Beiträge von Iullus Seius Iunianus Fango

    Der Tissi wieder, die gute Seele. Fango wusste genau, dass sein Kumpel mit Absicht das Schwert hatte sinken lassen. Er hoffte, dass der Tag kommen mochte, da er sich bei Tisander für seine guten Taten revanchieren konnte. Außerdem musste er ihm sagen, dass er so etwas nicht tun sollte. Doch nun ging es erstmal daran, den Pfosten zu verprügeln. Fünfzig mal hörte sich nicht viel an ...


    Fango betrachtete die hölzerne Spatha. Man hatte ihm wegen seiner geringen Armlänge ein Gladius gegeben, aber vielleicht wurde das noch, wenn er an der Technik feilte. Und so machte er sich an die Übung. Wie schmerzhaft ein Hieb auf Holz sein konnte, wurde ihm jetzt erstmalig bewusst. Spontan taten ihm die Sklaven leid, die fürs Holzhacken zuständig waren ... und noch mehr diejenigen, die in den Minen verschlissen wurden. Warum diese Arbeit so gefürchtet war, konnte er sich nun denken. Wobei, holzhacken mussten sie als Soldaten irgendwann auch. Mit derlei Gedanken im Kopf schlug er auf den Pfosten ein, bis der Schmerz in seinem Arm ihn davon abhielt, dermaßen weit zu denken. Gegen Ende hin wurde er immer langsamer und sein Herz raste wie nach einem Dauerlauf. So einfach, wie die Übung sich angehört hatte, war sie keineswegs.


    Als es geschafft war, ließ er seinen schmerzenden Arm nach unten hängen und schnaufte. Der blöde Zisimos hatte natürlich alles wieder mustergültig gemacht und war als einer der ersten fertig. Dass er weder schwitzte noch schnaufte, reizte Fango. Dass der Grieche dabei so guckte, als könne er kein Wässerchen trüben, genau so. Langsam war ihm sogar der selbstmitleidige Alwin lieber mit seinen Seidenpantöffelchen und seinen Bauplänen für eine innovative Sänftenform, die er irgendwann auf den Markt zu bringen gedachte - ein umständlich hohes Tragegestell, an dem die Kanzel an einer weichen Federung hing.


    Unter Strich war Fango jedoch wütend auf sich selbst.

    Was nun geschah, war nicht anders zu erwarten. Zitternd stand Fango da, die hölzerne Spatha von sich gestreckt. Mit seinen Zahnstocher-Ärmchen konnte er das Gewicht der Waffe nicht lange halten. Unweigerlich neigte sich sein Arm nach unten, wobei die Muskeln vor Überanstrengung brannten. Er hielt den Schmerz nicht mehr aus und er war der erste, dem die Spatha nach unten wegsackte.


    Dass er die Latrine ausheben sollte störte ihn nicht. Dass er vor aller Augen versagt hatte, aber sehr.

    Fango wollte gerade sein Pferd wegbringen, doch da wurde er vom Decurio zu sich gerufen. Samt Tisander! Er wechselte mit diesem einen Blick, in dem etwas Angst lag, dann ließ er den Zügel los, sodass der Schecke stehen blieb, und ging vor. Dort nahm er erwartungsvoll Haltung an. Salutieren musste er vermutlich nicht, das hatte er ja schon bei der Begrüßung zu Anfang des Tages.

    Ein weibisches Kreischen hallte durch das Castellum, doch es war nicht Fango, sondern der Händlersohn Alwin, dessen Schrei jetzt in einen germanischen Fluch überging. Auch Fango erschrak, als die Hilfsausbilder von allen Seiten auf sie zusprangen, schrie aber nicht herum. Da sie sich innerhalb des Castellums befanden, hielt sein Schock sich in Grenzen. Wären sie im Gelände gewesen, hätte das sicher anders ausgesehen. Er schaute, wie es Tisander ging, der in dem Moment auch in seine Richtung blickte, was Fango ein kurzes Grinsen entlockte. Dann schaute er, was Varro als Nächstes tun würde, ob er ein neues Kommando gab. Zisimos, der ganz in der Nähe ritt, schaute wie immer gleichmütig. Vermutlich guckte er auch so, wenn er seinen neugeborenen Stammhalter das erste Mal in den Arm nahm oder wenn er seiner Braut das Ja-Wort gab.

    Als ob Fango das wollte. Die beiden grinsten um die Wette. "Ich sag ja, voll nett der Decurio. Schlag ein!"


    Er hob die Hand, damit Tisander reinklatschen konnte. Für heute hatten sie genug geübt, bald war Schlafenszeit und baden und essen wollten sie vorher auch noch. So wurde es Zeit, die heutige Reitübung zu beendenden, sodass sie den anstrengenden, aber erfolgreichen Tag in Ruhe ausklingen lassen konnten, ehe sie sich in ihren Betten einkuschelten.

    <<< RE: Ausbildungsturma Ala II Numidia


    Vor der Tür wartete Fango und lauschte, so weit man die Worte verstehen konnte, ohne das Ohr an die Tür zu pressen. Tisander machte alles falsch, aber er konnte ja schlecht reingehen, ihn zur Seite schieben und dessen Meldung übernehmen! Trotzdem schien das Vorhaben von Erfolg gekrönt zu sein. Tisander würde ihn nach Roma begleiten! Vor lauter Vorfreude biss sich Fango auf den Zeigefinger und wartete, bis sein Freund wieder aus dem Officium kommen würde.

    Langsam rollte sich die Reihe der Tirones auf, um dem Decurio zu folgen. Die Aktion ließ noch an Gleichmäßigkeit zu wünschen übrig, manche ritten zu früh los, andere zu spät, wieder welche ritten schief. Doch irgendwann hatte sich eine mehr oder weniger gerade Linie hinter Germanicus Varro gebildet, die hinter ihm auf die Porta zustrebte. Fango grinste Tisander zu, der sich garantiert über den Ausritt freute. Ihm selbst ging es genau so. Der kleine Schecke musste schnellere Schritte machen als seine größeren Artgenossen, um mithalten zu können, war dies aber gewohnt und hatte keine Mühe. Bei jedem Schritt nickte er mit dem Kopf und die in alle Richtungen abstehende Mähne wogte auf und ab.

    Fango rappelte sich auf. Sein Geist war noch angenehm leer, trotz der Emotionen, die ihn kurzzeitig überwältigt hatten. Es waren Gefühle, keine Gedanken. Alles war gut. Mit verschränkten Armen schaute Ocella hinüber zum Ziel. Nun sollte Fango also den anderen zeigen, wie man es macht, anstatt nur zu schießen. Jetzt wollte er erst recht nicht versagen. So legte er den Pfeil ein, bevor er nervös werden konnte, und richtete den Blick fest auf das Ziel, noch bevor er den Bogen hob. Der Wind blieb still und Fango hatte traumhafte Bedingungen. Er zog aus, ließ die Sehne los und glich den Rückstoß mit einem Gegendruck des Armes aus. Die Sehne peitschte ihm diesmal nicht gegen den Unterarm - irgendetwas hatte er unterbewusst richtiger gemacht als zuvor. Einen Wimpernschlag später erklang der Einschlag. Kein zweiter Treffer ins Rot, doch der Pfeil saß. Und Fango ertrug die Ergriffenheit ob des zweiten Treffers stoisch, anstatt auf Knien herumzurutschen.

    Tisander


    Die Pferde waren den Göttern sei Dank so dressiert, dass sie stehen blieben, sobald niemand am Zügel zog. Da Tisander das Seil nun losließ und Fango sich an den Hörnchen des Sattels festklammerte, blieb der kleine Schecke sofort stehen. Fango starrte bestürzt den lautstark motzenden Tisander an, doch er hörte die Verzweiflung, die hinter den Worten steckte. So stieg er ab, ließ sein Pferdchen stehen und ging zu Tisander.


    "Ich bin froh, dass du da bist und mein Freund bist, Tissi. Ohne dich wäre alles Mist! Weißt du was? Wir gehen jetzt zusammen in die Pincipia. Zu dem netten Kameraden da, der mir das gesagt hat wegen der Reise. Und wir fragen den, ob du nicht einfach mitkommen kannst. Nein, ganz anders!" Fango hob triumphierend den Zeigefinger. "Wir gehen hin und du meldest dich freiwillig! Das muss richtig enthusiastisch klingen, so als ob du darauf brennst, dich vor deinen Vorgesetzten zu beweisen und es gar nicht mehr aushältst!"


    Ein wenig egoistisch war der Vorschlag, denn Fango hätte nichts dagegen, wenn sein Kumpel ihn begleitete auf dem langen Ritt. Mit Tisander wurde es niemals langweilig und die beiden ergänzten sich gut von ihren Fähigkeiten her. Was der eine nicht konnte, das konnte der andere und umgekehrt. Fango guckte Tisander nun treuherzig an, damit er den Vorschlag in die Tat umsetzte.

    "Tissi?!", rief Fango seinem Kumpel nach, doch der stapfte brabbelnd davon.


    Fango wartete also und fragte sich, ob Tisander wieder eine Befindlichkeit hatte, doch der kam kurz darauf mit einem Seil wieder, um ihn an der Leine im Kreis um sich herumzuführen. Das ging erstaunlich gut. Fango ritt!


    "So ist das gut!"


    Sein Pferdchen bekam gute Laune. Nachdem es so lange im Stall gestanden hatte, wollte es seine Beine nun benutzen und galoppierte gleichmäßig im Kreis. Fango krallte sich an den vorderen Sattelhörnchen fest, damit er nicht stürzte.


    "TISSI, ER RENNT", quiekte er. "WAS MUSS ICH MACHEN?!"

    Auch Fango schwang sich in den Sattel. Weitaus weniger elegant als Tisander, etwas zu schwungvoll, gefolgt von einem unglücklichen Gesichtsausdruck, doch das Mimimi jammerte er nur gedanklich. Wenige Augenblicke später konnte er sich darüber freuen, das erste Mal mit seiner Einheit zu reiten.

    Die Zielscheibe wirkte winzig in der Ferne. Unmöglich war es nicht, Ocella hatte es bewiesen, obgleich eine Bö ihm den Schuss fast vermasselt hätte.


    Fango leerte seinen Geist, so wie es ihm beigebracht worden war. Er hielt den Bogen in der Hand, nicht seinen Bogen, aber einen guten und zuverlässigen Bogen, der für ihn da war. Für Zweifel gab es keinen Platz. Der Augenblick verdichtete sich, Fango wurde das Zentrum allen Seins. Selbst die Götter hielten den Atem an. Der Wind flaute ab und kam völlig zum Erliegen. Der Moment war da. Hier und jetzt kreuzten sich Vergangenheit und Zukunft. Was nun folgte, war ein automatisierter Fluss, eine einzige Bewegung, vom Einlegen des Pfeils zum Heben des Bogens, vom Auszug, dem Lösen der Finger bis hin zum Schuss.


    Der Einschlag erklang. Rot - ein Treffer ins Herz.


    Von Fango fiel ein bleierner Mantel ab. Natürlich machte er sich keine Illusion - die wahre Kunst war, die Pfeile zuverlässig zu gruppieren, erst dann konnte man von Können sprechen. Theoretisch hätte dies ein Glückstreffer sein können, aber für ihn war es viel mehr. Diesen guten Treffer bei seinem ersten Schuss auf eine solche Distanz nahm er als Zeichen, dass dies sein Weg war und dass man seine Wege in der Ala leitete, ganz gleich, wie die folgenden Schüsse ausfallen würden. Er würde lernen unter den Augen der Unsterblichen und mit deren Wohlwollen. Das erste Mal im Leben fühlte Fango sich von den Göttern geliebt.


    Er fiel vor Ergriffenheit auf die Knie, den Bogen noch in der Hand, und starrte nicht auf den Pfeil, der in der Scheibe steckte, sondern hinauf in den Himmel.

    Der langsame Ritt entspannte Fango. Sein zur Aufgekratztheit neigendes Temperament kam zur Ruhe. Würde er sich jetzt ins Bett legen, würde er sofort einschlafen, mit Geschnarche von Zisimos oder ohne. Das nahm er als ein gutes Zeichen, dass der kleine Schecke zu ihm passte. Wie von Tisander angewiesen streckte er nun den Rücken durch und breitete die Arme aus, als wolle er die ganze Welt umarmen. Dabei wollte er das höchstens bei Tissi, der mit ihm in seiner Freizeit übte und ihm mit einer überraschenden Geduld jedes Detail erklärte. Von dem manchmal launischen Kameraden hatte er so viel Duldsamkeit mit einem Reitanfänger nicht unbedingt erwartet, wobei Tisander stets hilfsbereit war - nur manchmal maulig. Heute davon keine Spur, Tissi war die Güte und Geduld in Person. Fango schloss die Augen, damit er den Rhythmus des Pferdekörpers besser spürte. Doch durch einen Spalt linste er zu Tisander.


    "Ich bekomme bald einen Marschbefehl nach Rom", beantwortete er endlich dessen Frage. "Aber nur, wenn ich reiten kann. Die schicken in den nächsten Tagen eine Formation unter Decurio Paullus Equitius Calenus nach Roma um den neuen Subpraefectus abzuholen."


    Der Spalt seines Auges weitete sich etwas, sodass Tisander sehen konnte, dass Fango ihn beäugte.

    Vielleicht hatte irgendwer sie bei ihren Reitübungen gesehen oder sie passten einfach von der Größe her so gut zueinander, dass die Calones so entschieden. Fangos Augen glänzten, als man ihm den kleinen Schecken zuwies, mit dem Tisander und er geübt hatten! Dann war das Pferdchen schon ein Veteran? Tapferer kleiner Kerl ... dabei sah er gar nicht so alt aus. Vielleicht konnte er herausfinden, von welchem Hof er stammte und für später einen Sohn von ihm kaufen? An Geld mangelte es Fango nicht. Oder vielleicht war einer davon hier im Dienst als Kampfpferd?


    Liebevoll begrüßte er das Tierchen, ehe er den Zügel griff und es zu Ocella führte. Es ging los, sobald Zug am Zügel zu spüren war und blieb stehen, als Fango den Zügel losließ. Wie außerordentlich praktisch, viel besser als umgekehrt.

    Das Pferdchen schnurpste den Apfel von Fangos flacher Hand und untersuchte die Finger anschließend mit seiner muskulösen Oberlippe. Das fühlte sich angenehm an, bis der Schecke versuchte, damit Fangos Finger zwischen seine Zähne zu angeln, weil sie wohl noch allzu sehr nach Apfel schmeckten, sodass er die Hand rasch wegzog.


    "Merke - immer einen Apfel als Bestechung einstecken haben! Ich bekomme das Aufsteigen hin, warte."


    Fango griff in die Sattelhörnchen, holte Schwung und flog in hohem Bogen hinauf. Inzwischen hatte er gelernt, sein Gewicht beim Aufprall mit den Armmuskeln abzufedern, wodurch die Schmerzen sich in Grenzen hielten. Er machte es sich im Hörnchensattel bequem und fühlte sich großartig.


    "Wir können! Wenn ich dich nicht hätte, Tissi!"

    Die Blicke einiger Kameraden ließen Fango überlegen, ob seine Frage unangebracht gewesen war, ehe ihm bewusst wurde, dass es weniger die Frage selbst war, als die Tatsache, dass er sie unaufgefordert gestellt hatte. Er schrumpfte ein Stück, doch heute übergoss ihn für den Patzer kein Gebrüll, nur leiser Hohn.


    Hornhaut auf den Unterarmen?! So was konnte er sich nur bei Zisimos vorstellen. Etwas wehleidig musterte er seinen pink, violett und lila leuchtenden Unterarm. Und weil Ocella sie darauf hinwies, schaute er sich auch gleich noch die Finger an der Zughand an, die rot und geschwollen aussahen. Die andere Hand blutete. Bei den Hilfsausbildern nicht ... zumindest am Handrücken konnte man scheinbar tatsächlich eine Abart von Hornhaut entwickeln.


    Trotzdem ...


    Fango wollte keine Schmerzen leiden, er hasste Schmerzen und war noch nicht abgestumpft genug, sie einfach ertragen zu können oder zu wollen. Er würde sich Handschuhe und einen Unterarmschutz kaufen.


    Während Fango noch seine Ärmchen und Händchen begutachtete, marschierten sie zur letzten Zielscheibe. Er schaute kurz nach den anderen. Alwin war bei ihm und schaute im Gehen leidvoll auf seinen eigenen Unterarm. Der war allerdings nicht pink! Was machte er anders? Und wo waren Tissi und der Grieche?


    Mit einer gewissen Genugtuung stellte Fango fest, dass der Alleskönner Zisimos beim Bogenschießen kein sonderliches Geschick aufwies. Er war noch schlechter als Tisander. Lustlos trottete er hinter diesem zur nächsten Marke. Irgendwer verknotete dort Zisimos´ lange Filzhaare im Nacken miteinander, indem er eine der Strähnen um die anderen wickelte und festzurrte, aber das würde wohl auch nichts helfen. Zisimos hasste den Bogen und sah nicht aus, als hätte er je einen in der Hand gehalten.


    Die Tirones warteten erneut auf das Signal, dass sie schießen durften.

    Armer Tissi ... entweder hasste oder liebte man Reiterbogen. Tisander gehörte augenscheinlich zur letzteren Sorte. Der Mann, der Fango einst das Bogenschießen gelehrt hatte, bevorzugte den Jagdbogen und hatte einige Sprüche geäußert zu Fangos Vorbereitungen auf seinen Wunschberuf:


    Mit Reiterbogen trifft man eh nicht.

    Reiterbogen sind für Masochisten.

    Das sind üble Giftzwerge.


    Für diese Einschätzung gab es gute Gründe, denn das Schießen eines Reiterbogens war anspruchsvoll für Körper und Geist. Das ging schon beim Spannen los, denn ein Reiterbogen ohne Sehne zeigte wie ein C genau in die entgegengesetzte Richtung, war nur unter großer Kraftanstrengung in die korrekte Position zu biegen und schlug beim Spannen gern um und das tat dann weh - besonders, weil man ihn dazu zwischen die Oberschenkel klemmen musste. Auch beim Auszug machte sich die geballte Kraft auf diesen kurzen, enorm harten Wurfarmen bemerkbar.


    Und doch hatte Fango genau mit solch einem Giftzwerg das Schießen geübt, denn die Entscheidung, zur Ala zu gehen, war keine kurzfristige Schnapsidee gewesen. Jedoch hätte er besser auch das Reiten geübt ... nun war es so, dass er schießen konnte, aber nicht reiten. Bei Tisander war es genau umgedreht. Aber so konnte jeder vom anderen etwas lernen und sie ergänzten sich.


    Auch auf 60 Passus traf er noch recht zuverlässig. Nicht mehr ins Rot, aber er traf die Scheiben. Nur der Unterarm zwiebelte inzwischen, gegen den immer wieder die Sehne gepeitscht war, und der Handrücken, über welchen der Pfeil sauste, blutete, von den Federn aufgeschnitten wie von Papier.


    "Bekommen wir später auch einen Unterarmschutz und Schießhandschuhe?", erkundigte er sich bei einem der Hilfsausbilder. Zumindest hatte er sich zu Hause beim Üben immer auf die Weise geschützt. Vielleicht war er auch nur verweichlicht und es musste so gehen.

    Fango machte unter den hilfreichen Anmerkungen von Tisander den Sattel fest und traute sich am Ende, das Zaumzeug überzuziehen. Das war nicht ganz einfach, aber irgendwann saß alles.


    "Müssen nicht noch solche Lederbänder um den Hals?", erkundigte er sich.


    Der Stall war zu eng, um das Aufsitzen zu üben, also fasste Fango den Schecken am Zügel und führte ihn nach draußen. Als das Tier seinem sanften Ziehen folgte, war er hochgradig verzückt - weniger, als das Tier begann, ihn zu ziehen, weil es sich freute und rauswollte. Trotzdem standen sie irgendwann halbwegs würdevoll vor der Stalltür und Fango wartete auf Tisander.

    Der Schecke roch an Tisanders Kleidung und wackelte mit den Lippen hin und her, während er prüfte, ob der Mensch etwas Essbares bei sich trug. Dieses bewegliche Maul war wirklich ulkig. Weil Tisander ruhig blieb, blieb Fango es auch und legte die Hand auf das borstige Fell seines künftigen Tiers. Der Schecke ließ sich anfassen. Weil Tisander nichts Essbares bei sich hatte, schaute der Schecke nun aufmerksam, was die Menschen trieben. Fango interpretierte den nun hochgereckten Hals und die aufgestellten Ohren als Tatendrang.


    "Er freut sich, oder?" Fango nahm den Sattel von der Wandhalterung. Ganz schön schwer. Er wuchtete ihn über den Schecken und schaute, wo er das Ding befestigen musste. "Und jetzt?"