Ich setzte mich seitlich auf seinen Schreibtisch. Tiberios sprach wie immer und sah wie immer aus, kaum konnte ich noch fassen, auf welche arrogante Weise er gestern mit mir geredet hatte.
Aber ein wenig glaubte ich zu begreifen: Tiberios war lm Grunde gefühlvoll und leidenschaftlich, Eigenschaften, die bei einem Römer zu Hoffnungen berechtigt hätten, aber bei einem Sklaven nichts zu suchen hatten. Meine Cousine ließ ihn offensichtlich an der langen Leine und beschützte ihn. Sie mochte ihn wohl recht gerne.
Aber ich hatte ihm Strafe angedroht, und ich musste konsequent sein; ich hoffte, Furia Stella hätte das genauso gemacht. (Ich würde ihr nach Brundisium schreiben)
„Ich möchte dich etwas fragen, bevor ich dich alleine nach Alexandria lasse.“, sprach ich:
„Du hast mir gestern gesagt, dass dir deine Freiheit so wichtig wäre. Schließt das auch ein, dass du daran denkst, Dummheiten zu machen – auf der Reise wegzulaufen oder so etwas? Wie sieht es mit deiner Loyalität aus, Maiordomus?"
Ich machte eine Pause:
"Desweiteren wirst du die Casa bis zu deinem Aufbruch nach Portus Ostiensis nicht verlassen. Du brichst von heute ab in drei Tagen auf.
Damit es dir nicht langweilig wird, wirst du die Culina so weit herrichten, dass sie renoviert werden kann. Das bedeutet, alles putzen – auch den Ofen und dann mit Tüchern abdecken, weil die Wände neu gestrichen werden. Das ist viel Arbeit, und du wirst sie alleine verrichten. Derweilen wird dich Andreas hier im Officium vertreten. Das ist keine harte Bestrafung, es soll dir nur helfen, deinen Platz zu nicht zu vergessen."
Ich schaute Tiberios streng an. Halb erwartete ich eine Widerrede.