Beiträge von Brennus

    Womöglich lag es ja an meiner Aussprache, so dass der Römer am Tisch mich nicht richtig verstanden hatte. Obwohl ich mir doch immer sehr viel Mühe gab, meinen leichten treverischen Akzent gänzlich zu vermeiden. Vielleicht aber hatte er auch einfach nicht richtig zugehört. Egal. Wenn ich so etwas Leckeres vor mir stehen gehabt hätte, dann hätte ich wohl auch nicht meinem Tischnachbarn zugehört. "Wie gesagt, wir sind erst angekommen und bleiben noch für einige Zeit. Ich soll hier die Geschäfte für meinen Vater führen."


    Als die Bedienung sich endlich blicken ließ und ich mich umwandte, nahm ich in meinem Augenwinkel den jungen blonden Mann wahr, der scheinbar Soldat war. Ob er nach einem freien Platz suchte? Theoretisch hätte er sich auch noch zu uns gesellen können, da noch ein Platz an unserem Tisch frei war.
    "Bedienung!" rief ich. "Vier Cervisiae und viermal Wildschweinbraten!" Schließlich wollte ich Gwen nicht mit dem Fisch und seinem Geruch quälen. Mian und Ingolf waren ja sehr genügsam, was das Essen betraf. So fern der Heimat sollte uns wenigstens Speis und Trank an zu Hause erinnern.
    "Und was führt dich nach Mogontiacum?" fragte ich schließlich den Römer.



    Die Casa Fannia stand schon seit geraumer Zeit leer. Die Eigentümer waren wieder zurück nach Italia gezogen und hatten das Anwesen zum Verkauf angeboten. Fannianus Hicetas, der Verwalter der Casa war zurückgeblieben und sollte den Verkauf und alles andere regeln, bevor auch er seinem ehemaligen Dominus und jetzigen Patron nach Italia folgen konnte.


    Mian hatte sich in der Stadt umgehört und über leerstehend Immobilien informiert. Unter anderem hatte man ihm die Casa Fannia empfohlen. Die Casa war wie für sie gemacht. Genau das, was sein Dominus gesucht hatte!


    Einige Tage später war ein Vertrag geschlossen worden und Brennus wurde der neue Eigentümer der Casa Fannia.

    Ich hatte Glück, denn nachdem ich eine Weile an den Ständen vorbei geschlendert war, fand ich doch tatsächlich noch einen Pferdehändler mit ganz ansehnlichen Tieren. Ein Rappe weckte sofort meine Aufmerksamkeit. Mit einem prüfenden Blick begutachtete ich das Tier. Was ich sah, stellte mich sehr zufrieden. Jedoch versuchte ich, mir das nicht so genau anmerken zu lassen. Denn nun galt es, einen guten Preis für das Tier auszuhandeln.
    Der Pferdehändler forderte eine horrende Summe, die mit Sicherheit für das Pferd angemessen war. Solange ich aber noch nicht mit meinen Geschäften in Mogntiacum durchgestartet war und damit begann, mein eigenes Vermögen aufzubauen, musste ich ein Wenig auf mein Geld achten.
    Letztendlich konnte ich nach langem hin und her den Preis um fünfzehn Prozent nach unten drücken. Damit war zumindest mir gedient. Ich hatte wieder ein Pferd!

    “Parce que je t’aime, mon trésor!”, antwortete ich meiner kleinen mürrischen Sklavin und küsste sie auf den Mund. Mir war zwar bewusst, dass mache Römer dies als anrüchig ansahen, aber das war mir herzlich egal – so kurz vor der Grenze zum Barbaricum. :D


    Unser Tischnachbar ließ sich von Gwens Einwänden bezüglich des Fisches nicht stören und genoss sein Essen. Als ich einen Kommentar zur Qualität des vorzüglich aussehenden Essens machte, kollidierten meine Worte mit denen unseres Tischgenossens.
    „Oh, wir kommen aus der Provinz Belgica. Genauer gesagt aus Treveris, äh Augusta Treverorum.“ Ich war mir nicht sicher, ob man hier, weitab vom Schuss etwas mit der Bezeichnung Treveris anfangen konnte. Obschon die hier in der Gegend noch vereinzelt lebenden Kelten meist den Treverern zuzurechnen waren.
    „Aber meine Schöne hier stammt aus Gallien, n'est-ce pas, ma belle?“ Ich wandte zu Gwen. „Dit bonjour à ce gentil monsieur!“ Gwen, artig wie sie sein konnte, setzt in Sekundenschnelle ein bezauberndes Lächeln auf. „Guten Tag, dominüs!“, säuselte sie.


    Wir sind gestern erst angekommen und werden voraussichtlich noch eine ganze Weile bleiben,“ seufzte ich. Doch wenn ich mir die Verpflegung anschaute, war dies doch kein so schlechtes Los.


    Sim-Off:

    Aufgrund meiner nicht vorhandenen Gallischkenntnisse lasse ich Brennus und Gwen einfach "Neogallisch" äh Französisch sprechen. :D

    Um mir nicht von Divico vorwerfen lassen zu müssen, ich käme nicht in die Gänge, war ich noch am gleichen Tag, an dem wir uns getroffen hatten los gezogen, um das eine oder andere in Gang zu bringen. Mian und Ingolf begleiteten mich dabei.
    Was stand denn alles auf meiner imaginären Liste?


    1. In unser Officium in Mogontiacum vorbeischauen und nach dem Rechten sehen.


    2. Nach einem angemessenen Haus oder einer Wohnung umsehen.


    3. Ein Pferd kaufen.


    Meine Liste ging vorerst mal nicht über Punkt 3 hinaus. Schließlich wollte ich ja nichts überstürzen! Außerdem konnte ich Punkt 1 schon abhaken, denn das hatte Divico schon übernommen. Gemäß dem Sprichwort‚ zu viele Köche verderben den Brei‘, ließ ich ihn erst mal machen.


    Punkt 2 war ziemlich mühselig und mit viel Geduld und Ausdauer behaftet. Vielleicht sollte ich diesen Punkt an einen Untergebenen delegieren. Da Mian sich in der Beschaffung einer adäquaten Unterkunft bereits ausgezeichnet hatte, sollte er diesen Punkt übernehmen.


    Also blieb für mich nur noch Punkt 3! Zufälligerweise kollidierte dieser Punkt auch noch mit meinen persönlichen Vorlieben. So war es für mich ein besonderes Vergnügen, mich nach einem Pferd umzuschauen. So begab ich mich mit Ingolf zur Basilika. Vor der Markthalle befanden sich auch einige Stände. Vielleicht hatte ich ja Glück und fand einen Pferdehändler.


    Sim-Off:

    NSC spielende Pferdehändler und sonstige Marktbesucher sind herzlich willkommen!

    Wie immer war ich gut gekleidet. Auch wenn meine feingewobene Tunika einige Falten abbekommen hatte, konnte man erahnen, dass sie nicht ganz billig gewesen war. Die Paenula aus feinster Schafswolle hatte ich im Cubiculum zurückgelassen. Lediglich die Bracae, eine dünne wollene Hose, die ich unter der Tunika trug, ließ vermuten, dass ich der einheimischen keltischen Bevölkerung angehörte. Selbstverständlich trugen auch meine Sklaven nur das Beste vom Besten. Um Gwens Schönheit noch hervorzuheben, trug sie über ihrer Tunika aus einem edlen Stoff, der aus Übersee stammte, noch eine Kette aus Bernstein, die besonders gut zu der Farbe ihres Haars passte.


    Glücklicherweise hatte der Angesprochene nichts dagegen, dass wir uns zu ihm setzen wollten. "Danke! Sehr freundlich von dir!", entgegnete ich und setzte mich. Gwen ließ sich mehr oder weniger einfach neben mich auf den Stuhl fallen. "Oh Süße hast du den leckeren Fisch gesehen?", fragte ich sie neckisch, da ich ja wusste, dass sie Fisch nicht ausstehen konnte. Für sie waren die letzten zwei drei Wochen die reinste Katastrophe gewesen, da die Alternative zu Fisch nur der fade Puls gewesen war.
    Gwenn kräuselte ihre Lippen, wie es wohl nur die gallischen Frauen fertig brachten. "Oh Chéri, isch asse Fisch! Pourquoi tu me dis ça?" Ich grinste nur frech und gab ihr dann einen dicken Kuss auf die Wange. Dann sah ich zu dem Man hinüber, an dessen Tisch wir Platz genommen hatten und lächelte freundlich. Seinem Äußeren nach zu urteilen war er Römer, was mich und meine Begleiter aber nicht im Mindesten störte. Schon seit mehr als hundertfünfzig Jahren waren die keltischen Stämme, zu denen ja auch die Treverer zählten, Teil des Imperiums. Wir hatten die Annehmlichkeiten, die diesen Umstand mit sich gebracht hatte, schätzen und lieben gelernt. Doch nichtsdestotrotz war ich stolz auf meine Herkunft, so wie es wohl alle Treverer waren. "Anscheinend haben wir es hier doch sehr gut getroffen! Das Essen sieht sehr gut aus!", meinte ich, um ein Gespräch anzufangen.

    Wenn man sich mal die Mühe macht und die letzten Vorposts aus den Jahren 2015 und 16 liest, wird man feststellen, dass es da auch schon keinen Spieler gab, der die Ankömmlinge einließ. Also hat man nun zwei Möglichkeiten. Entweder man spielt einfach alleine weiter (so wie es die Vorposter getan haben) oder man haut vielleicht einen von den römischen Stadtwache an (die ja inzwischen wieder gut aufgestellt sind) und bittet sie, mal auf die Schnelle einen NCS zu simmen. So würde ich das sehen. ;)

    Am nächsten Morgen nach unserer Ankunft, hatte ein Bediensteter der Taberna an der Tür unseres Cubiculums geklopft und ausrichten lassen, dass man mich erwartete. Selbstverständlich hatte ich noch im Bett gelegen, denn es war ja noch mitten in der Nacht! Dass die Sonne bereits schon vor Stunden aufgegangen war, wertete ich lediglich als Verschleierung der Tatsachen. Also reinigte ich mich notdürftig, sprang in meine Klamotten und begab mich nach unten in den Schankraum.


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    | Divico
    Dort erwartete mich ein miesepetrig dreinschauendes Gesicht, welches zu Divico gehörte, der ein wenig ungehalten wirkte. So wie ich ihn einschätzte, hatte er bereits vor Stunden mit der Arbeit begonnen. Ich konnte mir gut vorstellen, was er von mir wollte.
    "Salve, mein Bester! Wie wär´s zuerst mit einem properen Lentaculum?" Ich deutete auf einen Tisch, an den ich mich zu setzen gedachte. Gewiss konnte ich mir bei ein paar Eiern, etwas Moretum und Brot anhören, was der beste Mann meines Vaters zu sagen hatte.
    Nur widerwillig nahm Divico Platz und verneinte mein Angebot vom Frühstück. "Danke. Ich habe schon vor Stunden gefrühstückt!", entgegnete er leicht gereizt. "Aha," meinte ich knapp und nahm die Speisen entgegen, die ich zuvor bestellt hatte.
    "Ja, es gibt einiges zu tun! Dein Vater verlangt, dass du den Standort Mogontiacum ausbaust und ihn zu einem rentablen Posten in seiner Gewinnrechnung machst."
    "Mhhm", entgegnete ich kauend. Das Mortetum war wirklich lecker!


    Es war ja nicht so, als ob mir das ganze Geschäft völlig schnuppe war. Ich hatte mir auf der Reise sogar schon ein paar richtig gute Gedanken gemacht. Divico aber ließ mich wieder dastehen, als ob ich der größte Faulpelz sei, der nichts auf die Reihe kriegte. "Ähä, ich hätte da schon ein paar Ideen. Wir müssen neue Kunden gewinnen. Ich denke da an die Obrigkeit hier in der Stadt, an das Militär natürlich aber auch an die zahlungskräftige Kundschaft. Und zwar nicht nur die Geldsäcke, die hier in der Stadt leben. Auch die da draußen auf dem Land, die in ihren Villen sitzen." Divico hörte sich an, was ich zu sagen hatte. Sein Blick schien zwar ein wenig gelangweilt zu sein, denn schließlich hatte ich mit meinem Vorschlag ja auch nicht das Rad neu erfunden. Allerdings begann er ein wenig verächtlich über meine letzte Äußerung zu grinsen. "Falls es dir noch nicht aufgefallen ist, die meisten Villae rustica hier in der Gegend keltern ihren eigenen Wein. Dann werden sie kaum welchen aus ‚'Was-weiß-ich-woher' kaufen wollen." Aber diesen Einwand wollte ich nicht so einfach auf mir sitzen lassen. "Und genau da liegt die Kunst des Weinhandels! Man muss sie dazu bringen, unsere exklusiven Weine zu mögen!"
    Divicos Augen begannen auf einmal richtig wach zu scheinen. Er rutschte auf seinem Stuhl etwas hin und her, um scheinbar die richtige Position zu finden. "Ach ja?! Na, dann bin ich aber mal gespannt!"
    Ich hatte mir gerade ein Stück Fladenbrot mit Honig einverleibt und kaute noch genüsslich. Da Divico nun so großes Interesse an meiner Idee bekundete, kaute ich extra ein wenig langsamer und ließ mir richtig viel Zeit. "Was der Bauer nicht kennt, frisst er nicht! So lautet ein Sprichwort, nicht wahr? Also werde ich höchst persönlich zu unseren potentiellen Kunden fahren und ihnen unsere Weine anpreisen. Selbstverständlich werden sie dabei auch die Gelegenheit einer Weinverköstigung haben. Kein wahrer Weinkenner wird sich vor einem edlen Falerner oder Cäcuber verschließen können!" Wenn das mal nicht revolutionär gewesen war! Die Geburtsstunde der Weinprobe! :D

    Nach der langen Reise war es nicht verwunderlich, dass meine kleine Süße über Hunger klagte. Gerade als wir es uns i, Cubiculum Opulentum gemütlich gemacht hatten, machte sich ihr Bauch durch laute Geräusche bemerkbar, die zweifellos daher rührten, dass sie schon eine ganze Weil nichts mehr zu beißen bekommen hatte. "Oh Chéri, isch abe einen solschen unger!" Jetzt, da sie es aussprach, merkte auch ich, dass ich etwas zu essen vertragen konnte. Ein kurzer Blick zu Mian bestätigte dies. Die Verpflegung auf dem Schiff war recht eintönig gewesen. Gelegentlich hatte es gebratenen Fisch gegeben, wenn uns das Glück hold gewesen war. Doch meistens hatte es schnöden Puls gegeben, der am Morgen gekocht worden war und von dem den ganzen Tag über. gegessen wurde. Daher war es immer etwas Besonderes gewesen, wenn das Schiff in einem Hafen einer größeren Siedlung anlegt hatte, in der es auch ein Wirtshaus gab.


    Da wir uns nun selbst in ein Wirtshaus eingemietet hatten, war es für uns ein Leichtes, einfach die Stiege hinunter zu gehen und sich an einen der Tische zu setzen. Unglücklicherweise waren wir nicht die einzigen gewesen, die einen solch genialen Gedanken verfolgt hatten. Um es mit Ingolfs Worten zu sagen: Der Laden war gerammelt voll! Meine Süße war den Tränen nahe. Aber da ich ihr keinen Wunsch ausschlagen konnte, versuchte ich es an einem Tisch, an dem nur ein einzelner Gast saß und an dem locker noch drei oder sogar vier weitere Gäste Platz finden konnten.
    "Pardon, sind hier noch ein paar Plätze für uns frei?", fragte ich den Mann höflich. Gwen hatte sich inzwischen an mich gelehnt, um zu signalisieren, wie schwach sie doch inzwischen schon war. Die Ärmste stand schließlich kurz vor dem Hungertod. Mian hielt sich dezent hinter mir und Ingolf stand ein wenig abseits und tat so, al gehöre er nicht zu uns. Trotz allem hatte er mich aber stets im Blick, denn letztendlich war es sein Job, mich zu beschützen.

    >>>


    Mein Sklave Mian war vorausgegangen und hatte sich nach der besten Herberge der Stadt erkundigt. Man hatte ihn daraufhin zur Taberna Siva Nigra geschickt, wo er für uns eine Bleibe für die nächsten Tage angemietet hatte. Danach kam er mir und meinen beiden Begleitern wieder entgegen gelaufen, um uns zur Taberna zu bringen.


    "Ich habe für uns natürlich nur das Beste vom Besten gemietet!" erklärte er grinsend, als wir nur noch wenige Schritte von unserer Unterkunft entfernt waren. "Das Cubiculum Opulentum! Großspuriger ging´s leider nicht," kicherte er weiter.
    "Hast du dir das Zimmer zeigen lassen? Am Ende ist das nur ein besserer Hühnerstall!", entgegnete ich trocken.
    Der Schalk verflog von jetzt auf sofort aus Mians Antlitz. "Äh nee, wieso?" Man konnte ihm deutlich sein aufkeimendes Unbehagen ansehen. Schließlich hatte ich bis jetzt nie sein organisatorisches Können angezweifelt. "Na im schlimmsten Fall schläfst du heute Nacht auf dem Boden!" sagte ich und begann danach zu grinsen.
    Doch wie sich herausstellte, waren alle Zweifel unbegründet. Die Taberna machte nicht nur von außen, sondern auch von innen einiges her. Auch das Cubiculum Opulentum sollte kaum Wünsche offen lassen. Selbst die kulinarischen nicht!


    Sim-Off:

    Wer Lust auf Gesellschaft beim Einnehmen einer Mahlzeit hat, kann sich gerne hier rein schreiben! :D

    Die Fahrt mit der ‚Anacamna‘ hatte sich im Nachhinein als kurzweiliger erwiesen, als ich zunächst befürchtet hatte. Mian und Gwen hatte sich die größte Mühe gegeben, mir die Zeit zu vertreiben, während das Schiff langsam aber bestimmt die Mosella in Richtung Confluentes hinunterschipperte. Hin und wieder hatten wir angehalten, um Vorräte aufzunehmen.
    Erst als wir Confluentes erreicht hatten, war ein mehrtägiger Halt eingeplant. Nun war Confluentes nicht das, wovon man unbedingt träumt. Es war eine Kleinstadt eben mit allem was Mann so brauchte. Die Besatzung des Schiffes verschwand erst einmal im Haus der Freude, einem Lupanar in der Nähe des Hafens. Ich für meinen Teil hatte das nicht nötig und so machte sich Mian nur auf die Suche nach einer Herberge, in der ich mit meinem kleinen Gefolge für die nächsten zwei, drei Nächte unterkommen konnte. Es war eine Wohltat, mal wieder festen Boden unter den Füßen zu haben.


    In der Zwischenzeit hatte sich Divico um einen Teil unserer Ladung gekümmert. Mit seinem peniblen Drang nach Perfektion hatte er jede kleine Kleinigkeit der Transaktionen minutiös protokolliert, um es später dem Alten zu schicken. Der beste Mann meines Vaters hatte nicht viel übrig für mich. Unsere Kommunikation beschränkte sich daher nur auf das Nötigste. Da ich erst in Mogontiacum in den Betrieb meines Vaters einstieg, überließ ich ihm alles Geschäftliche. Sollte er sich damit herumschlagen.


    Edlich ging es weiter. Doch von nun an war die Muskelkraft unserer Ruderer gefragt, denn von nun an ging die Reise Rhenus aufwärts weiter. Besonders die Strecke bis Bingium, so sagte man mir, sei schwierig zu fahren. Bisweilen hatte man mit gefährlichen Strudeln, Riffen und Untiefen zu rechnen, je nachdem wie hoch der Wasserstand war.


    Nach mehreren Haltepunkten erreichte unser Schiff schließlich den Hafen von Mogontiacum. Die Tage und Wochen waren an mir vorbeigezogen, so dass ich irgendwann damit aufgehört hatte, sie zu zählen. Hätte man Divico gefragt, wie lange unsere Reise gedauert hatte, hätte er mir Sicherheit eine genaue Angabe machen können. Doch ich fragte nicht Divico. Vielmehr hatte ich mich in den letzten Tagen mit der Frage beschäftigt, was ich alles zu tun gedachte, wenn wir endlich Mogontiacum erreichten. Zunächst wollte ich ein geeignetes Haus finden und ein Pferd kaufen. Ein Leben ohne Pferd konnte ich mir nicht vorstellen. Wenn ich es mir recht überlegte, konnte auch noch der eine oder andere Sklave erstanden werden, denn ich wollte es der armen Gwen und auch mir nicht zumuten, dass sie ihre kulinarischen Fähigkeiten erprobte. Nein, die kleine Haeduerin verfügte über weitaus bessere Qualitäten.


    Da Mian bereits in Confluentes ein gutes Händchen bei der Auswahl einer guten Herberge bewiesen hatte, schickte ich ihn auch diesmal wieder los. Divico und die Besatzung der ‚Anacamna‘ kümmerten sich um die Ladung und den Papierkram. Gwen und Ingolf begleiteten mich auf den Weg in die Stadt. Wie es schien hatte Mian auch diesmal etwas Passendes gefunden, wo wir die nächsten Tage unterkommen konnten, die Taberna Silva Nigra!