Beiträge von Aulus Furius Saturninus


    „Wohl bekomms“, wünschte ich der schönen Annaea und ließ mich in den Korbsessel fallen – nein ging nicht, ich trug eine sorgfältig in Falten gelegte Toga und damit konnte ich mich nur gemessen bewegen:

    Ich ließ mich also nieder.


    Neben mir bekam Annaea Crispina das gewünschte Zitronenwasser mit den Salzoliven, und ich bestellte einmal das gleiche, zur Vorbeugung. Außerdem würde mich der Geschmack wach machen.


    Dann trat mein eloquenter Diskussionspartner aus Tiberius Flaccus Rechtskurs, Annaeus Conservator, der am Abend davor das Weite mit einer noctiluca* gesucht hatte; zu uns hin. Ihm schien es gut bekommen zu sein, denn er sprühte vor guter Laune und nannte mich Aristoteles.

    Ich war froh, dass ihm nichts Böses geschehen war. Ich hatte nämlich schon auf dem Hinweg nach Roma von kriminellen Banden gehört, und vor etwa fünf Monaten war mein Scriba Diocles auf dem Nachhauseweg über eine Leiche gestolpert, und ich hatte bei den Urbanern dazu ausgesagt. Die Urbs war ganz und gar kein sicherer Ort für einsame Nachtschwärmer.


    Ausgerechnet jetzt aber hatte ich Athen erwähnt, und ich hoffte sehr, dass weder die Sprache auf den Aufenthalt meiner letzten drei Jahre ( Athen, Sparta und Alexandria) noch auf den Ort kommen würde, wo ich aufgewachsen war

    ( Parthenope bei Neapolis!), denn das würde den gegebenen Eindruck verstärken.


    "Salve werter Annaeus Conservator!“, sagte ich gut gelaunt:

    „Mich Aristoteles zu nennen ist zu viel der Ehre; so als würde man ein Nachtlichtchen mit dem Mond vergleichen.

    Obwohl man sagt, gar manchem hat auch ein solches heimgeleuchtet.“


    Mal sehen, ob der Annaeer das Wortspiel mitbekam oder ob er dazu noch zu lädiert war; ich fuhr fort:

    „Schön dich frisch und munter zu sehen. Ich sprach gerade mit der verehrten Annaea Crispina über Mittel gegen Kopfschmerzen.“, ich lächelte in ihre Richtung:

    „Und danke für die freundliche Nachfrage. Bereits sagte ich einem Servus, ich wünschte auch Saures und Salziges und viel Wasser, bevor es dann wieder zu Falerner übergeht.“

    Ja, ich trank Wein aus Italia und nicht diesen imitierten caecubum aus Sparta. **


    Sim-Off:

    * Nachtlicht, auch Mond; ein Euphemismus für Prostitutierte
    ** Der Caecubum war ein italischer Qualitätswein, dessen Anbaugebiet durch Trockenlegung zerstört wurde. Später wurde er in Amyklai imitiert.

    Ich war noch nicht im Garten gewesen um das Laken, die tunica oder den Gürtel zu begutachten. Ich hatte da vollstes Vertrauen in Florus und Stella, dass sie ihre römische Pflicht erfüllten.

    "Salve, Furius Saturninus. Ja, es war alles sehr schön." Ich schüttelte kurz den Kopf - was ich nicht hätte machen sollen, denn die ruckartige Bewegung fachte die Kopfschmerzen nur an und ließ mich zusammen zucken - ehe ich erwiderte: "Nein, ich war noch gar nicht im Garten." Normalerweise war ich freundlicher und nicht so einsilbig, aber ich wünschte mir ein dunkles Zimmer und einen feuchten Lappen für meine Stirn in diesem Moment.

    Mir fiel ein, dass im Garten nicht nur der Gürtel sondern auch das Bettlaken hing. Das war vielleicht nicht gerade eine Sache, auf die ein junger Mann eine junge Frau hinweisen sollte.

    Aber ihren Gesichtsausdruck , den wusste ich zu deuten, ich kannte ihn unter anderem von meinem Mitstreiter Ravilla aus der Casa Ultramontana: Kopfschmerzen. Der Annaea zuliebe nahm ich an, es lag einfach nur am Wetter und nicht an einem veritablen Kater.

    "Wenn es nicht möglich ist, dich zurückzuziehen, so hilft am besten der Genuss von ein oder zwei Gläsern kaltem Wasser. Und

    etwas Saurem wie einer Zitrone und etwas Salzigem wie einem Streifen Pökelfisch. Dieses Rezept habe ich aus Athen..."

    Von meiner dortigen Freundin, der hetaera Thalia, die wusste, was ihren Kunden gutt at, doch das war noch weniger als ein benutztes Bettlaken ein Gesprächsthema für ein respektables junges Mädchen.

    Annaea Crispina kam nur wenig später und ließ die Geschenke überbringen. Sie nickte mir zu, und mein Gesicht hellte sich auf: Ein erfreulicher Anblick am frühen Morgen. Außerdem war der Anlass - die Nachfeier ihres Verwandten und meines Patrons, so statthaft, dass ich hoffte, einmal etwas länger mit ihr plaudern zu können. Ansonsten hielt man junge heiratsfähige Damen aus gutem Hause mit Argusaugen bewacht.

    "Salve Annaea Crispina",grüßte ich: "Wirklich eine schönes Fest war das gestern, und hier nun der Empfang. Ich hatte gerade den Brautgürtel mit dem gelösten nodus herculaneus bewundert. Hast du ihn schon gesehen? Er hängt im Garten."

    Da es spät geworden war und ich früh morgens wieder in das Haus meines Patrons unterwegs war, war ich nicht viel zum schlafen gekommen. Ich erschien mit zwei der kräftigeren Sklaven mit dem Hochzeitsgeschenk, das ich damals in Gesellschaft von Annaeus Vindex, Decimus Varenus und der reizenden Verwandten Annaea Crispina in den Traiansmärkten erstanden hatte, eine große Pyxis im Attischen Stil, einen bronzenen Behälter mit einem Deckel, den sinnigerweise die rotfigurige Darstellung eines griechischen Hochzeitswagen schmückte.

    Innen war er vergoldet und diente dazu, Wertsachen aufzubewahren, besonders Schmuck.


    Meine pueri* stellten das Geschenk auf einem der dafür vorbereiteten Tische ab.

    Ich schaute mir pflichtbewusst all die Dinge an, die als Beweis galten, dass die Ehe nun richtig vollzogen war, die Tunika recta, der sorgsam gelöste Gürtel ( Da war Florus Minor akribisch vorgegangen) und das Bettlaken.


    Und ich begrüßte den frischgebackenen Ehemann, den Senator und die verehrte Iulia Stella, die nun kein junges Mädchen mehr war, sondern die Domina in ihrem neuen Heim:

    "Salvete Florus Minor und Iulia Stella, die besten Glückwünsche für euch."

    Beide waren garantiert übernächtigt, aber es war ihnen nicht anzusehen; oft wirkten ja Bäder und Massagen Wunder nach durchzechter Nacht, doch hier war es Glück, das seinen sanften Schimmer über die Frischvermählten warf.


    Sim-Off:

    * Jungen, hier im Sinn von Diener

    Als der Brautzug sich der Domus Annaea näherte und die Braut nun über die Schwelle getragen wurde, schaute Severa sich noch vor der Porta um und erblickte ihren treuen Sklaven Makitros, der innen überall gefolgt war, im Schatten stehen. Ja, es war Zeit nach Hause zu gehen.


    "Werter Saturninus, es war mir eine Freude, in deiner Gesellschaft die Hochzeitsfeier zu erleben. Nun, muss ich nach Hause. Ich möchte dich bei Feierlichkeiten nicht stören, Makitros bringt mich zu der Casa Iulia, wo meine Sänfte steht und dir wünsche ich noch viel Spaß!", Severa lächelte Aulus Furius Saturninus an, insgeheim hoffte Severa, dass er sie dort begleitet, aber sagte nichts...


    Auch ich erblickte den grimmigen Makitros, und da fiel mir ein, dass Diocles keinen neuen Befehl erhalten hatte als den vor der Domus Iulia zu stehen und nach der Sergia Ausschau zu halten. Ach, der würde schon heimfinden....

    Aber dann ... das bezaubernde Lächeln der Veilchenäuigigen...sie wollte schon gehen? Noch ad mediam noctem? Und bei der goldlockigen Venus, wie kam sie darauf, dass sie mich bei Feierlichkeiten störte? War ich so ungeschickt gewesen, dass Sergia Severa mich floh? Oder...war es gar kein Nein sondern ein Ja?

    "Ich habe deine Gesellschaft sehr genossen, nobillisima, und es würde mein Herz betrüben, wenn ich sie jetzt schon entbehren müsste. Gestatte mir, dich zu deiner Sänfte zu begleiten!"



    [simoff * Auch Titel eines Gedichtes von Nikolaus Lenau ][/simoff]


    Ich lehnte mich zurück und hörte zu. Annaeus Conservator zog wohl den Dolch dem Gladius vor, das ging auch heimlich und entstellte den Gegner nicht so sehr, und dennoch blieb es ein Dolch. Erst tat der Annaeus so, als hielte er von Hellenen nichts; jetzt monierte er, dass er Platon und seine Schulen dem Aristoteles vorzog. Nun denn...

    Mit einem herzlichen Lächeln hielt ich einem Valeriersklaven meinen Becher zum erneuten Male hin, dann sprach ich:


    „Verehrter Annaeus Conservator, ein Abendessen, welch reizvoller Gedanke. Leider ist unser Maiordomus kürzlich ertrunken, daher ist mein Zuhause etwas unorganisiert. Die Lokalität müsste also noch gefunden werden.“


    Das war keine Ausrede; ich hatte zuvor schon den Brief der Reederei und den Streit um Schadensersatz erwähnt. Die Casa Furia war gerade wirklich nicht sehr wohnlich:


    „ Ja, dass ich den Schüler vor dem Lehrer nenne, gehört wohl zu den Nebenwirkungen, vor denen du mich bei der Beschäftigung mit den Danaern gewarnt hast. Es gibt auch einfach zu viele davon, Griechen, meine ich, nicht Nebenwirkungen.

    Er war nur zur Veranschaulichung gewählt, da eben Aristoteles und nicht Platon folgende Frage formulierte: Also
    fragen wir, wen man Bürger nennen soll und wer ein Staatsbürger ist? *.

    Das Relevante bei Aristoteles erscheint mir, dass er nicht die ideale Staatsform sucht, sondern das systematisiert, was schon existiert.“


    Das ich für die Einteilung in Kategorien eine Vorliebe hatte, lag gewiss an meiner Arbeit in der Kanzlei. Einige meiner Vorgänger waren höchst systematisch gewesen, was mir das Leben ungemein erleichterte. Und darauf kam es an: Systematiken erleichterten das Leben…:

    „Und um den Bogen zur Frage von Tiberius Flaccus: Warum sollte ein Fremder überhaupt nach anderem Recht behandelt werden, als ein Bürger?

    Aristoteles schrieb auch: Wer nicht in einem Staat lebt, ist entweder ein wildes Tier oder aber ein Gott.

    Ich sehe es eben so, dass der Staat nur bestehen kann, wenn er sich nach außen durch ganz bestimmte Rechte und
    Pflichten für seine Bürger abgrenzt, und damit einen besonderen Innenraum formt, ganz ähnlich wie eine Außenwand ein Haus eingrenzt, und einem dadurch erst bewusst wird, ob man sich innen oder außen befindet.

    Ohne die Mauer hätte das Wort " Haus" keinen Sinn.

    Ohne besondere Rechte und Pflichten hätte das Wort "Bürger" keinen Sinn."


    Noch ein Schluck Wein für mich. Den brauchte ich jetzt. Vielleicht sollte Annaeus Conservator auch mehr trinken, bei der Hochzeit von Senator Florus Minor war er recht munter und ausgelassen herübergekommen.

    Außerdem war der valerische Weinkeller empfehlenswert.


    Sim-Off:

    *(Politika. III 1, 1275a1)

    (*) In der hier gespielte Zeit war Aristoteles in der Tat nicht hoch anesehen

    ** Saturninus schätzt ihn dennoch. ;)

    Als der Brautzug sich der Domus Annaea näherte und die Braut nun über die Schwelle getragen wurde, schaute Severa sich noch vor der Porta um und erblickte ihren treuen Sklaven Makitros, der innen überall gefolgt war, im Schatten stehen. Ja, es war Zeit nach Hause zu gehen.


    "Werter Saturninus, es war mir eine Freude, in deiner Gesellschaft die Hochzeitsfeier zu erleben. Nun, muss ich nach Hause. Ich möchte dich bei Feierlichkeiten nicht stören, Makitros bringt mich zu der Casa Iulia, wo meine Sänfte steht und dir wünsche ich noch viel Spaß!", Severa lächelte Aulus Furius Saturninus an, insgeheim hoffte Severa, dass er sie dort begleitet, aber sagte nichts...

    Auch ich erblickte den grimmigen Makitros, und da fiel mir ein, dass Diocles keinen neuen Befehl erhalten hatte als den vor der Domus Iulia zu stehen und nach der Sergia Ausschau zu halten. Ach, der würde schon heimfinden....

    Aber dann ... das bezaubernde Lächeln der Veilchenäuigigen...sie wollte schon gehen? Noch ad mediam noctem? Und bei der goldlockigen Venus, wie kam sie darauf, dass sie mich bei Feierlichkeiten störte? War ich so ungeschickt gewesen, dass Sergia Severa mich floh? Oder...war es gar kein Nein sondern ein Ja?

    "Ich habe deine Gesellschaft sehr genossen, nobillisima, und es würde mein Herz betrüben, wenn ich sie jetzt schon entbehren müsste. Gestatte mir, dich zu deiner Sänfte zu begleiten!"

    Brautzug >>>


    Annaeus Conservator hatte das ganze Gerede von Priapus irgendwie angestachelt; er verschwand im Getümmel mit einer nocturnen Kreatur.... mein Patron Florus Minor trug seine hinreißende Stella über die Schwelle, und alles stürzte sich auf die erste Hochzeitsfackel, aber ich war es nicht, der sie bekam....der Tribun Serapio, mein Rivale beim Oktoberpferd war da mit der entzückenden Valentina, und es tat gut, zu sehen, wie das Eheleben ihm anstand; er wirkte heiter und gelöst....Ravilla mit wohlriechenden Düften des Orients gesalbt, hatte ebenfalls einen Spottvers zum besten gegeben.... Die erlesene Annaea Crispina, nun von ihrem Verwandten unbegleitet, ließ sich in einen Sessel sinken....

    auch ich hatte mir die Finger wundgeklatscht und auch eine wunde Kehle vom Talassio- Rufen, aber schön war es, schön und beschwingt...

    Und ich war hier mit der veilchenäugigen Sergia Severa, ein glücklicher Mann....

    Ich wurde verlegen: "Römische Väter sind zuweilen sehr ehrgeizig und streng mit ihren Söhnen. Ich hatte nur die gute alte Campania und meinen Lehrer Nektarios zuhause. Und ich durfte ihnen auf der Nase herumtanzen." Ich grinste. Auch wenn die Liebe vielleicht weniger bedingungslos als nachlässig gewesen war, ich hatte nichts vermisst:

    "Wie war das bei dir, Sergia Severa? Bei welchen Menschen bist du dann aufgewachsen? Du sagtest in Hispania?"

    Lärm und Flötenspiel drangen zu uns, und ich lachte: "Du hast recht, es geht los! Ich werde ein Spottlied loswerden, und du, verehrte Severa, bist dazu verurteilt, mich singen zu hören - falls du mir die Freude machst, an meiner Seite zu bleiben!"


    >>> Brautzug

    Die erste Hälfte der Ausführungen des Annaeus Conservator fand meinen Beifall, und ich hätte beinahe im Überschwang "Roma Aeterna!" gerufen.

    Dann wandte er sich doch direkt an mich. Die Mahnung zur Vorsicht mit den Danaern implizierte eine gewisse...wie sollte ich sagen, politische Unzuverlässigkeit meinerseits, als wäre ich nicht genauso römisch wie er selbst.

    Die Zeiten von Cato maior, in der jeder, der Hellas nicht für den Namen eines Pferdes beim Wagenrennen hielt, als "graeculus" - Griechlein, verspottet wurde, waren jedoch längst vorbei, und ich persönlich hatte es nie für einen Fehler gehalten, Gescheites bei den Nachbarn abzuschauen und Dummes zu verwerfen.

    ( Nebenbei gesagt, schrieb auch Cicero, dass unsere Ahnen sich die Solonsche Verfassung angesehen hatten, bevor sie das Zwölftafelrecht zusammenfassten*)


    " Verehrter Annaeus Conservator", sprach ich in jener überaus höflichen Diktion, die mir zu eigen war, wenn ich nicht mit dem Gesagten übereinstimmte, ich aber nicht in der gesellschaftlichen Position war, den offenen Konflikt zu suchen, doch ich glaube, mein Blick war deutlich:

    "Ich gebe dir Recht. Nicht mit dem, was du über Aristoteles sagst; dieser ist immer relevant.

    Ich führte ihn auch nur auf, um aufzuzeigen, dass in der ganzen zivilisierten Welt das Konzept Unterschied Bürger und Nichtbürger besteht.

    Doch was du ausführst, hatte ich versäumt auszuführen, da es sich mäandernd von der Fragestellung wegbewegte.

    Da du es aber dankenswerterweise...ich wiederhole dankenswerterweise angesprochen hast, möchte ich gerne ergänzen, dass unsere Vorfahren in ihrer Weisheit und geführt von göttlichem Willen selbstverständlich vieles besser gemacht haben als die poleis. Daher haben die auch ihre Quittung bekommen und sind untergegangen.

    Während dort der Bürger auf das Stadtgebiet und die umherliegenden Lande beschränkt war, und selbst Tochterstädte so treulos waren, Mutterstädte anzugreifen, können Römer Tage ja Wochen und Monate reisen und treffen immer wieder auf cives.

    Diese Loslösung von Fragen des Wohnortes und ja, sogar vom Blut, wie es die wackeren Peregrini, die sich tagtäglich in den Hilfstruppen das Bürgerrecht erstreiten, beweisen, ist das wahre Römische - das Geniale.

    Eines Tages wird der Erdkreis das erreichen, was du schon ankündigst: Die Rückkehr zur göttlichen Ordnung. Roma Aeterna."



    Sim-Off:

    * Cicero, De legibus 2, 59. 64.


    Nun gut. Stunde der Wahrheit. Er blickte kurz zu Clemens. Ob wohl Fortuna dem ganzen hier wohlgesonnen war?


    "Ja, ahem Handzeichen sind glaube ich die übliche Vorgehensweise. Stimmen wir ab, Freunde."


    Ich wartete, bis wieder einigermaßen Stille herrschte. Quintilius Clemens warf derweil eine Münze. Vielleicht nicht die schlechteste Wahl, Wahlen den Göttern zu überlassen. Er machte ein Zeichen zu dem Valerius - offensichtlich war ein gutes Omen geschehen.


    "Also bitte Handzeichen. Wer seine Stimme Tiberius Valerius Flaccus gibt, bitte einmal die Hand erheben."


    Mittlerweile hatte Diocles so etwas wie eine große Tabula organisiert, und während wir durchzählten, machte er Striche und strich sie wieder durch, es ergaben sich

    LXXXVI.

    Damit hatte Tiberius gewonnen, aber da alles äußerst korrekt zugehen sollte, fiel mein Blick auf den Quintilius, der neu war und somit nicht im Geruch eines Parteigängers stand, und da es nebenbei bemerkt, eine effektive Methode war, einen Neuen einzubinden, in dem man ihm gleich eine Aufgabe übertrug, bat ich ihn:

    "Quintilius Clemens, würdest du uns die Ehre erweisen, und das ausgezählte Ergebnis noch einmal nachzählen! Du weißt schon, vier Augen sehen mehr als zwei...die Hände bitte oben lassen, amici." Diocles zählte ja nicht mit....

    ein wenig leid tat es mir freilich, Clemens von seinem Hähnchen loszureißen



    Sim-Off:

    Ich glaube mich zu erinnern, gelesen zu haben, dass die factiones ca. 154 Mitglieder hatten. ich finde die Quelle nicht, und wer bessere Zahlen hat, ich korrigiere gerne. :)

    "Ich hoffe sehr und es würde mich glücklich machen, wenn Stella stolz auf mich wäre.", sagte ich ehrlich: "Früher als ich klein war, hat mich meine Cousine enorm eingeschüchtert. Sie war so ein gescheites Mädchen, und mein Vater hatte sie sehr gerne. Ja, ansonsten habe ich wenig Verwandte. Viele sind verstorben als ich noch im Knabenalter war; vielleicht war es Pech, dass alle gleichzeitig in Bürgerkriegszeiten erwachsen geworden sind.

    Und dann waren meine Onkel Soldaten. Das war auch der Grund, warum ich nach dem Tod meiner Eltern nicht bei Verwandten sondern bei einer alten Freundin meiner Mutter aufgewachsen bin: In Parthenope.

    In den Feldlagern kann man ja keinen Knaben mitbringen.

    Aber glaube nicht, das war traurig: Im Gegenteil, in Parthenope hatte ich eine sonnige und glückliche Kindheit, etwas, was den meisten Menschen nicht vergönnt ist."

    Ich lächelte:

    "MIsenum ist nicht einmal eine Tagesreise* von Parthenope weg. Wie seltsam, dass du dort warst und ich auch dort, und wir uns nie über den Weg gelaufen sind bis zu unserer Begegnung in Roma. Und den Sergia gehört auch jenes andere Haus, nicht, das in Alexandria? Furia Stella weilte kürzlich dort."


    Sim-Off:

    ca. 17 km


    "Höre ich noch Bemerkungen zu Florus Einwand? Man könnte sich zum Beispiel grundsätzlich überlegen: Warum sollte ein Fremder überhaupt nach anderem Recht behandelt werden, als ein Bürger?"

    Ich hob die Hand:

    "Überall wo nicht Barbaren leben, ist die civitas * Grundlage der höheren Organisation; schon Aristoteles nennt den Menschen zoon politicon, ein polis also städtebildendes Lebewesen. Der Stadtbürger hat schon andere Rechte, aber auch mehr Pflichten als ein Nichtbürger, sonst wäre das Ganze ja auch irgendwie sinnlos.

    Letzerer darf nicht wählen und auch kein Amt bekleiden, aber dafür ist er auch nicht gezwungen, für Roma zu kämpfen, wenn es hart auf hart kommt. Er darf sozusagen gemütlich zuhause bleiben, während der Civis mit dem Schwert in der Hand den heimischen Herd verteidigt....",

    nun ja, ich selbst hatte es nicht so mit Schwertern in meiner Hand, und die letzten Kriege waren nicht so sehr für den heimischen Herd sondern aus anderen Gründen geführt worden, aber sonst stimmte alles.

    Auch die Athener und die Alexandriner hielten es so, als sie noch unabhängig waren.


    Sim-Off:

    * hier nicht die Verwaltungseinheit, sondern lat. 1. „Bürgerrecht“ 2. „Bürgerschaft“, „Staat“


    Nur Sim on :Wenn Kyriakos nicht versucht hätte, den Furiern ans Bein zu pinkeln.... Das haben wir ihm übel genommen .... Wie gesagt, Sim on ist es so. 8)


    Sim off: Kyriakos ist Peregrinus und nach damaligem Rechtsverstaendnis als Prostituierter wie auch Gladiatoren etc dazu noch infam.


    Was denkst du, warum die einfachen Leute zu windigen Magiern gerannt sind und Archäologen Fluchtafeln etc zuhauf finden?

    Weil Gerechtigkeit vor Gericht sehr schwer zu erreichen war. Und so hat man wenigstens auf die göttliche Gerechtigkeit vertraut.

    Ich war auf die Antwort gespannt. Denn ein Verwandter war Inhaber eines Handelshauses in Portus Ostiensis, welches Seide, Weihrauch und Datteln importierte, und ich hatte mir zu meiner Beschämung noch nie Gedanken darüber gemacht, wie diese Handelsverträge eigentlich wirklich zu Stande kamen.

    Brauchten die peregrinen Handelspartner dann alle Strohmänner mit römischem Bürgerrecht?

    Mal sehen, was Magister Tiberius erwidern würde.

    Casa Iulia >>>


    Ich trat mit meiner Begleiterin nach draußen, und schloss mich dem Brautzug an. Ich sah, dass die Annaeer, Crispina kannte ich ja schon, und Conservator war mein Mitstreiter in der Casa Ultramontana, sich an die Spitze des Zuges gesetzt hatten, und Nüsse warfen, während sie ein Spottlied sangen, so locker hatte ich den Annaeus gar nicht eingeschätzt, ich stimmte in den Refran mit ein und rief auch: "Talassio!"

    Dann improvisierte auch ich ein Spottlied, um Florus Minor und Iulia Stella so großzügig wie möglich mit Glück zu überschütten:

    "

    " Glänzend und prächtig am Himmel steht ein Stern,

    ein Rat für den Bräutigam,

    und den bekommt er gern,

    O heute ist die Nacht noch jung,

    versetz die Spindel gut in Schwung

    dann wird sich auch dein Mädchen beim Spinnen nicht beschwer'n


    Blühend und glänzend im Garten steht ein Strauch

    ein Rat für den Bräutigam

    und den nach altem Brauch:

    O wenn ein Landmann Saat bestellt

    dann achte er auf lockres Feld,

    so jubelt dann die Bäuerin beim Säen sicher auch…..",


    Ich merkte, dass mir der Wein die Glieder wärmte, es kamen noch mehr Strophen, ich warf den Kopf zurück, der Schein der Fackeln, die ausgelassene Menge, ich lachte und dachte Catulls Worte: Vivamus mea Lesbia, atque amemus..* Oder war es Severa?


    >>> Ankunft


    *

    Sim-Off:

    Lass uns leben und lieben, meine Lesbia


    Ich erinnere hier an eine Klage in Aegyptus eines Käufers gegen einen Verkäufer, der eine serva verkaufte, die dem Käufer weggelaufen ist und weiteres Eigentum des Käufers dabei entwendet hatte

    "So eine Sklavin hatten wir auch einmal in der Casa Furia", erinnerte ich mich an das, was mir berichtet worden war, denn das war noch vor meiner Zeit gewesen: "Der Käufer hat mein vollstes Mitgefühl, so etwas ist wirklich wie ein Griff in die Latrine."

    Die von mir erwähnte fugitive Sklavin war zu allem Überfluss in den Brand des Lupanar Ganymed verwickelt gewesen*, ganz üble Sache, doch das erwähnte ich lieber nicht.

    . Aber vorher: Könnte sich jemand vorstellen, wie Obligationen noch zustande kommen können?"


    Ich hob die Hand:

    "Da gibt es mehrere Möglichkeiten", sagte ich:

    Erstens würde ich obligationes ex delicto, Verpflichtungen aus einem Delikt heraus, und obligationes ex contractu, aus einem Vertrag heraus, voneinander unterscheiden.


    Während sich ersteres durch Wort und/ oder Tat ergibt, kann der Vertrag ganz verschieden zustande kommen:

    Am häufigsten durch consensus, was den übereinstimmenden Willen aller Beteiligten bezeichnet, und die Form ist wählbar.


    Verbal, wenn nämlich die beiden Vertragsparteien eine übereinstimmende Willenserklärung abgeben, die an eine ganz genau und fehlerfrei auszuführende Wortformel, die conventio, gebunden ist.


    Und den contractus re oder Realvertrag, bei dem zum Vertrag noch ein Realakt dazu kommt: etwas was man tun muss wie einen Pfand abgeben oder etwas quittieren, mir fällt dazu kein konkretes Beispiel ein.


    Überhaupt wäre ich für konkrete Beispiele dankbar, damit ich mir alles recht vorstellen kann“.


    Und auch für das Präzisieren und Verbessern, falls ich mich irrte, aber das verstand sich von selbst.