Beiträge von Pollux

    Was sie heute verloren hatten, war mehr als nur 500 Sesterze. Es war die Hoffnung darauf, diesen Winter nicht frieren und hungern zu müssen. Und ein weiteres Stück ihres Glaubens an die Menschen. Nein, Castor und Pollux waren keine Menschenfreunde und es fiel ihnen leicht, ihnen die Kehlen durchzuschneiden. Sie hatten keinen Grund, irgendjemand zu lieben, außer sich gegenseitig. Pollux legte seinem Bruder eine Hand auf den Rücken.


    "Wir werden ihn dazu bringen, zu zahlen."

    Castor und Pollux hingegen, die ihren Auftrag mustergültig erledigt hatten, warteten vergebens am Treffpunkt. Sie froren, fluchten, trällerten ein Lied. Sie hatten in einem Sack den Beweis für die Erfüllung ihrer Pflicht dabei, was bei der Kälte kein Problem darstellte. Nichts faulte, nichts stank, keine Fliegen. Aber wo war der Auftraggeber, dem sie die Beute stolz zu präsentieren gedachten?


    "Bruderherz", sprach Pollux schließlich voll Trauer, "mich deucht, man belog und betrog uns!"

    Ach herrje! Pollux streckte den Kopf durch die Tür und sah das fleischbepackte Problem. Der würde sich auch nicht um den Finger wickeln lassen, so wie der schaute. Wusste nicht, was gut für ihn war. So verschwand der Göttersohn noch einmal und kehrte dann - strahlend - zurück mit dem Köfferchen, dass er kurz vielversprechend öffnete.


    "Beruhigungströpfchen gefällig?", sprach er, als wäre dies nur Alkohol. Dabei ließ er die Flaschen leise klimpern, weil er wusste, dass Trunkenbolde auf dieses Geräusch gut ansprangen.

    Der entsetzte Quieker von Pollux endete in hysterischem Gelächter, als Castor übersprudelte. Der Straßenhändler, der ihnen diese Fläschlein angedreht hatte, würde dafür bezahlen, dass er seinen Bruder vergiftet hatte. Das Kästchen mit den Henkeln, fast schon ein Köfferchen, schob er nun in ein Wandloch, vor dem ein Haufen Unrat gestapelt war. Die Hände würde er vielleicht noch benötigen und außerdem lud das Köfferchen dazu ein, ihn anzusprechen, um etwas Verbotenes von ihm zu kaufen. Zumindest nahm Pollux an, dass die tückischen Rauschmittelchen verboten waren. Aber weder wollte er angesprochen noch die Substanzen loswerden.


    "Bist du fertig? Du erledigst die Arbeit, ich stehe Schmiere."


    Nur wo? Er brauchte einen guten Platz. Suchend blickte Pollux sich um und lehnte sich dann rücklings an eine Hauswand. Er verschränkte die Arme vor der Brust und stellte fest, dass er zitterte, obwohl er keine Kälte spürte. Nicht gut.


    "Du solltest dich beeilen!"

    Der Tanzschritt des Pollux verebbte, als sie den Mercatus urbis erreichten. Er blickte das Gebäude hinauf, das kein Ende zu nehmen schien. Es ging einfach immer weiter und er musste den Kopf bis in den Nacken legen, um die Dachkante zu sehen.


    "Ohhhh! War die Taverna Apicia schon immer so riesig? Was für ein hübsches Haus! Gerade hübsch genug für Lecania Maesa, deren Füllung von fachkundiger Hand entfernt werden soll."


    Pollux giggelte. Wie sie das anstellen sollten, würde ein wenig Kreativität erfordern. Er klatschte sich selbst mit beiden Händen mehrmals auf den Hintern und dann in die Hände, ehe er in sie hineinpustete, um sie zu wärmen.


    "Frisch ans Werk! Und denk an das Schoßhündchen ihres Vaters, dass sie angeblich begleitet."


    Vermutlich einer der üblichen Schlägertypen. Einen Plan hatten die Zwillinge bislang nicht. Wenn Castor keinen ersonn, würden sie auch für den Rest der Nacht keinen haben.


    Pollux musterte sein Brüderchen von der Seite, das ein wenig verkniffen wirkte. "Wie war eigentlich die braune Flasche?"



    Was zuvor geschah: Dunkle Wolken ziehen auf ....


    Ei, was für eine schöne Sammlung er da erworben hatte! Ein Kästchen voll kunterbunter Glasfläschchen, jedes mit einem anderen geheimnisvollen Kräutersud befüllt. Das gesamte Geld, welches er besessen hatte, war dafür hops gegangen. Wen scherte es? Bald waren sie zig mal so reich. Pollux spürte ersten Frost nicht in seine Haut beißen, obgleich er nur eine langärmlige Tunika trug und seine Füße in dreckige Lappen gewickelt waren. Unter dem Einfluss des bittersüßen Sudes aus der gelben Flasche fühlte er sich wie Ikaros! Jedoch, was scherte ihn die Sonne? Die Sterne waren es, zu denen er hinaufwollte, um sie vom Himmel zu reißen! Er sprang hoch hinauf, griff in die Luft, verfehlte sie, versuchte es ein weiteres Mal.


    Castor hatte ein anderes Fläschlein aus der bunten Sammlung nehmen dürfen. Was er wohl spüren mochte? Hoffentlich fühlte er sich genau so gut wie Pollux!


    Wenn auch der Rausch den Göttersohn Pollux trieb, hatte er jene tief verinnerlichten Regeln zum Geleit, die ihn bis heute hatten überleben lassen. Eine davon besagte, er dürfe sich bei Nacht nicht im Freien zur Ruhe betten, wenn der Atem weiße Wolken schlug, sondern musste wach bleiben bis zum Sonnenaufgang, sonst würde er niemals mehr den Tag erleben. Das Mittelchen half dabei, die erste Frostnacht zu durchstehen. Aber bald schon, bald wären sie reich und die beißenden Nächte im Winter würden sich ihre Zähne an der Tür ihres eigenen Hauses abbrechen!


    Pollux wurde das Herz weit, er sang mit hoher und seidenweicher Stimme ein Liebeslied und die Götter (sie beide) allein wussten, wem es galt:


    "Dem Liebsten versäume nicht nachzugehn

    Zur nächtlich bestimmten Stunde.

    Sein Kichern verrät ihn, du wirst ihn erspähn,

    Nicht kann er´s in dämmriger Laube verschmähn,

    Dich zu lieben aus Herzensgrunde!"*


    Und Pollux kicherte. Glücklich tanzte er neben seinem Bruder her, nicht darauf achtend, wohin er trat - es spielte keine Rolle, der Weg war ihm wohlbekannt, wie alle Straßen, alle Gassen. Diese Welt gehörte ihnen. Hoch oben zwischen den Spalten der steingewordenen Finsternis, zwischen den Dachkanten der Insulae, glitzerten die unerreichbaren Sterne und der Mond wies ihnen wie ein silberner Krummdolch den Weg.



    Sim-Off:

    *frei nach Horaz

    "Die Zwillinge strahlend

    mögen dich zahlend!"


    Pollux griff nach Castors Hand. Gemeinsam wichen sie rückwärts in die Schatten der Ruine zurück, wo sie verschwanden, als wären sie nur ein süßer Traum gewesen. Nur der Parfumduft, der in der Luft hing, verriet, dass dieser Traum Wirklichkeit gewesen war.

    "Das Problem wird samt und sonders vom Antlitz Romas verschwinden. Wann und wo wirst du uns das Opfer darbringen, o Demütiger?", säuselte Pollux. Er hatte nicht vor, sich um den verdienten Lohn prellen zu lassen.

    "Wir sind Göttersöhne, natürlich können wir das. Wir können alles, was dein Herz begehrt. Wir sind hier, um die Menschen glücklich zu machen. Sprich nur deine geheimsten Wünsche aus und sie sollen in Erfüllung gehen." Pollux lächelte freundlich. "Wenn die Opfergabe stimmt."

    Pollux stützte den Ellbogen auf die Schulter seines Bruders, legte das Kinn in seine Hand und stellte die Beine über Kreuz. Lächeln nicht vergessen, während seine Augen unsichtbare Pfeile in den Rücken der Frau schleuderten. Erst, als er sicher war, dass sie nicht mehr lauschen konnte, blickte er dem fremden Mann aus schwarz umrandeten Katzenaugen ins Gesicht.


    "Wir sind von den Sternen hinabgestiegen, um den Sterblichen zu helfen, welche Not auch immer sie plagt", ergänzte er die Worte seines Bruders. "Wir helfen bei jenen Dingen, für die andere Götter wenig Verständnis haben. Wir haben für jede Not ein offenes Ohr. Wir bringen das Heil und die Erkenntnis, das Glück und die Liebe jenen zurück, die keine andere Hoffnung mehr haben."


    Und dafür war ihnen jedes Mittel recht, wenn nur der Preis stimmte.

    "Aber wir suchen nicht länger", sprach Pollux. "Wir haben längst gefunden."


    Er schenkte dem fremden Mann einen Augenaufschlag, der Gletscher hätte zum Schmelzen bringen können. Zeitgleich hoffte er, dass der Kerl mitspielen würde, selbst wenn er nicht auf der Suche nach käuftlicher Liebe die Ruine des Ganymed aufgesucht haben sollte. Jemanden, der sie ausspionierte, konnten sie nicht gebrauchen. Diese Frau musste schnellstmöglich verschwinden. Diese verdammte Truhe gehörte ihnen!

    Da stieß er bei einer Brandruine auf zwei gar liebliche Gestalten, einer blond, der andere rothaarig, die sich sehr ähnlich sahen. Im Gegensatz zu den meisten Bewohnern der Subura wirkten sie nicht abgewrackt, sondern ausgesprochen vital. Sie kannten die Regeln der Unterwelt und wussten sie effektiv zu ihren Gunsten zu nutzen. Ein kurzes, pseudogriechisches Röckchen war ihr einziges Bekleidungsstück. Eine süße Parfumwolke umgab sie und ihre Gesichter waren auffällig geschminkt. Die Ruine, durch die sie schlenderten und deren Front fehlte, war zum Teil beräumt, der Fußboden wieder frei und die herabgestürzten Steine nach Größe sortiert auf unterschiedliche Haufen geschichtet. Kisten voller Baumaterial verrieten, dass dieses Haus nicht aufgegeben, sondern repariert und renoviert werden sollte.


    Der Rotschopf ging nun auf alle viere, ohne mit den Knien unten anzustoßen. Mit einer Verbeugung legte er das Ohr auf den Boden und klopfte. Mit einem leichtfüßigen Schritt ging er ein Stück weiter, drückte wiederum das Ohr auf den Grund und klopfte erneut. Auf diese Weise untersuchte er systematisch und zügig den Untergrund. Wenig später gelangte er an der letzten Ecke an. Er stand auf, den kirschrot bemalten Mund frustriert verzogen, und klopfte seine Hände sauber.


    "Das war der letzte Raum. Hier ist auch nichts, Castor! Bis auf die Cloaca Maxima. Langsam weiß ich keinen Rat mehr, wo Kyriakos die Truhe noch versteckt haben könnte. Vielleicht sollten wir seinem Sohn die Nase abschneiden?"


    Er stützte die Hände in die schmalen Hüften und besah sich nun die Wände.

    Wir sind vollkommen missverstanden!


    Und die Siebenschwänzige bekommt auch Liebe!
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    Einmal Liebe für jede Kugel!


    Und Liebe für die Schwarze Liste!
    <3
    Auch Schwarze Listen haben Gefühle.

    Liebe für alle! <3


    Liebe für die Spielleitung! <3
    Liebe für Cerretanus! <3
    Liebe für Lurco! <3
    Liebe für Tiberios! <3
    Liebe für Eireann! <3


    Und natürlich Liebe für Castor und mich! <3 <3 <3 <3 <3

    Einen Gruß an die wundervolle Gesellschaft des IR! <3


    Mein geliebter Bruder und ich, wir möchten gern in die Fußstapfen der nebulösen Nimbati treten. Was müssen wir dafür tun?


    Herzlichst,
    euer Pollux