Beiträge von Tiberia Stella

    Mit einem kleinen Vermögen in der Tasche, welches sie einem weiteren Versteck ihres Vaters entnommen hatte, wollte sie sich etwas gönnen. Nicht, weil sie es brauchte und auch nicht, weil es sinnvoll war. Stella, eine Frau, die ihr ganzes Leben mehr gelitten als gelebt hatte, wollte endlich etwas vom guten Leben spüren, auch wenn es ihr bald seltsam merkwürdig und dumm vorkommen würde. Es war ein Versuch, ein Experiment, ob sie überhaupt in dieser Stadt leben wollte. Kleider machten Leute, so viel wusste Stella aber wie sehr Kleider Leute machten, überraschte sie. Inzwischen steckte Stella in edler Gewandung, einer fliederfarbenen Tunika, welche fast wie Wasser fließend bis zum Boden reichte und knapp 2000 Jahre später sicherlich ein Abendkleid abgeben würde, wenn man denn antike Schnitte mochte. Dazu waren ihre Haare gemacht, aufgefrischt mit einem Schmuck aus goldenen Blüten, die ins Haar gesteckt waren und edlen Armreifen aus Silber, die ihre Handgelenke vorsichtig umspielten und in der Form von Luchsen geschmiedet waren. Der italische Luchs war das Wappentier der Tiberii. Alleine die Armreifen hatten bereits ein Vermögen gekostet. Doch Stella fühlte nichts. Nicht das, was sie fühlen wollte.


    Dieser Luxus gab ihr nichts. Auch nicht die edle Palla über ihrem Haupte, welches aus fast durchsichtiger Seide gefertigt war und mit einer Bordüre aus Gold geziert wurde. Auch die Halskette mit der großen Brosche wollte nicht ganz passen, auch wenn Pluto als Bild in sie eingraviert war. Es handelte sich eigentlich um ein Totengeschenk, welches man als Bestattungsbeigabe gab. Doch Stella hatte sich entschieden, dies aus Respekt für ihren Verlust zu tragen. Wenigstens etwas sollte anders sein. Nicht gewohnt und ein wenig abweichend. Jetzt fehlten nur noch die Schuhe. Passende und wunderschöne Schuhe mit eigener Ästhetik, die ihre Gewandung abrunden sollten. Vielleicht stellte sich dann dieses Gefühl ein, was sie suchte. Stella ahnte aber bereits, dass dies nicht so sein würde. Der kleine Lederbeutel, welcher am breiten Gürtel aus Bronzeplatten, fein geschmiedet und mit Blütenmsutern geziert, hing, wogte bei jedem Schritt aber das darin vorhandene Gold schwieg. Mit einer schwungvollen Bewegung betrat sie den Laden, wie eine Bühne aber lächelte nicht. Dies war also das berühmte Geschäft für die exquisiten und extravaganten Schuhwerke. Stella, in ihrer eigenen Parfümwolke stehend, nach furchtbar teurem aber süßlichem Rosenwasser duftend, blickte sich um.


    Nein, das konnte nicht sein. Er war hier. Dieser Schnösel. Sie hätte es wissen müssen. Wirklich. Wenn sie einmal Luxus kosten wollte, würde er auftauchen. Das war der Fluch des Pluto. Luxus ruinierte den Charakter, da war sich Stella inzwischen sicher, als sie seine Visage erneut sah. Es war eine Warnung der Götter. Sie dürfte so nicht werden. Gerade wollte sie umkehren, da kam ein Helfer des Schuhmachermeisters auf sie zu und bot ihr einen Falerner an, da sie wohl sehr wohlhabend wirkte. Oder das Parfüm ihn benommen gemacht hatte, so dass er den wirklich guten Tropfen anbot. Stella, mit ihren geretteten Händen (ein Dank an Olivenöl und Henna!) umgriff einen der angebotenen Becher und nickte dem Helfer zu. Wenigstens den Wein konnte sie noch trinken. Er war ja umsonst oder musste sie jetzt etwas kaufen?

    Stella wollte sich erklären, die passenden Worte finden aber es misslang ihr. Unfähig wirklich darüber sprechen zu können, ließ sie Valeria ihre Fragen stellen. Die Antworten wären ohnehin zu kompliziert und vielleicht auch mit zu vielen Geheimnissen versehen, die sie Valeria nicht zumuten konnte. Vieles war nicht so, wie es erschien und ebenso vieles erschien unter genauerer Betrachtung völlig anders. Ein Lärm brach los. Ein Lärm, der auch Stellas empfindliche Ohren traf. Erschrocken zuckte sie zusammen und hoffte, dass das Wasser in ihren Ohren erneut zu jener dumpfen Erleichterung beitragen würde. Das tat es nicht. Auch Stella deutete auf ihren und schüttelte ihren Kopf in einer sanften Bewegung, da das Wasser nun doch im Ohr munter gluckerte. Valeria bot Stella ihren Arm an, um aus dem Becken zu steigen. Stella, immer noch erschöpft und nicht ganz im Moment, nahm den Arm an und stieg zusammen mit der wirklich netten Valeria aus dem Becken, um sich dann von einer Badesklavin anschreien zu lassen. Abermals zuckte Stella zusammen. Diese Unruhe machte ihr zu schaffen. Die Tibera begann merklich zu zittern. Die Situation überwältigte sie und auch die Eindrücke begannen ihren zu sensiblen Verstand zu überfordern. Teilnahmslos griff Stella nach dem Handtuch, welches ihr angeboten wurde und blickte angestrengt zu Boden, um nicht zu viele Gesichter erblicken zu müssen. Zu viele Eindrücke, zu viele Leben und auch zu viele Emotionen konnten nicht verarbeitet werden.


    Dieses Bad entwickelte sich für Stella zu einem Spiel des Überlebens. Denn Pluto hatte ihr einen Irrweg hinterlassen. Der Flötenlärm begleitete die tapsenden Schritte der irritierten Stella, die mühsam die Bodenfliesen zu zählen begann, um nicht auf die Gesichter blicken zu müssen. Ihr ganzes Leben war sie nur von wenigen Menschen umgeben gewesen und hatte sich darin gewöhnt, Gesichter und Emotionen zu lesen aber bei so vielen aufgeregten Menschen war es für sie unmöglich jeden Eindruck zu sortieren. "Danke," kroch ihr ein ehrliches Wort über Lippen, während ihre nassen Haare, wie ein Schild vor ihren Augen hingen und das brennende Zwielicht der Anwesenden abwehrten. Das gesenkte Haupt verblieb erstarrt, während ihre Wangen zitterten. Das Badehandtuch um ihren Leib wurde durch eine verkrampfte Hand gehalten. "Umkleide," stammelte Stella und spürte erneut den kalten Hauch in ihrem Nacken. "Ich habe keine Sklavin," antwortete die Tiberia und wagte einen Blick auf. Mit einer ruckartigen Bewegung sortierte sie ihren Vorhang aus Haaren zur Seite. "Wir können...", wollte sie einen Fluchtpunkt ansteuern aber versagte. "Ich habe kein Zuhause, nicht mehr." In der Tat hatte sie derzeit kein Zuhause. Zumindest kein Echtes. Und sie war zu erschöpft, um sich eine passende Lügengeschichte zurecht zu legen.


    Valeria kümmerte sich rührend. Schließlich tauchte jene Sklavin mit Mulsum auf. Stella griff mit ihrer Linken nach dem Becher und schloss ihre von der Feldarbeit zermürbten aber immer noch feingliedrigen Finger um das Metal. Ein Schluck brachte ihr etwas Kraft zurück, bevor sie mit einem erschöpften Lächeln zu Valeria blickte. "Ich möchte einfach nur gehen," wiederholte sie ihren Wunsch.


    Stella nahm den Stein mit einer traurigen Bewegung zurück. Es fiel ihr schwer, entsprechend zu reagieren und wollte schon aufgeben. Doch sie fasste sich erneut ein Herz, blickte mutig auf, wobei sich ihre Augen stolz weiteten. Sie hatte die Augen ihrer Mutter geerbt. Und ihr Bruder, die des Vaters. Stella überlegte, als der Gefolgsmann des Senator erneut sprach und die Sklavin als Ramsch bezeichnete. Vielleicht war diese Sekunde die Gelegenheit für Stella. Mit einer schnellen Bewegung huschte sie von ihrem Platz, näherte sich dem Senator und war bereit sich mit diesem Mann zu unterhalten. "Hast du Interesse an einer Wette?" Stella lächelte freundlich, fast schon zu freundlich. "Ich gebe dir eine Hand voll dieser Steine und du gibst mir im Gegenzug diese Sklavin, die ja wirklich nur Ramsch ist," erklärte Stella überzeugt. "Ich kann mit den Steinen nichts anfangen aber mit einer Sklavin für meinen Haushalt," setzte die kluge Tiberia fort und sponn sich ein Lügenmärchen zurecht. Ruckartig öffnete sie ihre Lederbeutel, in welchem die roten (und funkelnden) Steine lagen. Es handelte sich im ersten Augenschein um Rubine. "Ich habe keine Ahnung, was diese Steine sind aber der Mann, der sie mir als Bezahlung gab, sagte, dass sie wertvoll seien." Stella zwinkerte dem mutmaßlichen Senator zu. "Meine Name ist übrigens Stella und ich lebe hier nicht weit weg. Ich mache einen sehr guten Pastinakeneintopf," erweiterte sie ihre Geschichte und log nur so, dass sich die imaginären Balken bogen. Diese Sklavin musste gerettet werden und Stella war sich nicht zu fein, einen Senator zu belügen. "Du hast nichts wirklich zu verlieren. Du verlierst im schlechtesten Fall ein wenig Geld und im besten Fall gewinnst du eine große Menge Geld," meinte Stella und grinste von sich überzeugt.


    Sim-Off:

    *sobald WiSim Money da ist, wird natürlich eine Überweisung stattfinden ^^

    Genau das hatte ihre Mutter stets gesagt, dass Stella eine geborene Seherin war. Einst war ihre Mutter selbst eine Seherin gewesen und war davon überzeugt, dass Stella diese Gabe geerbt haben würde. Anzeichen hatte es dafür seit Stellas Jugend gegeben aber erst nach dem Tode ihrer Mutter waren ihre Kräfte vollens erwacht. Es war genau so, wie es ihre Mutter prophezeit hatte. Eine Seherin musste allein sein, von Einsamkeit umschlossen, um zu sehen. Doch Stella wollte diese Gabe nicht. Es machte sie anders und Andersartigkeit war in einer Gesellschaft oft mit Hürden, Konflikten und Problemen verknüpft. Viele Menschen, insbesondere Römer, konnten Andersartigkeit nicht verstehen und sahen darin etwas Gefährliches. Gerade die strenge Gesellschaft der Römer verzieh wenig Abweichung, da es für jede Handlung und Pflicht strenge Regeln gab. Stella, ein Kind der Liebe zweier Welten, der römischen Disziplin und der germanischen Verbundenheit, fühlte sich nie Zuhause und zweifelte nicht nur an sich selbst, sondern auch an ihrer Umwelt. Die Bewunderung der Valeria konnte sie folglich nicht verstehen. Valeria offenbarte einen Teil ihres Lebensgeschichte und Stella wollte antworten aber schwieg für einen Moment. "Viele Menschen sprechen ohne Herz. Es fühlt sich genau so an. Sie wirken tot auf mich. Sie gehen durch ihre Leben, handeln, wie Holzpuppen, und verschwinden dann, ohne je einen echten Herzschlag besessen zu haben. Du wünscht dir nicht diese Gesichter zu sehen, wenn sie Fratzen werden. Du wünscht dir nicht, diese Kälte zu spüren und du wünscht dir nicht, Menschen lesen zu können," sprach sie etwas wirr ihre Gedanken aus und versuchte die Bewunderung der Valeria etwas zu schmälern. Doch dafür war es sicherlich zu spät. "Diese Stadt fügt mir Schmerzen zu. So viele Menschen, die sich selbst verloren haben und durch Irrwege schreiten, unwissend ihres eigenen Todes," sagte Stella und gab damit offen zu, dass sie nicht in dieser Stadt leben konnte. Eine Wahrheit, die sich nur schwerlich akzeptieren konnte aber Rom tat ihr nicht gut. "Die Götter spielen mit Steinen, Valeria. Sie haben keinen Plan. Dinge geschehen, weil sie geschehen und dann passieren neue Dinge aus den alten Dingen. Es ist eine ständige Wiederholung. Wenn die Götter etwas mit mir vor hätten, würde ich die Muster klarer sehen aber ich sehe nur die Muster der Menschen und ihrer Leben, wie sie miteinander verknüpft sind, weil Plutos Kette uns alle bindet," lehnte Stella den Gedanken ab, dass sie einen echten göttlichen Auftrag hatte. "Der einzige Gott, der mit mir gesprochen hat, ist Pluto. Nicht, wie du jetzt vielleicht denkst, aber er war dort. Ich sehe ihn, wie er durch die Straßen schreitet, wie er hinter mir steht und wie er erscheint, wenn sich ein Tod ankündigt." Und das machte ihr sichtlich Angst, so dass sich gegen Leuchten in Valerias Augen stellte sich der dunkle Glanz der kalten Angst in Stellas Augen. "Pluto wartet stets in jedem Schatten und auch jetzt ist er anwesend," mahnte Stella und erlaubte sich eine geisterhafte Geste, indem sie ihre Hand wischend vor ihrem Gesicht bewegte."Die Geister holt er ab, die sich noch an das Leben klammern. Die Geister, die wir beschworen haben, als wir sprachen." Jetzt sah Stella eine helle Farbe, wie sie blendend hell vom Mosaik zu sinken schien. "Alles ist verbunden. Jegliche Grausamkeit und jegliche Milde, Valeria," sagte sie und kniff die Augen im hellen Lichte zusammen, als sich eine Aura vor ihren Augen formte. "Pluto ist hier," hauchte Stella und tauchte im Wasser ab, als unweit eine Frau zusammenbrach, die aus dem Dampfbad gekommen war und sich nun erholen wollte. Großes Geschrei, als Sklavinnen herbei eilten und weitere Frauen, um der zusammengebrochenen älteren Frau zu helfen. Mühsam richtete man die leblose Frau auf und brachte sie aus dem Badesaal. Stella tauchte wieder auf, spürte noch immer den Frost in ihrem Nacken und blickte verstört zu Valeria. Es konnte Zufall sein, und womögloch war es dies auch, aber Stella glaubte im Geschrei über den mutmaßlichen Tod der älteren Frau unweit Pluto gehört zu haben. "Ich brauche Hilfe," jappste sie. "Kannst du mich aus der Therme begleiten?" Stella wollte nicht allein gehen. Die helle Farbe verschwand und die Aura ebenso. "Ich habe nichts mehr, da meine Familie tot ist, genau so tot, wie diese Frau," bemerkte die Tiberia und deutete dann zum Portal, durch das gerade die leblose Frau getragen worden war.

    Zitat

    Original von Paullus Germanicus Cerretanus
    Hmm. Es gibt immer wegen sich etwas zu verdienen :D


    Suppe kochen zb und diese dann verkaufen *schmunzel*


    Wenn Stella denn kochen könnte... - Kann sie aber nicht. xDD

    Stella versteckte sich in den Schatten der Menge. Die Menge zum eigenen Vorteil zu nutzen, war ein Talent, welches erlernt werden konnte, wie jedes andere gängige Talent. Einige brauchten mehr Übung aber Stella war ein Naturtalent, sich in der Menge zu verstecken. Unauffällig näherte sich die Tiberia dem Sklavenmarkt, den sie eigentlich verabscheute. Menschen in Ketten waren nicht etwas, was sie gerne ansah oder unterstützen wollte. Doch war das Imperium, auch das ihres Vaters, auf den Rücken der Sklaven errichtet worden, welche auch hier angeboten wurden. Die römische Landwirtschaft oder auch die Produktion in den fabricae war ohne Sklaven undenkbar, da die Anforderungen an große Zahl und ständige Verfügbarkeit, die ständige Verfügbarkeit von Sklaven in großer Zahl notwendig machte. Stella war nicht dumm und verstand sehr wohl die Zusammenhänge aber dennoch mochte sie diese Zusammenhänge nicht. Es fehlte ihr an patrizischem Standesbewusstsein, welches sich nie ganz aussprägen konnte. Nicht seit jenem grausamen Sommer. Es war wieder diese Melodie, die sie führte. Dieser seltsame Gesang ohne Ton, der einem Gefühl gleich, Wege bereitete. Stella wusste einfach, wann sie an einem Ort zu sein hatte und war dann dort. Es fühlte sich fast, wie eine göttliche Fügung an, denn hier war dieses Gefühl wieder sehr stark, richtig zu sein. Es war eine Intuition. Dieser Ort war dunkel, und seine Farben erstrahlten nicht, dennoch war diese Melodie hier. Viele Seelen litten hier. Und doch war hier etwas, was Stella von ihrem eigentlichen Ziel entfernt hatte. Es hatte sie fast mitgerissen und entführt. Diese Melodie lenkte sie, denn Stella war längst verloren. Abrupt blieb die Tiberia stehen, als die Melodie verendete und blickte aus der Menge heraus, auf die knappe Bühne des Sklavenhändler Titus Tranquillus. Sie kannte ihn nicht. Doch konnte sie das große Schild mit der Bezeichung des Standes erkennen. Wie sehr die Römer doch ihre Ordnung liebten und alles mit Namen versahen. Stella amüsierte sich darüber, dass ein Mann damit hausierte, Sklaven zu verkaufen. In ihrer Perspektive war dies doch eher ein Geschäft, was man tat aber nicht groß breit trat. Doch Rom belehrte sie eines besseren. Sklaverei war ein großes Geschäft und scheinbar ehrbar. In ihrem Dorf war der Sklavenhändler immer sehr verschroben gewesen, hatte sich eher versteckt und die Sklaven schlicht beim Einsatzort abgegeben. Doch hier gab es viele Sklavenhändler mit unterschiedlich großen Ständen und Bühnen. Es überforderte Stella ein wenig, denn dies so zu sehen, ließ etwas in ihr zerbrechen. Das Leid dieser Seelen schlug direkt auf sie über. Sie sah förmlich die einzelnen Geschichten dieser Menschen, die hier in Ketten lungerten und auf ein neues Schicksal warteten. Und doch konnte Stella nichts tun. Nicht heute und wahrscheinlich auch nie an einem anderen Tag.


    Auch ihr Vater hatte Sklaverei unterstützt, sogar öffentlich Feinde versklavt oder andere ehemalig freie Menschen zu diesem Schicksal verdammt, nur um einem Gesetz zu dienen oder diente er am Ende sich selbst? Stella stellte diese Fragen nicht laut, wollte sie aber dem Sklavenhändler entgegen werfen. Sie drängte sich vor und blickte dabei eine fremde Sklavin an, die ausgeliefert war aber sich in ihr Schicksal zu fügen schien. Diese Sklavin strahlte eine merkwürdige Ruhe innerhalb der Unruhe um sie herum aus. Der ruhige Glanz in ihren Augen faszinierte Stella. Wortlos verharrte Stella, in ihrer einfachen Tunika aber gemachtem Zopf, vor der Bühne. Sie musste sehen, wie dieses Geschäft ablief, um ihre Abscheu zu verstehen. Stella blinzelte hektisch aber konnte nicht aus ihrer Haut, denn dieser Ort tat ihr weh. Diese Normalität des Leides. Stella war zu feinfühlig, zu aufrichtig ihrem Herzen gegenüber, dass sie es nicht lange ertragen konnte. Doch musste sie es ertragen. Rom war auch Sklaverei. Einige Sklaven hatten es gut und viele nicht. Was hatte diese Sklavin unmittelbar vor ihr zu dieser Ruhe gebracht? Warum fügte sie sich in ihr Schicksal? Hatte sie ihre Menschlichkeit einfach aufgegeben? Interessiert beäugte die Tiberia jenes Geschöpf, nicht viel Geld bei sich habend aber einen anderen Schatz tragend, den sie heimlich aus einem Versteck ihres Vaters gerettet hatte. Die Briefe lotsten sie tatsächlich zu geheimen Orten in Rom, wo ihr Vater allerhand Nützlichkeiten versteckt hatte, um im Zweifel sich selbst oder seine Familie retten zu können. Die Vorsorge ihres Vater erwies sich immer als klug und Stella kam nicht umhin, dies zu bewundern, obwohl sie bereits ahnte, wenn so etwas notwendig geworden war, dass das Leben ihres Vater nicht das gute Leben war, welches er immer darstellen wollte. Viele hielten ihn für einen skrupellosen und heimtückischen Mann, der einzig und allein dem Befehl diente und somit alles tat, was notwendig war. Stella wollte dies nicht glauben aber die entdeckten Geheimnisse zeichneten inzwischen ein kompliziertes Bild. Ja, er war Henker, Meuchelmörder aber auch Ermittler, besorgter Römer und liebevoller Vater. Die Bilder passten nicht zusammen und mit jedem Versteck, welches Stella fand, wurden die Fragen nur noch größer. Wer war ihr Vater wirklich? Stella presste den Lederbeutel fest an sich, damit niemand diesen Fund entwendete, der für sie einen großen Gewinn darstellte.


    Ein Römer gehobenen Alters, wohl Senator, schickte sich an, einen Begleiter vorzuschicken. Dieser begann sich mit dem Sklavenhändler zu unterhalten und bot für die arme Seele auf der Bühne. Jetzt verstand Stella erst. Diese Sklavin auf der Bühne konnte kämpfen. Sie konnte töten und dieser Römer ließ wirklich fragen, ob sie bereits getötet hatte. Nein. Das war nicht richtig. Niemand sollte zum Kampf gezwungen werden. Niemand sollte, ohne Not und Notwendigkeit, kämpfen und töten müssen. Es erschien Stella fast als göttliche Aufgabe, diese Sklavin vor einem erneuten Schicksal als Kämpferin zu retten. Egal, was es kosten sollte. Stella, selbst beeinträchtigt durch ihre eigenen Erfahrungen, fühlte sich seltsam beauftragt und berufen. Auch weil sie darum fürchtete, dass die merkwürdige Ruhe der Sklavin auf einen großen Schmerz hindeutete. Einen Schmerz, den dieser Römer mit Sicherheit nicht sah. Er sah nur eine Waffe und Gegenstand. Stella hingegen sah eine Person, die ihr durch Pluto offenbart worden war. Pluto hatte sie an diesen Ort geführt, mit dieser ewigen Melodie, die alle Dinge umgab. Stella war sich inzwischen recht sicher, dass es Pluto war, denn wenn sie gekämpft und mutmaßlich getötet hatte, wäre Pluto ihr Schatten. Stella hatte um Hilfe bei Pluto ersucht und jetzt stand diese Sklavin dort. Vielleicht war genau diese Sklavin die Hilfe, die sie brauchte, um die letzten Geheimnisse ihres Vaters zu lüften und ihr Haus wieder herzustellen. Schnell öffnete sie die Beutellasche einen Spalt, griff hinein und zog einen rudimentär geschliffenen Stein hervor. Davon hatte sie noch mehr. Sie mussten wertvoll sein, denn ihr Vater hatte sie in gewisser Zahl versteckt. "Ich biete den Wert dieses Steins,"* meinte Stella und streckte sich mühsam zum Sklavenhändler hoch, um ihm diesen Stein zu reichen. Es handelte sich nach Stellas begrenztem Wissen um einen Rubin aus dem Osten des Reiches. Es war einen Versuch wert und wenn Pluto ihr wirklich diese Sklavin als Dienerin geschickt hatte, dann würde ihre Handlung zum Erfolg führen. Auf jeden Fall wäre ein Edelstein mehr wert als 55 Sesterzen.


    Sim-Off:

    *Sobald das Erbe von Stella eingetroffen ist, wird die Bezahlung selbstverständlich nach entrichtet. ;)


    "Die Suppe wird großartig," log Stella, da sie nicht einmal wirklich kochen konnte aber man konnte immerhin so tun. Sie schenkte dem Soldaten noch ein freundliches Lächeln und trat dann weiter mit einem einzigen Schritt auf das große - und zugegeben edle - Tor zu. Sie wandte sich noch einmal um und bedankte sich mit einem freundlichen Winken beim Soldaten. Doch dabei beobachtete sie erneut diesen Halunken von Schnösel, wie er dem Soldaten gönnerhaft ein Säckchen zuwarf. Es handelte sich höchtswahrscheinlich um Geld. Moment mal! Der Soldat wollte diesen Hund tatsächlich in der Stadt fahren lassen. In der Stadt waren Wagen doch verboten. Stella kochte erneut vor Wut. Jetzt starrte dieser verfluchte Schnösel sie erneut an. Das war jetzt wirklich zu viel. Der Hund zog den Vorhang zu und Stella verlor ihre Beherrschung. Sie griff in den Korb und zog eine Pastinake hervor, um diese mit aller Wucht durch das Fenster des Wagens zu werfen, so dass diese ohne Mühe den Vorhang passieren konnte. Sollte er doch an dieser Pastinake ersticken. Während das Gemüse in Richtung des Wagens flog, dachte Stella bei sich, dass die Pastinake sehr gut als Gemüse zum Schnösel passen würde. Das war es wert, auch wenn sie jetzt etwas weniger zu essen hatte. Hoffentlich traf die Waffe den armen Halunken genau an seiner eitlen Birne. Stella grinste sich frech einen zusammen. Strafe musste sein. Und was der Pöbel konnte, konnte Stella schon lange: mit Gemüse nach Honorationen werfen. Leider war es nicht faulig.

    Im Gesicht des Soldaten glaubte Stella inzwischen etwas Menschliches gefunden zu haben. Er verlor sogar jene harte Ausstrahlung, die ihn eisern gemacht hatte. Es war also doch nur eine Maske, die einen sensiblen jungen Mann verbarg. Stella schenkte dem Soldaten einen liebevollen Ausdruck ihrer Augen. Als Tochter eines Soldaten wusste sie darum, wie der Dienst eine Seele vergiften konnte, wenn das militärische Leben seine Spuren hinterließ. Oft waren sie selbst mehr Gefangene ihrer eigenen Entscheidung, als sie wirklich glauben wollten. Antworten fanden sie selten. Kein Schlachtfeld hatte wirklich je Frieden gebracht und am wenigsten den Soldaten. Stella verabscheute genau jene Gewissheit. Ihr Vater war daran zerbrochen. Eine Kunst, die Blut und Tod benötigte, konnte dieses Handwerk wirklich so gut sein? Stella dachte daran, was aus diesem Mann geworden wäre, wenn er nicht Soldat geworden wäre. Vielleicht ein Sänger? Ein Philosoph? Ein Bauer? Sie stellte sich ihn als Bauern vor, welcher mit ihr zusammen Karotten anpflanzte. Eine wertvolle Vorstellung, da sie ihn inzwischen mochte. Nicht nur, weil er nett zu ihr geworden war, sondern weil er sich geöffnet hatte. Ehrlichkeit war eine Währung der Aufrechten.
    "... das ist...," suchte die Frau einen Satz und beobachtete dabei mit ihren Augen jegliche Reaktion in seinem Angesicht. Stella spürte, dass diesen Mann etwas bewegte. Nicht nur der Tod seines Vaters. Etwas, was beide teilten. Der Verlust verband und dieses Band war nicht mehr allein mit Pflicht zu verderben. "Ich...," suchte sie weitere Worte aber fand sie nicht. Es blieb der liebevolle Ausdruck in ihrem Gesicht, dieses freudige Vertrauen in etwas Gutes, welches Stella einen fast halbgöttlichen Glanz verlieh. Stella war gehorsam gegenüber ihrem Herzen und ihr Herz befahl, dass dieser Soldat ihr ehrliches Lächeln verdiente. Stella wollte ihm zeigen, dass er nicht verloren war und so sagte die Tiberia mit sonnenerwärmter Stimme: "Ich verstehe dich." Sie verstand ihn wirklich. Mehr musste sie nicht sagen. Es war genug gesagt, um unter diesem Himmel, der mehr Leid überdeckte, zu stehen. Manchmal waren menschliche Worte zu viel. Zu leer, zu bedeutungslos, denn manchmal brauchte es einfach eine menschliche Geste und eine göttliche Intervention in Form eines Augenblickes, der Menschen zusammen brachte, die unter anderen Umständen nie zusammengekommen wären. Die Sonne schien gar über wohlwollend auf diesen Augenblick zu fallen, da zwischen Scato und Stella ein breiter Lichtstrahl fiel und eine Brücke aus Licht schlug. Während Scato weiter sprach, legte er die Hand auf sein Herz. Eine Geste der Überzeugung und eines Eides gegenüber etwas. Eine Geste, die Stella beeindruckte und diesen Soldaten sogar ein wenig süß wirken ließ. Mutig sprach er von Rom und was Rom sein könnte. Er glaubte wirklich daran. Stella nicht. Zu viel hatte sie von ihrem Vater gehört, zu viel miterlebt aber es tat gut, diese Worte zu hören. Vielleicht würde sie eines Tages auch wieder daran glauben, dass Rom besser werden konnte, durch Entscheidung und Willenskraft. Ihr eigener Vater hatte daran geglaubt aber sich darin verloren. Und Rom möglicherweise sogar schlechter gemacht. Stella glaubte nicht an dieses Rom. Nicht an Macht und auch nicht an Imperien. Sie glaubte an Menschen. An ihre Fähigkeiten und ihre Schwächen. An all das, was Menschen ausmachte und bewegte. Rom war nur eine Stadt. Nur eine Idee von Macht und Größe. Ein Traum von Gesetz und Gesellschaft. Am Ende war es nicht Rom, sondern die Menschen, die Entscheidungen trafen. Und Rom waren Menschen. Da hatte der Soldat Recht. Seine Geste war aus Stellas Sicht wunderschön.


    "Tue es doch einfach für die Menschen," meinte Stella, wie von fremder Hand gesteuert und blickte den Soldaten mit einem geneigten Kopf an. "Warum müssen wir Menschen immer die Verantwortung an Ideen oder Namen abtreten?" Stella dachte laut nach. "Es gibt nur ein Ende, welches uns erwartet und soll unser Leben allein einer Idee gedient haben? Ist diese Idee das Leben guter Menschen wert?" Fragen, die Stella offen stellte und fast ketzerisch ehrlich sprach. Sie hatte keinen guten Bezug zu Rom, da alles, was ihr dieser Name gebracht hatte, war Leid, Trauer und Schmerz. Der Soldat glaubte an Rom. "Dein Glauben ehrt dich und ich wünschte, dass ich auch diese Fähigkeit hätte," meinte die Tiberia. "Mein Vater glaubte ebenfalls an dieses Rom und es hat ihn getötet," warf sie kalt einen Satz hervor und blickte dann zum Senator, bevor sie wieder zum Soldaten blickte, der ihr anbot, sie nach Hause zu geleiten. "Ich habe kein Zuhause mehr," sagte sie mit trauriger Stimme und blickte unmerklich hektisch zur Villa Tiberia. Fast so, als ob sie dem Soldaten einen ehrlichen Hinweis geben wollte. Doch sagen konnte sie es nicht. Nicht jetzt.


    Die Kopfbewegung endete abrupt, als der Senator erneut sprach.


    Es dauerte einen langen Atemzug, da antwortete Stella sehr leise: "Ich verstehe nun." Nein, sie verstand nicht wirklich. In ihren Augen war es bedeutungslos, sich über die Götter zu sorgen, wenn eine Person so oder so der Tod erwartete. Die Götter waren mit den Tüchtigen. Das wusste sie. Eine Spende im Tempel, ein Opfer auf einem Altar, konnte nur Zeit erkaufen. Zeit, die ohnehin ablief. Nur Pluto nahm gerecht auf. Nur Pluto war der Gott, dem man opfern musste, um die geschenkte Zeit nutzen zu können. Schließlich führte der Senator weiter aus. Stella blickte den Senator interessiert an. Er sprach über ihre Familie, gab ihr eine Antwort, die sie schmerzte. Es war eine Familiengeschichte im Schnelldurchlauf, die immer wieder dort traf, wo der Verlust noch hauste. Trauer war wieder ihr bester Freund und es fiel ihr schwer, dem Senator weiter zu folgen. "Die Tiberii schulden dir Dankbarkeit," gab sie merkwürdig deplatziert von sich, so als ob sie für dieses Haus sprechen konnte (was sie mit Sicherheit auch konnte) aber derzeit wollte sie nicht für das Haus sprechen. Stella war noch nicht die Advokatin der Tiberii, da es noch zu gefährlich war, sich in der Welt zu offenbaren. Ohne Erbe und Schutz würde sie genau jenen Dank nicht zeigen können. Das Sonnenlicht wanderte nun ein Stück. Stella holte erneut tief Luft, versuchte die Trauer in den Käfig zurückzudrängen, den ihr mutiges Herz gebaut hatte.
    "Wir hätten stets mehr tun können. Wir alle sind doch nur Gefangene unseres eigenen Schicksals, Senator." Stella dachte erneut laut nach und sprach das aus, was sie dachte und dies ohne jede Schranke. "Ich werfe mir dies auch oft vor aber diese Vorwürfe bewegen nichts. Wir können nur daraus lernen und bessere Menschen werden, um der Aufgaben gerecht zu werden, die uns dieses Leben entgegen wirft. Niemand ist für die Umstände verantwortlich aber dafür, wenn er nichts daran ändert," gab die Tiberia von sich und blickte den Senator mit ebenso bedeutungsschwerer Miene an und nickte dann verständnisvoll. "Fortes fortuna adiuvat," säuselte sie merkwürdig und blickte dann zum Soldaten, dem sie wieder ein fürsorgliches Lächeln schenkte.

    Ich werde an dieser Stelle einfach mal verschweigen, dass die gute Stella reichlich Grundstücke und Vermögen erben wird, sobald das Testament gefunden wurde. xDD


    Und nein, liebster Ravilla, eine Ehe wird es nicht geben, da Stella dem armen Ravilla damit den harten Weg an die Spitze zu sehr vereinfachen würde. Er soll schon seine Lorbeeren verdienen. :D :D


    ... das freche Weibsen hat gesprochen. Hättest du mal bessere Kissen gehabt! xDD

    Was war wirklich von Bedeutung? Stella resignierte. Nicht nur, weil die Trauer so schmerzlich war, sondern weil sie schon zu oft an diesem Punkt war. Die Trauer lähmte sie, machte sie mürbe und einsam. Wie eine Overtüre gegen jeden war ihr eigener Abgesang. Ihr Leben war leer, denn dieser Punkt war jenes Zentrum, welchem diese Tiberia niemals entkam. Stella wollte sich selbst retten, entkommen aber dieses Zentrum mit seiner verführerischen Dunkelheit versprach Antworten. Antworten gegen jedes Vergeben und Aufgeben. Stella war es diesem Augenblick schlicht egal, ob Valeria ungebildet war, nicht klug war und vieles nicht verstand. Es war nicht wichtig. Denn dieses dunkle Zentrum begann sie innerlich zu ertränken. Stella konnte nicht einfach gehen. Nicht einfach flüchten. Denn alles, was sie eigentlich immer wollte, längst nicht mehr zu retten war. Ihre Familie war verloren. Möglicherweise war sie die Letzte eines ganzen Hauses, einer Blutlinie, die einst bis zur Gründung der ewigen Stadt zurückgereicht hatte. Die Blutlinie würde mit ihr enden. Vielleicht war das gut so. Wenn Pluto dies wollte, würde es so sein. Noch immer sah sie brennend, wie ein helles Licht, die Gesichter ihrer verlorenen Angehörigen, insbesondere das ihres Vater und ihrer Mutter. Die Geister der Vergangenheit hielten sie davon ab, ganz im Dunkeln zu vergehen und gleichzeitig ließen die Geister sie nicht gehen. Diese Kreaturen der Erinnerungen hielten sie genau an diesem Punkt, zwischen Abgrund und Aufstieg.


    Die Beschwichtigungen von Valeria verfingen nicht. Nein, sie war nicht taktlos gewesen. Nur hatte Stella keinen eigenen Lebenstakt mehr. Jede Erinnerung, jedes Wort, konnte sie in eine andere Richtung treiben. Menschen sprachen mit ihr und doch hörte sie den Geistern zu. Stella fand ihre Luft wieder und ihre Atmung beruhigte sich, da sie wortlos mit der Vergangenheit sprach und ihre Lippen Sätze bildeten, die Raum und Zeit überwanden. Eine Magie der Sterbenden, erlernt von einer Lebenden. "Die Toten sprechen zu mir," wandte sich Stella um und blickte mit ihren großen aber leeren Augen an. "Es ist nicht so, dass ich genau höre, was sie sagen. Es ist auch nicht derartig, dass sie wirklich hier wären aber ich habe so ein Gefühl, so eine Gewissheit, dass sie mit mir sprechen wollen und mir Dinge vermitteln. Es ist einem Echo gleich, einer Wiederholung aus der Vergangenheit in die Gegenwart über die Zukunft," offenbarte Stella ihre Gefühlswelt und versuchte ihre wirren Gedanken zusammenzufassen. "Du willst nicht sein, wie ich. Niemand will das," sagte die Erbin einer Seherin ernst und fand wieder ein Lebenslicht in ihren eigenen Augen. "Ich bin mit einer seltsamen Gabe geboren worden und ich sehe die Welt anders. Ich spüre die Welt anders und nehme anders an dieser Welt teil, als du es tust," versuchte Stella einen komplizierten Zusammenhang zu vermitteln. "Meine Träume sind manchmal real. Ich träume Dinge, bevor sie passieren und dann passieren sie. Ich spüre Kälte und weiß, dass Pluto mich beobachtet," erklärte die junge Tiberia und blickte traurig zu Valeria. "Du willst nicht so sein. Durch diese Gabe bin ich jetzt allein. Denn Pluto gibt und nimmt, Valeria. Ich habe meine ganze Familie verloren aber wurde mit dieser Gabe gesegnet und seitdem ich allein bin, sehe ich diese Welt gänzlich anders und inzwischen ist der Tod in meiner Nähe greifbar." Stella fühlte sich besiegt und hoffte, dass sie mit der gefühlten Wahrheit aus dieser Situation entkommen konnte. Sie wollte Valeria nicht allein zurücklassen aber konnte auch nicht weiter sprechen. "Ich bin müde." Ja, Stella war müde und dieses Momentes überdrüssig. Denn Valeria konnte nicht wissen, wie es war, ein Bote des Pluto zu sein. Pluto war ein guter Freund geworden und doch war die Beziehung kühl, fast frostig kalt.

    Fraktionen (Klientelfeindschaften/Gens-Konflikte) ist eine interessante Idee. Auch Kaiserhaus-interne Konflikte klingen interessant. :dafuer:


    Insbesondere die Fraktionen im Imperium können etwas mehr betont werden. Insbesondere kann man politische Plots/Situationen gestalten, die eine Entscheidung von jeder ID persönlich verlangen und sie einer Fraktion näher bringen oder davon entfernen. -.^

    Stella zögerte sichtlich. Sie wollte diesem Mann nicht dieses große Geheimnis anvertrauen, auch wenn sie es sicherlich schon getan hatte, indem sie ihm den ersten Brief gezeigt hatte. Es war sicherlich zu spät und doch dachte Stella an jene Gefahren, die dieser Mann beschwören konnte oder nur durch Unachtsamkeit lostreten konnte. Rom war voller Schlangen. Diese Warnung war durchaus verständlich und real für die junge Tiberia. Dieser Mann konnte eine der vielen Schlangen sein. Er wollte sie wenigstens nicht öffnen. Stella seufzte und griff zur kleinen Ledertasche, öffnete mit einer geübten Bewegung, ein Geheimfach innerhalb des Deckels zog ein Bündel nummerierter Briefe hervor, die deutlich kleiner wirkten aber ebenso mit Blutspritzern bedeckt waren. Sie mussten auch in großer Hast geschrieben und aus grausamer Lage gebracht worden sein. "Sieh'," forderte Stella betroffen und verstaute die Brief nach einem kurzen Moment des Augenscheins für den Aurelius wieder im Geheimfach. Mehr konnte sie nicht tun, da der Inhalt dieser Briefe höchstvertraulich war. Und im Kern nur sie persönlich betraf. Immerhin betraf es die Geheimnisse ihres Vaters. Schließlich tat der Beamte, was Stella erwartet hatte, der Bürokratie zu dienen. Leider hatte sich Stella keine Gedanken über die Kosten gemacht und überlegte schnell. "Hast du eine tabula?" Eine Frage, die sich notwendigerweise ergab, da Stella nun Bedarfe der Familie aufzählen würde. "Es ist nicht nur eine Summe, sondern auch Pflichten für den Imperator Caesar Augustus. Damit wir nicht durcheinander kommen, stelle ich die Versorgung meiner Person hinten an," meinte sie und gab dem Beamten einen Moment, eine tabula zu nehmen.


    "Es haben sich Folgekosten durch Tod meines Vaters ergeben, die sich auf 150 Aurei belaufen. Dann folgen Kosten für unser Haus in Rom, welches durch den Tod meines Vaters keinen Eigentümer mehr besaß und Sanierungsbedarf hat. Ich schätze, dass hier 30 Aurei angemessen sind.


    Ein Problem mit dem Haus ergibt sich jedoch, da mein Vater als tot gilt, wird das Haus bald als Erbe an den Imperator Caesar Augutus fallen. Ich bin aber ein erbberechtigtes Kind und möchte dieses Haus erben. Auch müsste der Augustus dafür sorgen, dass mein Erbe, welches vom Staat verwahrt wird, endlich anerkannt wird. Das umfasst das Vermögen meiner Familie und die Grundstücke meiner Gens, die uns nach Recht und Gesetz zustehen. Der Augutus müsste schlicht als oberster Magistrat, die anderen Magistraten instruieren, insbesondere den praetor urbanus und vigintivir iudicandis.


    Kommen wir zur Besattung selbst, 100 Aurei sollten für das Grabmal und dessen Anlage außerhalb der Stadt ausreichen.


    Wichtiger ist, dass der Imperator einer Prozession mit dem Kenotaphen beiwohnt und seine Prätorianer ihren Getreuen, wenn auch kein Leichnam vorhanden ist, symbolisch vor die Tore bringen. Ab dort müsste der Imperator in seiner Funktion als pontifex maximus die Leichenrede halten und einen geeigenten Priester benennen, der die Einäscherung oder zumindest ein rituelles Feuer begleitet, danach wird das leere Grab geschlossen und das Grabmal im Sinne unseren Ahnen geschmückt.


    Der Imperator müsste mich als Waise einladen, da ich derzeit unverheirat bin und ein Festmahl zu Ehren des Verstorbenen abhalten. Es folgen Tage der Trauer, die er auch begehen kann aber nicht muss. Am Ende steht noch ein Festmahl im Hause der Tiberii an, welches ich ausrichten würde. Bei diesem Festmahl brechen wir die Trauer und kehren in unsere Leben zurück," erklärte Stella ihre Gedanken und hoffte, dass sie an alles gedacht hatte.


    "Rechnen wir zusammen," zählte sie im Kopf die Summen zusammen. "280* Aurei ist die Summe," sagte sie überzeugt und blickte den Aurelius aufmerksam an. Inzwischen verlief die Kohlefarbe unter ihren Augen bereits in einem seltsamen Muster.


    "Ich brauche eine Aufgabe in Rom, die würdig ist und meiner Familie wieder zu Ansehen verhilft," erklärte Stella beiläufig, da der Tiberia ihr eigenes Fortkommen gerade nicht so wichtig war aber objektiv betrachtet, war dies wohl die wichtigste Frage, da sie ansonsten niemanden mehr hatte.


    Sim-Off:

    *28.000 Sesterzen

    Zitat

    Original von Appius Furius Cerretanus
    Die junge Frau war dem Optio sofort aufgefallen. Zum einen wegen ihres Mundwerks. Zum anderen wegen ihrer süssen Nase.
    Die Nase war aber nun nicht der Grund warum er die Frau zu sich winkte sondern ihr auffälliges Verhalten.


    " Wo drückt die Sandale, junge Frau?" Da Stella nichts weiter bei sich hatte als einen Korb, gefüllt mit Gemüse verzichtete Appius auf eine genaue Durchsuchung der Person.
    " Die sehen aber lecker aus, die Karotten. Selbst gezüchtet?" erkundigte er sich und ließ Stella dann ebenfalls passieren.


    Stella fühlte sich in diesem Augenblick wild und frei, da für einen Moment Zorn und Wut regierten. Doch inzwischen hatte sich die junge Tiberia ein wenig beruhigt. Ihre Augen glimmten aber noch immer im wilden Feuer. "Ich bin diese Ungerechtigkeit einfach leid," donnerte Stella mit im Versuch sanfter Stimme, die sich aber zum einem Getöse erhob. Wenigstens versuchte der Soldat ein freundliches Gespräch, was die Römerin sofort honorierte. "Nun ja. Selbst gekauft," scherzte Stella liebevoll, da es ihr nun ein wenig leid tat, dass sie den Soldaten unschuldigerweise so angefahren hatte. Immerhin war es sein Kamerad gewesen, der sie unhöflich aufgehalten hatte. Mist. Jetzt hatte sie sich verplappert. Sie wusste selbstverständlich, dass wilde Märkte in Rom verboten waren und jeder Händler eine Gebühr an die administratio urbi entrichten musste. Wilde Händler oder freie Bauern waren nur geduldet und mussten stets neue wilde Märkte eröffnen, bevor diese wieder von den Urbanern geräumt werden. "Von einem Bauern, der meine taberna beliefert und ich habe die Waren abgeholt," log sie dreist und hoffte dies mit einem Lächeln zu überspielen. Auch der Einkauf bei wilden Märkten vor der Stadtmauer konnte ein Bußgeld nach sich ziehen oder einen Strafzoll auf die Waren notwendig machen. Beides wollte Stella nicht bezahlen und vielleicht war dieser nette Urbaner auszutricksen, wenn sie besonders süß lächelte. Zum Glück hatte sie dieses unglaublich süße Lächeln geübt und vollführte es gerade in einer Prachtaufführung*.


    Sim-Off:

    *In etwa so: =)


    Zitat

    Original von Galeo Seius Ravilla
    Na also. "Anaxis, steig ein", meinte Ravilla, ohne auch nur den Kopf oder gar die Augen in Richtung des Niederen zu wenden. Stattdessen streckte er nun den Kopf aus dem Fenster, um hämisch zu beobachten, dass die freche Frau ebenfalls aufgehalten wurde, obwohl sie augenscheinlich nur bei irgendeinem Bauerntölpel außerhalb der Stadt Gemüse eingekauft hatte. Nachdem der Soldat mit ihr fertig war, ließ Ravilla es sich nicht nehmen, aus der Carruca zu steigen - er trug eine blütenweiße Toga, die nach erlesenem Parfum duftete und teures Schuhwerk - und der jungen Frau in einer ironischen Geste persönlich die Tür aufzuhalten.


    "Darf ich dich ein Stück nach Roma mit hinein nehmen?"


    Spruch wie Geste waren nur dazu gedacht, ihr seinen Wohlstand vor Augen zu führen, seinen gesellschaftlichen Status zu demonstrieren und das luxuriöse Innere seiner Carruca durch die offene Tür zu zeigen. Falls sie einstieg, kam das seinem Sinn für Humor durchaus entgegen. Wenn sie ablehnte, würde sie innerlich vor Neid schäumen und ihn damit glücklich machen. Ravilla lächelte und öffnete die Tür ein wenig weiter.


    Und da war er wieder dieser Schnösel aus dem Wagen. Stella machte sich gerade Hoffnungen, diesen Tag noch entspannt beenden zu können, da war seine Visage wieder. Wie eine Gans, aufgeplustert und langshalsig, reckte er seinen Kopf aus dem Wagen. Unangenehm! Stella versuchte ihren Kopf schnippisch wegzudrehen und so zu tun, als ob sie ihn nicht mehr sah. Dieser ungehobelte Mistkerl wollte doch nicht etwas sagen? Nein, er stieg sogar aus. Nein. Eine innerliche Abneigung wuchs, dass dieser Mann jetzt noch irgendetwas Unnötiges sagen musste, nur um seinen Stand zu zeigen. Eine Ironie lag darin, dass die Tiberia rein protokollarisch, wenn man es ihr denn ansehen würde, einen deutlich höheren Stand besaß und zum alten Erbadel dieser Stadt zählte. Doch zu seinem Glück kümmerte dies Stella in diesem Moment absolut nicht. Parfüm? Welche wunderbares Öl war das? Stella mochte dieses Parfüm aber den Mann nicht, der es trug. Interessiert reckte sie vorsichtig ihre Nase über das Gemüse hinweg. Dann kam seine Geste. Stella rollte mit den Augen, als er auch noch eine Einladung aussprach. Eine zugegeben widerlich schleimige Einladung, die ein arroganter Mistkerl sicherlich nur machte, weil sie eine junge (und sicherlich aus der Außenperspektive ansehnliche) Frau war. Stella hatte aber eine gesunde Distanz zu vergänglicher Schönheit entwickelt aber konnte sehr wohl ihre Wirkung einschätzen, dafür hatte sie zu sehr ihr Theater geliebt. "Ich laufe lieber," antwortete sie kalt und ignorierte den dargebotenen Luxus, auch weil sie sich nicht auf diesen Mann einlassen wollte. "Deine Kissen sind ja nicht mal aus Brokat, sondern nur aus gefärbtem Leinen. Ich bevorzuge Seidenbrokat aus Tylus oder Palmyra," konterte sie und gab damit ein wenig Wissen aus der Oberschicht preis, da sie die Herkunftsorte besonderer Stoffe benennen konnte. Eine überzogen arrogante Reaktion leistete sich die Darstellerin, genannt Stella, noch und blickte gespielt überzeugt und selbstheilig über ihre Schultern, wobei sie dem Mann ein verführerisch-gespieltes Lächeln zuwarf und dann zwinkerte. Dann lachte sie ihn aus und blickte zum Soldaten.


    "Darf ich in die Stadt?" Es war an der Zeit zu gehen, sofern sie nicht erneut aufgehalten wurde.

    Stella stellte ihren wertvollen Gemüsekorb ab, als sich die Situation nicht zu ihren Gunsten entwickelte. Innerlich brannte sie vor Wut, zögerte nicht weiter und schob mit einer ungebremsten Geste den Optiostab zur Seite. Man richtete keine gebieterische Geste gegen sie.* Es ging ja wohl nicht an, dass man sie jetzt übersah. Stella wollte endlich in ihre besch***** (bescheidene) Absteige und sich ausruhen. Jetzt ging das nicht mehr. Und Vordrängeln wurde belohnt. Eine Belohnung für ungerechtes Verhalten und das nur weil ein (aus Stellas Perspektive) bescheuerter Soldat, sie einfach nicht beachten wollte und ihrer Position kein Gehör schenkte. Das war also Rom. Willkür überall. Stella verstand inzwischen, was diese Stadt war. Als ein anderer Soldat auftauchte und scheinbar die Organisation übernahm, trat Stella stampfend vor diesen, immer wieder einen Blick zu ihrem Gemüseschatz zurückwerfend. "So geht das also...," schimpfte sie und deutete auf den Reisewagen. "Ich werde einfach zurückgewiesen, zurückgedrängt, obwohl ich hier viel länger warte und das nur, weil dieser Schausteller und seine Reisegemeinschaft einen Wagen haben," sprach sie und atmete dabei schwer durch ihre Nasenlöcher. "Es geht einfach um Gerechtigkeit und jetzt fangt mir ja nicht damit an, dass das hier die Entscheidung der Soldaten ist," plärrte sie und stampfte dann noch einmal kräftig mit dem linken Fuß auf, so dass sich etwas Staub vom Steinbelag der Straße löste. So stand Stella nun in einem diesigen Nebel, der im Sonnelicht kleine Sternenlichter warf, weil die Sonne exakt so einfiel, dass entsprechende Lichtspiele entstanden. "Aha," machte sie und wandte sich zum Wagen um, als sich der Vorhang des Reisewagens öffnete. "Aha!" Die Tiberia stämmte ihre Hände in die Hüften. "Da ist ja noch so ein feiner Herr...," sagte sie und ihre beißende Ironie war wirklich Gift. Der Fremde befreite sein Haupt von einem Tuch und Stella beäugte den Mann interessiert. Sie war neugierig, was dieser Mann nun von sich geben würde."Spreche ruhig mit dem Soldaten und nicht mit mir, gut." Stella verdrehte die Augen. "Aha, ein Politiker und Aristokratensohn. Nun ist mir alles klar. Übrigens mit dem Tuch über dem Kopf hast du mir besser gefallen," zürnte die römische Kriegerin Stella und ging dann enttäuscht wieder zu ihrem Gemüsekorb zurück. "Sollen sie doch alle zum Pluto gehen...," murmelte sie und wartete missmutig in zweiter Reihe. Besch***** (bescheidener) Tag.



    Sim-Off:

    *unter Vorbehalt. Reaktion kann geändert oder verhindert werden. ^^

    Stella verweilte einen Moment wortlos. Sie fühlte sich nicht gut aber versuchte durchzuhalten. Alles, wirklich alles, wofür sie gelebt hatte, war nur einen weiteren Schritt entfernt. Ein unsichtbar Windhauch, den nur Stella spürte, sie schaudern ließ, zog vorbei. "Ja," antwortete Stella ehrlich aber schloss dann die Lippen. Sie würde nicht mehr verraten, da die anderen Briefe erst nach Aufforderung zu öffnen waren, wenn sie jene Geheimnisse entschlüsselt hatte. Alles hatte seine Abfolge, die ihr Vater bewusst ausgewählt hatte. "Diese Briefe haben einen bestimmten Zweck und ich werde ihren Zweck nicht unterlaufen. Ich werde sie erst öffnen, wenn es an der Zeit ist," erklärte die junge Tiberia. "Es ist auch nicht wichtig für diesen Fall, Aurelius," sagte sie und blickte den Beamten ernst an. Sie würde sich hier nicht dazu verleiten lassen, ihren Vater und seinen letzten Wunsch zu hintergehen. "Wirst du mich nun zum Imperator Caesar Augustus bringen?" Eine Forderung, die sie sanft aber tapfer aussprach. Worte, die man ihrem weinerlichen Ausdruck nicht abnehmen wollte. Doch ihr Gesicht fand wieder Farbe, Glanz und jenen tiberischen Stolz, der einst Tiberius Durus gefällt hatte. "Ich bin Tiberia Stella," ergänzte sie. "Frage doch den Augustus höchstselbst und er wird alles bestätigen und dir auch bestätigen, dass mein Vater sein Trecenarius war." Aus ihrer Sicht gab es nichts mehr zu diskutieren, sondern nur noch zu handeln. Es gab ein Versprechen und es musste gehalten werden. Warum jetzt zögern? Stella wollte nicht mehr warten.