Lurco blickte Scato ernst an, dabei ließ er aber weiterhin den Kopf auf den verschränkten Armen liegen.
"Mist gebaut? Das trifft es in dem Fall nicht annähernd Scato. Die Kameraden haben Dir unsere Gemeinschaftskasse anvertraut und Du hast das Geld verschenkt, weil Du Dich in Deinen Gefühlen verletzt gesehen hast? Verschenkt Scato? Was andere mit Fleiß und Schweiß erarbeitet haben, lass Dir das mal auf der Zunge zergehen.
Zu Deinem Problem, dass den Geldregen für Tiberios ausgelöst hat.
Dein Problem kann man von zig Seiten aus betrachten. Bedenke doch einmal wer und was Tiberios ist. Er ist Grieche und er ist ein Sklave. Beides ist ihm im Gegensatz zu anderen Sklaven durchaus bewusst. Tiberios kennt seinen Stand.
Ihr beide hattet einen Draht zueinander und wäre er ein freier Mann, wäre vielleicht mehr daraus geworden. Es hätte mehr werden können, aber in der Konstellation in der Ihr beiden lebt - nicht. Tiberios ist ein kluger Kopf Scato. Auch er hat gesehen, wo Ihr beiden im Leben steht. Du ein Bürger Roms, er der Sklave.
Möglicherweise hat er sich genau wie Du etwas anderes versprochen. Er fühlte sich geschmeichelt, Du hast ihn genauso umgarnt und ihm das Gefühl gegeben, in Deiner Gegenwart kein Sklave zu sein. Du hast mit ihm auf gleicher Augenhöhe gesprochen. All das hat ihm das Herz aufgehen lassen. Und er hat Dich ebenso in sein Herz geschlossen. Sprach mit Dir, freute sich stets über Deine Gegenwart.
Und dann ist er aufgewacht.
Er sah die Sache klar.
Du der Römer, der Miles bei den Cohortes und er? Er ein Sklave, ein Gegenstand genauso wie den Topf den Du gekauft hast. Nicht mehr als das. Was sollte aus Euch beiden werden? Heimliche Küsse im Hinterhof einer schäbigen Taberna? Nächtliche Treffen in Gärten oder Gassen?
Wohl kaum!
Weder kann Tiberios sich ständig heimlich davonstehlen, ohne dass es seinem Herrn auffällt, noch kannst Du Dich ständig aus der Castra verdrücken. Und genau das hat Tiberios gesehen. Er hat Eure Beziehung beendet, bevor sie angefangen hat.
Warum? Tja.
Entweder um Dich zu schonen, damit der Schmerz nicht zu groß wird, wenn erstmal was gelaufen ist. Oder Schiss vor dem eigenen Schneid. Was es auch gewesen ist, er hat Dich verscheucht, um Euch beide nicht in Schwierigkeiten zu bringen.
Er ist nicht Dein Sklave Scato. Wäre er dass, hätte die Sache vermutlich ganz anders ausgesehen und wäre auch anders gelaufen. Aber Du bist wer Du bist und er ist es auch. Entweder akzeptierst Du dass, oder Du siehst zu, dass Du Tiberios seinem Herrn abkaufst.
Zudem wirst Du eh nocheinmal mit Tiberios reden.
Darauf bestehe ich.
Du hast ihm für was auch immer fremdes Geld geschenkt. Geld Scato, dass Dir nicht zusteht. Hier muss ich für die Kameraden sprechen, anstatt für Dich. Du hast mit beiden Händen tief in die Latrine gegriffen, also zieh sie auch selbst wieder raus. Das heißt, Du wirst zu Tiberios gehen und das Geld Deiner Kameraden zurückverlangen. Dass Du es ihm in einer Überreaktion gegeben hast, dürfte auch im aufgefallen sein. Falls nicht, weise ihn darauf hin und fordere das Geld zurück.
Du kannst nichts verschenken was nicht Dir gehört Scato. Und Tiberios kann es nicht annehmen. Ihr beide habt kein Anrecht auf das Geld. Ihr beide klärt dass, sonst kläre ich dass mit den Kameraden. Schweigen kann ich dazu nicht, denn wo kommen wir hin, wenn wir uns in der eigenen Baracke nicht einmal mehr vertrauen können?
Ich gebe Dir eine angemessene Frist, sagen wir eine Woche. Dann ist das Geld wieder in der Kasse. Das geht nicht gegen Dich Scato, sondern ist für die Kameradschaft. Bedenke das und enttäusche mich nicht. Wir haben zuviel miteinander durchgemacht, als dass ich Dich als Freund verlieren möchte, nur weil Du mit Deinem Prügel gedacht hast. Sowas kann passieren, aber dann steh dafür auch gerade.
Zu Deinem Topf. Falls der Topf wirklich aus purem Gold ist, dann sind wir reich. Wir könnten den Topf verkaufen und hätten für die Kasse sogar noch einen Gewinn eingestrichen. Das ganze hat nur einen gewaltigen Haken - irgendem wird der Topf gehören. Und meist sind Leute nicht gerade fröhlich, wenn sie einen Batzen Gold verlieren.
Wir müssten in Erfahrung bringen, wem der Topf gehört hat und worum es sich dabei handelte. Diebesgut? Hehlerware? Nichts dergleichen und wir hatten einfach Glück? Dann ist er unser Gewinn. Aber steckt dahinter etwas Dunkles, sollten wir ganz vorsichtig sein. Denn sowas rächt sich meist. Mit dreckigem Geld oder Gold ist noch keiner reich geworden Scato. Wir müssen herausfinden, woher der Topf stammt, wem er gehörte und wie diese Person an den Topf selbst oder dessen Material gekommen ist. Dann sehen wir weiter.
Um die Zeche im Lupanar kümmere ich mich, Ehrensache dass wir dort unsere Schulden begleichen. Zudem wer ordentlich arbeitet soll auch dementsprechend bezahlt werden. Satibarzanes hat sich seinen Lohn verdient", antwortete Lurco und strich sich über die nassen Haare.