Beiträge von Aulus Furius Saturninus

    Die Dienerin Rhea (doch, das war ihr Name) führte mich in das Innere zum Garten. Der Hortus war wie das ganze Haus, nicht übertrieben groß, aber gemütlich und stilvoll eingerichtet. Ein Pavillon lag versteckt hinter Pinien, und die letzten Rosen und Lavendelblüten dufteten mit all der Kraft des Spätsommers. Das Summen von Bienen und die leichte flirrende Melodie eines Glockenspiels drangen an mein Ohr.


    Ich setzte mich, und die junge Sklavin brachte warme Tücher, um mir den Reisestaub von Händen und Füßen abzuwaschen, sie löste meine Calcei, meine Schuhe, und nahm sie mit sich. Kurze Zeit später erschien sie wieder, stellte ein Tablett vor mich hin und sagte mit einer leichten Verbeugung:
    „Dein Zimmer wird gerade gerichtet, Dominus Saturninus. Ich bitte auf den Maiordomus zu warten, der alles weitere mit dir besprechen wird.“


    Ich schielte auf das Tablett; dort standen eine Karaffe mit gekühlter Posca, ein Teller mit Brot und Käsewürfeln, Oliven gefüllt mit Pinienkernen; nichts Extravagantes, sondern die gute Kost des Latiums.


    Ich merkte, wie ich Hunger bekam, und griff zu.
    „Hast du noch einen Wunsch, Dominus?“, fragte Rhea, ich kaute und schluckte und erwiderte:
    „Nein danke, alles in bester Ordnung.“
    „Dann nehme ich auch schon dein Bündel mit, Dominus?“, fragte sie, und ich nickte.
    Ganz unten im Bündel befand sich auch mein Geschenk für Cousine Stella, schade wie gesagt, dass sie nicht anwesend war, denn ich hätte gewünscht zu sehen, ob es ihr gefiele.


    Während die Dienerin verschwand, um ihren Obliegenheiten nachzugehen, aß und trank ich, genoss die entspannende Atmosphäre dieser grünen Oase und dachte an die Zukunft. Auch wenn die Zeit im Osten wie ein langer schläfriger Sommernachmittagstraum gewesen war, und ich manchmal vor lauter Staunen den Mund nicht zubekommen hatte, es ging nichts über das erhebende Gefühl wieder in Roma zu sein.
    Roma, Caput Mundi, das Haupt der Welt.

    Ich war auf den Mann, der nun so vertraut mit dem Maiordomus sprach, als würde er in der Casa Furia ein- und ausgehen, sehr neugierig, aber fand es gerade besser, der Sklavin ins Innere der Casa zu folgen.
    Wenn ich drin war, war ich drin, dachte ich.
    Schade, dass Cousine Stella nicht anwesend war. Mein Vater hatte sie sehr gern gehabt. Als Kind hatte mich das ältere reizende Mädchen durch ihre Gescheitheit etwas eingeschüchtert. Aber jetzt war auch ich ein studierter junger Mann, und ich hatte auf schöne Gespräche gehofft.


    Die Sklavin ...hieß sie Lea oder Rhea? Nahm mir mein Bündel ab, und ich ging mit ihr in den Hortus.

    Anstatt der ältere Herr, den ich als Maiordomus erwartet hatte, kam ein lockenköpfiger Jüngling aus der Casa und verlangte höflich, aber bestimmt, ich solle mich ausweisen.
    "Ich hatte einen Brief gesendet, um mich anzukündigen, Maiordomus", sagte ich: "Vermutlich habe ich ihn jedoch auf der Reise überholt."

    Was der junge Mann mit dem römisch- griechischen Mischnamen als Beweis sehen wollte?
    Meine testation* aus dem professio liberorum ** ?
    Ich hatte meine Geburtsbescheinigung tatsächlich mit in meinem Bündel.
    Ich holte sie heraus: " Siehst du!", sagte ich und wies auf den Eintrag:
    "Name Aulus Furius Saturninus. Eltern: Decimus Furius Licinus und Lactuca Matiena, ehelich geboren zu Roma. Civis romanus sum, ich bin römischer Bürger. Alles in Ordnung so für Dich, Tiberios? Und jetzt bringe mich zu meiner Cousine Furia Stella."

    Unter anderen Umständen hätte ich mich von einem Sklaven nicht so ausfragen lassen. Aber ich blieb zahm, schließlich wollte ich etwas von ihm. Ich brauchte die Unterkunft in Roma zu dringend, de facto war ich obdachlos.


    Sim-Off:

    * Abschrift, Bescheinigung ** Geburtsregister

    "Salve, Ianitor", sprach ich ebenso höflich:
    "Mein Name ist Aulus Furius Saturninus. Ich bin ein Verwandter von Furia Stella, und ich habe meinen Besuch schriftlich angemeldet."
    Das mein Brief noch im Postkasten lag, konnten weder Aischylos noch ich wissen.
    Hinter dem Ianitor zeigte sich nun einer der größten Molosserhunde, die ich je gesehen hatte, ein furchterregendes, jedoch mit seinem glänzenden Fell und dem breiten Brustkorb beeindruckendes Tier.
    ich mochte Hunde, und so konnte ich mir einen Kommentar nicht verkneifen:
    "Was für ein schöner Bursche!", sagte ich und wies auf den Hund.

    Ich hoffte sehr, dass mein Brief vor mir angekommen war, was durchaus nicht immer der Fall war, wenn man ihn nicht über die offiziellen Stellen verschickte.
    Zur Straßenseite hin fensterlos lag die Casa Furia vor mir.
    Ich näherte mich der eisenbeschlagenen Porta und klopfte an.

    Es waren viele gekommen.
    Ich war geistig nicht wirklich darauf vorbereitet gewesen, dass ein Pulk aufstrebender junger Männer gleichzeitig mit mir über das berühmte Bodenmosaik des Aurelischen Löwen ihre Füße setzend zum Empfang der zukünftigen Klienten strömen würde.


    Ich, Aulus Furius Saturninus, hatte gerade nicht viel mehr als eine sorgfältig angelegte strahlendweiße Toga und meinen guten Namen zu bieten.


    Leider hatte meine gütige, aber leichtsinnige Ziehmutter Campania keinen Unterschied zwischen meinem und ihrem Vermögen gemacht, und die Gläubiger hatten während meiner drei Jahre Bildungsaufenthalt im Osten des Imperiums ihre Klauen auf alles gelegt, was sie bekommen konnten. Es würde Jahre und gerichtliche Klagen dauern, bis ich davon vielleicht einmal etwas wiedersehen würde.


    Aber was sollte es, Faber est suae quisque fortunae, jeder ist seines Glückes Schmied, dachte ich,


    Faustus Aurelius Tigellinus war Scriba Personalis des Caesar Augustus, und die Chance, mich solch einer hochstehenden Persönlichkeit vorzustellen, wollte ich mit beiden Händen ergreifen.


    Nur sah es gerade gar nicht danach aus, als würde mich der Patrizier bemerken.


    Denn wie gesagt: Viele waren gekommen.

    Aulus Furius Saturninus,
    Casa Campania
    Parthenope
    Italia


    Ad Furia Stella
    Casa Furia
    Quirinal
    Roma



    Liebe Cousine Stella,


    ich hoffe Du befindest dich wohl, ist es so, so ist es gut, mir geht es gut.
    Ich weiß nicht mehr, ob Du dich an mich erinnerst? Wir haben uns nur einmal kennen gelernt, als ich als Knabe zu Besuch mit meinem Vater, Decimus Furius Licinus in Roma weilte. Du warst immer seine Lieblingsnichte.
    Da Vater, Mutter Lactuca Matiena und meine großen Brüder so früh verstorben sind, hatte mich ja Campania minor in Parthenope aufgenommen, die keine Verwandte, sondern die beste Freundin meiner Mutter war und mir Liebe und die beste Erziehung hat angedeihen lassen.
    Nun war ich die letzten drei Jahre in Athen und Alexandria zur Vollendung meiner Studien, komme kürzlich zurück und erfahre, dass Campania nicht mehr lebt und ihr Habe unter ihre Schuldner aufgeteilt wurde. Die Nachricht ihres Todes muss mich auf Reisen regelmäßig verfehlt haben.
    Daher wollte ich ankündigen, dass ich Dich in der Casa Furia in Roma für eine Weile besuchen könnte?
    Bestimmt haben wir uns viel Interessantes zu erzählen.
    Vale bene Aulus


    Was niemand wissen konnte: Der Brief war seit Parthenope auf seinem Weg über Albanus Mons und Latium durch so viele Hände gegangen und traf mit soviel Verspätung in der Casa Furia ein, dass sein Absender fast zur gleichen Zeit in Roma ankam.