Beiträge von Aulus Furius Saturninus

    Ich lauschte den klugen und detaillierten Ausführungen meines Gastes, ab und zu nickte ich und dann sagte ich zur Verteidigung meines Helden:

    „Nun Polyphem, der Sohn des Poseidon, war nicht ganz so gastfreundlich, nicht wahr, es sei denn, man versteht unter Gastfreundschaft, dass man in eigener Person zum Hauptgang auserkoren wird.


    Und mit der Konstruktion des Pferdes hat Odysseus Poseidon beleidigt, aber jedes Tier ist einer Gottheit heilig, hätte er eine Kuh konstruiert, so wäre es Hera gewesen, die sich beleidigt gefühlt hätte. Dann wäre er zur Strafe nicht durch die Meere geirrt, sondern hätte vielleicht seine Penelope an einen anderen Mann und damit Ithaka verloren.


    Doch grundsätzlich kommt es mir so vor, dass wir Sterbliche eben vielen Irrtümern erliegen und ja, das Wort Ovids Video meliora proboque, deteriora sequor * hat seine Gültigkeit.


    Der edle Aeneas ist ...nun ein solch exemplarer Mensch, dass man ihm höchstens nacheifern kann als Ideal, erreichen kann man ihn nicht. Ulixes und seine Gefährten sind fehlerhaft und unweise, und hätten sie nicht die Huld der göttlichen Athene –und hier ist Athene sehr weiblich mit ihrer kleinen Schwäche für den vir audax ** Odysseus - wäre es schlecht ausgegangen.

    Er ist wie zumindest die meisten Leute, die wir mühesam streben und uns irren, aus Unwissenheit oder den Göttern geklagt, aus böser Lust und Gier.


    Natürlich gibt es auch etwas spezifisch Griechisches in der Odyssea, und verzeih mir, da ich kein besseres Wort dafür weiß, es ist der daimon dieses Volkes, der es dazu bringt, permanent die Grenzen auszuloten und die Unsterblichen selbst herauszufordern, etwas was uns nicht einfiele, da wir pietas und alle Tugenden besitzen. Nicht umsonst meint der Ausdruck fides graeca, griechischen Treue, gerade das Gegenteil. Daher ist es gut und in der Ordnung, dass wir die Weltherrschaft übertragen bekamen und nicht die Hellenen.


    Aber die anderen muss es innerhalb unserer Ordnung auch geben,sonst erstirbt das geistige Leben, verlangsamt sich der Pulsschlag und Roma wäre öde wie….“


    Mein Blick fiel auf Diocles, der eine Platte heranschleppte:

    „…wie das Kaff, woher mein Scriba stammt...was war es doch gleich, Diocles….Perinthus? Byzantium sagst du, na egal, es ist sehr unwahrscheinlich, dass das man das je Hauptstadt des Imperiums nennt, nicht wahr?“


    Diocles hatte keine Ahnung, warum ich von Byzanz sprach und schlug die Augen nieder.***


    Die Köchin hatte als prima mensa Kaninchen mit schwarzen Oliven und einen Lammeintopf vom Milchlamm mit Linsen kreiert, was er und sie natürlich mundgerecht geschnitten auftischten, dazu gab es Falerner, und der ministrator vini wartete artig, bis der Gast das Mischungsverhältnis bestimmte. Ich würde mich dem aus Höflichkeit anschließen.


    "Du meinst, eine Lehre wird immer gegeben, auch wenn sie im Konträren liegt, verehrter Conservator?", griff ich den nächsten Gedankengang des Annaeus auf:

    "Ja, wenn ich so überlege, teile ich diese Erfahrung, und doch gibt es auch Werke, die schon von vorne herein in lehrreicher Absicht geschrieben sind. Leider habe ich Vergilius da ein wenig in Verdacht, da er dem göttlichen Augustus so dankbar war, aber er ist ein zu großer Künstler, als dass er in die Falle reiner Moral getappt wäre. Vielleicht mag ich es einfach nicht, wenn man mich a priori dazu bringen möchte, etwas zu denken."


    Ich lächelte nun:

    „Zauberei und Geister, klingt für mich gut! Auf der Bühne liebe ich das, in der Realität nicht, die magoi machen mir Angst. Aber warum sollte eine Lehre nicht auch in völlig phantastischem Zeug liegen, gegeben durch den Charakter der Protagonisten und nicht dadurch, dass der Autor lehrt?


    Ich selbst mag Erzählungen von Fahrten wie die des Odysseus oder des Aeneas mit den Beziehungen zwischen treuen Gefährten und dem Auftreten böser Feinde, die letztendlich überwinden werden können. Je aussichtsloser die Situation, je größer die Findigkeit, um so besser. Der eine kommt wieder heim, der andere findet seinen Bestimmungsort, der eine sucht
    etwas, der andere möchte… das habe ich freilich auf der Bühne leider noch nicht gesehen - vielleicht etwas loswerden.


    Ich meinte übrigens nicht soziale Zensur, sondern die der Obrigkeit. Um bei deinem Bild zu bleiben, für mich ist sie dunkel wie die Nacht, und ich danke Iuppiter dafür, in aufgeklärten Zeiten zu leben, in denen das geistige Leben nicht erstickt wird.

    Aber vielleicht kannst du mich über die verschiedenen Schattierungen von Grau aufklären?“,

    hier bezog ich mich auf den letzten Satz des hochgeschätzten Conservator.


    Ich hob den Becher und verteilte mit den Fingerspitzen einige Tropfen:
    „Für Bacchus - prosit“


    Sim-Off:

    *Ich sehe das Bessere und heiße es gut, dem Schlechteren folge ich.“ –Ovid, Metamorphosen 7,20
    ** eine Übertragung von "bad boy", audax im Sinn von tollkühn und dreist
    *** Mit Spieler abgesprochen
    - Auch hier sind Anachronismen versteckt :D

    "Die Farbe deiner Augen hat mir das Licht der Laterne verraten. Ich müsste beim Licht des Sol allerdings überprüfen, ob ich mich in der Bestimmung des Farbtons nicht geirrt habe, vielleicht ist es ja Viola nicht, sondern Centaurea, kornblumenblau ", sagte ich zuvorkommend.


    Dann rügte die Sergia mich, und ich fand sie umso goldiger: Sie musste sehr freiheitlich aufgewachsen sein, um meine Frage nach einer bestehenden Verlobung als Frage nach ihrem Herzen zu verstehen und nicht als Geschacher um ihre Hand.


    "Warum ich fragte? Nun, verehrte Sergia Severa, deine Gesellschaft ist mir teuer, dein Anblick ist mir lieb, und du bist meiner Gens in Freundschaft verbunden. Vom Stand würde es passen und vom Alter auch. Und da mich bald der Zwang des Gesetzes* ereilt, und ich in meiner Stellung ein Vorbild sein sollte, dachte ich bei mir, warum nicht bei einer Dame, die ich bezaubernd finde, anfragen.

    Ich würde eine Gattin mit pietas lieben und ihr allen Respekt erweisen, der einer Matrona gebührt.

    Klingt das nüchtern? Das sollte es nicht sein. Ich wäre immer an deiner Seite, Sergia Severa, was auch geschieht, und wenn wir gemeinsam alt wären, so würde ich dich mit grauem Haar umso mehr lieben. Und wenn Iuppiter uns wie Philemon und Baucis** zur gleichen Stunde sterben lässt, so wäre ich zufrieden. "


    Ich lächelte die Sergia an. Die Hochzeitsfeier meines Patrons Florus Minor und Iulia Stella inspirierte mich zweifellos,diesen Mut zu finden:


    "Doch es liegt an dir, Severa, und wenn dein Lebensschiff einen anderen Kurs steuert, so bleibe ich auf ewig dein brüderlicher Freund, da du die beste Freundin meiner Cousine bist. Es ist wirklich nur eine Frage."



    Der gebotene Rahmen schien den gediegenen Eindruck bei Annaeus Conservator zu hinterlassen, den ich beabsichtigt hatte. Der Verwandte meines Patrons war jeder Ehrung wert.

    Außerdem mochte ich den Mann gut leiden, auch wenn er sich ab und zu so gebärdete als sei er Marcus Porcius Cato Censorius* persönlich, der seinen Sohn Marcus in seinem „Libri ad Marcum filium ** vor Übernahme von griechischen Einflüssen warnte. Sein Cognomen Conservator*** schien mir recht passend gewählt.


    Auch ich nahm mir von dem grünen Spargel und den Eiern und den anderen Frühlingsspeisen.


    „Während Odysseus bei all seinen Irrfahrten sein Ziel bereits kannte: nämlich seine Heimat Ithaka, blieb es dem edlen Stammvater der Römer lange Zeit unbekannt, wohin seine Reise letztendlich führte.

    Zweifellos bedarf es größeren Mutes, sein Schicksal erst suchen zu müssen anstatt einfach nur nach Hause zu wollen.",
    nickte ich beistimmend:

    „Und der ehrenwerte Cincinnatus ist auch nach Jahrhunderten das leuchtende Beispiel für altrömische Sitte.
    Ich merke, du hälst es mit den Helden, die althergebrachte Tugenden Romas verkörpern: virtus, disciplina, fides und pietas.****


    Das bringt mich zur Frage, ob allgemein literarisches Werk immer im Dienste des Lehrreichen stehen sollte oder ob auch ein einfallsreicher und moralisch flexibler, ja verschlagen nennender Charakter wie Oulixeús der Held einer Dichtung sein darf? Das ist ja auch eine grundsätzliche Diskussion: Besser Zensur oder keine Zensur von schriftstellerischen Werken?"


    Ich gebrauchte den dorischen***** Namen des Odysseus, der mir geläufiger war, und nahm noch einen Schluck Mulsum, er war kalt und honiggesüßt, aber nicht zu viel davon, dazu waren die Frische von Mastix und die Schärfe des Pfeffers recht angenehm.


    So leicht drang bereits der anregende Geruch von geschmortem Lamm und Kaninchen herüber, der in der culina, die auf Grund der stets gegenwärtigen Brandgefahr in einem Wirtschaftsgebäude im Garten integriert war, vor sich hinköchelten. Nach einer angemessenen Pause würde Rhea den zweiten Gang servieren.


    Sim-Off:


    *Cato Maior
    ** latein: Erhalter, Retter, Bewahrer
    *** Buch an den Sohn Marcus, nur fragmentarisch erhalten
    **** Tugenden (Virtudes)
    ***** dorisch

    Porta >>>


    Ich trug eine kurze Tunika, Sandalen und einen Efeukranz, und ließ Diocles nicht so weit gehen, sondern kam dem Gast entgegen, um ihn besonders zu ehren.

    „Salve amice“, grüßte ich fröhlich: „Schön, dass du hergefunden hast! Es ist mir eine Ehre, dich in der Casa Furia willkommen zu heißen.“


    Gerade noch hatte mir Rhea, die Köchin, die Speisefolge dargelegt. Sie würde mit Diocles zusammen auftragen; Andreas und Gadir würden zerteilen und servieren, wobei jedoch nur der Jüngling Gadir das rechte Alter für einen ministrator vini, einen Mundschenk, der Ganymed verkörpern sollte, besaß.


    Ich wies auf die Klinen, und da Conservator und ich nur zu zweit waren, würden wir sie nicht teilen: „Leg dich bitte zu Tisch, wo es dir gefällt.“


    Die kleine Chloe, sehr lieblich anzusehen mit einem Blumenkranz auf dem dunklen Haar, kam mit gesenktem Blick, um dem Herren wohlriechendes unguentum und einen Efeukranz zu reichen. Sie war die nämliche Sklavin, die auch vorhin schon mit dem Rosenwasser gekommen war.

    Ich hoffte, der Annaeus würde mir meinen bescheidenen Bestand an Dienerschaft nachsehen.


    Wir wurden mit Wein, Wasser zum Mischen, und geeistem Mulsum versorgt, die Wand war zurückgeschoben, im Perystilium brannten Fackeln. Es war ein linder Frühlingsabend, einer der besseren, bevor die brütende Hitze die Urbs in Besitz nahm; der Cedratbaum duftete und die Calendula auch.


    Die Vorspeisen kamen: Und da gerade Erntezeit war, gab es ein kaltes Gericht aus grünem Spargel mit Liebstöckel und Koriander, dazu Brot, hartgekochte Eier und Rettichsalat, alles so hergerichtet, dass man es bequem aus der Hand essen konnte.


    „Wir hatten über mancherlei gesprochen – über zu sehr frequentierte Urlaubsorte und über Helden der Mythologie. Ich sagte, dass ich unter dem listenreichen Odysseus den Vorzug gebe, und welcher war der deine?“


    Dies war zunächst ein lockerer Gesprächsauftakt, schien es mir, so wie sich überhaupt Reisen, Theaterstücke oder Frauen anboten, um ein Mahl zu genießen; ich kannte Annaeus Conservator ja schon ein wenig aus dem Jurakurs und wusste, dass er einen scharfen Verstand und großes Wissen besaß.

    – die Kunst war hier, mich wie ein moderner Odysseus aus jeder Lage herauszuwieseln.

    „Nein Sergia Severa, du hast nichts im Auge. Deine Augen sind nur von einer wundersamen Veilchenfarbe. Sie schlagen mich in ihren Bann. Keine Sterbliche sollte solche Augen haben!“, antwortete ich mit gewissem Pathos und dann bescheidener:


    „Verzeih mir die Offenheit des Provinzjungen aus Parthenope, der ich trotz allen Glanzes der kaiserlichen Kanzlei geblieben bin.

    Bevor ich weiterspreche und mich am Ende noch in die Nesseln setze, verehrte Sergia Severa, gestatte mir eine Frage: Gibt es einen Bürger, der um deine Hand wirbt?“


    Ich war stehen geblieben. Mein Blick suchte den der Sergia, fast flehend.

    Ich schätzte die Freundschaft mit einer Dame, die so reizend und ungezwungen war wie sie.


    Von anderen Dingen würde ich nur sprechen, wenn sie mir signalisierte, dass da Hoffnung bestehen könnte.

    Ansonsten nicht – mit leisem Bedauern vielleicht nicht…. Meine Freundschaft zu der Freundin meiner geliebten Cousine würde es nicht mindern.

    Ich hatte nicht gewusst, wer der Tabernenbesitzer war, bis Ravilla seinen Namen sagte: Miles Scato. Und dass dieser sein Neffe war.


    Wie immer kam mir das Gesicht höchst bekannt vor, und der Name sagte mir überhaupt nichts. Doch ich war mir sicher, dass ich den Mann kannte. Der Urbaner, der Diocles damals zur Mordsache verhört hatte, war es aber nicht, der hatte anders ausgesehen, irgendwie zackiger. Nun vielleicht fiel es mir noch ein, doch es war auch nicht sehr wichtig gewesen. *


    Ein ganz hübsches Zubrot verdienten sich die Soldaten hier, dachte ich, und der Sklave versuchte umsichtig, das Beste aus der Situation zu machen, in dem er die Gäste in der Zwangspause freigiebig mit Getränken verwöhnte.

    Ich schielte auf meinen Weinbecher, der außerhalb meiner Reichweite stand, da ich mich zu Ehren des Aedilen erhoben hatte und nahm das Rosenwasser, was der Jüngling kredenzte.

    Noch wog ich mich in der Hoffnung, dass der Magistrat zügig seines Amtes walten möge - damit wir, sobald er weg war, zum gemütlichen Teil des Abends übergehen konnten: Bacchus ehren und Würfelspiel.



    Sim-Off:

    * Saturninus kennt Scato vom Park der Dryade Kraneia

    "Geschätzter Saturninus, wurde nicht Odysseus wegen der gemordeten Freier von Neoptolemos exiliert und ging mach Itālia? So jedenfalls berichtet Aristoteles laut Plutarchus.", Mārcus grinste, während in seinem Kopf die pompa eine weitere Runde beschritt. "Nicht das du ähnliches zu erleben erleidest, wobei deine Exilierung dann wohl eher Achaea wäre. Daher mein Odyssos, daher." Irgendwie mochte er seinen Gesprächspartner, auch wenn dieser, seinem Geschmack nach etwas zu viel, immer was aus Achaea anzubringen hat. 'Halt dich zurück, nicht das Saturninus noch irgendwie dort aufgewachsen ist.', dachte sich Mārcus ehe er fortfuhr.


    "Es freut mich sehr, dass gemeinsam zu speisen auf deine Zustimmung stößt, Saturninus. Sollte es für dich keine großen Umstände bereiten, freue ich mich auf einen anregenden Abend im triclinium. Ich denke, für die nächsten Tage habe ich die Posca auf, von tabernae." 'Vor allem seit gestern.'' schon er in Gedanken nach.


    Er schob sich eine Olive in dem Mund, heute würde er morden können für gesalzene Oliven.

    Beim Wort Exil fuhr mir ein leichter Schauer über den Rücken; Annaeus Conservator konnte es nicht wissen, aber gute Freunde und Familie, ja selbst mein früherer Patron, hatten diesen bitteren Weg gehen müssen, die patria unfreiwillig zu verlassen: Dividor haud aliter, quam si mea membra relinquam et pars abrumpi corpore visa suo est* wie der unglückliche Dichter Ovidius aus der Verbannung schrieb.... ein Schmerz, den ich mir nicht ausmalen wollte.

    Und ich war nicht hier, mich trüben Gedanken zu ergeben.


    "Edepol!",** sagte ich, und hoffte, dass der Name des göttlichen Dioskuren jegliches Unheil bannen würde, und ich grinste: "Achaea ist eine durchaus liebreizende Stätte, wenn auch äußerst überlaufen, da de facto jeder junger Römer, dessen finanzielle Mittel es erlauben, seine Ausbildung in Athen vollenden möchte. Es gibt weit unangenehmere Orte!"

    Germania oder auch Cappadocia stellte ich mir schlimmer vor. Oder eine Insel:


    "Vielleicht wäre selbst aber ein Exil kein zu hoher Preis, wenn man dafür ein Odysseus sein könnte!

    Er, der in keiner Lage verzagt und immer eine Lösung findet, ist tatsächlich einer meiner Lieblingshelden. Welcher ist deiner, werter Annaeus Conservator und weshalb?

    Ich hoffe sehr, dass du mir diese Frage in jenem gemütlichen und intimen Rahmen beantworten wirst, den nur das eigene Zuhause bieten kann, da stimme ich dir zu.

    Es wäre mir somit eine große Freude und eine Ehre, dich als Gast zu einer kleinen und zwanglosen Cena in der Casa Furia begrüßen zu dürfen. Wäre es dir übermorgen *** genehm ?"


    Mit "klein" meinte ich zwanglos, Tunika statt Toga und höchstens vier Gänge an Speisen. Und ich würde keinen Chiton tragen, obwohl das als Freizeitkleidung in Roma en vogue war, garantiert.


    Sim-Off:

    *Ich wurde zerrissen, nicht anders, als wenn ich meine Glieder zurück ließe, und ein Teil meines Körpers schien abgerissen zu werden, Ovidius: Tristia 1,3 ** etwa: Bei Pollux ! *** komm, wenn du Zeit findest =)

    Die skurilste und dabei auch ehrwürdigste Art des Kaufes ist die Mancipatio. Wer hat davon schon einmal gehört?"

    Ich hätte es ganz einfach erklärt : *

    (Und ja, das Prozedere war typisch für die alten Sitten: Umständlich, aber würdevoll)


    Das macht heutzutage kaum noch jemand, aber gehört habe ich davon schon. So hat man früher Sklaven, Grundstücke oder Vieh gekauft .

    Es waren fünf Zeugen notwendig, die römische Bürger sein mussten, ein weiterer Bürger, der eine Waage halten musste und ein Kupferstück. Dann behauptet der Käufer vor den Zeugen, dass er der betreffende Gegenstand nach quiritischem Recht sein Eigentum ist und klopft mit dem Kupferstück an die Waage. Der Verkäufer sagt gar nichts, was bedeutet, dass er nicht widerspricht.

    Und damit ist der Kaufvertrag zustande gekommen.


    Doch die Erklärung des Annaeus war viel schöner und ausführlicher, so dass ich schwieg und zustimmend nickte.


    Sim-Off:

    * Tatsächlich ist mir MAC Sekunden zuvor gekommen:D:D:D




    Die junge Frau plauderte so freimütig und reizend; ich bedankte mich im Geiste bei ihrem alten Lehrer und ihrem Adoptivvater, sie erzogen zu haben. Sie schien von jenem unabhängigen Geist zu sein, der mich bei Frauen anzog, vielleicht spielte auch herein, dass sie nicht ganz römisch aufgewachsen war wie ich ja auch nicht.

    "Zweifellos beides Männer von hervorragendem Wesen.", sagte ich: "Und welch Glück für mich, dass dich der ehrenwerte Sergius Sulla nach Roma geholt hat, sonst hätten wir uns nicht durch meine Cousine kennen lernen können. Schade, dass sie schon länger auf Reisen ist. "

    Ich war gerade der einzige Furius in Roma, mein anderer Verwandter, den ich kurz nach meiner Ankunft in Roma kennen lernte durfte, Cousin Cerretanus, war bei den Legionen im fernen Cappadocia. Ich hatte meine Cousine liebgewonnen und vermisste sie. Außerdem hätte ich einen Vorwand gehabt, die Sergia zu einem freundschaftlichen Besuch in die Casa Furia zu bitten, doch als noch alleinstehender Mann gehörte sich das nicht. Ich wusste nicht, ob ihre Hand jemandem versprochen war, und Ärger mit einem renitenten Verlobten, der sich in seiner Ehre beleidigt fühlten, wollte ich nicht haben.

    Aber sich bei Veranstaltungen zu treffen, zu denen viele Menschen gingen, zu Festen oder in Tempeln, das würde gehen. Die Frage war nur, ob mich die Sergia wiedersehen wollte.

    Im Licht der Laterne waren ihre Augen von einer ungewöhnlichen, fast ins Dunkle changierenden Veilchenfarbe. Sie faszinierten mich. Ich wollte etwas Kluges oder Amüsantes sagen, aber mein Kopf war gerade wie leergefegt.

    139-044c19e986d651ff3a63dfe93f62187e8fee9bd5.jpgAuch den besten Kopisten konnten Fehler unterlaufen, besonders wenn sie den Inhalt des zu Kopierenden nicht verstanden, aber Lucilius Posca war da ganz beruhigt, denn bisher hatte sich noch nie ein Kunde beschwert.

    Der Wunsch des Aedilis zauberte ein Schmunzeln auf das Gesicht des Buchhändlers - auch er liebte diese Komödie:

    "Plautus.... ", ein Kopfnicken zu einem der Gehilfen:.".. P ...wie pecunia non olet, nicht das Kundenexemplar sondern ein neues aus dem Lager."


    Die Schriftrollen waren alphabetisch und dann nach römischen oder griechischen Verfassern geordnet, und jeweils ein Exemplar zum Ansehen und Schmökern lag aus, doch da einige davon bereits abgegriffen war, sollte der kunstsinnige Aedilis eine noch sozusagen kopierfeuchte Ausgabe zur Prüfung ausgehändigt bekommen.


    "Wenn ich mir die Bemerkung erlauben darf, wie köstlich dieses Stück Miles gloriosus doch ist: Wie haben meine Frau und ich über den Pyrgopolynikes und den Artotrogus gelacht! Als letzerer ersteren lobt, und der dann: Das ist noch gar nichts, und Artotrogus: Das ist noch nichts im Vergleich mit anderem, was du auch nicht getan - was für ein Angeber dieser Offizier des König Seleukos .... Ich liebe es...

    ... bitte hier der Sabellus, werter Aedil...."

    Einer der Sklaven richtete die Rolle so auf den Stehpult, das man sie bequem aufwickeln konnte und ließ dabei die Zeichnung

    einer catenae* zu fünft offen.

    Derlei Werke standen nicht für Lüsternheit, sondern für Eleganz und erlesenen Geschmack, weshalb Lucilius Posca sehr stolz auf diese illustrierte Schmuckausgabe war. Während sich sein hoher Besucher daran delektierte, warf er ein Auge auf die Sklaven, die mit den Wirtschaftsprüfern zugange waren, aber seine pueri waren gut ausgebildet und hilfsbereit, daher hoffte er, dass diese Prüfungen des Magistraten für ihn gut verlaufen würde, und vielleicht gewann er sogar einen neuen Kunden.

    Der Sklave, den er geschickt hatte, kam dann auch gleich mit dem Plautus aus dem Lager, blieb stehen und bot das Buch mit beiden Händen dar, so dass sich der Kunde, sobald er sich an dem Sabellus sattgesehen, dem nächsten Werk bequem zuwenden konnte.


    Sim-Off:

    * Kette

    Und ich dachte an all die Tabernae und Garküchen und Märkte der Urbs und hob die Hand: " Vielleicht der Kaufvertrag?", mutmaßte ich. Streng genommen war es ja schon ein Vertrag, wenn ich einem Wirt ein Zeichen gab, mir einen Becher hinzustellen.



    139-044c19e986d651ff3a63dfe93f62187e8fee9bd5.jpg"Sehr wohl, ehrenwerter Aedil!", Lucilius Posca gab seinen Sklaven, vier jungen Männern, die sich in ihren wollweißen Tunikas alle so ähnlich sahen als hätten sie die gleiche Mutter, kurze Anweisungen.


    Einer von ihnen trennte den Bereich der Taberna mit groben Seilen ab, so dass nun kein Kunde mehr eintreten konnte, nur ein Durchgang blieb, durch den man nach draußen gelangen konnte.


    Der Buchhaltersklave und sein Assistent schleppten derweil einen Stapel Schriftrollenbehälter herbei, worin sich die Geschäftsbücher befanden.

    Der vierte Jüngling stellte die Feinwaage auf den Ladentisch, direkt unter das Schild, welches besagte:

    "WECHSELKURS DRACHME- DENAR I zu I"

    was dem Ladeninhaber den Vorteil eines höheren Silbergehaltes bringen mochte, und er legte verschiedene eiserne Gewichte daneben.


    "Unsere Spezialität sind Originale und jeweilige Übersetzungen, ich arbeite da mit einer ausgezeichneten Interpretations- und Kopierwerkstatt zusammen, ehrenwerter Aedil Flavius Gracchus Minor", gab Posca Auskunft und da er gerne über Bücher sprach, wurde er ausführlicher:

    "Was dürfte es denn an Texten sein? In welche Richtung geht der werte Gescmack?


    Ich habe als Standardwerk der Architektur gerade einen Vitruvius* hier, alle zehn Bände bebildert.

    Oder wenn der Sinn nach Unterhaltung steht, so eine Ausgabe der Cyropaedia** in einer zweisprachigen Ausgabe. Besonders bei Leserinnen ist ja die darin enthaltene Romanze von Abradatas*** und Panthea sehr beliebt; damit sie durch die exotischen Namen nicht ganz verwirrt werden, heißt Abradatas in der lateinischen Ausgabe Ambrosius.


    Oder... wenn der edle Aedilis etwas Entspannung von der Bürde seines Amtes sucht, so ist gerade heute der ständig vergriffene Ratgeber des Sabellus**** mit detaillierten Illustrationen in lebensechten Farben wieder hereingekommen.


    Ansonsten, was auch dein Wunsch sei: Ich kann jede Schriftrolle beschaffen, kopieren und übersetzen lassen"




    Ich verstand die Anmerkung mehr oder weniger; irgendetwas mit dem Nachtlicht musste schief gelaufen sein. Das tat mir Leid, denn zwar erregten zweideutige Situationen meine Spottlust, Unglück jedoch tat es nicht. Wechselten wir das Thema:

    "Mein Kopf ist schon wieder in Ordnung, ich bin früh durch die harte Schule der Symposien gegangen: Immer mit dem Trunk morgens weitermachen, mit dem man in der Nacht aufgehört hat."...und beinahe vor Morgengrauen in den Ilissos* gestützt...sagte ich:

    "Meine Begleitung... selbstverständlich die anwesende Dame ausgenommen, die unübertrefflich ist, war in der Tat sehr reizend.", ich schwieg und machte nur ein geheimnisvolles Gesicht:

    "Mit dir zu speisen, werter Annaeus Conservator, würde mir sehr zusagen. Oder ziehst du dem heimischen Triclinium anderes vor? Es gibt hier in Roma eine Taberna, die nicht den gewöhnlichen Gaststätten gleicht, sondern philosophischen Diskussionen und Gesprächen offen steht: Die Taberna Palindromos. Sehr nett dort und ungewöhnlich.".... außerdem hatte ich dort mit Seius Ravilla zusammen einen Rhetorikwettstreit gewonnen, und mein Name hing aus, was mir natürlich gefiel**:

    "Doch welches Ende von Odysseus meinst du genau? Ich kenne mehrere."


    Auch ich wollte die Crispina selbstverständlich nicht langweilen: "Hilft die Zitrone schon etwas?", fragte ich voll Mitgefühl.



    Sim-Off:

    *Fluss in Athen ** Das Motto "Dabei sein ist alles" kennt S. als antiker Mensch nicht wirklich :D.

    Ich hätte um mir die Zeit zu vertreiben, schon mitgewürfelt, denn ich war es ja nicht, dem die Speisekammer von oben bis unten durchsucht werden sollte.


    Ich zwinkerte dem jungen Neuankömmling, der mit ....knabenhaftem Überschwang nach Nüssen und Würfeln gefragt hatte, zu und meine Lippen formten lautlos "Später zock ich mit"


    Dann blieb ich ernst und stocksteif stehen, ich hatte mich zu Ehren des Aedilen erhoben.


    Der Schankbursche, der nun statt des anderen bediente, war nett und fix und diensteifrig, was mir gut gefiel. Genauso müsste mein zukünftiger Maiordomus geartet sein, dann könnte ich endlich wieder Besuch empfangen. Doch so einen konnte ich mir nicht leisten, es reichte nur zu solchen Tranfunzeln wie Diocles. Ich seufzte: Der junge Sklave sah teuer aus.

    Fragend blickte der Flavius den Sklaven an, welcher soeben eine Buchrolle aus dem Regal hatte genommen, doch dieser blickte ihn gleich einem Kaninchen, welches soeben einer Schlange musste gegenübertreten, an.

    "Respektive wer leitet hier die Geschäfte?"
    , variierte der Aedil seine Frage.

    Aedilis Curulis mit Stuhl und Gefolge, na das war etwas Feines. Dennoch ließ sich der Inhaber des Ladens 139-044c19e986d651ff3a63dfe93f62187e8fee9bd5.jpgein wenig Zeit, zu erscheinen, schließlich waren das die Traiansmärkte und keine Kaschemme in der Subura, obwohl er es an Höflichkeit nicht fehlen lassen würde. Soweit er wusste, waren seine Bücher in Ordnung, und er hatte dem Caesar Augustus das gegeben, was des Caesar Augustus war. Nur das mulmige Gefühl, das einen zuweilen beschlich, wenn man mit Obrigkeit zu tun hatte und zwar völlig unabhängig vom Vorliegen irgendwelcher Vergehen, das stieg in seiner Kehle auf.

    " Galeo Lucilius Posca zu Diensten, ehrenwerter Aedil Curulis Flavius Gracchus Minor.", sagte er: "Ich bin der Eigentümer dieser vorzüglichen Buchhandlung mit dem Namen "Die Kammer der Klio"

    "Die Hochzeitsfeier wird noch die ganze Nacht andauern, verehrte Sergia Severa", sagte ich: "Ich bedaure es nicht, da mir gegeben ist, diesen Weg in so liebreizender Begleitung zu zurückzulegen. Und bin ich später noch nicht müde, so gehe ich zur Casa Annaea zurück."

    Ich lächelte der jungen Dame zu und bemühte mich, meinen Schritt dem ihren anzupassen:

    "Wie waren bei deiner Jugend in Hispania stehen geblieben, bevor uns heiteres Flötenspiel zum Brautzug rief. Bitte erzähle mir von dir, es interessiert mich alles."

    Frauen schätzten gute Zuhörer, das wusste ich, und während Sergia Severa erzählte, konnte ich ihr im Schein der Laterne tief in die Augen schauen.