Beiträge von Pollux
-
-
-
Zwanzig Sesterze! Die waren schneller eingesammelt und in Sicherheit versteckt, als dass Satibarzanes die Kinnlade herunterfallen konnte. Titus wurde von den Zwillingen flankiert, die ihn sehr bestimmt in Richtung eines Raumes lotsten - nicht, ohne Brutus ein dankbares Lächeln über die Schulter zuzuwerfen, dass sich in ein gieriges Grinsen verwandelte, kaum, dass sie wieder nach vorn schauten. Der schüchterne Kunde hatte es ihnen angetan. Das Letzte, was man von Titus sah, war, wie Castor prüfend seinen Hintern tätschelte, ehe die Tür hinter den Dreien zuschlug. Von Titus blieben nur zwei traurige Sandalen im Vorraum zurück, die Satibarzanes aufhob und sauber zu machen begann, damit es so aussah, als ob er irgendwie nützlich sei.
Derweil hatte sich der Inhaber des Ganymed hervorbequemt. Hinter ihm schaute neugierig der kleine Nymphis hervor, der heute rosa Magnolien im Haar trug.
-
Der Eingangsbereich war zwar nicht gerade eine Halle, aber groß genug, um die Wand entlang steinerne Sitzbänke zu beherbergen. Es gab auch einen kleinen gemauerten Tresen, in dessen Rückseite Kleinkram untergebracht war sowie ein paar Getränke und Becher. Direkt hinter der Eingangstür saß Python im Schatten, der wie die meisten Gladiatoren nur aus Muskeln und Fett bestand, während zahllose Narben seine Haut zierten. Seine Dienste waren nicht sehr oft erwünscht und so machte er sich gerade die Nägel mit einem kleinen Küchenmesser, ohne die beiden eintretenden Männer mehr als nötig zu beachten. Ihre augenscheinliche schlechte Laune würde sich aller Wahrscheinlichkeit in Luft aufgelöst haben, nachdem sie bedient worden waren.
Ganz anders Satibarzanes, der auf eine brutale Nulldiät gesetzt worden war, bis er seine Daseinsberechtigung wieder erarbeitet haben würde. Nach drei Tagen Hunger wuchs die Verzweiflung. Seine hüftlange Lockenmähne hatte er vergebens versucht, in eine Frisur zu verwandeln und abgenommen hatte er in der kurzen Zeit auch noch nicht. "Salvete die Herren", grüßte er die beiden Gäste freundlich und ließ ihnen Gelegenheit, ihre Wünsche zu äußern. Er hoffte, dass der Inhaber des Lupanars seine Bemühungen mitbekam, der in einem der Hinterräume beschäftigt war, aber seine Ohren überall zu haben pflegte.
Derweil traten Castor und Pollux ein wenig deutlicher ins Blickfeld. Obwohl die Zwillinge schon 18 waren, waren sie zweifelsohne diejenigen, welche die meisten Kunden an Land zogen, was nicht nur an ihrem Äußeren lag, das dem römischen Ideal eines Jünglings sehr nahe kam, sondern auch an ihrer wenig zurückhaltenden Art. Während Castor Satibarzanes einen überheblichen Blick zuwarf, der besagte, dass mindestens einer dieser Kunden ihnen gehörte, schenkte Pollux dem jünger und freundlicher aussehenden von beiden ein zuckersüßes Lächeln. Dieser drückte sich schüchtern hinter seinem Kumpel herum, aber sie würden ihm helfen, seine Scheu zu überwinden. Castor und Pollux hatten den Vorteil, dass sie immer zu zweit arbeiteten und sich dadurch prinzipiell sicher fühlten, bis hin zu haarsträubender Risikobereitschaft. Nachdem Castor Satibarzanes einen bösen Blick zugeworfen hatte, holte er eine Waschschüssel und machte sich daran, dem auserkorenen Kunden die Sandalen auszuziehen und die vom Suburadreck gezeichneten Füße liebevoll zu waschen. Satibarzanes konnte den Grobklotz haben - falls er überhaupt jemanden haben würde. Pollux lächelte dem Kunden weiterhin zu.
Satibarzanes bemühte sich, sein eigenes freundliches Gesicht aufrecht zu erhalten, während er auf die Rückmeldung der Gäste wartete und die Zwillinge noch mehr verabscheute als je zuvor.