Beiträge von Manius Purgitius Lurco

    Lurco wollte sich gerade auf den Weg machen um einige Vorräte für ihre Baracke einzukaufen, als er Scatos Sklaven Terpander über den Weg lief. Scheinbar wusste dieser nicht, was er mit sich anfangen sollte, sobald sein Herr nicht anwesend war. Nun das war nicht verwerflich, denn viel zu tun gab es für den Mann nicht. Außer abwarten und das konnte mehr als ermüdend sein.


    "Salve Terpander, was verschlägt Dich zu uns? Irgendwelche Neuigkeiten? Wir treffen uns scheinbar ständig vor der Castra. Nun gut, wo sollte ich auch sonst herkommen, wenn ich in die Stadt möchte. Möchtest Du zu Scato oder begleitest Du mich auf meine Einkaufsrunde?", fragte Lurco.

    Lurco setzte sich neben seinen Kumpel und nickte knapp.


    "Ja alles in Ordnung, ich hatte nur ganz die Zeit vergessen. Aber ich habe es ja noch rechtzeitig geschafft. So? Was gibt es denn über Lupanare zu fachsimpeln? Vor und Nachteile, oder generell wo es das beste Angebot gibt. Da ist das Angebot ja weiter gefächert, als nur die Lupanare. Du kannst ebenso in eine Taberna gehen oder in bestimmte Gassen, wenn es Dich zu sehr drückt und Du nur schnell was loswerden willst, einschließlich was Kleingeld", schmunzelte Lurco.


    "Im Magnum Momentum war alles eine Spur nobler. Ob sie Gift verwenden um eine Schwangerschaft zu verhindern? Wer weiß? Vielleicht auch irgendwelche Kräuter oder andere Medizin, wovon wir keine Ahnung haben. Oder die Schwangeren waren nicht zu sehen, da sie für gewisse Kunden mit speziellem Geschmack vorbehalten waren. Es gibt ja bekanntlich nichts, was es nicht gibt. Und wer es mag, wird auch das ordern.


    "Keiner eine Ahnung worum es heute geht? Vielleicht steht ein weiteres Fest an oder eine besondere Aufgabe im Namen des Ordens. Nur zum Plaudern werden wir nicht eingeladen worden sein. Falls doch, auch gut", sagte Lurco.

    "Es geht nicht darum dass ich Recht habe, um mich geht es hier überhaupt nicht. Höchstens als Teil der Kameradschaft der Baracke VII und sonst nichts. Richtig, Du gehst zu Tiberios und Du holst das Geld zurück. Es selbst abzustottern, vergiss so schnell wie Dir der Mist eingefallen ist. Ihr beide habt den Unsinn verzapft, also schafft ihn auch gemeinsam aus der Welt.


    Sicher hat er das getan, weil er Dich mag. Jetzt stellst Du Dich bewusst unwissend Scato. Als wüsstest Du das selbst nicht, warum sonst der Groll? Der kommt doch nicht von ungefähr. Ihr beide habt Euch ineinander verguckt. Du hast seine Nähe genossen, genau wie er Deine und Ihr habt Eure Nähe gesucht. Ihr wolltet über Beschränkungen hinwegsehen, über die man nicht hinwegsehen kann. Kenne Deinen Platz Scato, dass gilt für Sklaven, aber auch für jeden Römer. Vergiss niemals wer und was Du bist. Wer versucht jemand anderes zu sein, wacht eines Tages auf um festzustellen, dass er ein Nichts wurde.


    Natürlich ist das "süß", er hat Dich selbstlos vertrieben, um Euch beide zu beschützen. Das ist meine Vermutung. Ein Ende mit Schrecken ist besser als ein Schrecken ohne Ende. Und hast man erstmal richtig in eine Beziehung investiert, um festzustellen, dass man nie eine hatte reißt das einem den Boden unter den Füßen weg.


    Er würde ab dato nie wieder Tiberios der Sklave für Dich sein, er wäre immer Dein Freund, Dein Partner, Dein Geliebter. Eine Rückkehr zum alten Weltbild ist nicht möglich.


    Personen gehen immer, aber wie sie gehen - das bleibt. Er ging für Euch beide Scato.


    Also entweder siehst Du zu, dass Du ihn erreichst, oder Du lässt ihn ziehen. Es ist vielleicht das einzige Geschenk dass er Dir machen kann. Er schenkte Dir Deine Freiheit, obwohl er der Unfreie ist. Paradox nicht wahr?


    Warum er sich umgarnen lässt? Muss ich Dir das echt erklären? Nun erstens schmeichelt es jedem, wenn er begehrt wird. Das ist schließlich ein Kompliment. Und Tiberios ist ein Mann, auch er hat Bedürfnisse und ein Loch ist ein Loch", grinste Lurco und tauchte kurz unter.


    "Sicher warum sollte ich Dich nicht erneut ins Lupanar begleiten? Nur im Moment nicht, das artet bei Dir ja zur Sucht aus", lachte Lurco und ließ sich im Wasser treiben.

    Lurco fragte sich, weshalb ihr dienstältester Kollege 80 Sezterzen verbraten hatte, Geld zu verbrennen ging an jedem Herd einfacher.


    "Jeder Gegenstand hat eine Bezeichnung. Diesen Gegenstand bezeichnet mal als Eireann. Es spottet gerne über Rom im allgemeinen und ihre Herren im Besondern. Dieses Etwas ist der Auffassung, dass wir Römer von Glück sagen dürfen, sie in unserer Obhut zu haben, damit wir sie verköstigen dürfen und so weiter.


    Seltsamerweise tauchte sie aber bei einer römischen Festlichkeit auf um sich einen göttlichen Segen zu erschleichen. Nur um dann genau jenen Segen ins Lächerliche und in den Dreck zu ziehen. Vielleicht sollte man sich an ihr nicht die Zähne ausbeißen, sondern ihr den Giftzahn ziehen, kurzum die Zähne einschlagen.


    Bei Ihr lieber Kollege haben schon zu viele Herren zuvor ein Auge zugedrückt, deshalb ist dieses Subjekt derart verzogen. Wer keine eigenen Grenzen setzt, kann nicht erwarten, dass sie eingehalten werden.


    Und wo wir gerade von Grenzen sprechen, Du hast die Sklavin privat erworben. Dagegen spricht nichts. Sie zu Dir nach Hause zu begleiten schon. Das wäre Vorteilnahme im Amt, wenn wir unsere Dienstzeit damit verschwenden Privateigentum eines Kollegen zu eskortieren. Damit würden wir unseren Ruf, den Ruf unserer Baracke und den unseres Centurio in den Schmutz ziehen.


    Es haben genug Zeugen gesehen, dass Du sie privat erworben hast und nicht für eine selbstlose Arenaspende. Ich würde vorschlagen Du machst kurz Pause, bringst Deine neue Errungenschaft nach Hause und wir treffen uns dann nachher hier wieder.


    Ich versehe meinen Dienst weiterhin nachBefehl und Vorschrift, Scato kann sich gerne anschließen. Wir patrouillieren über den Markt samt Umgebung, in einer Stunde wieder hier", sagte Lurco freundlich und behielt weiterhin die Umgebung im Auge.


    Was Appius Furius Cerretanus mit wem privat anstellte, war seine ureigene Entscheidung. Sie aber dienstlich mit hineinzuziehen war eine ganz andere Sache. Schlimmstenfalls würde Maro zu Ohren kommen, dass sie ihren Dienst sträflich vernachlässigt hätten, für eine Sklavin die keinen Topf Puls wert war.


    Lurco wollte sich sicherlich nicht die Karriere ruinieren lassen, weil ein anderer Miles fälschlich bei Eireann zuschlagen musste.


    "Scato?", fragte Lurco und überprüfte kurz seine Waffen.

    Lurco fragte sich noch, wohin Scato an diesem Tag unterwegs war, als es ihm schlagartig dämmerte. Das Rundschreiben der Luperci! Lurco schmiss sich förmlich in seine Tunika, sprang in die Sandalen und machte sich schnellstmöglich auf den Weg.


    Einige Zeit nach Scato erreichte er ebenfalls die einberufene Versammlung. Etwas außer Atem und sich die Haare mit den Fingern glatt kämmend trat er zu den anderen.


    "Salve", grüßte er freundlich in die Runde und nahm neben Caesoninus und Scato Platz.


    "Entschuldigt, ich hatte den Termin fast verschwitzt, zum Glück bin ich noch rechtzeitig gekommen. Habe ich irgendetwas verpasst?", fragte er freundlich.


    Er freute sich wieder in den Hallen der Wölfin zu sein.

    Lurco nickte zustimmend.


    "Guter Mann, Deine Ware redet ungefragt mit den Kunden ohne dass ihr das Wort erteilt wurde. Peitscht sie nochmal. Und ich biete doch! Mein Angebot kommt von ehrlichen Herzen, ich hätte sofort und bar bezahlt. Aber 40 Sezterzen? Das ist ein halbes Vermögen und mir leider nicht möglich", antwortete Lurco dem Verkäufer freundlich.


    Lurco wusste, auch der Sklavenhändler musste leben. Bevor er überhaupt Gewinn einfuhr, musste er die Ware einkaufen und auf Vordermann bringen. Je länger er sie lagerte, je mehr Geld verschlang sie. Der Gewinn wurde stetig weniger, denn ein Ladenhüter konnte man nicht für den gleichen Preis anbieten, wie erstklassige Ware. Der einzunehmende Preis schrumpfte und die Ausgaben schnellten in die Höhe.


    Das Wissen nutzte nichts, auch wenn er dem Mann sein Geld gönnte, ihm selbst stand halt nur ein kleines, überschaubares Einkommen zur Verfügung. So sehr ihm die abfällige Art der Ware gegenüber Rom gegen den Strich ging, so sehr machte das Verhandeln mit dem Händler Spaß. Vierzig Sezterzen waren nicht drin, die besaß er nicht einmal.


    Falls er nicht den Zuschlag bekam, ergatterte der Händler vielleicht einige Szesterzen mehr für die Sklavin. Das Geld gönnte er dem armen Mann.


    Lurco grinste Scato an und schlenderte gut gelaunt durch die Massen um die vermeintlichen Kunden im Auge zu behalten, vor allen deren Hände und ob diese in den eigenen Taschen blieben.

    Lurco lachte leise.


    "Doch Du vergisst Eireann. Du bist nur am vergessen. Du vergisst ständig was und wer Du bist. Ein Sklave, ein Nichts. Du vergisst, wer Dir das Leben hier ermöglicht, Dein Herr der Dich trotz Deiner undankbaren und grundlos überheblichen Art kleidet, unterbringt und durchfüttert. Und da erzählst Du uns Du vergisst nicht?


    10 Sezterzen und ich tue Dir damit noch einen Gefallen guter Mann. Du musst sie hier schon schlagen, wie soll man sie da ans Arbeiten bekommen. Tue Dir, mir und den Löwen einen Gefallen. 10 Sezterzen bar auf die Hand mein Freund", bot Lurco großzügig und lächelte freundlich.


    Der Händler hatte es wirklich nicht leicht. Bei solcher Ware musste der Mann Nerven aus Granit haben.

    Lurco starrte der Frau unbekümmert in die Augen. Würde er sie ersteigern, ging sie ohne viel Federlesen ab in die Arena. Dort würde sie begreifen wer und was sie war. Oh wie Recht sie doch hatte. Es war geradezu entzückend.


    "Ganz genau... man sieht sich immer zweimal im Leben Sklave. Rom vergisst nie und ich ebensowenig", sagte Lurco kalt.


    Er knuffte kurz Scato und hörte schon das Schnurren der Raubkatzen und das Reißen von Sehnen und Fleisch, das Zermalmen der Knochen. Ja Rom konnte eine Bestie sein, wenn man es mit Füßen trat. Das würde der Sklave dort oben lernen, sollte er den Zuschlag bekommen.


    "Das wird für das Ding ein wahrhaft einmaliges Erlebnis. Scato leih mir Geld, falls nötig", bat Lurco mit zuckersüßer Stimme.


    Er strich sich kurz durch sein dunkles volles Haar, während er Scato vielsagend anfunkelte.

    Lurco folgte gemeinsam mit Scato ihrem dienstälteren Kollegen. Taschendiebstahl in Menschenmengen war Gang und Gäbe. Wo Gedränge herrschte, da herrschten auch die Langfinger. Heute ging es auf den Sklavenmarkt. Dort angekommen gab es scheinbar einen kleinen Tumult.


    Die Ursache stand auf dem Podest und hielt sich immer noch für die Göttin Venus. Jenes Sklavenweibsbild das auf Rom und alles was es ausmachte, einschließlich dem Kaiser spuckte.
    Und hier spuckte sie erneut große Töne.


    "Was an dieser Sklavin reizt ist nicht ihr Liebreiz, sondern jedes einzelne Wort. Wunderkind? Mich wundert nur, dass ihr alter Besitzer sie nicht im Tiber versenkt hat.
    Für 55 Sezterzen bekommt man einen guten Esel, der bockt weniger und hat zudem einen größeren Kopf.


    Ich kenne die Sklavin, ich biete 5 Sezterzen. Meine Spende geht an die Arena Roms zu Ehren unseres geliebten Kaisers!", bot Lurco mit, ohne der Sklavin weiter Beachtung zu schenken. Dafür behielt er die Menge im Auge.


    Auch das war Dienst an Rom und seiner Bevölkerung, er musste zukünftige, unschuldige Männer davor bewahren ihr Geld und ihre Nerven zu verlieren.

    Lurco blickte Scato ernst an, dabei ließ er aber weiterhin den Kopf auf den verschränkten Armen liegen.


    "Mist gebaut? Das trifft es in dem Fall nicht annähernd Scato. Die Kameraden haben Dir unsere Gemeinschaftskasse anvertraut und Du hast das Geld verschenkt, weil Du Dich in Deinen Gefühlen verletzt gesehen hast? Verschenkt Scato? Was andere mit Fleiß und Schweiß erarbeitet haben, lass Dir das mal auf der Zunge zergehen.


    Zu Deinem Problem, dass den Geldregen für Tiberios ausgelöst hat.


    Dein Problem kann man von zig Seiten aus betrachten. Bedenke doch einmal wer und was Tiberios ist. Er ist Grieche und er ist ein Sklave. Beides ist ihm im Gegensatz zu anderen Sklaven durchaus bewusst. Tiberios kennt seinen Stand.


    Ihr beide hattet einen Draht zueinander und wäre er ein freier Mann, wäre vielleicht mehr daraus geworden. Es hätte mehr werden können, aber in der Konstellation in der Ihr beiden lebt - nicht. Tiberios ist ein kluger Kopf Scato. Auch er hat gesehen, wo Ihr beiden im Leben steht. Du ein Bürger Roms, er der Sklave.


    Möglicherweise hat er sich genau wie Du etwas anderes versprochen. Er fühlte sich geschmeichelt, Du hast ihn genauso umgarnt und ihm das Gefühl gegeben, in Deiner Gegenwart kein Sklave zu sein. Du hast mit ihm auf gleicher Augenhöhe gesprochen. All das hat ihm das Herz aufgehen lassen. Und er hat Dich ebenso in sein Herz geschlossen. Sprach mit Dir, freute sich stets über Deine Gegenwart.


    Und dann ist er aufgewacht.
    Er sah die Sache klar.


    Du der Römer, der Miles bei den Cohortes und er? Er ein Sklave, ein Gegenstand genauso wie den Topf den Du gekauft hast. Nicht mehr als das. Was sollte aus Euch beiden werden? Heimliche Küsse im Hinterhof einer schäbigen Taberna? Nächtliche Treffen in Gärten oder Gassen?


    Wohl kaum!


    Weder kann Tiberios sich ständig heimlich davonstehlen, ohne dass es seinem Herrn auffällt, noch kannst Du Dich ständig aus der Castra verdrücken. Und genau das hat Tiberios gesehen. Er hat Eure Beziehung beendet, bevor sie angefangen hat.


    Warum? Tja.
    Entweder um Dich zu schonen, damit der Schmerz nicht zu groß wird, wenn erstmal was gelaufen ist. Oder Schiss vor dem eigenen Schneid. Was es auch gewesen ist, er hat Dich verscheucht, um Euch beide nicht in Schwierigkeiten zu bringen.


    Er ist nicht Dein Sklave Scato. Wäre er dass, hätte die Sache vermutlich ganz anders ausgesehen und wäre auch anders gelaufen. Aber Du bist wer Du bist und er ist es auch. Entweder akzeptierst Du dass, oder Du siehst zu, dass Du Tiberios seinem Herrn abkaufst.


    Zudem wirst Du eh nocheinmal mit Tiberios reden.
    Darauf bestehe ich.


    Du hast ihm für was auch immer fremdes Geld geschenkt. Geld Scato, dass Dir nicht zusteht. Hier muss ich für die Kameraden sprechen, anstatt für Dich. Du hast mit beiden Händen tief in die Latrine gegriffen, also zieh sie auch selbst wieder raus. Das heißt, Du wirst zu Tiberios gehen und das Geld Deiner Kameraden zurückverlangen. Dass Du es ihm in einer Überreaktion gegeben hast, dürfte auch im aufgefallen sein. Falls nicht, weise ihn darauf hin und fordere das Geld zurück.


    Du kannst nichts verschenken was nicht Dir gehört Scato. Und Tiberios kann es nicht annehmen. Ihr beide habt kein Anrecht auf das Geld. Ihr beide klärt dass, sonst kläre ich dass mit den Kameraden. Schweigen kann ich dazu nicht, denn wo kommen wir hin, wenn wir uns in der eigenen Baracke nicht einmal mehr vertrauen können?


    Ich gebe Dir eine angemessene Frist, sagen wir eine Woche. Dann ist das Geld wieder in der Kasse. Das geht nicht gegen Dich Scato, sondern ist für die Kameradschaft. Bedenke das und enttäusche mich nicht. Wir haben zuviel miteinander durchgemacht, als dass ich Dich als Freund verlieren möchte, nur weil Du mit Deinem Prügel gedacht hast. Sowas kann passieren, aber dann steh dafür auch gerade.


    Zu Deinem Topf. Falls der Topf wirklich aus purem Gold ist, dann sind wir reich. Wir könnten den Topf verkaufen und hätten für die Kasse sogar noch einen Gewinn eingestrichen. Das ganze hat nur einen gewaltigen Haken - irgendem wird der Topf gehören. Und meist sind Leute nicht gerade fröhlich, wenn sie einen Batzen Gold verlieren.


    Wir müssten in Erfahrung bringen, wem der Topf gehört hat und worum es sich dabei handelte. Diebesgut? Hehlerware? Nichts dergleichen und wir hatten einfach Glück? Dann ist er unser Gewinn. Aber steckt dahinter etwas Dunkles, sollten wir ganz vorsichtig sein. Denn sowas rächt sich meist. Mit dreckigem Geld oder Gold ist noch keiner reich geworden Scato. Wir müssen herausfinden, woher der Topf stammt, wem er gehörte und wie diese Person an den Topf selbst oder dessen Material gekommen ist. Dann sehen wir weiter.


    Um die Zeche im Lupanar kümmere ich mich, Ehrensache dass wir dort unsere Schulden begleichen. Zudem wer ordentlich arbeitet soll auch dementsprechend bezahlt werden. Satibarzanes hat sich seinen Lohn verdient", antwortete Lurco und strich sich über die nassen Haare.

    "Alles klar, die öffentlichen Therme. Aber bitte bleib nüchtern genug, dass ich Dich nicht wieder singend in die Castra schleppen muss. Nochmal wird da sicher kein gutmütiger Kollege ein Auge zudrücken", antwortete Lurco und grinste.


    Er trank den Rest seines Weines auf Ex aus, brachte den Becher zurück und gab den Weg in die öffentlichen Therme vor. Zum Glück war der Eintritt in die Thermae Agrippae kostenlos. Als sie beide endlich nach einem langen Tag mit Höhen und Tiefen im warmen Wasser lagen, entspannte sich Lurco.


    Er machte es sich am Beckenrand gemütlich, verschränkte dort die Arme und legte den Kopf darauf ab. So verharrte er und schloss die Augen, während der Rest von ihm im warmen Wasser badete.


    "Was hast Du mit dem Geld gemacht Scato? Ging das alles für den Topf drauf?", gähnte Lurco.

    Lurco trank den Wein extrem langsam und musterte Scato über den Rand des Bechers hinweg. Scato sprach ständig davon was er nicht tat und nicht wollte. Er redete stets so, dass man ihn auf keine seiner Aussagen festnageln konnte. Kurzum Scato war ein Meister darin die ganze Zeit zu reden ohne ein einziges Wort zu sagen. Vor allem nicht über sich. Er gab keine persönlichen Informationen preis, er bezog keine klare Stellung. Warum? Darüber konnte Lurco nur spekulieren.


    Man konnte alles in die Aussage von Scato hineindeuten, wenn man nur wollte.


    `Die Nähe von Satibarzanes ist mir gleich, sonst hätte ich da auch allein hingehen können´, die Aussage konnte man so verstehen, dass es Scato nicht um den Lupo ging, sondern um ihn.


    `Damit du aber auch irgendwas davon hast, habe ich dich den Lupo auswählen lassen´, und die angefügte Information verschnitt die Annahme wieder.


    Also weshalb hatte er ihn überhaupt mit ins Lupanar genommen? So selbstverliebt direkt anzunehmen, dass es Scato um ihn ging, war Lurco nicht. Vielmehr war er der Auffassung, dass Scato schlichtweg nicht allein gehen wollte. Gute Kumpel zogen so einiges miteinander durch, von einem Saufgelage bis hin zu einem Lupanarbesuch.


    Für Sacto war das der zweite Besuch, etwas wovor er Angst hatte, da es ihm immer noch unbekannt gewesen war. Er schwamm in unbekannten, trüben Gewässern. Alles was er gesucht hatte war ein Kumpel als Beistand und einen Schwimmlehrer.


    Das die Wahl dabei auf ihn gefallen war, zeugte von Vertrauen und tiefer Freundschaft.
    Man konnte auch Dinge zerreden oder zerdenken.


    "Danke und ist schon in Ordnung. Ich weiß ehrlich gesagt nichts mit Deiner Antwort anzufangen, weil sie alles und nichts bedeuten kann Scato. Und ehe ich da falsche Rückschlüsse ziehe, die am Ende noch peinlich enden, lassen wir es einfach so stehen. War ein schöner Abend mit zu abruptem Ende. Therme?", fragte Lurco freundlich.

    "Das ist natürlich bescheiden Scato, dann haben wir nur noch das Geld, was ich in den Taschen habe", antwortete Lurco zerknirscht und zog Scato mit sich zu einem Gewürzweinhändler. Er kaufte ihnen beiden einen Becher und machte es sich etwas absteits des Standes mit dem Becher in der Hand gemütlich.


    So waren sie vor lauschenden Ohren sicher und hatten doch alles im Blick, wenn sie dass denn wollten. Lurco hingegen musterte Scato eine ganze Weile. Er versuchte im Gesicht seines besten Freundes zu lesen.


    "Es tut mir leid", sagte er leise zwischen zwei Schlückchen heißen Wein.


    "Satibarazanes habe ich ausgewählt weil er einen freundlichen, lieben und gemütlichen Eindruck machte. Und so ein Kerl war er auch. Aber das was Du Dir erhofft hast Scato, dass kann man in einem Lupanar nicht kaufen. Du kannst jeden Dienst erhalten, aber keine Zuneigung, keine Nähe und keine Wärme. Das bietet kein Lupanar. Die besten Dinge im Leben kann man nicht kaufen Scato, man bekommt sie geschenkt", erklärte Lurco nachdenklich und nahm noch einen Schluck Wein.


    "Wie gesagt es tut mir leid und ich wollte Dir nichts versauen. Ich bin nicht der beste Umgang was das Thema betrifft. Ich habe es gut gemeint. Aber bekanntlich ist ja das Gegenteil von gut - gut gemeint. Ich nehme die Kosten auf meine Kappe für den Lupanarbesuch, ist das Mindeste", warf Lurco ein.

    "Iss", befahl Lurco freundlich und deutete auf die Bratwurst.


    "Wir beide lassen "es" gemütlich in den Thermen ausklingen, nur wir zwei ohne den bezahlten Beistand. Oder bleibst Du in einer Taberna hocken bis zur Verdauung? Du hast gegessen und Du räumst den Platz. Du bleibst nicht dort um zu verweilen, es ausklingen oder nachwirken zu lassen. Dafür ist das weder der richtige Ort, noch die richtige Person.


    Du willst in die Therme Scato, denn dort lassen wir die Seele baumeln. Dort können wir beide entspannt im Wasser treiben und unseren Gedanken nachhängen. Das Du es langsamer ausklingen lassen wolltest verstehe ich, aber verstehe auch warum wir gegangen sind", antwortete Lurco und knuffte Scato vorsichtig vor das Kinn.


    Er nahm noch einige Bissen, hielt dann mitten beim Kauen inne und blieb wie angewurzelt stehen.
    "Wir haben die Zeche geprellt", flüsterte er bleich und musste dann breit grinsen.


    "Was machen wir denn jetzt?", fragte er und schaute Richtung Lupanar zurück.

    Scato war bereit, Lurco und Satibarzanes ebenso und einen Moment später, einen ganz besonderen Augenblick wurde Scato wirklich von den wogenden Wellen seines Meeres davon getragen.


    Die Zeit die nach ihrem Lupanarbesuch verstrichen war, konnte Lurco nicht abschätzen. Gemeinsam machte er sich zufrieden und tiefenentspannt mit Scato auf dem Heimweg. Er hielt an einem der vielen Essstände auf der Straße und kaufte ihnen beiden einen Bratwurst.


    "Lass es Dir schmecken", sagte er gut gelaunt und fing umgehend an zu essen.


    Lurco behielt die Straße im Auge und schaute sich während er ausgehungert seine Bratwurst vertilgte um. Rom war zu jeder Zeit belebt, die Ströme der Passanten waren nicht abgerissen. Es war ein klein wenig wärmer geworden, was den Boden so langsam aufweichte. Aber noch war er fest genug, um den Unrat da zu belassen, wo er hingehörte.


    "Wollen wir gleich in die Therme gehen, sobald wir in der Castra sind?", fragte Lurco zwischen zwei Bissen.

    Lurco hörte Maro aufmerksam wie gebannt zu. Schade das es keinen berittenen Teil der Cohortes gab, aber dann verzichtete er lieber, als woanders sein Glück zu versuchen. Ihr Centurio hatte Recht, es galt sich zu bewähren. Dennoch oder gerade deshalb war es beruhigend zu wissen, was ihnen alles offen stand und winken konnte. Ein weiterer Grund alles zu geben und Maro nicht zu enttäuschen.


    "Danke für die Erläuterungen Centurio Maro. In dem Fall verzichte ich auf das Pferd, denn ich verzichte nicht auf die Cohortes und meine Kameraden. Die Cohortes zu verlassen kommt für mich unter keinen Umständen in Betracht.


    Mit der Information hast Du für mich entschieden, der Schmied soll es sein, sobald wir uns bewiesen haben.


    Und bitte verstehe uns nicht falsch, wir möchten grundlos keine Extrawurst serviert bekommen, höchstens wenn wir sie uns redlich verdient haben. Wir wollten uns einfach bei Dir erkundigen, was möglich ist, um ein Ziel vor Augen zu haben. Gerade weil wir Neulinge sind und noch nicht den Durch- oder besser gesagt Überblick haben", antwortete Lurco respektvoll.


    Er wollte nicht dass Maro glaubte, sie hätten gefragt um sich zu drücken. Das Gegenteil war der Fall, sie wollten sich einbringen. Das Maro sie dennoch direkt vermerkte machte Lurco stolz.


    Als Maro sie entließ, tat Lurco genau dass, was sein Centurio von ihm erwartet und verlangt hatte - er nahm Haltung an und verabschiedete sich von Maro.


    Draußen wartete er breit grinsend auf Scato. Maro hatte sich Zeit für sie genommen und ihnen alles haar genau erklärt, er hatte sie sogar vermerkt. Vermerkt! Grinste Lurco bei dem Gedanken über beide Ohren. Sie mussten jetzt alles geben!

    Terpander war ein ausgesprochen guter und höflicher Zuhörer. Das mochte auch daran liegen, dass er kaum zu Wort kam, aber Lurco meinte es nicht böse. Er war nur erneut mit der Schnauze in den Dreck getunkt worden und da musste er ihn auch wieder loswerden.


    "Du hast richtig gehört, einen Löwen. Die Idee hat was oder? Er wäre das Markenzeichen unserer Taberna. Und mal ehrlich, in der Arena werden sie auch gehalten. Ich habe schon von Leuten gehört, die sie sich sogar als Haustiere halten. Wäre das nicht möglich, wären sie wohl keine Haustiere. Das einzige Problem wäre der Platz, aber da finden wir schon was. Eine gute Ecke, wo er auf seinem Platz hockt und alles überblickt.


    Eine einfache Taberna hat jeder, man benötigt etwas Außergewöhnliches. Und wie ich von einem Kumpel hörte, zahlen viele Leute um exotische Tiere zu sehen. Was sich wiederum im Arenabesuch bestätigt. Vielleicht hätten wir den einen oder anderen Kunden mehr, weil er unseren Löwen besichtigen möchte.


    Wo man ein zahmes Tier herbekommt, weiß ich nicht. Also theoretisch wüsste ich jemanden, der für Geld alles besorgen kann, aber dem Kerl möchte ich nicht mal mehr bei Mondschein begegnen. Naja ist auch gleich.


    Ein anderes exotisches Tier ginge auch, falls Du eine Idee hast, nur heraus damit.


    Also wie verbleiben wir jetzt Scato und wo lassen wir Terpa die ganze Zeit über? Er kann ja schlecht vor der Castra hausieren, bis wir eine Lösung gefunden haben. Ich schlage vor, wir gehen zum Esel und fragen dort mal nach einem Zimmer für ihn und was uns das kostet.


    Na los abrücken, auf zum Esel", entschied Lurco.

    Lurco ließ sich aus der Tunika helfen und zog den Rest genau wie Scato selbst aus. Der Gürtel hatte eine andere Bedeutung, als die Tunika. Was Scato zu sehen bekam, war das genaue Gegenteil des Lupo. So behaart wie Satibarzanes war, so unbehaart war Lurco.


    Satibarzanes schaute interessiert, was Lurco freute. Er betrachtete Scato und Satibarzanes ebenso mit eindeutigem Interesse. Einen Augenblick später wurde auch der Lupo von seinem Rock befreit, so dass alle beisammen saßen, wie die Götter sie geschaffen hatten.


    Lurco nahm dem Lupo den Tiegel ab und rieb zuerst Scato mit dem Inhalt großzügig und genussvoll ein, bevor er sich selbst damit für ihre Zusammenkunft vorbereitete. Auch Santibarzanes bekam seinen Anteil, denn keiner sollte leer ausgehen.


    "Schau hin", sagte Lurco und drückte Scato erneut die Lippen auf den Mund bevor Satibarzanes die Position einnahm, die ihm das Gemälde der Therme zugewiesen hatte.


    Lurco ließ es langsam angehen und Scato hatte ausreichend Gelegenheit zuzuschauen und zu lernen. Sein Kumpel ging gut mit dem Lupo um, er war sanft aber nicht zaghaft. Was die beiden taten wirkte ruhig und rund, keine Hektik, sondern langsamer, purer Genuss.


    "Gesell Dich dazu", forderte Lurco Scato mit einladendem Grinsen auf.

    Lurco warf Terpander einen vielsagenden Blick zu.


    "Guter Terpander, glaubst Du wirklich, es gibt nur ehrbahre Frauen? Eines kann ich Dir sagen, unter den leichten Mädchen habe ich mehr Anstand gefunden als unter sogenannten ehrbaren Frauen oder Sklavinnen. Die einen tragen ihre Ketten in Form von Schmuck die anderen tragen ihre Marke um den Hals. Und beide lassen die Unzufriedenheit ihres unerfüllten Lebens an unschuldigen Männern aus.


    Natürlich gibt es überall solche und solche und man selbst möchte auch nicht mit der Masse verglichen werden. Trotzdem sprechen Erfahrungswerte für sich.


    Anständige, umgängliche Frauen denen ich begegnet bin, kann ich an einer Hand abzählen Terpander. Zicken, neunmalkluge Klugscheißerinnen, Pseudo-Heldinnen und was es da alles gibt, die findest Du zu Hauf.


    Deshalb gleich was die Tradition, die Sitte, der Anstand, das Gesetz oder unser aller geliebter Kaiser sagt, in unserer Taberna ist frauenfreie Zone. Bei uns herrscht Friede, Freiheit und Freundlichkeit. Iss, trink, hab Spaß und rede worüber Du reden möchtest.


    Niemand wird Dir keifend und besserisch ins Wort fallen oder murmelnd einwenden, wie bescheiden doch Dein Volk ist. Wobei Dein eigens völlig bei Deinem Schutz versagte.


    Ich wollte Scato ja von einem Löwen überzeugen, so einen alten ausgedienten Veteranen aus der Arena, der sich bei uns seinen Lebensunterhalt erschnurren kann. Aber Scato ist noch in der Überlegungsphase. Ich glaube er ist nicht so der Katzenkerl, aber wer einmal in der Arena war, kann die Effektivität und Durchschlagskraft einer Löwenpranke nicht von der Hand weisen.


    Es mag böse klingen, aber so mancher Begegnung aus letzter Zeit wünsche ich einen Besuch in der Arena... als Katenspielzeug.


    Ein gutes Beispiel war eine Matrone, die sofort handelte als eine Frau hochschwanger auf einem Fest zusammengebrochen war. Die Frau hatte Anstand und wusste was zu tun war. Sie hat die Schwangere sofort aus der Öffentlichkeit entfernen lassen. Zudem hat sie auch ihre Tochter zurückgepfiffen, damit diese sich nicht auf dem Fest herumtreibt. Es gibt sie also, die anständigen Frauen.


    Aber wie Du schon sagst, sie treiben sich nicht draußen herum, wie läufige Hündinnen, sondern sie gehen raus, wenn sie rausgehen müssen. Junge römische Frauen haben eine Begleitung dabei, so wie es sich gehört.


    Sklavinnen sollten die Dinge die sie draußen zu erledigen haben, schnellstmöglich erledigen und dann umgehend nach Hause zurückkehren. Du hättest erleben sollen, was wir erlebt haben. Ich sage Dir, der nächste Sklavenaufstand ist nicht mehr weit und zu verdanken haben wir es den laschen Herren, die ihre Sklavinnen nicht zur Ordnung rufen. Die Hand sitzt da nicht locker genug, um ihnen zu verdeutlichen was sie sind.


    Gute Frauen allen vorran Sklavinnen darf man nur sehen und nicht hören!


    Schon wieder sind wir bei dem Thema. Das ist Deine Schuld Scato, Du verleitest mich ständig dazu, mich zu ärgern", grübelte Lurco.


    "Terpander bei Deiner Verwandten? Gut das wäre möglich, sonst müssen wir ihn mit unserem Sold einquartieren. Schreib den Brief aber freundlich, Terpa muss dort leben. Nicht dass er wegen Deiner Schreibkünste die Knute zu schmecken bekommt Scato.


    Autorität? Ja dass will ich doch hoffen, immerhin haben wir eine Aufwieglerin auffliegen und in den Kerker wandern lassen. Dieses Weibsstück wird es sich dreimal überlegen, ob sie noch einmal Rom selbst herausfordert. Und heute sind wir keine Tiro mehr, heute sind wir Miles. Wir dürfen also mit solchem kriminellen Pack ganz anders verfahren Scato.... völlig anders", grinste Lurco finster.