Beiträge von Valeria Maximilla

    „Dieses Land Kusch mit den honigmilchfarbenen Unternubiern und den nachthimmelschwarzen Südnubiern möchte ich zu gerne einmal sehen!“, rief Maximilla aus:
    „Was du nicht alles weißt, Viri! Und wie interessant du erzählst! Warum magst du Nubier gerne? Weil sie so stark sind wie dein Nubius?“


    Sie winkte Remigius zu sich:
    „Hol Wasser vom zweiten Trinksack aus der Sänfte und verteile es an alle.“, ordnete sie an. Es war ein heißer Tag, bestimmt hatten die Sklaven auch Durst.


    Und dann hörte Valeria Maximilla Viris Worte:
    Ja natürlich habe ich Familie. Meine Familie in Thrakien, mein Vater Archedemus, meine Mutter Mariamne und meine Brüder Xenagoras und Hermeias. Und dann habe ich noch eine Ehefrau Lala. Ehe Du fragst, ja sie heißt wirklich so.


    Das Blut strömte in Maximillas Wangen.
    Sie verbarg ihr Gesicht einen Moment lang hinter einem Fächer.
    Hörte sie richtig?
    Aber was hatte sie erwartet?
    Natürlich würde Viri in seinem Alter schon längst verheiratet sein!


    Bevor Viridomarus Lala erwähnte, hatte Maximilla gar nicht gewusst, wie enttäuscht sie sein würde.


    Aber da war etwas anderes in Maximilla, etwas ganz anderes.
    Kerzengerade saß sie da.


    Sie war eine Valeria, eine Römerin.
    Viri konnte sie nicht verletzen. Was immer er sagte.
    Eine Valeria heulte nicht wie ein geprügeltes Sklavenmädchen.
    Eine Valeria bewahrte in jeder Lebenslage Haltung.


    Das erste Mal in ihrem Leben war Valeria Maximilla ganz und gar eine römische Dame .
    Sie brachte es sogar fertig zu lächeln:


    "Es wäre ausgesprochen reizend, wenn du und deine Gattin Lala einmal in die Casa Valeria zu Besuch kommen könntet, lieber Viri.“, sprach sie:
    „Vielleicht zu einer Cena?
    Verzeih mir, die Hitze macht mir sehr zu schaffen.
    Das bin ich nicht gewöhnt aus Germanien. Ich suche jetzt Wölfchen und dann breche ich auf. REMIGIUS!“


    Der junge Sklave kam sofort angesprungen. Er war ein wenig verwirrt. Hatte die junge Domina nicht befohlen, Wasser?


    „Der Befehl wurde geändert, weil ich es so will.“,wehrte Maximilla jeden Einwand ab.


    Remigius nickte sofort. Eifrig griff er nach dem Sonnenschirm, um ihn über den Kopf der Valeria zu halten.


    Valeria Maximilla drehte sich zu Viridomarus um:
    „Vale bene, Viri.“, sagte sie fest.

    "Tiberius erlaubt mir schon einen Hund und einen zahmen Raben. Da wird ihm das Katerchen gar nicht auffallen. Doch ich frage ihn. Tiberius meine ich, nicht den Kater.", sagte Valeria Maximilla:


    "Ich bin erstmal erleichtert, dass es nicht seltsam wirkt, eine Katze als Geschenk anzunehmen.
    Mein Vormund ist mein Vater Lucius. Aber er ist weit weg, und ich müsste ihm nach Germanien schreiben.
    Puh, ist das heiß. Wir werden gesotten wie Krebse.
    Was kam noch mal nach dem Caldarium?"

    "Ich freue mich auch, dass der Mann nicht kommt. Vielleicht ist es in der Tat ein Wink der Iuno.", sagte Valeria Maximilla und wurde etwas verlegen, weil sie allabendlich die Göttin um einen guten Ehemann bat.:


    „Ich war nett zu der Sklavin, da sie eine Germanin ist.
    Eigentlich mag ich Germanen. Ich hätte gerne wieder welche um mich.
    Es sind nicht alle so frech. Germanische Sklaven sind, sobald sie ihr Schicksal akzeptieren, treu dass es kracht.
    Nicht umsonst haben sich früher sogar Kaiser mit germanischen Leibwachen* umgeben.
    Adalheidis sagte mir, das kommt daher, dass es Gefolgschaft und Treue auch unter Freien gibt. Undankbarkeit gilt als große Verfehlung.
    Wenn Vater Adalheidis nicht aufgenommen hätte, wäre sie als Kriegsbeute verteilt worden. Ihre Rettung hat sie ihm nie vergessen. Sie wurde sozusagen seine Gefolgsfrau.“


    Als Viri dann so liebevoll über Adalheidis sprach, ging Maximilla das Herz auf, und sie stellte die Frage:
    „Hast du eigentlich auch Familie, Viri, hier oder in Thrakien?“
    Ernst schaute sie den Thraker nun an.






    Valeria Maximilla bewunderte gerade Viridomarus sehr.
    Hatten nicht die Iulias im Bad übereinstimmend gesagt, ein Mann müsse wissen, was er wolle?


    Viri wußte jedoch nicht nur was er wollte, er hatte sogar schon alles. Und alles hatte er im Griff. Und alles konnte man ihn fragen, er war eine Quelle des Wissens.
    Maximilla genierte sich etwas wegen ihrer Unbildung und nahm sich vor, noch eifriger zu studieren. Auch das vermaledeite Griechisch.


    Als Viri das Beispiel mit dem Kamm brachte, der aus dem Haus spazierte, weil so ein schöner sonniger Tag war, musste sie laut lachen und hielt sich wohlerzogen ihren Fächer vor den Mund:
    „Du meinst, ich soll Iulius Caesoninus auf alle Fälle Bescheid sagen, wie beleidigend die Sklavin Iduna war?“, vergewisserte sie sich:
    „Wie er sie bestrafen soll, kann ich ihm nicht sagen, weil ich mich in die Sklavenhaltung eines anderen Dominus nicht einmischen kann. Aber beschweren werde ich mich wirklich! Ich bin eine junge zierliche Römerin aus gutem Haus und keine kleine Barbarin!“


    Als Maximilla hörte, dass Viris Haussklaven stumm gemacht worden waren, erstaunte sie das. Aber einleuchtend war es, und Viri wusste es bestimmt am besten.


    Allerdings zweifelte sie daran, ob sie nur "beschnittene" Sklaven um sich haben wollte. Remigius plauderte beispielsweise zuweilen sehr unterhaltsam.


    Sie sagte:
    „Ich möchte dir etwas aus meiner Kindheit erzählen, Viri: Ich habe bei meiner Geburt meine Mutter verloren und da dachten alle, dass ich auch sterbe. Aber Vater hat mich einer germanischen Freigelassenen anvertraut, und sie hat mich aufgezogen.
    Da war ich ganz froh, dass sie reden konnte.
    Jetzt ist sie die vilica unserer Villa Rustica und Vater würde ihr auch ohne Bedenken unser Leben anvertrauen.“


    Die Valeria schluckte etwas:
    „Sie hatte nie eine eigene Familie, und daher bin ich wohl so etwas wie ihre Tochter. Wir haben uns sehr lieb.
    Aber….“
    , Maximilla überlegte:
    „Sie hat es niemals an Respekt gegenüber Vater fehlen lassen. Sie selbst hat mir gesagt, dass die Götter jeden von uns auf seinen Platz stellen. Vater hat Adalheidis als Gefangene von einer Expedition aus dem Norden mitgebracht. Ihr eigener Stamm lebt sehr weit weg von der Civitas Aquensis.


    Maximilla erinnerte sich an ihr früheres Zuhause und einen Moment hatte sie Heimweh. Doch nicht für lange.


    Sie saß neben dem gutaussehenden, wohlduftenden, klugen Viri im Schatten, trank ein kühles Getränk, plauderte und würde bald eine aegyptische Katze ihr eigen nennen. Iuno meinte es gut mit ihr.

    Maximilla nahm die Hände von den Ohren. Das Thema „Dem Dominus zu Willen sein“ umging sie, in dem sie sagte:
    „Wenn dein Angus handgreiflich wurde, warum willst du ihn wieder haben? Das verstehe ich nicht. Wenn ich etwas über Germaninnen weiß, so dass sie von ihren Männern Respekt verlangen.
    Wenn du dir dennoch Sorgen um diesen Kerl machst, würde ich damit anfangen, alle Leute, mit denen er zuletzt gesprochen hat, auszuquetschen. Vielleicht hat er jemandem gesagt, wo er hinmöchte.“

    Die Valeria nickte erleichtert über ihren Einfall:
    „So und nicht anders würde ich es machen!“


    Als Iduna das mit dem Zukünftigen sagte, wurde Maximilla nur nicht rot, weil sie schon rot war.
    Iduna ist wirklich die Pest für jede Art von Kosmetik, so wie sie mich ständig in Verlegenheit bringt, dachte die Valeria. Die Schminke ist bestimmt schon längst völlig zerlaufen.


    „Zukünftiger? Ich glaube nicht. Da müsste soviel getan werden, mein Vater oder Cousin Tiberius müssten die Erlaubnis geben, und eine Verlobung müsste in das Officium der Eheregistratur eingetragen werden. Eine Römerin kann sich nicht einfach mit jemandem zusammen tun.“,
    antwortete sie:
    „Hier behalte die Posca, den Trinksack schenke ich dir. Du wirst sehen, dass das sehr praktisch ist, wenn du schmutzige Hände und keinen Becher hast. Ich habe zuhause noch mehr davon. Trinksäcke meine ich, nicht Becher.
    Jetzt gehe ich, meinen guten Freund Viridomarus begrüßen. Vielleicht treffen wir uns mal wieder, und du erzählst mir, ob du Angus wieder bekommen hast. Vale Bene!“


    Valeria Maximilla erhob sich und strich ihre Tunika, die ihr am Körper klebte, glatt. Sofort war Remigius bei ihr und hob den Sonnenschirm hoch über ihren Kopf. Die goldbestickten Schühchen waren sehr empfindlich, doch Maximilla schaffte es, aufrecht und mit kleinen Schritten zu Viri zu gehen.


    Aufseufzend ließ sie sich neben ihn auf die Bank sinken. Das Kompliment, das ihr der Thraker machte, zauberte ihr ein Lächeln ins Gesicht:
    „Meine Aufmachung verdanke ich dir.“, erwiderte sie:
    „ Aber es sah noch besser aus, als ich hier angekommen bin. Du glaubst es nicht, wie manche Sklavinnen drauf sind. Sie da eben hat mir gesagt, ich würde wie eine kleine Barbarin aussehen.Und nur, weil ich aus einem Trinksack getrunken habe.“


    Maximilla nahm von Nubius dankbar den Becher entgegen und machte eine wegwerfende Handbewegung:
    „Solch ein Problem hast du mit deinem Nubius nicht.
    Lass uns von etwas Schönem reden. Hast du mein Katerchen in der Zwischenzeit mal besucht? Wie geht es ihm?“

    Jetzt errötete Valeria Maximilla bis zu ihrem Haaransatz. Aber nicht aus Ärger, sondern aus Scham.
    Von Idunas Problemen hatte ein anständiges junges römisches Mädchen nichts zu wissen.
    Männer sind Männer, hätte Adalheidis da gesagt, das geht dich nichts an.


    Maxi hielt sich sicherheitshalber die Ohren zu:
    "Du musst eine Matrone um Rat fragen, nicht mich!", quitschte sie:
    "Ich bin erst vierzehn und noch nicht verheiratet!"
    Maximilla hatte nicht einmal die Liebeskunst von Ovid lesen dürfen, weil ihr Vater meinte, das wäre nichts für sie. ( Zwischenzeitlich hatte sie das aber nachgeholt)


    "Du kannst gar nichts tun.", entschied sie dann. Ihre praktische Natur gewann Oberhand:
    " Wenn Angus fort ist, musst du eben doppelt so mustergültig sein, damit die Freilassung deiner Tochter klappt!"


    Hilfesuchend sah Maximilla zu Viri hinüber.

    Na dürfen tut er schon, dachte Maximilla, aber laut sagte sie:
    „Das wird dein Dominus gewiss nicht machen, wenn du dein Kind gut erziehst! Warum sollte er?
    Für Aislin eine Ziehmutter zu suchen, wäre einfach nur Mehrarbeit, würde Adalheidis sagen.“


    Vielleicht liegt das Problem wirklich an den Feinheiten der Sprache, dachte Maximilla weiter und erklärte:
    „Verletzt werden kann man nur durch Menschen, die einem etwas bedeuten. Eine Sklavin kann höchstens unverschämt oder beleidigend sein. Ich weiß nicht, ob du diesen Unterschied begreifen kannst.


    Aber du hast mir immer noch nicht verraten, warum du mit mir sprechen willst."

    Valeria Maximilla runzelte die Stirn. So wirklich verstand sie die Frage nicht, was aus Iduna und ihrer Tochter werden sollte? Sie hatten doch bereits einen Besitzer.
    Sie schob ihr ihren Trinkbeutel hin:
    „Nimm mal lieber einen Schluck, denn du redest wirr. Du merkst gar nicht, dass du mir ständig widersprichst, obwohl du das genau nicht tun solltest! Und du hast mich nicht verletzt, sondern beleidigt. Das ist ein Unterschied.“
    Die Valeria seufzte:
    „Wenn du für Aislin kein gutes Vorbild bist, kann es sein, dass sich dein Dominus dazu entschließt, sie von einer anderen Frau aufziehen zu lassen.
    Was aus dir und Aislin wird, liegt nicht bei Angus, sondern allein in der Hand deines Dominus. Deine Aislin ist eine Verna, bestimmt wird sie ihr Herr sehr gern haben und immer gut behandeln. Ich hoffe, dass das dir ein Trost ist.“

    Für Maximilla hatte sich Iduna gleichzeitig über ihre Körpergröße “klein“ und ihre provinzielle Herkunft “Barbarin“ lustig gemacht.
    Genau über die Punkte, die sie als ihre Schwachstellen empfand.
    So schüttelte sie den Kopf:
    „Bei den Göttern, Iduna, du solltest schon wissen, wie du mit einer Römerin zu sprechen hast.“, meinte sie:
    „Du bist doch jetzt eine Mama und verantwortlich für deine Kleine. Ich werde mir noch überlegen, ob ich deinem Dominus was sage.“
    In Wirklichkeit wollte sie jemanden um Rat fragen, wie man sich als Dame in einem solchen Fall verhielt.


    Und ein solcher Jemand, der als Herr über viele Sklaven Erfahrung hatte, tauchte genau im richtigen Moment auf. Es war Viridomarus, den Maximilla in der Taberna Zum duften Viri kennen gelernt hatte.


    Als Maximilla den Thraker in seiner ganzen Pracht, füllig, schön gewandet und bis in die Fingerspitzen gepflegt, erblickte, machte ihr Herz einen Sprung.
    Niemals hätte sie Viri hier erwartet, da sie von seiner Abneigung gegen Spaziergänge wußte.
    Um so glücklicher war sie, dass sie sich heute schön zurecht gemacht hatte.
    Auch wenn der gerade verspürte Ärger dafür sorgte, dass ihr Gesicht noch glühte.


    „Salve, Viri!“, rief sie und winkte ihm zu.
    Sie versuchte nicht allzu offensichtlich ihre Freude über das Wiedersehen zu zeigen. Bestimmt war das nicht damenhaft. Aber sie konnte nicht anders als froh zu sein.


    „Ich bin mit den Jungs und Wölfchen hier, sie gehen gerade eine Runde. Aber gerne nehme ich eine Erfrischung an! Ich komme gleich nach, wenn du mir sagst, wohin! Ich habe mit diesem Sklavenmädchen hier noch etwas zu besprechen."


    Maximilla schaute nun Iduna an. Sie bat sie nicht, wieder Platz zu nehmen.
    "Leg wenigstens Aislin in den Schatten, sonst bekommt das arme Ding noch einen Sonnenstich.", sagte die Valeria:
    "Du hattest mir doch geschrieben, dass du mich persönlich sprechen willst.
    Also was gibt es?"

    Es konnte sein, dass Iduna ihre letzten Worte nicht ernst meinte, doch Valeria Maximilla nahm sie ernst. Vor Ärger lief sie rot an.
    " KLEINE BARBARIN?! Wie kannst du es wagen, mich vor meinen Sklaven so zu beleidigen?!", fragte sie scharf:
    "Ich glaube, dass ich mit dir viel zu freundlich war. Für deine Anmaßung gehörst du ausgepeitscht, aber das überlasse ich deinem Dominus. Ich werde mich über dich beschweren!"
    Sie wies mit der Hand in den Park:
    "Such dir gefälligst eine andere Bank !"


    Valeria Maximilla betastete mit der anderen Hand prüfend ihre Wangen:
    "Jetzt bin ich rot wie ein Granatapfel. Daran bist du auch schuld!"

    Wölfchen hätte niemals ein kleines Kind oder einen Welpen verletzt. Sein Schwanz schlug heftig hin- und her und peitschte Valeria Maximilla gegen ihre Beine. Das spürte sie sogar durch ihr Gewand:
    „Autsch, Wolf!“, sagte sie:
    „Darf ich ihn loslassen, damit er Aislin begrüßen kann? Er tut ihr nix, und sie mag ihn.


    Willst du dich neben mich setzen oder bleibst du stehen? Es kann ja sein dass das für dich bequem ist, weil du es als Sklavin gewöhnt bist, in der Gegend herumzustehen. Aber ich muss die ganze Zeit den Kopf in den Nacken legen und finde das fürchterlich unbequem. Außerdem stehst du voll in der Sonne .“


    Die Valeria winkte einen ihrer vier Sklaven, ihr ihren ledernen Trinkbeutel aus der Sänfte zu bringen.
    Wie ein Bauernmädchen hob sie ihn hoch und ließ Posca in einem Strahl ihren Mund laufen.
    Dann setzte sie ihn ab, weil sie sich daran erinnerte, dass das Spritzwasser ihre Schminke verwischen konnte.
    Dann klopfte sie mit ihrer kleinen Hand neben sich auf die steinerne Bank.

    Valeria Maximilla erschien in ihrer Sänfte mit dem valerischen Symbol der Quadriga.
    Außer den vier Sänftenträger hatte sie noch vier Sklaven in ihrem Gefolge.


    Maximilla hatte sich geschminkt, wie es ihr Lanassa, die Ornatrix des Viridomarus gezeigt hatte: Helle Grundierung für einen frischen und strahlenden Hautton, fixiert mit Hämatitpulver. Ein Hauch von Rose auf den Wangen aufgetragen. Die Augenbrauen mit einem Bürstchen in Form gebracht und mit einem leichten Braunton betont. Erdige Töne für den Lidschatten. Ihre Lippen rosa und ebenfalls mit einem Hauch Hämatit, damit sie glänzten, abgedeckt.
    Den Trick mit den zwei Spiegeln für den Hinterkopf hatte Maximilla beherzigt, sich leichte Locken gedreht und die Haare dann locker hochgesteckt.
    Sie trug eine dünne tannengrüne Tunika, und eine rosafarbene Stola. Sie hatte ihren Bernsteinschmuck angelegt.
    Ihre Füße steckten in goldbestickten Schühchen.


    Es war nur so ein heißer Tag heute. Die Valeria fürchtete, die Schminke würde zerlaufen.
    Deshalb fächelte sie sich mit einem Fächer Luft zu. Remigius trug einen großen, geflochtenen Sonnenschirm, den er sofort hoch über Maximillas Kopf hielt, als sie aus der Sänfte stieg.


    „Man könnte meinen, wir sind im tiefsten Afrika und nicht in Rom.“,stöhnte sie, obwohl sie dort noch nie gewesen war:
    „Antipatros, bitte geh du die erste Runde mit Wölfchen, ich setz mich erstmal neben einen Springbrunnen."
    Einen Springbrunnen fand sie aber nicht sofort. Dafür sah sie eine steinerne Bank unter zwei Zypressen. Die Bäume spendeten Schatten.
    Maximilla ließ sich auf die Bank sinken. Wölfchen fiepte plötzlich und zog an der Leine.
    Warum war klar.
    Dort stand Iduna mit ihrer kleinen Tochter. Wölfchen wollte unbedingt zu Aislin.


    Maximilla winkte nachlässig mit ihrer Hand:
    "Moyen Dag, Idune!", rief sie in dem germanischen Dialekt, den sie von Adalheidis gelernt hatte.

    Als Valeria Maximilla zum Briefkasten ging, lag ein neuer Brief von Viri für sie drin. Der Bote Nubius war leider nicht mehr zu sehen.
    Da sie die einzige weibliche Valeria in Casa war, war sie trotz ihrer vierzehn Jahre sozusagen die Domina des Hauses. Daher hätte sie Nubius gerne eine Erfrischung angeboten und ein Trinkgeld gegeben.
    Doch wie gesagt, fort war er.
    Dafür hielt sie es vor Neugierde nicht mehr aus und öffnete die Schriftrolle gleich.
    Ihr Herz machte einen Sprung, als sie las: Viri wollte sich mit ihr treffen!
    Maximilla freute sich.
    Oh, natürlich würde sie mit ihrer eigenen Sänfte mit dem Familienwappen der Valerier, der Quadriga, kommen.
    Viridoramus sollte gerne mit ihr gesehen werden, daher würde sie sich auch schminken und frisieren, wie er es ihr gezeigt hatte...
    Sie war so in Gedanken, als sie zurückging. Sie bemerkte nicht einmal, dass Graius, ihr zahmer Rabe angeflogen kam, sich auf ihre Schulter setzte und ihre Tunika bekleckerte.


    >>> Cubiculum Valeria Maximilla

    Casa Valeria >>>


    Remigius, der jugendliche Sklave von Maximilla, war höchst zufrieden, langweiligen Hausaufgaben zu entgehen. Schon das zweite Mal in dieser Woche schickte ihn die junge Domina zum "Duften Viri"
    Er gab folgendes Schreiben mit Maximillas etwas eigenwilliger Rechtschreibung ab und machte sich auf den Rückweg.



    Salve Viri


    Ein Kater findet immer Anklang bei mir, das kannst du wohl glauben.
    Spatzierengehen muss nicht sein, dann schiçke ich Remigius alleine mit dem Hund in die Gärten.
    Gerne schau ich mit dir nochmals die Kunst von Dohlios an.
    Die Adresse ist Via Flaminia nahe des Portiçus Divorum .
    Zeit habe ich eigentlich immer außer Dies Merçrurii.
    Wie wäre es Dies Iovis Am besten zur IX Stunde?
    Den Künsthler kenne ich leider nicht in Person.


    Vale bene Valeria Maximilla




    Sim-Off:

    Donnerstag, gegen 14 Uhr

    Briefkasten >>>


    Etwas aufgeregt war Maximilla schon, als sie die Schriftrolle aufrollte. War der Vorschlag, spazieren oder zu der Werkschau zu gehen, zu freimütig für eine junge Dame gewesen? Würde Viridomarus Maximilla für lästig oder gar für schamlos halten?
    Aber dann las sie den Brief und lächelte erfreut.
    Der Inhalt war folgender:


    Salve Maximilla,


    es freut mich sehr zu lesen, dass der kleine Kater solchen Anklang bei Dir gefunden hat. Sobald der kleine Kerl bereit ist zu Dir umzuziehen, werde ich Dich dies selbstverständlich wissen lassen.


    Sehr gerne nehme ich Deine Einladung zu einem Treffen an. Allerdings bin ich kein Mann für weite Wanderungen, auch wenn mich meine Geschäfte oft fast um die halbe Welt führen.


    Dein zweiter Vorschlag hingegen zauberte mir direkt ein Lächelns ins Gesicht meine Liebe. Sehr gerne würde ich Dich auf die Ausstellung des Bildhauers Dolhios ausführen. Benenne mir doch bitte einen Termin, wann es Dir genehm ist, damit wir uns abstimmen können.


    Ich freue mich sehr auf unser Treffen, vielleicht werde ich vor Ort sogar einige Kunstwerke erwerben. Kennst Du den Künstler persönlich und könntest uns eventuell sogar bekannt machen? Bitte gib mir bald bescheid.


    Vale bene


    Viri



    Maximilla konnte nicht verhindern, dass ihr das Blut ins Gesicht schoss. Aber es war keine Scham, es war Freude. Viri schrieb genauso wie er mit ihr gesprochen hatte: Freundlich und herzlich.


    Diesmal holte sich die Valeria Tinte, eine Feder und Papyrus aus der Bibliothek, bevor sie an Viri die Antwort schrieb. Leider war die Tinte schon etwas eingetrocknet und kleckste ab und zu. Doch das tat ihrem Eifer keinen Abbruch.




    Salve Viri


    Ein Kater findet immer Anklang bei mir, das kannst du wohl glauben.
    Spatzierengehen muss nicht sein, dann schiçke ich Remigius alleine mit dem Hund in die Gärten.
    Gerne schau ich mit dir nochmals die Kunst von Dohlios an.
    Die Adresse ist Via Flaminia nahe des Portiçus Divorum .
    Zeit habe ich eigentlich immer außer Dies Merçrurii.
    Wie wäre es Dies Iovis Am besten zur IX Stunde?
    Den Künsthler kenne ich leider nicht in Person.


    Vale bene Valeria Maximilla




    Sim-Off:

    Donnerstag, gegen 14 Uhr

    Ein zweiter Brief für Valeria Maximilla! Er kam von Viridomarus.
    Sie konnte nicht verhindern, dass sie ganz rot wurde vor Aufregung. Rasch nahm sie ihn und ging in ihr Cubiculum, um ihn ganz in Ruhe zu lesen.


    >>>Cubiculum Valeria Maximilla

    Epistolae Briefkasten >>>


    Maximilla setzte sich auf ihr Bett und las:




    Ad:
    Valeria Maximilla - Casa Valeria
    Roma | Italia


    Salve Domina Valeria Maximilla!


    Einst auf dem Mercatus Urbis hast du gesagt das ich mich an dich wenden kann wenn ich ein Problem habe. Dies tue ich hiermit.
    Vielleicht mag es merkwürdig für dich erscheinen. Das ich mich mit meinem Problem nicht zuerst an meinen Dominus wende.
    Aber ich denke das mir mein Dominus nicht richtig zuhören wird. Er ist sehr voreingenommen was Angus betrifft. Ja. Du hast richtig geraten. Es geht um Angus. Mein Gefährte ist .. verschwunden. Ohne sich von mir zu verabschieden. Du musst wissen Domina das wir uns gestritten hatten.
    Aber das gibt ihm noch lange nicht das Recht still und leise zu verschwinden. Schließlich hat er eine Pflicht seiner Tochter gegenüber.
    Aislin geht es übrigens gut Domina. Sie löchert mich schon wann sie den großen Hund wiedersehen darf.
    Vielleicht lässt es sich einrichten das wir uns zufällig über den Weg laufen Domina?
    Da gibt es nämlich noch etwas. Das möchte ich aber nicht in diesem Brief erklären. Das ist zu ... privat.


    Mögen die Götter ihre schützenden Hände über dich und die deinen halten.


    Vale bene


    Iduna - serva


    Valeria Maximilla bemerkte, dass die kleine Germanin vermutlich eine bessere Handschrift hatte als sie selbst. Weniger Rechtschreibfehler machte sie vermutlich auch.
    Aber nun zum Inhalt.
    Der Sklave Angus war verschwunden. Soweit und so gut. Doch was sollte Maximilla tun?
    Wenn der Mann abgehauen war, würden ihn die iulischen Sklavenfänger schon wieder einfangen.
    Dann würde er bestraft werden. Das wäre natürlich nicht schön für Iduna und ihre kleine Aislin, aber es war doch richtig. Selbst Adalheidis hätte ihn verhauen.


    Oder wollte Iduna, dass Maximilla mit ihrem Dominus sprach? Für was sollte das gut sein? Man mischte sich nicht in die Sklavenhaltung eines anderen Bürgers ein.
    Maximilla runzelte die Stirn.


    Sie schrieb mit ihrem Griffel auf eine Wachstafel und schickte dann Remigius zur Domus Iulia.


    >>> Epistolae Domus Iulia

    Der jugendliche Sklave Remigius kommt aus der Casa Valeria und wirft eine Wachstafel ein.




    Ad
    Iduna Serva
    Domus Iulia
    Collis Esquilinus


    Salve Iduna
    Wenn dein Dominus dir Ausgang gibt: Ich bin am Dies Mercurii ab der Hora quinta an der Porta Esquilina und gehe in den Horti Maecenatis spatzieren weil Wölfchen mal wieder richtig Bewegung braucht. Wenn du was auf dem Herzten hast, sehen wir uns dort.


    Vale bene Valeria Maximilla






    Sim-Off:

    Mittwoch ab 10 in den Gärten des Maecenas