Charislaus lachte bei Linos Kommentar.
"Ach was, vielleicht ist die Frau Deines Herrn ja auch ganz umgänglich? Bei mir ist es einfach so, ich mag umgängliche und freundliche Menschen. Gleich wer sie sind, woher sie kommen und auch gleich in welcher Gestalt. Das ist mir wichtig. Ich versuche auch stets, das Gute zu sehen und selbst Gutes zu tun. Manchmal ist das nicht leicht, gerade als Sklave nicht. Meine Mutter sagte immer, es gibt auf der Welt viele gute Menschen. Findest Du keinen, sei selbst einer. Das habe ich nie vergessen", antwortete Charislaus und biss erneut von seinem Brot ab.
"Das mit den Waffen darf Dir auch niemand befehlen, wir dürfen keine Waffen tragen. Zum Glück sage ich, weißt Du das mehr Leute durch ihre eigenen Waffen zu Schaden kommen? Das habe ich gehört. Vielleicht weil sie nicht gelernt haben, damit umzugehen und dann zack - haben sie sich selbst gestochen", dachte Charislaus angestrengt nach. Eigentlich dachte er sich, wäre die Welt vielleicht eine bessere, wenn niemand Waffen tragen würde. Aber dann würden die Menschen ihre Fäuste nehmen oder Steine. Das betrübte ihn sehr.
Einen Augenblick später erzählte Linos von Germanien. Dort hatte er eine Sklavin kennengelernt. Eine Sklavin in Not die von ihrem Herrn misshandelt worden war. Linos war mit ihr in einen Tempel gegangen und hatte Fluchttäfelchen gekauft. Chari wusste nicht, was das war. Aber scheinbar gab es Tafeln, die Sklaven eine Flucht ermöglichten? Er selbst hatte nie über so etwas nachgedacht oder nachdenken müssen. Seine Herren waren stets gut zu ihm gewesen. Jedenfalls fast immer, aber eine Misshandlung in der Art hatte er nie erleiden müssen, wofür er allen Göttern dankte.
Die Sklavin war schwanger gewesen und war geflohen. Linos hatte die Frau begleitet, auf ihre Bitte hin. Sie flohen über die Berge nach Belgica. Die Frau gebar ihr Kind tot und verstarb selbst. Charislaus fasste sich an den Hals, was sollte er dazu sagen? Gab es überhaupt Worte, die man dazu finden konnte?
"Ich weiß nicht was ich auf das schreckliche Schicksal der Sklavin sagen soll Linos. Jedes Wort das ich sagen könnte klingt irgendwie nicht richtig. Ihr Schicksal war grausam, ihres und das des Babys.
Wieso hatte Dein Herr Dir Dein Herr denn Legionäre hinterher geschickt?", fragte Charislaus verwundert. Machte man das so? Er hatte keine Ahnung von solchen Dingen. Scheinbar war es ihm stets besser ergangen, als er jemals bewusst gewusst hatte.
Charilaus folgte mit dem Blick Linos Erklärung.
"Ja lass es uns dort gemütlich machen. Windgeschützt klingt gut. Wer weiß, falls es zu windig wird, wird uns sicher auch schnell kalt. Ich habe leider keine Decke mitgenommen. Nur meine normale Kleidung, daran habe ich nicht gedacht", lächelte Chari entschuldigend.
Als Linos fragte, ob Chari jemanden hatte, schüttelte er leicht betrübt den Kopf.
"Nein ich habe niemanden. Es ist schon etwas her, da habe ich einen netten Griechen kennengelernt. Wir haben uns gut verstanden, hatten einige Zeit miteinander verbracht. Vielleicht wäre es mehr geworden, aber dazu ist es nicht gekommen Linos. Sein Herr schickte ihn fort. Alles was ich ihm mitgeben konnte war etwas Proviant für die Reise und meine besten Wünsche. So war es stets in meinem Leben. Menschen gehen immer Linos, nur wie sie gehen, dass ist was bleibt. Und Du? Hast Du jemanden?", fragte Charislaus freundlich.