Eine Seite des Geschäftes war den Kosmetika vorbehalten, die andere dem Schmuck und weiteren Schönheitsutensilien. Die Parfüms befanden sich an der Kopfwand, direkt hinter dem Tresen, so dass kein Kunde sofort Zugriff darauf hatte.
Und hinter dem Tresen stand der Hausherr, freundlich bis in die feisten Wangen und strahlend wie der junge Morgen.
"Salve meine Freunde, schaut Euch nur um", grüßte Viridomarus.
Er trat hinter den Tresen hervor, gestellte sich aber nicht direkt zu Lurco und Scato, da der Laden auf sie wirken sollte. Ein Verkäufer der es mit dem Verkauf zu eilig hatte, verscheuchte mehr potenzielle Kunden als ein Obdachloser vor der Tür. Das gute Mittelmaß zwischen Kundenfreiheit und guter Beratung war das A und O.
Nubius neben der Tür wirkte wie eine Statue die zur Dekoration den Laden schmückte. Wofür der große Mann anwesend war, war klar. Unliebsame Kundschaft mit zu langen Fingern lehrte der Nubier die Kunst des Fliegens.
Auf einem der Ausstellungstresen stand ein handgeschnitztes Köfferchen, welches mit Intarsien geschmückt war. In seinem Inneren befanden sich winzige Amphoren aus Glas, Ton und Alabaster. Salben, Cremes und Parfümes waren darin aufbewahrt. Zudem lagen in dem Köfferchen noch weitere Utensilien, unter anderem Kämme, Haarnadeln, Pinzetten und Spatel.
Das Köfferchen war in der Mitte drapiert, drumherum standen weiterer kleine Gefäße. Lurco nahm eines aus Alabaster zur Hand und betrachtete die feine Handwerkskunst.
Viri stellte sich neben Lurco und legte ihm eine Hand auf den Arm.
"Das mein lieber Lurco wird meist für die Kosmetik für die edlen Damen verwandt. Selbstverständlich kann man auch in diese kleinen Gefäße Duftcremes hineinfüllen. Dass was Ihr beiden hier im Köfferchen seht ist eine Komposition für den Schönheitsgrundbedarf der Dame.
Wichtigster Grundsatz bei der Kosmetik für die Frau, sie muss die Gute verjüngen, erfrischen und in neuem Glanz erstrahlen lassen.
So ist es üblich das der Dame eines werten Hauses die Augenbrauen nachgezogen werden und ebenso schattiert man die Lider. Ferner nutzt man Tintenfischtinte, Antimon oder Ruß von vorzüglich gerösteten Datteln um die Augen der Dame dunkel zu umranden", erläuterte Viri.
Der Thraker nahm einen weiteren Tiegel zur Hand, öffnete ihn und zeigte Scato und Lurco eine dunkle Paste.
"Dies sind, Ihr werdet es kaum glauben, geröstete Ameisen. Mit dieser Paste die gleichzeitig den Abschluss des morgendlichen Schminkes der Hausdame darstellt, werden die Lippen betont.
Um die Lippen zu färben haben wir eine Vielzahl von Farben im Angebot, der meistverkaufte Farbton ist und bleibt jedoch dieses satte, dunkle Rot. Hergestellt wird der Kassenschlager aus Zinnober oder Mennige. Beides ist toxisch, aber die Lippenfarbe ist auch nicht zum Verzehr gedacht. Wir weisen selbstverständlich darauf hin.
Würdet Ihr eine Dame des Hauses bei der morgendlichen Schinkstunde sehen, dann hätte ihr Mädchen zuerst die Grundierung aufgetragen. Hierzu wird Honig mit einigen Fetten und Bleiweiß gemischt. Bleiweiß ist sehr hell meine Lieben und verleiht dem Gesicht die Blässe die eine vornehme Dame zur Schau zu tragen hat. Natürlich bleibt es nicht allein bei dem Weißen, nein das Gesicht benötigt Frische und Jugend. Hierfür nehmen wir das kostbare Hämatitpulver. Es verleiht der Haut ein Strahlen, vorab vielleicht noch ein wenig rote Pigmente um ein klein wenig rose auf die Wangen zu zaubern.
Damit meine Lieben wären wir aber erst beim Gesicht. Soll Euch der gute Viri etwas flüstern?
Manche der edlen Damen färben nicht nur in ihrem ganz persönlichen Morgenritual ihre Gesichter, manche färben sich sogar den Rest ihres Körpers. Bei jenen Kundinnen ist es üblich, sich die Hände und Fußsohlen rot und die Brustspitzen golden zu färben. Selbstverständlich gilt das nur für die Dame die es sich finanziell und auch körperlich leisten kann. Keiner betont die hängenden Gärten von Seramis", lächelte Viri schelmisch.
"Was im Moment besonderen Anklang findet, sind Schönheitsflecken. Sie haben je nach Auftragung, eine geheime Botschaft. Also falls Ihr beiden Mannsbilder eine Frau mit einem aufgemalten Muttermal seht, wisst Ihr diese Trägerin teilt der Welt etwas mit und zwar jenen die die Fleckchen zu deuten wissen.
Hinzu kommt unser Angebot an Schmuck, Kleinigkeiten wie Tüchern, Schals, Perücken und vielem mehr.
Aber all das interessiert Euch vermutlich nur am Rande. Folgt mir zu den Schönheitscremes. Denn meine Lieben, auch die Heilung gehört in den Bereich der Schönheit. Das werde ich niemals müde kundzutun.
Für fast alle Hauptprobleme habe ich eine passende Creme, ob Haut- und Altersflecken, Sommersprossen, Furunkeln oder Schlimmeren - scheut Euch nicht Viri anzusprechen.
Eine Kostprobe meines Wissens, Backpulver verwendet man bei Narben, Melonenkerne oder Kümmel als Bleichmittel, Entzündungen der Haut bekämpft man erfolgreich mit Kalbsgenitalien, Stiergalle setzt man bei fleckiger Haut ein, Butter hilft gegen Sommersprossen.
Ihr seht, es gibt viele Rezepte mit denen man den geplagten Mann oder auch der leidenden Frau helfen kann. Nicht immer muss es der Medicus sein, der hilfreich zur Seite steht.
Wenden wir uns der Kosmetik für den edlen Herrn zu. Hier fängt alles am Morgen mit einer gründlichen Rasur an. Je schärfer das Rasiermesser, je weniger Hautirritation habt Ihr. Wir führen die besten Rasiermesser in ganz Rom. Man munkelt sie wären schärfer als die schärfste Zunge der Tratschbasen.
Zudem führen wir Pinzetten für das störende Haar an den Augenbrauen, dem Hals, den Nacken und sogar in der Nase.
Für die tägliche Enthaarung haben wir Wachs im Angebot, dass nicht nur das feinste Haar aus der Haut reißt, sondern diese ebenso durch seine Inhaltsstoffe pflegt.
Ihr beiden habt den Göttern sei Dank noch volles Haar. Aber sollte Euch einst das Haupthaar ausgehen, dann habe ich ebenfalls ein manigfaltiges Angebot um Euch beizustehen. Von Pflege bis Vertuschung ist alles dabei.
Mein Hauptaugenmerk und meine Liebe gelten allerdings der Welt der Düfte, den Parfüms. Falls Ihr daran Interesse habt, könnt Ihr gerne einmal einige Düfte erschnuppern.
Also was meine Lieben darf es für Euch sein?", fragte Viri freundlich.