Beiträge von Manius Purgitius Lurco

    Lurco nahm die Urkunde entgegen, rollte sie auf und las sie in Ruhe durch. Wer einmal log, dem glaubt man nicht... Zudem Vertrauen war gut, aber wie weit er damit bis jetzt im Leben gekommen war, hatte sich ja gezeigt. Lurco rollte die Urkunde wieder zusammen, schaute Viridomarus einen Moment lang an und nickte knapp.


    "Schweigen für Schweigen Viri, Du kannst also doch ganz anständig sein", sagte Lurco und tippte sich mit der Urkunde an die Schläfe.


    "Wir sagen Danke für die angenehme Gastfreundschaft und für Dein Geschenk. Wir finden alleine raus", verabschiedete Lurco sich. Er stand auf und marschierte auf kürzestem Weg aus dem Haus, nicht das es sich Viridomarus noch anders überlegte.


    Er wartete bis Scato zu ihm aufgeschlossen hatte und grinste ihn dann breit über beide Ohren an.
    "Unser Haus Scato! UNSER HAUS! Wir sollten es einweihen!", grinste er noch breiter.

    "Was Du dreist nennst Viri, nenne ich ehrlich und direkt. Die Vorstellung kannst Du Dir bei uns sparen, hebe sie Dir für Deine Kunden auf. Künstlername, wie wäre es mit Ceasar? Ein Imperium, ein Mann, ein Kaiser, ein Gott - EIN DUFT!


    Wäre der Name für Dich nicht werbewirksamer gewesen als Venox? Warum denn so bescheiden? Wenn man aufschneidet, dann doch richtig. Oder war die Luft da oben, dann doch was dünn? Wie gesagt, spar Dir Dein Schmierentheater, ich weiß dass dieser Name echt ist. Ich weiß nur nicht, wem er gehört und was Du mit der Person gemacht hast.


    Liegt er im Fundament unseres Hauses? Oder warum hast Du nie wieder eines Deiner zarten Füßchen in diese Hallen gesetzt, wo Du doch sonst keine Sesterze verfallen lässt? Alles im Leben hat seinen Preis Viri und irgendwann bekommt man dafür die Rechnung serviert.


    Heute ist Dein Zahltag, wie und mit was Du Deine Schulden bei mir begleichen willst, entscheidest Du. Entweder zeigst Du Dich ein letztes mal als der großzügige, weltgewandte Händler den Du so gerne schauspielerst, oder Deine neue Rolle heißt Gladiator in der Arena. Ich glaube kaum, dass es auf viel Gegenliebe stößt, was Du so getrieben hast.


    Ich weiß dass Du mich nicht geliebt hast Venox, aber ich weiß doch wie sehr Du Dich liebst. Möchtest Du wirklich all das hier aufgeben? Du weißt wie tief Du bei mir in der Kreide stehst, auf ganz andere Art und Weise. Gehe ich hier raus ohne das Haus, wanderst Du in ein neues. Und das letzte was Du dort gebrauchen kannst ist Parfüm mein dufter Freund", warnte Lurco.

    "Ich würde mich noch liebend gerne über so viele Dinge mit Dir unterhalten, aber dazu haben wir noch genügend Gelegenheit, sobald wir das Haus renovieren. Lass uns zurückgehen Terpander und wie bereits gesagt, Danke für Dein offenes Ohr und die lieben Wünsche", sagte Lurco, stand auf und streckte sich. Sobald Terpander soweit war, würde er mit ihm das Haus verlassen.

    Lurco schaute sich um, aber bei geschäftlichen Transaktionen war Venox oder Viridomarus wie er tatsächlich oder wahrscheinlich hieß, allein. Lurco lehnte sich zurück und lächelte schlagartig ebenso freundlich wie ihr Gastgeber.


    "Eine hoch interessante Summe Appius Centenius Venox oder soll ich Dich Viridomarus nennen? Welcher von beiden ist Dein "Künstlername"? Wo wir gerade so schön gemütlich beisammen sitzen und um der alten Zeiten Willen sollten wir die Verhandlung doch etwas... persönlicher gestalten.


    Zuerst möchte ich Dich wegen meinen schicken Schuhen aufklären. Wir sind keine üblichen Legionäre, wie sind Cohortes Urbanae. Wir sind es die in Rom für Recht, Ordnung und Sicherheit sorgen. Und weißt Du was mir noch ganz große Sorgen bereitet?


    Ein Händler der sich als römischer Bürger ausgibt und oh Schreck vielleicht gar keiner ist. Was soll man als Cohortes von so jemanden halten? Das klingt doch sehr verdächtig oder? Ist dieser Händler ein römischer Bürger der vorgibt ein Peregrinus zu sein? Oder ist er gar ein Peregrinus, der sich anmaßt römischer Bürger zu sein? Nimmt so ein Händler es mit allen geschäftlichen und rechtlichen Dingen derart lasch? So etwas könnte die Cohortes interessieren.


    Wie ich hörte ist auch Wucherei nicht gerade das, was man gerne sieht. Natürlich hängt das auch von den beiden Vertragspartner ab. Aber wer kann einem Händler Erlichkeit unterstellen, der für einen besseren Schuppen 130.000 Sezterzen verlangt? Niemand.


    Drum gehe ich fest davon aus, dass Du Deinen alten Kumpel Lurco einen Streich gespielt hast. Was kostet denn ein besserer Verschlag, in den man nicht mal einen alten Esel unterstellen würde? Lass es mal 1.000 Sezterzen sein.


    Aber so ein Gauner bist Du ja nicht, Du musstest mich bedauerlicherweise vor die Tür setzen, also wirst Du eine andere öffnen. Dich kostet dieses Grundstück nur, glaube es mir. Es könnte Dich sogar weitaus mehr kosten und zwar Kopf und Kragen Venox.


    Und jetzt mein Pausbäcken überlege Dir die Antwort gut, möchtest Du mich als ehemaligen Liebhaber gehen lassen oder als Feind", antwortete Lurco mit einer Stimme wie in Watte gepackter Stahl.

    Lurco und Pullus hingegen schlichen so unauffällig wie möglich zurück in die Baracke VII. Erst als sie am Gemeinschaftstisch saßen, entspannten sie sich etwas.


    "Das war ein Kampf! Wir können froh sein, wenn das keinen Ärger nach sich zieht. Solcher Stress lässt einen gleich auf die Latrine eilen", murrte Pullus.
    "Nun Tarpa hat Ramnus provoziert, er hat ihn in Lächerliche gezogen und damit unsere ganze Baracke. Dass Rammiy das nicht auf sich sitzen lassen würde, war klar. Dass er soweit geht, war uns allen vielleicht nicht klar. Aber das Spektakel hat sich gelohnt, jedenfalls bis unser Optio einmarschiert ist. Naja und finanziell war es auch ein Reinfall", grübelte Lurco, stand auf und legte etwas Holz in den Ofen nach.


    Es konnte nicht schaden, die schützenden Penaten zu füttern, wo sich doch gerade ihren Schutz benötigten.


    "Meinst Du da kommt noch was nach? Zuerst hat er gelacht und dann hat er ihn noch in den Staub geschickt. Und wie! Rammy kam gar nicht mehr mit dem Arsch hoch. Vermutlich wird die Rache jetzt noch grausamer werden. Hoffentlich ertränkt er Tarpa nicht in der Latrine", warf Pullus ein, legte etwas Brot auf den Tisch und deutete darauf, damit sich Lurco bediente.
    "Danke, nun ich glaube es wäre nicht besser ihn in den Thermen zu ersäufen. Trotz seines Fehlers ist Tarpa einer von uns. Er muss halt nur lernen Rammy zu achten. Was hat er überhaupt mit dem armen Kerl gemacht? Das letzte was ich sah war, dass er zuerschunden am Boden lag wie ein Haufen Puls", antwortete Lurco und riss sich ein Stück Brot ab, dass er langsam aß.


    "Lurco ich glaube er hat Ramnus gebissen, in die Brust oder ins Gesicht", erklärte Pullus ernst.
    "Gebissen?", fragte Lurco baff, während er Brot aß.


    "Ja er hat ihn mit den eigenen Zähnen fertig gemacht", warf Pullus ein und stopfte sich einen Batzen Brot in den Mund.
    "Mit fremden Zähnen wäre auch was verwunderlich", gab Lurco zurück, was beide trotz der ernsten Situation loslachen ließ.


    "Was war mit Scato los? Warum hat er mit dem Optio gesprochen? Das wird großen Ärger nach sich ziehen. Wir haben es richtig gemacht, direkt weg wo der Ärger aufzog. Die werden einen Abriss bekommen. Man wir sollten die Baracke verbarrikadieren. Nichts als Ärger. Soll ich mal gucken, wo die anderen bleiben?", hakte Pullus nach.
    "Die gehen schon nicht verloren, glaub mir unser Optio führt sie ganz anders heim. Wenn ich das wüsste! Scato weiß einfach nicht wann der den Mund halten soll. Gerade als ich ihn retten wollte, quatscht er den Optio an und erzählt einen Schwank aus seiner Jugend. Was sollte ich da noch machen? Scato wegreißen? Das wäre ziemlich auffällig geworden. Ich habe keine Ahnung, warum er gleich zum Vorgesetzen springen musste, um ihm brühwarm Bericht zu erstatten", sagte Lurco.


    "Ich glaube ich schon, er hatte doch gewonnen oder? Von daher war ihm alles gleich, oder er dachte Angriff ist die beste Verteidigung. Der Optio taucht auf und Scato sofort rein in den Mann und hat ihn niedergeredet. So hatte der Optio gar keine Chance seine Fragen zu stellen", sinnierte Pullus.
    "Ehm... ...möglich", grinste Lurco kopfschüttelnd.


    "Warte ich gucke mal aus dem Fenster, ob ich was erkennen kann. Die müssten sich doch immer noch draußen rumtreiben oder?", grinste Pullus zurück, stand auf und klemmte sich an das kleine Fenster. Vorsichtig starrte er hinaus und erkundete die Lage.
    "Und?", fragte Lurco und quetschte sich neben Pullus ans Fenster.


    "Im Hof nichts Neues", gibbelte Pullus.
    "Sowas auch", kicherte Lurco zurück.


    "Komm zurück an den Tisch, wir würfeln eine Runde. Wir können uns nur hinsetzen, würfeln und warten", entschied Pullus und tat genau das. Er setzte sich und legte die Würfel auf den Tisch.
    "Hast Recht", pflichtete Lurco bei, gesellte sich dazu und beide begannen sich die Wartezeit mit einem Würfelspiel zu versüßen.


    Zwar erwähnten sie weiter nichts, dennoch schauten beide ab und an zur Tür, ob endlich einer der Kameraden wieder auftauchte. Lurco machte sich Sorgen um Scato, hoffentlich hatte er sich nicht um Kopf und Kragen geredet.

    "Bestens Optio", rief Lurco, auch wenn ihm ganz schön war wurde und Durst hatte er durch die Aktion ebenfalls. Aber das was sie hier lernen, benötigten sie. Ihre Sicherheit und Gesundheit hing davon ab. Lurco versuchte so gut er konnte die Formation auszuführen, auch wenn ihm langsam die Arme schwer wurden, von den ungewohnten Bewegungen. Aber lieber lahme Arme, als ein eingeschlagener Schädel. Zur Belohnung würde er nach Feierabend Scato auf einen schönen Wein einladen, Scato liebte den Rebensaft und er selbst hatte auch Lust auf eine kalte Karaffe.

    Lurco grinste Terpander schief an.


    "Gut gebrüllt Löwe, so könnte man es wohl am besten ausdrücken. Allerdings bin ich kein Typ der Veränderungen liebt. Möglicherweise trug das mit zur Verletzung bei. Struktur ist Beständigkeit und Beständigkeit ist Leben. Warum sollte nicht alles so bleiben wie es ist, wenn man glücklich ist? Ich habe nicht vor unseren Traum zu verlassen Terpander, ich baue ihn gerade auf. Welchen anderen Weg sollte ich gehen? Und selbst wenn ich tatsächlich einen anderen Weg einschlagen sollte, ich kann ihn auch gemeinsam mit Scato gehen. Warum haben wir uns getroffen und verstehen uns so gut? Zufall oder Schicksal? Ich denke Letzteres und auch wenn ich keinen Löwen bekomme, werde ich für unsere... Freundschaft wie einer kämpfen. Was Dich angeht, zur Not setz Dich mit 63 Jahren in eine Ecke und sieh einfach gut aus", lachte Lurco.

    Lurco wusste im ersten Moment nicht wie er reagieren sollte. Eine passende, schneidende Antwort würde Venox wissen lassen, dass ihm die Sache heute noch nachlief. Zudem würde das den Preis ihres Traumes in die Höhe schnellen lassen. Gute Miene zum bösen Spiel, so hatte es einst ein Kumpel genannt. Seine Miene war vermutlich alles andere als gut. Beim Aufstehen musste er zwingend darauf achten, nicht auf seine Mundwinkel zu treten.


    "Venox... oder nun Viridomarus, mit jedem hätte ich gerechnet, mit Dir allerdings nicht. Du musst mein Erstaunen entschuldigen. Wohl wahr, es ist eine halbe Ewigkeit her, dass wir uns das letzte Mal gesehen haben. Vier Jahre müssten es jetzt sein. Dünn bist Du geworden, Dein Gewand schlackert förmlich um Deine Statur. Du bist zuviel unterwegs Viridomarus, die Anstrengungen fordern ihren Tribut. Ich hoffe Deiner Frau, Kinder und Sklaven geht es gut? Auf gute Geschäfte", erwiderte Lurco den Trinkspruch freundlich und versuchte sich dabei nicht in die Zunge zu beißen.


    Das er Venox alten Namen erwähnt hatte, war Information und Warnung in einem für Scato. Venox war ein Schlitzohr und alles andere als dumm. Und nun wusste Scato das Viridomarus genau jener Venox war, der alles und jeden für den richtigen Preis verkaufte.

    Die Adresse in bester Lage, das Haus war mehr als einfach nur das, es war ein Anwesen das sie vor Neid blass werden ließ. Lurco hämmerte etwas zögerlich an die Tür und einen Atemzug später öffnete ihnen ein Sklave, der mit seiner Körperbreite die ganze Eingangstür zu füllen schien.


    "Salve, was wünscht Ihr?", fragte er mit starkem Akzent.
    "Salve wir möchten Deinen Herrn Viridomarus sprechen. Es geht um eine geschäftliche Angelegenheit", antwortete Lurco freundlich.


    Der Sklave nickte, machte eine einladende Geste und führte die beiden Kunden hinein. Von innen war das Attriumhaus genauso prächtig wie von außen. Es war gefüllt mit allerlei Zierden und Dekorationen, die geschmackvoll aber etwas überladen um die Aufmerksamkeit der Gäste buhlten.


    Der Sklave führte sie in den Garten, wo eine recht beleibte Gestalt an einigen Blüten schnupperte und sich dazu Notizen machte. Der große Mann wartete bis sein Herr seine Notizen beendet hatte, dann trat er an ihn heran und erklärte flüsternd, das Begehr der Gäste.


    Mit einem breiten, professionellen Lächeln drehte sich der Mann um und strahlte sie an. Das Lächeln von Lurco brökelte aus seinem Gesicht.

    "Ein Problem würde ich es nicht nennen, sondern Vorsicht. Warum ich annehme, dass ich trotz allem ein Fremder wäre? Eine einmalige Erfahrung. Gleich wie sehr man sich mag, können sich die Umstände schnell wandeln. Gestern war meine Welt noch in Ordnung und einen Tag drauf verkündete mir mein ehemaliger Gefährte, dass ich in seiner keinen Platz mehr hätte. Einfach so, von einem Moment auf den anderen war es vorbei. So schätze ich Lurco nicht ein Terp, aber so hatte ich Venox auch nicht eingeschätzt.


    So etwas kann man jemanden nur derart neutral und endgültig ins Gesicht sagen, wenn man innerlich die Distanz beibehalten hat. Äußerlich muss man davon nichts merken. Oder ich war schlichtweg zu naiv dafür.


    Damit möchte ich Scato nichts unterstellen, das wäre unfair in ihm Venox zu sehen. Nun optisch unterschiedlicher könnten zwei Personen kaum sein. Aber Du weißt wie ich es meine. Ich wünsche mir, dass Du Recht hast und ich absolut falsch liege. Nichts wäre schöner, als das wir glücklich gemeinsam in unserem Haus wohnen und ich kein Fremder bin, sondern ich gehöre wie alle anderen dazu.


    Würde ich es mir nicht wünschen Terpander, dürfte ich mit Scato kein Haus kaufen. Erfahrungen prägen einen trotzdem. Wobei wir würden von Anfang an zu dritt wohnen, Du wohnst schließlich auch bei uns. Die Vorstellung gefällt mir. Ich werde das Mosaikzimmer als mein Zimmer wählen. Danke für Dein offenes Ohr", sagte Lurco freundlich. Er war wirklich froh, einmal mit jemanden offen über seine Gedanken reden zu können, anstatt sie in den hintersten Winkel seiner Gedanken zu verstecken.

    "Bacchus zu ehren ist nicht verkehrt, es gibt auch noch die Freuden neben dem Dienst und er weiß sie zu würdigen. Seine Anbetung und die von Faunus geht Hand in Hand denke ich.


    Stimmt jetzt wo Du es sagst und Wein können wir zudem gerne kaufen. Allerdings für uns und nicht als Geschenk für Venox. Dann lass uns direkt gehen, sonst bin ich nachher zu faul, sobald ich es mir erstmal bequem gemacht habe. Komm Scato, auf gehts", antwortete Lurco, sprang vom Bett und ging in den Vorraum um seine Caligae anzuziehen.

    "Bacchus heißt eigentlich Liber pater und ist der Gott der vegetativen und der animalischen Befruchtung, er wurde auch als Gott des von Sorgen und Mühen befreienden Weines verehrt. Bacchus ist nur sein Beiname.


    Liber, also unser Bacchus ist der Sohn von Ceres und Bruder der Libera, gemeinsam mit diesen bildet er eine Götterdreiheit, die Aventinische Trias. Zu Ehren Libers feiern wir am 17. März die Liberalia. Zu jenem Anlass wird den Jünglingen erstmals die Männertoga, die toga virilis als Zeichen der Volljährigkeit angelegt.


    Es heißt Bacchus sind die Tiere Leopard also Panther und der Löwe heilig, besonders der Leopard aufgrund seines gefleckten Fells. Deshalb wird er auch oft mit einem Leoparden oder einem Leopardenfell dargestellt.


    Die Satur oder Satyr gehören zum Gefolge von Bacchus. Römische Dichter bezeichnen sie auch als Faune. Und hier schließt sich der Kreis zu Faunus der Gott der Natur und des Waldes, der Beschützer der Bauern und Hirten, ihres Viehs und ihrer Äcker. Er tritt in vielerlei Gestalt und unter vielen Namen auf. Sein Fest, die Lupercalia, fand am 15. Februar statt und wir sind zu seinen Ehren gelaufen.


    Faunus für die Fruchtbarkeit von Mensch und Tier, erschreckt die Menschen in Haus und Wald, auch durch böse Träume und erscheint oftmals nicht als ein einzelnes Wesen, sondern als große Zahl von Faunen. Als Fatuus gibt er sogar Weissagungen. Die Lupercalien sind die Festtage des Faunus, der den Beinamen Lupercus Wolfsabwehrer hat und in diesem Zusammenhang auch als Wolfsgott bezeichnet wird.


    Der Name der Satyr heißt übersetzt angeblich die Vollen, was sich auf ihren Körperbau und auf ihren erotisch erregten Zustand bezieht.


    In der Kunst erscheint der Thyrsos sehr häufig bei den Mänaden, gelegentlich auch bei Satyrn und Bacchus selbst. Letztlich ist er das kennzeichnende Attribut des Gottes und seines Gefolges.


    Faunus und Bacchus sind sich also näher als Du denkst Scato. Mit meinem ehemaligen Kumpel habe ich nicht mehr so einen Kontakt, dass ich ihm Wein schenken würde. Kurzum, ich bin froh wenn ich ihn nicht sehe", schmunzelte Lurco Käse essend.

    "Eine Partnerschaft die auf anderen Grundlagen basiert, aber eine Partnerschaft. Da stimme ich Dir zu. Also bleibt der Jüngling unangetastet, bis er 20 Jahre alt ist? Was ist, falls der Jüngling sich selbst mehr erhofft? Oder ist dies verpönt? Ihr lebt nach ganz anderen Maßstäben Terpander.


    Deine Ausbildung klingt hart und nicht nach Honigschlecken. Manchmal nützt die beste Effektivität nichts, wenn der Gegner einen durch schiere Masse in die Knie zwingt. Das kann jedem passieren, deshalb muss jeder Krieger und jedes Land vorsichtig sein, gleich wie mächtig und gleich welche Befähigungen beide vorzuweisen haben.


    Es gibt kein Gerede, solange Scato und Du schweigen. Was bitte soll ich in Griechenland Terpander? Ich würde ein Problem gegen ein anderes austauschen. Dort kenne ich nichts, nicht einmal die Gepflogenheiten. Zudem wäre ich dort ein Fremder, auch wenn Ihr zum römischen Reich gehört. Sprich ich wäre einige Probleme los und hätte schlagartig neue und müsste mich an ein völlig neues Leben anpassen. Das kann ich nicht Terpander, Rom ist alles was ich kenne und liebe. Jeder hat sein Päckchen zu tragen und meines ist gar nicht so schwer.


    So wie Du das Zusammenleben von Scato und mir hier beschreibst, hört sich das anders an, als das was ich mir so dabei gedacht habe. Warum ich meiner Meinung nach stören könnte? Letztendlich bin ich für Scatos Familie trotzdem nur ein Fremder Terpander", antwortete Lurco und streckte sich auf der Steinbank lang aus.

    Lurco aß grinsend seinen Puls und ließ die Kameraden gewähren. Als der Teller seinen Platz im Regal gefunden hatte, stand er auf und schaute ihn sich genau an.


    "Das ist eine griechische Zeichnung einer römischen Szene Leute. Wir sehen hier zwei Begleiter aus dem Gefolge von Bacchus, dem Gott des Weines und der Fruchtbarkeit. Der Satyr gehört zu Bacchus ebenso wie die Mänaden. So bezeichnet man die mythischen Begleiterinnen von Bacchus und die Kultanhängerinnen.


    Die beiden auf dem Bild sind also Kollegen. Die Frau, die Mänade trägt keinen Kackschwamm Jungs! Die Frau trägt einen Thyrsus, auch Thysos- oder schlicht Bacchusstab genannt. Jener Stab wird von den Begleitern des Gottes Bacchus getragen.


    Zum Stab selbst. Der Bacchusstab ist ein Stängel des Riesenfenchel und ist mit Weinlaub umwunden. An seiner Spitze befindet sich seine Krone. Die Krone des Bacchusstab besteht entweder aus Weinlaub, Efeu oder einem Pinienzapfen. Die Kronen des Stabes unterscheiden sich stark. Manchmal besteht sie auch nur aus Zweigen, verzierte Zweige mit Blätter, einer Fencheldolde oder einem Gebinde aus Efeu.


    Der Schaft des Stabes wird nicht immer als Fenchelstängel dargestellt. Manchmal ist es ein schlichter Holzstab, mal ein Holzstab mit roten Verzierungen. Die Holzstäbe werden dann mit Bändern umwunden.


    Wichtig sind in der Darstellung die Zeichen des Gottes Bacchus, als da wären Wein, Fenchel und Efeu. Extrem selten sieht man sogar Tanne und Tannenzweige. Die Länge des Bacchusstab ist recht unterschiedlich dargestellt. Vermutlich je nach Größe des Trägers oder der Trägerin. Von Mannshoch bis Ellenlange.


    Ihr solltet öfter in den Tempel gehen und Bacchus Eure Aufwartung machen. Ein ehemaliger Kumpel war dem Schöngeistigen und den Freuden des Lebens sehr zugetan. Zwar betete er vorrangig andere Götter an, aber für Bacchus und seine Freuden hatte er stets sehr viel übrig. Er war sozusagen sein Gott für das Private", erklärte Lurco grinsend und hockte sich mit einem Stück Käse auf sein Bett.

    Lurco hörte Terpander aufmerksam zu.


    "Das was Du beschreibst, klingt eher nach einr glücklichen Partnerschaft, anstatt nach einer Ausbildung. Ob Geschenke, liebe Worte und Zuneigung einen abhärten können? Ich wag es zu bezweifeln Terpander, aber vielleicht ist das auch gar nicht Ziel Eurer Ausbildung. Letztendlich hängt alles vom Zusammenhalt ab, für wen und was man kämpft. Ist da nichts, hat man nichts zu verlieren aber auch nichts zu geben.


    Ob unsere Offiziere gut zu uns sind? In dem Zusammenhang muss ich ehrlich fragen, gemessen an was Terp?


    Sie bilden uns mit Herzblut aus. Sie lehren uns dass, was wir wissen müssen mit Präzision, denn eines Tages wird unser Leben und dass der Kameraden davon abhängen. Dabei geht es rau zu, die Sprache ist rau, die Befehle sind knapp und kurz. Rau ist das Leben und Zeit ist auf dem Schlachtfeld Mangelware, also haben wir zu funktionieren. Wir haben dort unserer Aufgabe nachzukommen, dafür wurden wir ausgebildet, dafür haben wir uns selbst eingeschrieben.


    Wem es dort zu hart vorkommt, der kann wieder gehen Terp. Niemand ist gezwungen dort zu bleiben. Natürlich wird man dann in Unehren entlassen, wenn man den Schwanz einkneift. Lehrjahre sind keine Herrenjahre.


    Das Motto das Du bei Deinem Optio oder Centurio im Kopf haben musst ist Zuhören und Gehorchen. Das ist Deine Aufgabe. Du schuldest den Männern Respekt, sie drillen Dich nicht um Dich zu schickanieren oder Dir zu schaden. Sie treiben Dich über den Platz, damit Dir später nichts geschieht. Klar ist das nicht immer angenehm, aber wer es bequem haben möchte, muss einen anderen Beruf wählen. Meine Berufung ist die Cohortes.


    Durch Maros gute und konsequente Lehre habe ich die Ausbildung geschafft, er hat wirklich alles gegeben. Sein Ton oder die Worte sind dabei unerheblich Tarp, es ist wichtig was er damit sagen wollte. Und unser neuer Optio gibt auch alles. Es sind gute Männer.


    Auch wenn ich es mit dem Zuhören und Gehorchen nicht immer so hinbekomme. Oder sagen wir mal mit dem Lesen und Gehorchen. Manchmal habe ich die Aufmerksamkeitsspanne einer Stubenfliege, frag nicht warum.


    Mein gemauerter Traum, das hast Du schön beschrieben. Ja wer weiß was die Zukunft bringt außer die Götter? Niemand, hoffen wir, dass sie uns gewogen sind. Vielleicht gründen Scato und ich eines Tages eine Familie und leben hier gemeinsam.


    Oder nur er, aber dann würde ich ihm das Haus überlassen. Irgendwann käme die Kinderfrage auf, was macht "Onkel Lurco" eigentlich ständig hier? Und wann geht er wieder? Vielleicht denke ich manchmal auf einfach zuviel nach, wie ab und an auch zu wenig. All die Probleme lösen sich in Luft auf, wenn ich verlängern kann.


    Ach keine Zeit für trübe Gedanken, wer weiß was in 16 Jahren ist, bis dato haben wir einen guten Beruf, ein schönes Haus, eine Taberna und Dich Terpander", schmunzelte Lurco.

    Lurco zog sich ganz langsam in den Schatten der Gasse zurück. Ramnus und Tarpa konnte eh niemand mehr helfen, die beiden waren ineinander verkeilt. Erstaunlicherweise gewann Tarpa den Kampf in den letzten Zügen, während ihr Optio Ramnus Schlachtfeld betrat und für Ruhe sorgte. Er hatte zig man im Schlepptau, die irgendwen verhaften sollten. Wohin der Optio gezeigt hatte erschloss sich Lurco nicht.


    War Scato bis dato noch nicht von ihrem Optio bemerkt worden, dann jetzt. Wieso bei Mars musste er den Mann in einer derartigen Situation grüßen? Hallo hier, ich war beteiligt und möchte auch gerne verhaftet werden? Oder was sollte das werden. Lurco hätte Scato am liebsten angezischt den Mund zu halten. Allerdings war es dafür zu spät und er hielt lieber seinen eigenen.


    Lurco bewegte sich so unauffällig an der Wand lang wie möglich und tippte Pullus an. Er gab ihm ein minimales Zeichen, dass sie sich so unauffällig wie möglich Richtung Baracke zurückziehen sollten und das versuchten die beiden auch.

    Lurco schaute sich das Schauspiel an, es hatte einiges zu bieten unter anderem auch die Gefahr dass sie alle die Latrine mit der Zunge reinigen durften. Auf der anderen Seite war Ramnus nicht umsonst derart wütend. Vor versammelter Mannschaft war er ausgelacht worden, das Gespött der Baracke und darüber hinaus. Dass sich der Mann das nicht bieten lassen würde, war klar. Alles im Leben hatte seinen Preis, sogar ein dämliches Lachen an falscher Stelle.


    Ramnus machte aus seiner Sache ein Spektakel und ließ es sich nicht nehmen, jedem zu präsentieren was er zu bieten hatte. Und das war einiges, wie Lurco feststellte. Der Mann war ein Koloss auf Beinen, so breit wie hoch und Fett war kaum an ihm zu finden. Es saß wenn überhaupt an den richtigen Stellen.


    Tapra hatte sich eindeutig den Falschen ausgesucht, als er sich das Lachen nicht verkneifen konnte. Ob ihm jetzt noch nach Lachen zumute war? Wo Lurco seine Musterung von Ramnus abbrach und Tarpa auch einen Blick schenkte stellte er fest, dass dem schon lange das Lachen im Hals stecken geblieben war.


    Der Kampf begann und die Kameraden jubelten, er selbst hatte 5 Sesterzen auf Ramnus gesetzt. Er mochte die Wuchtbrumme, sie verstanden sich gut und auch wenn er nicht der klare Favorit gewesen wäre, allein aus treue zur Baracke hätte er auf ihn gesetzt. Denn Tarpa hatte mit seiner Lache die eigene Baracke in den Schmutz gezogen. Wie konnte er über Ramnus lachen?


    Der Optio hatte ihm schon einen roten Kopf verpasst, da musste Tarpa noch einen drauf setzen.


    Der Kampf begann so wie Lurco sich das vorgestellt hatte. Mann gegen Bestie, Ramnus gab hier in ihrer persönlichen Arena die Bestie. Die Chancen für Tarpa sahen entsprechend schlecht aus. Wie ein Wiesel huschte er umher und versuchte sich durch Labern freizuquatschen. Dass das bei Ramnus nicht ziehen würde, hätte er sich denken können.


    Die Kontrahenten kämpften zu Boden und dann auch in der Luft. Fehlte nur noch das Wasser, dachte Lurco belustigt. Tarpa sprang von einem Dach zum anderen und machte es nur noch schlimmer. Wie man so tief in die Scheiße greifen konnte, war Lurco unverständlich.


    Aber ohne diesen Missgriff hätten sie nicht ein derartig spannenden Kampf zu Gesicht bekommen! Ramnus nahm die Verfolgung von dem fliehenden Tarpa auf und Lurco feuerte ihn lautstark an.


    Der Mann hatte es verdient, aus manigfaltigen Gründen, die Lurco lieber für sich behielt. Sollte jemand fragen, ging es um die Ehre von Ramnus, die der Baracke VII und ganzen fünf Sesterzen!

    Testudo - die Schildkröte befahl ihr Optio. Das war jene Formation die zum Schutz vor starkem Beschuss diente und ein sicheres Vorrücken ermöglichte. Für die Formation der Schildkröte benötigte man das Scutum, deshalb sollten sie es vermutlich auch mitbringen. Nur der rechteckige Schild konnte dazu verwandt werden.


    Er mit den restlichen Kameraden der ersten Reihe hielten ihre Schile nach vorne. Die nachfolgenden Reihen hielten die Schilde über den Kopf, so dass die Schilde die vorangehenden Kameraden mit schützten und sich überlappten.


    Die aufwendige und im Gefecht schwerfällige Formation konnten nur gut ausgebildeten und disziplinierten Legionäre effizient ausführen. Der Knackpunkt der Schildkröte war, die Formation rechtzeitig aufzunehmen bei einem Fernwaffenangriff und ebenso rechtzeitig wieder aufzugeben bei Bedarf.


    Wichtig war die Formation auch gegen gewaltbereite Menschenansammlungen aus verschiedenen Richtungen, gerade wenn man mit Gegenständen oder anderem beworfen und beschossen wurde. Hier mussten sie alle besonders aufpassen, sie probten gerade den Extremernstfall.

    "Danke", sagte Lurco schlicht auf das Versprechen hin, nichts von dem was er Terpander anvertraute weiterzutragen.


    Einen Augenblick später grinste er wie ein Spitzbub.


    "Du gibst nicht auf oder? Ich wollte einen Löwen kaufen und kein Zebra. Das Zebra war Dein Vorschlag. Spaß beiseit. Falls ich mir jemals ein exotisches Tier leisten kann für unsere Taberna dann würde ich Venox nur dann fragen, wenn ich keine andere Möglichkeit habe. Ich weiß ehrlich gesagt nicht, wie ich dem Mann begegnen soll. Ihn wie einen alten Freund begrüßen und so tun, als wäre nie etwas gewesen? Das wäre richtig. Ihn ignorieren? Das zieht möglicherweise Ärger nach sich, den ich gebrauchen kann. Am besten wäre also, ich laufe ihm nicht über den Weg. Er ist größtenteils in Rom, hier hat er sein Geschäft. Nur wenn er Ware besorgt, dann ist er unterwegs. Das lässt er sich nicht nehmen. Frag nicht weshalb, vielleicht fühlt er sich dann wie ein verwegener Abenteurer", erklärte Lurco.


    "Lehrer? Ein ehrbarer Beruf Terpander. Was Du über den Sklavenstand sagst, stimmt. Ein Sklave wird vollversorgt und muss sich selten um die Belange des Herrn Gedanken machen. Es sei denn, genau das ist seine Aufgabe. Er hat ein gesichertes Auskommen und die Sorgen trägt ein anderer. Im Grunde kann man einen Sklaven mit einem Kind vergleichen. Beide bekommen gesagt was sie zu tun haben, haben keinen Ärger und werden für nichts zur Verantwortung gezogen.


    Die Liebschaften bestehen sogar nach der Ehe weiter? Nun wieso nicht? Andere halten sich für ihren Spaß Sklaven und ein Lupanarbesuch ist nichts Verwerfliches, es sei denn Du fragst einen Christen.


    Ich frage mal umgekehrt, was spricht dagegen, dass Scato irgendwann eine Familie gründen wird? Nichts. Natürlich sorge ich mich, auf der anderen Seite versuche ich das zu schätzen was ich habe und das ist nicht wenig Terp.


    Scato hat genauso 20 Jahre Dienstzeit vor der Brust und somit die gleiche Schonfrist wie ich. Zwanzig Jahre sind eine lange Zeit Terpander. Es ist eine kleine Ewigkeit und wenn wir die glücklich sein können, dann sage ich nicht nein. Was danach kommt wissen die Götter. Mein Traum ist die gemeinsame Taberna und wir hocken gerade drin. Damit ist der Traum zum greifen nahe", antwortete Lurco und schaute sich in dem Haus.