Beiträge von Galeo Seius Ravilla

    Auch wenn Ravilla selbst aus gutem Hause stammte und nie Armut oder Hunger leiden musste, war er ein Mensch, der mit offenen Augen durch Rom ging und das Herz nicht vor der Not mancher Teile der Bevölkerung verschloss. Während er durch die Gassen Roms flanierte, trudelten Schneeflocken durch die Stadt und die Bettler litten große Not. Ravilla wollte seinen Wahlkampf nicht nur nutzen, um der eigenen Popularität einen Schub zu verleihen, sondern auch, um die Not dieser Menschen zu lindern. Nach einigen Tagen des Nachdenkens hatte er seine Strategie für seinen Wahlkampf erarbeitet.


    Ravilla ließ Sänger anheuern, die an öffentlichen Plätzen in unterhaltsamer Manier seine Tugenden und Verdienste lobten, oft mit einem kleinen Augenzwinkern, was gut beim Volk ankam. Bei diesen Gelegenheiten wurde auch die Information verbreitet, an welchen Tagen und an welchen Orten Ravilla Spenden für das Volk verteilen würde. In jenen Tagen freute das Volk sich nicht nur über den Ausschank kostenloser warmer Speisen bei verschiedenen Garküchen - Ravilla hatte für alle im Voraus bezahlt. Er schenkte dazu persönlich Tonbecher von heißem Würzwein aus, der ein beliebtes Getränk im Winter war. Die Becher konnten mit nach Hause genommen werden. Ein Spruch war darauf geprägt: «Galeo Seius Ravilla, der Freund des Volkes, künftiger Quästor des Reiches!»


    Bei dieser Gelegenheit kam Ravilla ungezwungen ins Gespräch mit vielen Menschen des einfachen Volkes, die ihm von ihren Nöten berichteten, in der Hoffnung, er würde sie eines Tages ändern können. Das vermochte Ravilla leider kaum, denn als Quaestor würde er einen eng gesteckten Handlungsrahmen besitzen, doch spendete er ihnen, nachdem sie gegessen und ausgetrunken hatten, Trost in Gestalt warmer Kleidung und Decken, die den Bedürftigen (und jenen, die sich als solche ausgaben) von einem Wagen aus gereicht wurden.


    Sim-Off:

    Wer möchte, darf sich seine Spende abholen. :)

    «Die stadtrömischen Tugenden sind für jemandem aus dem fernsten nur denkbaren Osten des Imperiums bisweilen ungewohnt, sie gleichen dem Erlernen einer Fremdsprache», korrigierte Ravilla sanft, ohne dem Kaiser offen zu wiedersprechen, doch das Wort «Verachtung» mochte er nicht unkommentiert im Raum stehen lassen. Er lächelte. «Es freut mich, dass meine Mühen, mich anzupassen, langsam zu sehen sind.» Wobei ihm erneut sein fades Spiegelbild vor Augen erschien, ein Geist seiner selbst. Nie war Ravilla danbarer gewesen, wenigstens mit dunklen Brauen und Wimpern gesegnet zu sein.


    «Was meine Karriere anbelangt, so möchte ich natürlich den Cursus honorum weiter beschreiten. Es bleibt die Frage, wo ich eine Quaestur anstreben sollte. Mein erster Gedanke war jener, mich um das Amt des Quaestor Provincialis zu bemühen, um den Legatus Augusti pro Praetore Aulus Aemilius Nepos, welcher mich bereits kennt, in der Verwaltung von Germania superior zu unterstützen. Nach längerem Überlegen möchte ich dich nun jedoch fragen, ob du mich als dein Quaestor Principis vorstellen könntest?»

    „Nun Ravilla, ich hoffe, du hast leicht hergefunden.“

    Während die Krone rasch einen Besitzer fand und diesen noch schneller wechselte, nahm Ravilla gern das Gesprächsangebot seines Liegenachbarn an. «Der Ort ist ungewöhnlich und zunächst war ich nicht sicher, hier richtig zu sein. Die Sorgen erwiesen sich glücklicherweise als unbegründet. Ist diese Wohnung hier dauerhaft gemietet oder wechseln die Orte der Feierlichkeiten? Solch ein behagliches kleines Nest, in welchem die Jugend ganz ungestört und unbeachtet von den Argusaugen der älteren Generation feiern kann, erscheint mir als eine schöne Sache.»


    Mit einem Ohr lauschte er derweil den übrigen Gesprächen und wünschte im nächsten Moment, er hätte es nicht getan. Bei der Frage des Aemiliers war Ravilla froh, gerade kein Getränk im Mund zu haben, an dem er sich andernfalls wohl verschluckt hätte. Es war nicht an ihm, eine Antwort zu geben, doch er war sicher, wie diese ausfallen würde in Anbetracht der Art und Weise, wie die Frage gestellt worden war, als würde es hier nicht um eine römische Dame aus bestem Hause gehen, sondern um den Kauf einer Sklavin, deren gesamter Wert in drei Eigenschaften zusammenzufassen war. Wenn es für Ravilla dereinst selbst an der Zeit war, um die Hand seiner Herzensdame anzuhalten, würde er den Antrag gänzlich anders gestalten.


    Er ließ sich rasch von Anaxis etwas Wein anmischen, um den unangenehmen Moment mit einem Getränk zu überbrücken.

    Ad

    Consul Iullus Curtilius Victor

    Haus des Consuls

    Roma

    Roma, ANTE DIEM XIX KAL IAN DCCCLXXIII A.U.C.

    (14.12.2023/120 n.Chr.).


    Kandidatur zur Quaestur



    Verehrter Consul,


    diese Zeilen schreibt dir Galeo Seius Ravilla, Sohn des Volusus Seius Victor. Ich bitte darum, mich auf die Liste der zur Wahl stehenden Quaestoren einzutragen und mir in den ehrwürdigen Hallen des Senats Redezeit zu gewähren, um den Patres conscripti meine Kandidatur zu verkünden.


    Mögen die Unsterblichen deine Wege schützen.


    306-8321fda9.png

    «Während meiner Amtszeit als Tribun wurde ich damit betraut, eine Straße zu bauen, die in feindliches Gebiet vordringt.» Ravilla legte dem Kaiser eine Zusammenfassung der strategischen Hintergründe1 dar, welche zur Entscheidung für den Bau geführt hatten. Auch der Sohn des Kaisers, Caesar Aquilius Bala, war dabei involviert gewesen. Interessant war für den Kaiser vielleicht insbesondere, welche exakteRolle Ravilla bei der Planung und Umsetzung gespielt hatte2, so dass er ihm ausführlich alle diesbezüglichen Schritte darlegte. Insbesondere in Sachen Logistik hatte Ravilla sein bereits vorhandenes Wissen reichlich einfließen lassen können und daran eine besondere Freude entwickelt, was man seinem Bericht sicher auch anmerkte, der hier enthusiastischer wurde.


    «Der Straßenbau konnte fristgerecht abgeschlossen werden» , endete Ravilla diesen Teil seines Berichts nicht ohne Stolz. «Zu meinen praktischen Aufgaben gehörte neben der Organisation des Schutzes der Bauarbeiten3 auch die Durchführung einer gemeinsamen Großübung der in Mogontiacum stationierten Militäreinheiten4, um das Gefecht im Verbund zu schulen und einander besser kennenzulernen. Neben all dem habe ich auch reichlich Erfahrung in den alltäglichen administrativen Aufgaben der Legio sammeln dürfen.5 Hast du dazu Fragen, mein Kaiser?»


    Sim-Off:

    [1]Um Wiederholungen zu vermeiden, bin ich so frei, auf den Abschlussrapport von Ravilla im Officium des Legatus Augusti pro Praetore zu verweisen: Link

    Sim-Off:

    [2] Link

    Sim-Off:

    [3] Bau der Via Seia

    Sim-Off:

    [4] Großübung

    Sim-Off:

    [5] Link

    «Das Angebot nehme ich doch gern an.» Ravila machte es sich auf der Kline neben dem Mann bequem, der ihm als Manius Iulius Avianus vorgestellt worden war. Er hatte nicht ausgerechnet der Gastgeberin, die zur Begrüßung aufgestanden war, den Platz streitigmachen wollen, und darum sicherheitshalber gefragt, wo es genehm sei. Während um ihn her bereits rege gewürfelt und gescherzt wurde, versuchte er, das Regelwerk zu verstehen, um in gewissem Maß mitziehen zu können, auch wenn er durchaus nicht vorhatte, sich abfüllen zu lassen. Aber er lauschte auch, was geredet wurde, um die Menschen besser kennenzulernen, mit denen er den heutigen Abend verbrachte.


    Sim-Off:

    Der Händedruck war in Rom und im griechischen Kulturraum eine Begrüßungsgeste unter Freunden und Vertrauten. :)

    "Werter Seius. Ich freue mich, dass du dich entschieden hast, uns zu beehren." Dann wies sie auf die Anwesenden. "Das sind Iulia Aviana und ihr Bruder Iulius Avianus, Iulius Spurinus und Aemilius Secundus." Sich selbst musste ja nicht vorstellen. "Das ist Seius Ravilla ein Freund von Salonia."

    Ravilla reichte der Dame die Hand zum Gruß. Sein Händedruck war warm und freundlich, doch verriet er eine beherrschte Muskelkraft, die er während des Tribunats in der Legio entwickelt hatte. «Salve, geschätzte Aurelia Drusilla. Es freut mich, dass sich die Gelegenheit zu einem persönlichen Treffen ergeben hat. Ich habe auch etwas mitgebracht.»


    Er überreichte ihr das honigsüße Rosenwasser, alkoholfrei, doch köstlich, da er es nicht schicklich fand, einer Dame Wein mitzubringen. Was diese letzen Endes in ihrer Freizeit tat, war deren eigene Angelegeheit und er bewertete es nicht, doch Ravilla gedachte nicht, es sich mit ihrem Vater oder Vormund zu verscherzen und hielt sich darum an die Etikette. Doch weckte Aurelia Drusilla seine Neugier, denn es war eine interessante Runde, die sich hier am geheimen Platz eingefunden hatte. Sie schien ein hohes Maß an Eigenständigkeit zu besitzen und er freute sich darauf, vielleicht mehr über sie zu erfahren, wenn sich die Gelegenheit ergeben sollte.


    Anaxis trug derweil den Korb zum Tisch und entlud auf Tellerchen und in Schüsselchen aus buntem Glas die mundgerecht geschnittenen Häppchen. Trotz der kalten Jahreszeit handelte es sich um frische exotische Früchte in den sattesten und reifsten Farben.


    Nun wandte sich Ravilla den übrigen Gästen zu, die ihm vorgestellt worden waren, und grüßte jeden Einzelnen mit einem freundlichen Nicken, während er sich dessen Namen einprägte. Anscheinend wurde das Zechen gerade eingeleitet, was sein Lächeln ein wenig breiter und weniger förmlich-steif werden ließ. Da saß die Jugend, wie sie im Sinne der Götter vielleicht sein sollte, und wie er selbst sie sich verwehrte. «Salvete miteinander! Sogar der amtierende Vigintivir beehrt uns. Wir hatten noch nicht persönlich das Vergnügen, doch natürlich spricht man in den Kreisen der Magistrate über solche Dinge. Wo darf ich Platz nehmen?»

    Nachdem Ravilla feststellen durfte, dass ihn wohl kein Sklave empfangen würde, schickte er Anaxis voran, um den Weg auszukundschaften. Anhand des Geräuschpegels war die korrekte Tür bald gefunden. Nicht ohne Nervosität trat Ravilla ein, Anaxis anbei, und blickte sich suchend um, bei wem er sein Erscheinen wohl anmelden sollte, denn auch jetzt entdeckte er keinen Mann, den er als Ianitor identifiziert hätte.

    «Ave, Imperator Caesar Augustus, verehrter Tiberius Aquilius Severus Augustus», ließ Ravilla das lange Begrüßungszeremon verlauten, wobei er die Faust auf sein Herz drückte, dass in der Aufregung stärker schlug als sonst. «Danke, dass du meiner Bitte um Audienz so zeitnah stattgegeben hast. Ich möchte deine Zeit auch nicht über die Gebühr hinaus strapazieren. Wenn du erlaubst, würde ich mit meinem Rapport bezüglich meines Tribunats in Germania beginnen.»

    Viel zu schnell verstrichen die Tage der freien Zeit, die traditionell zwischen zwei Amtsperioden lag. Ravilla hatte das Gefühl, während seiner Zeit in der Legio viel verpasst zu haben, was sich in Rom zutrug, und beschloss, sich nun wieder in die Hände einer zivilen Gesellschaft zu begeben. Über einen Mann aus der Gens Horatia, den er noch aus seiner Zeit als Tresvir capitales kannte, kam Ravilla in ein kurzes Gespräch mit Horatioa Salonia. Er beschloss, deren Einladung anzunehmen und sich bei der kleinen Feierlichkeit blicken zu lassen.


    Angetan in ein farbenfrohes Gewandt der kappadokischen Tempelaristokratie und mit tiefschwarz umrahmten Augen, ein Gastgeschenk in Gestalt einer Flasche voll alkoholfreiem, mit Honig gesüßtem Rosenwasser in der Hand, stieg Ravilla aus der Sänfte. Sein persischer Leibsklave Anaxis, kaum geringer geschmückt als sein Herr und genau so geschminkt, begleitete ihn, wobei er sich jedoch dezent im Hintergrund hielt. Er trug einen abgedeckten Korb, welcher ein paar leichte Naschereien enthielt.


    «Ach nein», stöhnte Ravilla kaum hörbar, als er die Insula hinaufblickte. Er hatte damit gerechnet, dass die Feierlichkeit im Anwesen der noblen Gastgeberin stattfinden würde, und war war wohl zu teuer gekleidet für dieses Viertel. Und wo würde die Sänfte samt deren Trägern unterkommen können?

    Die Kontrolle am Eingang verlief zügig, professionell und unkompliziert. Ravilla empfand Verständnis für die Sicherheitsmaßnahmen und bereitete den Soldaten kein Ungemach. So dauerte es nicht lange, bis er zur Audienz geleitet werden konnte. Die Räumlichkeiten, schlicht für die Maßstäbe des Kaisers, boten derweil dem Auge von Ravilla wenig Reizvolles, liebte er doch das verspielte Übermaß. Nun denn, der Kaiser würde ihn sicher nicht lange genug warten lassen, bis dass die Langeweile von ihm Besitz ergreifen musste. Derweil verströmte Ravilla ein dezent aufgetragenes Parfum mit den Aromen von Zitrus und Zedernholz, heute der einzige Hinweis auf seine östliche Abstammung, die er zu anderen Anlassen sonst gern ausgiebig zur Schau trug. Nicht einmal geschminkt war der junge Mann, wodurch er sich grässlich prüde und alt fühlte, charakterlos. Zehn Jahre älter sah er aus! Aber er war am Militärdienst gereift und verstand nun, dass die schnörkellose Klarheit der stadtrömischen Magistrate keine individuelle Marotte langweiliger Männer, sondern allgemein anerkanntes Zeichen von Professionalität war. Ein Umstand, den er bedauerte.

    «Dann müssen deine Kommentare gut sein, denn nur renommierte Werke finden in der Basilica Ulpia ihre Aufnahme. Und was den Hall deines Ruhmes in der Provinz betrifft: Was nicht ist, kann noch werden», antwortete Ravilla, was er nicht als Floskel meinte. «Bislang habe ich noch nichts von deinen Taten vernommen, muss jedoch einräumen, dass ich als Tribun der Legio andere Schwerpunkte hatte. Die Rechtssprechung über die Soldaten gehörte dazu, jedoch sprechen wir hier von Angelegenheiten des Militärrechts und nicht der zivilen Gerichtbarkeit.»


    Mehr wollte Ravilla vorerst nicht sagen, um auch dem jungen Vettern des Tacitus Gelegenheit zu einer Wortmeldung zu geben. Er signalisierte dies, indem er sich den kredenzten Köstlichkeiten zuwandte.

    Über Umwege hatte der Brief des Kaisers am Ende doch noch zu Ravilla gefunden, so dass er die Einladung wahrnehmen konnte. «Salvete», ließ er seinen Gruß verlauten, «ich habe eine Einladung erhalten» und zeigte den Prätorianern das Schreiben vor:


    Galeo Seius Ravilla

    Casa Leonis

    Roma, Italia



    Primicerius a rationibus

    an

    Galeo Seius Ravilla


    Der Augustus lädt dich gemäss deinem Wunsch zu einer Audienz in der Domus Flavia auf dem Palatium Augusti.



    Im Auftrag


    ~~ Primicerius a libellis - Admistrationis Imperatoris ~~

    Siegel_Administratio_Impera.gif

    Ad

    Imperator Caesar Augustus

    Tiberius Aquilius Severus

    Palatium Augusti

    Roma


    Betreff: Bitte um eine Audienz


    Verehrter Imperator Caesar Augustus,


    da ich meine Amtszeit als Tribunus laticlavius der Legio XXII Primigenia beendet habe, ersuche ich höflich um eine Audienz, um dich über die Resultate meiner Arbeit in Kenntnis zu setzen.


    Vielleicht findet sich bei dieser Gelegenheit auch etwas Zeit, um die Möglichkeiten einer Quaestur für mich zu evaluieren.


    Hochachtungsvoll


    Galeo Seius Ravilla - Civis


    «Sehr angenehm, ihr Lieben.» Im Kreis der Familie durften durchaus vertraulichere Töne klingen, welche die professionelle Maske, die Ravilla im Alltag trug, aufweichte zugunsten einer Annäherung an sein wahres Selbst. «Ich bedanke mich für den zuvorkommenden Empfang, trotz meines unerwarteten Erscheinens in dieser Runde. Oh, ich müsste mich der Lüge schuldig machen, eine Reise als angenehm zu deklarieren. Sie war, wie alle Reisen, abscheulich. Lang, schmerzhaft, monoton.» Ravilla lächelte trotz des Lamentos, denn es war nun überstanden, und der Empfang entschädigte ihn für so manch erlittenes Ungemach. «Hätte ich freilich geahnt, welch Zusammenkunft meiner harrte, wäre sie halb so grauenvoll gewesen.»


    Als Ravilla Anstalten machte, sich auf der anderen Seite seiner Schwester niederzulassen, musste ein Sklave herbeieilen, um seine Toga neu zu sortieren. «In der Hoffnung, keine Wiederholungen zu provozieren - ich weiß nun euer beider Namen, doch wer sind die Menschen dahinter? Was meine Person betrifft: Wahrscheinlich ist es bereits zu euch durchgedrungen, aber ich komme gerade frisch von meinem Militärtribunat aus Mogontiacum.»

    Zu fortgeschrittener Stunde erschien ein Überraschungsgast im Eingang des Tricliniums, das Haar noch feucht, und setzte sein charmantestes Lächeln auf. «Salvete, liebe Gastgeber. Ich hoffe, ich komme nicht ungelegen.» Ravilla war angetan mit der Tunika mit dem breiten Purpursaum, welche ihn als Angehörigen des Ordo senatorius auswies. Darüber trug er die reinweiße Toga des römischen Bürgers. Die zur gesäumten Tunika gehörende Toga praetexta würde er erst ab jenem Tag anlegen, an welchem er sich Senator nennen durfte.


    Sein Blick strich über die Anwesenden, er nickte den beiden jungen Männern zu. Das Lächeln wurde eine Spur breiter, als er seinen Bruder auf einer der Klinen liegen sah, und strahlend, als er seiner Schwester gewahr wurde. «Ich darf mich korrigieren: Ich erscheine genau pünktlich.» Die übrigen Anwesenden ausblendend ging er vor seiner Schwester auf ein Knie, um sie aufs Herzlichste zu begrüßen, die Hände auf ihre Schultern gelegt und ihr einen für Geschwister sinnlichen Kuss schenkend, der ihn innerlich wärmte wie süßer Wein. Zärtlich strich er eine Strähne aus ihrem Gesicht. «Welch erfreuliche Überraschung», sagte er sanft bevor er sich seinem Bruder widmete, der sich neben Fusca aalte und zufrieden mit sich wirkte.


    «Stilo», grüßte er, das Lächeln nun fast ein Grinsen, und drückte ihm den Unterarm. «Du hast zugenommen», fügte er in lobendem Tonfall hinzu, und nur wer Geschwister besaß oder die Menschen gut zu beobachten verstand, erkannte die Bedeutung der Stichelei.


    Hernach widmete Ravilla sich den übrigen beiden Anwesenden, denen er nacheinander die Hand reichte. «Ich bin Galeo Seius Ravilla, Bruder der beiden anderen Seii. Mit wem habe ich die Freude?» Den Gesetzen der Höflichkeit würde es am ehesten entsprochen haben, zuerst den Gastgeber ausfindig zu machen und diesen an erster Stelle zu begrüßen, rief Ravilla sich innerlich zur Ordnung, doch was Fusca betraf, so war sie seine Ferse des Achill. Ravilla hoffte, man würde es ihm nachsehen.

    «Ich danke dir, Terpander. Wir werden uns nicht lange im Balneum aufhalten und bald zu euch stoßen.»


    So beließ es Ravilla dabei, sich rasieren, abspülen und waschen zu lassen, einschließlich des Haares, bevor Anaxis ihn mit einem der warmen Handtücher trocken rieb. Das anschließende Einölen erfolgte verhältnismäßig lieblos, was jedoch nicht die Schuld des Sklaven war, sondern jene seines Herrn, der nicht später als nötig die Cena zu stören gedachte. Solchermaßen erfrischt und zivilisiert anzuschauen, begab Ravilla sich zur Cena. Anaxis jedoch, dem man die Strapazen der Reise ansah, entließ er. Es würden im Triclinium genug Sklaven zugegen sein, die sich um Ravillas Wohlergehen kümmern konnten.

    «Das ist erfreulich zu hören.» Ravilla begleitete Terpander durch die warmen und trockenen Gänge der Domus Iunia zum Balneum. Anaxis nahm derweil die - für eine Reise recht groß und schwer ausgefallene - Tasche, welche die Utensilien und Produkte zur Körperpflege seines Herrn enthielten, sowie frische Kleider, bevor er vollbeladen hinterdrein ging.

    «Ah, Terpander. Schön zu sehen, dass du nach wie vor mit vollem Elan deinen Pflichten frönst. Geht es dir gut hier in Roma?» Die freundliche Konversation durfte nicht darüber hinwegtäuschen, dass Ravilla zu den Sklaven kein Verhältnis auf Augenhöhe unterhielt. Dennoch hielt er es für höflich wie ratsam, sich gelegentlich nach ihrem Befinden und ihren Sorgen zu erkundigen.


    Ravilla stieg aus dem Reisewagen, wobei er sich die Kapuze des Mantels schützend über das Haupt zog. «Insofern die Räumlichkeiten es gestatten, nächtigt Anaxis neben meiner Unterkunft in einem eigenen Gemach, so dass ein Klopfen gegen die Wand genügt, um ihn zu mir zu rufen Oft kam dies nicht vor, denn Ravilla war kein Unmensch. «Meine übrigen Sklaven werden so untergebracht, wie es dem Hausherrn beliebt, wobei bitte zu beachten ist, dass der Nubier im Winter zu Erkältungen neigt.»


    Raschen Schrittes begleitete Ravilla Terpander unter das schützende Dach der Domus Iunia, deren geöffnete Tür ihn mit dem Duft der Zivilisation empfing. «Mit dem Staub der Reise am Leib kann ich unmöglich das Triclinium betreten! Eine Katzenwäsche wäre sehr recht, damit ich frische Kleider anlegen kann. Anaxis wird sich um alles kümmern, nur bitte zeige uns den Weg zum Balneum. Und verrate mir noch, wer der Hausherr ist, wo mein lieber Neffe Iunius Scato doch im kalten Mogontiacum seinen Dienst verrichtet. Von ihm darf ich dir einen freundlichen Gruß entrichten und die Bitte, die Pflanzen im Garten nicht zu vergessen.»