Beiträge von Publius Matinius Sabaco

    Enterübung


    <<< RE: Edictiones - Aushang


    Wahrscheinlich hielt ihn eh wieder jemand für einen Holzkopf. Doch Sabaco hatte keine Ahnung, was unter "schiffsüblicher Ausrüstung" zu verstehen war. Vermutlich das volle Programm. Also erschien er in voller Rüstung, trug flauschige Beinlinge und hatte neben Gladius und Dolch auch den Ovalschild der Auxiliareinheiten am Mann. Vermutlich, weil hier auch Peregrini dienten, aber ihn störte der Ovalschild nicht. Und natürlich durfte der Rebstock nicht fehlen, mit dem er die Männer rumschieben konnte, ohne sie antatschen zu müssen und sich dabei den Finger irgendwo im Panzer einzuklemmen. Als Knüppel hatte er den Rebstock bisher nicht einsetzen müssen. Trotz einiger Rindviecher war die Truppe im Großen und Ganzen passabel.


    "MILITES", grölte Sabaco, der das Brüllen schon von der Ausbildung seiner Tirones gewöhnt war. Nun standen die Contubernia eins bis fünf vor ihm - vierzig Mann, wenn sie vollzählig waren. "IN ANCIEM VENITE!"*


    Die sollten ein ordentliches Bild abgeben, wenn ihr Kommandant aufkreuzte und so bereitete Sabaco schon mal alles vor. Als die Reihe angetreten und ausgerichtet war, kontrollierte er Sitz und Vollständigkeit der Ausrüstung, damit sie keinen Ärger auf sich zogen und damit ihr Vorgesetzter schnell zur Sache kommen konnte, sobald er eintraf, und nicht mehr allzu viel zu mäkeln hatte.


    Sim-Off:

    *In Linie antreten.

    Der Gubernator rückte nach. Da sie wieder Bauch an Bauch standen, blieb Sabaco nichts übrig, als nun doch das Kinn zu senken, um zu deeskalieren. Er fühlte sich ertappt, als ob der andere wusste, dass sein früherer Centurio ihn auf dem Kieker gehabt hatte, bereit dazu, dessen Zerstörungswerk fortzusetzen. Was, wenn sein alter Peiniger und der Gubernator sich kannten? Was, wenn der ihn indoktriniert hatte, wie mit Sabaco zu verfahren sei?!


    Dass der Kerl wieder auf Abstand ging, nachdem er ihm was ins Ohr gezischt hatte, konnte Sabaco nicht mehr beruhigen. Bleich und mit gesträubten Nackenhaaren stand er da. "Jawohl, Gubernator", bestätigte er mechanisch. "Danach erstatte ich Bericht."


    Er wollte nur noch weg. Auf seinem Ohr spürte er immer noch den Atem seines Vorgesetzten.

    Stille senkte sich auf die beiden Männer. Man hörte nur die Geräusche in weiterer Ferne, Marschieren, Rufen, Hämmern. Um sie herum aber hatte sich eine Blase der Stille gebildet. Wer in der Nähe stand, hielt inne, um zu sehen, was geschah. Sie standen Brust an Brust und das nicht, weil sie sich so sehr mochten. Die Zeit schien stillzustehen, während sich in Sabaco das schiere Entsetzen ausbreitete. Der Kerl ... den er neulich verdroschen hatte ... war sein Vorgesetzter. Als das in seinem Hirn angekommen war, trat Sabaco einen Schritt zurück und senkte den Blick, aber nicht den Kopf. Seine Haltung blieb aufrecht.


    "Bitte um Verzeihung, Gubernator. Ich hab das nicht gewusst."


    Einen Scherz schloss er aus. Niemand, der bei Verstand war, gab sich als ranghöher aus, als er war.


    "Ausrüstung in der Ausgabestelle kontrollieren. Liste führen. Fehlendes ersetzen lassen", bestätigte Sabaco.


    Das war überhaupt nicht seine Aufgabe, das machten die immunes, die dort zugeteilt waren! Dies musste die Rache der Schwarzkutte für Sabacos Schläge sein und wenn Sabaco in so ansah mit seinem herausfordernden Grinsen, ahnte er, dass es nicht bei dieser einen bleiben würde. Ihn erwarteten bittere Zeiten. Die hatte er schonmal gehabt ... in Scheiß Germania inferior. Nur gab es diesmal keinen Stilo, der seine Kontakte zum Papa spielen ließ, um Sabaco den Arsch zu retten. Diesmal musste er allein da durch.

    Sabacos Nackenhaare sträubten sich, als er diese Stimme direkt hinter sich vernahm. Ihr Besitzer sollte nicht hier sein, er hatte ihm überhaupt nie wieder begegnen sollen! Was machte der hier bei der Classis, wieso war der noch nicht nach Rom zurückgekehrt?! Wie von selbst ballten Sabacos Hände sich zu Fäusten. Die Narbe über seiner linken Braue entsandte eine schmerzhafte Erinnerung an die Schlägerei, als sein Blutdruck alarmiert durch die Decke schoss.


    Ruhig bleiben. Keine Blöße geben, solange sie sich in der Castra befanden. Sabaco war nun Suboptio. Er war diszipliniert und vor allem war er neu hier, weil Ocella ein gutes Wort für ihn eingelegt hatte. Er konnte sich keinen Fehltritt leisten.


    Langsam drehte Sabaco sich um, während der heiße Atem seines Gegners über seinen Hals strich. Ihre Nasen berührten sich fast. Seine Vermutung wurde bestätigt. Die Schwarzkutte aus der abgefackelten Taberna Silva Nigra. Und er blickte verdammt wichtig drein, während er seine Kommentare herunterrasselte.


    "Prätorianer haben keine Befehlsgewalt über die Classis. Zisch ab, Schwarzkutte", knurrte er und sah ihm unverwandt in die Augen.

    Nicht allein sein zu können hatte auch Vorteile. Da Sabaco es vermied, sich in seiner Unterkunft aufzuhalten, machte er einen engagierten und geschäftigen Eindruck. In seiner Freizeit schlenderte er herum, sah sich alles an und durchkämmte die gesamte Classis systematisch nach brauchbaren Kumpanen, mit denen sich trinken ließ. Das gab ihm auch die Gelegenheit, die Arbeitsabläufe in der Classis von verschiedenen Seiten kennenzulernen, aber auch seine Truppe zu analysieren, denn im nahen Umfeld suchte er naturgemäß am gründlichsten.


    Momentan gab es keine Vorkommnisse, die letzte war das Waffendepot gewesen und seither war es am Rhenus ruhig. Für den frischgebackenen Suboptio waren das hervorragende Voraussetzungen, er konnte seine Leute ohne Druck kennenlernen und sie sich umgekehrt daran gewöhnen, dass er sie fortan herumscheuchte.


    Es waren neben guten Männern und potenziellem Offiziersmaterial ein paar schräge Gestalten darunter, für welche die Classis die letzte Chance darstellte, noch die Kurve zu kriegen. Sabaco würde alles daran setzen, sie durch die Ausbildung zu schleifen, da er einst an einem ganz ähnlichen Punkt gewesen war. Vom kriminellen Landstreicher hatte die Legio ihn zu einem brauchbaren Römer geformt. Was Sabaco an destruktiver Energie besaß, bekam nun nicht mehr Rom, sondern Roms Feinde zu schmecken. Von einigen Ausnahmen abgesehen, die es nicht anders verdienten.

    Sabaco hoffte für die zwei Schnarchnasen, dass sie eine gute Begründung für ihre Unpünktlichkeit hatten. Er wartete, bis sich die Linie halbwegs formiert hatte, was erwartungsgemäß grauenvoll aussah, und kam zur Sache.


    "Movemini.* Ich bin Suboptio Publius Matinius Sabaco", sprach er laut und deutlich. Er blickte langsam von einem Ende der Reihe zum anderen. Jedem Einzelnen sah er irgendwann kurz in die Augen. "Suboptio Matinius genügt."


    Für die Römer war die Anrede mit dem Gensnamen eine Selbstverständlichkeit, den Peregrini jedoch war sie womöglich nicht geläufig.


    "Ich bin euer Ausbilder bei der Classis Germanica. Marini und Nautae gehen zunächst gemeinsam durch die Grundausbildung, so wie ihr später auch gemeinsam an Bord eines Kriegsschiffes für die Sicherheit des Imperiums sorgen werdet. Ich werde euch während der kommenden Monate an eure körperlichen und seelischen Grenzen bringen und euch nicht schonen, denn der Feind tut es auch nicht. Ihr werdet leiden, ihr werdet meinen Namen verfluchen und ihr werdet mich hassen. Wie der Schmied mit dem Hammer aus einem Eisenklumpen in der Feuersbrunst ein tödliches Schwert schlägt, so werde auch ich euch zu einem neuen, besseren Selbst formen. Am Ende werdet ihr sehen, dass es gut war. Am Ende seid ihr nicht mehr der bedeutungslose Haufen von heute, sondern ihr seid Soldaten des Kaisers, der bewaffnete Arm des Imperiums, das Schwert der zivilisierten Welt. Am Ende seid ihr Männer."


    Bei so viel Pathos musste er aufpassen, dass er keinen Ständer bekam. Während er sprach, wartete er darauf, dass die zwei fehlenden Tirones auftauchten.


    Sim-Off:

    * Rührt euch.


    Grundausbildung


    Adalrich

    &

    Lucius Annaeanus Tiro


    Das erste Mal seit Wochen kroch der Balken des Thermometers wieder über den Gefrierpunkt. Da der Boden jedoch kälter war, machte der Schnee keine Anstalten, zu tauen. Einige Stellen auf dem Campus waren vereist, die hatte Sabaco vor dem Beginn der Stunde untersucht und streuen lassen, damit niemand auf die Fresse flog. Nun standen sie da und wussten gar nicht, wie geradezu liebevoll sie betüdelt wurden. Das brauchten sie auch nicht zu wissen. Sabaco schaute sich die Reihe der neuen Tirones an, die auf dem Campus angetreten waren. Seine Tirones, seine ersten. Manch einer fror, doch das würde sich gleich ändern. Er zeigte sein reißzahnstarrrendes Grinsen.


    "TIRONES", brüllte er im schönsten Drill-Bariton. "IN ANCIEM VENITE!"*



    Sim-Off:

    *In Linie antreten!


    Sim-Off:

    Es scheint im Armamentarium noch etwas zu dauern. Damit ihr loslegen könnt, beginnen wir parallel die Grundausbildung. Dies ist der nächste Morgen. Wir gehen davon aus, dass ihr bereits eure Ausrüstung erhalten und euer Contubernium zugewiesen bekommen habt.

    Sabaco fiel es schwer, untätig allein in seiner Wohnung zu bleiben. Zu tun gab es allerdings noch nichts und er kannte auch noch niemanden, den er einladen oder in seiner Stube besuchen konnte, um gemeinsam abzuhängen. Also vergeudete Sabaco seine Zeit damit, herumzuschlendern und systematisch die Gemeinschaft abzuklopfen im Hinblick auf Gesprächswilligkeit und Stimmung. Beim Armamentarium war man hilfsbereit gewesen, jetzt wollte er die Plauderstimmung der Kameraden hier antesten. Zu seiner Verärgerung standen da schon zwei Tirones und warteten auf ihre Ausrüstung.


    Tirones ... in seinem Hirn drehte sich knirschend ein Zahnrad um einen Zahn weiter. Für die war er doch künftig verantwortlich! Sein Plan machte eine Kehrwendung und das Augenmerk richtete sich auf die Küken.


    "Salve", brummelte er unverbindlich, um auf sich aufmerksam zu machen. Nichts an seiner Kleidung ließ seinen Rang erkennen und das war ihm im Moment ganz recht.

    Sabaco hatte keine Angst vor humorlosen Typen. Er fürchtete weder Orcus noch Pluto. Das Einzige, wovor er sich in diesem Leben fürchtete, musste Ocella bewusst sein, doch das spielte keine Rolle für den Alltag bei der Classis. So zuckte er nur mit den Schultern, während er gierig auf die Fleischstreifen schaute, die der Feuerknecht mit dem Tranchiermesser vom Schwein trennte. Wer bei solchen Düften nur Gemüse bestellte, hatte keine Seele.


    "Dass da immer noch Banden rumspuken, trotz dass sie sich blutige Nasen geholt haben, könnte aber auch heißen, dass sie verzweifelt sind. Der Winter ist dieses Jahr selbst für germanische Verhältnisse kalt. Man sollte da mal einen der Köpfe fangen und zum Plaudern bringen. Informationen gegen einen schnellen Tod."


    Das setzte natürlich voraus, dass man keinen abenteuerlustigen Jüngling erwischte, sondern einen alten Wolf, der genau wusste, was er da tat. Das übliche Vorspiel mit dem Fingernägelziehen und den Nadeln würde Sabaco sich jedenfalls sparen. Endlich bekamen sie ihre Portionen hingestellt und Ocella verteilte. Sabaco kostete die Soße nicht mal, er wollte den puren Fleisch- und Rauchgeschmack genießen. Sein Blick beim Probieren ähnelte dem seines Bruders. Vor gustatorischer Verzückung mit den Augen rollend saßen sie am Tisch und dann musste Sabaco erstmal eine Weile essen.

    Sabaco blickte ins Feuer. Die Flammen grüßten ihn mit einem Knacken, als ob irgendetwas platzte und Funken stoben. Wo wäre die Menschheit ohne Feuer, besonders hier im Norden und die Erinnerung an den Großbrand tat ihm gut. Das gebratene Schwein drehte sich langsam mit seinem Spieß und duftete dermaßen lecker, dass Sabaco plante, sich damit bis zum Anschlag vollzustopfen.


    "Keinen Fehler ... ich bin ein wandelnder Fehler, Ocella. Aber ich hab es trotzdem zum Eques geschafft und jetzt zum Subotio navalorum. Ich hab nicht vor, die Treppe in die umgekehrte Richtung zu gehen. Wer meine eigenen Offiziere sind, weiß ich noch nicht, aber ich hab mit einem Caius Terentius Cato gesprochen, ein Optio spei. Der scheint in Ordnung zu sein."


    Vermutlich genoss er es, Sabaco blöd dastehen zu lassen. Letztlich war es Sabaco schnurz, welche Marotten irgendjemand hatte. Er hatte schon mit den abartigsten Menschen gesprochen. Das war manchmal ganz witzig.


    "Macht Spaß da. Die Leute bei der Classis sind hilfsbereit. Der Hammer ist eben meine eigene Bude als Suboptio. Keiner bedient sich an meinen Rationen, kaum dass ich mal auf die Latrine gehe! Das ist unbezahlbar."


    Seine Ausrüstungsgegenstände hatte Sabaco immer markiert, da es auch findige Kameraden gab, die gern mal den Kleinkram vertauschten und dann stritten, bis man ihnen die Fresse polierte, aber solche Probleme würde er künftig nicht mehr haben. Der Preis war eine größere Distanz und das wiederum war nichts, worauf er eigentlich scharf war. Stille und Alleinsein waren der Nährboden jener Manen, die an seinem Verstand rissen. Aber vielleicht fand er dafür in der Riege der Suboptiones irgendwen zum Abgammeln zu Feierabend oder er blieb bis zur Schlafenszeit in der Therme.


    "Ich werde zusehen und lernen. Besonders auf die erste Fahrt mit der Liburne freue ich mich. Bin gespannt, wie der Nauarchus so drauf ist. Den hab ich noch nicht kennengelernt. Und was treibst du so bei der Ala in letzter Zeit?"

    Auch Sabaco gönnte sich einen Blick. Ein Ziehen im Schritt war die Folge. So war es ganz gut, dass die Schankmaid sich eher an Ocella hielt, was Sabaco nicht daran hinderte, ihr auch noch auf das wackelnde Gesäß zu schauen, als sie sich wieder entfernte. Ob Ocella teilte?! Allein wollte Sabaco nicht hier sitzen bleiben.


    "Ich hab ein eigenes Cubiculum bei der Classis", platzte er heraus, als die Ablenkung aus dem Sichtfeld verschwunden war und blickte nun wieder zu seinem Bruder. Darauf war Sabaco stolz. "Mit Blick auf die Schiffe. Ich muss mich nur noch umgewöhnen, jetzt allein zu schlafen." So ließ er Tag und Nacht die Tür offen, damit er die Geräusche der anderen hörte und sie durch den Gang laufen sah. "Sie haben mich als Ausbilder eingeteilt, ich darf Tirones und Marini scheuchen. Und ansonsten diene ich auf dem Flaggschiff. Direkt unterm Nauarchus! Ist das geil oder ist das geil?"


    Er grinste sehr breit.

    Wenn er beim Nauarchus diente, dann würde das die erste Kohorte sein?! Und die Tirones wurden erst nach der Ausbildung auf die Stammeinheiten verteilt und hatten vorher keine Zuteilung, so war es wohl. Aber es wäre ja zu einfach, ihm das zu sagen. Vermutlich machte es dem Mann Spaß, ihn für dumm zu verkaufen. Ein drittes Mal würde er nicht nach dem Flaggschiff fragen. Zumindest nicht diesen Kameraden.


    Er machte einen langen Hals und kratzte seine Bartstoppeln. Tirones scheuchen, das würde lustig werden. Da gab es manchmal so Exemplare ... ja, darauf freute er sich. Und die Marini waren fertig ausgebildet und diszipliniert, die würden keinen Ärger machen. Er musste nur einen Plan für den Drill erstellen ... schriftlich. Hatte er eigentlich einen Scriba? Wohl eher nicht.


    "Sicher habe ich Fragen. Das ist mein erster Tag bei der Classis! Was genau werde ich auf dem Flaggschiff tun? Ich war noch nie auf einem Schiff. Ich will da nicht aufkreuzen wie der letzte Trottel und blöd in der Gegend rumstehen. Was sind meine Aufgaben? Oder kriege ich noch eine Instruktion, wenn es so weit ist?"


    Er war es ja von der Legio gewohnt, dass erwartet wurde, dass man sich alles herleitete und selber irgendwie wusste. Andere konnten das. Nur gehörte das nicht zu Sabacos Stärken. Er war ein Frontschwein und entfaltete im Einsatz sein volles Potenzial. Dafür benötigte er an anderen Stellen besonders genaue Anweisungen, damit er nicht hilflos war.

    Ein zufrieden dreinblickender Sabaco drängelte sich durch die Menge. Er trug die Kleider, die sein Bruder ihm vor einiger Zeit geschenkt hatte und sie waren im tadellosen Zustand. Generell hatte Sabaco sich schick gemacht mit ordentlich gekämmtem Haar, sauber entferntem Bart und gezupften Brauen. Die Wunde an seiner Schläfe hatte keinen Schorf mehr und bildete eine glatte Narbe. So sah er regelrecht gut aus. Sabaco nahm sich nicht vieles zu Herzen - aber die Sorge seines Bruders beim letzten Treffen war ihm nahegegangen. So schick wie für Ocella hatte er sich bei keinem anderen Treffen je gemacht, weder dienstlich noch privat.


    "Abend", grunzte er, tätschelte Ocellas Schulter und ließ sich am Tisch nieder. Dabei grinste er und zeigte sein neues Gebiss, das dank der Behandlung geformt war wie ein Kreis germanischer Menhire, aber dafür säuberlich geputzt glänzte.

    Das war ihm jetzt schon das zweite Mal passiert ... Sabaco vermutete, dass das eine Nachwirkung der Entspannung war, die er erfahren hatte. War er entspannt, wurde er dumm. Trotzdem ein ganz angenehmer Zustand. Irgendwer sollte ihm heute Abend zum Einschlafen die Eier streicheln, dann wäre sein Glück perfekt und er würde Schlafen wie ein Stein. Aber man konnte nicht alles haben.


    "Das Flaggschiff? Wie geil ist das denn. Natürlich bin ich einer der Besten. Sonst wäre ich nicht hier." Sollte der mal was gegen diese Logik sagen. "Welches ist die Nauarchen-Liburne?"


    Er schaute, ob er eine Besonderheit bei den vor Anker liegenden Schiffen erkannte, allerdings waren einige davon gerade unterwegs.


    "Also bin ich ..." Eine Ausbildungsturma gabe es hier naturgemäß nicht, das musste anders heißen. "... bei der Ausbildungskohorte?! Wie nennt man das hier? Die betreue ich, aber gehöre ansonsten zu der vom Nauarchus?"


    Sabaco war durchaus bewusst, dass er sich gerade etwas anstellte, aber noch fataler wäre es, seine Unwissenheit kaschieren zu wollen und dann Mist zu bauen. Im Einsatz konnte das Leben kosten.

    Sabaco drehte sich um und salutierte. Anhand der Ausrüstung und Kleidung erkannte er, dass er einen Centurio vor sich hatte.


    "Salve, Centurio! Ich bin Suboptio Navalorum Matinius Sabaco, heute eingetroffen. Ich suche das Schiff meiner Einheit. Und meine Einheit, weil ich nicht weiß, wo ich morgen hin muss. Kannst du mir weiterhelfen?"


    Womöglich wusste der Kerl, wo ein Suboptio gesucht worden war, oder an wen Sabaco sich jetzt wenden musste. Sonst würde er morgen früh auf dem Campus herumirren wie ein blindes Huhn. Falls der Centurio auch nicht Bescheid wusste, würde Sabaco als Nächstes in der Principia fragen gehen. Er wollte nicht erst morgen früh suchen, sondern heute bereits alles geklärt wissen.

    <<< RE: Cubicullum Suboptio Matinius Sabaco


    Fett. Was für Oschis. Die Schiffe lagen lautlos im Fluss, dessen schwarzbraune Fluten sich am Rumpf brachen. Sabaco schlenderte an der Mole entlang. Der kalte Wind fuhr in sein Haar und trug den feuchten Geruch des Flusses in seine zerbeulte Nase. Er fragte sich, auf welchem Schiff er dienen würde und schaute sich um, ob es jemanden gab, den er das fragen konnte. Er wollte wissen, welches "sein" Schiff war.