Beiträge von Sisenna Seius Stilo

    << RE: Der goldene Gockel


    Nach dem Abschied von Marara kehrte Stilo n die Castra der Legio zurück, wo er im Officium des Centurios dessen Schriftkram so gut er es vermochte, abarbeitete. Er hatte sich nur eine winzige Ölfunzel angezündet und alle Fenster verrammelt. In der Finsternis der leeren Gemächer brütete er über den Unterlagen, doch er benötigte heute noch länger als sonst. Seine Gedanken schweiften ab. Als er in sein Bett kroch, schliefen längst alle.

    "Die Posten in der Verwaltung sind voll besetzt ... und die helfen durchaus." Stilo kratzte sich den Hals. "Aber die haben immer viel zu tun, auch ohne, dass der neue Optio ihnen mit seinen Geburtsschmerzen in den Ohren liegt. Ich versuche, so viel wie möglich selbst zu erledigen, um die Kameraden zu entlasten." So konnte man umschreiben, dass man Schiss hatte, als unfähiger Trottel dazustehen, wenn man fragte. "Du warst Optio unter dem Primus Pilus? Was ist dir lieber, Respekt oder Beileid" Er grinste. Die Primi Pili galten selbst für den Maßstab von Zenturionen als besonders verbissene Hunde.


    "Einer germanische Familie entstammst du, interessant. Welcher Stamm? Dann weißt du ja besser Bescheid über kleinliche Zwists zwischen den Einheimischen als jeder andere. Wenn du hier was zu melden hättest, was würdest du raten im Umgang mit unseren Steppenräubern?"


    Auf die Einschätzung vom Profi war er gespannt. Dass er den Centurio zuvor indirekt einen Barbaren genannt hatte, war Stilo hingegen so peinlich, dass er sich eine Entschuldigung verkniff und hoffte, der Patzer würde still und leise unter irgendeinem Teppich verschwinden.

    "Ich werde sicher darauf zurückkommen. Es gibt noch zu viele Situationen, in denen guter Rat teuer wäre. Bellatus ist ein viel beschäftigter Mann, da er den organisatorischen und logistischen Überbau beider Centuriae im Auge behalten muss, die Dinge, die ein Optio auch in Vertretung nach Möglichkeit eher nicht wahrnehmen sollte."


    Besonders, wenn er keine Einweisung erhalten hatte. Die Fehler, die Stilo in seinem Versuch, auch die Verwaltung zu stemmen, begangen hatte, passten auf keine Kuhhaut. Vermutlich war es Bellatus irgendwann zu bunt geworden. Das Angebot zum ungezwungenen Gespräch nahm Stilo ebenso gern an. Er wusste, wie öde Straßenbau sein konnte und ein Gespräch zwischendurch erhielt zwar nicht die Effizienz, aber die Moral.


    "Aber du hast Vergleichbares erlebt? Hier in der XV oder wo? Dein Akzent klingt eher nordisch." Im Gegensatz zu dem von Stilo, dessen Aussprache einen griechischen Klang hatte, da er in Cappadocia aufgewachsen war, wo nicht Latein, sondern Koine als Verkehrssprache galt. "Ich habe meine Grundausbildung in der IX Hispana gemacht, die gegen Ende meiner Zeit dort nach Germania inferior versetzt wurde. Ist das deine Ecke?


    Was unsere Räuber betrifft, teile ich deine Einschätzung. Dahinter steckt ein sehr dicker Geldesel. Vermutlich wieder mal einer der Fürsten. Das läuft jedes Mal so. Sie stänkern, bis Rom einen Gesandten mit einem dicken Batzen Geschenken schickt. Danach geht es wieder für eine Weile, irgendwoher muss ihr abartiger Reichtum in dieser kahlen Gegend ja kommen. Vermutlich hat Rom diesmal zu lange damit auf sich warten lassen."


    Er wies auf die Straße.


    "Daran sieht man es auch, wenn man mich fragt." Aber ihn fragte ja keiner. "Normalerweise sind die Tempelfürsten dazu verpflichtet, die Straßen warten zu lassen, wenn sie das Land schon unbehelligt weiter regieren dürfen. Ein bisschen Mitarbeit wird man ja wohl von ihnen erwarten können. Selten so arrogante Menschen erlebt. Die Barbaren in Germania inferior sind da ein ganz anderer Schlag Mensch, sie kämpfen offen. Wenn sie die Wölfe sind, die sich den Mond anheulend zur Jagd auf Rom versammeln, ist so ein Tempelfürst die Schlange, die nachts lautlos in Roms Bett kriecht, heimlich sein Blut trinkt und ihr Gift in seine Adern fließen lässt, ehe sie genau so lautlos verschwindet."


    So ähnlich wie Tribun Tuccius, aber das konnte Stilo unmöglich aussprechen.


    "Man kann sich aussuchen, was man bevorzugt."

    "Genau so war es. Ich sagte Ja, er sagte Nein und warf mich raus. Sein Wort ist endgültig, unumstößlich und indiskutabel. Wir können zudem nicht zu Cimber gehen, er hat kein Officium, er arbeitet im Stall."


    Er umschloss ihre weichen, unnützen Fäustchen mit den Händen, zog sie an seinen Mund und küsste sie. Stilo musste hier für den Bruder einstehen, auch wenn er sich über dessen Entscheidung ärgerte.

    "Optio Sisenna Seius Stilo", stellte er sich vor. "Zweite Centuria der vierten Kohorte. Unter Tiberius Coriolanus, wie man neuerdings munkelt, allerdings hat er seinen Dienst noch nicht offiziell angetreten. Ich denke ... hoffe ... das kommt noch. Sonst muss ich die Centuria weiterhin allein vertreten."


    Er zuckte entschuldigend mit den Schultern, obwohl es nichts gab, für das er sich entschuldigen musste. Es war eher stellvertretend für die Stabsebene. Jemanden, der gerade erst zum Optio befördert worden war, allein auf eine Centuria im Kriegsgebiet loszulassen, war nicht sehr freundlich. Er war froh über den Beistand von Centurio Bellatus als Mentor, ohne dessen Expertise der Übungsmarsch vermutlich fatal geendet wäre.


    "Uns haben die Steppenreiter eines unbekannten Stammes überfallen. Aber wir haben sie aufgerieben und ihren Anführer in die Hände bekommen. Er soll zeitnah verhört werden."


    Sein anfänglich triumphierendes Grinsen verrutschte bei der Erkenntnis, dass das Verhör Cimber oblag ... Duplicarius der langsamsten Turma von Roms Kavallerie. Sie würden das Ergebnis erst in einem Jahrzehnt erhalten oder Cimber wechselte zwischendurch die Einheit oder starb an Altersschwäche. Stilo runzelte gestresst die Stirn. In Cappadocia bedurfte es eiserner Nerven und einem Übermaß an Geduld.


    "Die Steppenreiter sind gut ausgerüstet gewesen, so dass ich nicht von wilden Jünglingen ausgehe, die sich die Hörner abstoßen wollen, sondern von einem Geldgeber. Die Truppe war altersmäßig durchmischt. Die meisten waren im besten Papa-Alter. Da käme ein bisschen Geld natürlich recht, um die hungrigen Mäuler zu stopfen. Arme Schweine."

    "Ich hatte mich richtig entschieden! Ich sagte ihm, dass ich dich heiraten will!" In einer Mischung aus Zorn und Trauer betrachtete er Madaras schönes Gesicht. "Da entschied er selbst sich auf einmal für Sabaco. Aber gut. Ich habe meinen alten Freund und Kameraden nicht umsonst vorgeschlagen. Es wird dir bei ihm gut gehen, er wird dich behüten und ... aber das sagte ich alles bereits.


    Wo Zmertorix ist, weiß der Geier! Vermutlich ist er in einem Klamottengeschäft hängen geblieben oder hat sich spontan entschieden, wieder Eremit zu werden. Sei es drum! Ich kann dich nicht begleiten, mein Platz ist hier. Und du musst auch nicht zurück nach Caesarea, sondern kaufst dir unterwegs alles, was du benötigst. Cimber wird dir das notwendige Geld mitgeben, melde dich einfach an der Porta Praetoria, wenn du so weit bist."

    << RE: Baracke der Legionsreiterei


    Der Schlüssel knarrte, die Tür öffnete sich. Ein sichtlich verstimmter Stilo trat ein.


    "Madara", posaunte er und drosch die Tür hinter sich zu. Dann fuhr er herum. "Cimber hat seine Entscheidung getroffen. Du wirst nach Germania reisen und Sabaco heiraten. Und zwar jetzt sofort." Warum hatte er seinen Freund nur vorgeschlagen ... er hätte einfach so tun sollen, als wüsste er niemanden. Aber besser Sabaco als irgendwer anderes. Jetzt versuchte Stilo, es schnellstmöglich hinter sich zu bringen. "Pack deine Sachen und Abmarsch."

    "Ich hatte korrekt gegrüßt, aber vielleicht ist es untergegangen im Lärm. Ich kann es auch noch ein zweites Mal tun, wenn du wünschst." Er blinzelte freundlich, er war da unkompliziert und wenn er zehnmal grüßen sollte, dann tat er das und hatte hinterher immer noch gute Laune. "Ihr hattet zu viel Spaß, - in Satala? Das muss man erstmal hinkriegen." Er stellte sich vor, wie eine betrunkene Centuria die winzige Taberna "Zum goldenen Gockel" auseinandernahm.


    Er musterte den Sklaven, dessen freche Körperhaltung ihm auffiel, besonders liebenswürdig, während er ihm gedanklich einen Tritt ins Gesäß verpasste, der ihn im hohen Bogen zurück zu seinem Herrn fliegen ließ. Er war nicht ganz sicher, ob es der gleiche war, mit dem er sich auch schon herumgeärgert hatte, aber wahrscheinlich kam er zumindest aus dem selben Nest.


    "Und ihr kommt hier gut zurecht?!", erkundigte er sich bei Duccius, weil er plaudern wollte. Er versuchte, sich auf den neuesten Stand zu bringen, was die Gerüchteküche betraf: "Ansonsten dienstlich alles gut so weit? Kein Ärger mit Barbaren oder üblen Vorgesetzten?" Freilich würde er sich auf Nachfrage für erwiesene Auskünfte ebenso revanchieren ...

    "Du unterliegst einem Irrtum. Ab Centurio lebt man in einer eigenen Bude und kann entsprechend auch seine Frau mit in die Legio holen." Er schaute etwas verschnupft, weil Cimber ihm darin zustimmte, kein geeigneter Mann für Madara zu sein. Eigentlich hatte er erwartet, dass Cimber darin fortfahren würde, ihm zu sagen, was für eine vortreffliche Partie er doch sei. "Wenigstens hast du dich endlich mal entschieden. Dann gehe ich Madara jetzt sagen, dass sie ihre Sachen packen und sofort nach Germania abreisen soll! Sabaco wartet nicht gern. Noch weniger mag er es, wenn seine Verlobte einem anderen schöne Augen macht."


    Oder wenn sein bester Kumpel das tat. Er packte Cimbers Oberarme, vorsichtiger diesmal, und tätschelte ein wenig darauf herum. Sie waren zwar in Uniform, aber hier in der Stallbox sah das ja keiner. "Also dann! Erfüllenden Dienst noch. Man sieht sich später."

    Den faulen Pansa im Schlepptau schlenderte Stilo über die frisch renovierte Straße. Über den frühen Feierabend war niemand böse. Die meisten waren in den Thermen oder im Goldenen Gockel in Satala verschwunden, aber sie beide wollten noch ein wenig frische Luft schnappen, um in Ruhe zu plaudern. Bald erreichten sie die Kameraden, die sich mit der Strecke abmühten, an der sie selbst zuvor noch gearbeitet hatten.


    "Sieht doch ganz ordentlich aus", meinte Pansa, während die nagelbeschlagenen Sohlen seiner Caligae über die frischen Früchte anderer Menschen Arbeit klapperten.

    "Japp", fand auch Stilo, der neben ihm schlenderte. Es gab keinen Grund zur Eile. Sie grüßten die Offiziere und machten es sich dann in einer guten Zuschauerposition am Rand bequem. Während Pansa einen Schluck kalte Posca aus einer handlichen Amphore genoss, saß Stilo so, dass er mit den Offizieren plaudern konnte - falls einer die Luft dafür hatte.


    "Na?! Was habt ihr ausgefressen?", erkundigte er sich schließlich. Ah, sieh an. Der Centurio der abgestraften Einheit war dieser Duccius Ferox. Mit dem hatte er bisher nicht viel zu tun gehabt und konnte ihn daher nicht einschätzen, aber das würde sich nun zumindest teilweise ändern.

    "Du meinst, ohne noch ein Aber anzufügen? Gut ... ich versuche, Klartext zu sprechen."


    Er schaute zu, wie Cimber sich die Oberarme rieb, die er ihm vor Anspannung zerquetscht hatte. Stilo schnaufte gestresst, blickte in der Gegend herum, scharrte mit dem Fuß.


    "Wenn es danach geht, was ich möchte, sage ich: Ich möchte Madara heiraten. Zum Hades, du hast recht, sie hält mein Herz in ihren süßen Händchen. Sie ist meine Wüstenrose, wunderschön, genügsam und bescheiden, nie klagt sie, sondern lacht und packt die Dinge selbst an. Doch gerade das darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass auch sie Zuwendung braucht, um nicht zu verkümmern. Sie benötigt einen Mann, der sie auf starken Händen trägt. Genau das bin ich nicht, Cimber. Mein Leben ist die Legio und ich brauche die Abende mit den Kameraden. Sie müsste sich viel um sich selbst kümmern, eigenverantwortlich den Haushalt führen, wäre viel allein. Sie würde verwelken wie eine Blume, die man nicht gießt."


    Nun sah er Cimber an, registrierte dessen prüfenden Blick. "Zum Glück ist Zmertorix Peregrinus, so dass er für eine Hochzeit eh nicht infrage kommt, nicht wahr? Sonst wäre er doch eine gute Partie gewesen, er stammt ja aus fürstlichem Hause und sein Vater ist nicht gerade arm."


    Höchstens arm dran mit einem Sohn, der keinen Anlass dazu sah, das Erbe als Familienoberhaupt anzutreten oder die Linie fortzuführen und lieber in Frauenkleidung Einsiedler spielte, Galluspriester werden wollte und durch die Lande tingelte. Dass Cimber ihm seinen Lieblingspriester und Seelenklempner geklaut hatte, fand Stilo wenig lustig und bohrte nun mit Genuss den Zeigefinger tief in die Wunde.

    "Sollte dein Versprecher vorhin in Wink der Götter sein? Ich habe gewartet, ob du ihn noch bemerkst." Er grinste. "Du hast gefragt: Willst Du Madara heiraten oder möchtest Du sie Stilo überreichen? Nette Auswahlmöglichkeit, du scheinst dir deiner Sache sicher zu sein.


    Im Ernst jetzt. Eier hat sogar Zmertorix. Wenn es nur danach geht, könnte Madara genau so gut ihn heiraten, vielleicht wird er dann ja normal. Du nennst mich liebevoll Schweinehund und sagst, ich müsste keiner sein. Aber Selbsterkenntnis ist keineswegs der erste Schritt zur Besserung. Mir geht es blendend mit mir selbst, ich will mich gar nicht ändern. Du würdest deine Schwester einem Mann zur Frau geben, der gern Schweinehund ist."


    Er merkte, dass er Cimber schon wieder an den Schultern packen wollte, also stützte er sich jetzt mit einen Arm an die Wand, um dem Arm etwas zu tun zu geben.


    "Ich würde Madara schon aus Eigennutz trotz aller Gegenargumente heiraten, sobald ich das Centurionat innehabe. Dass ich ihr einen anderen Mann empfehle als mich selbst, ist der aufrichtigste Beweis meiner Zuneigung, den ich erbringen kann. Liebe allein macht nicht glücklich, Cimber."

    "Nein, weiß er nicht. Muss Sabaco das? Er wird Madara sehen, sich ihre Worte anhören und verstehen, was er tun soll. Vielleicht gebe ich ihm noch einen Brief mit, um sicher zu gehen."


    Als Cimber sich beklagte, ließ Stilo endlich seine Oberarme los. Warum er die so festgehalten hatte, wusste er auch nicht, vermutlich war es die Anspannung, die sich ihren Weg gebahnt hatte.


    "Natürlich mag ich Madara ... die Götter sind meine Zeugen ... aber ich habe kein Land, ich bin nicht mal Centurio, ich kann sie also nicht heiraten, höchstens zur Geliebten nehmen, aber hat sie das verdient, wenn sie einen Ritter aus einer wohlhabenden Gens in Hispania haben könnte?"

    << RE: Ordnung in den Sauhaufen bringen


    Die Routine hatte sie wieder. Die Wunden heilten, die Eindrücke der Schlacht verblassten, zumindest bei den meisten. Stilo hatten solche Erlebnisse noch nie mehr als nötig aufgeregt, er nahm das Leben, wie es kam. Er unterhielt sich gern mit dem Signifer Felix, ein älterer Kamerad, von Wind und Sonne frühzeitig faltig geworden, und von zahllosen Schlachten vernarbt, sehr zuverlässig. Mit ihm ein oder zwei Becher Wein zu trinken, war ein guter Ausklang für den Abend.


    Noch lieber mochte Stilo ausgerechnet die bösartige Pestbeule der Centuria I leiden, den faulen Pansa, obwohl der nicht müde wurde, den kleinen Cinna zu quälen. Stilo überlegte, wieso er ausgerechnet den unbeliebtesten Kameraden der ganzen Kohorte mochte, und brauchte ein paar Tage, bis ihm bewusst wurde, dass er wohl unbewusst einen Ersatz für Sabaco suchte. Fast hätte er aufgelacht. Stilo hatte scheinbar ein Herz für Arschlöcher.


    Er nahm sich sein Bastelzeug aus dem Regal und schaute seine letzten Werke an. Der erste Versuch war fehlgeschlagen. Anstatt sich selbst zu geformt zu haben, sah die handgroße Tonfigur eher aus wie derjenige, für den sie bestimmt war. Also hatte er einen zweiten Versuch unternommen. Das Resultat konnte sich sehen lassen. Nun standen die zwei kleinen Tonkameraden dort im Regal in Freundschaft vereint, nach dem Brennen hart genug, um nicht so leicht kaputtzugehen. Sie würden die Reise nach Germania überleben. Stilo hatte sie sogar bemalt, ihnen kleine Tunikas aufgepinselt, Haare und die passende Augenfarbe ebenso.


    Stilo wusste, dass Sabaco für jeden, der ihm wichtig war, mindestens eine Tonfigur auf dem Altar stehen hatte, doch keine für sich selbst. Das würde sich bald ändern. Stilo wollte, dass die Götter über seinen Freund wachten, da er es aus der Ferne nicht vermochte. Er wusste, das Sabaco jemanden brauchte, der das für ihn tat, denn Sabaco selbst achtete nicht auf sich.

    "Was mache ich aus einem sehr wichtigen Grund? Hier aufkreuzen? JA, zum Henker, es geht um Madara!" Er ließ nicht Cimbers Oberarme los, sondern griff fest zu und starrte ihn an. "Wir beide haben keineswegs lang und breit diskutiert, wen Madara heiraten soll. Wir haben überhaupt nicht diskutiert! Ich nannte Sabaco, du stimmtest zu und damit war es entschieden. Wir sind effektiv in so was. So weit, so schön. Nun aber ist Madara mit deiner Entscheidung nicht einverstanden und macht mir schöne Augen. Mir", ächzte Stilo.


    "Ich würde sie heiraten, Cimber ... die Götter wissen, dass ich sie heiraten würde! Aber du kennst mich ... und ich kenne mich. Manchmal bin ich ein Schweinehund, ich bin nicht der Mann, der ihr auf lange Sicht gut tun würde. Sabaco wäre die bessere Partie. Er ist Eques, seine Gens hat Ländereien im schönen Hispania. Er wird sie lieben und beschützen, kein anderer Mann könnte das so gut wie er."

    Stilo lachte und klatschte Cimber zum Gruß auf die Schulter.


    "Bruder, auf ein Wort."


    Damit kündigte er an, dass es um private Themen gehen sollte. Er bugsierte Cimber in eine der Boxen, damit nicht jeder gleich lauschen konnte, auch wenn er leise sprach. Private Plaudereien während der Dienstzeit ... verzweifelt packte er Cimber an beiden Oberarmen und starrte ihm in die Augen.


    "Madara will sie mich heiraten! Ich werde schwach, wenn sie mich so ansieht. Es erscheint mir gar nicht mehr so eine gute Idee zu sein, sie nach Germania zu Sabaco zu schicken. Wieso muss ich das überhaupt organisieren? Sie verführt mich, was soll ich denn jetzt machen? Sie ist deine Schwester, sprich ein Machtwort und sag ihr, wen von uns beiden sie heiraten soll!"

    Madara unternahm alles, um es ihm schwer zu machen, würdevoll aus dieser Situation herauszukommen! Jetzt schaute sie ihm auch noch lachend ins Gesicht, pausbäckig, sinnlich, eine wandelnde Einladung. Kein Wunder, dass irgendwelche Wüstenbewohner ihre Frauen verschleierten. Stilo verspürte gerade den gleichen Drang.


    "Leute um den Finger wickeln kannst du." Zum Glück war es nur Zmertorix, der Madara begleiten würde, falls sie zur Reise aufbrach. Er hatte einen guten Riecher gehabt, sich für den Galater zu entscheiden. "Tuccius wäre keineswegs froh, uns los zu sein - er hat uns gern da, wo er uns gängeln und vor allem im Auge behalten kann. Die Tuccii sind vermutlich die einzige Gens, die sich mit dem vollsten Vergnügen mit Leuten umgeben, die sie hassen. Du wartest bitte noch ein Weilchen hier oben im Zimmer. Ich werde in einer Stunde zurück sein."


    Fluchtartig eilte er aus dem Raum, bevor sie ihn wieder küssen konnte. Anders kam er hier nicht mehr fort. Von außen drehte er den Schlüssel herum, band ihn an seinem Gürtel fest und stapfte die Treppe hinab. Hinter dem Goldenen Gockel stand eine Pferdetränke, wo er sich erstmal kalt abwusch.


    RE: Baracke der Legionsreiterei >>