Sabaco nickte, dann begab er sich zum Wirt. Speis und Trank gingen auf seine Rechnung, das tat ihm nicht weh. Den Rest ließ er sich, wie immer, einpacken. Essen wegzuwerfen, das noch gut war, ging ihm gegen den Strich. Nachdem auch das erledigt war, kehrte er zurück in die Nacht, die ihn ausgespien hatte und nun wieder verschluckte.
Beiträge von Publius Matinius Sabaco
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Auch die Turma Secunda nahm am Abschied des altgedienten Decurio teil. Er gehörte zu jenen, die lebend aus dem Dienst ausschieden, doch seine Müdigkeit war nicht zu übersehen. Sabaco war vielleicht zwanzig Jahre jünger und erschauerte innerlich ob des Anblicks. Er fragte sich, ob auch er am Ende seiner Dienstzeit einen solchen Gesichtsausdruck haben würde, oder ob sein inneres Feuer brennen würde bis zum bitteren Ende. Ein metallisches Trommeln hallte über den Platz. Pflichtschuldig schlugen die Equites die Spatha auf die Schilde, als der Ex-Decurio Paullus Atius Scarpus mit ein paar letzten Worten und Ehrungen verabschiedet wurde. So plötzlich wie der Lärm einsetzte war er zu einem angemessenem Zeitpunkt auch wieder vorbei.
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Hinter dem Limes nichts Neues. Die Maßnahmen zeigten ihre Wirkung - vorerst. So weit war Sabaco zufrieden, als sie zurück in Richtung Castra ritten. Allerdings bereitete ihm die Rotation der jungen Magistrate Sorgen. Momentan lief alles wie geschmiert, man sollte den Kurs, den er mitgestaltet hatte, beibehalten. Doch in enervierender Regelmäßigkeit bestand das Risiko, mit der nächsten Amtsperiode irgendeinen Vollpfosten zu erwischen, der sich mit Neuerungen profilieren wollte und bei aller Unerfahrenheit zu viel Macht besaß. Seius Ravilla von der Primigenia war in Ordnung gewesen. Doch wer würde der nächste sein? Zunächst hieß es abwarten und Posca trinken ... Die Turma Secunda kehrte an diesem Tag durchnässt, aber wohlbehalten heim.
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"Gut, ich nehme an, dass wir uns einig sind." Sabaco erhob sich, trank aus und grüßte zum Abschied mit dem leeren Trinkhorn. Mal sehen, ob der neue Spion effektiver war als sein Vorgänger ... in jedem Fall war er weniger frech.
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Die Turma Secunda ritt durch den Regen, der von ihren Wollmänteln und Helmen perlte. Die Hufe der Pferde verursachten bei jedem Schritt ein saugendes Geräusch. Still und leer war der Wald. Die Vögel hatten das Land in Richtung Süden verlassen und auch die Germanen hatten sich in die Wärme ihrer Langhäuser zurückgezogen. Die römische Patrouille war allein. Das Nieselwetter und der Schlamm schufen eine Periode des Friedens.
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Eine Sorgenfalte grub sich in Sabacos Stirn. Er hielt den Schamanen für gefährlicher als Dankwart und Konsorten. Catualda war keiner, der offen nach Römerblut schrie, sondern ein Mann der leisen Töne, der die Gemüter der Germanen vergiftete, bis sie glaubten, dass sie selbst es waren, die Krieg und Tod wollten.
"Dann verbleiben wir so. Du hältst Catualda im Auge und berichtest mir regelmäßig. Mach jedoch nicht den gleichen Fehler wie der unglückselige Hunulf, der meinte Rom erpressen zu können. Arbeite gut und erinnere dich deines Platzes, dann werden wir miteinander auskommen und du wirst hin und wieder einen Obulus erhalten."
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Sabaco trank noch einen Schluck aus dem Horn, während er auf die Antwort des Germanen wartete.
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Sabaco grinste, als er Iunia Matidia sah. Wie niedlich sie aussah so frisch aus dem Bett aufgestanden. So gefiel sie ihm fast noch besser, als wenn sie sich hübsch gemacht hatte, denn das war die echte, unmaskierte Matidia. "Eine Woche ist vorüber, auf die Stunde genau. Ich wollte keine Zeit verschwenden."
Natürlich war ihm klar, dass die Zeit unmöglich war, doch er wollte keine Stunde länger warten als nötig. Diesmal überrumpelte er sie nicht mit einem Kuss, ließ es sich jedoch nicht nehmen, sie glücklich zu umarmen. Die aus den Fugen geratene Welt rückte sich wieder ins Lot. Alles war richtig, alles war gut. Iunia Matidia war hier und Sabaco auch, so wie es sein sollte.
"Kalt fühlst du dich an ... dann habe ich hoffentlich das Richtige für dich. Ich habe mich beraten lassen. Wenn es ein Griff in die Latrine war, muss leider ein Kopf rollen." Er zwinkerte ihr zu, um anzuzeigen, dass er das nicht ernst meinte, ehe er ihr das weiche große Paket in die Hände drückte.
Wenn Matidia die schützende Hülle aus einfachem Stoff aufschlug, würde sie darin ein weiches großes Tuch finden, wie man es sich um die Schultern, über den Kopf und den Hals schlingen konnte. Es lag schwer in ihren Händen, die Qualität der gewebten Wolle war augenscheinlich sehr hoch. Das Tuch würde im Winter gute Dienste leisten können, dabei war es ganz weich und kratzte nicht. Das Besondere daran war allerdings die Farbe, denn dieses Tuch war dunkelgrau und schwarz marmoriert, mit flammend orangerot bestickten Rändern, so wie Sabaco es eigens bestellt hatte, noch am gleichen Tag, an dem er sich das erste Mal mit Matidia getroffen hatte. So etwas bekam man nicht von der Stange, es handelte sich um ein Einzelstück und das sah man diesem Tuch an. Der Verkäufer hatte es auf Sabacos Bitte hin außerdem parfumiert, um den säuerlichen Farbgeruch zu übertünchen, wie er für neue Ware üblich war. Dem Tuch entströmte nun ein kraftvoller, aber süßer Duft mit einer kaum wahrnehmbaren Rauchnote und Sabaco fand, genau dieser Geruch passte zu der Frau, für die das Tuch bestimmt war. Falls Iunia Matidia der Geruch misfiel, würde die erste Wäsche sie davon erlösen, aber Sabaco fand ihn wunderbar.
Nervös wartete er, was sie zu dem eigenwilligen Tuch sagen würde. Dann fiel ihm ein, dass er ihr vielleicht besser angeboten hätte, dazu nach drinnen zu gehen, und das Paket dort zu öffnen. Aber vielleicht lud sie ihn ja selber kurz ein, anstatt dass er sich selbst einladen musste. Er war etwas durcheinander.
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"Wir sind alte Bekannte", stellte Sabaco ernüchtert fest, denn die Beschreibung schuf Gewissheit. Weißblond war hier keine sonderlich häufige Haarfarbe. Das waren zu viele Zufälle auf einem Haufen. War dieser miese Hund nun vom Schwerenöter zum Kriegstreiber avanciert. Kurz erwog Sabaco, Adalwolf ein prächtiges Kopfgeld für Catualda anzubieten, überlegte es sich jedoch anders. "Ich muss nachdenken, wie zu verfahren ist. Welchem Stamm gehörst du an? Kannst du den Burschen im Auge behalten?"
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Fast wäre Sabaco an seinem Brot erstickt und das freie Germanien hätte aufatmen können. Doch er würgte es wieder heraus und der Klumpen fiel in seine Pilzsuppe. Er lebte weiter, der finstere Decurio, bereit, jeden feindlichen Germanen zu geißeln und zu knechten. "Catualda?!" Er lehnte sich zurück und wischte sich mit dem Handrücken Pilzsuppe und Speichel vom Mund. Ein Schluck Met brachte wieder Ordnung in seine Verdauungsabläufe. Was regte er sich so auf, es gab garantiert tausende Catualdas, so wie es auch eine Million mal den Namen Titus gab! "Beschreibe mir den Kerl."
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Exerzieren der Turma II
Die Turma II blieb heute auf dem Campus, um das Reiten in verschiedenen Formationen zu üben. Die Sonne strahlte auf sie herab und hübsche Schäfchenwolken wanderten über den blauen Himmel. In diesem grauen und verregneten Herbst war das heutige Wetter ein willkommenes Geschenk.
Eine Gruppe mimte zu Fuß die Gegner, auf welche die Reiter auf verschiedene Art und Weise Druck ausüben mussten. Die "Gegner" trugen authentische germanische Bewaffnung, schrien und trommelten auf die Schilde, um die Pferde und ihre Reiter gegen den Lärm abzuhärten. Für die erfahrenen Soldaten der Turma II war es eine Routineübungen, doch regelmäßige Wiederholungen sorgten dafür, dass sich die Abläufe festigten und im Einsatz alles flüssig vonstatten ging.
Der Decurio war mit den Fortschritten zufrieden. Zur Belohnung machten sie etwas früher Schluss. In Mogontiacum fand heute ein Fest zu Ehren der Götter statt, das viele der Soldaten besuchen wollten.
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Sabaco legte den Löffel in die halb leere Suppe, um nun das Brot zu verzehren. "Was germanische Seher mir sagen? Ich weiß, dass es sie gibt. Allerdings bin ich Offizier und kein Priester ... mit Weissagungen kann ich nichts anfangen. Dass die Krieger sich zur Abwechslung mal von einem Seher statt einem Kriegshäuptling anstacheln lassen, ist schon eher von Interesse - nützt mir allein aber nichts. Ich brauche Namen und Stammeszugehörigkeiten, Adalwolf. Was Handfestes, mit dem ich arbeiten kann."
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Die Suppe war deftig und gut. Während Ballomar sprach, aß Sabaco die ersten Löffel. Dabei entging ihm nicht, dass der Germane das Fähnchen rasch nach dem Wind gewendet hatte, kaum dass Sabaco ein wenig nachbohrte. Letzten Endes ging es aber nur um einen potenziellen kleinen Spitzel, nicht um jemanden mit Verantwortung, so dass das ein fehlendes Rückgrat des Germanen erstmal kein Ausschlusskriterium war.
"Nun gut", brummte Sabaco, nachdem Adalwolf seine Motivation dergestalt präzisiert hatte. "Welche Art Informationen kannst du mir bieten und in welchen Intervallen?"
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Die Woche war quälend gewesen. So hatte Sabaco sie mit Arbeit vollgestopft. Als sie vorüber war, stand er vor der Tür - und zwar nicht nur auf den Tag, sondern sogar auf die Stunde genau, was bedeutete, dass es extrem zeitig in der Früh war und noch kalt und finster.
Sabaco trug etwas unter dem Arm, das er das letzte Mal noch nicht bei sich getragen hatte, ein Geschenk für Iunia Matidia. Er verspürte Nervosität, weil er wollte, dass es ihr gefiel, aber sie noch zu wenig kannte, um sie wirklich einschätzen zu können. Aber ein Allerweltsgeschenk, mit dem man garantiert nicht aneckte, das aber auch keine Seele besaß, wollte er ihr auch nicht machen.
Seine Hand betätigte entschlossen den Türklopfer, woraufhin der Pfau im Garten ein schauerliches Heulen von sich gab, das wie eine Mischung aus Käuzchen und Taube klang. Sabaco starrte die Tür an, lauschte auf das Betätigen einer Türklinke, auf Stimmen oder Schritte, während sein Herz ungewohnt stark schlug.
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"Dann bedanke ich mich für das schöne Horn. Auerochse? Und der germanische Met ist bekanntlich der beste." Natürlich gab es Nachahmungen, doch Sabaco bevorzugte das Original. Da dachte er ganz pragmatisch. Weder war er ein Germanenhasser noch hatte er etwas gegen die germanische Kultur. In seiner Einheit waren die meisten Soldaten nicht etwa Römer, sondern Angehörige der freien Stämme. Lediglich bei den Offiziersrängen war das römische Bürgerrecht Pflicht. Er hatte allerdings etwas dagegen, wenn germanische Stämme römische Bürger oder deren Verbündete schlachteten.
In der Zwischenzeit kam eine Schankmaid herein und tischte beiden Gästen eine deftige Pilzsuppe in Holzschalen und mit Holzlöffeln auf, dazu gab es einen Korb ofenwarmes Brot. Sabaco bedankte sich mit einem abwesenden Nicken und schwieg, während er wartete, dass sie die Tür wieder hinter sich schloss. Dann nahm er das Horn entgegen und trank einen großzügigen Schluck.
"Was deine Vorstellungen eines Schwelgens in Reichtum betrifft, muss ich dich allerdings enttäuschen, Adalwolf. Du bist schließlich kein professionell ausgebildeter Spion, wie unsere Prätorianer oder Frumentarii, sondern bietest dich als Spitzel an. Damit wird keiner reich, nichtmal wohlhabend. Und Grund und Boden, wofür unsere Soldaten zwanzig Jahre dienen müssen, wird man dir auch nicht schenken." Er musterte den Mann.
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Na prima, jetzt sollte er aus dem angesabberten Trinkhorn eines Barbaren trinken, während das Sumpffieber immer noch grassierte ... das war ihm der Spion dann doch nicht wert. "Der germanische Brauch, gemeinsam aus einem Horn zu trinken, ist mir nicht unbekannt. Betrachte es darum bitte nicht als Unhöflichkeit, wenn ich ablehne, aber einmal Sumpffieber reicht mir." Er hob den eigenen Becher zum Gruß und trank einen Schluck. Auf irgendeinen Trinkspruch verzichtete er in dieser Angelegenheit. Vertraut waren sie einander ja nicht und noch war nichts entschieden.
Der Wein schmeckte süß und würzig, wie Sabaco es mochte, so dass er den Becher nach dem Schluck ein gutes Stück von sich fort schob. "Schade um Hunulf, allerdings erspart mir sein Tod auch die Mühe, ihn eigenhändig um die Last seines Daseins zu erleichtern. Des Kaisers Beutel ist reich gefüllt, aber sein Richtschwert scharf. Loyalität kann am Ende nur einer Seite gelten. Du, Adalwolf, wirkst gut genährt und wer ein Pferd reitet, kann nicht arm sein. Darum frage ich mich, was deine Beweggründe sind und warum du dich bei mir gemeldet hast."
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Die Ohrfeige blieb aus, dafür erntete er eine zarte Rüge. Er sah ihr an, dass er sie verunsichert hatte, und in der Tat war das nicht höflich gewesen. Bereute er es? So wenig, wie er den Brand der Taberna Silva Nigra bereute, der die Nacht zum Tag gemacht hatte. Die Rüge nahm er dennoch mit einer Reduktion seines Grinsens entgegen, ihr zeigend, dass ihre Worte nicht ungehört an seinen Ohren vorbei rauschten. "Nein, das war nicht erlaubt. Gute Nacht, Matidia."
Er sah ihr nach, in warmen Träumen schwelgend, während sie den Weg zur Tür zurücklegte. Mit jedem zauberhaften Schritt, den sie zurücklegte, festigte sie ohne es zu merken seine Entschlossenheit. Die Sache war klar. Sie wollte mit ihm eine Hochzeitsreise nach Rom unternehmen, das war ein Ja gewesen. Nun musste er nur noch den ihr nahestehendsten männlichen Verwandten überzeugen. In einer Woche würde er herausfinden, wer das war.
Erst, als Matidia die Tür hinter sich schloss, wandte Sabaco sich zum Gehen.
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Sabaco wies auf das Getränk, nachdem der Germane ihm gegenüber saß. "Bedien dich ruhig, es ist Würzwein aus lokaler Produktion. Eine Empfehlung des Wirts. Wenn du Hunger hast, bestell dir was, die Speisen sind gut und dürften deinem Geschmack entsprechen. Der Wirt ist Germane und geizt nicht mit den Portionen. Aber die germanischen Namen ... Ulf, Hunulf, Gerwolf, Adalwolf, Wolf ... das ist nicht leicht zu merken für einen römischen Kopf. Was ist dem richtigen Hunulf denn widerfahren?"
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Der Legio leckerer Laticlavius ... so lautete der Spitzname von Seius Ravilla. Wirklich üble Namen wagte man nicht auszusprechen bei einem Offizier dieses Ranges, doch dazu bestand auch kein Anlass. Insbesondere in Gegenwart von Sabaco sollte man es bleiben lassen, das hatte der Decurio deutlich gemacht. Ravilla hatte in den letzten Monaten bewiesen, dass er seine Aufgabe als senatorischer Tribun ernst nahm und gewissenhaft ausfüllte. Ein paar Jahre der Erfahrung und des Schliffes mehr, insbesondere in Sachen Gefechtskommando, und aus Ravilla hätte nicht nur ein guter, sondern ein hervorragender Stabsoffizier werden können. Sabaco bedauerte, dass er sie bald wieder in Richtung Rom verlassen würde. Männer wie ihn konnte Mogontiacum gut gebrauchen. Doch so war das Leben.
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Das Hinterzimmer profitierte von der Abwärme des Kamins nebenan, besaß jedoch selbst kein offenes Feuer, was Sabaco bedauerte.
Dafür stand hinter der Sitzgruppe ein breites Bett aus Eichenstämmen, einladend duftend mit seiner für den Herbst frisch gestopften Strohmatratze und den langhaarigen Fellen und dicken Wolldecken, die sich darauf stapelten. Das Bett stand dort nicht auf Sabacos Geheiß, sondern weil es zur Ausstattung dieses Hinterzimmers gehörte, doch weil Adalwolf das nicht ahnen konnte, war Sabaco sehr auf dessen Reaktion in Anbetracht des provokativen Möbelstücks gespannt. Wahrscheinlich würde der Germane so tun, als wäre es gar nicht da, vielleicht würde er aber auch fragen, ob Sabaco ihm eine Dirne anzubieten gedachte. Womöglich versuchte Adalwolf gar, sich selbst ein bisschen beliebter zu machen, als er es gegenwärtig war. Und am Ende bestand die Chance, dass er völlig anders reagierte.
Wie auch immer die Reaktion ausfallen würde, sie war Teil der Charakterstudie, die Sabaco heute gedanklich anfertigte ...
"Salve, Hunulf", erwiderte er den Gruß, die Hand fest um einen Holzbecher geschlossen. "Ich wünsche dir auch einen guten Abend. Setz dich doch und trink einen Schluck, bevor wir zum Geschäftlichen kommen."
In dem Krug befand sich normaler Wein in einem angemessenen Mischungsverhältnis und auch am Boden des bereitstehenden Bechers befand sich kein Gift oder dergleichen. Allerdings handelte es sich um einen süßen Gewürzwein, der sich schnell trinken ließ und in ausreichender Menge durchaus anheiterte. Für Sabaco, der einen schweren Kampf gegen seine beginnende Alkoholsucht ausfocht, war das wahrscheinlich gefährlicher als für den Gast, doch auch das konnte dieser nicht wissen.