Beiträge von Publius Matinius Sabaco

    <<< RE: Porta Praetoria - Einjeder der Einlass in das Castrorum wünscht muss sich hier melden!


    Sabaco klopfte. Hoffentlich war das jetzt die richtige Tür. Pferd und Gepäck warteten draußen. Ihn umfing immer noch der würzige Duft von Rauch, doch das war nichts Ungewöhnliches. Schließlich hatte jedes Contubernium einen eigenen Ofen und Feuerschalen. Vermutlich waren die verdammten Vigiles oder vergleichbares Pack schon dabei, sein schönes Feuer zu löschen. Wenn er sich zurückerinnerte an das tosende Inferno, ging es ihm noch ein ganzes Stück besser. Die gute Laune würde erfahrungsgemäß einige Tage bis Wochen anhalten, ehe er wieder merkte, dass ihm etwas fehlte, dem er noch keinen Namen hatte geben können, dessen Lücke aber das Feuer hervorragend auszufüllen vermochte.

    ... ja, sie war. Sabaco ließ den Mann in Ruhe gaffen, während er das Schreiben hervorkramte. Sollte er nur. Schauen und schauen lassen, so hielt er es.


    "Publius Matinius Sabaco. Ich habe einen Versetzungsbefehl." Die würden sich freuen.



    IN NOMINE IMPERII ROMANI

    ET IMPERATORIS CAESARIS AUGUSTI



    VERSETZE ICH DEN:



    Eques der Legionsreiterei

    Publius Matinius Sabaco



    Legio XV Apollinaris

    PROVINCIA Cappadocia



    MIT SOFORTIGER WIRKUNG ALS


    SUBOPTIO NAVALORUM

    ZUR CLASSIS GERMANICA

    NACH GERMANIA SUPERIOR.


    DER SUBOPTIO NAVALORUM HAT SICH DORT IN ANGEMESSENER ZEIT; SPAETESTENS

    KAL FEB DCCCLXXI A.U.C. (01.02.2021/118 n. Chr.)

    ZUM DIENST ZU MELDEN


    Dieser Bescheid gilt als Passierschein bis Germania Superior.


    FUER DEN ROEMISCHEN KAISER


    TRIBUNUS ANGUSTICLAVIUS

    TITUS TUCCIUS TYCHICUS

    legio-xv-tribunus-angusticlavius.png


    << RE: Porta praetoria – Haupttor (Vor dem Betreten des Lagers bitte hier anmelden!)


    Es gab einen Geist, der nie vergaß und nie vergab. Als Sabaco die Taberna Silva Nigra erreichte, lag Dunkelheit über Mogontiacum. Als er zurück in die Dunkelheit wich, gebar das Gebäude sein Flammenkind, das er in sein Inneres gesät hatte mit umsichtiger Hand. Eine kühle, feuchte Gasse wurde sein Beobachtungsposten der Geburt. Nur mühsam konnte er genügend Distanz zwischen sich und das Feuer bringen, um nicht gleich aufzufallen, während der Brand bald brüllend hinauf in den Nachthimmel schlug. Sabaco lehnte gegen die Mauer, den Kopf zur Seite geneigt, Schweiß im Gesicht, die Hand unter der Tunika, das Herz so lichterloh brennend wie das Haus vor ihm. Sie alle würden büßen ... es gab niemanden, der unschuldig war. Als der Dachstuhl in einem Funkenschauer zusammenbrach und die Flammen an den Nachbarhäusern leckten, sank Sabaco stöhnend auf die Knie.


    RE: Porta Praetoria - Einjeder der Einlass in das Castrorum wünscht muss sich hier melden! >>

    "Ich werde meine Zähne putzen. Das kann ich nach der Heilung, ohne dass ich mir vor Schmerzen einen abtanze. Dicax hat nur seinen Job gemacht ... aber einen verdammt guten. Er ist ein fähiger und anständiger Kerl."


    Sabaco wirkte immer noch verträumt, während er sprach, er merkte jedoch auf, als Ocella Sorge verlauten ließ und schüttelte langsam den Kopf.


    "Ich tu nichts Falsches, Ocella. Du weißt als Einziger, dass ich nie ... etwas Falsches getan habe."


    Nun, da er wusste, dass Ocella nicht erneut aus der Welt war, sondern gleich nebenan, fiel ihm der Abschied leichter. Man durfte nicht auseinanderreißen, was zusammengehörte. An Stilo würde Sabaco einen Brief schreiben, aber erst nach der Eingewöhnungszeit, sonst kam nur Gejammer und Gefluche heraus. Er wollte ihm Gutes schreiben können, denn außer Ocella war Stilo vermutlich der einzige Mensch, der Sabaco je gemocht hatte.


    "Sobald ich kann, komme ich dich besuchen. Pass auf dich auf.

    "Nur ein paar Ecken weiter?" Man sah Sabacos zerbeultem Gesicht an, dass es dahinter arbeitete. "Du meinst ... der Hafen hier ... das ist nicht nur irgendein kleiner Nebenhafen, sondern hier ist das alles stationiert? Das ist der Hauptstützpunkt der Classis Germanica?"


    Sabaco hatte sich das Gelände nie angesehen, auch, weil nur Angehörige der dazu gehörgigen Truppe Zutritt hatten, wenn man keinen gewichtigen Grund vorzuweisen hatte. Er war davon ausgegangen, der Stützpunkt der Classis Germanica sei sonst wo und er würde seine Zeit allein auf dem Meer verbringen, weil er sich nie mit der Classis befasst hatte. Nun erhellte sich seine finstere Miene und er brachte sogar ein schmerzhaftes Lächeln zustande. Sein Gebiss sah nach der Bearbeitung durch den Medicus aus wie das eines Haifischs, weil etliche abgesplitterte Ecken weg gefeilt worden waren und hier und da ein ganzer Zahn fehlte. Ein schönes Lächeln hatte Sabaco noch nie besessen, doch jetzt sah es aus wie das Grinsen eines Ungeheuers.


    "Das sind gute Neuigkeiten! Ich dachte, die schicken mich an irgendein Nordseekaff. Ein regelmäßiger Herrenabend ... ja, das machen wir." Nun wieder besserer Dinge drückte er Ocella zum Abschied. Ob sein Bruder das mochte, war ihm egal. "Danke für alles. Ich glaube, du und dieser Dicax, ihr habt mein schäbiges Leben gerettet."


    Viele Menschen würden sich nicht darüber freuen, dass Sabaco weiterhin sein Unwesen trieb und im bald genesenen Zustand künftig besonders effektiv dabei sein konnte, aber hoffentlich würden genügend darunter leiden - vor allem Germanen. Er trat ein paar Schritte zurück, sehr zufrieden dreinblickend und etwas abwesend. Etwas gab es noch zu erledigen, bevor er die Classis aufsuchte ... etwas, das in ihm schwelte, seit er die Taberna Silva Nigra verlassen hatte. Doch das hatte nichts mit Ocella zu tun.

    <<< RE: Ausbildungsturma Ala II Numidia


    Mit vollem Gepäck und seinem alten Pferd am Zügel wartete Sabaco an der Porta auf Ocella. Er hoffte, sein Bruder würde sich zum Abschied kurz sehen lassen, denn Sabaco ging es nicht gut. Er trug die Tunika und die Beinlinge, die sein Bruder ihm geschenkt hatte und beides war gut gepflegt, doch ein schwarzer Bartschatten verdunkelte Mund und Kiefer.

    <<< RE: Valetudinarium - Lazarett


    Sabaco hatte die Schnauze voll. Ihm tat das Maul weh, er hatte abartigen Durst auf Wein und er war geil bis unter die Schädeldecke, aber nichts funktionierte. Mit abgründiger Laune griff er nach dem Schreiben.


    "Versetzung ... zur Classis Germanica? ARSCHLECKEN!"


    Das zusammengeknüllte Schreiben landete sonstwo. Wer sich auf dem Gang befand, durfte Zeuge von Sabacos Wutgebrüll werden. Was sollte er verdammt noch mal bei der Classis?! Da kannte er niemanden! Er hatte doch nach Cappadocia gehen sollen mit Stilo. Wenn man ihn schon bei den Auxiliaren brauchte, warum dann nicht wenigstens bei der Ala, wo Ocella war? Wieso immer er?!


    Die Beförderung hatte er in seiner Wut nicht einmal bemerkt. Es dauerte, ehe Sabaco sich so weit beruhigt hatte, dass er begann, seine Habseligkeiten zu packen. Es war besser, wenn ihm jetzt keiner dumm kam.


    RE: Porta praetoria – Haupttor (Vor dem Betreten des Lagers bitte hier anmelden!) >>>

    Sabaco ließ den Mensch seine Arbeit machen. Er zappelte nicht und benötigte auch keine Fixierung oder Maulsperre für die Nachbehandlung, auch wenn ihm dann und wann mal ein Bein oder Arm zuckte. Als es geschafft war, stand er auf. Mit der Zunge fühlte er nach den gefeilten Zähnen. Viel besser. Dicax verstand sein Handwerk. Aber kein Alkohol ... na prima. Auf Essen konnte er notfalls verzichten, aber kein Wein? Er hatte ja jetzt schon Schmacht ohne Ende. Sabaco bedankte sich und stapfte mit einem so finsteren Gesicht zurück in seine Unterkunft, dass die Soldaten ihm auswichen. Die nächste Zeit war es besser, wenn er die Tür hinter sich zu machte. Er würde vollkommen ungenießbar sein.


    RE: Ausbildungsturma Ala II Numidia >>>

    Zwei waren besser als einer. So war das immer. In dem Fall konnten sie Sabaco, sollte er doch umkippen, leichter aufsammeln. Für einen Eques war er ein ziemlicher Brocken. Doch er schaffte es ohne Zwischenfälle zurück in das Quartier, das sein Bruder ihm organisiert hatte. Die nächste Zeit verbrachte Sabaco mit fiebern, schlafen und leiden. Es war ein gutes, heilendes Fieber, das seinem Körper half, das Übel auszutreiben, was sich in ihm eingenistet hatte. Er aß nichts, wie es ihm gesagt worden war und war vernünftig genug, im Bett zu bleiben. Nur der Durst nach Wein war ziemlich stark, doch noch gelang es ihm, diesen zu unterdrücken. Als er wieder´ins Valetudinarium zur Nachkontrolle kam, war seine Temperatur zwar immer noch erhöht, doch die Wunden hatten aufgehört zu hacken.


    "Ich glaube, das heilt", sagte er unfachmännisch und machte es sich auf dem Behandlungsstuhl bequem.

    Sabaco konnte stehen und grinste etwas mit seinen gelichteten Zahnreihen, doch sein weißes Gesicht glänzte vor Schweiß und er stand unsicher. Eine Operation im Mundraum, wie gut sie auch verlaufen sein mochte, war nicht ohne, mit den vorhandenen Mitteln der Betäubung noch weniger. Er krallte sich einen der Capsarii und zerrte ihn zu sich, um sich mit der Hand an dessen Schulter abzustützen. So würde es gehen, ohne dass man ihn irgendwo aufsammeln musste.


    Er sah Dicax an. "Danke." Seine Stimme war leiser als sonst. "Ich kann gehen. Aber einer muss mich rüberbringen, sonst lande ich im Dreck. Dann müsst ihr mich schleppen."


    Die Frage nach den Fliegen konnte Sabaco beantworten. "Die Scheißviecher versuchen es ... aber noch keine Maden. Danke für deine Hilfe, Mann."


    Sabaco spülte anweisungsgemäß seinen Mund und spürte, dass der Schmerz nachließ. Wann hatte er das letzte Mal schmerzfrei gelebt? Er konnte sich nicht erinnern. Irgendwann vor langer Zeit, bevor die Legio sein Leben wurde. Als man ihn festzurrte, entspannte er sich. Seine Muskeln erschlafften und sein Gesicht nahm einen friedlichen Ausdruck an. Was jetzt geschah, lag nicht länger in seiner Macht. Nun waren es andere, die kämpfen mussten. Er schaute den Medicus vertrauensvoll an, ehe er die Augen schloss, als würde er einschlafen.


    Sabaco erwartete den Schmerz.

    "Ach, die Provinzhauptstadt", sagte Sabaco gedehnt, als er das Gefühl hatte, sprechen zu können, weil der Medicus den Eindruck verarbeiten musste. Der Mann hatte gut reden, er musste das Unheil nur sehen, Sabaco trug es im Maul mit sich herum. Die Abkürzung hatte er jedenfalls noch nicht gehört. Sabaco schaute ihm in die Augen, um herauszufinden, was ihn jetzt erwartete.


    "Und?", hakte er nach. "Ist noch was zu retten?"


    Die Zähne interessierten ihn wenig, aber er würde für Ocella gern erfahren, ob er durchkam oder an dem Scheiß tatsächlich krepieren musste. War er todgeweiht, würde er vorher dies und das noch organisieren wollen. Er sperrte den Rachen wieder auf und ließ den Medicus weiter das Unheil betrachten, das ihn quälte.

    "Ebender. Was ist CCAA?"


    Sabaco ließ sich so genussvoll in den Behandlungsstuhl niedersinken, als würde ihn eine Massage erwarten. Er öffnete seinen Rachen.


    Dem Optio valetudinarii quoll heißer Verwesungsgeruch entgegen. Das Zahnfleisch glühte dunkelrot und war geschwollen, einige der Backenzähne glichen nur noch schwarzen Resten. Warum Sabaco seine Zähne nicht mehr pflegte war nun klar - es bereitete ihm abartige Schmerzen, was das Problem noch verschlimmerte. An den abgesplitterten Kanten war ersichtlich, dass er entweder öfter Schläge auf den Mund erhielt oder jedes Mal aufs Gesicht stürzte, wenn er stolperte. Die Form seiner Nase ließ eher ersteres erahnen. Einige der Bruchkanten waren frisch, wie ihre weißen Flächen verrieten. Sie waren genau so neu wie die Wunde oberhalb seiner Braue, die allerdings keine nennenswerten Probleme machte und gut heilte.

    Einige Tage waren vergangen. Sabaco hatte geschlafen und auf Ocella gewartet, der aber viel zu tun hatte. Das sah er ja auch ein ... aber trotzdem. Bruder blieb eben Bruder und wenn der weg war, war es Mist, besonders ohne Flasche zum Trost. Irgendwann war die Ausrüstung dermaßen gepflegt, dass es nichts mehr zu polieren oder reparieren gab. Der Typ im Armamentarium hatte auch schon komisch geguckt, weil er ständig aus Langeweile zu ihm kam und sich haarklein irgendeine Reparatur erklären ließ. Aber auch das war auf Dauer nicht erfüllend. Er brauchte Ablenkung und zwar möglichst brachial, sonst würde der erstbeste Penner draußen in Mogo dafür büßen. Weil Sabaco die ramponierte Kauleiste genau so zwackte wie der volle Sack, begab er sich auf gut Glück zum Valetudinarium.


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    Servius Matinius Ocella


    Während Ocella alles organisieren ging, zog Sabaco die Tücher vom Mobiliar und schüttelte sie aus dem Fenster aus. Die Möbel darunter wirkten rustikal und gepflegt. Dass er mal in einer Offiziersunterkunft hausen würde, hätte er nicht gedacht. Aber ihm wäre auch ein freies Bett irgendeines Contuberniums recht gewesen. Als Sabaco sich häuslich einrichtete und seinen Krempel überall verteilte, grinste er über beide Ohren.

    Sabaco sah kurz der Patrouille nach. Wenn so ein Trupp nahte, schissen sich die Barbaren zu Recht in die Hosen, wenn sie nicht mal wieder nackt in die Schlacht rannten. Wenngleich Angehöriger der Legio, hatte Sabaco nie Vorbehalte gegenüber den Kameraden von der Ala gehegt, wozu im Wesentlichen der Umstand beitrug, dass Ocella in der Ala diente. Auch Stilo predigte stets den Respekt gegenüber den peregrinen Kameraden.


    "Danke, Bruder. Ich besteige hier nur mein Pferd."


    Sabaco mochte ein Ekelpaket sein, aber hier war er zu Gast in der Einheit seines Bruders und ihm würde er keine Schande bereiten, was auch der Grund war, warum er sich so herausgeputzt hatte. Alles, was Sabaco tat, würde auf Ocella zurückfallen, der ihn als Gast empfangen hatte. Er begleitete seinen Bruder ins Innere des Castellums.


    "Habt ihr auch einen Zahnreißer oder einen Bader oder so was hier, den ich mir mal ausborgen kann? Wegen meiner Kauleiste."


    Der hatte die Schlägerei mit der Schwarzkutte offenbar nicht gutgetan. Während die klaffende Wunde an seiner Stirn schon aufgehört hatte, zu eitern, und sich nun ans Heilen machte, zwackten die Beißer bisweilen ziemlich.

    Sabaco freute sich sehr, als er seinen Bruder sah. Schon allein dafür hatte es sich gelohnt, sich herausschmeißen zu lassen.


    "Die Schankmaid mag mich ein wenig zu sehr, das gierige Luder." Das war hoffnungslos geschönt, aber Ocella würde verstehen. "Der Wirt - ihr Vater oder ihr Mann, das ist bei denen eh eins - ist damit nicht einverstanden. Er hat mich gebeten, zu gehen."


    Die Drecksau, Sabaco würde ihm an seinem letzten Tag in Germania die scheiß Bude anstecken.