"Ich danke dir recht herzlich für den freundlichen Empfang! Das Verzücken ist ganz meinerseits, ich freue mich sehr, dich wiedersehen zu dürfen."
Dies entsprach durchaus den Tatsachen, da er den Augustus als hochgebildeten und umsichtigen Mann erlebt hatte. Das Lob in Richtung seiner Person hingegen würde Ravilla gern abwinken, da er es im Moment nicht verdiente, doch würde dies gleichsam bedeuten, dem mächtigsten Manne der Welt einen Irrtum zu unterstellen. Insgeheim freute der junge Seius sich, dass er in guter Erinnerung geblieben war, trotz seiner gelegentlichen Wehleidigkeit, die diesmal leider länger ward ausgefallen, als irgendwie entschuldbar wäre. Ravilla ließ sich langsam genug nieder, als dass noch während des Prozesses des Darniederlegens seine Toga in Form gebracht werden konnte. So schlug sie präsentable Falten, die einem Bildhauer die Tränen der Verzückung in die Augen getrieben hätten.
"Ich hatte vor geraumer Zeit das Vergnügen eines Gesprächs mit dem Praefectus Urbi. Dabei ging es um die thematische Schwerpunktsetzung meiner Amtsperiode. Im Fokus der gegenwärtigen Ermittlungen steht jene Splittergruppe der Christen, welche unangenehm auffiel." Er berichtete nun, was seine Mitarbeiter während seiner Zeit des Siechtums an Informationen zusammengetragen hatten, so dass Ravilla nicht mit leeren Händen zur Audienz erscheinen und sich blamieren musste.
In jenem Moment spürte er große Dankbarkein gegenüber allen, die ihn trotz seiner fürchterlichen Wetterkrankheit, die ihn zeitweise zur Untätigkeit verdammte, unterstützt hatten, seinen Patron, der stets für ihn dagewesen und in dessen Haus er wohnen durfte, seinen Mentor, der stets ein offenes Ohr für ihn hatte gehabt, den Praedectus Urbi, der Ravillas Mitarbeitern hatte zuarbeiten lassen, Annaeus Florus Minor, der ihm stets ein helfender Freund gewesen war, und all den anderen, die es ihm ermöglichten, sein Amt trotz der Unregelmäßigkeiten irgendwie zu versehen und nicht zuletzt die Familie und Freunde aus der Casa Leonis. Nur zwei vermisste er in seiner gedanklichen Aufzählung, wenngleich privat, so doch von großer persönlicher Wichtigkeit - den Kanzleimitarbeiter Furius Saturninus, der noch immer schwerkrank das Bett hütete, und Quintilius Clemens, mit dem er geistreiche Wortgefechte ausgetragen hatte, um Geist und Zunge zu schulen. Ferner auch Annaeus Vindex, der leise sich aus Ravillas Leben geschlichen hatte und Valerius Flaccus, von dem er einst lernte, was wichtig für ihn war in Rechtsangelegenheiten.
"Unlängst gelang es, einen der aggressiven Gruppierung zugehörigen Mann festzunehmen. Volusus Didius Molliculus ist sein Name. Ich erwarte sehnlich das Ergebnis des Verhörs durch die Cohortes Urbanae. Danach können Schritte erwogen werden, wie in dem speziellen Fall, aber auch betreffs dieser christlichen Gruppierung weiter verfahren werden sollte. Diese Sache fällt in meine Amtszeit, so dass ich mich nach Kräften darum bemühen werde, sie zu einem guten Ende zu bringen. Dies ist folglich mein Hauptanliegen. Deiner Unterstützung bedarf ich momentan nicht, so dass du sie guten Gewissens in jemanden investieren kannst, der sie nötiger hat als meine Person. Hegst du darüber hinaus einen weiteren Wunsch, auf den ich mein Augenmerk richten sollte?"