«Senator Iulius Centho», grüßte Ravilla mit der notwendigen Ehrerbietung. «Es ist mir eine Freude, dass du meine Einladung annehmen konntest! Ein Mann mit deiner Erfahrung wird unsere heutige Runde immens bereichern.» Ein Gast mit so langjähriger Expertise war eine Bereicherung für jedes Gespräch, doch interessierte sich Ravilla auch dafür, den Menschen Iulius Centho kennenzulernen, der auf eine so reiche Vita blickte.
Anschließend wandte er sich Iulius Avianus zu. Sein Lächeln verbreiterte sich, kannte man sich doch bereits auf persönlicherer Ebene, auch wenn sich kaum eine Gelegenheit für ein tiefergehendes Gespräch ergeben hatte. «Und der gute Avianus. Heute haben wir hoffentlich etwas mehr Zeit, uns besser kennenzulernen. Es ist mir eine Freude!»
Während Ravilla seine Gäste empfing und jeden, bei welchem es sich ergab, mit freundlichem Händedruck begrüßte, erledigten die Sklaven andere Handgriffe und standen für die Bewirtung im Triclinium bereit.
Als nächstes traf einer der geladenen Patrizier ein, der mit feurigem Temperament gesegnete Aemilius Secundus. Während ihrer letzten Begegnung hatte dieser den Seius vollständig ignoriert, weshalb Ravilla nicht sicher gewesen war, ob der junge Mann die Einladung zur Cena annehmen wollte. Andererseits war dieser während ihrer letzten Begegnung mit dem Werben um eine junge Dame beschäftigt gewesen, was wohl als Entschuldigung galt. So empfing Ravilla auch diesen Gast mit einem Lächeln. «Wir waren doch schon bei Ravilla, mein guter Secundus», erinnerte er ihn mit einem Augenzwinkern. «Schön, auch dich heute hier zu sehen.» An der gehobenen Braue störte der Gastgeber nicht und bezog sie noch weniger auf sein Erscheiungsbild, denn auch bei ihrer ersten Begegnung war er geschminkt aufgetreten. Mit seinem stark ausgeprägten östlichen Dialekt, dem tiefschwarzen Schopf und den dunklen Augen war der Kulturraum seiner Prägung offensichtlich. Auch die Augen seiner männlichen Sklaven waren schwarz gerahmt und ihre farbenfrohen Pluderhosen muteten wohl schon klischeehaft exotisch an.
Da Avianus inzwischen bei der gegenseitigen Bekanntmachung der Gäste half, konnte Ravilla sich nun ohne Zeitverzögerung dem Senator Annaeus Florus Minor widmen, der sich, wie es seine Art war, bescheiden und still im Hintergrund hielt. Ravilla, dessen Nervosität sich langsam legte, rauschte auf ihn zu, einen leichten Wind erzeugend, der nach östlichem Parfum duftete. «Senator Annaeus Florus Minor! Jeder Gast ist mir teuer, doch über dein Erscheinen freue ich mich besonders. Ehe es bei der forcierten Debatte untergeht, möchte ich dir noch einmal für deine Fürsprache vor dem Senat danken.»