Als Aethra einen Moment lang einen spöttischen Ton anschlug, warf Hairan ihr einen raschen Blick unter gesenkten Lidern zu. Er war nicht der Mann, der sich von seinen Unfreien Frechheiten bieten ließ.
Aber er schwieg zu ihrer lächerlichen Vermutung, dass er, Hairan, vor den Furiern, Angst hätte.
Aethra ging und holte einen Eimer Wasser nach dem anderen vom Brunnen, um den Badezuber, der in dem persönlichen Balneum des Magus stand, zu füllen.
Als die Sklavin den vierten Eimer zur Hälfte in den Zuber gegossen hatte, gebot Hairan ihr mit einer Handbewegung Einhalt:
„Bleib in dieser Position stehen, Aethra, die Arme mit dem Eimer ausgestreckt.“, befahl er:
„Und wage es nicht, dich zu rühren.“
Hairan wusste, dass der junge Frau in wenigen Minuten Schultergelenke und Arme schmerzen und dass sich in kurzer Zeit das brennende Gefühl, die Arme fielen ihr ab, einstellen würde.
Aber das war noch nicht alles.
Der Parther griff nach der Phiole mit Badeöl, das auf dem Rand des Zubers stand und goss es mit einer raschen Bewegung über Eireanns Haar.
Das Öl tropfte auf ihre Schultern und ließ Flecken auf ihrer Tunika entstehen. Doch Hairan erlaubte der jungen Silurerin nicht, sich zu bewegen.
„Lass uns unsere kleine Plauderei von vorhin fortführen.“, sagte Hairan und setzte sich bequem auf den Steinsims, der um die Wand des Badezimmers lief:
„Wir sprachen über den Schwachpunkt einer Person. Wenn du meinst, dass Tiberios den Römern unbedingt gefallen will, so solltest du darüber nachdenken, wie du dieses zweifelsohne gute Verhältnis zerstören kannst.
Wenn man den Ruf von jemandem vernichten möchte, gibt es zwei Möglichkeiten: Man findet einen oder mehrere dunkle Punkte in seiner Vergangenheit. Oder man verleumdet ihn. Je schlimmer die Verleumdung, desto mehr bleibt hängen. Gerade bei einem Sklaven in gehobener Stellung ist der gute Ruf etwas Zerbrechliches, nicht der Schatten eines Verdachtes darf auf seine Loyalität fallen."
Hairan wartete ab. Mittlerweile mussten der jungen Frau die Schultergelenke brennen, als würde er eine Fackel daran halten:
"Oh, halte die Arme weiter oben, Aethra. Und glaube mir, ich fürchte die Furier nicht, deine Bemerkung vorhin war sehr, sehr unüberlegt."
Hairan lehnte sich gemütlich an die Wand.
Würde Aethra begreifen, dass er sie gerade für ihre Frechheit bestrafte?:
„Nun, hat dieser Sklavenjüngling irgendwann irgendwelche krummen Dinger gedreht? Männer haben die Angewohnheit, Frauen, mit denen sie das Lager teilen, ins Vertrauen zu ziehen, bestimmt hat er dir etwas erzählt. Was weißt du überhaupt über seine Abstammung, die er deiner Ansicht nach verrät? Ich höre!“