe, ist Gold laut der Scherbe. Es könnte sich also um eine Goldauflage handeln, oder der gesamte Topf ist aus purem Gold. Kurzum, das was Du an der Scherbe reibst, wird getestet und das ist die äußere Schicht. Wollten wir auf diese Weise testen, ob der Topf aus purem Gold ist, müssten wir ihn zerstören und zig Teile von ihm an der Scherbe testen. Aber weder wollen wir den Topf grundlos vernichten, noch können wir ihn richtig testen.


    Deshalb einen Schritt nach dem anderen Leute. Was wir benötigen ist jemanden, der sich mit Wissenschaft und Berechnungen auskennt. Sprich wenn ein Messingtopf in der gleichen Größe das wiegt, was wiegt ein Topf mit Goldüberzug und was wiegt ein massiver Topf? Es muss eine Möglichkeit geben, so etwas herauszufinden ohne das Stück dass man untersucht zu zerstören.


    Wir brauchen einen wissenschaftlichen Kopf!
    Wir benötigen einen Griechen!


    Erst nach dessem Urteil aus was der Topf komplett besteht, können wir entscheiden ob wir ihn als Topf behalten, oder ob wir ihn einschmelzen lassen. Wobei wenn wir ehrlich sind, können wir nicht einmal das.


    Solange wir nicht wissen, woher das Gold stammt und wer es möglicherweise mit allen Mitteln zurückhaben möchte, sollten wir uns hüten den Topf zu vernichten und einzuschmelzen. Es sind schon Leute für weniger aufgeknüpft und mit durchgeschnittener Kehle in der Gosse zurückgelassen worden. Am Ende sind wir durch den Topf nur reicher an Erfahrungen, die wir besser nicht gemacht hätten.


    Also erst ermitteln und dann freuen. Wir können den Bären nicht schlachten, den wir noch nicht erlegt haben. Vor allem dann nicht, wenn wir nicht mal wissen ob es ein Bär ist.


    Scato denkst Du das Gleiche wie ich?
    Wir müssen mit Tiberios sprechen. Vielleicht hat er eine Möglichkeit herauszufinden, woraus der Topf besteht. Wir sagen ihm gar nichts. Wir möchten aus seinem Mund hören, aus welchem Material der Topf gefertigt wurde. Ob er aus reinem Material besteht oder aus verschiedenen Metallen. Ich denke er wäre da unser erster Ansprechpartner.


    Zeitgleich sollte jemand von uns nach dem Händler schauen. Dich würde der Händler möglicherweise wiedererkennen Scato. Drum schlage ich vor, dass Asper und Rammy zu dem Händler gehen und so tun, als wollten sie einen neuen Topf erwerben. Sie sind kritische Kunden, die wissen möchten woher die Ware stammt und wie sie verarbeitet wurde. So ein Topf soll schließlich eine Weile halten.


    Einige Tage und zig Kunden später, erkundigen wir uns dann nach den Töpfen. Falls er Dich wieder erkennt, warst Du mit dem ersten so zufrieden, dass Du gleich noch einen weiteren kaufen möchtest. Dann erkundigen wir uns, woher er diese wirklich schöne Qualitätsware bekommt.


    Eines ist wichtig, wir dürfen weder über- noch untertreiben. Beschreibt man die Ware als Mist, wird sich der Händler fragen, weshalb wir dann überhaupt an seiner Ware interessiert sind. Loben wir die Ware zu sehr, wird er sich vorgeführt fühlen oder denkt es ist etwas im Busch. Wir müssen also Fingerspitzengefühl beweisen.


    Und falls jetzt der Einwand kommt, da schickst Du Rammy... genau deshalb schicke ich in der ersten Runde Rammy! Ramnus hat sich für den Erhalt des Topfes ausgesprochen. Also wird er für seinen goldenen Freund der Kochstelle die Verhandlung so führen, dass der Topf garantiert nicht in Gefahr gerät. Ach übrigens, Ihr selbst bitte auch nicht.


    Sollte der Topf tatsächlich aus massiven Gold sein, müssen wir herausfinden woher es stammt. Sollte er nur goldbeschichtet sein, dann erfreuen wir uns einfach an unserem außergewöhnlichen Kochtopf aus dem das Essen doppelt gut schmeckt.


    Ich würde vorschlagen, wir machen uns direkt auf den Weg um Tiberios aufzusuchen. Oder hat einer von Euch eine bessere Idee?", fragte Lurco in die Runde.

    Lurco hörte seinen Leuten zu und deutete auf die Scherbe.


    "Diese Scherbe wird uns verraten woraus der Topf gemacht ist. Und Ramnus, der Topf kann davon nicht kaputt gehen. Falls doch, frage ich mich woraus er ist. Für die Scherbe habe ich nichts zertrümmert Scato, ich habe sie vom Müll. Unsere Scherbe war mal eine Amphore. Von daher sei unbesorgt, niemand kam zu Schaden", antwortete Lurco und nahm den Topf an sich.


    "Die Stunde der Wahrheit Brüder", sagte er geheimnisvoll wie verschwörerisch und rieb den Topfboden an der Scherbe. Es knarzte grausig, aber dann war es auch schon vorbei. Lurco reichte Rammy den Topf zum Auslecken und beugte sich tief über die behandelte Scherbe. Dabei musterte er sie so stechend, wie einen potentiellen Feind. Lurco nickte langsam und hielt jedem einzelnen der Barackenbrüder die Scherbe unter die Nase, damit jeder den gelben Strich sah.


    "GOLD!", sagte er triumphierend.

    Asper war allem Augenschein nach völlig unverletzt, aber Scato ließ nicht locker. Lurco musste sich ein Grinsen verkneifen.


    "Asper wann bekommt man schon mal eine Vorsorgeuntersuchung? Scato möchte nur sicher gehen, dass Dir nichts passiert ist. Lass ihn seines zukünftigen Amtes walten. Je mehr Ausreden Du auftischt, je weniger wird er Dir glauben. Und was kann schon passieren? Du hörst vielleicht dass Du kerngesund bist. Scato ist Dein Barackenbruder, da musst Du Opfer bringen. Eines Tages kann er dafür unser aller Leben retten. Also sei nicht so", sagte Lurco versöhnlich.

    "Wenn es danach geht, hat Rammy doch niemals aufgegessen. Versalzen kann Tarpa nicht gewesen sein, vorhin wolltet Ihr alle noch Garum. Zudem reinigt Dreck doch den Magen oder nicht? Ich halte besser den Mund ehe ich selbst noch Dreck fressen muss für meinen Kommentar. Vergesst was ich gesagt habe.


    Hüte meinen Puls Scato, ich besorge eine Scherbe und bin gleich wieder zurück. Sonst esst Ihr alle noch so langsam, dass wir gleich Cena essen können", sagte Lurco gut gelaunt und stellte Scato seine Schale Puls vor die Nase.


    Lurco stand auf, knuffte Scato kurz und verließ seine Kameraden samt Baracke. Es dauerte eine ganze Weile ehe Lurco wieder zurückkehrte. Grinsend hielt er eine große Keramikscherbe hoch, wie eine erbeutete Trophäe. Damit setzte er sich an den Tisch und legte die Scherbe demonstrativ vor sich ab.


    "Ist der Topf leer? Die Scherbe und ich sind bereit für den ersten Test", sagte Lurco gut gelaunt. Er war neugierig, was ihnen die Scherbe verraten würde.

    Lurco machte es sich am Beckenrand gemütlich, so dass er Caesoninus bequem zuhören konnte.


    "Das ein Politiker auch das Heer kennenlernen muss, hat nur Vorteile in meinen Augen. Du weißt nicht, mit welchen Aufgaben Du Dich später auseinandersetzen musst. Militärische Aktionen können genauso gut dazugehören, werden sie sogar aller Wahrscheinlichkeit nach. Und in dem Fall bist Du dann mit dem Heer, seinem inneren Aufbau und auch seinem gesamten Ablauf vertraut. Du weißt also wovon Du sprichst, sobald Du einen Befehl erteilst. Die Vorbereitung Deinerseits war eine gute Idee.


    Oh ja, ich kenne Centurio Maro. Sogar mehr als das, Maro war mein Ausbilder. Ein anständiger und vor allem geradliniger Mann. Als Dankeschön für unsere bestandene Ausbildung haben wir ihm einen großen Käse geschenkt, auf dem wir alle unterschrieben haben. Die Ausbildung war hart, keine Frage aber unser Beruf ist es auch und Maro hat uns bestmöglich darauf vorbereitet. Falls Du möchtest, grüße ich ihn von Dir.


    Tja die Barbaren Caesoninus, wenn sie sich ihre Löcher betrachten und unsere Städte dann sollten sie sich eigentlich freiwillig uns anschließen. Die meisten von denen haben den Dreck nicht in der Kanalisation, sondern leben drin.


    Möglich dass es Dich wie Deine Kollegen nach Germanien verschlägt, Du kannst aber auch an einen völlig anderen Ort kommen. Das wäre besser für Dich glaube mir. Wo schon jeder war Caesoninus kannst Du weder Deine Fußspuren, noch Eindruck hinterlassen. Du musst Wege gehen, die noch keiner ging. Dir ist das möglich.


    Welche Voraussetzungen muss man denn mitbringen, um in die Politik zu gehen? Wie ist der Werdegang?", fragte Lurco neugierig.

    Sie erreichten das Barrackenende und stellten die Schilder ab. Dannach stellten sie sich in zwei Linien hintereinander auf und hörten ihrem Optio aufmerksam zu. Cerretanus lobte ihre Arbeit und fügte an was zu verbessern war. An der Kondition konnten sie wirklich arbeiten. Schwach war keiner von ihnen auf der Brust, aber in so enger Formation zu laufen und dabei die Schilder exakt zu halten, beanspruchte den ganzen Körper mehr als so mancher glauben mochte. Es sah leichter aus, als es tatsächlich war. Aber so war es schließlich mit vielen Dingen. Besser hier zeigten sich ihre Schwachstellen, als draußen im ernsten Einsatz. Dort würde es keine Chance geben, das Versäumte nachzuholen. Versagt, war versagt und konnte die schlimmsten Folgen haben für die Kameraden oder einen selbst.


    Direkt morgens nach dem Appell sollten sie sich auf dem Übungsplatz einfinden. Was dort geboten werden würde, würde sich noch zeigen. Jedenfalls verkündete dies ihr Optio. Und er befahl, dass sie die Finger vom Alkohol lassen sollten. Nun ganz mussten sie nicht verzichten, dass hatte Cerretanus nicht verlangt, sie sollten ihre Sauferei in Grenzen halten. Recht hatte der Mann. Allerdings mussten sie sich dann für ihr "Ausnüchtern" eine andere Ausrede einfallen lassen. Wobei dass mussten sie gar nicht, sie schauten einfach einmal am Tag in ihrer Taberna nach ob alles in Ordnung war. Dafür benötigten sie keinen Wein.

    Lurco war über den Markt geschlendert und hatte sich alles mögliche angeschaut. Von den Bergen von Gewürzen, die zu bunten Spitzkegeln aufgehäuft waren, bis hin zu den Tieren die als Schlachtvieh angeboten wurden. In Rom gab es nichts, was es nicht gab.


    Er schaute einem Moment einen Handwerker zu, der mit geübten Handgriffen einen Topf in Form schlug, ehe er weiterging und an einem Stand mit Garum vorbeischlenderte. Die Geräusche und Gerüche waren so aufdringlich wie das Gedränge. Zu ihm als Urbaner hielt man trotzdem etwas Abstand. Dies lag einerseits an seinem Beruf und andererseits an seinen Sandalen. Jene der Urbaner und Legionäre waren mit Nägel unter den Sohlen versehen um besseren Halt zu finden. Sollte er jemanden damit auf die Füße latschen, war das schon etwas anderes als eine reine Ledersohle.


    Ein weiterer Stand kam in Sicht, ein Stand für Zeitmesser! Lurco war begeistert und trat näher heran. So etwas war nicht alltäglich und er nahm eine der Scheiben zur Hand. Er betrachtete sie genau, während der Verkäufer so freundlich und so falsch lächelte wie es nur Verkäufer konnten.


    "Was Du dort in Händen hältst, ist eine Reisesonnenuhr. Ein ganz besonderes Exemplar. Die Uhr kann auf Breitengrade eingestellt werden. Auf der Rückseite sind Orte und auch Provinzen mit ihren Breitengraden eingraviert.


    Die Reisesonnenuhr besteht aus zwei Scheiben, die kleinere obere Scheibe mit dem der eigentlichen Sonnenuhr und dem Schattenwerfer ist drehbar. Sie ist in die größere Scheibe eingelassen ist. Man trägt sie um den Hals mit einem Lederband. Das gibt es selbstverständlich dazu", erklärte der Verkäufer geflissentlich.


    Nach einer langen Verhandlung, an deren Ende beide der Auffassung waren der Gewinner zu sein, zog Lurco mit der Reisesonnenuhr glücklich von dannen und machte sich umgehend auf den Weg nach Hause. In der Casa Leonis angekommen, ging er schnurstracks nachdem er hineingelassen worden war ins Schlafzimmer. Die Sonnenuhr legte er auf das Bett und zückte eine seiner Wachstafeln.


    "Für meinen Sonnenschein eine Sonnenuhr.
    Mach es wie die Sonnenuhr, zähl die schönen Stunden nur.
    Dein Lurco",
    schrieb er und legte die Tafel dazu.


    Nachdem er das Geschenk für Scato palziert hatte, macht er sich wieder auf den Weg zur Castra.



    Link Reisesonnenuhr:
    https://www.replik-shop.de/ima…s/popup_images/1343_0.jpg

    Lurco schüttelte seinem Luperci-Kameraden die Hand.


    "Schön Dich erneut kennenzulernen oder besser kennenzulernen Caesoninus. Richtig, von der Gens Purgitia. Meine Aufnahme war die schnellste die Du erlebt hast und Du hast erst zwei Aufnahmen erlebt? Du bist echt gut, aber was soll ich sagen? Einer von zweien muss ja der Schnellere sein. Nur Spaß.


    Deine Vita hat es in sich Caesoninus, meine Hochachtung. Tribun? Dann kenne ich bald einen waschechten Tribun persönlich. Ich bin Miles bei den Cohortes Urbanae und ich hatte vor eine Spezialausbildung einzuschlagen. Schmied wäre mein Wunsch. Eigentlich hatte ich ursprünglich vor der Reiterei beizutreten, aber dafür hätte ich die Urbaner verlassen müssen. Das wollte ich nicht, ich habe mich nicht grundlos bei ihnen eingeschrieben.


    Mal sehen wie weit ich es auf der Karriereleiter bringe, bis jetzt habe ich nur zielsicher jedes Fettnäpfchen gefunden.


    Für mich war es der erste Lauf der Luperci und er hat mich wirklich fasziniert und mitgerissen. Ich bin gemeinsam mit meinem besten Freund Scato gelaufen, er hat mir die Luperci näher gebracht. Die erste Frau die ich segnete lief ein Stück neben mir her und verschwand dann in der Menge. Sie flehte um den Segen, also griff ich zu, zog sie aus dem Pulk und segnete sie. Das war an der ersten Station. Asinia Indaletia ist ihr Name. Ich bin der Guten später noch öfter begegnet und der Segen war ein voller Erfolg", erklärte Lurco gut gelaunt.


    Auch wenn sein Segen tatkräftig von dem Segen von Tarpa unterstützt worden war, Asinia hatte nun endlich das lange ersehnte Kind. Tarpa hingegen hatte Probleme, aber das war ein anderes Thema. Ein Thema das nur unter Brackenbrüdern besprochen wurde.


    "Scato war schneller zu Fuß als ich, so schmächtig er ist, der Bursche kann rennen wie kein zweiter. Die nächste Station war der Circus Maximus. Ein junger Bursche tauchte unmittelbar lachend vor mir auf und erhob seine Hände als wollte er mich ausbremsen. Die Herausforderung habe ich angenommen. Ich täuschte nach links an, zog rechts an dem jungen Kerl vorbei und verpasste ihm dabei die Segnung. Einen Augenblick später segnete ich auch meinen Kumpel Scato. Göttlicher Segen schadet nie und er hat ihn sich verdient.


    Ein ganz besonderer Gast unseres Laufen war auf dem Forum Romanum ein Mitglied der kaiserlichen Familie und zwar Caesar Aquilius Bala. Das fand ich sehr beeindruckend, einen so hohen Gast unter den Zuschauern zu haben.


    Am Kolosseum wurde mir von einem Händler ein Getränk in die Hand gedrückt und weißt Du was er mir angedreht hat? Heißen Wein! Das merkte ich leider zu spät, da ich durstig wie ich war, das Getränk auf Ex heruntergekippt hatte. Das Zeug das er mir verabreicht hatte, war derart stark, dass sogar die Mauern des Kolosseum windschief ausgesehen haben. Der Mann am zweiten Getränkestand half mir mit Wasser aus und ich verpasste ihm als Dank eine Segnung.


    Auf der nächsten Etappe haben wir einen Bekannten von Scato gesegnet. Eine Patricierin bot ich den Segen an, ohne ihr Einverständnis wollte ich die Frau nicht segnen. Ganz ehrlich?


    Es stand auch zu viel auf dem Spiel, denn auch wenn dies der Lauf des göttlichen Faunus und ich einer desssen Läufer war, so war ich immer noch der weltliche Lurco an der Seite meines Kumpels Scato. Und für uns beide wollte ich uns keinen unnötigen Ärger einhandeln. Wir hatten gerade erst unsere Ausbildung als Urbaner begonnen. Zudem ganz nebenbei hatte so der letzte Läufer auch noch die Chance, eine höhergestellte Persönlichkeit zu segnen. Der Segen musste ja nicht von Scato der mir verteilt werden.


    Das sind so die markanten Personen, die ich mir von meinem Lauf gemerkt habe. Es war ein erstaunliches Ereignis, wie viele Zuschauer sich eingefunden hatten. Ich hoffe nächstes Jahr sind wir wieder dabei und werden für den Lauf auserwählt.


    Erzähl mir von Deinen Ambitionen zum Tribun, ich bin neugierig", bat Lurco.

    Lurco löffelte seinen Puls und rieb seinen Fuß genüsslich an dem von Scato.


    "Würdest Du den Händler wiederfinden? Wir müssen doch auch irgendwo in der Castra eine Keramikscherbe auftreiben können. Ansonsten es gibt einen ganzen Berg voller Scherben in Rom, den Monte Testaccio. Die Scherben stammen von zerbrochenen Amphoren und anderen Gefäßen, mit denen Getreide, Öl und Wein über den Tiber ins nach Rom transportiert wurde. Falls wir hier keine Scherbe finden sollen, dort garantiert. Wir zerstören keine unserer Merkwürdigkeiten.


    Das Gold könnte geraubt sein, Hehlerware wäre ebenso möglich, oder es kann sich sogar um einen Fund handeln. Es könnte sogar dem tatsächlichen Besitzer weiterhin gehört haben. Woher es letztendlich stammt, darüber können wir im Moment nur spekulieren. Eines wissen wir sicher, falls es Gold ist, jemand hat sich Mühe gegeben es in einem Alltagsgegenstand zu verstecken. Kurzum gleich wie diese Person an das Gold kam, er wollte es verstecken. Bei den ersten Möglichkeiten um es nicht wieder abgeben zu müssen. Bei der letzten Möglichkeit, sprich die des rechtmäßigen Besitzers, deshalb um es als Notreserve zu verwahren. Es gibt auch Leute die vergraben ihr Gold oder verstecken es auf sonst sehr seltsame Weise.


    Wir können das Pferd nur von hinten herum aufzäumen. Sprich wir müssen die einzelnen Glieder der Kette rückwärts abarbeiten, um an den Anfang zu gelangen.


    Zuerst ist der Topf aus Gold? Falls ja, müssen wir den Verkäufer verhören - woher stammt der Topf?Wissen wir wer ihn schmiedete, verhören wir den Schmied.Für wen wurde der Topf geschmiedet?Sind wir dann schon bei dem tatsächlichen Auftraggeber? Oder gab es einen Mittelsmann?


    Ich denke von unserem jetzigen Standpunkt aus, bis dem Punkt wo der Topf seinen Ursprung nahm, haben wir weit mehr Stationen die wir abarbeiten müssen, als den Händler und den Schmied. Das wäre zu einfach und dass passt nicht zu diesem Fall. Denn es war auch nicht einfach Gold in Topfform zu verstecken.


    Wir könnten den Händler fragen, woher er generell seine Ware erhält. Hat er nur einen Zulieferer oder wird er von vielen beliefert? Sind es mehrere klappern wir die Zulieferer in Zweiergruppen ab. Wir wissen nicht, was uns erwartet, oder wo wir da wirklich rumstochern. Dem Unbekannten sollte man nie allein begegnen, Rückendeckung ist das Minimum.


    Ich schmecke im Puls die Liebe zum Kochen, aber die Idee mit dem Weißwein ist auch nicht schlecht. Schmeckt wirklich super, Fleisch im Puls haben wir auch nicht jeden Tag. Heute haben wir ja regelrecht die Luxusvariante vom Puls", warf Lurco ein.

    "Du kennst uns doch, wir benehmen uns unauffällig. Auf eine Runde Posca oder Wein, kann ich Euch immer einladen. Oder wie Scato sich wünschte, Cervicia. Möchtest Du Dich uns nicht anschließen?", fragte Lurco und freute sich über den Feierabend.

    Gerade als Lurco entspannt im Wasser döste, wurde er an angesprochen. Erfreut blickte er in das Gesicht eines anderen Luperci.


    "Salve, richtig ich bin ebenfalls ein Luperci. Schön Dich zu sehen, ich bin Lurco. Wir haben uns doch bei der Aufnahme bei den Luperci kennengelernt. Und Du bist doch auch den Lauf mitgelaufen oder nicht? An welcher Stelle hast Du es ins Ziel geschafft? Du hast keine Ahnung davon, was ich alles für Leute gesegnet habe. Sag mir bitte nochmal Deinen Namen und mach es Dir hier gemütlich", bot Lurco freundlich an.