Beiträge von Publius Matinius Sabaco

    Sabaco nickte. "Dem ist nichts hinzuzufügen. Tirones, an die Pfähle!" Er beobachtete, wie die Männer sich verteilten und ihre Übungen begannen. Dabei ging er herum und nahm hier und da Korrekturen vor. Eine Spatha beherrschte man nicht am ersten Tag fehlerfrei, doch hier ging es um die Grundlagen. Alles weitere würde sich im Laufe des Trainings ergeben.

    Dunkelheit lag über dem Raum, als Sabaco aufschreckte. War er doch tatsächlich eingeschlafen! Die Anstrengung zehrte stärker an ihm, als er sich eingestehen wollte. Er setzte sich auf und wartete eine Weile, bis er richtig munter war, ehe er aufstand. Sorgsam brachte er das Bett in Ordnung, als sei es ein zweiter Schrein, ehe er noch einmal lüftete und das Lararium in Ordnung brachte. Langsam und sorgfältig waren seine Handgriffe. Auch Ocellas Schuhe entstaubte er und stellte sie ordentlich nebeneinander hin. Der Raum war so sauber und ordentlich, als wäre Ocella nie fort gewesen, und auch die heutigen Opfergaben und der Geruch des Räucherwerks erweckten den Eindruck.


    Er schloss das Fenster wieder, warf einen letzten langen Blick in die Finsternis, und verließ die Unterkunft. Auch in Zukunft würde er immer wieder hierher zurückkehren, bis Ocella entweder heimkehrte oder Sabaco seinen Leichnam gefunden hatte. So lange es Hoffnung gab, hielt er daran fest.

    Sabaco kratzte sein Kinn. Als geschäftstüchtige Frau hakte Petronia Octavena natürlich nach. "Unter die Züchter? Mit einem Paar Grauschimmeln? Nein. Dafür bedarf es wohl etwas mehr Professionalität. Ich möchte nur gern von Gymir ein, zwei, drei Fohlen für den Eigenbedarf in meinem Besitz wissen. Sei es, dass er krank wird oder für eine Zeit geschont werden muss. Der Dienst ist hart, mit einem einzigen Pferd kommt man nicht weit. Momentan greife ich auf Ersatz aus der Ala zurück, was nicht unbedingt in meinem Sinne ist. Die Nachkommen sind daher nicht für den Verkauf bestimmt."

    Es hieß: "Do ut des. Ich gebe, damit du gibst."


    Noch immer kehrte Sabaco regelmäßig in die leere Stube von Ocella zurück, um nach dem Rechten zu sehen, durchzulüften, ein Licht zu entzünden und am Lararium Räucherwerk, Brot und Wein zu opfern. Dann saß er lange in der stillen Kammer, wartend, bis das Rauchopfer und das Licht heruntergebrannt waren, seinen finsteren Gedanken nachhängend.


    Do ut des schien für ihn keine Gültigkeit zu besitzen. Er gab alles, was er geben konnte, Opfergaben, sein schwarzes Herz, er behielt nichts für sich. Trotzdem wurde ihm beständig genommen. Was hatte er falsch gemacht, dass jeder Mensch, den er liebte, nacheinander aus seinem Leben verschwand? Warum war er dazu verflucht, allein auf Erden zu wandeln? Er gab doch sein Bestes, er kämpfte, er opferte, er nahm an, was das Leben ihm aufbürdete.


    Doch die Laren schwiegen und auch die Götter hatten keine Antwort für ihn.


    Er zog die Schuhe aus und legte sich in Ocellas Bett. Traurig drückte er seinen Kopf in das Kissen und wartete, bis das Licht erlosch.

    "Danke für den freundlichen Empfang." Aufgrund seiner Narben und seines Splittergebisses wirkte sein Lächeln nicht halb so freundlich wie das der Dame. "Oh ja, einen wunderbaren Grauschimmel namens Gymir konnte ich bei euch erwerben. Er ist genau das Pferd, was ich lange gesucht habe, nicht so ein dürres, hochbeiniges Vorzeigepferd, sondern eins mit ordentlicher Bemuskelung, einem kräftigen Hals und einem Gemüt, dass ihm erlaubt, auch durch Gefechtlärm und Feuer zu galoppieren, ohne die Nerven zu verlieren. Es gibt keinen Tag, an dem ich mich nicht darüber freue, dieses Tier erworben zu haben. Ich habe ihm eine Stehmähne geschnitten, das sieht verwegen aus."


    Außerdem hatte Sabaco keine Lust, die Mähne zu kämmen, doch dem Hengst waren solche kosmetischen Dinge ohnehin egal.


    "Wenn es möglich ist, hätte ich noch eine Bitte. Es ist in meinem Beruf immer möglich, dass Mensch und Tier etwas zustößt. Haltet mir unter euren Tieren für kommendes Frühjahr eine junge Stute zurück, welche die gleichen Eigenschaften wie Gymir besitzt. Die möchte ich ebenfalls erwerben. Gern wieder grau, ich liebe diese Farbe, oder auch schwarz."

    Sabaco hatte einen Fehler gemacht, ohne es zu merken: Er hatte vergessen, seine Tirones darauf hinzuweisen, dass es heute ausnahmsweise eine Gemeinschaftsküche gab und dass die Legio für alle gekocht hatte. So stromerten seine Leute hungernd, feilschend und bettelnd durchs Lager, ohne dass Sabaco es merkte, weil er selbst bei den Offizieren aß und sich mit ihnen über die Übung unterhielt. Als die Stunde rum war, traten alle wieder an. Wenn die Tirones auf einen epischen Kampf gehofft hatten, wurden sie enttäuscht. Der Drill bedeutete zunächst einmal Routine. Inzwischen waren auf dem Campus große Baumstämme aufgestellt worden, daneben Gerüste mit Holzwaffen und geflochtenen Schilden. Diese wurden nun an alle Tirones ausgegeben. Auch Sabaco rüstete sich damit aus.


    "Diese Übungswaffen und Übungsschilde haben das vielfache Gewicht von jenen, die ihr später im Gefecht tragen werdet. Wir beginnen mit der Spatha, der wichtigsten Waffe des Reiters. Erst, wenn ihr alle Waffentechniken sicher zu Fuß beherrscht, werdet ihr sie Mann gegen Mann testen und schlussendlich auf dem Pferd üben. Ich will hier keinen sehen, der während einer Übung mit der scharfen Waffe auf einen der unseren losgeht. Denjenigen prügel ich dermaßen grün und blau, dass er nicht mehr weiß, ob er Junge oder Mädchen ist."


    Sabaco marschierte langsam vor der Truppe entlang und hielt eine seiner Reden:


    "Die römische Spatha ist zwischen 75 cm und 110 cm lang und besitzt stets eine etwa 4 bis 6 cm breite Klinge. Die Schneiden verlaufen parallel oder mit sehr geringer Verjüngung und sind oft selektiv gehärtet. Die Spatha wiegt etwa 1 kg. Hört sich nicht viel an, aber bedenkt die Klingenlänge und die entsprechende Hebelwirkung. Das ist etwas anderes als ein süßer kleiner Gladius. Ihr könnt euch ausrechnen, was eure Übungswaffen wiegen. Ihr werdet in nächster Zeit starke Handgelenk- und Unterarmschmerzen haben."


    Er klang, als ob ihn das freuen würde.


    "Die Spatha haben wir von den Germanen übernommen. Während bei ihnen aufgrund des teuren Stahls nur wohlhabende Krieger der Oberschicht sich den Besitz erlauben können, weshalb sie dort auch ein Statussymbol ist, hat jeder von euch von Rom eine solche Waffe gestellt bekommen. Umgekehrt bedeutet das, dass wir es vor allem mit Kriegern zu tun haben, welche den Speer als allgemeine Schwerpunktwaffe nutzen."


    Nun blieb er stehen.


    "Die Spatha wird mit einer Hand geführt. Euch ist sicher schon der Griff aufgefallen, der auch für einen Einhänder extrem kurz ist, und in den Augen des Laien kaum handhabbar erscheint. Tatsächlich unterscheidet sich die Handhabung der Spatha immens von der anderer Schwerter. Und zwar fassen wir den Griff schräg, wobei der Handballen auf dem Knauf liegt. So!"


    Er zog seine Holzwaffe und demonstrierte den Tirones die korrekte Grundhaltung.


    "Dank des niedrigen Gewichts und der zum Griff hin gleichmäßig dünner werdenden Klinge sind Spathae sehr agil und führig. Es sind reine Hiebschwerter! Was heißt das? Tiro Iunius Rupa? Wie handhabt man eine Spatha? Erst für alle erklären und dann mit der Holzwaffe am Holzpfahl demonstrieren."


    Er fragte erneut diesen Tiro, da er wusste, dass dieser bereits Erfahrung mit der Waffe hatte.

    Sabaco hatte sich herausgeputzt wie lange nicht mehr. Er besuchte hier eine angesehene Gens, welche seit Jahrzehnten die Geschicke der Provinz prägte, und entstammte seinerseits bestem Hause. Beim Barbier war er gewesen, und trug die dicke braune, langärmlige Wolltunika, die Ocella ihm geschenkt hatte, das gute Exemplar, dass er nur zu besonderen Anlässen anlegte, damit es nicht verschliss. Darüber lag der Soldatengürtel sowie der Waffengurt mit dem Pugio, den er als Decurio nun auf der rechten statt der linken Seite trug. Der Witterung entsprechend trug er auch Wollsocken in den Caligae und einen ordentlichen Schal um den Hals. Wenn man von den Narben in seinem Gesicht und den zersplitterten Zähnen absah, machte er als stattlicher Mann sicher keine schlechte Figur.


    Aus dem Gestüt der Duccier hatte er den Grauschimmel Gymir erworben, stark in Körper und Geist - kein preiswertes Tier, aber es war jeden Sesterz wert. Sabaco war klar, dass er wieder mehr unter Leute musste, Zivilleben schnuppern, um nicht völlig jede Verbindung dazu zu verlieren. Seit Monaten sprach er praktisch ausschließlich mit Militärs über dienstliche Belange, was ihn zweifelsohne veränderte, genau wie seine neue Perspektive als Decurio mit Verantwortung für die Operation Sommergewitter und der Entschlossenheit, das gesamte Barbaricum mit Stumpf und Stiel auszuräuchern, um seinen kleinen Bruder zu retten.


    Vielleicht mochte es merkwürdig anmuten, dass ausgerechnet dieser Mann mit dem vernarbten Gesicht, der eine animalische Grausamkeit entfalten konnte, der eine wandelnde Urgewalt war, nun ein wenig verloren im Eingangsbereich herumschlenderte auf der Suche nach jemandem, der ihn empfangen würde.

    Na, das sah doch noch ganz vorzeigbar aus, was sich hier versammelt hatte. Selbst die Kameraden, die unterwegs kurzzeitig schlapp gemacht hatten, standen jetzt wieder. So sollte das sein. Doch sollten sie geglaubt haben, dass es damit gut sein würde für heute, hatten sie sich getäuscht.


    "Ich bin mit eurer Leistung zufrieden. Ihr habt jetzt eine Stunde Pause, in der ihr euch ausruhen könnt. Esst was, trinkt was, geht auf die Hütte. Nach Ablauf einer Stunde treffen wir uns erneut hier auf dem Campus zum Waffentraining gemeinsam mit der Legio und der Classis. Wir verwenden dazu die hier deponierten Übungswaffen. Ich möchte, dass ihr euch von eurer besten Seite zeigt, weil auch einige Stabsoffiziere anwesend sein werden. Abite."

    << RE: [Grundausbildung] Tiro Faustus Iunius Rupa


    Nach ihrem ersten Marsch, der den meisten zermürbend lang und schmerzhaft vorgekommen sein dürfte, erreichten die Tirones der Ala das Marschlager, welches von den Tirones der Legio und der Classis vorbereitet worden war. 20 römische Meilen brachten einen trainierten Soldaten zwar nicht an seine Grenzen, aber durchaus ins Schwitzen. Bei einem Tiro mit wundem Unterboden konnte das schon anders aussehen. Der Wall mit den Schanzpfählen stand schon, ebenso die meisten Zelte. Im braunen Wasser des Rhenus lag die Keto vor Anker. Sabaco erkannte dieses Kriegsschiff schon von weitem ... sein Kriegsschiff. Er kam nicht umhin, Eifersucht zu verspüren, weil sie jetzt von einem anderen kommandiert wurde. Aus dem Marschlager drang der Duft gekochten Essens. Es war doch schön, so fürsorglich empfangen zu werden.


    Am neu angelegten Campus traf die Ausbildungsturma sich zum Antreten. Sabaco war gespannt, in welchem Zustand sich seine Männer befanden und wie viele auf Maultieren hergebuckelt werden mussten. Seine Augen blitzten in sadistischem Vergnügen, man konnte seinen Blick aber auch mit guter Laune verwechseln.


    "Venite*", sagte er fast schon sanft.


    Sim-Off:

    *Antreten

    So gefiel ihm das. Bald würde das alles noch ganz anders aussehen und aus den (meist) liebenswerten jungen Tirones, von denen einige sich gerade erst vom Rockzipfel der Mutter gelöst hatten, würden Schlächter geworden sein. Manch einfühlsameres Exemplar von Ausbilder erfüllte diese Aussicht mit Wehmut, die meisten betrachteten diese Notwendigkeit mit kühler Berechnung. Doch Sabaco brannte darauf, zu sehen, wie seine Ausbildung blutige Früchte trug und wie seine Tirones Roms Feinde mit ihren Klingen zerfleischten.


    "Tironeeees", brüllte er markerschütternd. "PEEERGIIITEEEE!!!*"


    RE: Großübung der Ausbildungseinheiten von Mogontiacum >>


    Sim-Off:

    *Marsch!

    Sabaco nickte. "Ganz recht, der ist gemeint. Im Wesentlichen sind die Mitglieder eines Contuberniums selbst für ihre Unterkünfte, den gemeinsamen Haushalt und ihre Verpflegung zuständig. Erinnert euch, das Contubernium ist die kleinste taktische Einheit und kann somit autark operieren. Ich als Decurio will also bei so grundlegenden Sachen nicht Kindermädchen spielen müssen. Sprecht euch selbstständig ab, teilt eure Dienste gerecht ein. Den Hut hat der höchste Dienstgrad oder der Stubenälteste auf.


    Zu jedem Contubernium gehört also:


    - 1 Zelt

    - 1-2 Maultiere, manchmal stattdessen auch Ochsen oder Esel

    - 1 Maultierführer, für die Germanen unter euch: den nennen wir hier Mulio

    - alle möglichen Werkzeuge, Eimer und grosse Körbe

    - 1 Handmühle


    Das Maultier schleppt das Zelt samt Zubehör. Aber die schwere Handmühle und das meiste andere lassen wir heute zu Hause. Die Aufgabe des Mulio ist es es nicht nur, für das Füttern und die Pflege des Tiers zu sorgen, sondern auch für den Bau des Zeltes, das bei Marschlagern verwendet wird. Als Muliones werden meist junge Männer in den Provinzen rekrutiert, nicht selten die unehelichen Söhne der Soldaten. Sie haben keinerlei Bewaffnung und tragen eine einfache Tunika. Zudem haben sie beim Marsch eine Ledertasche umgegürtet, in der sie Werkzeuge für den Zeltaufbau tragen. Die Muliones nehmen nicht aktiv an Kriegshandlungen teil und wohnen in Friedenszeiten in den Lagerdörfern. Es sind Zivilisten, ihr werdet sie also außerhalb ihrer Arbeitszeiten nicht in der Castra sehen.


    Eure Muliones habe ich für heute hierher bestellt, sie bereiten momentan mit den Calones eure Maultiere vor. Sie werden heute nicht viel Gepäck tragen, so dass ein Tiro, der ausfällt, ein Stück reiten kann. Notfalls schleppt ein Maultier auch mal zwei, aber ich hoffe nicht, dass es so weit kommt. Wir wollen das Ziel in den 5 Stunden erreichen, komme was da wolle, damit ihrden Marsch nicht wiederholen müsst. Sprich, wer ausfällt, schwingt sich mithilfe seiner Kameraden schnellstmöglich auf das Maultier, damit wir keine Verzögerung haben."


    Am Ende des Exerzierplatzes sah man nun die Muliones, von denen jeder heute zwei Tiere führte, nur für den Fall. Sabaco blickte von einem Ende der Reihe zum anderen. Da sie ihn kannten, konnten sie ahnen, dass es jetzt wieder laut werden würde. Einen Wimpernschlag später brüllte er:


    "Marschbereitschaft herstellen!"


    Wenn die Tirones alles richtig verstanden hatten, würden sie sich nun nach Contubernia geordnet vor ihrem jeweiligen Maultierführer sortieren. Da die Contubernia durchnummeriert waren, sollte es keine Schwierigkeiten bei der Zuordnung geben.

    Das Gesicht des Decurio blieb undurchdringlich, während Iunius Rupa antwortete, und er erwiderte den tiefen Blick. Dahinter barg sich Wissen, auf das manch einer lieber verzichtet hätte. Das galt für sie beide und sie verstanden einander. Er ließ dem Tiro Zeit, zu sprechen, denn das Thema war nicht trivial. Sabaco ging danach ein paar Schritt weiter, stellte sich vor die Truppe und blickte in zufälliger Reihenfolge von einem zum anderen.


    "Ihr hört, das Thema ist komplex und im Kern ist die Antwort nicht falsch. Je nach Situation kann und muss anders entschieden werden und alle genannten Methoden können richtig sein. Ein entscheidender Faktor wird dabei jedoch außer Acht gelassen. Darum fehlt die bestmögliche Lösung in dieser Aufzählung. Mit ein wenig mehr Informationen kommt ihr von selbst drauf. Ich will, dass ihr lernt, wie Soldaten zu denken."


    An dieser Stelle hielt er, damit sie die Antwort herausfinden konnten, etwas Theorie für notwendig, da die theoretische Ausbildung wieder mal äußerst schleppend voran kam.


    "Aufgepasst: Eine Turma, also im Idealfall 32 Mann, untergliedert sich in 4 Contubernia - Zimmergemeinschaften - in denen die Soldaten untergebracht sind. Das gilt auch für die Ausbildungsturma. In jedem Contubernium befinden sich also, je nach Truppenstärke, sechs bis acht Mann. Wir haben das Glück, vollzählig zu sein. Gemeinsam bildet das Contubernium die kleinste organisatorische Einheit innerhalb der römischen Armee. Im Standlager teilt ihr euch eine Stube und im Marschlager ein Zelt. Die Kameraden aus dem Contubernium sind fortan eure Familie. Man kann sie sich nicht aussuchen und doch gehört ihr untrennbar zusammen."


    Die meisten Dinge sollten sie inzwischen aus ihrem Alltag mitbekommen haben, doch manches schien noch unklar zu sein, weshalb Sabaco beschloss, diese Inhalte künftig einfach selbst in der Praxis einzuflechten, um die Lücken zu füllen. Er fuhr fort, nun lauter, denn jetzt kam der wichtige Teil:


    "Für den Marsch sortieren wir uns also ebenfalls nach Contubernia." Er blickte noch einmal zu Faustus Iunius Rupa, denn nun kam der Punkt, auf den er hinaus wollte: "Tiro Iunius. Was gehört, abgesehen von den Kameraden und deren persönlicher Ausrüstung, zu jedem Contubernium dazu?"

    In der Tat genossen die Tirones heute einen Tag, an dem das Wetter schlecht und die Laune des Ausbilders gut war. Kalter Schneeregen setzte sich auf ihren Wollmänteln ab. Sabaco spazierte langsam von einem Ende der Reihe zum anderen, während er sprach.


    "Movemini*, Männer. Um eure wunden Hintern zu schonen, erfolgt heute keine Reitübung, sondern ein Marsch. Wir beginnen ohne Gepäck, zwanzig Meilen** in fünf Stunden. Das ist ein knackiges Tempo, aber wenn ihr das schafft, müsst ihr ihn nicht wiederholen. Das Marschgepäck wird auf den Maultieren mitgeführt, welche die Calones in diesem Moment für euch vorbereiten, so dass ihr euch ganz auf euch selbst konzentrieren könnt."


    Er blieb vor Faustus Iunius Rupa stehen und sah dem Mann in die Augen. "Was machen wir, wenn ein Kamerad einen Krampf im Bein bekommt und nicht mehr laufen kann, Tiro Iunius?" Sabacos Blick hatte etwas Lauerndes.


    Sim-Off:

    *Rührt euch.

    Sim-Off:

    **30 km

    Nun sah Rupa seinen Decurio lächeln, doch es wirkte nur vordergründig freundlich. Es war das Lächeln, das ein Lamm als letztes von einem Wolf zu sehen bekam.


    "Krieg führt man nicht allein physisch. Da spielen noch die politische und wirtschaftliche Ebene mit rein, die ideologische ... Der bewaffnete Konflikt ist nur die Spitze des Eisbergs. Für uns als Frontsoldaten ist es natürlich das, womit wir uns täglich auseinandersetzen. Aber es gibt beim Krieg auch die Komponente der psychologischen Kriegsführung. Das Spiel ist alt, Iunius, sehr alt. Wir präsentieren Dankwart die passende Antwort, sollten deine Worte sich als wahr erweisen.


    Du kannst nun wegtreten und den letzten Aufgaben für heute nachgehen. Auseinandersetzungen findest du in der Lagertherme beim Ringkampf im Sand." Eine der beliebtesten Freizeitbeschäftigungen, gemeinsam mit dem Ballspiel in den Thermen oder dem verbotenen Würfeln. "Denk dran, morgen treffen wir uns hier ohne Pferd. Abite, Tiro."

    Rupa ließ sich von Sabacos bohrenden Fragen nicht aus der Ruhe bringen. Er dachte nach, hinterfragte die Informationen und blieb dabei professionell. Der Decurio ließ sich sein Wohlwollen nicht anmerken, sondern behielt die steinerne Miene bei.


    "Erkundungsritte in die Tiefen des Barbaricums haben dieses Jahr zu den Schwerpunkten* unserer Aufgabe gehört, da wir eine größere Expedition vorbereiten. Du siehst, da passt etwas nicht zusammen." Das musste nicht die Schuld von Iunius Rupa sein und war es wahrscheinlich auch nicht. Er gab seine Informationen gewissenhaft weiter, aber irgendwer säte Falschinformationen. "Das mit dem Fluss ist eine wichtige Information. Die werde ich der Classis weiterleiten. Was diesen Dankwart betrifft, so stinkt sein Handeln nach Verrat. Nur an welcher Stelle."


    Er sprach nicht aus, dass sein erster Verdacht auf die römische Classis fiel. Sabaco hatte selbst dort gedient und die verschlagenen Raubeine erlebt, die sich, wie die Ala, zumeist aus Germanen rekrutierte. Die Versorgung über den Fluss konnte nicht an ihren Schiffen vorbei passiert sein. Entweder wurde dort geschlampt ohne Ende, oder der Wind wehte aus einer anderen - sehr viel fataleren - Richtung. Sabaco wurde ein wenig flau im Magen, als ihm das bewusst wurde.


    Er griff in seine Gürteltasche und holte die Karte raus, die Iunius Rupa bekannt vorkommen dürfte. Es war eine Kopie jener, die er während seiner Nachforschungen im germanischen Hinterland angelegt hatte. Er reichte sie dem Tiro samt einem kleinen Kohlestift.


    "Zeichne mir die Stelle ein, außerdem mit Pfeilen die Richtung, aus der die Überfälle kommen." Es war seine Arbeitskopie, die er dann im Officium in Reinform übertragen würde."Über die übrigen Informationen muss ich nachdenken.


    Mit deiner Hilda machst du es mir nicht leicht." Ein merkwürdiger Satz, der nur Sinn ergab, wenn man wusste, dass Sabaco sehr unter der Entfremdung zu seinem kleinen Bruder gelitten hatte, der von einem germanischen Weib aufs Übelste manipuliert worden war. Sabaco misstraute solchen Frauen zutiefst und hielt es für besser, Hilda auf Nutzdistanz zu halten. Er kaute mit seinem Splittergebiss auf der Innenseite seiner Wange herum.


    "Ins Valetudinarium kommt sie mir nicht. Das ist ein Lazarett und kein Lupanar, und mit ihrer Loyalität ist es ja auch noch nicht weit her. Am Ende vergiftet sie uns die Patienten. Nein, das wird nicht geschehen. Wichtig ist, dass sie in Zukunft erkennt, dass es ihr besser mit Rom geht als ohne. Ihre Loyalität muss gefestigt werden. Wenn sie eine gewisse Bildung besitzt, sollte das kein Ding der Unmöglichkeit sein. Ich habe da jemanden an der Hand, der sich für ihr medizinisches Wissen interessieren könnte. Vielleicht kann sie mit dem ins Geschäft kommen, um sich ihr Brot und eine Unterkunft zu verdienen, ohne sich als Schankmaid oder Hure zu verdingen." Was ja meist aufs Selbe hinauslief. "Er wird in zwei Tagen hier vor Ort sein**, dann kann sie sich an der Porta melden, fals sie sich dafür interessiert. Ist ein netter junger Kerl, vor dem muss sie keine Angst haben."


    Sim-Off:

    *Zum Beispiel hier, man beachte insbesondere den ersten Beitrag: Vorboten des Sturms - Vorbereitungen auf die Operation Sommergewitter

    Sim-Off:

    ** Gemeint ist dieser Besuch - Hilda kann sich, wenn sie will, an der Porta des Castellums melden: RE: [Valetudinarium] Die Seuche greift um sich

    Überflüssiger Weise drängte sich auch Sabaco in dieses Treffen und verbreitete Stress, Druck und Hektik.


    "Salve, Optio. Man wird dir sofort den Kräutergarten zeigen und ich habe schon dafür gesorgt, dass man dir Ableger jeder Pflanze mitgeben wird, die du für deine Forschungen benötigst. Die Ala tut alles, damit dieses verdammte Fieber endlich eingedämmt werden kann! Was immer du brauchst, du wirst es erhalten, es darf in dieser Sache keine Geheimnisse geben."


    Natürlich hoffte er, dass der Prätorianer-Arzt seinerseits auch nicht mit Erkenntnissen geizen würde.


    "Du kannst auch die Patienten sehen. Man hat für viele von ihnen keinerlei Hoffnung mehr." Er stockte, rang mit sich. "Zum Beispiel mein Cornicularius. Titus Umbrenus Nero, er liegt dort hinter dieser Tür. Merke sie dir, hörst du? Er ist so krank, er spricht nicht, isst nicht, er schwindet wie ein Geist. Er gleitet mir ... uns ... einfach durch die Finger. Bei den Göttern, du musst ihn retten!"


    Im Hintergrund nahte Marcus Oppius Valentinus, der Medicus ordinarius, der Sabaco streng ansah, weil er sich während seiner Abwesenheit aufführte, als hätten all diese Entscheidungen bei ihm selbst gelegen. In Wahrheit standen und fielen diese Dinge mit dem Medicus ordinarius, der die Hoheitgewalt über diese Gemäuer innehatte. Sabaco grüßte ihn, fixierte Scato noch einmal mit festem Blick, und machte sich dann vom Acker.

    "Geht um die Informationen dieser Hilda", begann Sabaco. "Um das, was du zu Beginn des Tages zu berichten hattest. Für mich sind drei Dinge wichtig: Erstens, welchem Stamm gehört Dankwart an? Zweitens, welchem Stamm gehören die Dörfer an, die er überfallen hat? Drittens, wo soll diese Germanenfestung errichtet werden?


    Mich wundert, dass wir trotz unserer regelmäßigen Patrouillen noch nichts bemerkten und auch die Frumentarii sich noch nicht entsprechend gemeldet haben. Tausend Mann sind fast eine Legio. Eine Legio samt Pferden frisst täglich fast zwei Tonnen Getreide. Und die Tausend Krieger haben laut Hilda auch noch Anhang im Schlepptau. Wo Rom diese Berge an Nahrung her nimmt, ist klar, durch aufwändige Logistik, und mit einer riesigen Wirtschaftsmacht im Hintergrund. Aber ein Germane? Das alles kann nicht von Rom Kommen. Das bisschen Geplänkel reicht nicht aus, um eine ganze Stadt zu versorgen und auf unserer Seite des Limes wird nicht geplündert, dafür sorgen unsere Truppen. Folglich muss er die Mengen entweder von anderen Germanen rauben, wobei sich die Frage nach den Transportwegen ergibt, oder Hilda irrt sich, was die Anzahl der Männer betrifft."


    Die Möglichkeit, dass sie log, ließ er unausgesprochen.


    "Wie du Hilda unterbringst, bleibt dir überlassen. Du kannst deinen Sold dafür aufbringen, ihr ein Zimmer zu mieten und sie durchzufüttern, wenn dich nicht stört, dass von deiner harten Arbeit nichts für dich selbst übrig bleibt. Oder, was ich empfehle, sie lernt Latein und kann sich Arbeit suchen, zum Beispiel in der Taverne als Schankmädchen, wenn sie nicht gerade derart hässlich ist, dass einem bei ihrem Anblick der Appetit vergeht."


    Die Ala selbst würde die Frau nicht versorgen, da könnte ja jeder kommen, der irgendwann mal bei den Germanen gelebt hatte, was auf ziemlich viele Leute zutraf.


    "Noch eine letzte Frage. Du meinst, sie mag keine Römer. Du bist ein Römer. Wie passt das zusammen?"

    << RE: [Grundausbildung] Geländeritt


    Sabaco wartete, bis die erschöpften Tirones ihre Reihe gebildet hatten.


    "Für den ersten Geländeritt war das gut. Auch den Stresstest haben die meisten von euch mit ihren Tieren bestanden. Wer noch nicht mit sich zufrieden war, wird noch sehr oft Gelegenheit erhalten, es besser zu machen, ehe der Ernst losgeht. Ich bin zufrieden mit euch. Denkt daran, zuerst eure Pferde zu versorgen und dann eure Ausrüstung einsatzbereit herzustellen, bevor ihr für heute in den Feierabend geht. So muss das fortan jeden Abend ablaufen. Es mag sein, dass Alarm ist und ihr nachts auf einen Einsatz müsst, darum muss alles bereit sein.


    Morgen treffen wir uns zu Fuß und ohne Ausrüstung auf dem Exerzierplatz.


    Tiro Iunius kommt noch einmal kurz zu mir, der Rest kann wegtreten."

    Sabaco erwiderte den Blick des Iuniers mit einem anerkennenden Nicken. Hier war der Tiro schätzungsweise zehn Jahre älter als sein Ausbilder, auch wenn man das optisch kaum bemerkte. Sabacos ungesunder Lebensstil ließ ihn vor der Zeit altern. Er wusste nicht, ob Rupa verstand, dass diese Übung zwar lustig war, aber trotzdem einen ernsten Hintergrund hatte. Es ging darum, dass jeder Tiro lernte, sein Pferd in jeder noch so ungewohnten Situation zu kontrollieren.


    Sabaco wechselte ein paar Worte mit dem Offizier der Legio, bedankte sich für die Unterstützung bei der Übung und dann gingen beide Einheiten ihrer Wege. Die Legio kehrte zu Fuß zurück und die Ala wendete nach dem langen Ritt endlich die Pferde. Auch der Rückweg wurde noch einmal fordernd, aber technisch nicht mehr so anspruchsvoll wie der Hinweg. Die Pferde wurden durch seichtes Wasser gelenkt und durch einen holprigen Waldweg. Die Sonne ging schon unter, als die Castra in Sicht kam.


    Sabaco ließ die Tirones noch einmal kurz zu Pferd auf dem Exerzierplatz antreten.


    RE: [Grundausbildung] Tiro Faustus Iunius Rupa >>