Ich schließe mich Scato an, ich habe zwar einen Rom liebenden Römer aber keine ID in Germania. Falls es Dich mal nach Rom verschlägt oder uns als CUler nach Germania können wir gerne eine Runde diskutieren
Ansonsten lese ich gerne gespannt mit
Ich schließe mich Scato an, ich habe zwar einen Rom liebenden Römer aber keine ID in Germania. Falls es Dich mal nach Rom verschlägt oder uns als CUler nach Germania können wir gerne eine Runde diskutieren
Ansonsten lese ich gerne gespannt mit
Lurco hatte mit Erstaunen zugehört, Gnaeus Nasidius Verax verließ Rom und die Luperci. Heute war der Tag, an dem die Nachfolge bestimmt werden sollte. Das Los sollte darüber entscheiden, wer zukünftig die Geschicke des Ordens lenkte. Die Nachricht kam überraschend und völlig unerwartet. Er hatte mit einem Ritual, einem Fest oder eine Absprache zu zukünftigen Ereignissen gerechnet. Damit allerdings nicht.
Heute wurde also der neue Magister Lupercorum bestimmt. Als Lurco an der Reihe war, zog er sein Los, schaute dem Magister in die Augen und wünschte ihm stumm alles Gute und für die Zukunft in der Legion Faunus Segen. Dann wartete er wie alle anderen stillschweigend, bis die Lose verteilt waren, um zu schauen wen das Los zum neuen Magister bestimmt hatte.
Lurco wurde unter all dem Dreck blass, bei dem was Kyriakos aussagte. Ihm war von dem Rauch und der Hitze bereits schlecht geworden, aber jetzt war ihm regelrecht speiübel. Der Sachverhalt bekam eine ganz neue Tragweite und bedrohte ihren Vorgesetzten!
"Verstehe, ich kann Dir dazu eines sagen Kyriakos, Du und mein Optio Ihr beide seid Opfer dieser Sklavin geworden. Deshalb muss ich Dich offiziell als Zeugen benennen. Ich fasse einmal für den Bericht an meinen Vorgesetzten zusammen.
Bericht Brandstiftung Lupanar Ganymed für Optio Appius Furius Cerretanus:
Eireann war ohne Erlaubnis in Deinem Lupanar.
Eireann nahm Deine Dienst willig in Anspruch.
Eireann verletzte Dich bei der Ausübung Deiner Arbeit.
Eireann prellte Dich um Deinen Lohn.
Eireann drohte Dir mit Konsequenzen über ihren Herrn oder sich selbst über Gewaltanwendung.
Du hast versucht, Deinen Lohn bei Eireanns Herrn einzufordern - erfolgslos.
Einige Tage nach Deiner Heimkehr stand Dein Lupanar in Flammen.
Eireann verhielt sich sehr verdächtig, war weder geschockt noch überrascht von dem Brand.
Eireann sprach Dir eine Morddrohung aus, mit Hinweis dass Dein Lupanar bereits abgefackelt sei.
Eireann biss den behandelnden Medicus, Vermutung - Verschleierung des Lupanarbesuchs.
Persönliche Anmerkungen - Sachverhalt Brandstiftung:
Eireann beleidigte bereits unseren Kaiser, unsere Götter, Rom sowie unsere Lebensart.
Eireann drohte mir mit den Worten - “Du wirst für deine Worte in der Hölle schmoren. Mit glühenden Eisen sollst du gefoltert werden.“
Naheliegende Vermutung - Christin, die das sündige Lupanar nach Inanspruchnahme abfackelte.
Weitere Vermutung - Möglicherweise Brandanschlag auf die Castra der Cohortes geplant, Hintergrund Kaiser-, Götter- und Romfeindliche Gesinnung.
Anmerkung - Sklavin darf unter keinen Umständen behalten oder weiter verkauft werden. Es besteht Gefahr auf Leib und Leben unseres Optios, des eventuellen Käufers und jedes anderen römischen freien Bürgers.
Zusatzanmerkung - Der Besitz eines solchen Subjekts geht mit den von uns als Urbanern vertretenen Werten nicht konform
Zeugen:
Freier römischer Bürger, Cohortes Urbanae, Miles Sisenna Iunius Scato
Freier römischer Bürger, Cohortes Urbanae, Miles Manius Purgitius Lurco
Peregrinus, Geschädigter, Besitzer Lupanar Ganymed, Kyriakos", erklärte Lurco.
Er nickte Kyriakos knapp dankend zu und begab sich zurück zu Scato. Luco nahm Scatos Wachstafel an sich und begann ausführlich zu schreiben. Es dauerte eine ganze Weile, ehe er geendet hatte. Dann hatte er den so eben vorgetragenen Bericht verschriftlicht. Er hielt Scato den Bericht unter die Nase.
"Du hattest völlig Recht Scato, wir müssen unseren Optio informieren, ehe Schlimmeres geschieht", sagte Lurco matt und reichte Scato die Wachstafel, damit er all das in Erfahrung gebrachte selbst nachlesen konnte.
Lurco hörte Scato aufmerksam zu und seine Augen wurden immer größer.
"Sie hat bitte was? Mal langsam, dass was sie sagte lässt darauf schließen, dass sie von dem Brand wusste. Sie sagt dem Mann ins Gesicht, dass sein Laden abgebrannt ist und er der Nächste ist der Feuer fängt. Ihr Verhalten ist mehr als suspekt, deshalb werde ich mit Kyriakos reden und ihn befragen. Bitte entschuldige mich beim Optio, falls es etwas länger dauert. Sag ihm, es geht um ihn, seine persönliche Sicherheit und seine Karriere. Ich möchte ihm nichts Böses, ich versuche zu verhindern, dass dieses Sklavensubjekt unseren Optio samt seiner Existenz genauso einäschert wie die von Kyriakos!
Pass auf, ich fasse kurz mal die Fragen zusammen, falls unser Optio vor mir zurück ist.
Eireann war ohne Erlaubnis hier. Sie hat hier was getan? Das gilt es zu ermitteln.Es brach ein Brand aus, viele Personen sind schwerverletzt. Einige sogar tot. Eireann stört das nicht im Geringsten, sie bedroht sogar den Mann, dessen Existenz zerstört wurde.Eireann verhält sich sehr verdächtig, der Brand scheint sie nicht zu überraschen.Eireann biss den Medicus, weshalb? Welche Spuren trägt sie an sich? Die der Brandstifterin?
Wenn das zutrifft und dieses Subjekt die Brandstifterin ist, muss unser Optio sie sofort loswerden! Er darf sie allerdings auch nicht verkaufen! Stell Dir vor, sie zündet ihm das Haus an, er oder seine Familie kommen darin um! Oder sie zündelt im Haus des neuen Käufers und er oder dessen Familie stirbt. Man würde unserem Optio noch unterstellen, diese Sklavin bewusst verkauft und das Wissen um ihre Gefährlichkeit verschwiegen zu haben.
Vermutlich hätte sie sogar versucht über ihn in die Castra einzudringen.
Hätte ihn gebeten ihn begleiten zu dürfen. Endlich im Schutzzentrum der römischen Sicherheit und dann hätte in der Nacht die Castra gebrannt, Freunde, Kollegen, Kameraden wären gestorben!
So geht das nicht, ich meine ich hatte vielleicht einen schlechten Start mit unserem Optio. Und ich habe es sicher auch nicht gut rübergebracht, weshalb ich den Kauf von dieser Sklavin verhindern wollte. Mir ging es nicht darum unseren Optio je etwas zu wollen Scato, ich wollte einfach dass niemand weiteren Schaden durch dieses Sklavensubjekt erleidet.
Und jetzt? Stell Dir vor, all das fällt auf unseren Optio zurück. Ich gehe zu Kyriakos und werde ihn zu dem Vorfall befragen und bin so schnell wie möglich wieder da. Bitte den Optio für mich um etwas Geduld, es geht um ihn!", sagte Lurco und machte sich im Laufschritt sofort auf den Weg um Kyriakos aufzusuchen.
Lurco schaute sich um und entdeckte Kyriakos bei Python, den Mann den er glücklicherweise hatte aus den Flammen retten können. Nun war es an ihm, seinen Optio aus den Flammen von Eireann zu retten.
"Kyriakos! Ich habe dringende Fragen an Dich und die dulden keinen Aufschub. Herhören. Erstens - was hat die Sklavin Eireann hier bei Dir im Lupanar verloren?Zweitens - war sie mit oder ohne Erlaubnis ihres Herren hier?Dritttens - weshalb ist sie hier beim Brand vor Ort gewesen?Viertens - ich hörte durch einen Kollegen, Du wurdest von ihr bedroht, zuerst brannte Dein Laden, Du bist eventuell der Nächste?
Ich benötige hierzu sofort eine Aussage Kyriakos. Jetzt! Für meinen Optio, bedenke der Mann lässt alles was zwischen Euch gewesen ist ruhen. Also bitte ich Dich, er schonte Dich, antworte mir schnell und ehrlich, was sich hier zugetragen hat! Sonst gehen noch mehr Leben und Existenzen in Rauch auf", verlangte Lurco.
"Taktisch haben wir gelernt, dass es sehr schwer ist unter Bedrängnis die Formation der Schildkröte korrekt aufrecht zu erhalten. Entweder waren wir zu weit auseinander gezogen, oder zu eng zusammengepresst.
Faktisch haben wir gelernt, dass die Kollegen nur den Pöbel gespielt haben. Wie sieht ein Angriff dann erst mit der Wut der Verzweiflung aus? Wo uns dieser Angriff schon zugesetzt hat? Das sind die Fragen auf die wir vorbereitet sein müssen Optio, sprich auf die wir uns als Miles vorbereiten müssen durch mehr Training", antwortete Lurco nachdenklich.
Heute war wirklich nicht sein Tag, beinahe wäre er jetzt auch noch abgerückt ohne überhaupt abrücken zu sollen. Irgendwie war er durch den Wind, aber Dank Scato war nochmal alles gut gegangen. So stellte sich Lurco wieder neben seinen Kameraden und blinzelte kurz dankbar zurück.
Ihr Optio trabte zu einem der Vigils zurück. Sie alle, einschließlich Lurco hörten, was er dem Mann erklärte...
...Sie hatte nicht die Erlaubnis die Casa zu verlassen und dass sie nun hier ist ist purer Zufall. Und ja... dieser Mann hatte sie festgehalten und versuchte Geld von mir zu erpressen um ihre Freiheit zu gewährleisten.
Das ist aber nun hinsichtlich der Geschehnisse irrelevant. Der Mann ist bestraft genug. Und was die Sklavin angeht so wird sich sich nun damit abfinden müssen im Carcer der CU einige Zeit zu verbringen...
Lurco warf Scato einen vielsagenden Blick zu. Damit war erklärt, weshalb der Optio Kyriakos geschlagen hatte. Manches war doch anders, als es auf den ersten Blick aussah. Natürlich gab es andere Möglichkeiten, ihr Optio hätte den Rechtsweg einhalten und Kyriakos anzeigen können. Aber weder hatte das Kyriakos noch ihr Optio. Denn grundlos musste sicher auch der Besitzer des Ganymed nicht das Sklavensubjekt festhalten, dass stand fest.
Im Grunde waren beide Opfer des Fehlverhaltens dieser durchgeknallten Sklavin. Lurco hatte schon läufige Hündinnen gesehen, die mehr Würde und Verstand an den Tag legten.
Trotz aller Wut auf den Besitzer des Ganymeds zeigte sich ihr Optio großzügig und ließ die Sache mit dem Schlag auf sich beruhen. Das war eine schwer anständige Geste. Lurco beschloss die Großzügigkeit die ihr Optio dem Mann gegenüber gezeigt hatte, der alles verloren hatte zu würdigen, indem er selbst gedanklich seinen Bericht an ihren Centurio bezüglich Appius Furius Cerretanus zerriss.
Dass ihr Optio das Subjekt einsperren wollte war nur Recht. Lurco hatte nichts weiter gewollt, als den Mann vor diesem irren Miststück zu warnen. Als er erstmalig das wahre Ausmaß ihres Wahnsinns bemerkt hatte, wusste er dass das Sklavensubjekt eine Gefahr für Leib und Leben unschuldiger römischer Bürger darstellte.
Und hier hatte sie sogar einen Medicus gebissen. Nichts war verwerflicher als einen Mann der Heilkunst anzugehen, eine Person die sich rein der Hilfe verschrieben hatte. Wie konnte man seelisch nur so tief gesunken sein?
Appius Furius Cerretanus sollte für sich selbst zusehen, dass er das Subjekt loswurde. Ferner stellte sich Lurco die Frage, wie der Besitz eines solchen Subjekts mit den von ihnen als Urbaner vertretenen Werten konform gehen sollte.
Vielleicht konnte er einmal in Ruhe mit dem Mann reden, überlegte Lurco. Es ging ihm weder darum Recht zu haben oder zu behalten denn es ging schlicht gar nicht um ihn. Sondern um das Ansehen der Urbaner, seinen Optio und die Sicherheit der römischen Bürger.
"Das nur mein Dienstduftwasser. Es wurde als umwerfend angepriesen, dass dies so wortwörtlich gemeint ist, wusste ich nicht. Dann werde ich Scato nicht enttäuschen und mich untersuchen lassen", antwortete Lurco freundlich.
Lurco war nicht verletzt, nur hier und da etwas angesengt und ihm war von der Hitze und dem Gestank schlecht. Das würde sich entweder von selbst wieder geben oder er bekam von Scato vielleicht einen Trunk verabreicht. Jedenfalls würde er sich in der Schlange ganz hinten anstellen, andere hatten die Behandlung wesentlich nötiger. Seine Stippvisite war mehr ein Freundschaftsbesuch mit positiven Nebeneffekt.
Lurco freute sich wie alle anderen auf den restlichen freien Tag. Ein heißes Bad und eine ordentliche Reinigung hatte er dringend nötig. Seine Gedanken schweiften zurück zu Python, er hoffte dass sich der Hüne wieder fing. Was mit Iugurtha geschehen war, wussten allein die Flammen. Er schickte ein stummes Gebet zu Mars für beide Männer.
Dann machte auch er sich auf den Weg.
Der Abrückbefehl wurde erteilt und sie hatten sich zu sammeln. Lurco kam mit Scato dem Befehl genau wie alle anderen nach. Als Scato die Order erhielt, die Verletzten auf die Krankenstation zu bringen, freute sich Lurco für ihn. Bedauerlich war, dass es verletzte Kollegen gab, erfreulich war das in Scato gesetzte Vertrauen.
Lurcos Freude wurde jäh unterbrochen, als er nach vorne zitiert wurde. Der Optio hatte seine Augen überall und er hatte bereits geahnt als er wie eine stinkende Venus den Abwasser entstieg, dass das noch ein Nachspiel für ihn haben würde. Passenderweise war vermutlich die Latrine für die nächste Zeit sein Tätigkeitsfeld.
Wie befohlen trat er nach vorne und hörte sich stumm an, was sein Vorgesetzter ihm zu sagen hatte.
Lurco lag eine Erklärung auf der Zunge, aber er schluckte sie herunter. Keine Erklärungen, keine Entschuldigungen, er musste die berechtigte Rüge hinnehmen. Der Befehl war klar gewesen - löschen. Er hatte nicht gelöscht. Phyton war gerettet und wenn er dafür die Latrine schrubben musste, war das in Ordnung. Das Erreichte wog die Strafe auf.
"Verstanden Optio", antwortete er ruhig.
Lurco begleitete Scato und blieb vor Phyton stehen. Der Mann sah alles andere als gut aus, ob er es schaffen würde, wusste er nicht. Nun niemand hatte nach ihm geschaut und das obwohl Kyriakos einem der Virgiles bescheid gesagt hatte. Er war den Flammen überlassen worden, Lurco wusste nicht ob er dem Mann einen Gefallen erwiesen hatte oder ihn verdammt hatte. Das Gleiche spiegelte sich in Kyriakos Gesicht.
Scato hatte sich gut gemacht bei der Verpflegung der Verwundeten, dass musste Lurco ihm lassen. Aber ob er bei Phyton noch etwas ausrichten konnte? Leider kannte auch die Heilkunst ihre Grenzen. Und Feuer war ein gnadenloser Gegner.
"Ihn hat es verdammt hart erwischt. Löschen, so wie es der Optio befohlen hat. Wir müssen nachher mal in einer ruhigen Minute unter vier Augen reden. Aber nicht hier, wo uns jeder hören kann. Das geht fremde Ohren nichts an. Mit mir ist nichts in Ordnung, drum reden wir", antwortete Lurco ehrlich.
Iugurtha antwortete nicht, Lurco lauschte angestrengt über das Zischen der Flammen hinweg. Nichts. Die Hitze griff auf die Küche über und zwang ihn Stück für Stück zum Rückzug. Wer immer dieser Mann war, der hier elendig verbrannt war, Lurco schickte ein Gebet zu den Göttern, dass sein Leid nicht unnötig lang oder grausam gewesen war. Als die Hitze unerträglich wurde, zog er sich zurück und ließ sich durch das Bodenloch in die Kloake hinab.
Stinkend und stickig war es hier immer noch, aber im Gegensatz zum Lupanar war es hier angenehm kühl. Lurco lief ein Stück die Kloake entlang hinab in Richtung Ausgang. Er stockte blieb stehen und hockte sich auf ein einigermaßen trockenes Plätzchen. So verschnaufte er einige Minuten in denen er darüber nachdachte, ob er umkehren sollte. Der Mann war tot, es gab keine Chance das er überlebt hatte.
Lurco schaute in den dunklen Gang, der wie ein gähnender Rachen eines Ungeheuers in der Schwärze verschwand. Verschlungen vom Abwasser, nun er konnte hier in den Sack hauen, nichts wäre einfacher als das. Niemand wusste wohin er gegangen war und er selbst wusste nicht, wohin dieser Gang führte. Er dachte einen Moment an Scato, ihr Haus, ihre Taberna und ihren gemeinsamen Traum der dort oben mit dem Lupanar abgefackelt war.
Irgendwie hatte das ganze Geschehen nichts damit zu tun und doch zeigte es alles. Ihr erster Einsatz als Miles, beinahe versaut durch das Sklavensubjekt Eireann. Und der zweite Einsatz sah nicht besser aus. Vielleicht sah er die Dinge wirklich zu eng und der Optio hatte Recht. Dann hatte er zwangsläufig Unrecht und sollte die Dinge lockerer sehen.
Er hatte eine andere Vorstellung von den Cohortes gehabt. Schäfer für eine durchgeknallte Sklavin war sicher nicht sein Traumberuf gewesen. Aber jeder wie es ihm beliebte, was spielte da richtig oder falsch noch für eine Bedeutung?
Lurco stieß sich von der Mauer ab und trabte müde zu dem Ausgang. Auch wenn die ganze Welt ein verlogener Scheißhaufen war, Scato verdiente eine ehrliche Ansage. Müde strich er sich über das Gesicht und kletterte nach oben.
Frische Luft... oder jedenfalls das was er dafür hielt.
Lurco konnte sich nicht erinnern, dass Atmen einmal derart wohltuend gewesen war. Er schaute sich kurz um, immerhin hatte er nicht gelöscht, sondern eigenmächtig jemanden aus den Flammen gerettet. Das wurde wenn es herauskam sicher als Befehls- und Arbeitsverweigerung gewertet.
Lurco hielt nach Scato Ausschau, er versorgte gerade die Verletzten. Erschöpft lief er zu ihm.
"Da hinten liegt auch noch einer, ziemlich verbrannt. Ob er es schafft kann ich Dir nicht sagen. Alles in Ordnung bei Dir?", hakte Lurco freundlich nach und hockte sich auf die Fersen.
Lurco kämpfte sich zurück auf die Beine. Ein Bursche namens Igurtha musste noch im Haus sein, laut dem Besitzer des Ganymed Kyriakos. Er hatte selbst kurz durchatmen müssen, aber jetzt ging es wieder. Lurco klopfte Phyton auf die Schulter.
Er hoffte, dass sich bald jemand des Mannes annahm, aber so recht glaubte er nicht daran. Phyton hatte keinen Euterbonus, er war einfach ein stinknormaler Kerl, für den sich die meisten nicht interessierten. Er hatte für den Mann getan, was er konnte. Nun musste er sich um Igurtha kümmern.
Erneut stieg Lurco in die stinkende Kloake hinab und bahnte sich seinen Weg ins Lupanar. Die Suche nach dem Loch war diesmal unnötig. Er beeilte sich, schmutziger konnte er eh nicht mehr werden. Als er über sich das Loch sah, kletterte Lurco zurück in die Küche des Lupanar.
So langsam stieg auch hier die Hitze. Lurco hoffte für den Mann, dass er nicht irgendwo in den Flammen lag, dann war alles zu spät. Vorsichtig bahnte er sich einen Weg durch das teilweise zerstörte Haus. Er musste sich anstrengen bei dem Rauch, Russ und den Lichtverhältnissen überhaupt etwas erkennen zu können. Angestrengt lauschte Lurco in das Gebäude. Er hörte nichts, kein Stöhnen, kein Rufen oder Jammern. Alles was er hörte waren die Flammen.
Zur gegenüberliegenden Seite des Gebäudes schaffte er es nicht. Die Flammen waren zu stark, die Hitze schlug ihm wie eine Wand entgegen. Langsam wich er vor ihnen zurück. Viel Zeit blieb ihm nicht mehr, wo war der Kerl bloß? Hinter der Flammenwand? Dann war er längst verloren. Nach ihm rufen würde nichts nützen, wer wusste ob dann das Dach runterkam.
Lurco schaute in jede Ecke die er entdeckte und zu der er Zugang bekam - nichts. Er starrte in die Flammen und zog sich langsam Richtung Küche zurück. Von dort aus konnte er rufen.
"Igurtha?", rief er in Richtung des Flammeninfernos.
"IGURTHA?", wiederholte er lauter.
Einen Augenblick konnte er ihm noch geben, ewig konnte Lurco nicht warten. Ihm rannte die Zeit davon.
Lurco hörte dem Mann aufmerksam zu, während er ihn einen Moment stützte. Scheinbar war er weit schlimmer verletzt gewesen, als es den Anschein hatte. In seinen Augen brannte es regelrecht, ob das nur das spiegelnde Feuer, Hass, Übelkeit oder eine Mischung aus allem war, konnte Lurco nicht beurteilen.
Das was der Mann erzählte war hochinteressant, wovon er sprach war nichts geringeres als ein Rattenweg. Einen Weg den jene nehmen konnten, die das Tageslicht und die Urbaner scheuten. Nun Wissen war Macht, nichts wissen machte auch nichts. Er würde das Wissen für sich behalten, wer wusste schon, wann er es noch einmal benötigte? Gleich jedenfalls um in das Haus von Kyriakos zu kommen.
Lurco nickte knapp als Zeichen das er verstanden hatte.
"Kyriakos ich gehe rein und schaue ob ich dort noch jemandem helfen kann. Sag meinem Kollegen Scato wo ich hin bin. Das ist die Bohnenstange da hinten", erklärte Lurco und deutete auf Scato.
Mit den Worten war er auch schon verschwunden und machte sich auf die Suche nach dem nächstbesten Straßenablauf. Dort angekommen ging er in die Hocke, wuchtete die Abdeckung hoch und wälzte sie zur Seite. Nur anheben und hineinschlüpfen war nicht möglich. Man würde das Gewicht nicht halten können und sich selbst den Schädel einschlagen. Zudem sah er so, wo sein Einstieg gewesen war.
Lurco kletterte in die nasse, klamme Feuchte der Cloaca Maxima hinab. Der Name war Programm, die große Kloake roch genau so, wie es ihr Name versprach. Nun den Duft edlen Parfüms durfte man hier unten nicht erwarten. Lurco kämpfte einen Moment lang seinen Brechreiz herunter, dann schritt er mit vorsichtigen Schritten so schnell es ihm möglich war.
Er dankte dem Erbauer der Kloake, dass er einen Fußweg eingerichtet hatte. Trotz allem war der ganze Weg eine Herausforderung an sich, Lurco fühlte sich als ob seine Augenbrauen und seine Lunge in Flammen standen, nachdem er weit genug in den Kanal hineingegangen war.
Nach wenigen Metern gab es angeblich ein Loch durch dass man in den Küchenboden des Lupanars hochschauen konnte. Was waren wenige Meter? Lurco wich mit einem Rückwärtssprung einem Seitenfluss aus und wartete einem Moment, bis dies Stelle passierbar war.
Endlich sah er das besagte Loch! Nun die Beschreibung konnte man im Zusammenhang mit einem Lupanar auch völlig falsch verstehen. Lurco schaute hinauf, das Loch war mit einer Art Holz abgedeckt. Verständlich. Er stemmte sich dagegen, schob den Deckel beiseite und befand sich tatsächlich in der Küche des Lupanars.
Der Urbaner verharrte einen Moment auf dem Küchenboden um sich zu orientieren. In der Küche war es noch erstaunlich kühl, dass Feuer musste an einem anderen Ort im Lupanar ausgebrochen sein. Lurco machte sich auf den Weg in den brennenden Puff hinein. Python lag keine zehn Meter entfernt auf dem Boden. Er hatte Glück, dadruch das er bewusstlos in sich zusammengesackt war, war der große Mann noch nicht erstickt.
Lurco wälzte ihn auf den Bauch, schob ihm die eigenen Arme unter den Armen durch, so dass er den Koloss rücklings hinter sich herschleifen konnte. Es dauerte eine Weile, aber dann hatte er Phyton zu dem Loch im Küchenboden gezerrt. Dass der Mann ehemaliger Gladiator war, so wie er einst im Lupanar angepriesen worden war, glaubte Lurco sofort. Er wog gefühlt mehr als ein Ochse und hatte die gleiche Muskelmasse.
Umsichtig ließ er den Riesen durch das Küchenbodenloch in die Kloake hinab, um ihm dann einen Augenblick später zu folgen. Dort wuchtete er den Kerl wieder auf gleiche Weise hoch und zerrte ihn langsam aber unaufhörlich Richtung Ausgang. Es dauerte seine Weile und ganz ließ es sich nicht vermeiden, dass sie beide etwas von dem Seitenfluss abbekamen. Aber lieber stinkend am Leben, als wunderbar duftend am Ende.
Vor dem Eingang musste Lurco eine Pause einlegen, ehe er es nach mehreren Anläufen schaffte, Phyton nach oben zu wuchten und durch den Straßenablauf auf die Straße zu hieven. Sein Rücken schmerzte höllisch und er hockte sich neben den riesigen, ohnmächtigen Kerl aufs Straßenpflaster.
Phyton wurde auf die Seite gewälzt, falls sich dieser übergeben musste, dass er nicht an seinem eigenen Erbrochenen erstickte. Er bekam einige Ohrfeigen, in der Hoffnung dass er langsam aber sicher wieder zu sich kam.
"Wach auf, na los komm zu Dir", rief Lurco neben ihm und rüttelte an seiner Schulter.
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Gullideckel:
https://de.wikipedia.org/wiki/…tia_Antica_Gully_Hole.jpg
Kanalisation:
https://lh5.googleusercontent.…ZlHV5gsMWLzhjifIV9Tc8EGss
Seitenfluss in der Kanalisation:
https://www.ancientpages.com/w…019/12/cloacamaxima09.jpg
Es war schon peinlich wie ihr Optio sich selbst dienstlich nicht im Zaum halten konnte, was die Gefühle für dieses Sklavensubjekt anging. Oder ging es rein um die Angst um die 80 Sesterzen? Darüber sollte Maro entscheiden. Er hatte den dienstlichen Befehlen Folge zu leisten, solange sie dienstlich waren und der Optio noch welche erteilen durfte.
"Gerne Optio, Dein Wunsch ist mir Befehl. Behalte die Tafel ruhig, Du hast sie nötiger als ich. Ich mache mich dann umgehend an die Arbeit. Ich bin schon so gut wie weg, gar nicht mehr da...", antwortete Lurco in aller Höflichkeit, zerrte Kyriakos auf die Beine und schliff ihn mit sich.
"Wo ist der Hintereingang? Dein Name", forderte Lurco und hielt den Kerl beim Laufen so, bis dieser seinen festen Stand wiedergefunden hatte.
Lurco fragte sich gerade, ob er es war, der einen Medicus benötigte. Zuerst ließ man hier eine Sklavin verarzten, obwohl freie Bürger Roms verletzt waren und ein Haus abfackelte. Der nächste Befehl war sicher, die noch im Gebäude befindlichen Menschen verbrennen zu lassen und zuerst die Möbel zu retten. Die Prioritäten konnten nicht besser liegen. Die Zuständigkeit für die Sklaven nahmen die Vigiles ein klein wenig zu genau, wenn alles andere Leben nicht zählte. Oder es war elendes Christenpack.
Gerade als er den Ladenbesitzer verhörte, wurde dieser von seinem Optio in den Magen geschlagen und zwar derart dass der Mann regelrecht zusammenklappte. Lurco klappte ebenfalls zusammen und zwar seine Wachstafel.
`Da ist er wieder der Kuhfladen, samt der dazugehörigen Fliegen die ihn umschwirren´, dachte er ratlos.
"Neue Verhörmethoden? Ich wurde eben an jenen Mann verwiesen, dass er zweckdienliche Hinweise hat Optio. Meiner ganz persönlichen und absolut bescheidenen Meinung nach ist es nicht zweckdienlich den einzigen Zeugen der Täterhinweise geben könnte zum Schweigen zu bringen.
Zudem dachte ich wir wären für den Brand angerückt und zur Unterstützung der Vigilles. Aber scheinbar geht es hier um etwas anderes, scheinbar geht es hier um die Rettung Deiner Sklavin. Wir löschen hier einen ganz anderen Brand. Was verbindet die Frau eigentlich permanent mit uns Urbanern?
Ob das hier alles überhaupt noch etwas mit unserem Einsatz als Urbaner zu tun hat, darüber soll Centurio Maro entscheiden, ich werde mich vertrauensvoll mit meinen offenen Fragen an den Centurio wenden", sagte Lurco leise.
Lurco kehrte zu Satibarzanes zurück.
"Ich war so frei Deine Aufzählung Deiner Kollegen an die Vigiles weiterzugeben", sagte Lurco und schaute Satibarzanes kurz in die Augen, damit dieser verstand.
"Wie lange das hier noch dauert, kann ich Dir nicht sagen, aber ich werde den von Dir benannten Zeugen vernehmen. Ich denke als Geschäftsführer kann er am meisten zu dem ganzen Vorfall beitragen. Ob hier ein Medicus anwesend ist, kann ich Dir nicht sagen. Du solltest aber wegen Deinem Arm schnellstmöglich einen aufsuchen. Auch Deine Augen und die Brandwunden sehen alles andere als gut aus.
Geh zu einem Medicus Deiner Wahl, ich übernehme die Rechnung - Manius Purgitius Lurco, Urbaner,Zwölfte Kohorte, dritte Zenturie, siebtes Contubernium. Geh und Danke für Deine Mithilfe", sagte Lurco und wandte sich dann an den Geschäftsführer des Lupanars.
"Salve, Dein Kollege hat mich an Dich verwiesen. Bei Dir wäre ein auffälliger Kunde gewesen, der Dich um Geld erleichtern wollte. Fangen wir ganz von vorne an, Name und Herkunft und dann bitte im Detail, wie es zu dem Brand kam und was sich zugetragen hat. Ich hoffe Du kannst Täterhinweise geben. Versuche Dich so gut es geht zu erinnern, auch wenn der Schock noch tief sitzt. Denk daran, dass Du Schadenersatz für all das hier verlangen kannst von den Tätern. Aber vor Klärung der Schadenersatzangelegenheiten steht die Ermittlung", sagte Lurco freundlich und zückte erneut seine Wachstafel.
Lurco gesellte sich dazu und hörte sich die Verhandlung an.
"Gibt es hier ein Problem? Die Sklavin ist Eigentum unseres Optio, weshalb wurde sie zu Eurer Angelegenheit? Die Eigentumsverhältnisse sind eindeutig geklärt. Wir beide - Scato und ich, Urbaner und römische Bürger sind Zeugen, dass diese Sklavin unserem Optio gehört. Weshalb wird die Sklavin als Zeugin benötigt? Es gibt hier überall verwundete, freie Männer die bessere Zeugen abgeben als dieser Gegenstand. Mit Verlaub, ich würde die tatsächlichen Zeugen befragen.
Soweit ich von dem Zeugen dort drüben gehört habe, fehlt unter anderem ein großer Kerl. Anwesende in dem Laden waren laut Satibarzanes der Chef dieses Ladens, der Türsteher, Zwillinge, ein Kind und er.
Was die Sklavin unseres Optio in dem Lupanar zu suchen hatte, sollte sie mit ihrem Herrn klären. Wir sind hier zur Unterstützung und Brandbekämpfung angerückt. Aber es ist schon erstaunlich, inwieweit immer dieses Weibsstück auftaucht, genau dort wo es im wahrsten Sinne des Wortes brennt.
Wir haben hier für Euch eine Bannmeile gezogen, damit Ihr ohne die Störung von Schaulustigen arbeiten könnt. Für innerstädtische Sicherheitsangelegenheiten sind immer noch die Urbaner zuständig. Es wäre schön, wenn wir uns alle auf unsere Aufgabe konzentrieren könnten.
Falls Ihr davon ausgeht, dass es sich bei der Sklavin um eine ausgerissene Sklavin handelt, solltet Ihr vielleicht den Besitzer als Zeugen befragen und nicht den Übeltäter selbst. Eine ehrliche Antwort werdet Ihr von dem Weib nicht bekommen.
Und nebenbei bemerkt, wie sie zu Rom und uns Römer steht, dass lässt sie mit keiner Silbe sonst aus. Vermutlich ist ihr gerade nur die Luft ausgegangen. Möglicherweise hat sie hier auch voller freuriger Leidenschaft erneut bewiesen, was sie von unserer Kultur hält. Zuzutrauen wäre es ihr. Wir kümmern uns dann mal wieder um die Bannmeile.
Frohes Schaffen Kollegen", sagte Lurco, hakte Scato unter und zog diesen mit sich.
Als sie außer Hörweite waren beugte er sich zu seinem besten Freund.
"Verrate mir mal was das Weib an sich hat, dass die wie ein frisch geschissener Kuhfladen die Kerle nur so anzieht. Drinnen verbrennen vermutlich noch zig Kinder und ein Türsteher, aber Frau Vase muss umsorgt werden? Ich fass es nicht, irgendwie komme ich da nicht mehr mit", stöhnte Lurco und bezog wieder Posten.
Lurco nickte verstehend.
"Langsam, Du machst das gut. Denk scharf nach, ein seltsamer Gast, der Geld verlangte? Wofür verlangte er Geld Satibarzanes? Reden wir hier von Bestechung, Erpressung, Schuldeneintreibung? Hast Du irgendwas mitbekommen? Wegen Deinem Arm musst Du zum Medicus. Warte einen Augenblick", sagte Lurco und notierte noch schnell alles, was Satibarzanes gesagt hatte.
Dann ließ er seinen Blick über den Platz schweifen für einen Medicus. Und was sah er das? Vermutlich die Wurzel des Übels - Eireann.
"Scato, da drüben. Kläre die Leute mal auf, dass es sich dabei um keine Frau, sondern um eine Sklavin handelt. Du weßt wessen Eigentum sie ist, was macht das Weib in einem Lupanar? Die Privatkasse aufbessern? Geh mal Meldung machen, ehe die Ware weiter beschädigt wird. Der Besitzer sollte davon erfahren. Mach mal Meldung unter der Hand! Gibts doch nicht.
Am besten nimmst Du sie für ihren Besitzer in Sicherheitsverwahrung, ehe es da noch weiteren Ärger gibt.
Und schick mal einen Medicus hier herüber, der Mann hier ist tatsächlich verletzt, er hat eine tiefe Armwunde und ich glaube seine Augen haben auch was abbekommen", rief Lurco über den Platz und wandte sich wieder an Satibarzanes.
"Hilfe kommt hoffentlich gleich", sagte Lurco ruhig um auch Satibarzanes zu beruhigen. Sie beide hatten einander erkannt, aber der Lupo wusste, dass er zu schweigen hatte und Lurco schwieg ebenso. So wie er immer all die Jahre geschwiegen hatte.
Zuerst hatte die Übung mit der Schildkröte noch irgendwie Spaß gemacht, auch wenn von der ungewohnten Bewegung alle Knochen schmerzten. Aber dann, nach einer fast wohltuenden Pause, wurden sie angegriffen. Alles was die Kollegen in den Händen hielten kam geflogen. Und sie mussten die Formation halten. Leider konnte man nicht einmal den Schild lupfen, um sich die Fressen der Vögel zu merken. Lurco knirschte wütend mit den Zähnen, aber provozieren lassen durften sie sich ebenso wenig, wie die Formation aufgeben.
"Denen reibe ich den Kackschwamm mit Kalk ein, ich schwöre es!", fauchte er leise in die die Schildkröte hinein. Seine Worte gingen in der Kollision unter, die einzigen die sie vermutlich noch mitbekamen waren Sacto und Pullus.
Der Ruck der durch sie alle ging, war gewaltig, aber die Schildkröte hielt erstaunlicherweise stand.
Der Ort des Geschehens war das Ganymed, das Lupanar für gewisse Sonderansprüche war den Flammen und vermutlich der Konkurrenz zum Opfer gefallen. Weshalb sollte sonst ein Lupanar abfackeln? Die Schaulustigen standen dicht bei dicht und Lurco machte sich mit einigen Kollegen daran, ihnen zu erläutern woher das Wort Sicherheitsabstand rührte.
Das Areal wurde weiträumig gesichert, so dass kein zu neugieriger Schaulustiger die Löscharbeiten der Kollegen behindern konnte. Etwas entfernt stand Satibarzanes, den er kaum noch erkannte. Lurco gab Pullus ein Zeichen, dass dieser kurzzeitig allein auf ihrem Stückchen die Schaulustigen im Zaum halten sollte.
"Ich bin sofort wieder da, ich spreche kurz mit dem Verletzten wegen einer Zeugenaussage", erklärte er und ging zu dem Lupa hinüber.
"Salve", grüßte Lurco den Mann, der einst eine Mähne besessen hatte und auch sonst wie ein haariger Bär wirkte. Heute war davon nichts mehr übrig. Seine Frisur war der Brandrodung zum Opfer gefallen, dachte Lurco und zückte seine Tafel.
"Zuerst wie schwer ist Deine Verletzung? Was kannst Du mir zu dem Brand mitteilen? Ich gehe von Brandstiftung aus, denn was sonst sollte den Brand ausgelöst haben? Ihr habt meiner Vermutung nach weder ein Herdfeuer noch andere brandgefährlichen Güter in Eurem Laden.
Berichte so ausführlich wie möglich, wie es zu dem Brand kam. Falls es sich tatsächlich um eine Brandstiftung handelt, hast Du Information über den oder die möglichen Täter? Sprich kannst Du mir Täterhinweise geben oder nicht? Oder hast Du gar etwas gesehen? Fang an indem Du Deinen vollständigen Namen und Deine Herkunft nennst, dann die Infos bitte", sagte Lurco und hielt sich mit seiner Wachstafel schreibbereit.
Lurco versuchte gerade das Wandgemälde für ihre Barackenwand vorzuzeichnen, während er tatkräftig mit Kritik von Quietus unterstützt wurde. Jener der die Götter in- und auswendig kannte, allerdings eine Bacchusstab für einen Kackschwamm hielt! Lurco warf Quietus gerade einen ärgerlichen Blick zu und es sollte noch etwas anderes folgen, als Scato ihre Stube stürmte.
Ein Lupanar brannte und sie mussten ausrücken. Wozu gab es die Vigilies? Scheinbar halfen diese nicht, oder waren anderweitig beschäftigt. Nun dann war es wohl an ihnen die andere Form von Feuer im Lupanar zu löschen und zwar jene, die sich kein Puffbesitzer wünschte. Glühende Leidenschaft war herrlich fürs Geschäft, brennende Kunden weit weniger.
Es dauerte nicht lange, dann standen sie einsatzbereit vor ihrem Optio. Draußen sah und roch man das Feuer und dessen Auswirkungen bereits. Lurco witterte kurz in die Richtung, noch stank es nicht nach verbranntem Fleisch, wie bei einem überdimensionalen Grillfest - noch.
Ganz in der Nähe des Optios stand ein halbnackter Jüngling, der ihm irgendwie bekannt vorkam, seinem Gesicht war allerdings kein Wiedererkennen zu entnehmen.
Den Einsatzbefehl abwartend musterte er ihren Optio.