Beiträge von Iullus Seius Iunianus Fango

    Kaum war Scato gegangen, meldete sich ein eher ungewöhnlicher Gast. Die Frau stellte sich freundlich vor, so guckten auch die meisten Torwachen etwas freundlicher, als sie es sonst zu tun pflegten. "Salve, Hilda", erwiderte Fango, der sich vordrängelte, weil er den Namen seines Verwandten vernommen hatte. "Hm, dein Mann hat dir also empfohlen, dich als Heilerin zu bewerben." Aber Faustus Iunius Rupa war doch gerade mal Tiro. Hoffte er auf gut Glück, dass seine Frau hier Arbeit finden konnte oder wusste er das sicher? So hakte er nach: "Hat dein Mann sich vielleicht auf einen Offizier berufen? Auf einen aus dem Lazarett oder so? Sonst gehe ich mal nachfragen."

    <- RE: Die Porta (Jeder Gast hat sich hier anzumelden!)


    Die beiden jungen Männer machten es sich in einem gut geheizten Zimmer bequem. Da das Anwesen groß war und außer dem Sklaven Unauris nur gelegentlich Fango und Scato hier wohnten, war nur ein kleiner Teil des Hauses beheizt, dieser aber ordentlich. Das Essen war einfach, da es schnell gehen sollte, aber von guter Qualität. Und natürlich gab es Fleisch, denn davon gab es bei der Ala prinzipiell zu wenig für einen hungrigen Eques, der ganztags unter schwerem Körpereinsatz schuftete, so dass Unauris beauftragt war, besonders fleischhaltig einzukaufen.


    "Dann erzähl mal, Atticus: Was verschlägt dich in diese unwirtliche Gegend, so kurz vor dem Winter? Die germanischen Winter sind nass und eisig, sagt man, und ich merke die Kälte jetzt schon ziemlich."

    Fango erschrak, als er über die Schulter seines Onkels den Decurio Matinius entdeckte. Doch der verschwand, als sei er nur zufällig hier vorbeigekommen. Von wegen! Irgendwas hatte der gewollt, es sich aber augenscheinlich anders überlegt. Fango grübelte. Wahrscheinlich wollte der zu Scato und Fango störte. Egal, das hier war ihr privates Haus und der Decurio konnte Scato auch zu sich ins Officium zitieren, wenn er was von ihm wollte.


    Er widmete sich wieder ganz seinem Onkel, den er nicht Onkel nennen durfte und grinste schräg. "Einverstanden. Kein Onkel." Er wartete, bis Atticus das Pferd in den Stall gebracht hatte, dann ließ er von Unauris einen Tisch für sie decken.


    Cena mit Seius Atticus ->

    Fango guckte mit großen Augen auf den einmarschierenden Unteroffizier. Fango kam nicht mal dazu, zu grüßen, weil Andriscus sofort loslegte und eine sehr viel eindrücklichere Stimme und Körpersprache hatte als er selbst. Er salutierte nachträglich, damit der Unteroffizier zu seiner wohlverdienten Würdigung kam, schrie, da er der Ranghöchste war, für die Klasse stellvertretend: "Salve, Duplicarius!" Fango war die Ablösung recht, weil er die Ausbildung sonst zusätzlich zu seinen eigenen Pflichten hätte übernehmen müssen.


    "Meld dich, wenn du mich brauchst", tuschelte er und zwängte sich durch einen winzigen Türspalt, um zu entschwinden.

    Andriscus war noch nicht eingetroffen. Da die Neuen schon eine Weile warten mussten, war Fango beauftragt worden, die Zeit zu überbrücken.

    Er begann mit dem vertrauten Gruß, den alle Lehrkräfte verinnerlichten:

    "Sooooo!" Dabei legte er bedeutungsschwer einen Stapel Ausbildungsunterlagen auf seinem Tisch ab. Anschließend trat er vor die Rekruten und sah sie sich an. Die Gruppe war überschaubar, so dass er sich jeden einzeln angucken konnte, was er auch tat, ehe er sich vorstellte. "Ich bin Eques Iunianus, mit vollem Namen Iullus Seius Iunianus Fango. Im Dienst nennt ihr mich Eques Iunianus, in der Freizeit genügt Fango." Der Grund für dieses Angebot war klar, der hierarchische Unterschied war kaum vorhanden und daher wäre alles andere albern.


    "Wir beginnen mit den absoluten Grundlagen. Mit der Ursuppe sozusagen. Was ist die Ala I Aquilia Singularis überhaupt, für die ihr euch freiwillig gemeldet habt? welche Rolle spielt sie - und damit ihr - für das Imperium?"


    Er blickte fragend in die Runde.

    Es öffnete aber kein Sklave, sondern Fango, der sich, in tiefer Trauer versunken, während seiner kargen Freizeit hier für ein Stündchen vor seinen Kameraden versteckte. Unauris hörte das Klopfen wahrscheinlich nicht, weil er gerade im Außenbereich des Anwesens das wuchernde Unkraut bändigte, so dass Fango selber an die Tür gegangen war. Als er seinen jüngsten Onkel sah, war er einen Moment sprachlos. Was machte Atticus denn hier oben in Germania, wo er doch in die Sonne des Südens gehörte? Dann drückte Fango ihn so lieb, wie man nur einen Verwandten drücken darf oder einen Menschen, der einem sehr am Herzen liegt.


    "Komm rein und dann musst du erzählen! Schön, dass du da bist, Onkel Atticus. Etwas zu Essen und zu Trinken? Ein Bad?"

    "Ja klar, erwähne das unbedingt, wenn du solche fundierten Einblicke hast! Wir haben ja eine eigene Waffenherstellung in der Ala. Die profitieren sicher gern davon und es gibt sogar eine Zusatzausbildung, falls du dort aktiv werden willst. Und ich freu mich auf den Umtrunk! Der wird für dich gar nicht teuer, weil ich fast gar keinen Wein trinke, nur so ein bisschen zum genießen. Aber ich rede zu viel!"


    Fango gab den Weg vor und begleitete Rupa zum Officium Dilectuum.


    Sim-Off:

    Manchmal erkennt man es schwer: Die letzten beiden Worte sind, wie schon im Beitrag zuvor, ein Link. :)

    "Das wird super, ich war nicht mehr in einer Taberna, seit die Taberna Silva Nigra abgebrannt ist. Und dann gleich noch mit einem Vetter, da schmeckt auch der sauerste Wein süß. Wir könnten uns bis dahin auch abends mit etwas Wein um die Feuerschale setzen. Dann müssen wir nicht warten, bis du deine Grundausbildung abgeschlossen hast und wieder vor die Mauern darfst."


    Nachdem die Waffen verstaut worden waren, kehrte Fango wieder zu Rupa zurück, der seiner Spatha hinterher schmachtete.


    "Kennst du dich denn mit der Schmiedekunst aus?", fragte er neugierig. "Dann solltest du das unbedingt bei der Rekrutierung mit angeben, wenn sie nach deinen besonderen Fertigkeiten fragen. Vermutlich kannst du deine eigenen Waffen verwenden. Viele hier motzen ihre Ausrüstung aus eigener Tasche auf. Das kannst du dann angeben, wenn du deine Ausrüstung gestellt bekommst. Komm, ich bringe dich erstmal ins Officium Dilectuum."

    Am Tor traf Rula den winzigen, dünnen Eques, der ihn schon das letzte Mal empfangen hatte. Seit Fango der Ala beigetreten war, hatte er es sich zur Aufgabe gemacht, die Neulinge unter seine Fittiche zu nehmen. Neulinge waren orientierungslos, benötigten Rat und waren deswegen meistens zugänglich, was man von bärbeißigen alten Kriegern eher nicht erwarten konnte. "Salve, Rupa! Gut, dass du wieder da bist. Hast du deine Waffen dabei? Wenn ja, musst du die erstmal wieder abgeben. Ich kann keinen bewaffneten Zivilisten ins Lager lassen! Danach bringe ich dich gleich ins Rekrutierungsbüro."


    Das letzte Mal war ihr Gespräch unterbrochen worden, doch Fango hatte sich inzwischen informiert - sie waren nicht näher miteinander verwandt. Aber wen kümmerte das, trotzdem waren sie dem Blute nach miteinander verbunden, und sei es um hundert Ecken! "Wir sind Vettern oder so was", stellte Fango erfreut fest. "Mein erster Vater war ein Iunier! Nachdem er sich zu Tode gesoffen hat - ich wette, das war so, auch wenn die offizielle Meldung anders lautete - bin ich von einem Seius adoptiert worden. Darum gehöre ich jetzt offiziell nicht mehr zur Gens Iunia. Verwandt sind wir natürlich trotzdem."

    Ein einziger war es nicht nur, der die Porta bewachte - die anderen waren nur gerade nicht zu sehen, weil sie oben auf dem Wall standen oder im Wachhaus beschäftigt waren oder gerade etwas abseits standen, so dass man sie der Porta nicht gleich zuordnen konnte. Trotzdem gehörten sie zur heutigen Wallwache. Die Soldaten waren zwar aufgrund der Seuche dezimiert, doch ganz so schlimm stand es noch nicht um sie.


    Fango betrachtete den heruntergewirtschafteten Mann mit großen Augen. "Ein Iunius? Bist du mit den Iuniern aus Mantua verwandt? Einmal die Waffen abgeben, bitte. Um dein Pferd wird sich gekümmert." Er musterte Rupa noch einmal genauer, auf der Suche nach Ähnlichkeiten zu irgendwem. "Brauchst du einen Arzt oder wird es gehen?!"

    Von der Porta nahte bald der gewünschte Gast in Begleitung eines kleinen Eques, der munter gegen die Tür klopfte. "Hier ist es. Ich hoffe, er hat heute zur Abwechslung mal gute Laune. Und was dein Pferd betrifft: Topas wartet später bei den Ställen auf dich, da sind immer ein paar Plätze für die Pferde der Gäste frei. Er wird gut versorgt. Bis dann!" Damit schlenderte Fango zurück zum Tor. Er ließ sich Zeit, weil die Wallwache eine furchtbar langweilige Angelegenheit war.

    Ein Eques nahm die Zügel des Pferdes entgegen und würde sich darum kümmern, dass das Tier gut untergebracht wurde. Die übrigen salutierten. "Salve, Optio." Fango erwiderte den Gruß stellvertretend für sie alle auch verbal. Wer ihn kannte, sah das unterdrückte Grinsen, weil sein Bruder ihn kurz besuchte. "Ich bringe dich zur Unterkunft des Decurios, dann musst du nicht erst suchen. Bitte folge mir."


    Die Rüge ließ den ohnehin winzigen Fango noch ein Stück weiter schrumpfen. "Verstanden, Decurio", bestätigte er reumütig. Alles machte er falsch. Hoffentlich war der Decurio nicht allzu enttäuscht.


    "Machen wir so, Scato. Wir treffen uns morgen Abend in der Domus Iunia, wenn nichts dazwischenkommt. Bis dahin, vale."


    Er hätte seinem großen Bruder gern noch gesagt, dass er ihn lieb hatte und froh war, dass sie sich wiedersahen, aber das wäre zweifellos auch falsch. Sie waren keine Kinder mehr und keine Halbstarken, sie waren Männer, sie waren Soldaten, und da sagte man seinem Bruder so etwas nicht, sondern blickte überlegen in die Runde und wirkte kernig. Fango allerdings hatte eher etwas von einer Gliederpuppe, die man mit Stöcken in aufrechter Haltung fixierte, damit sie nicht in sich zusammenfiel.


    Er wollte nicht, dass Scato ging.

    Was starrte der Kerl da unten ihn so an? Fango, der es gewohnt war, gelegentlichen Spott wegen seiner Winzigkeit ertragen zu müssen, trat an die Brüstung, um den Blick garstig zu erwidern. Doch nur einen Augenblick später wandelte der Ausdruck sich in ungläubiges Erstaunen. Eilends trappelte er die Treppe auf der Rückseite der Mauer herunter und kam wenig später aus dem Tor.


    "Was machst DU denn hier?", rief er. Obgleich er in voller Montur war und sich dienstlich verhalten sollte, konnte er seine Freude nicht verbergen. Inzwischen mochte es zwei Jahre her sein, da er den Bruder zuletzt gesehen hatte. Er schaute kurz, ob ein Offizier in der Nähe war oder irgendein Passant, vor dem man die Truppe blamieren konnte. Da das nicht der Fall war, fasste er seinen Bruder an den Schultern und grinste ihn an. "Und ist das hier eine Prätorianer-Rüstung, in der du steckst?"

    Wallwache.


    Ein heißer Sommerwind hauchte in Fangos schweißnasses Gesicht. Die Rüstung wurde zum Backofen. Die Steine des Wehrganges reflektierten die gleißende Sonne, die in die Augen biss. Auf dem Wall gab es nirgends Schatten. Unten vor der Porta wurde gerade ein kollabiertes Pferd auf den Schlachtwagen verladen, die einzige traurige Abwechslung bisher. Salziges Wasser tropfte von Fangos Brauen, brannte in seinen Augen. Aufgrund der Hitze war jeder Eques mit sich selbst beschäftigt und die Wache wurde auch in mentaler Hinsicht zu einer Herausforderung.

    Im Schlepptau des Decurios kam ein sehr nervöser Fango in den Raum. Gegen die menschliche Schrankwand vor ihm wirkte er mit seinem zierlichen Körper und dem zarten Gesicht knabenhaft. Die tiefen Falten und dunklen Schatten um seine Augen, der harte Zug um seinen Mund verrieten jedoch, dass er mittlerweile keineswegs zu den Jüngsten der Ala zählte und mehr gesehen hatte, als gut für ihn war. Während Sabaco sich umsah wie eine männliche Medusa, vor deren Blick die meisten zu Stein erstarrten, machte Fango es sich schon mal stehend vor der Schiefertafel gemütlich. Wie es aussah, würde er Andriscus vertreten. Als er Tariq in den Reihen der Rekruten entdeckte, lächelte er kurz.