Beiträge von Tiberia Stella

    Stella war durch den alternden Haussklaven Diogenes informiert worden, dass sich ein procurator vom kaiserlichen Hofe angekündigt hatte. Scheinbar hatte der Kaiser ihre Nachricht erhalten. Dennoch war Stella ungehalten darüber, dass der Kaiser sich nicht einer Audienz stellte und lieber einen Handlanger schickte. Nicht unbedingt einen rangniedrigen Handlanger aber eben nur einen Handlanger, der unmittelbar von des Kaisers Gnade abhängig war. Zudem war es nur wieder ein Vermittler und keine unmittelbare Kommunikation. Stella glaubte sogar, dass sich der Kaiser vor ihr verstecken wollte. Grimmig hatte sie den Sklaven zurück zur Tür geschickt, um die Delegation hinein zu lassen. Demonstrativ nahm sie auf einer Bank im Zentrum des immer noch eleganten Innengartens platz. Sie übte noch schnell eine elegante Pose ein, indem sie ihre Beine übereinander schlug, den Kopf anhob und mit einem kalten Ausdruck Richtung Portal blickte. Doch der Glanz des Gartens mit seinen Rosen, Buschreihen und großen Bäumen (ungewöhnlich in einem Stadthaus) verblasste schnell gegenüber dem schlechten Zustand der Innenwände. Deren Putz bröckelte bereits und aufgestellte Werkzeuge deuteten auf eine nahe Sanierung hin. Doch Stella musste dies alles in Eigenregie überwachen, da fast kein Personal mehr im Hause weilte, so dass einige Arbeiten schneller und andere langsamer erledigt wurden. Die Innenwände des hortus waren wohl als nicht so wichtig eingeschätzt worden. Ein fataler Irrtum, da der Garten doch für viele Römer auch gerne ein Ort der Ruhe aber auch der Machtdemonstration war. Ein schöner und edler Garten war teuer, aufwendig und verschwendete Platz. Und genau jenen Platz zu verschwenden, war ein Zeichen für Luxus und Macht, denn in Rom gab es wenig Platz. Platz war ein echter Luxus. Stella wusste dies und nahm diese Gelegenheit gerne auf, um dem kaiserlichen Büttel zu zeigen, dass noch immer Würde in diesem domus herrschte. Oder zumindest ein wenig Würde. "Noch Wein und Datteln," rief sie einem vorbeilaufenden Sklaven zu, der nickend verschwand. Er würde wohl bald mit dem Gewünschten auftauchen. Stella selbst war unangenehm nervös, konnte dies aber geschickt überspielen, indem sie einfach ihre herrische Pose beibehielt, die sie sich von anderen Damen von Stand abgeschaut hatte. Die Pose war gleichzeitig erhaben, elegant und auch ein wenig feminin. Gespannt waren ihre Augen fest auf den Eingang gerichtet.

    Hatte ihr Vater ähnlich gefühlt? Hatte ihr Vater ähnlich vor Pluto gestanden? Stella spürte die kalte Klinge an ihrem Hals, wie sie unmittelbar vor dem tödlichen Schnitt lag. Die Haut wurde sanft eingedrückt aber noch nicht zerschnitten. Wie es war wohl ein Leben zu nehmen? Ihr Vater hatte viele Leben beendet und das nicht einmal im Zorn oder Hass, sondern in kalter Traurigkeit. Noch einmal sollte ihre Hand ihr Gehorsamkeit zeigen und dann würde ihr Leben so enden, wie die Leben, die ihr Vater genommen hatte. Sie würde ausbluten und noch einmal röcheln, bevor der Lebensfunke versank und für immer schwieg. Schweigen- immer wieder nur Schweigen. Die Römer schwiegen über die Verbrechen ihres Kaisers, die Römer schwiegen über das Leid in ihren Straßen und die Römer schwiegen über ihre eigenen Schicksale. Diese ohrenbetäubende Stille hatte Stella zutiefst verletzt. Insbesondere der Kaiser hatte sein Übriges dazu getan, dass die Tiberia nicht mehr leben wollte. Dieses Leben konnte nur noch Leid bereithalten, wenn man allein war. Die Klinge bewegte sich nicht. Eine Person näherte sich aus dem Dunkeln und hielt ihre Hand auf. Regungslos verharrte Stella, die nicht damit gerechnet hatte, dass sie jemand aufhalten würde. Pluto war grausam und wollte ihr Opfer nicht. Sie war verdammt. Verdammt zu einem Leben. Stella erkannte die Stimme, eine bekannte Stimme, die sie an diesem Ort nicht erwartet hatte. Wie konnte er an diesen Ort finden? Pluto. Warum wollte Pluto ihr Opfer nicht? Unsicherheit wuchs, während die Tränen über ihren Schmerz krochen. Es lag eine böse Ironie in dieser Situation, dass genau jener eitle Mann ihr Leben retten würde, der so sehr im Leben stand und jede Fassade erbaute, die er nur erbauen konnte. "Tod dem Lebendigen, denn die Flamme hat kein lebendes Herz," zitierte sie ein Gedicht, welches Pluto geweiht war. "Still aber schreiend," fügte sie an. Stella wollte ihm antworten aber konnte es nicht, da sie einfach vergehen wollte. Es war nicht fair, dass sie allein war. Es war nicht fair, dass das gesamte Schicksal der Tiberii auf sie fiel. Alle waren verloren, warum nicht auch sie? Es sollte einfach enden und der Name verwehen. Nicht einmal ihr Bruder war hier, ebenso verloren, verschwendet und mit hoher Wahrscheinlichkeit ebenso tot, wie alles an diesem verdammten Ort. Und doch kam das Leben mit aller Macht zurück, denn Ravilla stoppte sie. Und wenig später tauchte auch noch die Sklavin Cressida auf. Zwei Menschen rissen sie von der Schwelle zurück und beendeten damit den Fluch mit seinem Opfer. "Pluto will, dass ich lebe," hauchte Stella fast kraftlos, da sie inwischen den Widerstand in ihrer Hand aufgab. Die Klinge fiel aus der Hand und mit einem dumpfen Ton auf den Boden, wo sie leblos lag. Sie hätte sich wehren können, mit etwas Glück Seius Ravilla überwinden können, um ihr Schicksal zu besiegeln aber alle Anzeichen standen dagegen. Pluto wollte ihren Tod nicht, da er zwei Menschen geschickt hatte, die hier alles taten, damit Stella heute nicht starb. Es konnte kein Zufall sein, dass beide genau in diesem Augenblick hier an diesem Ort waren. "Ich will nicht mehr," gab sie zu. Es war nicht der Hass, der sie zum Fluch verleitet hatte, sondern ihre Trauer. Es war nicht den Kaiser, den sie verdammen wollte, sondern sich selbst. Und genau jenes unehrliche Opfer konnte Pluto nicht annehmen. Stella blickte etwas verloren zwischen Cressida sowie Seius Ravilla hin und her. Noch immer erinnerte sie die Namen, Gesichter und Orte ihrer Jugend, die sie, wie ständige Geister, heimsuchten. Es war eine verschwendete Verwirrung, die einem Albtraum ähnlich, sich ständig wiederholte. Noch eine Seele folgte dem Ruf eines Abgrunds, der durch Zeit gespalten war. "Danke," sagte die Tiberia. Sie atmete schwer und konnte nicht fassen, welche dunkle Magie an diesem Ort wirkte, die doch Licht erschuf. Pluto war wohl doch ein Teil jener Kraft, die man Leben nannte. Es war noch nicht ihre Zeit. "Ravilla," sprach sie seinen Namen mit einem mystischen Zauber aus und sprach danach den Namen der Sklavin ähnlich sternengleich aus. "Cressida." Sie waren hier. Jetzt wurde ihr er erst wirklich bewusst, wer hier war. Stellas Gesicht fand die Farbe wieder, auch wenn sie ihre gewohnte Blässe behielt. "Pluto...", wandte sie an die Statue, die auf sie alle herabblickte. Stella lächelte müde, fast schon bitter überzeugt. Ein Nebel schien sich über den Boden zu bewegen. Im Nebel spiegelte sich das Licht der Fackeln und gab dem Wasserbecken einen eigenen Charme.

    Imperator Caesar Appius Cornelius Palma Augustus
    Palatium Augusti
    Roma


    Tiberia Stella Patricia Romana Romanus Imperatori s.d.


    Vor einiger Zeit besuchte ich dich und wir führten ein sicherlich außergewöhnliches Gespräch. Ich erinnere mich persönlich noch sehr gut daran. Ich möchte dir kurz, da du ein viel beschäftigter Mann bist, die Pläne für das Grabmal mitteilen.


    Ich habe bereits mit einem Architekten gesprochen, der ein Grabmal außerhalb der Stadt an der via appia errichten wird. Gleichzeitig werde ich eine Statue anfertigen lassen, die vor dem Grabmal an der via appia aufgestellt werden soll. Jeder soll sehen, wie ein echter römischer Soldat aussah. Weiterhin bemühe ich mich um weitere Grabredner, die am Tag der Beisetzung bereitstehen sollen.


    Ich möchte dich an dieser Stelle bitten, dass wir uns erneut treffen und die weiteren Planungen gemeinsam durchführen, da es sicherlich auch für dich ein wichtiger Anlass ist und viele Bürger anwesend sein werden. Insbesondere der Auftritt ehemaliger commilitones und milites aus seinem Kommando sollten mit dir abgestimmt werden, da du den Oberbefehl hältst. Auch sollst du als pontifex maximus, da auch dir dieses Vorrecht obliegt, die jeweiligen Priester benennen und das Ritual gestalten.


    Ich bitte hiermit um eine Audienz.


    Tiberia Stella


    P.S.


    Antworten bitte an die Villa Tiberia richten. Dieses domus wird wieder hergerichtet.


    Veturia Serena Augusta
    Palatium Augusti
    Roma


    Tiberia Stella Patricia Romana Augustae s.d.


    Ich plane deinen Ehemann, unseren Imperator Caesar Augustus, um eine Audienz zu bitten, um das weitere Vorgehen der Beisetzung meines Vaters Aulus Tiberius Verus zu erörtern. Doch befürchte ich, dass der Kontakt zu deinem Mann unter einem schlechten Stern stand. Ich habe ihn sicherlich zu drastisch konfrontiert und er hat sehr kalt in unserem ersten Gespräch reagiert. Dabei wollte ich nur wissen, was meinem Vater widerfahren ist und warum ich nicht einmal von seinem sterblichen Leib Abschied nehmen konnte?


    Ich bin eine trauernde römische Tochter und fühle, dass mir etwas vorenthalten wird. Ich hege keine Feindschaft gegen dich und deine Familie. Ich möchte einfach nur wissen, was mein Vater für dich und den Augustus getan hat. Ich weiß darum, dass mein Vater auch für deinen Schutz verantwortlich war und er auch für dich Aufträge erledigt hat. Ich möchte dich nicht dazu bedrängen, mir Auskünfte zu geben oder mich in Staatsgeheimnisse einzuweihen aber ich bitte dich als römische Frau, mir beizustehen und mir vielleicht zu helfen, diese schwierige Zeit zu überstehen. Ich garantiere dir die gleiche Treue, die mein Vater dir zeigte.


    Ich bitte hiermit um eine Audienz bei dir.


    Tiberia Stella


    P.S.


    Antworten bitte an die Villa Tiberia richten. Dieses domus wird wieder hergerichtet.

    Stella brauchte einen Moment, um zu erfassen, was geschehen war. Die Tiberia kletterte unsicher aus der Sänfte und verkniff noch immer ihre Augen. "Wo?" Eine Frage, die sie einfach so stellte, weil sie diesen Ort nicht erkannte, auch wenn Valeria eine Benennung von sich gegeben hatte. Nicht mehr ganz bei sich, da das Fackellicht in ihren Augen brannte. Das dumpfe Dröhnen in ihrem Schädel wollte einfach nicht gehen. Stella hielt sich mit aller tiberischen Tapferkeit aufrecht und blickte zum Eingang des Stadthauses.

    Die Zeit war verspielt. Stella hatte nicht mehr die Zeit, geeignete Worte zu wählen oder passend zu reagieren, denn sie war als Mensch einfach furchtbar unsicher. Wie eine Sonne konnte sie strahlen aber eben so schnell in gewohnter Regel versinken. Die Verabschiedung des Soldaten traf Stella, die nicht damit gerechnet hatte, dass dieser einstmalig harte Soldat, der sich für einen Moment als Mensch präsentiert hatte, so schnell wieder flüchten würde. Es war in Stellas Augen eine Flucht, da er sich einem weiteren Gespräch entzog und die Tiberia mit seiner Antwort zurückließ. Die Mauern, die Stella zum eigenen Schutz errichtet hatte, bröckelten zusehens, da ihre Kälte, ihre morbiden Worte, nur ein Schild gegen die Welt waren, die sie einfach nicht verstand. "Vale," gab sie den Verlust zu. Der Soldat war gegangen, hatte sich verabschiedet und war fort. Und wahrscheinlich war er für immer fort, da die Wahrscheinlichkeit, diesen Mann in dieser Stadt wieder zu finden, erstaunlich gering war. Es war ein schmerzlicher Verlust, denn sie wollte ihm ehrlich antworten. So ehrlich, wie sie es nur konnte und sich einfach als die junge Frau zeigen, die sie eigentlich sein wollte. Doch nun war sie wieder dort, wo sie stets gewesen war. Es war zwar niemals zu spät, sich selbst zu verzeihen aber es war oft zu spät, einen Moment in die richtige Richtung zu bewegen. Stella schämte sich, dass der letzte Eindruck von ihr selbst, ein düsterer Blick in düstere Gedanken war. Beinahe wäre sie dem Soldaten hinterher geeilt, nur um ein Wort der Hoffnung an ihn zu richten, das seinen Idealismus nicht mit stiller Verachtung strafte. Doch sie hatte versagt, wie so oft versagt hatte, einfach ein Leben zu führen und das zu sagen, was Menschen verband. Sie sah die Person vor sich, verstand die Person aber sagte nicht das Richtige. Es war ein Fluch zu wissen, was geschehen würde und was das eigene Versagen für Folgen hatte. Stella war ihr Handeln nicht egal. Nichts war ihr wirklich egal und doch trudelte sie durch ihre Tage, wie ein fallender Stern, der seinen Platz am Himmel verloren hatte. Stella warf dem Soldaten noch einen liebevollen Blick hinterher, in der irrigen Hoffnung, dass er Umkehren würde. Er tat es wohl nicht.


    Stella verblieb noch ein Augenblick mit dem Senator. Die junge Tiberia konnte nicht sich selbst entkommen. Die Erklärungen des Senators verstand Stella, hörte aufmerksam zu und nickte fast bei jedem Satz dankbar. Sie wollte sich nicht erneut die Blöße geben, einen Menschen derartig zu übergehen und gehässig seine Werte zu negieren, auch wenn sie selbst andere Werte hatte. Es war gemein. Und Stella wollte nicht gemein sein. Sie hasste es ja selbst, wie gehässig und heimtückisch viele Menschen waren. "Entschuldigung," gab sie kleinlaut von sich und blickte den Senator mit ihren kristallklaren Augen an, die von einem inneren Feuer begleitet wurden. "Manchmal sind wir alle blind und ich war ebenso blind. Doch nun kann ich sehen," sagte sie und bediente sich damit - ohne ihr Wissen - eines christlichen Satzes, da dieser Satz der Blindheit oft im Zuge eines christlichen Erwachens benutzt wurde, da man erst durch das Licht des einen Gottes sehen konnte. "Ich brauche tatsächlich Hilfe aber Hilfe ist in dieser Stadt schwerlich zu finden," versuchte sie demütig zu antworten und gleichzeitig den Senator im Gepräch zu halten. Stella wollte jetzt nicht in ihr einsames Leben zurück. Das Gespräch brachte ihr Ablenkung von der Trauer und der grausamen Arbeit einer letzten Angehörigen. "Ich werde deine Worte bedenken und mich darauf beziehen, was mich einst mein Vater lehrte," meinte sie und kratzte sich nervös an der linken Schulter. Auch der Senator wollte gehen. Wieder einmal würde sie allein sein und keine ehrliche Hilfe finden, da sie durch Stolz, Schmerz und eigene Unfähigkeit, erneut ihre Karten verspielt hatte. Erst jetzt fiel ihr auf, dass sie sich dem Senator garnicht vorgestellt hatte. Es war vollkommen vergangen, da sie wieder in sich selbst gefangen war. "Ich bin Tib...," wollte sie reflexartig ihre Namen zur Verabschiedung hinwerfen, damit der Senator wenigstens ihren Namen kannte. Und brach dann ab, da es gefährlich war, sich jetzt einem Politiker zu offenbaren. Vielleicht war er ja tatsächlich für den Untergang verantwortlich. "Ich bin Stella," war schließlich die vergessene Vorstellung, die sie dem Iulius präsentierte. "Ich hoffe, dass wir uns eines Tages unter besseren Umständen wieder treffen," erklärte Stella mit einem ehrlichen Lächeln. Wenigstens diesen Abschied wollte sie menschlicher und offener gestalten, als den Verlust des Soldaten.

    Es war ihr egal, ob sie nun enttarnt war. Es war egal, denn unter Plutos Nähe war alles bedeutungslos. Der Tod machte Dinge obsolet. "Ja," antwortete Stella halbherzig und kämpfte mit sich, nicht die Augen zu schließen, da das Flimmern vor ihren Augen zu ersten Gesichtsfeldausfällen führte. "Es ist nicht...," wollte sie entgegnen aber schaffte die Worte nicht mehr, da sie sich darauf konzentrieren musste, nicht in Gedanken zu vergehen, da der dröhnende Schmerz immer stärker wurde. Die Ereignisse überschlugen sich und Stella nahm davon nicht mehr viel wahr, sondern folgte fast bewusstlos den Anweisungen und der Federführung der Valeria. So brach die verhexte Tiberia Stella zur Casa Valeria auf.

    Die Lage war klar und Stella wurde bewusst, dass hier nichts mehr zu gewinnen oder zu erreichen war. Stella gab vorerst auf aber merkte sich das dämonische Gesicht des Kaisers nur zu gut. Sie würde sich rächen für all die Leben, die dieser Kaiser zerstört hatte. Auch wenn Rom brannte, alles verging, dieser Kaiser hatte eine Feindin gewonnen. Herzlosigkeit wurde stets vergolten und Stella vergaß nicht. Mit Wut in den Augen ließ sie sich von den Prätorianern abführen. Widerstandslos folgte sie. Wortlos war die einsame Tiberia entschwunden.


    Sim-Off:

    Kaiserliche Antwortpost/Epistula bitte an die Villa Tiberia. ^^

    Eine okkulte Melodie zog Stella weit ab ihres Stammhauses in ihren Bann. Sie war an diesen Ort gekommen, um der Vergangenheit zu gedenken. Der Kampf schien verloren und gleich fatal war ihre Lage, dass selbst der Kaiser ein Dämon in Menschengestalt war. Stella hatte gehofft, sich von ihrer Agonie zu verabschieden und diese Einsamkeit endlich zu verlassen. Die Passanten waren vorbei gezogen, die Menschen gefangen in ihren Kreisen, so dass Stella fast unbemerkt in die Nebenstraße der Villa Tiberia gelangte. Was sie einmal geglaubt hatte, hatte keine Bedeutung mehr. Unschuldig und doch die Schuld der Familie tragend, kämpfte sie sich durch die Nacht. Die schwachen Lichter der Straße verdeckten nur mühsam die hereinbrechende Nacht. Die meisten Menschen gingen nach Hause und Stella tat dies ebenso. Nur war ihr Zuhause längst ein verlassenes Geisterhaus. Geheime Zeichen, die nur Einwegeihte deuten konnten, führten sie an der Außenwand entlang. Ihr Vater hatte von diesem Ort berichtet und ebenso gewarnt. Es war ein Ort unterhalb der Villa Tiberia, der seit Anbeginn der ersten Zeit existierte und von vielen Tiberii vergessen worden war. Ein Ort, den erst ihr Vater wieder entdeckt hatte. Es war ein Ort, der nicht nur Versteck war, sondern auch Schutz bot. Stella fand jenen losen Stein, den sie tief in die Wand drückte, um einen Mechanismus zu starten. Die Bodenplatte vor ihr sprang ein wenig hervor und ließ sich mit ein wenig Kraftaufwand schieben. Eine Treppe zeigte sich, die tief unter die Villa führte. Mit einem Schulterblicke blickte die Tiberia hinter sich. Ängstlich stieg sie die Treppe hinab und fand sich vor einer Eisentür wieder, die fest verschlossen war. Hektisch suchte Stella einen Schlüssel aus dem großen Lederbeutel hervor, den sie bei sich trug. Der Schlüssel passte in das übergroße Schloss und Stella konnte die Eisentür öffnen. Der Korridor hinter der Tür lag im Dunkeln, so dass Stella einige kleine Öllämpchen entzünden musste, die an der Wand des Korridors angebracht waren. Der Gang führte noch ein paar Schritte hinab und in einen großen Saal. Eine verwitterte Holztür gab den letzten Blick frei. Stella entzündete einige Fackeln, die an den tragenden Säulen hingen und urplötzlich erstrahlte der Raum in einem diesigen Licht. Im Zentrum lag ein großes Becken, welches mit schwarzen Fliesen verkleidet war und in diesem Becken befand sich Wasser, welches durch die schwarzen Fliesen eine merkwürdige Färbung fand. Am Ende der Halle stand eine große Statue des Pluto und ein Altar lag unmittelbar davor. An der Decke standen kryptische Worte in verschiedenen Sprachen, die kaum im Licht zu entziffern waren. Auf dem Altar stand in großen römischen Lettern: memento mori. Auf dem Alter lagen mehrere Dolche, welche das Siegel Prätorianer trugen, aber auch Dolche ohne Wappenprägung. Im Zwielicht am anderen Ende der Halle standen zwei Statuen des Thanatos, in seiner typischen Gestalt mit Kapuze und Mantel. Der Boden des Raumes war mit schwarzem Marmor belegt, der jedoch an einigen Stellen bereits gebrochen war und es schien eine rote Flüssigkeit unter dem Marmor zu fließen, der durch die Risse hervortrat und an der Oberfläche erstarrte. Stella wankte ehrfürchtig und gleichzeitig ängstlich durch die Halle. "Das ist es also," murmelte sie. "Das ist der Ort." Stella näherte sich dem Alter, wobei sie dem großen Wasserbecken ausweichen musste. Sie ließ den Lederbeutel fallen, um frei von jedem Gewicht zu sein. Stella strich mit ihren beiden Handflächen über den schwarzen Marmor des Alters, der sich seltsam kalt anfühlte. Dabei berührte sie einen der Dolche, der sich etwas bewegte. Im Zentrum aufgereihten Dolche lag eine Klinge aus einem schwarzen Metall, welche kryptische Zeichen trug. Die Klinge zog Stella magisch an, so das die Tiberia die Klinge am Handgriff packte und im Licht der Feuer anhob. Sie funkelte nicht. Der Dolch war leicht, sehr leicht sogar und lag sehr gut in der Hand. Er schien fast für sie gemacht zu sein, da sie ohne jede Mühe die antrainierten Bewegungen erinnerte. Ihr Vater hatte ihr Kunst des Dolchkampfes beigebracht. Doch Stella legte den Dolch zurück. Stella sank vor dem Altar zusammen, lehnte sich mit dem Rücken an den Stein und blickte in das scheinbar endlose Becken mit dem dunklen Wasser. Es gab keinen Grund weiter zu suchen. Dieser Ort war der letzte Ort, den ihr Vater für sie bereit hielt. Es war eine Gruft der Träume und Hoffnungen. An diesem Ort hatte ihr Vater versucht, seine Seele von Pluto zurück zu fordern. An diesem Ort waren die speculatores in geheimer Bruderschaft zusammengekommen, um nicht nur dem Kaiser zu dienen. Ihr Vater hatte seinen Eid nie verraten aber sicherlich den falschen Personen gedient. Dieser elende Kaiser hatte sich offenbart und es kümmerte ihn keinen Deut, was wirklich in menschlichen Herzen vor sich ging. Er interessierte sich nur für seine Macht. Und Macht war bekanntermaßen nur ein Atemzug. Das wusste Stella ganz sicher, denn die Meuchelinstrumente in unmittelbarer Nähe legten Zeugnis von vielen vergangenen Leben ab. Nun war ihr wirklich klar, was er ihr Vater war. Er hatte für diesen Kaiser heimtückisch gemordet, nur damit dieser seine Macht behielt. Kurz kam in Stella ein rachsüchtiger Gedanke auf, dass sie vielleicht den Kaiser heimsuchen sollte und ihm das gleiche Schicksal zuteil werden lassen sollte, was er anderen angedacht hatte. Doch schnell verwarf sie diesen Gedanken. Sicherlich würde sie ihn töten können aber dabei auch ihr eigenes Leben verwirken, für sie das so hart gekämpft hatte. Noch dazu würde es dem Namen der Familie schaden. Sollte das die letzte Erinnerung an die Tiberii sein? Nein, das wollte Stella nicht. Doch der Hass auf diesen Kaiser war so groß, dass er einerseits ihren Vater verdammt hatte und andererseits so ein furchtbarer Mensch war, ohne jegliches Mitgefühl und eher getarnter Wolf, denn als Mensch. Sie wollte ihn verfluchen, so abgrundtief verfluchen, dass ihm kein Glück mehr widerfuhr - und doch tat es Stella noch nicht. Hier an diesem Ort, der sicherlich viele dienstbare Geister des Pluto gesehen hatte, wäre ein Fluch sicherlich wirkungsvoller als an einem Marktstand. Interessant war, dass genau diese Grotte ihr Ruhe brauchte. Genau hier, an dem Ort der Flüche und Todes, der geheimen Versammlungen und Rituale zur Huldigung des Todes und vielleicht auch das Lebens bis zu seinem Ende, fand Stella eine okkulte Ruhe, da dieser Ort losgelöst von Rom schien. Das leichte Rauschen des Wasserbeckens, welches durch den Wind, welcher die Treppe hinab kam, in Bewegung gesetzt wurde und das Knistern der Fackeln, beruhigten Stella, die so voller Schmerz war, dass nicht einmal der Tod Vergebung erwarten konnte. Die Tiberia war nicht stark genug,ihre Trauer zu überwinden. Sie wollte nur nach Hause. "Pluto!" Ein lauter Ruf durchfuhr diesen Tempel. "Du bist bei meinem Vater. Du gabst ihm die Macht und die Tatkraft für sein Handwerk," rief sie. "Gib' nun auch mir jene Macht und Tatkraft." Stella stand auf, griff zum schwarzen Dolch, den sie empor streckte und dabei laut rief: "Ich widme dir mein Leben, du sollst es haben, damit ich meine Familie rächen kann." Stella wollte kein Besitztümer, keine politische Macht, sondern allein die Gewissheit, dass ihre Familie nicht umsonst vergangen war. "Ich verfluche den Imperator Caesar Augustus, der für alles verantwortlich ist! Er soll lange leben. Jeden Angehörigen überleben, bis er am Ende allein ist, vollkommen allein und einsam stirbt. Er soll allein sein, genauso allein, wie ich es bin." Stella hielt sich die Klinge an die Kehle, bereit ihren Eid gegenüber Pluto zu erfüllen. Ein Leben für ein Leben. "Nimm' mein Leben als Opfer. Pluto, nimm' mein Leben."


    Sim-Off:

    RetterInnen sind gerne eingeladen! :D

    Ihr Vater hatte Recht. Rom war Macht und Macht verdarb jeden Charakter. Es war gesagt und es fühlte sich richtig an, diesen Mann zu konfrontieren. Stella fühlte nicht einmal mehr Angst, nachdem die Maske des Imperators endgültig gefallen war. "Wäre es dein Vater, würdest du nicht ebenso fragen?" Ein Versuch des Appells an eine menschliche Seite des Herrschers, diesen Versuch sie aber sogleich wieder verwarf. "Ich bin nur eine Tochter, die trauert," erklärte sie und setzte sich damit bewusst in eine Position der Schwäche. Schwäche mit brachialer Macht zu überwerfen, war im Zweifel eher ein Verlust an Position und Authorität für den Imperator, als für Stella selbst. Stella hatte nichts zu verlieren, der Imperator sehr viel, vorallem seinen Ruf und die darauf fußende Authorität. Soldaten wertschätzten zwar Stärke aber umso mehr schätzten sie, dass ihre Angehörigen gerecht behandelt wurden. Insgeheim wusste Stella, dass sie in dieser Sache bereits gewonnen hatte, denn sie rang hier nicht um Geld, sondern schlicht um Wahrheit. Und der Augustus hatte sich offenbart. Mehr konnte sie jetzt nicht erzielen, außer der Imperator machte einen verbalen Fehltritt und erlaubte Rückschlüsse. "Er war ein hervorragender Vater," konterte sie als Antwort, wohlwissend nicht weiter gehen zu können. Auch war diese Antwort nicht angreifend gewählt, sondern in guter römischer Tradition der trauernden Tochter. Kein einfältiger Außenstehender würde darin einen versteckten Angriff vermuten können, da Stella gerade in dieser Sekunde die gute Römerin spielte. "Was ich möchte, Augustus?" Stella wandte sich ebenso zum Wandgemälde, so dass Kaiser und Waise direkt nebeneinander standen. "Eine würdige Bestattung meines Vaters durch seinen Imperator, eine Wiederherstellung der Ehre meiner Familie und die Einsetzung seines Erbes," sagte sie im gleichen kalten Ton. "Ich bin nicht dumm, Augustus," fügte sie an. "Ich weiß, um deine Position. Ich weiß darum, was mein Vater tun musste. Ich wollte es nur noch einmal hören, dass er eine Bedeutung für dich hatte. Es reicht mir, dass er ein guter Soldat für dich war. Du kanntest ihn. Danke," erklärte Stella und versuchte damit die Wogen etwas zu beruhigen, auch wenn sie selbst ein wenig anders dachte. Ein guter Soldat war für sie kein positiv besetztes Lebensziel. Gute Soldaten verließen ihre Familien. Gute Soldaten starben einsam. Und das wollte sie nicht positiv besetzen. Dennoch hatte der Kaiser gezeigt, dass er ihren Vater wirklich gekannt hatte. Etwas, was sicherlich nicht viele sagen konnten. Der Kaiser hatte ihren Vater gekannt und das erleichterte Stella um ein Gefühl, dass ihr Vater bedeutungslos gestorben war. "Es tut mir leid, dass ich aus Trauer unmittelbar gesprochen habe," sagte sie und ihre Stimme wurde wieder sanfter. In ihrem Gesicht zeigte sich jener Schmerz, jene Trauer, die endlich frei agieren konnte. Stella wirkte zerbrochen, nicht gefährlich oder heimtückisch, sondern einfach einsam. Sie erinnerte sich an das letzte Lebwohl ihres Vaters.

    Die kühle Distanz traf Stella. Es war die selbe Kälte, die ihr Vater immer gezeigt hatte, wenn er über seine Arbeit schwieg. Es schien ein frostiger Pakt zu sein, den Männer in Machtpositionen mit sich selbst schlossen. Diese Kälte schmerzte und machte taub. Stella hasste dieses Gefühl, welches zurückgelassen wurde. Der Kaiser und Stella waren allein. Es gab keinen Grund, ein falsches Theater zu spielen. Auch dieser Mann vor ihr, hatte Schuld daran, dass ihr Vater verloren war. Männer und ihre Träume waren oft grausam selbstgerecht. "Nicht nur das," antwortete die Tochter, die Antworten brauchte. "Dir ist nicht einmal das Blut auf dem Pergament aufgefallen?" Enttäuschung ließ Stella schaudern. Dieser Imperator war in der Tat ein Meister der Masken aber hatte sich verspielt. Denn Stella kannte diese Masken nur zu gut. Ihr Vater trug stets eine Maske. Im Gesicht der Tiberia lag die selbe Kälte, die Distanz schuf, wie im Ausdruck des Kaisers. "Mein Vater ist sehr wahrscheinlich in deinem Namen gefallen. In einem fernen Land, fern von seiner Familie," sprach Stella mit betonter Stimme. "Er starb, umgeben von wenigen Getreuen, die mir diesen Brief brachten. Er starb in einem fernen Land und sicherlich kannst du mir den Grund nennen, warum er das tat? Warum starb mein Vater und warum hat Rom ihn vergessen?" Ja, Rom hatte ihn vergessen. Wie Rom auch einen jeden Tiberius vergessen hatte, der jemals gelebt hatte. Dieser Familie war verdammt zu Dienst und Verlust. Es war ein bitteres Spiel des Schicksals. "Er starb für dich. Er starb nicht für uns," stellte Stella mit glasigen Augen fest, als die Erinnerung wieder Trauer wurde. "Er starb für deinen Befehl. Für dich, allein für dich. Und nun stehe ich hier, allein, als Waise, ohne Familie...," verlor sie ihre Kälte und fand sich selbst im brennenden Feuer des eigenen Schmerzes wieder. "... meine Gens ist ausgelöscht, durch Christianer, durch Feinde, Krankheit und pflichtbewusste Eidestreue." Stella zog heftig Luft durch ihre Nase, während das Flimmern vor ihren Augen wieder einkehrte. Das Gesicht des Kaisers verschwomm vor ihren Augen aber sie hielt sich im Augenblick. Die Pflicht gegenüber allem, was sie noch war, hielt sie hier. "Ich brauche Antworten. Ich kann schweigen. Ich möchte nur die Wahrheit hören. Dann können wir über deine Verantwortung sprechen. Dein Versprechen," sagte Stella mit mutiger Stimme, direkt ins Gesicht des Kaisers gerichtet, obwohl ihre Körpersprache von Angst ummantelt war. Jene Angst, die seit dem schrecklichen Tage mit sich trug. Es war ihr inzwischen egal, was der Kaiser dachte und was sie erwarten konnte, denn endlich hatte sie diese Fragen an die verantwortliche Person gerichtet. An die Person, die ihren Vater mit seinen Aufgaben getötet hatte. Der Imperator hatte ihn nicht erlöst, nicht vom Eid entbunden, nach Hause geschickt, sondern jeden Tag seine Talente für sich selbst eingesetzt, obwohl er sehen musste, dass ihr Vater immer herzloser wurde. Es war egal, denn es war ohnehin gemein, bösartig und herzlos, was Stella nun allein in dieser Welt erdulden musste. Allein dieser Weg hier im Palast war reine Peinigung.

    Ja, sie wollte es erneut sagen aber schwieg. Der Kaiser suchte mit seinen Augen in ihrem Gesicht nach Ähnlichkeiten. Stella nahm dies wahr, da sie die feinen Züge von Menschen erkennen konnte. Diese kleinen Ausdrücke, wenn man diese beachtete, vieles verraten konnten. Beweise. Wieder Beweise. Dabei hatte sie doch dem Beamten, auch gegen wirklichen Wunsch, einen Beweis vorlegen müssen. Doch in diesem Fall hatte sie wohl erneut keine Wahl. "Ja," antwortete sie einfach und kramte erneut in jenem Geheimfach ihrer Ledertasche, welche auf den ersten Blick nicht sofort erkenntlich war. "Einmal den Siegelring der Familie," zog sie einen einfachen aber gut gefertigten Siegelring hervor, der einstmal wohl einem Soldaten des Hauses gehort haben musste. Blut klebte im Siegelstein und auch das Material war zerkratzt. Das Gold hatte gelitten aber funkelte noch immer strahlend gegen die eigenen Schäden an. Stella wollte nicht erklären, dass sie dem Beamten diesen bereits gezeigt hatte, wie auch den Brief. Mit einer weiteren Bewegung zog sie den Brief hervor und reichte diesen mitsamt dem Ring weiter. "... und hier!" Hoffentlich verstand der Imperator und ganz besonders die Lage in der sich Stella nun befand.


    Wenn der Kaiser das Pergament in die Hand nahm, würde er Blutflecken auf der Außenseite erkennen, viele kleinere Einrisse und Schmutz, doch die Schrift in der beschriebenen Innenseite war gut leserlich und am Ende mit einem breiten Wachssiegel des Hauses Tiberius abgesetzt.


    Ad Tiberia Stella


    Liebstes Kind, mein Licht,


    Stella, wenn du diese Zeilen liest, bin ich vermutlich tot. Nur noch ein leises Flüstern im Wind. Es tut mir leid, dass dich diese Botschaft so erreichen muss. Mein treuer Lucius wird dir diesen Brief und weitere Briefe gebracht haben. Sie sind durchnummeriert und zu gegebener Zeit wirst du weitere Briefe öffnen. Die Briefe enthalten Instruktionen, die dir helfen sollen, mit dem Opfer, welches ich beging, zu leben und dich darauf vorzubereiten, dein Leben weiter zu bestreiten. Dein Bruder erhält ebenso entsprechende Briefe mit für ihn bestimmten Instruktionen. Jeder Brief wird dir den Abschied erleichtern, auch wenn ich weiß, dass es schwer für dich sein wird. Ich liebe euch. Du bist tapfer und wirst ins Leben finden. Du bist doch die Tochter deiner Mutter. Die Sterne werden nur für dich erstrahlen und wenn du in den Himmel blicken wirst, werde ich einer dieser Sterne sein, der über dich wacht. Ich habe dich stets vermisst und selbst im Tode vermisse ich euch alle. Doch meine Zeit ist knapp, die Gefahren zu groß, so dass ich noch nicht alles sagen, was ich dir gerne sagen möchte, liebste Stella. Ich bin dir als Vater ein Leben schuldig.


    Ich möchte dich darüber in Kenntnis setzen, dass ich Vorkehrungen und Vorbereitungen für mein mögliches Ableben getroffen habe. Dir wird es an Nichts mangeln, wenn du exakt die Instruktionen befolgst. Höre mir gut zu, Stella. Ich war ein treuer Diener des Imperator Caesar Augustus und habe manche Tat in seinem Namen begangen. Seine Befehle führten mich in manche Hölle. Ich habe es nie genossen, nie geliebt, denn meine Liebe galt allein meiner Familie. Doch Treue und Ehre banden mich.


    Diese Treue gegenüber dem Imperator Caesar Augustus, die durch heiligen Eid besiegelt ist, verbindet mich auch nach dem Tode mit dem Imperator. Er gab mir einst ein Versprechen, dass er im Falle meines Ablebens für eine angemessene und würdige Bestattung sorgen würde. Darüber hinaus schließt die Tradition eine Versorgung meiner Angehörigen mit ein. Römische Sitte wird auch ihn binden, dich anzuhören und dir zu helfen.


    Er kann diese Bitte nicht ablehnen, da er so jedem Getreuen, die durch heiligen Eid an ihn gebunden sind, mittelbar vom Eid lösen würde. Unser Imperator Caesar Augustus ist ein gerechter Mann. Habe keine Angst vor ihm. Er wird dich mögen, wie viele dich mögen. Du bist klug, schön und tapfer. Alles Eigenschaften, die auch er in dir sehen wird. In aller Verbundenheit wird er sich um dich kümmern und sein Versprechen einhalten. Ansonsten mögen ihn die Götter strafen und jeder grausame Fluch des Pluto ihn treffen. Suche ihn in Rom auf dem Palatin auf. Sei aber vorsichtig, denn Rom ist voller Schlangen.


    Du hast ein Leben verdient.


    In Liebe,


    dein Vater


    Au. Tiberius Verus




    Immerhin wurde kein Krieg erklärt. Vorerst. Stella reagierte dennoch distanziert und kratzte sich nervös am Kopf. Dabei löste sich ein Teil des teuren Kopfschmuckes und fiel mit einem Geräusch auf den Boden. Mist. Mit einer eleganten Bewegung hob Stella das Schmuckstück mit ihrer Linken auf. Stella beäugte das Schmuckstück, ob es beschädigt war oder vielleicht etwas schmutzig geworden war. Nein, das war es nicht und so steckte sie es wieder an die ursprüngliche Position zurück. "Kürbisse sind etwas teurer als eine Pastinake und sollten besser als Suppe gegessen werden," meinte Stella und lächelte. Irgendwie fand sie ihn inzwischen etwas weniger schlimm. Er nahm ihre Entschuldigung an, hatte einen gewissen Humor und hatte den Schuldigen in der Torwache richtig ausgemacht. Das war alles gut und schön. Aber er blieb immer noch ein Schnösel. "Der erste Eindruck ist immer wichtig." Stella beäugte das Schuhwerk aufmerksam und fand sofort einen Mangel. "Ich würde an deiner Stelle eher zur römischen Sparsamkeit neigen und deinem Patron zeigen, dass du zwar Stil hast aber nicht unnötig Geld ausgibst. Gerade die höheren Herren mögen es, wenn man gute Materialien trägt aber diese nicht zu überladen sind," erklärte die Tiberia eine Modeweisheit. Stella deutete in Richtung des getragenen Schuhwerks und machte eine abweisende Geste. "Die sind zu wuchtig. Viel zu wuchtig und auch zu... Vergessen wir sie einfach." Dann stellte Stella den Weinbecher schlicht auf dem Boden ab. "Ich selbst bin aber auch keine Expertin für Mode," sagte sie mit einem leichten Lachen, welches schnell endete.

    Bei Pluto! Dieser verdammte Kerl sprach sie wirklich an. Gerade jetzt. Mit einem großen Schluck verschwand der gesamte Inhalt des Weinbechers in ihrem Rachen. Nur rülpste sie nicht. Ein wenig Dame war sie doch. Stella sollte ihm helfen? Scheinbar hatte dieser Schnösel sie nicht erkannt. Ihr Glück, welches schnell verschwand. Er erkannte sie, dass sah sie in seinen Augen und seinem Ausdruck. Unangenehm, wirklich unangenehm. Stella machte zur Sicherheit einen Schritt zurück und hoffte, dass irgendeine Person auftauchen würde, die sie erlöste. Es tauchte keine auf. Mit dem elenden Becher in ihrer Hand, hustete sie einmal kurz gespielt, um sich eine Antwort zu überlegen. "Wenn du genau so viel Geschmack, wie bei der Wahl deiner Kissen beweist, brauchst du wirklich Hilfe," scherzte sie und hoffte mit einem wirklich zuckersüßen, aber auch ehrlichen, Lächeln die Wogen etwas zu besänftigen. Sie wollte keinen Kleinkrieg. Nicht mehr heute. Auch wenn er ein furchtbarer und eitler Schnösel war! Der aber in diesem Augenblick in gewisser Weise zu ihrem Spiegel geworden war. Denn Stella hatte sich ähnlich eitel herausgeputzt, vielleicht aus anderen Motiven aber sie hatte sich ähnlich in Mode geworfen. Jetzt bemerkte sie die Beule in Schläfenhöhe. Ups. Das wollte sie nicht. Stella verletzte ungerne. "Es tut mir leid...," meinte sie. "Das mit der Pastinake."

    In der Distanz flimmerten die Lichter. Wie in dunklen Albträumen, verschwamm das Bild und diese schleichende Pein kroch durch ihren Verstand, als die Trauer der Erkenntnis verhalf, dass die Erinnerung zur Folter geworden war. Die Schatten huschten vorbei, in geschützten Kreisen, wie im kalten Hunger getrieben, sich an der Einsamkeit nährend, die ihr Herz zu ihrer Wüste machte. Stella konnte nicht mehr in vollem Bewusstsein auf ihre Umgebung achten, da dieses pochende Dröhne in ihrem Schädel hallte. "Gerne," antworte sie und versuchte im Flimmern die Sklavin auszumachen, die ihr helfen sollte. Stella konnte sich kaum aufrecht halten, denn Pluto wollte sie nicht gehen lassen. Noch nicht. Ihre Mission so (un)heilig sie auch war, war noch nicht abgeschlossen. Stella war verflucht dazu, den Tod zu begleiten und klar zu sehen, was passieren würde. Oder auch nur zu glauben, dass dies so war. Es war egal, was sie wollte oder hoffte, denn seitdem sie Pluto einen Eid geleistet hatte, war sie nicht mehr frei. In falschem Eifer hatte sie Pluto etwas versprochen, damit dieser ihr ein echtes Leben fern des Verstecks schenken würde. Ein Leben, welches sie führen konnte. Und nun führte sie zwar ein Leben aber nicht jenes, welches sie gewollt hatte. Aus Angst und Furcht war die Konzeption verklungen und es blieb nur dieser kalte Eifer übrig, dieses Leben endlich zu führen. Doch mit dem Leben kam der Schmerz der Erinnerung, der Trauer und auch der Erfahrung. "Casa Valeria, gut," war die knappe Antwort der Tiberia, die sich mühsam in ihre Kleidung kämpfte, um jeden Schritt und Bewegung ringend. Sie hörte nur den Namen Tiberius aber konnte dies nicht klar zuordnen. Konnte es tatsächlich ein Tiberius sein? Ein echter Tiberius aus ihrer Gens? "Tiberius, sagst du? Ein Mann aus der Gens Tiberia?" Das musste sie wissen und mit magischer Wundermacht ihres Herzens konnte sie für einen Augenblick das Flimmern bei Seite schieben und blickte Valeria aufmerksam an. "Ich brauche kein Geld," meinte sie, obwohl sie es doch brauchte. Aber Stella wollte keine Bittstellerin sein, da sie fest an die Geheimnisse ihres Vaters glaubte und dieser sicher vorgesorgt hatte. Das Dröhnen verschlimmerte sich in ihrem Schädel und das Flimmern kehrte in ganzer Intensität zurück. Angekleidet fiel sie sitzend auf die Sitzbank, stützte ihren Kopf in ihre Hände und schloss ihre Augen. "Ich begleite dich gerne. Lass uns zur Casa Valeria gehen," sagte Stella merklich erschöpft, während sich ihre Finger in ihre Haare gruben. Es war Stella nur wichtig, schnell von hier zu entkommen und Pluto vorerst allein zurück zu lassen. Doch Pluto würde Stella wieder finden. Immer wieder tat er das.

    "Ein Centaur also," wiederholte die Tiberia und schmunzelte. Doch sie reagierte nicht sofort auf die Frage des mächtigen Herrschers. Der Kaiser wirkte deutlich netter und herzlicher, als Stella angenommen hatte. Ihr Vater hatte immer gesagt, dass der Imperator stets eine Rolle spielte, je nach Lage und Notwendigkeit. Aber hier wirkte er eher ... menschlich. Fast schon zu menschlich. Stella wollte vorsichtig bleiben, denn dieser Mann konnte mit einem Befehl ganze Reiche vernichten lassen oder ein Todesurteil ausstellen. "Mein Vater war früher häufiger hier...," sagte Stella und versuchte dann auf das freundliche Grinsen mit einem freundlichen Gesichtsausdruck zu reagieren. "... nicht in diesem furchtbaren Raum. Aber bei dir irgendwo hier im domus," meinte sie leicht scherzend. "Ich gehöre nicht zu deinen Bediensteten oder Beamten, Augustus," begann sie den scherzenden Ton wieder aufzubrechen. "Ich bin Tiberia Stella, die Tochter des Tiberius Verus, deines trecenarius," war schließlich die Aussage, die Stella überzeugt vermittelte. Ihr Herz schlug dabei heftig, so dass ihre Wangen deutlich an Farbe gewannen. "Er hat bis zu seinem Verschwind...," wollte sie erklären aber brach dann ab, um den Satz zu verbessern. "...bis zu seinem Tod dir stets treu gedient und manche Aufgabe für dich erledigt."

    Achilles wurde durch seine Loyalität getötet, nicht nur die gegenüber seinem Eid, sondern auch gegenüber seiner eigenen Legende und seinem Herzen. Loyalität war es Sicht der jungen Tiberia nur dann vertretenswert, wenn sie gegenüber gerechten Versprechen stand. Es lag eine Ironie darin, dass Loyalität oft als Entschuldigung für eigenes Versagen betrachtet wurde. Stella war loyal aber verwandte den Begriff Loyalität nicht so, wie es der Senator tat. Sie war loyal gegenüber ihrem Herzen, gegenüber Menschen und auch einem übergeordneten Ideal. Loyalität ist man nicht schuldig, sondern man ist es schlicht. Loyalität ist keine Schuld, kein Vermächtnis, sondern eine Entscheidung einer Person gegenüber einer Sache oder einer Person. Echte Loyalität war nicht zu kaufen oder zu erwerben, sondern nur zu finden. Der Senator schien Loyalität als Geschäft zu betrachten und Stella sah es schlicht anders. Stella wollte antworten, den Senator konfrontieren und ihre Meinung darlegen, tat es aber nicht. Es hatte keinen Sinn, einem Mann, der Loyalität als Schuld betrachtete, das Gegenteil zu beweisen und Loyalität als Prinzip zu erheben. Im Gegenzug entschied sich Stella einen Gedanken preiszugeben. "Es liegt eine Ironie darin, dass Menschen gute Gründe zum Leben suchen und dies die gleichen Gründe sind, warum sie am Ende ihr Leben verlieren," platzierte die düstere Stella eine verbale Saat, die auch bei anderen ein Gedanke werden konnte. Eine Idee des Zweifels an der eigenen Position, dem eigenen Leben und auch der eigenen Wege. Im Chaos klammerten sich Menschen an manche Dinge, die keinen Wert hatten. Und oft starben und lebten Menschen für die falschen Gründe. Meistens jedoch für sich selbst. "Ich glaube, dass wir einander nichts schuldig sind, außer weiter zu machen. Ein Leben ist kein Urteil, kein ewiger Schuldspruch, sondern es ist schlicht für sich genommen, eine Abfolge von einem Tag zum nächsten. Das einzige Urteil sprechen wir uns selbst zu," erklärte die junge Philosophin des Pluto mit großen Worten. Doch so einfach konnte es nicht sein. Die Trauer brachte jenen Satz hervor: "Mein Vater ist tot." Er war tot und nichts, kein Gott und keine staatliche Entschuldigung konnte genug Rechtfertigung für Stella sein. Es tat einfach weh. So vieles tat einfach weh und dieser Schmerz brannte so schwer und machte das eigene Leben so unglaublich schwierig. "Ich mache niemanden einen Vorwurf," log sie. Sie machte vielen einen Vorwurf aber wollte sich nicht erklären und die Feinde benennen, die sie ganz sicher als Gegner ausgemacht hatte. "Doch mein Vater kehrte nicht mehr zurück. Eine Familie musste ohne Vater auskommen. Kinder allein sein. Diese Leere füllt kein Ideal, kein Traum und auch keine Entschädigung," wandte sie sich an den Soldaten, fast schon warnend, sein Leben nicht wegzuwerfen. "In gewisser Hinsicht sind die Götter grausam, nicht wahr?" Sie blickte wieder zum Senator. "Sie verlangen Opfer. Immer wierder. Oder verlangen vielleicht wir selbst Opfer? Sind wir es die Rechtfertigung suchen?" Stella wollte diesen beiden Männer konfrontieren. Eine Herausforderung sein, dass sie sich nicht wieder bequem hinter Worthülsen oder moralischer Flucht verstecken konnten. "Rom sind die Menschen. Rom sind wir alle und auch unser Schmerz ist Rom, also ich bitte dich, Senator, diese Menschen nicht zu übergehen und auf die Götter zu verweisen. Wir Menschen müssen handeln, jeden Tag, und keine Moral und kein Prinzip lindert den Schmerz der Trauer. Nur Pluto und die Zeit verschaffen Erledigung," sagte Stella und ihre Augen weiteten sich beim Wort Pluto, fast so als ob sie ihn herbeirufen wollte. "Ja, das Gewesene wird nicht durch Selbstvorwürfe aufgehoben aber wir alle sollten uns selbst stellen und uns selbst fragen, was wir für Menschen waren und was wir für Menschen werden müssen." Und Stella wollte eine Feindin aller werden, die Leid und Tod brachten. "Was wirst du tun, Senator?" Eine Frage, die kaltherzig blaffte und machte eine Geste zum Himmel und dann zum Boden. "Was wirst du tun, Soldat?" Sie blickte den Soldaten ernst an und machte die gleiche Geste. "Was werde ich tun?" Stella zeigte auf sich selbst und machte die gleiche Geste. "Ich bin nur eine Waise und mache weiter. Jeden Tag mache ich weiter, weil ich daran glaube, dass mein Vater das gewollt hätte." Dann blickte die Tiberia in den Himmel über der Stadt, die chaotischen Wolkenformationen beruhigten sie.

    Stella war vom merkwürdigen Beamten in diesen recht unfertigen Raum geführt worden. Kurz darauf hatte sie der Beamte verlassen. Stella blickte sich etwas perplex um. Dieser Raum in seinem unfertigen Zustand hatte etwas Gruseliges. Nein, Stella war nicht direkt voller Furcht aber es war ein unangenehmes Gefühl. Ein furchtbares Wandgemälde tat sein Übriges dazu, dass Stella sich sichtlich unwohl fühlte. Die Farben waren falsch zusammengestellt, der Ausdruck einschüchternd und im Ganzen war dieses Wandgemälde eine Zumutung, da es den ganzen Raum mit seiner hässlichen Farbenpracht bestrahlte. Stella zog sich in eine weit entfernte Ecke des Raumes zurück, wo sie sich auf eine Lagerkiste setzte, die nur lieblos mit einem Stück Leinen bedeckt worden war. Die Tiberia wusste nichts mehr der Situation anzufangen. Es gab kein Gespräch, keine Aufklärung und auch sonst keine Information vom Beamten, der sich einfach davon gestohlen hatte. Was war das dort in der Wand neben der Tür? Mit einer fast sportlichen Bewegung sprang Stella von der Kiste und kratzte an der abgeplatzten Wand. Putz löste sich und gab den darunter liegenden Ziegel preis. "Ganz schön billig," murmelte Stella und amüsierte sich darüber, dass selbst das domus augusti doch mehr Schein als Sein war. Marmor in den repräsentativen Gängen und großen Empfangsräumen war die Fassade für einen stinknormalen Bau im Hintergrund. Das Imperium musste sparen. Mit einem gelangweilten Fingerstreich entfernte sie Putzkrümmel von ihrer Hand. Sie sollte auf den Imperator warten. Genau hier. An diesem gruseligen Ort. Das weckte keine positiven Gedanken. Urplötzlich tauchten Stimmen im Korridor vor dem Raum auf. Stella, leicht panisch, huschte zurück in die etwas dunklere Ecke bei der Lagerkiste und tat so, als ob sie Inventar war. Wenn es tatsächlich der Kaiser war, dann hatte sie jetzt ein Problem, da sie überhaupt nicht wusste, was sie sagen sollte. Ihr griechisches Feuer hatte sie schon beim verlorenen Beamten verschossen.


    Tatsächlich tauchte der Kaiser mit einer kleinen Entourage auf, darunter wohl auch ein Maler, da er mit diesem sprach. Stella verhielt sich ruhig und verweilte einfach an Ort und Stelle. Es war besser erst einmal zu beobachten. Sie war kurz davor, das Anliegen, welches sie seit Jahren beschäftigte, endlich der entscheidenden Person vorzutragen. Doch diese Person bemerkte sie noch garnicht. Aus dem Nichts wandte sich der Augustus an Stella, die leicht nervos einen Blick um sich warf, ob er nicht eine andere Person meinte. Nein, sie wurde gemeint. Unangenehm. Sie hatte eine klare Meinung aber sollte sie die wirklich äußern? Ja, sie tat es. Stella sagte stets das, was ihr Herz befahl. "Die Wand ist nicht zu retten. Das gesamte Bild ist einfach nur wirklich, wirklich, wirklich....," sagte sie und machte eine dramatische Pause und deutete dann zur Wand. "... hässlich. Es gruselt mich sogar ein wenig." Stella nickte ernst und hoffte, dass sie damit nicht ihr Todesurteil unterschrieben hatte. "Was soll das eigentlich sein? Ein Esel mit Weinreben auf dem Kopf?" Stella zog die Schultern hoch, wobei sie vorsichtig lächelte, um die Schärfe aus ihrem Ausdruck zu nehmen.