Beiträge von Publius Matinius Sabaco

    Körperliche Ertüchtigung

    Die Grundausbildung der Rekruten verlief bei allen Einheiten gleich. Egal, ob jemand in der Ala diente, in der Legio oder bei den Hilfstruppen, jeder durchlief am Anfang das gleiche Programm. Erst, wenn diese Grundlagen saßen, ging es an die Spezialisierung. Zu Enttäuschung der neuen Tirones begann die Ausbildung bei der Ala daher nicht mit dem Reiten, wie viele erhofft hatten, sondern mit dem Marschieren. Fortan wanderten die Tirones, bis ihnen die Sandalen qualmten, und zwar täglich, bis die Ausdauer jedes Einzelnen dem Standard des römischen Militärs entsprach. Wer das nicht packte, drehte eine Ehrenrunde, so oft, bis er das Pensum schaffte. Allein die Angst, dass dieser verhasste Part der Ausbildung wiederholt werden könnte, war für die meisten ausreichender Ansporn, alles zu geben.


    Marschieren konnten sie auch ganz gut ohne Sabaco - die Aufsicht führte Alwin, ein erfahrener Eques, der gut zu Fuß war und sich wegen seiner umgänglichen Art bei den Tirones einer gewissen Beliebtheit erfreute. Er benannte den Neuen die Etappenziele dieses Trainings und gab Acht, dass nicht gemogelt wurde:


    Ausbildungsziele Marschieren

    1. 20 römische Meilen (30km) in 5 Stunden ohne Ausrüstung - Bei Erfolg, weiter mit 2.
    2. 40 römische Meilen in 12 Stunden ohne Ausrüstung - Bei Erfolg, weiter mit 3.
    3. 20 römische Meilen in 5 Stunden mit voller Ausrüstung - Bei Erfolg, weiter mit 4.
    4. 40 römische Meilen in 12 Stunden mit voller Ausrüstung


    Die meisten waren nach wenigen Wochen atlethisch genug, dieses Pensum zu schaffen. Auch, weil üblicherweise die Waschlappen vom Rekrutierungsoffizier bereits aussortiert worden waren.


    Sim-Off:

    Dieses Ausbildungsziel soll bitte eigenständig erarbeitet werden, indem man hier im Thread circa vier Beiträge postet - mindestens einen Beitrag je Ausbildungsziel.

    Sabaco sah dem Präfekten nach. Der Mann war kein Unsympath gewesen, was man nicht von jedem Stabsoffizier behaupten konnte. Mit ihm würde sich zusammenarbeiten lassen. Wenn Sabaco nur wüsste, was sie da im stillen Kämmerlein ohne ihn besprachen ...


    Er wandte sich ab und während seine Männer sich weiterhin um die Sicherheit der Castra kümmerten, widmete er sich einem dienstlichen Gespräch mit seinem Unteroffizier.

    Sabaco war mit der Reaktion seiner neuen Rekruten zufrieden, was sich daran zeigte, dass er nichts dazu sagte.


    "Movemini.* Ich bin Decurio Publius Matinius Sabaco und ich habe das Kommando über die Turma II. Außerdem übernehme ich eure praktische Ausbildung." Er sah mal dem einen, mal dem anderen in die Augen, während er sprach.


    "Ab sofort wird euer Tagesablauf wie folgt aussehen:


    Aufstehen mit dem Weckruf. Euch bleibt eine halbe Stunde, dann ist Dienstantritt hier auf dem Campus. Hier findet die Tagesbefehlsbesprechung statt, danach folgt der Frühsport. Gelegentlich kann eine spontane Stubenkontrolle stattfinden, ihr solltet also stets auf Ordnung achten, um euch unangenehme Überraschungen zu ersparen. Nach dem Frühsport beginnt die eigentliche Ausbildung. Was genau an welchem Tag stattfindet, obliegt euren Ausbildern.


    Es gibt eine kurze Pause am Vormittag und Mittags eine lange, in der ihr etwas essen könnt. Am frühen Abend ist euer Dienstschluss. Es kommt nur selten vor, dass ihr mal früher Schluss habt, diese Hoffnung muss ich euch nehmen. Wahrscheinlicher ist, dass überzogen werden muss.


    Danach müsst ihr noch eure Ausrüstung nachbereiten und die Einsatzbereitschaft vollständig wieder herstellen. In der Regel habt ihr eine Stunde Freizeit, welche ihr für eure Körperpflege in den Thermen und das Zubereiten der Abendmahlzeit nutzen solltet, dann ertönt meist schon das Signal, das den Beginn der Nachtruhe ankündigt. Ab dato ist vollständige Ruhe und keiner verlässt mehr das Quartier. Dieser strengen Regelung unterliegt ihr während der gesamten Grundausbildung. Ausgang, Nachtausgang oder gar Urlaub gibt es für keinen Tiro.


    Am Ende eurer Grundausbildung werdet ihr Equites sein, Reiter Roms. Es wird hart werden, aber es lohnt sich. Danach werdet ihr euren Einheiten zugewiesen und wer weiß, vielleicht sehen wir uns dann wieder. Ich wünsche euch allen viel Erfolg." Er ließ eine kurze Pause, um diesem Wunsch Gewicht zu verleihen.


    "Habt ihr bis hierhin Fragen? Ansonsten beginnen wir mit der Praxis."



    Sim-Off:

    *Rührt euch.

    Sim-Off:

    Bei den Signaturen ist was durcheinander gekommen ... Ticket liegt vor, das wird bald korrigiert.

    Sabaco blieb, bis auch der letzte Tiro das Fahnenheiligtum verlassen hatte. Dann wandte er sich den Bildnissen selbst zu. Er versank in stille Zwiesprache mit seinen Göttern. Er hatte Weihrauch für sie dabei und ließ die harten Harzkörner nun langsam aus seiner Faust in die Feuerschale rieseln.


    ... gönnt mir diesmal Tirones, die bis zum Ende durchhalten. Entschlossene Männer, hart in Körper und Geist, die nicht fallen und von keinem Fieber dahingerafft werden. Die nicht vor dem ersten Gefecht kneifen oder wegen Untauglichkeit aussortiert werden müssen. Gönnt mir Tirones, aus denen ich Soldaten machen kann.


    All seine privaten Wünsche unterdrückte er mit der gleichen Härte und Brutalität, mit der er auch die manchmal naiven Vorstellungen seiner Tirones zu zertreten pflegte. Er schonte sich selbst nicht, gönnte sich nichts, was er nicht auch ihnen gönnte. Alles, was er fühlte, war ein kurzer, scharfer Schmerz, doch er nahm keine Gesichter an, keine Gestalten und keine Erinnerungen. All seine Fürbitten galten heute nicht ihm, sondern der Ala.


    Sein Mund zuckte, als er in die Flammen starrte. Vulcanus, ich habe dir mehr geopfert, als jeder andere es tut. Ich weiß um deinen Hunger, denn ich spüre ihn auch, und ich werde ihn für dich stillen. Ich verspreche dir weitere Opfer, wenn du mir nur hilfst. Die Barbaren müssen zahlen für jeden Tropfen römisches Blut, den sie vergossen haben. Pflanze das Feuer des Ehrgeizes in die Herzen meiner neuen Rekruten und nähre die wachsende Flamme meiner Turma Secunda. Die Barbaren aber verschlinge und friss dich satt an ihnen. Lass mich das Werkzeug der Rache sein!


    Der letzte Weihrauch fiel auf die knisternden Kohlen. Sabaco blickte auf, grüßte die Banner und die Bildnisse und verließ das Heiligtum.



    Die Tirones waren pünktlich. Dass sie anfangs unordentlich herumstanden und plauderten, war für Sabaco in Ordnung - noch. Langsam wie ein aufziehendes Gewitter bewegte sich Sabaco über den Campus, bis er vor den Tirones stand. Er ließ seinen kalten Blick über sie schweifen und schaute, was nun in Gegenwart eines Offiziers geschehen würde. Nebenbei kontrollierte er auch, in welcher Ausrüstung sie aufgekreuzt waren. Er hoffte für sie, dass es bei allen die Rüstung war und keiner bloß in kuscheliger Wintertunika und Kapuzenmantel vor ihm stand.

    Eine kurze Pause entstand, weil Sabaco mit sich selbst rang. Obwohl er als Decurio diente und diese Aufgabe gut und gern machte, ließ man ihm als Mitglied des Ordo Equester mehr Freiheit als anderen und bezog ihn in die Planungen des Stabes mit ein. Sabaco hoffte, dass dies mit dem Hintergedanken geschah, ihn eines Tages für die Ritterkarriere zu empfehlen. Das hatte allerdings den Nebeneffekt, dass er sofort nervös wurde, wenn der Stab mal etwas ohne ihn zu besprechen hatte, wie heute. Stets fürchtete er, es könnte um die Operation Sommergewitter gehen, und irgendjemand ihm ins Handwerk pfuschen oder an seinem Thron sägen. Doch er konnte sich schlecht selbst einladen.


    Die Narben um seinen Mund, gut sichtbar in den tiefschwarzen Bartstoppeln, spannten sich, als er kurz den Mund anspannte und die Lippen zusammenkniff. Dann aber sagte er nur: "Na, dann rein mit dir und deinen Männern, Praefectus." Der Mann war zwar nicht angemeldet, doch einen Stabsoffizier würde man nicht abweisen. Es konnte dennoch sein, dass Iulius Antonius eine Weile warten musste, bis der Praefectus Alae ihn empfangen konnte.


    Sabaco verzichtete darauf, jemanden mitzuschicken. Da die Militärlager im Grunde alle gleich aufgebaut waren, war die Principia mitsamt des Officiums nicht schwer zu finden. Lucius Iulius Antoninus hatte auch genügend Personal bei sich, das sich um seine Angelegenheiten kümmern würde, und konnte sich selbst im Vorzimmer des Praefectus Alae anmelden.

    Sabaco musterte den Mann, der gerade seinen Eid geleistet hatte. Das Auftreten von Quintus Germanicus Pilius war selbstbewusst und entschlossen, was Sabaco gefiel. Dann rief er den Nächsten auf. Der Reihe nach leisteten alle Rekruten ihren Eid.


    "Ihr seid jetzt Tirones der Ala I Aquila Singularis", verkündete Sabaco. "Die nächsten 12 Wochen werden zeigen ob ihr dem Namen eurer Einheit würdig seid. Nach Abschluss der Grundausbildung werdet ihr in die Gemeinschaft der Equites aufgenommen. Dann seid ihr Reiter Roms, Kämpfer und Hüter, Vorbild für andere. Für die nächsten 25 Jahre wird euer Leben dem Schutz und der Sicherheit Roms gewidmet sein, dem Ruhm des Kaisers, dem Ruhm eurer Einheit. Und eurem eigenen Ruhm. Begebt euch jetzt in die Unterkünfte der Ausbildungsturma, lernt einander kennen. Euer Dienst beginnt, morgen früh auf dem Campus. Abite!"

    Stippvisite eines Offiziers. Eines Soldaten größter Albtraum. Doch Sabaco war nicht für das Armamentarium verantwortlich, so dass eventuelle Sorgen unbegründet waren. Er wartete auf den Gruß des ranghöchsten Anwesenden, und verlangte nach Fango, der eigentlich zu seiner Turma Secunda gehörte und heute hier aushalf.

    "Gymir ist ein zuverlässiger Kamerad", erklärte Sabaco, während er Matidia Zeit ließ, sich mit dem imposanten Hengst bekannt zu machen. "Sonst würde er nicht mein Schlachtross sein, sondern in der Wurst enden", fügte er mit einem Grinsen hinzu. Es verbreiterte sich, bis sich die Narben um seinen Mund spannten, als Matidia ihm sagte, er müsse die Zügel übernehmen. Das würde er, in jeder Hinsicht, so wie es gut und richtig war.


    Nicht ganz zufällig hatte er bei einem Stein auf Matidias Rückkehr gewartet, wie sie an Römerstraßen manchmal bewusst platziert waren, um das Aufsteigen eines Pferdes ohne helfenden Reitknecht zu ermöglichen. Da die Gens Iunia wohlhabend war und manchmal Besuch zu Pferd empfing oder selbst ausritt, war dieser Stein vielleicht nicht zufällig in der Nähe der Porta ihres Wohnhauses platziert. Sabaco hielt Matidia die Hand hin, um ihr beim Aufsteigen zu helfen.


    Gymir war heute nicht mit dem schweren Ledersattel, sondern nur mit einer dicken Wolldecke gesattelt, was wohl schon verriet, dass Sabaco nicht vorhatte, zu Fuß vorweg zu trotten. Nichts geschah zufällig an diesem Abend ... oder an den Tagen zuvor. Alles hatte seine Richtigkeit.

    Das war also der neue Germanicus. Sportlich gebaut und nicht zu jung, aber auch nicht zu alt. Sabaco prägte sich schon mal sein Gesicht ein, der Rest kam später.


    "Schwöre bei deinen Göttern, dass du deinem Kommandanten folgen wirst, wohin er dich auch führen mag. Du wirst jedem Befehl ohne Rückfragen gehorchen. Du verzichtest auf den Schutz des römischen Bürgerrechts und willigst in die Vollmacht deines Kommandanten ein, dich wegen Ungehorsam oder Desertion ohne Prozess hinzurichten. Du gelobst, unter den Feldzeichen die dir zugeteilte Dienstzeit abzuleisten und sie nicht zu verlassen, ehe dein Kommandant dich entlässt. Du wirst Rom treu dienen, und sei es unter Einsatz deines Lebens, und wirst gegenüber Zivilisten und deinen Kameraden im Lager die Gesetze achten.


    Tiro Quintus Germanicus Pilius! Gelobe nun dem Kaiser deine Treue mit folgenden Schwur. Sprich mir nach: IURANT AUTEM MILITES OMNIA SE STRENUE FACTUROS QUAE PRAECEPERIT IMPERATOR CAESAR AUGUSTUS, NUMQUAM DESERTUROS MILITIAM NEC MORTEM RECUSATUROS PRO ROMANA REPUBLICA."


    Sim-Off:

    Es schwören aber die Milites, dass sie alles entschlossen ausführen werden, was der Imperator Caesar Augustus befehlen wird, dass sie niemals den Dienst verlassen werden und den Tod für den römischen Staat nicht scheuen werden.

    Sabaco übte sich in Geduld. Während er wartete, gingen ihm allerlei Gedanken durch den Kopf, mehr oder weniger sinnvoll, und meist beinhalteten sie den herrlichen Anblick, der sich ihm zu so früher Stunde geboten hatte. Sein Plan für heute blieb davon unberührt. Alles musste seine Ordnung haben.


    Als Iunia Matidia zurückkehrte, hielt Sabaco den Zügel seines Grauschimmels in der Hand, ein großes und muskulöses Tier mit schwarzer Stehmähne und gestutztem Schweif, augenscheinlich Sabacos Kriegspferd. Es war ein prächtiges Tier und entstammte augenscheinlich einer guten Zucht, wie man an den stabilen Beinen und dem kräftigen Hals sah. Das war keines der unförmigen, aber dennoch nicht immer schlechten Landpferde. "Gymir", stellte er den ansehnlichen Grauschimmelhengst vor. "Das ist der Name des germanischen Gottes der Meere, und er ist diesem Namen würdig. Bist du schon einmal geritten?"


    Matidia hatte inzwischen ihre Frisur richten lassen und warm angezogen. Auch jetzt sah sie wundervoll aus, aber Sabaco würde vermutlich in den nächsten Tagen nicht ihren Anblick im Nachthemd vergessen können. Er ließ dem Hengst Spielraum mit den Zügeln, damit Iunia Matidia sich mit dem großen Tier bekanntmachen konnte.

    Sabaco führte seine Turma Secunda ohne Hast, während er auf die Rückkehr der Kundschafter wartete. Auch seine Männer blieben ruhig, während lautlos die Schneeflocken auf sie niedersanken. Inzwischen gab es niemanden mehr unter ihnen, der noch unerfahren war. Sie alle kannten die Situation in Germania und wussten ihr zu begegnen. Sabaco leckte sich die kalten Lippen, um die Qualität des Rauches zu schmecken. Es war ein stark qualmendes, in dieser nassen Witterung um sein Leben kämpfendes Feuer, doch es schmeckte zornig, und Sabaco lächelte.

    Die Gespräche verstummten und die Tirones richteten sich in einer Linie aus. Dazu benötigten sie ihre Zeit und die Linie sah furchtbar aus, doch das hier war kein Drill, sondern eine feierliche Zeremonie. Sabaco wartete und gab ihnen die notwendige Zeit. "Ich bin Decurio Publius Matinius Sabaco. Heute werde ich euch den Eid abnehmen, der euch zu Soldaten Roms macht."


    Natürlich wusste Sabaco, wer heute vor ihm stand. Der Rekrutierungsoffizier hatte ihm eine Liste der neuen Tirones zukommen lassen. So kannte Sabaco längst die Namen jedes Einzelnen, auch wenn sie ihn noch nie gesehen hatten. Er begann nicht der Reihe nach, sondern mit einem Namen, der Sabacos Neugier geweckt, aber auch seine Erwartungshaltung ins Exorbitante geschraubt hatte. "Tritt vor, Tiro Quintus Germanicus Pilius."

    Die Bäume waren kahl und düster, und ihre Äste hingen schwer unter der weißen Last. Die Luft war kalt und scharf, und sie atmeten kleine Wolken aus. Sie trugen dicke Mäntel und Pelze über ihren Rüstungen, um sich vor der Kälte zu schützen. Ihre Pferde stampften durch den Schnee, der leise knirschte. Sie waren auf einer Patrouille durch das Land der Germanen, die sich im Winter zurückgezogen hatten, um sich auf den Frühling vorzubereiten.


    Die Reiter waren still und wachsam, denn sie wussten, dass der Winterwald seine eigenen Gefahren barg. Im Schnee hinterließen sie Spuren, deren Alter leicht zu bestimmen und die problemlos zu verfolgen waren. Sie wussten, dass die Kälte ihre Kräfte schwächte, die sie zum Kämpfen brauchten und Sabaco war froh, dass die meisten seiner Männer dem Blute nach Germanen waren, die den Winter und seine Tücken kannten. Der Winterwald war kein Freund der Römer. Er sehnte sich nach der heißen Sonne von Hispania, nach staubtrockenen Wiesen, von der Sonne verbrannt, in denen die Steppengrillen zirpten, und reifen Früchten, die man sich einfach von den Wegrändern pflücken konnte.


    Eine eisige Bö fuhr ihm ins Gesicht. Sie trug den scharfen Geruch von Rauch mit sich. Und Sabaco, der das Feuer liebte als einen alten Freund und dem Vulcanus bereitwillig großzügige Opfer darbrachte, grinste. "Zisimos, Alwin und Fango, vor zur Lageerkundung."

    Im Sacellum lag heilige Stille. Der Rauch, der schwer und langsam aus der Feuerschale stieg, duftete nach Räucherwerk. Die Feldzeichen waren an der Rückwand des Heiligtums aufgestellt und flankierten eine Statue des Kaisers, glänzend im flackernden Feuerschein, denn sie war vor der Zeremonie noch einmal rituell gereinigt worden, so wie auch die Feldzeichen und alles andere, was sich in diesem Raum befand, einschließlich des Raumes selbst. Die Feldzeichen bestanden aus einem Adler - kleiner als der Legionsadler - und einem Kranz, sowie aus den Bannern, die auf Stäben oder Speeren befestigt waren. Sie symbolisierten die Macht und den Ruhm des Imperium Romanum, und die Treue und den Gehorsam der Soldaten. Die Statue des Kaisers war aus Marmor gefertigt und zeigte ihn in einer majestätischen Pose, mit einem Lorbeerkranz auf dem Kopf und einem Zepter in der Hand. Sie repräsentierte die Autorität und den Schutz des Kaisers.


    Nach und nach traten die Rekruten ein, die sich in den letzten Tagen zur Ausbildung angemeldet hatten. Jemand schloss die Tür. Durch Feuerschein und Rauch trag eine muskulöse Erscheinung vor die jungen Männer, angetan in der Ausrüstung eines Decurios mit einem üppigen schwarzen Helmbusch, dessen Ende ihm bis über den breiten Rücken fiel. "In aciem venite! State!"


    Sim-Off:

    *In einer Linie antreten! Strammstehen!

    Sabaco stellte sich vor, wie wunderbar es wäre, jeden Morgen aufzuwachen und Iunia Matidia zu sehen, wie sie jetzt war, mit ihrem ungemachten Haar und dem leichten Nachthemd. Als sie ihn umarmte, hielt er sie fest an sich gedrückt, vergrub die Nase in ihr Haar. Ihr kurzes Schimpfen auf die Kälte quittierte er mit einem Grinsen, das sie nicht sah, aber vielleicht spürte. "Kälte lässt Menschen näher zusammenrutschen", philosophierte er, dann gab er sie frei, damit sie sein Geschenk betrachten konnte.


    Als sie sich das Tuch umlegte und dabei reckte, betrachtete er ihre Brüste, die sich vielversprechend unter dem Stoff wölbten und ihn lockten. Als sie das Tuch schließlich ganz umlegte, sah sie dabei so niedlich aus, dass Sabaco einen Stich in seinem Inneren spürte, den er entsetzt als Verliebtheit identifizierte. Zuneigung, klar! Sympathie - jederzeit. Aber Verliebtheit bedeutete einen gewissen Kontrollverlust, den er besorgt registrierte. Oder vermisste er es nicht einfach, bei einer Frau zu liegen? Das hätte er jederzeit tun können - tat es aber nicht. Er wollte nicht irgendeine, er wollte genau diese.


    "Ich führe dich überallhin, wo du willst", raunte er in einem Anfall von Schnulzigkeit. Die Hitze in seinen Lenden war nicht leicht zu ignorieren, oder jetzt einfach möglichst normal dazustehen, doch er hatte etwas für Iunia Matidia vorbereitet. "Du siehst bezaubernd aus, so wie du jetzt bist", stellte er überglücklich fest. "Aber wir reiten gemeinsam ein Stückchen aus und du würdest frieren." Ein Kamerad, dem er in jeder Hinsicht vertraute, wartete mit Sabacos Pferd außer Sicht- und Hörweite. Für das Liebesglück eines Kameraden schlug man sich auch schon mal die Nacht um die Ohren.

    Die Reiter folgten einem schmalen Pfad, der sich durch die Wildnis schlängelte. Sie sahen keine Spur von Menschen, nur Bäume, nun fast vollständig kahl, und dichtes Gesträuch. Hier und da schimmerte das Grün einer Tanne oder von Gras, das sich von den ersten Nachtfrösten noch nicht unterkriegen ließ. Die Sonne schien durch die Wolken und warf Lichtflecken auf den gefrorenen Boden. Die Luft war frisch und klar, kein Vogel sang.


    Sabaco war stolz auf seine Männer, die ihm treu und loyal folgten. Er wusste, dass sie jederzeit bereit waren, für ihn und für das Reich zu kämpfen. Er hatte sie schon oft in Gefechte und Scharmützeln gegen die Germanen geführt, und sie hatten immer gesiegt. Jedes einzelne Mal. Natürlich gab es Verletzte und manchmal Gefallene, doch der Sieg hatte jedes Mal ihnen gehört. Die Motivation, sich mit den Germanen zu messen, war so hoch, das Sabaco sie manchmal kaum bändigen konnte.


    Er kannte jeden von ihnen beim Namen, und er kümmerte sich um ihr Wohl. Er war nicht nur ihr Decurio, sondern auch einer von ihnen. Er lebte nicht wie die Stabsoffiziere in einem eigenen Haus. Seine Wohnung grenzte direkt an ihre Baracken und er hörte ihre Stimmen durch die Wände, sah ihre Gesichter, wenn er vor die Tür trat oder wenn er nach Hause kam. Er kannte ihre Träume und ihre Sorgen, und er teilte sie mit ihnen.


    Sabaco blickte zurück und sah ihre Gesichter, die Ruhe und Sicherheit ausstrahlten. Sie waren nicht ängstlich oder nervös, obwohl sie wussten, dass sie jederzeit auf einen Feind stoßen konnten. Sie waren entspannt und gelassen, und sie machten gelegentlich Witze auf gegenseitige Kosten, um sich die Zeit zu vertreiben. Sie waren glücklich, denn sie liebten ihr Leben als Soldaten. Sie liebten das Abenteuer, die Herausforderung. Und wenn sie einst das Bürgerrecht erhielten, liebten sie vielleicht auch das Imperium Romanum, das ihnen alles gegeben hatte, was sie brauchten.


    Sabaco wandte seinen Blick wieder nach vorne. Er spürte, wie sein Herz mit Stolz und Freude erfüllt war. Es gab keinen besseren Ort, um zu sein, als hier, mit seinen Männern, auf seiner Patrouille, in diesem Land. Er dachte, dass er nichts mehr wollte, als das zu tun, was er tat. Sein Leben war gut und er war das glücklichste Wesen auf Erden.


    Für heute wollte er vergessen, dass jede Glückssträhne endlich war.

    Die Turma Secunda schloss sich der Turma Prima an, die in gemessenem Tempo den Platz verließ. Vor lauter Zufriedenheit knirschte Sabaco mit den Zähnen, die Energie musste unsichtbar irgendwo hin. Er überlegte, wie er seine Männer belohnen konnte, denn letzten Endes wäre seine Ehrung nicht möglich gewesen ohne eine zuverlässige Truppe. Er rief sich in Erinnerung, welche Gesten seiner Vorgesetzten ihm aus seiner eigenen Zeit in der Legio in guter Erinnerung geblieben war. Recht bald war die Antwort klar. Liebe ging durch den Magen, Kameradschaft auch. Heute würden die Equites der Turma Secunda nicht selbst kochen müssen, und es würde etwas ganz Besonderes geben.