Valeria Maximilla war recht neugierig. Erstens besuchte sie die Domus der gens Iulia, aus der ihre neuen Freundinnen, Iulia Stella und Iulia Phoebe, stammten. Zweitens lernte sie deren Cousin, der ihr als Heiratskandidat angepriesen worden war, endlich persönlich kennen.
Freilich war der Anlass war nicht erfreulich. Ein freundlicher Besuch hätte ihr besser gefallen.
Die Valeria merkte, dass es ziemlich viel Wirbel gab. Die Sklaven der Domus liefen hin- und her, um ihr Gefolge zu versorgen.
Maximillas Hände wurden schweissnass, und sie trocknete sie heimlich an der Tunika. Dann nahm sie ihren Fächer zur Hand. Der war sehr praktisch, wenn eine Dame einmal nachdenken musste.
Sie räusperte sich und sagte zu Vibilius.
„Es ist sehr freundlich, an meine Sklaven zu denken. Geht ruhig in den Hortus!“
Maximilla machte eine kleine Handbewegung. Nur die Mädchen Lanassa und Corinna, Grazien in ihren weißgoldenen Chitons, Antipatros und Nubius, der den Befehl erhalten hatte, die junge Domina keinen Moment allein zu lassen, blieben bei ihr.
Wieder sah sich Maximilla um. Die Domus Iulia war sehr prächtig und erlesen ausgestattet. Sie hätte gerne etwas Nettes gesagt, war sich aber unsicher, ob das zum Anlass passte.
Da kam auch schon Gaius Iulius Caesoninus auf sie zu. Was für ein Mann! Da hatten die Iulias nicht zu viel versprochen: Elegant mit dem iulischen Siegelring und dem breiten Purpurstreifen an der Tunika, der seinen hohen Rang anzeigte
Und dennoch: Kein Schnösel. Seine Haltung war selbstsicher, seine Bewegungen geschmeidig. Er hatte einen Zug um den Mund, als ob er gerne lächelte.
Valeria Maximilla, die eher von kleiner Statue war und sich deshalb kerzengerade hielt, blickte zu ihm hoch:
„Salve, Gaius Iulius Caesoninus“, sagte sie deutlich und sehr akzentuiert. Wenn sie zu schnell sprach, verfiel sie in den Dialekt der Civitas Aquensis und ließ die Nachsilben weg. Das wollte sie vermeiden.
Dann überlegte sie, was man sonst so sagte:
„Danke dass du Zeit gefunden hast, mich zu empfangen. Leider ist der Anlass meines Besuches nicht so erfreulich.“
Sie seufzte:
„Es geht um Iduna, deine cheruskische Sklavin.“
Na wunderbar, immer direkt aufs Angriffsziel zumarschiert, hätte Adalheidis, Maximillas germanische Ziehmutter, gesagt. Konversation hält nur auf.