Beiträge von Publius Matinius Sabaco

    "Politik in Mogontiacum. Da können wir fähige Köpfe gebrauchen. Die alten Klappstuhlfurzer taugen nichts. Die muss man aus den Ämtern kegeln und durch junge Männer ersetzen."


    Am besten müsste man sie auch aus der Provinz prügeln oder im Rhenus ersäufen. Das Versagen der Politik zahlten die Soldaten und Bürger an der Grenze mit einem hohen Blutzoll, doch dieses ernste Thema wollte Sabaco hier in dieser entspannten Runde nicht anschneiden. Wenn er jetzt begann, von der vermissten Turma Prima zu sprechen, wäre der Abend für ihn gelaufen. Während sie sich unterhielten, schaute Sabaco immer mal wieder unauffällig zu der Frau und dem Mädchen. Innerlich fand er keine Ruhe - dass die junge Frau allein war, würde auch anderen auffallen.


    "Du entschuldigst mich für einen Moment, Varus." Langsam zog er seinen Schal ab, entfaltete ihn, um ihn zu begutachten. Dicke Qualität, wie die Offiziere sie gern trugen, die doch ein bisschen mehr verdienten als der Mannschaftssoldat.


    Nach dieser kurzen Prüfung ging Sabaco durch die Dunkelheit an den Feiernden vorbei. Er bewegte sich mit den Schatten seitlich auf die junge Dame zu, während sich das Feuer in seinen eisblauen Augen spiegelte. Es wirkte, als würde er hinter ihr vorbeilaufen wollen, doch er ging nicht vorbei, sondern blieb schräg hinter ihr stehen, so dass sie ihn sehen konnte. Dann begann er, ihr in aller Ruhe den breiten Schal um die Schultern zu legen. Er ließ sich Zeit dabei. Sie konnte ihn abwehren, wenn ihr danach war, sich unter dem Stoff wegdrehen, Sabaco anfauchen, wie ihr das scheinbar im Blute lag - oder zulassen, dass er ihr den angewärmten, kratzigen Militärschal, der nach einem fremden Mann roch, um die frierenden Schultern schlang.


    Sabaco ließ die Dinge auf sich zukommen, den tief vernarbten rechten Mundwinkel ein Stück zur Seite gezogen.

    Das musste natürlich passieren, während zwei Tribuni der Ausbildung beiwohnten! Sabaco ließ einen Atemzug verstreichen. Vermutlich erwarteten die Tirones ein Donnerwetter. Doch in geradezu väterlicher Manier sagte er: "Die Grundzüge stimmen, aber ich möchte von dir eine Antwort hören, die dem Gespräch mit deinem Offizier würdig ist. Nun noch einmal langsam. Nimm dir einen Moment zum Nachdenken, bevor du antwortest: Wie setzen wir die Lanze ein?" Und während er so arschfreundlich sprach, sah er den Tiro mit einem Blick an, der deutlich machte, dass er mit seinem Gesicht in diesem Moment am liebsten den Campus gewischt hätte.

    "Hrrrm", machte Sabaco unverbindlich. "Langeweile sollte nicht das entscheidende Kriterium sein, wenn man sich für den Dienst an der Waffe entscheidet." Er deutete den Gruß an, bei welchem man die rechte Faust auf das Herz drückte, während er Varus ernst ansah. Nicht umsonst wurde dieser Gruß gewählt und kein anderer. "Aber es lässt sich rausfinden, wie dein Herz schlägt, wenn dein Interesse akut werden sollte. Wir haben da Mittel und Wege ... aber ich schweife ab. In die Politik soll es also gehen. Welcher Weg genau?"


    Es konnte nie schaden, jemanden in der Hinterhand zu haben, den man persönlich kannte. Leider konnte er das Prosten des Burschen nicht erwidern, weil er noch nicht dazu gekommen war, sich ein Getränk zu organisieren.


    Aus den Augenwinkeln beobachtete Sabaco derweil die beiden Frauen. Wie nett. Er wandte sich etwas ab, damit sie sein Grinsen nicht bemerkten, doch der Petronier würde es sehen - so wie das, was die Kälte bei einer der jungen Frauen hervorgekitzelt hatte. "Was meinst du", fragte er leise, "ob die kleine Furie mich auffrisst, wenn ich ihr meinen Schal umlege?" Fast war er versucht, es darauf ankommen zu lassen.

    Sabaco öffnete eigenhändig die Tür. Niemand außer ihnen war hier. "Komm rein."


    Die Unterkunft war angenehm warm und beheizt. Sabaco vergeudete keine Zeit. Kaum war Scato eingetreten und die Tür verschlossen, führte er ihn ins Cubiculum. Dort zog er die Tunika aus und legte sich rücklings auf sein Bett, so wie er das die letzten Male immer hatte tun sollen. Indem er Scato diese Narben zeigte, gab er ihm eine große Macht über sich, was sonst eher nicht in Sabacos Sinne lag. Er schloss die Augen und wartete, seine Nervosität herunterkämpfend.

    Was Petronia Octavena sagte, hörte sich gut an. "Würde mich freuen, wenn es mit der Stute klappen würde. Eine kurzes Notiz, das ihr an der Porta der Ala abgeben könnt, genügt. Dann komme ich vorbei und schaue mir das Tier oder die Tiere an."


    Aus den Augenwinkeln sah er eine junge, leicht gekleidete Frau, die das Fest betrat. Sein geschultes Auge entdeckte keinen Mann, außer den obligatorischen Anstandswauwau. Dieser war augenscheinlich niederen Standes, denn er wurde regelrecht geparkt. Sabaco grinste in sich hinein, dann aber zog der Neuankömmling in ihrer Gesprächsrunde seine Aufmerksamkeit auf sich. So sah er nicht mehr, wie die junge Dame von einer anderen jungen Frau okkupiert wurde.


    "Salve, Petronius Varus. Io Saturnalia. Du fragst, wie der Dienst in Germania ist?" Sabaco bedachte den jungen Mann mit seinem Raubtierlächeln, bei dem jede Narbe in seinem Gesicht sich straff spannte. "Abwechslungsreich. Nichts für Leute, die der Bequemlichkeit einen allzu hohen Stellenwert beimessen. Aber bestens geeignet für Männer, die ihre Grenzen erweitern und kräftig mit anpacken wollen." Als Ausbildungsoffizier musterte Sabaco sein Gegenüber von oben bis unten. Wenn man den Petronier ein wenig schliff ...

    Irgendwann kam der Pfiff, der das Ende ankündigte. Die Tirones durften nach dem Aufräumen der Waffen etwas trinken und einige Minuten verschnaufen. Dann ging es weiter. Erneut mussten sie antreten. Diesmal war ihnen eine Lanze mit Holzspitze ausgehändigt worden. Wie die Übungsschwerter war sie deutlich schwerer als die Waffe, die sie später im Einsatz haben würden.


    Spätestens jetzt wurde klar, dass sie hier im Lager eine Beschleunigung der Ausbildung erlebten. Sie bekamen hier die Grundlagen aller Waffen im Schnelldurchlauf eingeprügelt. Womöglich gab es einen konkreten Anlass zu dieser Maßnahme ...


    Diesmal fragte Sabaco einen anderen Tiro, der ihm ebenfalls positiv aufgefallen war: "Randolf. Wie setzen wir die Lanze ein?"

    "Es gibt nichts zu verzeihen, Petronia Octavena. Ich für meinen Teil empfehle euer Gestüt gern weiter. Eine bessere Werbung als Gymir gibt es nicht, auf den werde ich oft angesprochen. Aber die wenigsten Equites können sich ein eigenes Pferd nach ihren Wunschvorstellungen leisten und greifen so auf den Bestand der Ala zurück. Diese Pferde sind auch gut, ohne Frage, aber mit einem Tier, dessen Vorfahren über Generationen handverlesen wurden und welches vom neuen Besitzer passend ausgesucht wurde, können sie nicht mithalten. Das kann die Ala in dem Umfang nicht stemmen, dazu bedarf es Spezialisten."


    Er nickte in ihre Richtung.


    "Der Wunsch, Fohlen von Gymir zu haben, ist eher sentimentaler Natur. Sie werden, wie gesagt, nicht verkauft, sondern dienen rein meinen dienstlichen Zwecken. Also ... wenn ihr eine passende Grauschimmelstute im Bestand habt oder organisieren könnt...?"


    In dem Moment gesellte sich ein weiterer Mann in die Runde, der Petronia Octavena begrüßte und aussah, als wolle er sich mit ihr unterhalten. Sabaco wollte noch die Antwort seiner Gesprächspartnerin abwarten, ehe er die beiden sich selbst überließ.

    Sabaco hatte auf seinen Streifzügen etwas entdeckt: Im Vicus Navaliorum, nur ein paar Schritte vom Rhenus entfernt, direkt neben dem Castell der Ala, stand ein verlassenes kleines Haus. Für ihn war es darum interessant, da ihn ein Kamerad auf die Inschrift neben der Tür angesprochen hatte. Sabaco drückte das Efeu beiseite. Sollte ihn doch der Schlag treffen! Diese Hütte war die Casa Matinia in Mogontiacum!


    Fast hätte Sabaco gelacht bei diesem besseren Schuppen. Er war die Villa Matinia in Tarraco gewohnt. Und doch freute er sich über diese Räuberhöhle. All das gehörte nun den drei Matinius-Brüdern, die bei den Einheiten von Mogontiacum ihren Dienst versahen.


    Jetzt brauchte er nur noch einen Schlüssel.

    Sabaco nickte. "Dem ist nichts hinzuzufügen. Tirones, an die Pfähle!" Er beobachtete, wie die Männer sich verteilten und ihre Übungen begannen. Dabei ging er herum und nahm hier und da Korrekturen vor. Eine Spatha beherrschte man nicht am ersten Tag fehlerfrei, doch hier ging es um die Grundlagen. Alles weitere würde sich im Laufe des Trainings ergeben.

    Dunkelheit lag über dem Raum, als Sabaco aufschreckte. War er doch tatsächlich eingeschlafen! Die Anstrengung zehrte stärker an ihm, als er sich eingestehen wollte. Er setzte sich auf und wartete eine Weile, bis er richtig munter war, ehe er aufstand. Sorgsam brachte er das Bett in Ordnung, als sei es ein zweiter Schrein, ehe er noch einmal lüftete und das Lararium in Ordnung brachte. Langsam und sorgfältig waren seine Handgriffe. Auch Ocellas Schuhe entstaubte er und stellte sie ordentlich nebeneinander hin. Der Raum war so sauber und ordentlich, als wäre Ocella nie fort gewesen, und auch die heutigen Opfergaben und der Geruch des Räucherwerks erweckten den Eindruck.


    Er schloss das Fenster wieder, warf einen letzten langen Blick in die Finsternis, und verließ die Unterkunft. Auch in Zukunft würde er immer wieder hierher zurückkehren, bis Ocella entweder heimkehrte oder Sabaco seinen Leichnam gefunden hatte. So lange es Hoffnung gab, hielt er daran fest.

    Sabaco kratzte sein Kinn. Als geschäftstüchtige Frau hakte Petronia Octavena natürlich nach. "Unter die Züchter? Mit einem Paar Grauschimmeln? Nein. Dafür bedarf es wohl etwas mehr Professionalität. Ich möchte nur gern von Gymir ein, zwei, drei Fohlen für den Eigenbedarf in meinem Besitz wissen. Sei es, dass er krank wird oder für eine Zeit geschont werden muss. Der Dienst ist hart, mit einem einzigen Pferd kommt man nicht weit. Momentan greife ich auf Ersatz aus der Ala zurück, was nicht unbedingt in meinem Sinne ist. Die Nachkommen sind daher nicht für den Verkauf bestimmt."

    Es hieß: "Do ut des. Ich gebe, damit du gibst."


    Noch immer kehrte Sabaco regelmäßig in die leere Stube von Ocella zurück, um nach dem Rechten zu sehen, durchzulüften, ein Licht zu entzünden und am Lararium Räucherwerk, Brot und Wein zu opfern. Dann saß er lange in der stillen Kammer, wartend, bis das Rauchopfer und das Licht heruntergebrannt waren, seinen finsteren Gedanken nachhängend.


    Do ut des schien für ihn keine Gültigkeit zu besitzen. Er gab alles, was er geben konnte, Opfergaben, sein schwarzes Herz, er behielt nichts für sich. Trotzdem wurde ihm beständig genommen. Was hatte er falsch gemacht, dass jeder Mensch, den er liebte, nacheinander aus seinem Leben verschwand? Warum war er dazu verflucht, allein auf Erden zu wandeln? Er gab doch sein Bestes, er kämpfte, er opferte, er nahm an, was das Leben ihm aufbürdete.


    Doch die Laren schwiegen und auch die Götter hatten keine Antwort für ihn.


    Er zog die Schuhe aus und legte sich in Ocellas Bett. Traurig drückte er seinen Kopf in das Kissen und wartete, bis das Licht erlosch.

    "Danke für den freundlichen Empfang." Aufgrund seiner Narben und seines Splittergebisses wirkte sein Lächeln nicht halb so freundlich wie das der Dame. "Oh ja, einen wunderbaren Grauschimmel namens Gymir konnte ich bei euch erwerben. Er ist genau das Pferd, was ich lange gesucht habe, nicht so ein dürres, hochbeiniges Vorzeigepferd, sondern eins mit ordentlicher Bemuskelung, einem kräftigen Hals und einem Gemüt, dass ihm erlaubt, auch durch Gefechtlärm und Feuer zu galoppieren, ohne die Nerven zu verlieren. Es gibt keinen Tag, an dem ich mich nicht darüber freue, dieses Tier erworben zu haben. Ich habe ihm eine Stehmähne geschnitten, das sieht verwegen aus."


    Außerdem hatte Sabaco keine Lust, die Mähne zu kämmen, doch dem Hengst waren solche kosmetischen Dinge ohnehin egal.


    "Wenn es möglich ist, hätte ich noch eine Bitte. Es ist in meinem Beruf immer möglich, dass Mensch und Tier etwas zustößt. Haltet mir unter euren Tieren für kommendes Frühjahr eine junge Stute zurück, welche die gleichen Eigenschaften wie Gymir besitzt. Die möchte ich ebenfalls erwerben. Gern wieder grau, ich liebe diese Farbe, oder auch schwarz."

    Sabaco hatte einen Fehler gemacht, ohne es zu merken: Er hatte vergessen, seine Tirones darauf hinzuweisen, dass es heute ausnahmsweise eine Gemeinschaftsküche gab und dass die Legio für alle gekocht hatte. So stromerten seine Leute hungernd, feilschend und bettelnd durchs Lager, ohne dass Sabaco es merkte, weil er selbst bei den Offizieren aß und sich mit ihnen über die Übung unterhielt. Als die Stunde rum war, traten alle wieder an. Wenn die Tirones auf einen epischen Kampf gehofft hatten, wurden sie enttäuscht. Der Drill bedeutete zunächst einmal Routine. Inzwischen waren auf dem Campus große Baumstämme aufgestellt worden, daneben Gerüste mit Holzwaffen und geflochtenen Schilden. Diese wurden nun an alle Tirones ausgegeben. Auch Sabaco rüstete sich damit aus.


    "Diese Übungswaffen und Übungsschilde haben das vielfache Gewicht von jenen, die ihr später im Gefecht tragen werdet. Wir beginnen mit der Spatha, der wichtigsten Waffe des Reiters. Erst, wenn ihr alle Waffentechniken sicher zu Fuß beherrscht, werdet ihr sie Mann gegen Mann testen und schlussendlich auf dem Pferd üben. Ich will hier keinen sehen, der während einer Übung mit der scharfen Waffe auf einen der unseren losgeht. Denjenigen prügel ich dermaßen grün und blau, dass er nicht mehr weiß, ob er Junge oder Mädchen ist."


    Sabaco marschierte langsam vor der Truppe entlang und hielt eine seiner Reden:


    "Die römische Spatha ist zwischen 75 cm und 110 cm lang und besitzt stets eine etwa 4 bis 6 cm breite Klinge. Die Schneiden verlaufen parallel oder mit sehr geringer Verjüngung und sind oft selektiv gehärtet. Die Spatha wiegt etwa 1 kg. Hört sich nicht viel an, aber bedenkt die Klingenlänge und die entsprechende Hebelwirkung. Das ist etwas anderes als ein süßer kleiner Gladius. Ihr könnt euch ausrechnen, was eure Übungswaffen wiegen. Ihr werdet in nächster Zeit starke Handgelenk- und Unterarmschmerzen haben."


    Er klang, als ob ihn das freuen würde.


    "Die Spatha haben wir von den Germanen übernommen. Während bei ihnen aufgrund des teuren Stahls nur wohlhabende Krieger der Oberschicht sich den Besitz erlauben können, weshalb sie dort auch ein Statussymbol ist, hat jeder von euch von Rom eine solche Waffe gestellt bekommen. Umgekehrt bedeutet das, dass wir es vor allem mit Kriegern zu tun haben, welche den Speer als allgemeine Schwerpunktwaffe nutzen."


    Nun blieb er stehen.


    "Die Spatha wird mit einer Hand geführt. Euch ist sicher schon der Griff aufgefallen, der auch für einen Einhänder extrem kurz ist, und in den Augen des Laien kaum handhabbar erscheint. Tatsächlich unterscheidet sich die Handhabung der Spatha immens von der anderer Schwerter. Und zwar fassen wir den Griff schräg, wobei der Handballen auf dem Knauf liegt. So!"


    Er zog seine Holzwaffe und demonstrierte den Tirones die korrekte Grundhaltung.


    "Dank des niedrigen Gewichts und der zum Griff hin gleichmäßig dünner werdenden Klinge sind Spathae sehr agil und führig. Es sind reine Hiebschwerter! Was heißt das? Tiro Iunius Rupa? Wie handhabt man eine Spatha? Erst für alle erklären und dann mit der Holzwaffe am Holzpfahl demonstrieren."


    Er fragte erneut diesen Tiro, da er wusste, dass dieser bereits Erfahrung mit der Waffe hatte.

    Sabaco hatte sich herausgeputzt wie lange nicht mehr. Er besuchte hier eine angesehene Gens, welche seit Jahrzehnten die Geschicke der Provinz prägte, und entstammte seinerseits bestem Hause. Beim Barbier war er gewesen, und trug die dicke braune, langärmlige Wolltunika, die Ocella ihm geschenkt hatte, das gute Exemplar, dass er nur zu besonderen Anlässen anlegte, damit es nicht verschliss. Darüber lag der Soldatengürtel sowie der Waffengurt mit dem Pugio, den er als Decurio nun auf der rechten statt der linken Seite trug. Der Witterung entsprechend trug er auch Wollsocken in den Caligae und einen ordentlichen Schal um den Hals. Wenn man von den Narben in seinem Gesicht und den zersplitterten Zähnen absah, machte er als stattlicher Mann sicher keine schlechte Figur.


    Aus dem Gestüt der Duccier hatte er den Grauschimmel Gymir erworben, stark in Körper und Geist - kein preiswertes Tier, aber es war jeden Sesterz wert. Sabaco war klar, dass er wieder mehr unter Leute musste, Zivilleben schnuppern, um nicht völlig jede Verbindung dazu zu verlieren. Seit Monaten sprach er praktisch ausschließlich mit Militärs über dienstliche Belange, was ihn zweifelsohne veränderte, genau wie seine neue Perspektive als Decurio mit Verantwortung für die Operation Sommergewitter und der Entschlossenheit, das gesamte Barbaricum mit Stumpf und Stiel auszuräuchern, um seinen kleinen Bruder zu retten.


    Vielleicht mochte es merkwürdig anmuten, dass ausgerechnet dieser Mann mit dem vernarbten Gesicht, der eine animalische Grausamkeit entfalten konnte, der eine wandelnde Urgewalt war, nun ein wenig verloren im Eingangsbereich herumschlenderte auf der Suche nach jemandem, der ihn empfangen würde.

    Na, das sah doch noch ganz vorzeigbar aus, was sich hier versammelt hatte. Selbst die Kameraden, die unterwegs kurzzeitig schlapp gemacht hatten, standen jetzt wieder. So sollte das sein. Doch sollten sie geglaubt haben, dass es damit gut sein würde für heute, hatten sie sich getäuscht.


    "Ich bin mit eurer Leistung zufrieden. Ihr habt jetzt eine Stunde Pause, in der ihr euch ausruhen könnt. Esst was, trinkt was, geht auf die Hütte. Nach Ablauf einer Stunde treffen wir uns erneut hier auf dem Campus zum Waffentraining gemeinsam mit der Legio und der Classis. Wir verwenden dazu die hier deponierten Übungswaffen. Ich möchte, dass ihr euch von eurer besten Seite zeigt, weil auch einige Stabsoffiziere anwesend sein werden. Abite."

    << RE: [Grundausbildung] Tiro Faustus Iunius Rupa


    Nach ihrem ersten Marsch, der den meisten zermürbend lang und schmerzhaft vorgekommen sein dürfte, erreichten die Tirones der Ala das Marschlager, welches von den Tirones der Legio und der Classis vorbereitet worden war. 20 römische Meilen brachten einen trainierten Soldaten zwar nicht an seine Grenzen, aber durchaus ins Schwitzen. Bei einem Tiro mit wundem Unterboden konnte das schon anders aussehen. Der Wall mit den Schanzpfählen stand schon, ebenso die meisten Zelte. Im braunen Wasser des Rhenus lag die Keto vor Anker. Sabaco erkannte dieses Kriegsschiff schon von weitem ... sein Kriegsschiff. Er kam nicht umhin, Eifersucht zu verspüren, weil sie jetzt von einem anderen kommandiert wurde. Aus dem Marschlager drang der Duft gekochten Essens. Es war doch schön, so fürsorglich empfangen zu werden.


    Am neu angelegten Campus traf die Ausbildungsturma sich zum Antreten. Sabaco war gespannt, in welchem Zustand sich seine Männer befanden und wie viele auf Maultieren hergebuckelt werden mussten. Seine Augen blitzten in sadistischem Vergnügen, man konnte seinen Blick aber auch mit guter Laune verwechseln.


    "Venite*", sagte er fast schon sanft.


    Sim-Off:

    *Antreten