Beiträge von Publius Matinius Sabaco

    Der Stilus kritzelte im Schnelldurchlauf über der Wachstafel, als Sabaco versuchte, eine Kurzfassung mitzuschreiben.


    Rolle des Kaisers in der Rechtssprechung

    • Kaiser = höchste Instanz, damit auch Berufungsinstanz
    • Kaiser kann alle Prozesse der ordentlichen Gerichtsbarkeit*, an sich ziehen und entweder selbst, oder durch von ihm ernannte Richter, verhandeln lassen.
    • Allein der Kaiser kann die Urteile dieser von ihm eingesetzten Gerichte aufheben.

    Durch seine Urteile setzt der Kaiser den Maßstab der Rechtsauslegung und ermöglicht so eine dauerhafte und in sich schlüssige Rechtsprechung. Prätoren haben diese Möglichkeit nicht, da ihre Amtszeit auf ein Jahr begrenzt ist.



    Appellatio

    • Möglichkeit zur Berufung mit Kaiser als Berufungsinstanz
    • steht theoretisch jedem Bürger zu, praktisch nur den wichtigen Leuten
    • Sinn: ungerechte Urteile können korrigiert und gerechte Urteile abschließend bestätigt werden.


    Hinweis


    Als Oberkommandierender des Exercitus Romanus hat der Kaiser auch für die Soldaten die finale und höchste Rechtsprechungskompetenz.


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    *die nicht unter das Senatsprivileg des § 19 Absatz 4 Codex Iuridicialis fallen


    "Um noch mal bei der Appellatio einzuhaken", mischte Sabaco sich ein, "so gibt es in der Rolle des Kaisers als Oberbefehlshaber der Streitkräfte einen festen Rahmen. Der Kaiser befasst sich erst beim Dienstgrad vom Centurio aufwärts und nur im Falle einer Todesstrafe mit dem verhängten Urteil. Für ein anderes Strafmaß und niedere Dienstgrade gibt es keine Möglichkeit, sich an den Kaiser zu wenden. Wenn jeder die Möglichkeit hätte, zum Kaiser petzen zu gehen, weil er von seinem Vorgesetzten zum Latrinendienst verdonnert wurde, wäre das ja lächerlich!"

    Sabaco begann zu begreifen, dass es beim Verständnis der Gesetze vor allem darum ging, zu erahnen, was der Gesetzgeber meinte, weniger darum, was tatsächlich dastand. Sein angespannter Gesichtsausdruck wich einer gewissen Hilflosigkeit. Er war nicht gut darin, andere Menschen zu verstehen. Der Deutungsspielraum, der vermutlich dazu gedacht war, den Offizieren eine gewisse Handlungsfreiheit einzuräumen, öffnete zudem auch der Willkür Tür und Tor. Das konnte ihm in die Hände spielen, aber auch Probleme bescheren, denen gegenüber er machtlos sein würde. "Verstehe", brummte er, zutiefst unzufrieden, aber einsichtig, bevor Iunius Tacitus mit dem nächsten Themenkomplex fortfuhr.


    "Keine Fragen", sagte er, nachdem die Ausführungen geendet waren.

    Sabaco war weitaus weniger zufrieden. "Daraus kann man keine Handlungsanweisung ableiten", murrte er. Den Codex Militaris musste ein Vollpfosten geschrieben haben, ein Zivilist, der nie den Schlamm eines Militärlagers gekostet hatte. "Wie alt ist der Schinken? Der gehört reformiert." Doch es war noch nicht alles, was der Decurio zu bemäkeln hatte.


    "Da steht: 'Unter Kriegsrecht wird nicht bestraft, wer bewaffnete Feinde des Reiches oder deren aktive Helfer festnimmt, schädigt oder tötet.' Du leitest daraus den Umkehrschluss ab, dass loyale Römer nicht geschädigt werden dürfen. Ich verstehe nicht, wie du das ableitetst, weil da zum Beispiel gar nichts über den Bürgerstatus steht! Weshalb sollte man loyale Römer nicht schädigen dürfen, aber loyale Peregrini schon?"


    Doch Sabaco, dessen Wahrnehmung ihrer eigenen Logik folgte, war noch nicht fertig. "Theoretisch könnte man doch auch den Umkehrschluss ableiten, dass unbewaffnete Feinde des Reiches und deren Helfer nicht festgenommen, geschädigt und getötet werden dürfen. Ein Wahnsinniger, der mit bloßen Händen Leute von einem Viadukt stößt, so dass sie sich alle Knochen brechen, dürfte nach diesem Gesetzestext", er schaute missbilligend auf sein Exemplar des Codex Militaris, "unter Kriegsrecht tun und lassen, was er will."

    "Ja, danke, Iunius Tacitus. Es war verständlich. Aber ich habe noch eine." Leider betraf sie erneut den Codex Militaris, was naheliegend war in Anbetracht des beruflichen Hintergrunds des Fragestellers. "Ich bin eher Pragmatiker. Welche Auswirkungen hat das Kriegsrecht konkret auf den Alltag einer Provinz? Manchmal beschlagnahmen die Legionen zum Beispiel Getreide, wobei ich glaube, dass sie das immer dürfen. Die Jungs müssen schließlich was futtern. Solche Sachen." Dass auch die zivile Bevölkerung etwas essen musste, war Sabaco egal, so lange es nicht seine Familie und Freunde betraf, und die würden mit Sicherheit nicht hungern müssen.

    Sabaco hörte aufmerksam zu, als es um das juristische Verhältnis von Zivilisten und Soldaten ging.


    "Ich habe noch eine Frage zu deinen vorherigen Ausführungen. Du hast gesagt: Wenn ein Zivilist die Truppen im Frieden finanziell schädigt, zum Beispiel durch Diebstahl oder Betrug, sind zivile Gerichte zuständig. Wer legt aber fest, wann Frieden herrscht und für welchen Bereich gilt das? Bestimmt das der Statthalter für seine jeweilige Provinz? Oder legt das der Kaiser fest und es gilt für das gesamte Imperium? Die Legionen in den Grenzregionen haben schließlich fast immer irgendwo mit den Barbaren Ärger. Echten, dauerhaften Frieden gibt es nur im Inland."


    Sabaco wiegte nachdenklich den Kopf. "Ich kann es mir nicht vorstellen, dass hier in Germania superior kein Kriegsrecht herrschen würde, aber wo kann man das in Erfahrung bringen?" Ein bisschen peinlich war das schon, andererseits war er nur Decurio und es war die Schuld der Politiker, wenn die einfachen Soldaten nicht über deren feine Entscheidungen informiert waren.

    Sabaco grinste, wobei er sein lückenhaftes, wenngleich bestens gepflegtes Gebiss offenbarte. "Ich habe das getan, wozu ich ausgebildet wurde. Ich habe einigen Personen jenseits des Limes mächtig den Arsch aufgerissen." Mit Bescheidenheit hatte er es nach wie vor nicht. Allerdings durfte er, auch wenn er gern noch etwas geschwelgt hätte, vor Außenstehenden nicht ins Detail gehen, da alles, was er im Dienst erlebte, der Geheimhaltung unterlag, so weit keine Freigabe erteilt war. So verschwieg er auch die Toten, die sie zu betrauern hatten, und seine Rückenschmerzen, die er sich durch eine harte Drehung während eines Speerstoßes zugezogen hatte.

    Während Tacitus sprach, öffnete sich die Tür. Ein Ellbogen drückte sich hindurch, dahinter ein narbiger Unterarm und eine Hand, die eine eine Ledermappe hielt. Es folgte ein bleicher Kopf mit Augenringen, die in Tiefe und Farbe dem Orcus entsprachen. Sabaco gab sich Mühe, leise einzutreten, aber Klinke und Angeln quietschten natürlich trotzdem. Obwohl er mitgenommen aussah, war seine Erscheinung tadellos. Er grüßte leise und pflanzte sich auf einen freien Platz, von dem aus er die Tür im Blick hatte. Während die letzten Worte des Dozenten verklangen, breitete er seine Unterlagen und sein Schreibzeug aus.


    Die Frage hing im Raum. Rasch durchblätterte er in den Seiten, die Iunius Tacitus für jeden Schüler bereitgelegt hatte, bis er den richtigen Paragrafen des Codex Iuridicalis gefunden hatte.


    "Da, § 46 - Vorsätzliches und fahrlässiges Handeln!", trumpfte er auf. "Strafbar ist nur vorsätzliches Handeln. Außer, wenn das Gesetz fahrlässiges Handeln ausdrücklich mit Strafe bedroht. Das ist bei einem Pflug wohl kaum der Fall. Daraus kann man schlussfolgern, dass ein Versehen keinen Strafbestand erfüllt und nicht bestraft werden darf. Auch aus dem vom Kläger benannten § 85 geht hervor, dass Schadenersatz nur im Fall einer Verurteilung zu zahlen ist. Kann man die Verteidigung darauf aufbauen?"

    "Es ist alles verständlich", bestätigte Sabaco, "aber wirr. Das liegt nicht an deiner Erklärung, sondern am Konzept, ein und dieselbe Sache unnötig aufzusplitten. Das ist nicht effizient und Missverständnissen sind Tür und Tor geöffnet. Entweder ist hier unsere Sprache unpräzise oder unser Denken. Sei es drum. Ich bin froh, dass wir das in der Praxis alles nur Gesetz zu nennen brauchen und fertig."


    Er war als Soldat gewohnt, die Dinge zu nehmen, wie sie ihm präsentiert wurden, auch wenn manches ihm unlogisch erschien oder er meinte, das alles hätte besser entscheiden können. Trotzdem bekam er leichte Kopfschmerzen von dem Definitionschaos. Die Erklärung zum Artikel IIII der Lex Aquilia hingegen erschien ihm angehm klar und schlüssig.

    "Zur Hälfte richtig. Aber noch nicht vollständig. Eques Seius Iunianus Fango! Erhelle uns." Sabaco machte eine einladende Geste zum Zeichen, dass der Schütze vortreten durfte. Zur Abwechslung würde heute mal jemand anderes einen Monolog führen dürfen. Er wusste aus leidvoller Erfahrung, dass Fango unwahrscheinlich gern klugschiss. Heute würde er das ganz offiziell dürfen, ohne damit jemandem auf den Schal zu treten.

    Ihre Worte bedeuteten ihm viel. Er schloss die Augen, als sie sie sagte, spürte ihre Nähe und die Wärme ihres zarten Körpers, die sie verlassen würde, wenn sie zu lange hier draußen standen. Doch so lange Sabaco sie hielt, würde sie nicht frieren. Er hatte genug Hitze für zwei. "Dir das Wort verbieten? Wo denkst du hin. Ich möchte, dass wir ehrlich zueinander sind. Lügen sind keine Basis ... zumindest für nichts Gutes."


    Er öffnete die Augen wieder und grinste etwas. "Was willst du denn hören?" Als er aber sah, dass ihre Augen glänzten, dass sie gerade genau so glücklich war wie er selbst, aber es viel tiefer und ehrlicher zeigen konnte, nahm er sich ein Herz und hörte auf, sich nichtsahnend zu stellen. "Wenn es Liebe gibt, dann ist sie das. Daran gibt es keinen Zweifel. Ich liebe dich", sagte er ernst, während er ihr in die Augen sah.


    Er erwiderte ihr Lächeln, spürte dabei inneren Schmerz, obwohl er gerade rundum glücklich war, oder vielleicht genau deswegen. Angst und Verbitterung waren keine guten Begleiter, er würde sie fern halten von Matidia, so gut er es vermochte. Sie brauchte nicht seine Schatten zu sehen, es genügte, wenn er es war, den sie jagten.

    Als Tacitus sich nach Fragen erkundigte, hob Sabaco die Hand. "Erstmal danke für die ausführliche Erklärung. Das ist ja ein umständliches Hickhack mit den Befugnissen, aber vielleicht blicken wir am Ende des Cursus Iuris da durch. Ich bin jedenfalls froh, dass wir jetzt hier sitzen. Sich allein da einzuarbeiten, bricht einem vermutlich das Genick. Eine Frage hätte ich noch dazu: Was ist denn der Unterschied zwischen Gesetz, Edikt und Dekret? Gibt es da überhaupt einen, der für uns von Interesse sein muss?"

    Auch mein Hauslehrer war sehr unglücklich über mich. Es wird hoffentlich nicht der selbe alte Knabe geswesen sein.

    "Wohl kaum", brummte Sabaco. "Ich würde dich kennen." Sabaco war in seiner Jugend sehr umtriebig gewesen, hatte als Jugendlicher ein kleines Netzwerk kommandiert und nur wenig war seinen Augen und Ohren in Tarraco verborgen geblieben. Er folgte nach diesem kurzen Einwurf wieder aufmerksam dem Advokaten. Das war viel. Er schrieb sich mit:


    Definition Gesetz


    • Lex = Festlegung von Regeln


    • wird durch eine dazu bevollmächtigte Person dem dazu von der Verfassung des Staates vorgesehenen Gremium (Senat), vorgelegt und durch eine verfassungsgemäße Stelle (Kaiser), beschlossen.


    • Staatsverfassungen können unterschiedlich sein und deshalb auch unterschiedliche Gremien und Stellen vorsehen.


    Dann blätterte er durch die Lex Aquilia de Imperio. Beim Anblick des gigantischen bürokratischen Textblocks bereute er kurzzeitig, sich für den Cursus gemeldet zu haben. Er biss die Zähne zusammen und konzentrierte sich. Vor Anstrengung schlug seine Stirn Falten. Er lauschte der Antwort von Secundus und der Erwiderung des Advokaten. "Die Lex Aquilia de Imperio ist ein Anhang des Codex Universalis", sortierte er langsam seine Gedanken, während er noch einmal den endlosen Textblock überflog. "Alle Paragrafen der Lex beschreiben jeweils eine Vollmacht des Kaisers. Jetzt muss ich noch die finden, in der es darum geht, dass der Kaiser Gesetze beschließen darf ..."


    Er nahm den Finger zur Hilfe, als er suchte. Zwei Paragrafen fand er, die er der Fragestellung zuordnen würde, nämlich IIII und VIIII. Aber er entschied sich für den Spannenderen. "Die IIII zum Beispiel." Seine Vier schrieb er immer al IV, aber die andere Schreibweise entsprach vielleicht irgendeiner altmodischen Tradition, wie bei der Legio VIIII Hispana, die nicht IX Hispana hieß. "Ich zitiere: Er hat das Recht Verträge im Namen des Senats und des Volkes von Rom zu schließen, so wie es Divus Augustus und seinen Nachfolgern erlaubt war." Er blickte auf. "Ich würde es so deuten, dass diese Verträge auch einer Art Gesetz gleichkommen. Indem er Verträge im Namen des Senats und des Volkes von Rom beschließt, haben sie bindende Wirkung für alle und kommen damit de facto Gesetzen gleich."


    Er war gespannt, ob seine Mutmaßung stimmte.

    "Wir kommen nun zum Bogenschießen", verkündete Sabaco überflüssiger Weise und nicht ohne Stolz, denn der Schütze gehörte zu seiner Turma. "Ich werde etwas zur Theorie erzählen, dann leitet euch Eques Seius Iunianus Fango durch die Praxis." Da nun niemand mehr schoss, nahm er seinen Platz vor den Rekruten wieder ein und begann einen weiteren seiner Monologe:


    "Da Tiro Germanicus Pilius gefragt hat: Die Ausrüstung unseres Strohmanns stammt von einem germanischen Überfall, an dessen Abwehr ich beteiligt war. Damals noch als Suboptio der Classis Germanica ... auf der Navis lusoria Keto." Falls sich jemand gefragt hatte, warum ihr Decurio unter seiner Reiterrüstung die blaue Tunika der Classis trug, wusste er es nun. Sabaco ging langsam an dem gespickten Strohgermanen vorbei.


    "Unsere Gegner sind elende Schweine, die es seit Jahren gewohnt sind, Zivilisten abuzuschlachten und ihre Häuser zu plündern. Um das zu ändern, seid ihr hier. Das kann so nicht angehen. Die Ala stockt auf und die Strategie hat sich von der Defensive in die Offensive verlagert. Die meisten von uns werden mit Hasta und Spatha kämpfen. Doch wir haben auch einen Trupp Schützen in unseren Reihen. Warum sind die Bogenschützen separat? Tiro Germanicus Pilius?"

    Sabaco ließ sich nicht zwei Mal bitten. Er zog Matidia an sich und drückte seine narbigen Lippen auf ihren zarten Mund. Sie hatte Ja gesagt, ohne Ja zu sagen. Zwischen ihren Brüsten spürte er ihren Herzschlag und sein Körper brannte vor Verlangen. Seine rauen Hände strichen über ihren Rücken, über die Kurven ihrer Flanken und ja, er musste auch ihre Brüste durch seine Finger gleiten lassen, ihr Gewicht und ihre Weichheit spüren.


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    Sein Herz raste und er fühlte sich geladen wie ein Torsionsgeschütz. Er war es nicht gewohnt, so lange abstinent zu leben und es machte ihm überhaupt keinen Spaß, doch wie es schien, würde der Lohn nicht ausbleiben, keine anderen Gedanken als den an Matidia zuzulassen, wenn das Verlangen wuchs. Die letzte Etappe würde er auch noch durchziehen. Er wollte diese Frau. Er würde der Mann sein, den sie verdiente und nicht der Hallodri von einst.


    "Jetzt weißt du, was ich fühle. Ich wollte es dir mit einem Gedicht sagen, aber sie geraten immer so düster." Er küsste sie noch einmal, diesmal nicht ganz so wild. "Dann lass uns heiraten, Matidia. Ich werde dein Mann von ganzem Herzen sein. Du wirst auf mich zählen können - in guten wie in schlechten Zeiten. Und das ist die große Kunst, auch in schlechten Zeiten zueinander zu stehen." Diese Worte klangen nicht heißblütiger als die vorherigen, obwohl Sabacos Körper in Flammen stand. Sein Panzer saß fest, auch in der Liebe.

    "Dort brennt der Feind. Das wird ihn eine Weile beschäftigt halten. Rom kennt viele Waffen. Ich habe die Flammen gesehen, sie sind hungrig trotz der Nässe, und finde, es ist ein guter Zeitpunkt, um heute mit dir hier zu sein." Er grub seine Nase in ihr Haar, das sich kalt anfühlte, und küsste es. Dann küsste er ihre Schläfe, während er seine Worte sortierte. "Ich möchte mit dir über etwas reden. Wir beide kennen uns schon ein bisschen und ich finde, wir verstehen uns bisher sehr gut. Ich würde dich gern noch besser kennenlernen und mehr mit dir teilen, als nur diesen kleinen Ausflug oder den wunderbaren Abend im Theater. Ich möchte um deine Hand anhalten, wenn auch du das möchtest."


    Das letzte Wort lag immer beim Vormund, aber Sabaco würde den Mann gar nicht erst fragen, sollte Matidia ihn abweisen. Er war Soldat doch es gab Dinge, um die er nicht kämpfen wollte. Es lief so harmonisch zwischen ihnen, das würde er nicht kaputt machen durch Zwang und Mitgiftsverhandlungen, als sei Ehe nur ein Geschäft, auch wenn sie wohl beide nicht die schlechteste Partie waren. Er wollte Matidia einvernehmlich heiraten oder er würde sie ziehen lassen, schweren Herzens, aber ohne Groll.


    Mit einem mulmigen Gefühl in der Herzgegend wartete er auf Matidias Antwort ...

    "Ich muss passen, Iunius Tacitus", gab Sabaco zu. Nicht sonderlich gern, doch der Advokat musste wissen, woran er war. "Ich kenne mich vor allem mit dem Militärrecht aus. Mein Hauslehrer war nicht glücklich mit mir, ich habe einiges nachzuholen." Das war sehr schonend umschrieben. Ob es für das geplante Format ein Problem war, wenn ein hochgebildeter Patrizier und ein Schulverweigerer im selben Unterricht saßen, oder ob sich daraus didaktisch irgendwas formen ließ, würde sich nun zeigen.

    Auch er verließ den Drillplatz, doch sein Feierabend würde zu einem anderen Zeitpunkt kommen. Theoretisch könnte er als Decurio jeden Abend in die Taberna gehen, dort was essen und trinken, aber praktisch ... Seit seiner letzten Beförderung fiel es ihm schwer, abzuschalten und nicht an den Dienst zu denken, und sei es für eine Stunde. Er hatte das Gefühl, wenn er wegsähe, würde alles schieflaufen und am Ende hätte er noch mehr Arbeit. Darüber hinaus machte es ihm Spaß, seinen Dienst zu verrichten, nur den Papierkram könnte man gern halbieren. Er kratzte sich den Hals und ging in Richtung seiner Unterkunft, die Wohnraum und Arbeitsraum in einem war, so wie auch Sabacos Privatleben und Dienstleben vollkommen verschmolzen waren.