Es war eine jener regnerischen Vorfrühlingsnächte, in denen die Temperatur nocheinmal kräftig gesunken war.
Die Schritte eines Fackelträgers hallten auf der Straße wieder, ihm folgten drei kräftige Burschen, die verschiedene Bündel trugen und dann eine Mietsänfte , die von vier Sklaven getragen wurde.
Die meisten Häuser lagen im Dunkeln. Ab und zu bellte ein Hund. Der Mond war noch nicht aufgegangen , und es war ziemlich dunkel.
Die Sänfte blieb vor dem Eingang der Casa Valeria stehen .
Der Vorhang, der zugezogen war, wurde von einer kleinen Hand aufgezogen , danach erschien ein neugieriges Mädchengesicht :
"Sind wir da ? Ist das die Casa Valeria ?!"
"Ja, domina, wir sind da. " , antwortete der Mann mit der Fackel. Er näherte sich der Sänfte und wollte seiner Kundin beim Aussteigen behlflich sein , da sprang sie schon alleine auf den Boden.
Valeria Maximilla war vierzehn Jahre alt, hatte braune Haare und durchdringende braune Augen. Zu ihrem Kummer war sie ziemlich klein gewachsen, so dass sie jeder für jünger hielt. Ihre Kleidung war zweckmäßig: Sie trug eine einfache , wadenlange Tunika und darüber einen grauen Wollmantel mit Kaputze, die sie nun überzog.
"Wirst du erwartet, domina?" , fragte der Mann mit der Fackel etwas ungeduldig.
Die Casa Valeria war dunkel und wirkte wenig einladend .
"Ich hoffe doch , dass ich erwartet werde. ", sagte das Mädchen ein wenig atemlos : " Aber natürlich wissen sie den genauen Tag meiner Ankunft nicht. Ich war über zwei Monate unterwegs , kannst du dir das vorstellen ? "
Der Diener mit der Fackel, der zu einer der Unternehmen gehörte, die am Stadtrand Sänften und Trägersklaven vermieteten, konnte sich das nicht vorstellen .
Er wartete noch einen Moment. Aber dann würde er gehen, seine Dienste waren bezahlt worden .:
"Hat die domina denn keinen Boten vorausgeschickt, um ihre Ankunft zu melden ? ", fragte er.
"Du lieber Himmel nein, ich dachte , die Tür wäre offen. " erklärte das Mädchen : "Doch mach dir keine Sorgen, ich werde mich schon bemerkbar machen. Mein Vater hat gesagt, dass hier in diesem Haus meine Familie lebt ,und er lügt mich nie an. "
Sie nahm dem Träger, der ihr am Nächsten stand, einen größeren, mit einer Decke verhüllten Gegenstand ab.. Dann nahm sie ihre weiteren Bündel und stellte sie auf den Boden.
"Domina, du solltest ..... "
"Ach , das Zeug ist ohnehin schon so dreckig, das kommt nicht darauf an. Aber Vorsicht mit dem Käfig !
Ihr könnt übrigens gehen ! Bezahlt seid ihr ja schon und bei der Kälte wollt ihr bestimmt nach Hause !"
Der Diener schaute das Mädchen verblüfft an. In seinem ganzen Leben hatte sich noch nie jemand Sorgen darum gemacht , ob er bei Kälte nach Hause wollte.
Und dann geschah etwas anderes : Die kleine domina bückte sich, hob einen Stein auf, der zu ihren Füßen lag und pfefferte ihn mit voller Kraft gegen die Bronzebeschläge der Eingangstür der Casa Valeria.
Dong ! Es hallte wie ein Glockenschlag.
" Salve, Ist jemand wach?! Ich bin es, Valeria Maximilla ", rief sie mit glasheller Stimme.