Beiträge von Publius Matinius Sabaco

    "Gymir ist ein zuverlässiger Kamerad", erklärte Sabaco, während er Matidia Zeit ließ, sich mit dem imposanten Hengst bekannt zu machen. "Sonst würde er nicht mein Schlachtross sein, sondern in der Wurst enden", fügte er mit einem Grinsen hinzu. Es verbreiterte sich, bis sich die Narben um seinen Mund spannten, als Matidia ihm sagte, er müsse die Zügel übernehmen. Das würde er, in jeder Hinsicht, so wie es gut und richtig war.


    Nicht ganz zufällig hatte er bei einem Stein auf Matidias Rückkehr gewartet, wie sie an Römerstraßen manchmal bewusst platziert waren, um das Aufsteigen eines Pferdes ohne helfenden Reitknecht zu ermöglichen. Da die Gens Iunia wohlhabend war und manchmal Besuch zu Pferd empfing oder selbst ausritt, war dieser Stein vielleicht nicht zufällig in der Nähe der Porta ihres Wohnhauses platziert. Sabaco hielt Matidia die Hand hin, um ihr beim Aufsteigen zu helfen.


    Gymir war heute nicht mit dem schweren Ledersattel, sondern nur mit einer dicken Wolldecke gesattelt, was wohl schon verriet, dass Sabaco nicht vorhatte, zu Fuß vorweg zu trotten. Nichts geschah zufällig an diesem Abend ... oder an den Tagen zuvor. Alles hatte seine Richtigkeit.

    Das war also der neue Germanicus. Sportlich gebaut und nicht zu jung, aber auch nicht zu alt. Sabaco prägte sich schon mal sein Gesicht ein, der Rest kam später.


    "Schwöre bei deinen Göttern, dass du deinem Kommandanten folgen wirst, wohin er dich auch führen mag. Du wirst jedem Befehl ohne Rückfragen gehorchen. Du verzichtest auf den Schutz des römischen Bürgerrechts und willigst in die Vollmacht deines Kommandanten ein, dich wegen Ungehorsam oder Desertion ohne Prozess hinzurichten. Du gelobst, unter den Feldzeichen die dir zugeteilte Dienstzeit abzuleisten und sie nicht zu verlassen, ehe dein Kommandant dich entlässt. Du wirst Rom treu dienen, und sei es unter Einsatz deines Lebens, und wirst gegenüber Zivilisten und deinen Kameraden im Lager die Gesetze achten.


    Tiro Quintus Germanicus Pilius! Gelobe nun dem Kaiser deine Treue mit folgenden Schwur. Sprich mir nach: IURANT AUTEM MILITES OMNIA SE STRENUE FACTUROS QUAE PRAECEPERIT IMPERATOR CAESAR AUGUSTUS, NUMQUAM DESERTUROS MILITIAM NEC MORTEM RECUSATUROS PRO ROMANA REPUBLICA."


    Sim-Off:

    Es schwören aber die Milites, dass sie alles entschlossen ausführen werden, was der Imperator Caesar Augustus befehlen wird, dass sie niemals den Dienst verlassen werden und den Tod für den römischen Staat nicht scheuen werden.

    Sabaco übte sich in Geduld. Während er wartete, gingen ihm allerlei Gedanken durch den Kopf, mehr oder weniger sinnvoll, und meist beinhalteten sie den herrlichen Anblick, der sich ihm zu so früher Stunde geboten hatte. Sein Plan für heute blieb davon unberührt. Alles musste seine Ordnung haben.


    Als Iunia Matidia zurückkehrte, hielt Sabaco den Zügel seines Grauschimmels in der Hand, ein großes und muskulöses Tier mit schwarzer Stehmähne und gestutztem Schweif, augenscheinlich Sabacos Kriegspferd. Es war ein prächtiges Tier und entstammte augenscheinlich einer guten Zucht, wie man an den stabilen Beinen und dem kräftigen Hals sah. Das war keines der unförmigen, aber dennoch nicht immer schlechten Landpferde. "Gymir", stellte er den ansehnlichen Grauschimmelhengst vor. "Das ist der Name des germanischen Gottes der Meere, und er ist diesem Namen würdig. Bist du schon einmal geritten?"


    Matidia hatte inzwischen ihre Frisur richten lassen und warm angezogen. Auch jetzt sah sie wundervoll aus, aber Sabaco würde vermutlich in den nächsten Tagen nicht ihren Anblick im Nachthemd vergessen können. Er ließ dem Hengst Spielraum mit den Zügeln, damit Iunia Matidia sich mit dem großen Tier bekanntmachen konnte.

    Sabaco führte seine Turma Secunda ohne Hast, während er auf die Rückkehr der Kundschafter wartete. Auch seine Männer blieben ruhig, während lautlos die Schneeflocken auf sie niedersanken. Inzwischen gab es niemanden mehr unter ihnen, der noch unerfahren war. Sie alle kannten die Situation in Germania und wussten ihr zu begegnen. Sabaco leckte sich die kalten Lippen, um die Qualität des Rauches zu schmecken. Es war ein stark qualmendes, in dieser nassen Witterung um sein Leben kämpfendes Feuer, doch es schmeckte zornig, und Sabaco lächelte.

    Die Gespräche verstummten und die Tirones richteten sich in einer Linie aus. Dazu benötigten sie ihre Zeit und die Linie sah furchtbar aus, doch das hier war kein Drill, sondern eine feierliche Zeremonie. Sabaco wartete und gab ihnen die notwendige Zeit. "Ich bin Decurio Publius Matinius Sabaco. Heute werde ich euch den Eid abnehmen, der euch zu Soldaten Roms macht."


    Natürlich wusste Sabaco, wer heute vor ihm stand. Der Rekrutierungsoffizier hatte ihm eine Liste der neuen Tirones zukommen lassen. So kannte Sabaco längst die Namen jedes Einzelnen, auch wenn sie ihn noch nie gesehen hatten. Er begann nicht der Reihe nach, sondern mit einem Namen, der Sabacos Neugier geweckt, aber auch seine Erwartungshaltung ins Exorbitante geschraubt hatte. "Tritt vor, Tiro Quintus Germanicus Pilius."

    Die Bäume waren kahl und düster, und ihre Äste hingen schwer unter der weißen Last. Die Luft war kalt und scharf, und sie atmeten kleine Wolken aus. Sie trugen dicke Mäntel und Pelze über ihren Rüstungen, um sich vor der Kälte zu schützen. Ihre Pferde stampften durch den Schnee, der leise knirschte. Sie waren auf einer Patrouille durch das Land der Germanen, die sich im Winter zurückgezogen hatten, um sich auf den Frühling vorzubereiten.


    Die Reiter waren still und wachsam, denn sie wussten, dass der Winterwald seine eigenen Gefahren barg. Im Schnee hinterließen sie Spuren, deren Alter leicht zu bestimmen und die problemlos zu verfolgen waren. Sie wussten, dass die Kälte ihre Kräfte schwächte, die sie zum Kämpfen brauchten und Sabaco war froh, dass die meisten seiner Männer dem Blute nach Germanen waren, die den Winter und seine Tücken kannten. Der Winterwald war kein Freund der Römer. Er sehnte sich nach der heißen Sonne von Hispania, nach staubtrockenen Wiesen, von der Sonne verbrannt, in denen die Steppengrillen zirpten, und reifen Früchten, die man sich einfach von den Wegrändern pflücken konnte.


    Eine eisige Bö fuhr ihm ins Gesicht. Sie trug den scharfen Geruch von Rauch mit sich. Und Sabaco, der das Feuer liebte als einen alten Freund und dem Vulcanus bereitwillig großzügige Opfer darbrachte, grinste. "Zisimos, Alwin und Fango, vor zur Lageerkundung."

    Im Sacellum lag heilige Stille. Der Rauch, der schwer und langsam aus der Feuerschale stieg, duftete nach Räucherwerk. Die Feldzeichen waren an der Rückwand des Heiligtums aufgestellt und flankierten eine Statue des Kaisers, glänzend im flackernden Feuerschein, denn sie war vor der Zeremonie noch einmal rituell gereinigt worden, so wie auch die Feldzeichen und alles andere, was sich in diesem Raum befand, einschließlich des Raumes selbst. Die Feldzeichen bestanden aus einem Adler - kleiner als der Legionsadler - und einem Kranz, sowie aus den Bannern, die auf Stäben oder Speeren befestigt waren. Sie symbolisierten die Macht und den Ruhm des Imperium Romanum, und die Treue und den Gehorsam der Soldaten. Die Statue des Kaisers war aus Marmor gefertigt und zeigte ihn in einer majestätischen Pose, mit einem Lorbeerkranz auf dem Kopf und einem Zepter in der Hand. Sie repräsentierte die Autorität und den Schutz des Kaisers.


    Nach und nach traten die Rekruten ein, die sich in den letzten Tagen zur Ausbildung angemeldet hatten. Jemand schloss die Tür. Durch Feuerschein und Rauch trag eine muskulöse Erscheinung vor die jungen Männer, angetan in der Ausrüstung eines Decurios mit einem üppigen schwarzen Helmbusch, dessen Ende ihm bis über den breiten Rücken fiel. "In aciem venite! State!"


    Sim-Off:

    *In einer Linie antreten! Strammstehen!

    Sabaco stellte sich vor, wie wunderbar es wäre, jeden Morgen aufzuwachen und Iunia Matidia zu sehen, wie sie jetzt war, mit ihrem ungemachten Haar und dem leichten Nachthemd. Als sie ihn umarmte, hielt er sie fest an sich gedrückt, vergrub die Nase in ihr Haar. Ihr kurzes Schimpfen auf die Kälte quittierte er mit einem Grinsen, das sie nicht sah, aber vielleicht spürte. "Kälte lässt Menschen näher zusammenrutschen", philosophierte er, dann gab er sie frei, damit sie sein Geschenk betrachten konnte.


    Als sie sich das Tuch umlegte und dabei reckte, betrachtete er ihre Brüste, die sich vielversprechend unter dem Stoff wölbten und ihn lockten. Als sie das Tuch schließlich ganz umlegte, sah sie dabei so niedlich aus, dass Sabaco einen Stich in seinem Inneren spürte, den er entsetzt als Verliebtheit identifizierte. Zuneigung, klar! Sympathie - jederzeit. Aber Verliebtheit bedeutete einen gewissen Kontrollverlust, den er besorgt registrierte. Oder vermisste er es nicht einfach, bei einer Frau zu liegen? Das hätte er jederzeit tun können - tat es aber nicht. Er wollte nicht irgendeine, er wollte genau diese.


    "Ich führe dich überallhin, wo du willst", raunte er in einem Anfall von Schnulzigkeit. Die Hitze in seinen Lenden war nicht leicht zu ignorieren, oder jetzt einfach möglichst normal dazustehen, doch er hatte etwas für Iunia Matidia vorbereitet. "Du siehst bezaubernd aus, so wie du jetzt bist", stellte er überglücklich fest. "Aber wir reiten gemeinsam ein Stückchen aus und du würdest frieren." Ein Kamerad, dem er in jeder Hinsicht vertraute, wartete mit Sabacos Pferd außer Sicht- und Hörweite. Für das Liebesglück eines Kameraden schlug man sich auch schon mal die Nacht um die Ohren.

    Die Reiter folgten einem schmalen Pfad, der sich durch die Wildnis schlängelte. Sie sahen keine Spur von Menschen, nur Bäume, nun fast vollständig kahl, und dichtes Gesträuch. Hier und da schimmerte das Grün einer Tanne oder von Gras, das sich von den ersten Nachtfrösten noch nicht unterkriegen ließ. Die Sonne schien durch die Wolken und warf Lichtflecken auf den gefrorenen Boden. Die Luft war frisch und klar, kein Vogel sang.


    Sabaco war stolz auf seine Männer, die ihm treu und loyal folgten. Er wusste, dass sie jederzeit bereit waren, für ihn und für das Reich zu kämpfen. Er hatte sie schon oft in Gefechte und Scharmützeln gegen die Germanen geführt, und sie hatten immer gesiegt. Jedes einzelne Mal. Natürlich gab es Verletzte und manchmal Gefallene, doch der Sieg hatte jedes Mal ihnen gehört. Die Motivation, sich mit den Germanen zu messen, war so hoch, das Sabaco sie manchmal kaum bändigen konnte.


    Er kannte jeden von ihnen beim Namen, und er kümmerte sich um ihr Wohl. Er war nicht nur ihr Decurio, sondern auch einer von ihnen. Er lebte nicht wie die Stabsoffiziere in einem eigenen Haus. Seine Wohnung grenzte direkt an ihre Baracken und er hörte ihre Stimmen durch die Wände, sah ihre Gesichter, wenn er vor die Tür trat oder wenn er nach Hause kam. Er kannte ihre Träume und ihre Sorgen, und er teilte sie mit ihnen.


    Sabaco blickte zurück und sah ihre Gesichter, die Ruhe und Sicherheit ausstrahlten. Sie waren nicht ängstlich oder nervös, obwohl sie wussten, dass sie jederzeit auf einen Feind stoßen konnten. Sie waren entspannt und gelassen, und sie machten gelegentlich Witze auf gegenseitige Kosten, um sich die Zeit zu vertreiben. Sie waren glücklich, denn sie liebten ihr Leben als Soldaten. Sie liebten das Abenteuer, die Herausforderung. Und wenn sie einst das Bürgerrecht erhielten, liebten sie vielleicht auch das Imperium Romanum, das ihnen alles gegeben hatte, was sie brauchten.


    Sabaco wandte seinen Blick wieder nach vorne. Er spürte, wie sein Herz mit Stolz und Freude erfüllt war. Es gab keinen besseren Ort, um zu sein, als hier, mit seinen Männern, auf seiner Patrouille, in diesem Land. Er dachte, dass er nichts mehr wollte, als das zu tun, was er tat. Sein Leben war gut und er war das glücklichste Wesen auf Erden.


    Für heute wollte er vergessen, dass jede Glückssträhne endlich war.

    Die Turma Secunda schloss sich der Turma Prima an, die in gemessenem Tempo den Platz verließ. Vor lauter Zufriedenheit knirschte Sabaco mit den Zähnen, die Energie musste unsichtbar irgendwo hin. Er überlegte, wie er seine Männer belohnen konnte, denn letzten Endes wäre seine Ehrung nicht möglich gewesen ohne eine zuverlässige Truppe. Er rief sich in Erinnerung, welche Gesten seiner Vorgesetzten ihm aus seiner eigenen Zeit in der Legio in guter Erinnerung geblieben war. Recht bald war die Antwort klar. Liebe ging durch den Magen, Kameradschaft auch. Heute würden die Equites der Turma Secunda nicht selbst kochen müssen, und es würde etwas ganz Besonderes geben.

    Sabaco nickte, dann begab er sich zum Wirt. Speis und Trank gingen auf seine Rechnung, das tat ihm nicht weh. Den Rest ließ er sich, wie immer, einpacken. Essen wegzuwerfen, das noch gut war, ging ihm gegen den Strich. Nachdem auch das erledigt war, kehrte er zurück in die Nacht, die ihn ausgespien hatte und nun wieder verschluckte.

    Auch die Turma Secunda nahm am Abschied des altgedienten Decurio teil. Er gehörte zu jenen, die lebend aus dem Dienst ausschieden, doch seine Müdigkeit war nicht zu übersehen. Sabaco war vielleicht zwanzig Jahre jünger und erschauerte innerlich ob des Anblicks. Er fragte sich, ob auch er am Ende seiner Dienstzeit einen solchen Gesichtsausdruck haben würde, oder ob sein inneres Feuer brennen würde bis zum bitteren Ende. Ein metallisches Trommeln hallte über den Platz. Pflichtschuldig schlugen die Equites die Spatha auf die Schilde, als der Ex-Decurio Paullus Atius Scarpus mit ein paar letzten Worten und Ehrungen verabschiedet wurde. So plötzlich wie der Lärm einsetzte war er zu einem angemessenem Zeitpunkt auch wieder vorbei.

    Hinter dem Limes nichts Neues. Die Maßnahmen zeigten ihre Wirkung - vorerst. So weit war Sabaco zufrieden, als sie zurück in Richtung Castra ritten. Allerdings bereitete ihm die Rotation der jungen Magistrate Sorgen. Momentan lief alles wie geschmiert, man sollte den Kurs, den er mitgestaltet hatte, beibehalten. Doch in enervierender Regelmäßigkeit bestand das Risiko, mit der nächsten Amtsperiode irgendeinen Vollpfosten zu erwischen, der sich mit Neuerungen profilieren wollte und bei aller Unerfahrenheit zu viel Macht besaß. Seius Ravilla von der Primigenia war in Ordnung gewesen. Doch wer würde der nächste sein? Zunächst hieß es abwarten und Posca trinken ... Die Turma Secunda kehrte an diesem Tag durchnässt, aber wohlbehalten heim.

    Die Turma Secunda ritt durch den Regen, der von ihren Wollmänteln und Helmen perlte. Die Hufe der Pferde verursachten bei jedem Schritt ein saugendes Geräusch. Still und leer war der Wald. Die Vögel hatten das Land in Richtung Süden verlassen und auch die Germanen hatten sich in die Wärme ihrer Langhäuser zurückgezogen. Die römische Patrouille war allein. Das Nieselwetter und der Schlamm schufen eine Periode des Friedens.

    Eine Sorgenfalte grub sich in Sabacos Stirn. Er hielt den Schamanen für gefährlicher als Dankwart und Konsorten. Catualda war keiner, der offen nach Römerblut schrie, sondern ein Mann der leisen Töne, der die Gemüter der Germanen vergiftete, bis sie glaubten, dass sie selbst es waren, die Krieg und Tod wollten.


    "Dann verbleiben wir so. Du hältst Catualda im Auge und berichtest mir regelmäßig. Mach jedoch nicht den gleichen Fehler wie der unglückselige Hunulf, der meinte Rom erpressen zu können. Arbeite gut und erinnere dich deines Platzes, dann werden wir miteinander auskommen und du wirst hin und wieder einen Obulus erhalten."

    Sabaco grinste, als er Iunia Matidia sah. Wie niedlich sie aussah so frisch aus dem Bett aufgestanden. So gefiel sie ihm fast noch besser, als wenn sie sich hübsch gemacht hatte, denn das war die echte, unmaskierte Matidia. "Eine Woche ist vorüber, auf die Stunde genau. Ich wollte keine Zeit verschwenden."


    Natürlich war ihm klar, dass die Zeit unmöglich war, doch er wollte keine Stunde länger warten als nötig. Diesmal überrumpelte er sie nicht mit einem Kuss, ließ es sich jedoch nicht nehmen, sie glücklich zu umarmen. Die aus den Fugen geratene Welt rückte sich wieder ins Lot. Alles war richtig, alles war gut. Iunia Matidia war hier und Sabaco auch, so wie es sein sollte.


    "Kalt fühlst du dich an ... dann habe ich hoffentlich das Richtige für dich. Ich habe mich beraten lassen. Wenn es ein Griff in die Latrine war, muss leider ein Kopf rollen." Er zwinkerte ihr zu, um anzuzeigen, dass er das nicht ernst meinte, ehe er ihr das weiche große Paket in die Hände drückte.


    Wenn Matidia die schützende Hülle aus einfachem Stoff aufschlug, würde sie darin ein weiches großes Tuch finden, wie man es sich um die Schultern, über den Kopf und den Hals schlingen konnte. Es lag schwer in ihren Händen, die Qualität der gewebten Wolle war augenscheinlich sehr hoch. Das Tuch würde im Winter gute Dienste leisten können, dabei war es ganz weich und kratzte nicht. Das Besondere daran war allerdings die Farbe, denn dieses Tuch war dunkelgrau und schwarz marmoriert, mit flammend orangerot bestickten Rändern, so wie Sabaco es eigens bestellt hatte, noch am gleichen Tag, an dem er sich das erste Mal mit Matidia getroffen hatte. So etwas bekam man nicht von der Stange, es handelte sich um ein Einzelstück und das sah man diesem Tuch an. Der Verkäufer hatte es auf Sabacos Bitte hin außerdem parfumiert, um den säuerlichen Farbgeruch zu übertünchen, wie er für neue Ware üblich war. Dem Tuch entströmte nun ein kraftvoller, aber süßer Duft mit einer kaum wahrnehmbaren Rauchnote und Sabaco fand, genau dieser Geruch passte zu der Frau, für die das Tuch bestimmt war. Falls Iunia Matidia der Geruch misfiel, würde die erste Wäsche sie davon erlösen, aber Sabaco fand ihn wunderbar.


    Nervös wartete er, was sie zu dem eigenwilligen Tuch sagen würde. Dann fiel ihm ein, dass er ihr vielleicht besser angeboten hätte, dazu nach drinnen zu gehen, und das Paket dort zu öffnen. Aber vielleicht lud sie ihn ja selber kurz ein, anstatt dass er sich selbst einladen musste. Er war etwas durcheinander.

    "Wir sind alte Bekannte", stellte Sabaco ernüchtert fest, denn die Beschreibung schuf Gewissheit. Weißblond war hier keine sonderlich häufige Haarfarbe. Das waren zu viele Zufälle auf einem Haufen. War dieser miese Hund nun vom Schwerenöter zum Kriegstreiber avanciert. Kurz erwog Sabaco, Adalwolf ein prächtiges Kopfgeld für Catualda anzubieten, überlegte es sich jedoch anders. "Ich muss nachdenken, wie zu verfahren ist. Welchem Stamm gehörst du an? Kannst du den Burschen im Auge behalten?"