Hairan hatte geschwiegen, als er den Urbanern folgte. Er wirkte ganz in Gedanken versunken, seine dunklen Augen ins Leere gerichtet.
Die Verwüstungen, die die neue Urbaner Station erlitten hatte, waren selbst für stoische Gemüter erschreckend, aber der Parther zeigte keinerlei Gefühlsregung.
„Darf ich?“, fragte er, seine Miene war ungewöhnlich düster.
Er trat auf die Überreste einer Mauer zu, und bevor ihn jemand daran hindern konnte, fuhr er mit seinen schlanken Fingern über das Mauerwerk, tastete in Ritzen.
Sein Gesichtsausdruck, der vorher schon düster gewesen war, änderte sich nicht, aber mit seiner rechten Hand vollführte er zunächst verschiedene Gesten und dann die alte Abwehrgeste der mano in fica, in dem er den Daumen zwischen Zeige- und Mittelfinger klemmte. Mit der anderen Hand griff er nochmal in seinen Beutel, warf Salz gegen die Wand und sein langer dunkelpurpurner Umhang blähte sich und verdeckte einige Augenblicke seine hagere Gestalt und das, was er tat.
Kleine Schweißtropfen begannen sich auf Hairans Stirn zu zeigen; der Magus war bleich, als er sich nun wieder den Urbanern zuwandte.
Und dann zog er folgende drei Dinge aus der Mauerspalte, die er gerade untersucht hatte:
Das erste waren blutverschmierte schwarze Vogelfedern.
Das zweite war eine tote Kröte, der man Maul und Augen mit Nadel und Faden zugenäht hatte.
Aber das dritte und abscheulichste von allem war ein kleiner menschlicher Fötus. Babyleichen fand man in der Subura; oft wollte und konnte eine geschwängerte Lupa ihr Kind nicht behalten. Aber diese kleine Leiche hatte man mit roter Farbe bemalt und ihm winzige Hörner umgebunden.
Hairan legte die drei Abscheulichkeiten vor die Urbaner hin.
Dann sprach er:
„Dieser Ort ist verflucht. Wer hier bleibt, wird Acherontis pabulum *werden. Die neue Station der Urbaner
wurde von bösen Mächten attackiert. Aber nur Mut, es war gut, dass ihr mich gerufen habt. Ich weiß, was zu tun ist, und es wird mir eine Ehre sein, dem Imperium zu dienen."
* Futter für den Acheron= Hades