Beiträge von Sisenna Seius Stilo

    Stilos Schmunzeln verbreiterte sich. Madara hatte seine Andeutung nicht verstanden. Aber sie war auch nicht Sabaco, der die Menschen mit der Präzision eines Filetiermessers lesen konnte, selbst wenn man das so einem Grobholz kaum zutrauen mochte. Sabaco hätte gewusst, was Stilo mit seinen Worten sagen wollte, aber er war nicht hier. Und es war nicht absehbar, wann und ob sie sich je wiedersehen würden. Stilo schob den wenig erbaulichen Gedanken auf Abstand.


    "Deine Idee war tapfer, Madara, aber überstürzt. Doch nun sind wir ja hier und alles ist gutgegangen. Cimber wird aus der Ferne nichts anderes tun können, als eine Brieftaube mit einem entsprechenden Befehl zurück zum Gestüt zu schicken."


    Stilo wies mit dem Daumen nach draußen. Er nahm bei fast jedem Ritt eine oder mehrere schwarze Brieftauben im Transportkäfig mit. Diese würde zwar in der Casa Seia landen, doch die Sklaven würden die Botschaft an das Gestüt weiterleiten.


    "Was Cimber aus den Informationen macht, werden wir sehen. Wichtig ist, dass er es erst einmal erfährt. Du wirst von uns hören, entweder von ihm oder von mir. Also. Man sieht sich."


    Er nahm ihre fleischige kleine Hand, die er sanft drückte. Mit einem Lächeln wandte er sich ab, um Cimber aufzusuchen.


    RE: Baracke der Legionsreiterei >>

    Stilo zeigte ein Lächeln, um die schlimmsten Vermutungen zu entkräften.


    "Niemand ist gestorben. Aber dein Gestüt ist um 82 Pferde ärmer. Ein Überfall. Die Details muss dir Madara erzählen - sie hat mich vom Gestüt aus bis hierher begleitet und wartet im Goldenen Gockel auf dich. Ich wollte sie nicht allein dort zurücklassen. Eure Freigelassenen uns Sklaven haben es nicht vermocht, sie zu schützen, darum dachte ich, dass du mir den Hals umdrehst, wenn ich sie allein in Caesarea zurücklasse."

    << RE: Der goldene Gockel


    Nachdem er Umbrena Madara verabschiedet hatte, brachte Stilo seine Pferde in die Ställe und ließ sie versorgen. Die Tiere waren nach dem Ritt geschafft, brauchten Pflege, Futter und Ruhe. Danach bog Stilo zur Unterkunft von Cimber ein, noch immer staubig und stinkend von der Reise. Das Bad konnte noch ein paar Momente warten.


    "Duplicarius Umbrenus?" Stilo schaute, ob Cimber hier irgendwo anwesend war. Sonst würde er ihm eine Wachstafel hinterlassen.

    "Oder wie abgestorbene Bäume, wenn sie vor einem stehen. Wenn sie liegen, wie ein Stapel ausgebleichtes Brennholz."


    Dürre und blonde Menschen verkörperten in Stilos Augen den Anachronismus jeder Attraktivität. Man sollte nicht oberflächlich sein, sagte irgendwer, aber wen kümmerte es. Stilo fand es in Ordnung, diese Sorte von Mensch hässlich zu finden und den brünetten, sinnlichen Typus wundervoll. Er fand es auch in Ordnung, in Schubladen zu denken. Ein Gegner auf dem Schlachtfeld war ein Feind und fertig. Ob er privat ein netter Kerl war, vielleicht Vater eines Kindes, das ihn mit Piepsstimmchen Papa nannte, war Stilo gleichgültig. Es musste ihm gleichgültig sein. In dieser Weise ordnete er auch sein übriges Leben in simplem Pragmatismus und war damit glücklich.


    "Es ist nicht ungewöhnlich, dass die Stabsoffiziere ihre Frauen mitbringen. Wer sich denen nähert, braucht hinterher nicht zu heulen. Aber man ist ja in der Castra nicht eingesperrt - außer als Tiro - und der Dienst macht einen müde. So ist die Disziplin eigentlich ganz gut."


    Von seiner eigenen Centuria abgesehen ... oder der ersten. Wer wusste, was die so trieben, wenn die Nacht sich auf Cappadocia senkte.


    "Was auch an diesen herumschleichenden Frauen liegt, wie du sie nennst", ergänzte er. "Sie kosten nicht viel. Manche werden sogar von ihren eigenen Männern geschickt, um auf diese Weise ein paar Asse mit nach Hause zu bringen. Oder von ihren Vätern: Die hoffen auf eine gute Partie unter den Römern, denn wenn ihre Töchter von einem Römer geehelicht werden, erhalten sie das Bürgerrecht mit allem Drum und Dran. Römerinnen gibt es hier wenige, so dass die Chancen dafür nicht schlecht stehen. Und was die übrigen Frauen betrifft ... mal unter uns. Kannst du es jemandem verdenken, einen Mann in Rüstung anziehend zu finden?"


    Er blinzelte Madara zu.


    "Als Sklavin ausgeben, was hast du für Gedanken. Willst du, dass man dich züchtigt und in Schande zurück nach Hause schleift? Wer sich wie eine Sklavin benimmt, wird wie eine behandelt. Du musst dir um das Geld keine Sorgen machen. Ich werde heute für dich bezahlen, so dass du mit der Unterkunft und mit Speis und Trank versorgt bist und lasse dir noch etwas Taschengeld da, falls du in die Thermen baden oder einkaufen gehen möchtest. Ich gehe davon aus, dass Cimber sich die übrige Zeit finanziell um dich kümmern wird. Falls nicht, dann hast du noch mich. Ich komme morgen wieder und schaue nach dem Rechten. Also, ich muss los."


    << RE: Gestüt Umbrena [Villa rustica]


    Da Madara nicht so lange reiten konnte und das Pferd mit dem doppelten Gewicht mehr Pausen benötigte, verbrachten sie für Stilos Verhältnisse wenig Zeit auf dem Pferderücken, dafür umso mehr an den einschlägigen Rastplätzen. Stilo kannte die Einheimischen, wusste, welche für ein paar Sesterze ein Gästezimmer für die Nacht bereitmachten und sie bereitwillig mit Speis und Trank versorgten. So kamen sie aller paar Tage in den Genuss eines festen Daches über dem Kopf und die hygienische Vernachlässigung hielt sich in Grenzen. Wäre er allein geritten oder mit einem Kameraden, hätte das anders ausgesehen und er wäre erst einen Tagesritt vor Satala in einen Haushalt geschlüpft, um nicht völlig abgewrackt im Militärlager anzukommen. Aber das wollte er einer Dame nicht zumuten.


    "Hier sind wir. Satala. Perle des Ostens, Stolz des Kaisers."


    Das staubige Dörfchen von 150 Häusern glotzte ihnen aus plumpen Fenstern entgegen. Im Süden thronte als finsterer Klotz das Castellum der Legio XV Apollinaris, aufgrund von dessen Gegenwart die Siedlung überhaupt erst entstanden war.


    "In die Castra kann ich dich nicht nehmen, du wirst außerhalb auf deinen Bruder warten müssen. Mit einem höheren Rang sähe das anders aus. Der alte Tribun Tuccius lässt seinen reizlosen Stock von einer Frau bei sich wohnen, Aelia Saxa. Du wirst sie erkennen, wenn du sie siehst, ein dürres langes Elend. Ich brauche dir nicht zu erklären, dass sie mit Vorsicht zu genießen ist. Mein Vater sprach: Meide dürre Frauen, sie sind verwurmt und bösartig. Das hätte auch dem Tuccius mal einer sagen sollen, inzwischen sieht er genau so aus."


    Er ließ das Pferd halten, quetschte sich vor ihr herunter und half dann Madara aus dem Sattel.


    "So. Hier sind wir, der Goldene Gockel, die haben Gästezimmer und das Essen ist gut. Hast du genügend Geld bei dir?"

    Stilo beantwortete ihre gesprochenen Gedanken mit einem Lächeln. Madara würde ihrem künftigen Ehemann viel Freude bereiten. Während der gemeinsamen Kindheit hatten sie Spaß beim Spielen und Klettern in den Felsen um Caesarea gehabt, aber Stilo hatte auch mit ihr gemeinsam mit den Puppen gespielt. Dafür war er sich nicht zu schade gewesen für die kleine Herzensschwester. Auch als Erwachsene, nun mit dem erforderlichen körperlichen Abstand, waren Stilo und Madara sich im Herzen unverändert nahe und hatten lange Stunden miteinander gesprochen. Das war nicht mit vielen Frauen möglich für den introvertierten Stilo. Er würde ein kritisches Auge auf ihren Zukünftigen haben und Cimber ins Gewissen reden, wenn ihm der ausgewählte Ehemann nicht gefiel. Das nahm er sich als Wahlbruder heraus. Sie würde an keinen Schläger oder Trinker verheiratet werden und sei er noch so eine "gute" Partie.


    So half Stilo seiner Herzensschwester auf das Pferd. Es würde leiden unter ihrem Gewicht, doch hier genoss der Mensch gegenüber dem Tier Vorrang.


    "Ich dachte, das Mädchen solle für dein Wohlergehen sorgen. Dein Haar bürsten und was so alles anfällt. Aber du kannst auch am Damentag in die Therme von Satala gehen, sie haben dort fähiges Personal und sehr klares Wasser. Ich bin gern dort."


    Er kletterte mit einigem Umstand vor Madara auf das Pferd. Hinter ihr zu sitzen wäre unanständig, außerdem musste sie sich an ihm festhalten können, denn sie war keine Reiterin. Ob das Pferd diesen Ritt gesund überstehen würde, war fraglich, aber es ging nicht anders, es würde sich mit dem Packpferd abwechseln. Langsamer als geplant begann Stilo seinen zweiwöchigen Heimritt nach Satala, aus dem nun drei Wochen wurden.


    RE: Der goldene Gockel >>

    Stilos Gesicht verriet nichts von seinem Amüsement. Die Verkleidung war so überflüssig wie ein Sandkasten für die Kinder in Cappadocia. Eine Frau mit dieser üppigen Statur war einmalig, zumindest kannte er keine zweite, die so aussah.


    "Cimber ist nicht hier. Er ist bei der Legio. Und ich bin auch gerade auf dem Weg dorthin. Ich werde Cimber mal in den Allerwertesten treten, dass er dir einen anständigen Mann sucht. Es kann nicht angehen, dass du dich seit dem Tod eures Vaters allein um das Gestüt kümmern musst, während dein Bruder sich bei der Legio verdingt und dein Onkel bei der Classis seine Eier schaukelt."


    Ihm war nicht wohl dabei, Madara allein zurückzulassen, nachdem sie überfallen worden war. Die Freigelassenen und Sklaven des Gestüts boten augenscheinlich keinen ausreichenden Schutz. Nach kurzem Überlegen sprang er vom Pferd und reichte ihr seine vom Waffentraining schwielige Hand.


    "Na komm, auf mein Pferd. Ich nehme dich erstmal mit nach Satala, dann kannst du Cimber selbst über die Katastrophe informieren. Mir ist nicht wohl dabei, dich unbewacht zurückzulassen. Eure Angestellten taugen nichts, wenn diese Räuber zurückkehren, wie man sieht. Du hast sehr klug gehandelt, Madara. Möchtest du eine Sklavin mitnehmen?"

    << RE: Taberna "Aus der Hand von Schesmu"


    Nach seinem Aufenthalt in der Casa Seia lenkte Stilo die Schritte seines Pferdes zur Villa Rustica der Gens Umbrena. Aus der Ferne hatte er eine große Menge Pferde gesehen, die man fortgebracht hatte. Die Gens belieferte die Armee, so wurden selten Einzeltiere verkauft. Aber was schlich da für eine Kutte vor dem Anwesen herum? Die Körpersprache kam ihm verdächtig vor. Doch als Stilo näher ritt, erkannte er die Frau, die für ihn fast so etwas wie eine Schwester gewesen war - nur besser.


    Er lächelte vom Rücken seines Pferdes auf sie herab. "Na, Madara? Gehen wir heute ohne männliche Begleitung aus?"


    Er mutmaßte einen Liebhaber. Sie war im besten Alter dafür.

    Der Pfeihagel prasselte donnernd auf Schilde, Rüstungen und Boden ein. Stilo duckte sich unter seinen Schild. Bitte keine Kataphrakte. Die Sorge war irrational, Kataphrakte gab es nicht nördlich des Taurus. Sie waren auch im Süden selten, elitär, vergleichbar damit, wenn die Prätorianergarde sich ins Feld bequemte. Sie erschienen nur zu großen Schlachten. Und doch war die Angst vor ihnen jedem, der in der Steppe diente, seit Carrhae in Fleisch und Blut übergegangen. Kataphrakte bedeuteten den Tod.


    Dagegen nahmen sich die Bogenschützen, die Stilo nach dem Verebben des Pfeihagels hinter den Hügelkämmen des Talkessels sah, regelrecht süß aus. Stilo war erleichtert. Diese Kerle waren lästig wie Schmeißfliegen, aber die Chancen gegen einen Haufen Steppenreiter nahmen sich sehr viel optimistischer aus, als wenn die Parther anrücken würden. Steppenreiter waren in Ordnung.


    Jemand stöhnte, doch alle Kameraden standen noch. Stilo verfiel unter dem Igel mit den anderen in ein langsames, gleichmäßiges Schritttempo, mit dem sie vorrückten. Kommandos brauchte er keine geben, der Centurio hatte alles gesagt und die Soldaten waren konzentriert.

    "Roma victrix, Centurio!", erwiderte er. Stilo schlug sich mit der Faust aufs Herz und blickte seinem Vorgesetzten fest in die Augen. Dann trat er weg, um die Befehle umzusetzen.


    Vier Mann bauten auf sein Geheiß aus ihren Lanzen und Mänteln eine Trage - die Handgriffe dafür kannte jeder - und schleppten den bewusstlosen Cerretanus zurück zur Castra. Der Rest der Centuria nahm Formation ein und marschierte im Doppelschritt auf die Kuppe. Erneut wirbelte Staub auf von hunderten nagelbeschlagenen Sandalen. Im Gleichtakt quietschte, klapperte und knarrte die Ausrüstung, schnauften die Männer. Oben angelangt nahm die gesamte Centuria II Gefechtsformation ein. In der ersten Reihe kamen die Lanzenträger, danach die Bogenschützen in einer Zweierreihe dahinter. Was immer jetzt kam, war unausweichlich. Cossutus Bellatus hatte entschieden, die Götter sahen zu und das Rad des Schicksals drehte sich um eine Speiche weiter. Stilo überkam ein Gefühl tiefer Ruhe und ein irreales Glücksgefühl stieg leise aus dunklen Tiefen in ihm hinauf.


    Sein Blick strich über das, was vor ihnen lag ...

    Der gute Felix. Stilo wurde bewusst, dass er hätte Meldung brüllen müssen, als der Optio Furius im Dreck landete. Einen Moment ärgerte er sich über seine Nachlässigkeit, das würde ihm kein zweites Mal passieren. Als Centurio Cossutus Bellatus seine Meinung hören wollte, eilte er zu diesem und sah ihn einen Augenblick lang schweigend an, während er nachdachte. Natürlich war es für manch einen verlockend, hier bequem auf die Reiterei zu warten mit dem Verweis auf das unabwägbare Risiko. Die vier Kameraden würde man damit ihrem Schicksal überlassen, was Stilo nicht gefiel. Auf der anderen Seite stand jedoch die Aussicht, zwei Centurien mit halbierter Führung - einem unerfahrenen Optio darunter - in den Kampf mit einem unbekannten Gegner zu führen. Er war kein Feigling, aber er war Realist und wusste, dass er Bellatus noch keine große Hilfe war. Das Unterfangen wäre also recht gewagt. Beide Varianten waren summa summarum beschissen. Stilo schlug daher eine Dritte vor.


    "Ich schlage vor, einen Läufer in die Castra zu schicken und gleichzeitig hier vor Ort Zeit zu schinden. Die Equites sollten Brieftauben mitbringen für schnellstmögliche Kommunikation mit der Castra!"


    Er ärgerte sich, dass sie jetzt keine dabei hatten, sie hätten sie nun gut gebrauchen können. Schon Caesar hatte bei seinen Feldzügen auf die unbestechlichen gefiederten Boten vertraut, die aufgrund ihrer enormen Geschwindigkeit und der Fähigkeit zu Kapriolen selbst für Falken eine schwierig zu schlagende Beute waren. Diese Boten konnte keiner abfangen.


    "Wir versuchen derweil, die Zeit bis zu ihrer Ankunft zu überbrücken, hören uns die Forderungen der Barbaren an, falls sie sich darauf einlassen, unterbreiten ihnen irgendein Angebot, damit sie die vier gefangenen Kameraden am Leben lassen. Wenn sie sich nicht drauf einlassen, könnten wir versuchen, sie mit Plänkeleien hinzuhalten, bis die Reiter eintreffen."


    Der Gedanke dahinter war, sie nicht derart zu provozieren, dass sie die Gefangenen töteten, sondern nur beschäftigt zu halten, bis man sie mithilfe der Equites überwältigen konnte, falls sie sich nicht anders beschäftigen ließen.

    Nachdem er ausgetrunken hatte, zahlte Stilo und erhob sich von seinem Tisch. "War lecker. Wird eine Weile dauern, bis ich wieder nach Caesarea komme, aber ich empfehle euch gern weiter. Valete."


    Damit verließ er die Taberna, um zu Hause nach dem Rechten zu sehen und noch einmal in der Casa Seia zu nächtigen, von hilfreichen Sklaven umsorgt, die ihn auf Vordermann brachten und verhätschelten. Am nächsten Morgen reiste er bei Sonnenaufgang weiter nach Satala, um sein Leben bei der Legio fortzusetzen.


    Sim-Off:

    Alles klar, dann mach ich mich mal dünne, damit hier wieder Ordnung reinkommt. Geld wurde überwiesen, Rest ist Trinkgeld.

    Bei der Post gab es wohl gerade einen Umbau, besser gesagt, einen Neubau. Bislang hatte das Postwesen eher rudimentär funktioniert, nun war ein neues Gebäude bezogen worden und wie es aussah, stellte man weitere Mitarbeiter ein. Caesarea wuchs, da konnte das kleine Officium die anfallenden Arbeiten nicht mehr abdecken. Allerdings bedeutete das auch, dass Stilo sich lieber noch in Geduld übte, bevor er das Antwortschreiben auf Sabacos Brief verfasste, damit der Brief nicht verloren ging.


    Ihm kam der Gedanke, dass Sabaco ein sehr körperlicher Typ war. Wem konnte das entgehen. Bei Zorn ließ er seinen Körper ebenso sprechen wie bei Zuneigung und bei Verzweiflung. Er würde Unsinn bauen, die Huren in den Lupanaren quälen, bis man ihm selbst in der schäbigsten Spelunke Hausverbot erteilte, in den Tabernae pöbeln und vermutlich auch wieder zündeln, weil er nicht mit sich klarkam. Gab es gerade einen Einsatz - bestens. Dort war er abgelenkt und die Barbaren bekamen all seinen Schmerz zu spüren. Gab es keinen, wurde er im blödesten Fall wegen seines untragbaren Verhaltens irgendwann degradiert werden oder gleich ganz aus der Armee fliegen, nur weil er sich einsam fühlte.


    Stilo überlegte, wie er seinen Teil dazu beitragen konnte, dass das nicht geschah. Wenn Sabaco in Germania vereinsamte, würde ihm etwas guttun, das er in die Hand nehmen konnte ... ein Brief flog nur durch die Gegend. Irgendwas festeres sollte es sein, damit er sah, dass die Entfernung ihrer Freundschaft keinen Abbruch tat.


    So holte Stilo einen Klumpen Ton aus der Ziegelbrennerei und begann etwas zu formen ...

    Kein Henquet. Ein Jammer. Andererseits war das hier auch eine Taberna und kein Marktstand. So genoss er die letzten Schlucke besonders langsam.


    Sim-Off:

    Bin ich noch anwesend? Ich fühle mich die ganze Zeit so angesprochen, wollte aber nicht in das Gespräch reinplatzen, was unter neuer Überschrift eröffnet wurde.

    << RE: Briefkasten & Taubenpost


    Nachdem er die krakelige Handschrift seines Freundes erkannt hatte, las Stilo den Brief erst, als er eine ruhige Minute fand. Er wollte allein sein während der Lektüre, trank vorher etwas und zog sich dann auf sein Bett zurück. Gründlich und langsam las er den Brief, nahm die Worte Zeile um Zeile in sich auf. Am Ende spürte er Erleichterung, dass Sabaco nichts zugestoßen war. Dass dieser so lange nicht hatte von sich hören lassen, hatte Stilo ein mulmiges Gefühl beschert. Doch er empfand auch Enttäuschung, weil er ihn erst in vielen Jahren wiedersehen würde. Bei der riskanten Lebensweise von Sabaco bestand eine gewisse Wahrscheinlichkeit, dass er ihn überhaupt niemals wieder sah.


    Er las den Brief ein zweites Mal, um ihn ganz zu erfassen. Hinter den Sachinformationen sickerten all die Dinge hervor, die unsichtbar zwischen den Zeilen schwebten. Während draußen Schritte vorbeitrampelten und die Stimmen der Milites redeten, war Stilo in einer Blase gefangen, in der es nur ihn und den Brief gab. Sabacos Schwärze sickerte heraus wie ein Miasma. Der Matinier besaß ein Herz, das zu starken Emotionen fähig war, doch es war randvoll mit Dunkelheit, die in regelmäßigen Intervallen überquoll. Sabaco war ein erwachsenes Problemkind, die Freundschaft zu ihm eine Lebensaufgabe. Nun hatte das Schicksal ihn - nicht zum ersten Mal - aus seinem Gefüge gerissen und ihn wie Treibgut am anderen Ende des Imperiums angespült.


    Das Ende des Briefes war der ehrlichste Abschnitt von allen, frei von dem üblichen Zynismus, bar aller Schutzschichten, die Zusammenfassung und das Resümee. Stilos Blick verharrte lange auf diesen Zeilen.

    "Das Theater ist wirklich sehenswert." Besonders, wenn man einen sitzen hatte. Gute Laune war auf alle Fälle garantiert, während unbedarfte Gäste, die sich mit kulturellem Sachverstand der Darbietung hatten widmen wollen, regelmäßig in Agonie krümmten.


    Stilo beendete seine wohlschmeckende Suppenmahlzeit und trank sein Henqet, das bitter und säuerlich schmeckte - im Sommer sicher angenehm. Auf alle Fälle geschmacklich interessant.


    "Was bekommt ihr für die Köstlichkeit? Wenn dieses Henquet lagerbar ist, würde ich gern eine Amphore mitnehmen."

    "Satala ist um das Militärlager entstanden", erklärte Stilo der neugierigen Iunia freimütig. "So ist es immer, wo Soldaten hausen, ist der Anhang nicht fern. Zum Teil sind es ihre Familien, die sie begleiten, zum Teil Händler und Handwerker, die sich um das Castellum ansiedeln, und was es sonst noch so braucht, um eine Legio glücklich zu machen. Kein Militärlager ohne Taberna!


    Satala ist im Vergleich zu Caesarea natürlich ein Kaff, trotzdem lässt es sich dort gut aushalten. Die kleine Stadt wurde theaterförmig am Berghang errichtet. Die Wohn- und Verwaltungsgebäude stehen auf mehreren Terrassen. Sogar ein eigenes Theater gibt es im Ort, dessen Darbietungen dermaßen mies sind, dass die Leute von sonstwo anreisen, nur um sich darüber kaputt zulachen. Sie werben mit den hässlichsten Schauspielern der Welt."

    Das Unfassbare geschah: Nachdem zwei Centurien mit nur einem Centurio ausgerückt waren, stürzte Optio Furius Cerretanus wie ein gefällter Baum in den Staub. Er kollabierte wahrscheinlich unter der Hitze, lag im Dreck der kappadokischen Steppe und rührte sich nicht mehr. Fast wären seine eigenen Leute über ihn hinweg getrampelt.


    Stilo warf einen Blick in Richtung ihres einzigen Centurios in der Erwartung von dessen Befehl. Bei Centurio Cossutus Bellatus stand ihr Signifer Caecilius Felix, der wenig glücklich auf den zu Boden gegangenen Cerretanus blickte.


    Diese Einheit war wahrlich vom Pech verfolgt.


    Sim-Off:

    Exilmeldung von Cerretanus: RE: In Exilium