"Politik in Mogontiacum. Da können wir fähige Köpfe gebrauchen. Die alten Klappstuhlfurzer taugen nichts. Die muss man aus den Ämtern kegeln und durch junge Männer ersetzen."
Am besten müsste man sie auch aus der Provinz prügeln oder im Rhenus ersäufen. Das Versagen der Politik zahlten die Soldaten und Bürger an der Grenze mit einem hohen Blutzoll, doch dieses ernste Thema wollte Sabaco hier in dieser entspannten Runde nicht anschneiden. Wenn er jetzt begann, von der vermissten Turma Prima zu sprechen, wäre der Abend für ihn gelaufen. Während sie sich unterhielten, schaute Sabaco immer mal wieder unauffällig zu der Frau und dem Mädchen. Innerlich fand er keine Ruhe - dass die junge Frau allein war, würde auch anderen auffallen.
"Du entschuldigst mich für einen Moment, Varus." Langsam zog er seinen Schal ab, entfaltete ihn, um ihn zu begutachten. Dicke Qualität, wie die Offiziere sie gern trugen, die doch ein bisschen mehr verdienten als der Mannschaftssoldat.
Nach dieser kurzen Prüfung ging Sabaco durch die Dunkelheit an den Feiernden vorbei. Er bewegte sich mit den Schatten seitlich auf die junge Dame zu, während sich das Feuer in seinen eisblauen Augen spiegelte. Es wirkte, als würde er hinter ihr vorbeilaufen wollen, doch er ging nicht vorbei, sondern blieb schräg hinter ihr stehen, so dass sie ihn sehen konnte. Dann begann er, ihr in aller Ruhe den breiten Schal um die Schultern zu legen. Er ließ sich Zeit dabei. Sie konnte ihn abwehren, wenn ihr danach war, sich unter dem Stoff wegdrehen, Sabaco anfauchen, wie ihr das scheinbar im Blute lag - oder zulassen, dass er ihr den angewärmten, kratzigen Militärschal, der nach einem fremden Mann roch, um die frierenden Schultern schlang.
Sabaco ließ die Dinge auf sich zukommen, den tief vernarbten rechten Mundwinkel ein Stück zur Seite gezogen.